Lieber Alfred!
Diese Gruppe - eigenartigerweise habe ich gewisse Kontokte zu ihr - ist in Wahrheit sehr groß.
Wie groß ist sie denn - und was bedeutet in diesem Zusammenhang groß?
Genau die von Johannes Roehl beschriebene Gruppe ist zumindest tendenziell computerfeindlich - und wenn sie einen Computer durch ihr Umfeld aufgezwungen bekommenn hat, dann verweigern sie zumindest das Internet, und wenn das nicht, so beschränken sie sich aufs Notwendigste.
Dieses Argument kann ich nachvollziehen. Dennoch lässt seine Wirksamkeit von Jahr zu Jahr nach, da die nachwachsenden Jahrgänge so selbstverständlich mit dem Internet aufwachsen wie wir mit Telefon und Fernsehen.
Sie sind in der Regel Widerspruch nicht gewohnt und würden ihn speziell von Fremden nicht ertragen, fürchten "angegriffen " zu werden - und stehen Internetforen somit nicht als Diskussionspartner zur Verfügung.
Das ist schon eher ein langfristig tragfähiges Argument.
Ob klassische musik "Unterhaltungsmusik" ist ?
Da gibt es mindestens zwei Aspekte.
Als was hat der Komponist die Musik komponiert? Mozart hat die eine oder andere Serenade oder Kassation gewiss zur Unterhaltung komponiert, seine sechs Haydn-Quartette jedoch eher nicht.
Und zweitens: Für was benutze ich die Musik? Da ich nicht beruflich den Tristan besuche, ist der Tristan per definitionem Unterhaltungsmusik für mich. - Andere Sichtweise: Wenn ich den Tristan nebenbei zur Unterhaltung höre, dann mache ich ihn für mich zur Unterhaltungsmusik.
Der "eine" von J.R beschriebene User ist eine Ausnahme. Mehrere unglückliche Zufälle haben ihn ins Internet gespült - und auf Grund einer Verstrickung in einem Punkt dieses Netzes ist er darin gefangen, wie ein zappelndes Insekt, das sich nicht mehr daraus befreien kann. Er hat jedoch Schaden an seiner Seele genommen - musste im harten Training lernen Widerspruch zu ertragen.
Mein Beileid. Widerspruch ertragen musste ich schon als Kind lernen - es ging beileibe nicht alles so, wie ich das wollte. Angefangen bei der Uhrzeit des Schlafengehens über die Zusammenstellung der Mahlzeiten bis hin zur Länge von Schulferien und vielen anderen Dingen des täglichen Lebens hatte ich oft eine andere Meinung als diejenigen, die darüber bestimmen durften und Widerspruch zu meinen Meinungen anmeldeten und durchsetzten. - War das bei Dir anders?
Das führt meines Erachtens dazu, daß das Internet ein völlig verzerrtes Bild der Realität ergibt, oder - korrekter formuliert -nur einen relativ kleinen Kreis davon beleuchtet, der sehr spezifisch gefärbt ist.
Das ist richtig! Wobei ich bei "völlig verzerrt" zaghaft widersprechen möchte und "unter Umständen verzerrt" für eine geeignetere Formulierung hielte.
Das bedeutet aber, dass allen Argumenten wie "Die meisten Taminos sehen das so ... " die Stichhaltigkeit entzogen wird. Denn auch Tamino - als Teil des Internets - gibt ja ein verzerrtes und daher nicht repräsentatives Meinungsbild wieder.