THE FOG im Opernbetrieb - Pleiten, Pech und Pannen

  • Eine Sache kommt mir gerade noch in den Sinn: "Parsifal" in Bonn mit Donald McIntyre als Klingsor. Der ehemalige Leichtathlet warf den Speer mit solcher Wucht nach Parsifal, daß dieser ihn nicht erwischte, die Waffe in den Orchestergraben sauste und von dort ein lautstarkes "AUA!!!!!" zu hören war...
    Eine überaus anfällige Oper ist ja auch die "Salome". Anja Silja erzählt in ihren Memoiren von einer Aufführung in Frankfurt, die wahrhaft denkwürdig gewesen sein muß!

  • Hallo Leute,


    dass Tosca zu früh springt, habe ich in Berlin erlebt, ebenso die Verwunderung des Dirigenten..


    Aus eigener Erfahrung kann ich folgendes berichten:



    in einer Zauberflöten-Aufführung musste ich mich als Papageno zu Boden werfen, wobei die Pfeife, schon defekt, endgültig zu Bruch ging.


    Bei Hänsel und Gretel kam ich zum Schluss mit Schwung auf die Bühne gerannt, so dass ich mich gerade noch abfangen konnte...eine Zuschauerin meinte nach der Vorstellung, dieses sei ein guter Regie-Einfall gewesen...



    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Dieses Thema hier macht immer noch Spaß zu lesen - drum solls noch nicht unten verschwinden - also rasch ein Beitrag:


    Wir hatten ein Wien eine Aida-Inszenierung, wo der Radames im Triumphakt auf einer Art Wagen von äthiopischen Sklaven hereingezogen wurde. Vorne angekommen, wurde eine Stiege herausgeklappt und der Heldenhafte schritt hinab.
    Ich hab damals eine Seidenfahne schwingend im Gefolge der Amneris mitgewirkt und wir haben uns schon bei den Proben über die Konstruktion mit der herausklappbaren "Küchenstiege" amüsiert.
    Eines Tages - der Tenor war soweit ich mich erinnere Pedro Lavirgen - ging die Stiege nicht zum Rausklappen. Statisten und Choristen bemühten sich gemeinsam. Mühsam verbissen sich alle schon das Lachen.
    Radames stand in ca. 1,50 m Höhe - Lavirgen war doch der mit der Beinprothese (?!) und an Springen nicht zu denken - eine hoffnungslose Situation. Die ganze Szene mit dem König sang er von da oben. Ich erinnere mich vor allem an Christa Ludwig, die so lachen mußte, dass sie die ganze Zeit mit dem Rücken zum Publikum stand.
    Schliesslich entschlossen sich einige kräftige Choristen und Statisten doch, ihn irgendwie runterzuschaffen. Amusement und kräftiger Applaus aus dem Publikum war ihnen sicher!

  • Das hat Pedro Lavirgen sicher nicht gerne gehabt, dass man über seine Beinverletzung lachte. Sie war ein Relikt aus dem spanischen Bürgerkrieg, und er trug sie mit Stolz.

  • Zitat

    Original von brighella
    Das hat Pedro Lavirgen sicher nicht gerne gehabt, dass man über seine Beinverletzung lachte. Sie war ein Relikt aus dem spanischen Bürgerkrieg, und er trug sie mit Stolz.


    Nun gelacht wurde einfach über die Situation, dass Radames da oben stand und nicht runter konnte, woran wohl eher der Konstrukteur der "Küchenstiege" schuld war. Blöd natürlich dass es ihn traf - aber wenn da z.B. einer - so ein kräftig gebauter - wie... na z.B. damals .. Carlo Cosutta .. von da droben runtergesprungen wär, wär das mindestens so lustig gewesen.


    Das mit den Bürgerkrieg wußte ich nicht. Heute wären wir froh wenn wir Tenöre wie Lavirgen oder Cosutta hätten, die ja zu der Zeit eher B-Besetzung waren.

  • Ich hab' wieder was.


