Zyklus der Verzweiflung - Schuberts Winterreise

  • Hallo Gabi,
    das ist ja eine Interessante Meinung über den wahrscheinlich
    bedeutensten Liedersänger, den man auf Tonträgern hören kann. Für den großen Begleiter Gerald Moore, wie viele andere Pianisten ist Fischer- Dieskau der bedeutenste Liedinterpret, der uns auf Tonträgern überliefert ist, der selben Meinung bin ich auch. Was verstest Du denn unter manieriert ?


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Gabi
    Das ist aber mal eine interessante und informative Unterhaltung! Angeregt davon hörte ich mir Winterreisen-Ausschnitte von Bostridge und Pears an, deren Aufnahmen ich noch nicht kannte.


    Während Bostridges frische und schlichte Art des Vortrags sehr wohl Gefallen finden kann, verstehe ich die geäußerte Begeisterung für Pears überhaupt nicht. Er macht sehr komische Sachen mit seiner Stimme, nur vereinzelt schöne Töne, meistens knödelt er. Da kann ich nicht lange zuhören!


    Denjenigen, die FiDis Manierismus und ausdrucksloses Getue beklagen, möchte ich ausdrücklich zustimmen. Meiner Meinung nach hat er dem deutschen Liedgut keinen Gefallen getan. Allerdings kenne ich die hier auch besprochenen frühen Aufnahmen von ihm (noch) nicht. Einstmals hatte er ja durchaus eine schöne Stimme, die ihm aber leider zu früh abhanden gekommen ist.


    Hallo Gabi, ich bekenne einmütige Zustimmung. Nur zu Pears kann ich nichts sagen.


    Ist es nicht schön, wie Bostridge singt? Wie er die Vokale gestaltet, herrlich!




    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Hallo Gabi,
    das ist ja eine Interessante Meinung über den wahrscheinlich
    bedeutensten Liedersänger, den man auf Tonträgern hören kann. Für den großen Begleiter Gerald Moore, wie viele andere Pianisten ist Fischer- Dieskau der bedeutenste Liedinterpret, der uns auf Tonträgern überliefert ist, der selben Meinung bin ich auch. Was verstest Du denn unter manieriert ?


    :hello: Herbert.


    Ja, dieser Frage und auch dieser Einschätzung würde ich mich einhundertprozentig anschließen wollen. Neben dem, was Du unter „maniriert” verstehst, Gabi, fände ich es auch interessant zu erfahren, was genau Du mit „deutsches Liedgut“ meinst und in welchem Verhältnis es für Dich zum Kunstlied steht (und dem Gefallen, den Fischer-Dieskau ihm getan hat oder nicht)?


    Grüße,
    ^_^J.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Hallo Gabi,
    das ist ja eine Interessante Meinung über den wahrscheinlich
    bedeutensten Liedersänger, den man auf Tonträgern hören kann. Für den großen Begleiter Gerald Moore, wie viele andere Pianisten ist Fischer- Dieskau der bedeutenste Liedinterpret, der uns auf Tonträgern überliefert ist, der selben Meinung bin ich auch. Was verstest Du denn unter manieriert ?


    :hello:Herbert.


    Herbert, den Begriff habe ich von einem der FiDi-Kritiker übernommen. Ich meine damit das Getue, das mit Ausdruck und Gesang nun überhaupt nichts zu tun hat. Es soll wohl eher - wie auch schon ein Vorredner bemerkte - gesangliche und stimmliche Mängel verdecken bzw. davon ablenken.


    Sicher ist FiDi auch bedeutend, und zwar insofern, dass er das Lied wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt hat. Ich kenne einige frühere Opernaufnahmen mit ihm und weiß daher, dass er eine sehr schöne Stimme hatte und durchaus ein guter Sänger war. Daher bin ich fast sicher, noch bevor ich sie gehört habe, dass seine frühen Liedaufnahmen viel besser sind als das, was er später produziert hat.


    Bei "Bedeutung" verlasse ich mich doch lieber auf mein Gehör und weniger auf den Ruf. Das sollte man doch im wirklichen Leben auch so halten, oder? ;)

  • Zitat

    Original von gyokusai


    Ja, dieser Frage und auch dieser Einschätzung würde ich mich einhundertprozentig anschließen wollen. Neben dem, was Du unter „maniriert” verstehst, Gabi, fände ich es auch interessant zu erfahren, was genau Du mit „deutsches Liedgut“ meinst und in welchem Verhältnis es für Dich zum Kunstlied steht (und dem Gefallen, den Fischer-Dieskau ihm getan hat oder nicht)?


