Che gelida manina- Giacomo Puccini: La Bohème

  • Für die "Freni" in der Boheme gibt es überhaupt keine Konkurrenz. Als Mimi ist sie unerreicht.


    Wunschdenken! Victoria de los Angeles z.B. hält locker mit!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wunschdenken! Victoria de los Angeles z.B. hält locker mit!


    Freni singt wundervoll und ist echt anrührend!


    Aber beides ist de los Angeles nicht weniger! Und: sie bietet eine viel facettenreichere Profilierung der Figur!


    Und wenn es schon darum geht zu fragen, ob Mimi wirklich nur schön und anrührend gesungen werden sollte oder nicht doch mehr braucht, dann würde ich auch die immer wieder neu frappierende Aufnahme der Callas als wichtig nennen. In ihrer Art ist auch sie unübertrefflich!


    Aber natürlich hat es noch viele Mimis gegeben, die eigentlich "unübertrefflich" waren. Nur Gesamtaufnahmen haben viele von ihnen nicht hinterlassen!


    Beste Grüße



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Und da kommt klamm und heimlich ein Problem dieses Forums zu Tage. Wir reden hier zum größten Teil über MusikKONSERVEN. All die aufstrebenden KÜnstler die es überall gibt, die kommen hier nicht vor. In so manchem Stadttheater wird hervorragend gesungen und gespielt. Das wird hier aber nur am Rande erwähnt. Ist es also so, dass wir hier mehr über die MusikINDuSTRIE diskutieren, als über die Kunst?
    Tschö
    Klaus ?(

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • In so manchem Stadttheater wird hervorragend gesungen und gespielt.

    Lieber Klaus,


    daran mußte ich in diesem Zusammenhang auch denken. Die letzte "Boheme", die ich im hiesigen Opernhaus gesehen habe, war von jungen Sängern so wunderschön und innig gesungen, dass jede der hier angepriesenen Konserven dagegen "alt" aussieht. Die Sänger mit ihren noch unverbrauchten Simmen, alle zwischen zwanzig und dreißig, gingen voll und ganz in ihren Rollen auf, das Orchester unter Giordano Bellincampi begleitete hingebungsvoll, ohne zuzudecken - ein echter Genuß (sieht man mal von ein paar Ungereimtheiten der Inszenierung ab).


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ganz ähnlich war es in Aachen. Es waren Leute im Theater, die vorher nie daran gedacht haben, überhaupt mal eine Oper zu sehen. In der nächsten Spielzeit wurde dasselbe Stück auf vielfachen Wunsch wieder in den Spielplan aufgenommen. Immer wieder ausverkauft. Es war herrlich!


    Und ist jetzt schon verschwunden im Mahlstrom der Zeit. Auf immer verloren.
    Das wäre mal was, wenn Tamino dafür sorgen würde, dass solche Aufführungen stärker von Kennern und Liebhabern besucht würden. - Da müsste man den verstorbenen Künstlern vielleicht gar nicht so sehr nachweinen.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Das wäre mal was, wenn Tamino dafür sorgen würde, dass solche Aufführungen stärker von Kennern und Liebhabern besucht würden.


    Mein lieber Klaus2!


    Da gebe ich Dir vollkommen Recht. Aber da sind wir wieder bei dem unendlichen Thema. Solange solch dämliche und opernzerstörende Aufführungen fast überall stattfinden, meide ich die Opernbühnen wie die Pest! So leid es mir für die jungen, aufstrebenden Sänger und Sängerinnen tut.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Aber zumindest das war keine Aufführung, auf die das zutrifft. Das Bühnenbild war äußerst modern, am Anfang war eine nackte Frau von hinten zu sehen (Das MOdell des Malers), insofern trifft Deine Kritik, lieber Wolfgang, hier einfach nicht zu. Vielleicht muss man sich doch einfach öfter trauen, auch auf die Gefahr, dass es manchmal schiefgeht (so in Aachen der fliegende Holländer, der in einer Dusche spielte).


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Zitat

    Vielleicht muss man sich doch einfach öfter trauen, auch auf die Gefahr, dass es manchmal schiefgeht (so in Aachen der fliegende Holländer, der in einer Dusche spielte).


    Nein, danke! So etwas möchte ich von vorne herein ausschließen und mir ersparen!

    W.S.

  • Lieber Klaus,


    Marcello malt wenn sich der Vorhang öffnet, laut Libretto, das rote Meer.
    Eine nackte Frau würde sich ja auch in der kalten Wohnung einen kräftigen Schnupfen holen.
    Marcello singt ziemlich zu Beginn: "ho un freddo cane".