    Salome in Köln: In der Thalbachschen Neuinszenierung spielt's in einer Großküche - auch wenn's nichts für die Augen bot und im plumpen Küchennaturalismus unfreiwillig komisch, war die Personenführung gut (Ich geb's ja zu). Nun denn, zu einer Großküche gehört natürlich auch ein trockeneisdampfender Kühlraum mit Schweinehälften :-/ Lecker - besonders, wenn man da den erschossenen Wachsoldaten reinbugsieren muss. Leider mit zu viel Schwung, so dass ein halbes Schwein den Abgang machte und auf den armen Narraboth plumpste.


    Bei dieser Gelegnheit erzählten mir meine Eltern von einer privaten Panne bei der alten Salome-Inszenierung: Meine Mutter war schwanger und hat sich beim Auftritt des grausamst geschminkten Jochanaan schon arg geekelt, bei der Kussszene mit dem abgschlagenen Haupt, hat sie aber dann fluchtartig den Zuschauerraum verlassen müssen und sich übergeben.


    LG,


    Knuspi


  • Da sieht man, daß sich seit 1905 nichts geändert hat ; schon bei der Uraufführung wurde schwangeren Frauen abgeraten, sich das Stück anzuschauen. Unraufführungssängerin Marie Wittich, Gattin eines hochlöblichen Stadtrats, schimpfte bei den Proben immer "Ich bin eine anständige Frau, so etwas mache ich nicht!" Und das Erlebnis Narraboths erinnert mich an die alte Geschichte des Tenors, der bei seinen Kolleghen sehr unbeliebt war. Eines Abends freute er sich, daß er schon beizeiten Feierabend hatte, weil es zuhause sein Leibgericht gab. Daraufhin ging Herodes zu den Soldaten und sagte zu ihnen: "Wißt ihr was? Laßt ihn liegen!" Als nun der Befehl ertönte "Fort mit ihm", schleppten sie ihr Opfer nicht etwa von der Bühne, sondern ganz nach vorne an die Rampe, wo er liegenbleiben mußte bis zum bitteren Ende. Sein Leibgericht war längst verkocht...

  • :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:
    Und da sage nochmal jemand alte Inszenierungen seien so verstaubt, dass sie einen kalt ließen. Nee, ich bleib' bei meinen alt hergebrachten Regieanweisungen und der überlieferten Bildersprache.


    LG,
    Knuspi

  • Leo Slezak schildert in seinen köstlichen autobiografischen Werken, die mich auch bei der x-ten Lektüre immer noch zum Lachen bringen, ja etliche solcher Streiche wie den von Armin geschilderten. Das waren noch (gemütliche) Zeiten, wo man Muße für Scherze fand.
    Ein kleines Hoppala passierte unlängst gottlob nur bei der GP zu unserer "Manon", als der berühmte "petite table" beim Clinch Des Grieux - Lescaut ein Bein verlor und sich in der Folge alle nicht unmittelbar Beteiligten immer wieder verzweifelt bemühten, den Tisch irgendwie auszubalancieren, schließlich spielte er ja noch eine gewichtige Rolle bei der Arie der Manon. "Nur ja nicht ankommen!" lautete dann die Devise ganz offenbar. :D
    lg Severina :hello:

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  • Meine Mutter hat im Opernchor gesungen und ich hab ja in Jugendtagen eifrig statiert. Da sind mir somanche Bühnenscherze in Erinnerung.


    Vor allem die Herren des Staatsopernchores waren immer begnadete Textdichter. Leider kann ich nicht mehr wiedergeben, was im Lohnengrin da so gesungen wurde - aber es war köstlich. (In der Wieland-Wagner-Inszenierung hatten wir ja ganz ruhig zu stehen, was mit den Textstellen im Ohr schwer war).


    Eine berühmte und prägnante Umtextung ist der Anfang von Otello. Statt "una vela" wird in Wien "s'kummt a Wetta" gesungen. Auf alten Aufnahmen kann man das deutlich hören.


    Im Freischütz haben die bösen Chorbuben einmal eine ganze Reihe von Damen hinten an den Dirndlschürzen zusammengebunden, sodass sich die besten dann nur in Formation bewegen .... und alle anderen kaum mehr singen konnten.