    Grüße,
    ^_^J.


    Das "deutsche Liedgut" war ein leicht ironischer Begriff. FiDi hat es irgendwie fertig gebracht, sich als DER Liedsänger zu etablieren und ist als solcher bis heute legendär bis hin in die asiatischen Länder. Ich finde, dass sein Vortag wenig mit dem Geist der Romantik zu tun hat und so tut es mir leid, dass z.B. Japaner dies nun womöglich dafür halten. Insofern hat er dem romantischen Lied keinen Gefallen getan - in meiner Meinung. :)

  • Liebe Gabi,
    wessen Vortrag entspricht denn dem romantischen Liedgut?


    Um auf die Winterreise zurück zu kommen. Die oben erwähnte Winterreise mit Hermann Reutter am Klavier, aber auch die Aufnahmen mit Gerald Moore oder Jörg Demus sind meiner Meinung nach an Gestaltung, Wortdeutlichkeit und Musikalität nicht zu übertreffen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Liebe Gabi, ich habe hier ein kleines Problem mit dem Begriff "manieriert" im Hinblick auf die Winterreise und Deine positive Einschätzung von Ian Bostridge. ?(


    Ich kenne persönlich keine manieriertere Winterreise als die , die er zusammen mit Andsnes in Paris gegeben hat.


    Da hatte ich von vorne bis hinten, dass Gefühl, hier singt ein gelangweilter Dandy, der diese Liebes-Leid-Erfahrung mal noch eben in den Rucksack der schon durchlebten Überdruss-Emotionen packen muss, um auch wirklich Alles durch"zappt" zu haben, was das Leben so zu bieten haben könnte.
    Die Stimme ist schön, sein Timbre gefällt mir an sich nciht schlecht, singen kann er sowieso ,aber das war einfach nur furchtbar.


    Die Aufnahme habe ich mir dann erst gar nicht zugelegt.


    Ich bin kein grosser Fan des späten FIDI und finde viele seiner Liedaufnahmen zwar ausserordentlich verdienstvoll aber nicht wirklich ästhetisch schön. Dagegen liebe ih seine Oratorienaufnahmen heiss und innig und auch seinen Papageno etc etc
    Was er einem Bostridge jedoch immer meilenweit voraus hat, ist die menschliche Reife und Durchdringung dieses Zyklus.
    Auch wenn man seine intellektuelle Art zu leiden vielleciht nciht so teilen mag, das ist künstlerisch vollkommen durchreflektiert und ergibt einen ästhetischen Sinn in sich selbst und im Hinblick auf Schubert.


    Pears, Goerne, Hotter und Souzay sind neben dem JUNGEN FidI meine derzeitigen Favoriten.
    Diesen Zyklus kann man doch nciht im Geist von Beau Brummel oder des Esseintes singen!


    Mir taten zwar die Franzosen nicht leid, denn sie kennen Fidi und Souzay so gut wie auch die Japaner, aber mir tat Schubert leid......
    Liebe Grüsse und herzlich willkommen in Tamino-mir sind Kunstleid-Liebhaberinnen besonders wert und teuer :hello:
    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Liebe Gabi, ich habe hier ein kleines Problem mit dem Begriff "maniriert" im Hinblick auf die Winterreise und Deine positive Einschätzung von Ian Bostridge. ?(


    Ich kenne persönlich keine maniriertere Winterreise als die , die er zusammen mit Andnes in Paris gegeben hat.
    ...singt ein gelangweilter Dandy,... das war einfach nur furchtbar.
    Die Aufnahme habe ich mir dann erst gar nicht zugelegt.


    Hallo Fairy Queen, zwar bin ich nicht Gabi, fühle mich aber angesprochen. Außerdem ist Gabi neu hier (?) und das was hier passiert war vorhersehbar, deshalb springe ich hier mal ungefragt mit ein. ;)


    Das persönlich Erlebnis ist nicht anzuzweifeln, keiner von uns war dabei. Dass Dich das vom Kauf der Aufnahme abhält, ist verständlich.


