Sagitt meint:
Die Caballé hat eine über vierzig-jährige Karriere absolviert, Debut 1962 in Basel. Ob dies ein Vorteil ist, steht dahin, aber von ihr gibt aus den siebziger Jahren einige Aufnahmen, die ich mindestens in bezug auf die Sopranpartie zur Spitzenklasse zählen möchte.
Soweit zart-lyrischer Gesang gefordert ist, steht Caballé ziemlich konkurrenzlos da. Dabei ist sie zugleich durchaus zu kraftvollem Forte fähig,das ist aber nicht ihr " Markenzeichen". Das Pianissimo war ihre Spezialität. Sie ist eine überzeugende Mimi und eine überzeugende Violetta - beides Frauenfiguren, die zerbrechlich sind und zerbrechen.
Wäre Callas nicht so dominant bei der Lucia, würde man die Interpretation der Caballé auch goutieren.
Sie hat ein wunderbares Verdi-Requiem gesungen.
Insgesamt hat sie ein sehr großes Repertoire.
Aber man sollte sich auf die Aufnahme der siebziger Jahre beschränken und sich nicht durch ihre Ausflüge in den Massenkonsum irritieren lassen.
Die Bohème mit Solti ist ebenso gut anzuhören wie die Lucia mit Jesus Lopez-Cobos.
Ich freue mich, dass sie die Werke so kunstvoll interpretieren konnte und ihre Stimme bringt mir die Frauenfiguren sehr nah.