  • Hallo,


    sehr lustig, was man so alles erlebt...
    Ich habe auch zwei/drei sachen beizusteuern:


    1) Bei der diesjährigen Premiere von "Les Troyens" in Gelsenkirchen ging
    so einiges Schief: z.B.: In einer Szene wird der Leichnam Lakoons mit einer Bahre auf die Bühne gebracht und umjammert. Enée zieht das Leichentuch mit schmiss herunter, und schwupps - fliegt die ganze Styropor-Leiche federnd mit von der Bahre. Nach einigen weiteren Zeilen des Gesanges kommen die Bahrenträger wieder, um die Bahre wieder abzuholen...kurz bevor sie wie geprobt die Bahre aufnehmen, fällt den vorderen beiden auf, dass die Pappleiche danebenliegt...dfast wie zur Show gehörend pilgern sie Ttrauermarschartig zu der "Leiche", legen diese an Ort und Stelle und Ziehen ab. In einer Weiteren Szene (im zweiten Teil der Troyaner) steht der Chor im Palast der Dido vor Reisigen Fenster, aus denen mal einen Blick auf das Meer/die Wüste (??) hat. An einem bestimmten Augenblick sollten grosse Jalousinen herunergefahren werden, um den Raum zu verdunkeln...Dies geschah jedoch zu früh...Mitglieder der Chores drehten sich verdutzt um und fühlten sich auch ein wenig von ihrem Platz verdrängt...auf etwa halber höhe, hat die Technik den Fehler registriert und die Rolladen wieder hochziehen lassen...ein lustiger Anblick!!! :D...


    2) Sprechtheater - Im Hamburger Thalia-Theater bei der diesjährigen B-Premiere von "Hexenjagd": John Proctor ist in einem heiklen gespräch mit seiner Frau und Trinkt dabei aus einer Metall-Tasse. Er bekommt einen Wutanfall und soll die Tasse mit voller Wucht gegen die hintere Bühnenwand schleudern, sodass sie wieder abprallt und dann in den Orchestergraben fällt...Er tut dies, aber anstatt in den Graben zu fallen, Springt die Tasse mehrfach auf der Bühne herum, um dann letzten endes, genauin der mitte der Bühne, in herkömmlicher Tassen-Position ca. 1-2cm vor ihrem Absturz stehen bleibt. Hörbares Schmunzeln beim Publikun, dann können sich die beiden Darsteller, das lachen nicht mehr verkneifen. Das Publikum zirht mit und sntspannt mit einem kurzen Zwischenaplaus für das gezeigte Kunsstück... :D...Nach einem "Freut uns!" von John Proctor geht dann mit vorheriger Ernsthafttigkeit weiter...



    Viele Grüsse,


    Raphael

  • Eine Begebenheit, die meine Mutter erlebt hatte:
    La Bohème, letzter Akt. Die übergewichtige schwindsüchtige Mimi wird von ihrem ebenso wohlgenährten Rodolfo auf ihrem Sterbebett zur letzten Umarmung aufgesucht. "Seht nur, sie ist ganz still..." Dann krachendes Getöse und die Bettstatt ist platt wie von der Dampfwalze überrollt. Tränen gabs trotzdem, diesmal vor Lachen. :hahahaha:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo,
    noch eine Geschichte zu Tosca, leider nicht selbst erlebt, nur gelesen.
    Es geschah in der Met, daß kurzfristig Studenten als Statisten engagiert wurden.Ihnen hat man lediglich gesagt, daß sie als Exekutionskommando auf die Bühne marschieren,auf Befehl des Offiziers schiessen und anschließend, genau so, wie die andere Mitwirkende, die Bühne verlassen sollen. Die Jungs folgen dem Rat, gehen auf die Bühne, der Offizier winkt und sie erschissen...Tosca!!! Cavaradossi ist völlig bestürzt und erstmal ratlos, dann aber singt die letzte Arie von Tosca und stürzt sich von der Mauer in die Tiefe. Die Statisten-Neulinge warten noch ein Paar Sekunden und so wie die Regieanweisung lautete, folgten dem Cavaradossi: sie sprangen auch. Es hat selten so eine heitere Ende zur Tosca gegeben...
    Selbst, wenn die Geschichte nicht 100% echt ist, schon die Vorstellung ist recht witzig!
    Euere
    Nina