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Das kann schon sein, dass die gefroren hat, recht bald wirft sie sich eine rote (!) Decke über und wickelt sich darin ein. Ich zumindenst kann mit solchen kleinen Freiheiten sehr gut leben. Denn man kann es mit der WErktreue bestimmt auch übertreiben. Außerdem: Vielleicht hat er ja das rote Meer gemalt und es dem Modell nicht gesagt.... Der Schlawiner!
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Eine nackte Frau würde sich ja auch in der kalten Wohnung einen kräftigen Schnupfen holen.

    Mein lieber Herbert


    Wie oft konnte ich mich schon über Deinen trockenen und stets klugen hintergründigen Humor herzlich amüsieren. Danke.



    Vielleicht hat er ja das rote Meer gemalt und es dem Modell nicht gesagt.... Der Schlawiner!

    ... und hat sich nur bei ihrem Anblick erwärmt. Aha, so einer ist das also... Das spart natürlich den Ofen, so, so...


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Für die "Freni" in der Boheme gibt es überhaupt keine Konkurrenz. Als Mimi ist sie unerreicht.


    Natürlich gibt es noch einige andere sehr gute Interpretinnen der Mimi. Aber die Freni hat diese Partie so verinnerlicht, war mit jedem Ton diese Mimi. Sie hat alleine mit gesanglichen Mitteln jedes Gefühl dieser Figur vermitteln können. Schauspielern durch Gesang sozusagen.
    Da muß man sie gar nicht sehen. Zuhören alleine zieht einen schon in ihren Bann. Ihre Verzweiflung im dritten Akt ist so glaubwürdig, nie übertrieben oder pathetisch. Geradezu einfach und doch so erschütternd.
    Sie konnte einfach so viel an Farben und Facetten aus der Figur herausholen. Das habe ich bei keiner anderen Mimi gehört.


    Es gibt aber auch heute zwei hervorragende Interpretinnen. Angela Georghiu und Krassimira Stoyanova - ich habe beide als Mimi gesehen - haben dieses wunderbare Timbre für Puccini und waren auch in ihrer Darstellung sehr berührend.


    Gregor

  • Am 2.8.2012 gibt es auf 3sat zeitversetzt aus Salzburg:


    La Boheme mit Netrebko und Beczala. Das muss ich sehen!


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Am 2.8.2012 gibt es auf 3sat zeitversetzt aus Salzburg:


    La Boheme mit Netrebko und Beczala. Das muss ich sehen!


    LG, Bernward


    3sat????
    Bist Du sicher?


    Nach meinen Informationen überträgt das ZDF aus Salzburg.

    Zitat

    Am Donnerstag, 2. August 2012, zeigt das ZDF ein Highlight für Opernfans: Von den Salzburger Festspielen überträgt das ZDF Giacomo Puccinis Meisterwerk "La Bohème". Den Zuschauer erwartet eine hochkarätige besetzte Inszenierung des italienischen Regisseurs Damiano Michieletto.
    In den Hauptrollen der tragischen Liebesgeschichte sind Weltstar Anna Netrebko und der polnische Tenor Piotr Beczala als Mimi und Rudolfo zu erleben. Es spielen die Wiener Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Daniele Gatti.
    Das Programm wird von Nina Eichinger präsentiert.

    (Quelle: ZDF)


    ?(

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vielen Dank für die Richtigstellung Harald. Per EPG einprogrammiert hatte ich richtig 22.15 Uhr ZDF. Gott sei Dank.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Banner Trailer Gelbe Rose

  • Das ging aber fix! Nur drei Monate nach den Vorstellungen bzw. nach der Fernsehübertragung erscheint bereits am 16. November die Bohème aus Salzburg mit Anna Netrebko auf DVD.


    Ob unser Chrissy als Liebhaber der Bohème bei dieser DVD zugreifen wird? :pfeif:


    Gregor

  • Wer für so eine Mistinszenierung kein Geld ausgeben möchte, kann diese Boheme auch kostenlos auf youtube finden. Außerdem habe ich vorgestern die kompletten Mitschnitte von La Bohème aus der Met zum einen Mit Carreras und Scotto und zum anderen mit Pavarotti und Freni auf Festplatte kopiert. Desweitern eine Bohme aus der Scala mit Kleiber , Pavarotti und Cotrubas .

  • Ob unser Chrissy als Liebhaber der Boheme bei dieser DVD zugreifen wird?

    Nicht geschenkt, lieber Gregor, nicht mal geschenkt. Ich habe davon 1 1/2 Akte gesehen und das hatte mir gereicht.



    die kompletten Mitschnitte von La Bohme aus der Met zum einen Mit Carreras und Scotto
    und zum anderen mit Pavarotti und Freni.