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Was er einem Bostridge jedoch immer meilenweit voraus hat, ist die menschliche Reife und Durchdringung dieses Zyklus.
    Auch wenn man seine intellektuelle Art zu leiden vielleciht nciht so teilen mag, das ist künstlerisch vollkommen durchreflektiert und ergibt einen ästhetischen Sinn in sich selbst und im Hinblick auf Schubert.
    ...


    Die menschliche Reife eines DFD kann ich genauso wenig beurteilen wie die eines Bostridge. Was mir auffällt ist dass die Interpretation eines I.B. mich berührt, mich emotional packt und mitreißt. Ich hatte dieses Stück lange nicht auf meiner Hörliste, auch weil frühere Eindrücke zuhause ausschließlich von DFD kamen - mein Vater ist ein großer Fan und hat zig Aufnahmen aus allen möglichen Epochen.
    Mich persönlich hat DFD nie gereizt, er berührt mich nicht, Bostridge tut dies.
    Und wo Bostridge mir ein Lächeln ins Gesicht singt, wenn es heißt "das Mädchen sprach von Liebe", dann höre man mal darauf, wie er diese und andere Vokale - ich hatte es schon angedeutet - formt und förmlich darin aufgeht. Wunderbar.
    Ja, man hört, dass DFD in seiner Muttersprache singt und I.B. nicht: mal mehr, mal weniger; mit fortschreitender Zeit und von Aufnahme zu Aufnahme immer weniger; es stört mich auch nicht. Aber der Umgang mit Lautformung, Aussprache, Vokalisation und Diktion finde ich bei I.B. bestechend.


    Diesen persönlichen Eindruck (teilen muss das hier bitte niemand! ich will keinen katholisch reden...) konnte ich immerhin an meinen Vater weitergeben, der flugs zwei oder drei DFD Aufnahmen holte und zum Vergleich auflegte.
    Bitte, ich weiß nicht welche, von wann und mit welchem Pianisten, das spielt für mich aber auch keine Rolle. Frappierend war mein Eindruck eines fast kehligen, teilweise "knödligen" Sängers, der insofern selber manieriert klang, als er genau das zu tun schien, was ich gar nicht erwarte und nicht wil:
    Er sang "intellektuell", verkopft und alles andere als gefühlsbetont. Ich sehe bei I.B. nicht den Dandy, ich sehe bei DFD aber den korrekt gescheitelten, biederen, altmodischen Herren, der früher mal toll singen konnte, mich persönlich aber nicht berührt. Und das ist es, worauf es am Ende ankommt.
    Reife, Reflexion, Durchdringung - schön und gut. Ich will leiden, weinen, lachen, hoffen, bangen.


    "Von Herzen, möge es wieder zu Herzen gehen."


    In diesem subjektiven Sinne wünsche ich frohes Weiterstreiten! :D


    Beste Grüße in die Runde
    Accuphan


    - und weiter geht's mit dem zweiten Satz von Bruckner 4/ BPO/ Rattle


    Korrektur: "ie" ;)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ihr Lieben,
    ich bin begeistert, dass ich soviel Feedback mit meiner Meinung auslösen konnte.


    Danke, Accuphan, fürs Einspringen. Du hast mir viel Arbeit abgenommen - danke dafür! Ich stimme total mit dem überein, was Du hier darlegst. Ich könnte das nur so oder so ähnlich wiederholen. :yes: :]

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  • Zitat

    Original von Gabi
    Danke, Accuphan, fürs Einspringen. Du hast mir viel Arbeit abgenommen - danke dafür! Ich stimme total mit dem überein, was Du hier darlegst. Ich könnte das nur so oder so ähnlich wiederholen. :yes: :]


    Hallo Gabi, freut mich, dass meine "Anmaßung" gepasst hat.
    Hätt isch vorher gesehe, dass Du aus Offebach kimmst, isch hätt mir's vielleischt nochema annerst überleescht, gelle! :D