  • Bei der gestrigen "Italienerin in Algier" hat's immer wieder munter in den orientalischen Palast reingeschneit. Fühlte mich schon an meine geliebten "Königskinder" erinnert, doch die stehen in Köln ja leider schon seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem Spielplan. Das Geriesel kam von der unseligen Krämer-Inszenierung "Hoffmanns Erzählungen", die uns derzeit wieder "beglückt". Wie man sieht, stückübergreifend :D


    Noch was zur Inszenierung: Auch eine Panne, dass Ponelle, die holde Italienerin in einen lilaschwarzen Reifrock gekleidet hat. Keine Farbe für eine emanzipierte, feurige Dame aus dem vorigen Jahrhundert. Und Unterröcke hatte die Gute auch nicht an, geschweige, denn Pluderhosen :D. Na ja, das passte ja dann schon fast wieder. Peinlich auch die Kostüme des Papatachi-Chores: Die waren doch garantiert nicht von der alten Inszenierung aus Wien mitübernommen worden, oder Sevi? Das waren Flickgewänder aus Karnevalsstoffen, u.a. dem Sonderangebot vom Karstadt "Modell Zeitungsjunge", also ein Stoff mit Unmengen von Schlagzeilen und dem weithin prangenden BILD-Logo im Rapport. Peinlich.

  • In punkto Librettoumdichtung war ich zu meiner Zeit im Extrachor In Krefeld - Mönchengladbach auch berüchtigt. Anfang der 80ger Jahre gab es die Meistersinger in der Inszenierung von John Dew. Bei der Festwiesenszene gibt es eine Passage, die heißt: "von Sachs das Lied, das nähm uns doch wunder." Nun in meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich vor dem Wörtchen "Lied" noch ein "G" gesungen. Ich dachte mir, das fällt bei über 100 Sängern auf der Bühne gar nicht auf.


    Aber Pustekuchen, kaum war der letzte Vorhang gefallen, da wurde ich schon zum GMD zitiert, und durfte mir eine Riesenzigarre abholen.


    Da habe ich dann :jubel: :jubel: :jubel:gemacht, und die Sache war vergessen.


    Er ist aber trotz allem in meiner Hochachtung immens gestiegen, dass er aus dem gesanglichen Wust das herausgehört hat.

  • Köstlich? Ich habe bereits Zwerhfellkrämpfe...


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    ...und das am frühen Morgen. Auweia!

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Liebe Taminos,


    hier noch eine Anekdote über Nicolai Gedda, ich habe sie aus dem Netz, deshalb kann ich den Wahrheitsgehalt nicht einschätzen, zum Brüllen komisch fand ich sie trotzdem!


    Einmal sang Gedda in La Traviata in Chicagoer Opernhaus gemeinsam mit der unvergleichlichen Monserrat Caballé, die bekanntlich nicht unbedingt als zierlich bezeichnet werden kann.
    In der Finalszene sollte Gedda als Alfredo in das Boudoir von Violetta kommen, wo ein rührendes Treffen der Liebenden stattfinden sollte. Gedda sollte sich auf die Bettkante setzen und die beiden sollten ein gefühlvolles Duett darbieten. Das Bett war mit einer synthetischen Decke abgedeckt, und Monserrat nahm den ganzen Platz darauf ein. Auf der Bettkante halb hängend, musste Gedda die Partnerin umarmen, aber merkte, dass er langsam die Decke hinunterglitt. Da bekam er echte Panik. Caballé jedoch merkte nichts davon und sang weiter aus vollem Herzen, hustete und schüttelte sich, weil sie eine tödlich Kranke mimte, und stürzte sich anschliessend in Geddas Arme. Gedda war völlig verschwitzt vor der unmenschlichen Anstrengung und hielt sich aus letzter Kraft vor dem Herunterfallen. Das Duett dauerte nur zwei Minuten, aber für den Sänger erschienen sie wie eine halbe Ewigkeit…


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

  • Fliegender Holländer in Wien
    Die spinnenden Damen am Anfang des 2. Aktes erwarten die Rückkehr der auf See weilenden Männer.
    Auf einmal wird an der Tür gerüttelt - die geht leider nicht auf und das Orchester muss abbrechen. Ratlosigkeit....
    Es rumpelt und klopft. Die Tür geht auf - ein Hollaender erscheint, es war Ian.
    Er sprach ein paar lustige Worte und das Spiel konnte fortgesetzt werden.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

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  • Liebe Taminos,


    hier noch zwei alte Anekdoten, diesmal über Iwan Koslowsky.


    Iwan Koslowsky, der möglicherweise brühmteste russische lyrische Tenor der Gegenwart, war nicht nur ein Sänger der Weltklasse, sondern auch ein gut aussehender Mann und physisch fit. Im Finale der "Madama Butterfly" nahm er als Pinkerton seine Partnerin hoch und trug sie über die ganze Bühne. Dieser "Gag" inspirierte viele anderen Opernsänger, es Koslowsky auf der Bühne gleich zu tun. Einmal versuchte es ein anderer Tenor auf der Bühne nachzumachen. Er nahm es sich vor, seine Partnerin, die ziemlich kräftig gebaut war, hochzunehmen und wegzutragen. Als sich die Opernvostellung ihrem Ende näherte, sprangen alle Orchstranten auf, ohne den donnerwetternden Dirigenten zu beachten, um dieses Kraft-Finale besser sehen zu können. Der Sänger stürzte sich auf die erschrockene Partnerin, nahm sie hoch, doch musste sogleich mit dieser übermäßigen Last zu Boden sinken. Dieses Kraftversagen entmutigte ihn aber nicht. Wieder auf den Beinen, versuchte er, seine Partnerin erneut hochzunehmen und musste, vom homerischen Lachen aus dem Publikum begleitet, wieder eine Niederlage hinnehmen...


    Einmal war Koslowsky abends über eine dunkle Straße nach Hause gegangen. Ihm begegneten zwei junge Mädchen. Koslowsky war gut gelaunt, er blieb vor den beiden stehen und sang einige Zeilen aus der Arie Lenskys aus "Eugene Onegin" - "Kuda, kuda..." ("Wohin, wohin habt ihr euch entfernt"). Die Mädchen liefen weiter, völlig unbeeindruckt, und eine sagte zur anderen: "So ein Verrückter, er bildet sich wohl ein, Koslowsky zu sein!"


    Alles Liebe,
    Eure
    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()

  • "Hoffmanns Erzählungen" in Köln: Dr. Mirakel, alias Samuel Youn krabbelt aus dem Orchestergraben und hantiert mit dem Medizinköfferchen, das von innen beleuchtet ist (ein illusionstötendes Kabel zum Orchestergraben verrät auch wie :faint:, aber das ist noch das kleinste Übel dieses Regietheaterunsinns). Beim Zuklappen des Köfferchens schleudert er versehentlich ein sich entleerendes Fläschchen ins Parkett und tauft damit eine Besucherin. Die nahm es mit Humor und wurde fleißig mit Taschentüchern aus der Umgebung versorgt.


    Total nett: Beim Schlussapplaus geht er extra noch mal hin zu ihr und entschuldigt sich. Kann doch mal passieren.

  • Kennt jemand noch die Opernparodien von Marjon Lambricks? Gibt es die irgendwo zu kaufen? Da wurden doch auch Unmengen von Pannen aufbereitet.

  • So, ich habe wieder was:


    Im Jahre 1902 als das Kölner Opernhaus eröffnet wurde, da galt die Technik als Sensation. Leider gabe es aber anfangs Schwierigkeiten sie vollends für sich zu nutzen. Und so gab es mehrere Pannen:


    Das Holländerschiff nahm bei der Abfahrt die rechte Felsformation mit und blieb dann stecken, sodass Senta "verlegen die Hände ringend, nichts zum Springen hatte und scheu in der rechten Gasse verschwand". So stand es in einer amüsanten Rezension:-)


    Falstaff wurde in den Wäschekorb gestopft und verschwand dann in der Versenkung, die leider nicht geschlossen wurde, sodass eine der Damen beim Wegschieben des Korbes in die Versenkung fiel, glücklicherweise aber auf dem Falstaffbauch landete.


    Die Rheintöchter hingen an Drähten, die von unten her steuerbar waren. Leider sahen aber die Besucher ab dem 2. Rang die sich abmühenden Bühnenarbeiter und beschwerten sich beim Intendanten über diese Zerstörung der Illusion, sodass eiligst neue und höhere Felsen gemalt wurden.