    Grüße nach OF
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Beim Kunstlied ist eine Kernfrage, wird die Interpretation des Textes in den Mittelpunkt gestellt a la Fischer Dieskau oder soll die Stimme dominieren. Natürlich wäre eine perfekte Synthese das Ideal.
    Der große deutsche Bassist Kurt Moll gestaltet seine Wintereise mit Priorität auf dem Gesanglichen und Innbrunst im Vortrag. Eine wirkliche Alternative zu den manierierten Vorträgen mancher hoch gelobten Aufnahmen.
    Ich hatte das Glück seine wahrscheinlich letzte Winterreise im Prizregententheater in München miterleben und darüber berichten zu dürfen. Der imposante Hüne Moll wirkte körperlich angeschlagen, stimmlich jedoch erstaunlich potent. Das Erlebnis war seine Authentizität im Vortrag. Noch nie habe ich zum Beispiel "Geforene Tränen", "Erstarrung", "Einsamkeit", "Der greise Kopf",und vor allen Dingen "Der Leiermann", erschütternder gehört, als in diesem Konzert. Ich gestehe, bei meiner Frau, mir und anderen Besuchern flossen Tränen an diesem ganz besonderen Abend. Jeder spürte hier vollendet sich eine große Künstlerkarriere. Es war der Abschied von einem grandiosen Sänger manifestiert in seiner letzten "Winterreise".
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich muß es nun endlich einmal sagen. Das Wort, worüber hier diskutiert wird schreibt sich, manieriert, oder auch die Manieriertheit, zweimal mit ie.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Ich muß es nun endlich einmal sagen. Das Wort, worüber hier diskutiert wird schreibt sich, manieriert, oder auch die Manieriertheit, zweimal mit ie.
    :hello:Herbert.


    Oh ha! Danke! Sowas sieht man beim Schreiben teils gar niecht... ;)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Ich muß es nun endlich einmal sagen. Das Wort, worüber hier diskutiert wird schreibt sich, manieriert, oder auch die Manieriertheit, zweimal mit ie.


    :hello: Herbert.


    Autsch.


    :stumm:


    ^_^J.

  • Hallo zusammen!


    Mir ergeht es beim Anhören der "Winterreise" in der Interpretation von Fischer-Dieskau ähnlich wie Gabi, die Interpretation lässt mich kalt, da singt jemand von einer Geschichte, die er vielleicht nur vom Hörensagen kennt, oder er kann sie ganz einfach nicht vermitteln, zudem spricht mich sein Stil zu singen überhaupt nicht an, er wirkt auf mich ein wenig antiquiert und übertrieben in der sprachlichen und gesanglichen Diktion, ein wenig unecht und gekünstelt. Ich ziehe für diesen Zyklus Souzay, wenn wir schon bei der Stimmlage bleiben wollen, trotz seiner leichten Sprach-Probleme bei weitem vor, hier leidet einer an diesem Geschehen und weiß es zu vermitteln, auch Quasthoff und Hampson sind für mich Alternativen, die noch vor der Interpretation Fischer-Dieskaus rangieren.

  • Zitat

    Original von Gabi
    Denjenigen, die FiDis Manierismus und ausdrucksloses Getue beklagen, möchte ich ausdrücklich zustimmen. Meiner Meinung nach hat er dem deutschen Liedgut keinen Gefallen getan. Allerdings kenne ich die hier auch besprochenen frühen Aufnahmen von ihm (noch) nicht. Einstmals hatte er ja durchaus eine schöne Stimme, die ihm aber leider zu früh abhanden gekommen ist.


    Hallo Gabi,
    bevor du dich über einen weltweit anerkannten Sänger wie Dietrich Fischer-Dieskau so despektierlich äußerst, empfehle ich dir doch dringend, dich eingehender mit seinen Tonträger - Einspielungen zu befassen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Gabi


    Herbert, den Begriff habe ich von einem der FiDi-Kritiker übernommen. Ich meine damit das Getue, das mit Ausdruck und Gesang nun überhaupt nichts zu tun hat. Es soll wohl eher - wie auch schon ein Vorredner bemerkte - gesangliche und stimmliche Mängel verdecken bzw. davon ablenken.


    Nun, liebe Gabi, unter dem Vorwurf des Manierismus ist wohl etwas anderes zu verstehen. Den hat man FiDi (und Elisabeth Schwarzkopf) schon gemacht, als auch der/die Böwilligste keine Kritik an stimmlichen und erst recht an gesanglichen Mitteln ausmachen konnte. Vielleicht sollte man unterscheiden zwischen dem Geschmacksurteil (was man nicht mag) und einer Kritik am Sänger (was er nicht kann).


    Ich bin nun wahrlich kein Verteidiger von FiDi und habe hier an einer ganzen Anzahl von Einzeleinspielungen konkret genannt, was mir nicht gefiel. Aber solche Verallgemeinerungen finde ich ehrlich gesagt ärgerlich. FiDi war einer der ganz Großen, was immer man im Einzelnen aus den unterschiedlichsten Gründen einzuwenden haben könnte.