  • Die Rheintöchter hingen an Drähten, die von unten her steuerbar waren. Leider sahen aber die Besucher ab dem 2. Rang die sich abmühenden Bühnenarbeiter und beschwerten sich beim Intendanten über diese Zerstörung der Illusion, sodass eiligst neue und höhere Felsen gemalt wurden.


    Das ist aber kein technisches Problem sondern einfach eine Unterlassung der Regie. Ähnliche Fälle gibt es auch heute reihenweise zu sehen. Der Regisseur sitzt mit seinem Pult und Gefolge in der 8. Reihe (so ungefähr). Von dort sieht alles wunschgemäß aus. Aber man hat selten das Gefühl, dass sich irgendjemand bei der Einstudierung die Bilder aus allen Positionen im Haus betrachtet. Da kann man Dinge sehen, die man nicht sehen sollte, oder Zuschauer in höheren Rängen können wichtige Details überhaupt nicht mehr wahrnehmen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Gebt mal bei YouTube "Alagna Milano Radames December 2006" ein. Nach der Auftrittsarie "Celeste Aida" wird Alagna ausgebuht und verlässt wütend die Bühne. Amneris singt weiter und sieht sich einem korpulenten Radames-Ersatz im Straßenanzug gegenüber. Ein Klassiker!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • o Gott, o Gott, da fallen mir unzählige Pannen ein. Etwa ein Tierhändler im "Rosenkavalier", dessen auf seiner Schulter sitzender Affe ausgerechnet bei den Worten "Hunderl so klein, und schon zimmerrein" eine plötzliche Durchfallattacke erlitt und der geschockte Erich Kunz von oben bis unten ... unrein war.


    oder eine "Salome"-Probe, in der die Titelsängerin über ein Schild stolperte und mit gespreizten Beinen am Hosenboden unmittelbar vor den Worten "Ich bin bereit, Tetrarch!" landete, wonach ihr der Regisseur lachend zurief: "Aber dein Stinkerl mußt nicht unbedingt ins Publikum halten!"


    oder ein "Chénier", wo in der Tribunalszene Bastianini in seiner Arie "Nemico della Patria"so vehement auf den Schreibtisch zuschlug, dass sich das Tintenfass mit einem sehenswerten Hopser selbständig machte und in die entgegengesetzte Bühnenecke kollerte, worauf sich Ettore vom Schreibtisch erhob und gemächlich - so, als wäre nichts passiert - dorthin trottete und dem Tintenfass mit dem Fuß einen Schubser verpasste, so dass es unter dem Schreibtisch zu liegen kam. Daraufhin schlenderte er gemächlich - noch immer in der Arie - zum Schreibtisch zurück, ergriff gekonnt das Tintenfass, stellte es wieder auf seinen ursprünglichen Platz und konnte jetzt bequem sein Protokoll und auch die Arie abschließen. Beifall und Gelächter hielten sich in etwa die Waage.


    oder wiederum "Salome", in der Fritz Uhl indisponiert und mit Medikamenten vollgestopft den Herodes singen mußte, plötzlich aber die Besinnung verlor und zu Boden ging. Ruth Hesse, die Herodias, eilte zu ihm, griff mit beiden Armen unter Uhls Achseln und wollte ihn hochheben, was aber nur bis etwa der Hälfte seiner Körpergröße gelang. Dann mußte die Ruth entkräftet das Mannsbild fallen lassen, das krachend auf dem Bühnenboden aufschlug. Die nun folgende Herodes-Szene "Man töte dieses Weib!" hörte man aus dem Off vom Narraboth Waldemar Kmentt. Dies war wohl das erste und letzte Mal, dass Kmentt den Herodes, wenn auch nur einen einzigen Satz, gesungen haben dürfte.


    oder eine "Bohème" mit Caballé und Pavarotti, wo beide pflichtschuldigst auf dem Boden herumkrochen, um den Schlüssel Mimis zu suchen. Bedauerlicherweise kamen die beiden nicht mehr hoch, so daß sie diese Szene bis zum erlösenden Aktschluß auf dem Bühnenboden hockend absolvieren mußten.


    oder "Siegfried" mit Jess Thomas, der sein Schwert Nothung statt auf den Amboß auf die Esse einhieb, die sich von diesem Schlag völlig unbeeindruckt zeigte, während der Amboß - welch Wunder! - in zwei Teile zerbrach.


    oder ... da fiele mir noch so manche von der Regie nicht vorgesehene "Einlage" ein.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Während einer Hospitanz an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin habe ich fast jeden probenfreien Abend genutz, um mir Inszenierungen in den verschiedenen großen Opernhäusern Berlins anzuschauen und anzuhören. (Wenn mich nicht alles täuscht, war das im Frühjahr 1998.) Zwei der Pannen, die ich hier erlebt habe, sind mir noch gut im Gedächtnis geblieben:


    Il Trovatore (Deutsche Oper Berlin): Während einer Arie der Leonora sollte hinter ihr ein Vorhang niedergehen, damit wohl ein Umbau erfolgen konnte. Leider ging der Vorhang mitten im Gesang vor ihr nieder... Verhaltenes Gekicher im Publikum - der Vorhang hob sich ein Stück - die Sopranistin trat einen Schritt vor - der Vorhang senkte sich wieder und die Arie begann von vorn. (Loriot hätte seine Freude daran gehabt, zumal die Sängerin, so gut es ging, versuchte, Ihre Würde zu bewahren.) :D


    Ich weiß leider nicht mehr, wer hier gesungen, dirigiert und inszeniert hat. Ich habe nur noch in Erinnerung, daß ich die Inszenierung furchtbar fand und der Regisseur das Stück nicht gemocht haben kann.


    Lohengrin (Staatsoper Unter den Linden): Rainer Goldberg musste für einen erkrankten Kollegen die Titelpartie übernehmen. Das war, was die Darstellung des Lohengrin betraf, nicht schwierig. In Harry Kupfers Inszenierung war der Gralsritter auf einer beweglichen Kanzel postiert, an deren Vorderseite ein Lichtkreuz den betrachter blendete, so daß er nicht deutlich zu erkennen war und auch selbst keinerlei Gänge oder Aktionen durchzuführen hatte, weil er von unsichtbaren Helfern über die Bühne geschoben wurde. Problematisch war allerdings, daß Goldberg bis dato nur die Gralserzählung im Repertoire hatte und sich den Rest im Eiltempo mit Dirigent Daniel Barenboim erarbeiten musste. Er stand nun auf seiner schwarzen Kanzel und hatte eine Partitur oder einen Klavierauszug vor sich und darüber eine waagrecht angebrachte Leselampe. Der Widerschein dieser Lampe führte allerdings dazu, daß die "Blendung" des Lichtkreuzes teilweise aufgehoben wurde und man deutlich einen Herren mit Lesebrille und einem Notenheft vor sich sah. Das wäre an sich ja nicht schlimm gewesen (man wusste ja, dass Goldberg glücklicherweise eingesprungen war, um die Vorstellung zu retten), wenn nicht in der letzten Szene des dritten Aufzugs während oder kurz vor der Gralserzählung die Leselampe ausgefallen wäre. Man hörte von Lohengrin einen erschreckt versungenen Ton - und musste Rainer Goldberg Respekt zollen, wie er sich durch den Schluß des Werkes hindurchsang! :thumbup:

  • Cartmann und Milletre: Ich habe mich weggelacht!!!! Vor allem über die verunglückte Bohème im Sitzen und die stolpernde Salome!!!!


    Eine Frage: In welcher Inszenierung hatte denn Siegfried noch einen Amboss? Ich kenne das nur aus der alten MET-Inszenierung.

  • Das war in der Karajan-Regie, Bühnenbild: Preetorius, die am 23.12.1957 Premiere hatte und bis 1977 auf dem Spielplan stand. Jess Thomas sang in dieser Produktion fünfmal den Siegfried, wobei ihm oben geschildertes Mißgeschick mindestens zweimal widerfuhr. Die Premiere sang Windgassen (17mal), ausserdem Beirer (7mal), sowie Jean Cox, Hermin Esser, Karl-Walter Böhm und Karl-Josef Hering (alle je einmal).
    Quelle: Chronik der Wiener Staatsoper 1945-2005, zusammengestellt von Andreas Láng.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

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