    Natürlich hat das, was man unter Manierismus bei FiDi versteht, exakt etwas mit Ausdruck zu tun - von Getue (d.h. zielloses Angehen einer Interpretation) keine Rede!



    Zitat

    Sicher ist FiDi auch bedeutend, und zwar insofern, dass er das Lied wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt hat.


    Wer sich im Kunstlied auskennt, wird sich ein wenig über Deine Äußerung wundern.


    Zitat

    Ich kenne einige frühere Opernaufnahmen mit ihm und weiß daher, dass er eine sehr schöne Stimme hatte und durchaus ein guter Sänger war. Daher bin ich fast sicher, noch bevor ich sie gehört habe, dass seine frühen Liedaufnahmen viel besser sind als das, was er später produziert hat.


    So kann man es schreiben (auch wenn man die Aufnahmen der letzen Phase auch nicht so einfach in die Tonne treten kann - da zeigt sich die Kunst der Kritik auch in der Kunst zu differenzieren.


    Aber selbst wenn man den späten FiDi sehr kritisch sieht (und das tue ich) wird eine Äußerung wie


    Zitat


    Meiner Meinung nach hat er dem deutschen Liedgut keinen Gefallen getan.


    nicht besser. Sie ist schlichtweg falsch.


    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Peter,
    ich, als Wortklauber möchte Dich mal verbessern.
    Als Manierismus bezeichnet man einen Kunststil.
    Die Manieriertheit, ist das, was man als übertrieben, gekünstelt auslegt, was meiner Meinung nach, weder auf Fischer-Dieskau, noch auf
    E. Schwarzkopf zutrifft. Natürlich muß ein Sänger sich seine Opernpartien, oder seine Liederabende zurechtlegen, er muß überlegen, singe ich einen Ton aufgehellt, singe ich einen anderen abgedunkelt, singe ich ein o geschlossen, oder offen,et.c. Wenn das alles manieriert sein soll, dann bin ich ein Verfechter der Manieriertheit.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Lieber Peter,
    ich, als Wortklauber möchte Dich mal verbessern.
    Als Manierismus bezeichnet man einen Kunststil.


    Du hast Recht, richtig wäre das Wort "Manieriertheit" gewesen.


    Zitat

    Die Manieriertheit, ist das, was man als übertrieben, gekünstelt auslegt, was meiner Meinung nach, weder auf Fischer-Dieskau, noch auf
    E. Schwarzkopf zutrifft. Natürlich muß ein Sänger sich seine Opernpartien, oder seine Liederabende zurechtlegen, er muß überlegen, singe ich einen Ton aufgehellt, singe ich einen anderen abgedunkelt, singe ich ein o geschlossen, oder offen,et.c. Wenn das alles manieriert sein soll, dann bin ich ein Verfechter der Manieriertheit.


    Ich sehe es ähnlich wie Du, lieber Herbert, dass es sich um eine Form bewussten Gestaltens handelt. Es gibt Komponisten, für die sich Schwarzkopfs Stilgebung hervorragend eignet (siehe etwa Strauss: Vier letzte Lieder), bei anderen wird es zweifelhaft.


    Wo ich meine Probleme mit FiDi hatte, war in letzter Zeit vor allem bei den Mendelssohn-Liedern. Warum, steht bei den einzelnen Liedern, soweit ich sie besprochen habe.


    Liebe Grüße Peter

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  • Die Bedeutung Fischer-Dieskaus für das deutsche Kunstlied leugnen zu wollen, ist schlichtweg absurd- und das hat mit Geschmack nicht das Geringste zu tun. Ohne seine beharrliche und akribisch Recherche und seinen Aufnahmemarathon in Sachen Kunstlied, wäre dieses Genre um so vieles ärmer wie die Oper ohne Callas.


    Ich bin wie gesagt kein grosser Fan seines späten Lied-Gesangs-Stils, aber eine gerechte Würdigung dieses grossen Künstlers(und genau das ist er tatsächlich, ob einem die art und Weise gefällt oder nciht) schliesst das nun wahrlich nicht aus!!!!!!


    Bostridges Cd-Aufnahme kenne ich wie gesagt nicht- seine Darbietung hat mich jedoch abgestossen- nciht um des Gesangs willen, sondern um der Interpretation und Gesamtaussage willen.
    Siehe oben. Meinem Eindruck nach war er einfach zu unreif für diesen Zyklus.
    "Menschlcihe Reife" war wohl eher das falsche Wort, "künstlerische Reife" passt besser, denke ich.


    Wer mich tief berührt, ist Souzay. Und auch Hotter- schon um seiner Authentizität willen.
    Von den Jüngeren hat Goerne eine wunderschöne Stimme und Hampson hatte ich ganz vergessen......
    Pears mit Britten bilden eine Klasse für sich-das ist einfach kongenial.


    Ich werde mir noch Lotte Lehmann anhören. Nachdem mich ihre Dichterliebe schon umgehauen hat, bin ich gespannt, ob sie mein Vorurteil gegen weibliche Winterreisende ebenso umwirft.......



    Lieber Herbert, danke für die Korrektur- das war bei mir falsch gespeichert und wurde verbessert.


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Accuphan


    Hallo Gabi, freut mich, dass meine "Anmaßung" gepasst hat.
    Hätt isch vorher gesehe, dass Du aus Offebach kimmst, isch hätt mir's vielleischt nochema annerst überleescht, gelle! :D


    Grüße nach OF
    Accuphan


    Aber Du bist doch gar kein Frankfurter?!

  • Ich möchte hier noch einmal kudtun:
    Ich liebe die Winterreise, gesungen von Gerhard Hüsch, die beiden Aufnahmen mit Hans Hotter, die beiden Aufnahmen mit Peter Anders, die drei frühen Aufnahmen mit Fischer-Dieskau, die Aufnahme mit Gérard Souzay und die Aufnahme von Christoph Prégardien. Ich bin froh, daß es die Vielfalt dieser Einspielungen gibt, weil jeder eine andere, eigene Facette dieser großartigen Seelenskizzen interpretiert.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Hallo Gabi,
    bevor du dich über einen weltweit anerkannten Sänger wie Dietrich Fischer-Dieskau so despektierlich äußerst, empfehle ich dir doch dringend, dich eingehender mit seinen Tonträger - Einspielungen zu befassen.


    Genau diese Reaktion erhält man, wenn man mit einer Majestät auch die Gefolgschaft beleidigt. :)
    Ist nicht persönlich gemeint, sondern bezieht sich ausdrücklich nur auf das Geschriebene. Auch ich unterliege schon mal diesem Reflex. Nur kann man Gabi u.a. schlichtweg nicht den persönlichen Eindruck nehmen oder gar als "falsch" abqualifizieren.
    Die Einschätzung DFDs "Leistung für das Lied" mag von der "herrschenden Meinung" abweichen, vielleicht sogar als falsch widerlegbar sein, doch die Äußerungen über Eindruck, Geschmack und subjektive Wahrnehmung lassen sich auch mit dem erhobenen Zeigefinger à la "Verachtet mir die Meister nicht" schlicht nicht zurückweisen.


    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Zitat

    Original von Gabi


    Aber Du bist doch gar kein Frankfurter?


    Aber sowas von! Bernemer Bub, um genau zu sein... :D

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)


  • Vielen herzlichen Dank! Ich sehe das schon - aber ich kann damit umgehen.

  • Zitat

    Original von Accuphan


    Aber sowas von! Bernemer Bub, um genau zu sein... :D


    Ha, das ist fein! Da bin ich öfter, weil da (mehrere) Freunde von uns wohnen. Ich habe früher in Rödelheim gewohnt. :]

  • Zitat

    Original von Gabi
    Vielen herzlichen Dank! Ich sehe das schon - aber ich kann damit umgehen.


    Hast ja Recht - ich halte mich mal zurück... :stumm:;)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)



  • Lieber Accuphan, über Stimmen-Geschmack und Wirkung verschiedener Sänger auf verschiedene Horer lâsst sich nicht mit Recht oder Unrecht haben streiten und das ist auch hier gar nciht der umstrittene Punkt. Ich lasse euch gerne eure Bostridge Winterreise und geniesse meinen Souzay und Hotter und Pears und und
    Aber worüber sich nicht seriös streiten lässt, ist die Bedeutung , die FIDI für das deutsche Kunstleid nach 1945 hatte und hat.
    Dafür zeugen einfach so erschlagende Tatsachen, dass du (oder Gabi)es schwer haben wirst, uns von Gegenteil zu überzeugen.


    F.Q.

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