    Lieber Rodolfo


    Mit beiden Sachen hast Du garantiert nichts falsch gemacht.
    Die Boheme aus der Met ist eine traumhafte, großartige Inszenierung und Ausstattung von Zeffirelli. Besser kann man das nicht machen. Ich bin froh, daß ich diese DVD habe, auch wenn Carreras /Scotto für mich nicht unbedingt ein Traumpaar sind.
    Ja und mit Freni /Pavarotti hast Du das mit weitem Abstand absolute Traumpaar. Sie sind Mimi /Rodolfo.
    Vermutlich hast Du die SF- Boheme? Sie ist ähnlich der Met- Boheme, was Inszenierung und Ausstattung betrifft. Vielleicht nicht ganz so oppulent, aber es gibt nichts zu bemängeln. Das Nonplusultra.


    Ich wünsche Dir mit herzlichen Grüßen viel Freude
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • La Boheme mag für manche zwar ein bisschen kitschig sein, aber Kitsch kann ja sooooooooo schön sein

    Dieses Zitat von Johannes Krakhofer (schreibt er überhaupt noch hier?) aus dem Jahr 2005 habe ich als Überschrift gewählt, weil seit Tagen in Dr. Kalethas Thread "Gradus ad parnassum" über dieses Thema eifrig diskutiert wurde. Es ist zwar inzwischen schon 13 Jahre alt, und auch dieser Thread schlummert seit über 6 Jahren friedlich vor sich hin, höchste Zeit, ihm mal wieder ein wenig Leben einzuhauchen.


    Es ist auch lange her, daß ich LA BOHEME zum letzten Mal gehört habe, und erst recht die folgende Aufnahme, die vor einigen Tagen nach etlichen Jahren Pause von mir "ausgegraben" wurde:

    Mimì: Anna Moffo, Rodolfo: Richard Tucker, Marcello: Robert Merrill, Musetta: Mary Costa, Colline: Giorgio Tozzi u.a.
    Chor und Orchester der Römischen Oper, Dirigent: Erich Leinsdorf (aufgenommen im Juni 1961 im Opernhaus Rom).


    Mir geht es hier vor allem um Richard Tucker, einen amerikanischen Tenor, den ich wegen seiner großartigen Stimme und seiner Ausstrahlung sehr schätze. Doch zu meinem nicht geringen Entsetzen verunstaltet er das Finale der Oper mit einer derart geballten Ladung außermusikalischer Effekte, so dass ich, trotz ansonsten hervorragender Leistungen aller genannten Gesangssolisten, schließlich enttäuscht die Box ins Regal zurückgestellt habe. Auf der Bühne mag ein solches Geschluchze, ja Gejammer durchaus Eindruck machen, hier wird (für meinen Geschmack) aus dem tragischen Ende eine tragikomische Nummer. Bis in die letzten Orchestertakte hinein heult dieser Tenor steinerweichend, hemmungslos, und zu allem Überfluß hört sich sein schmerzhaftes Weinen auch noch stellenweise eher wie Hohngelächter an …… Einfach schrecklich! Und das nach einer Aufführung, die mich bis auf die letzten 5 Minuten mit ihren gesanglichen Qualitäten und nicht zuletzt der überragenden Leistung des Dirigenten gefesselt hat!


    Nun stehen außer der Leinsdorf-Bohème noch einige andere Aufnahmen der Oper in meinem Regal, und so habe ich mir gestern und heute sämtliche Finales der mir zur Verfügung stehenden GA und Querschnitte zum Vergleich angehört.


    Im einzelnen handelt es sich um folgende Versionen:



    Rodolfo: Jussi Björling / Carlo Bergonzi / Nicolai Gedda / Luciano Pavarotti



    und um diese beiden deutsch gesungenen Querschnitte:



    Rodolfo: Rudolf Schock / Fritz Wunderlich


    Mir geht es, wie bereits oben gesagt, um den Tenor in der Finalszene.
    Über Richard Tucker habe ich mich bereits geäußert: Großartiger Tenorgesang, aber der Schluss ist (für mich) Kitsch pur!


    Jussi Björling: dass er herrlich singt, ist keine Frage, doch auch er übertreibt, wenn auch längst nicht so wie sein amerikanischer Kollege.
    Carlo Bergonzi: einer meiner Lieblingstenöre, der bekannt ist für seine feinsinnigen Darbietungen; hier tut er m.E. des Guten zuviel.
    Nicolai Gedda: bis zum letzten Ton ein wahrer Genuss, er singt seine beiden Schluss-"Mimi" mit großer Emphase, drückt darin seine Bestürzung und Trauer aus, das wirkt echt und braucht keine zusätzlichen Effekte, und deshalb hält er sich streng an die Partitur und lässt allein die Musik sprechen. Großartig, das verrät erlesenen Geschmack!
    Luciano Pavarotti: Von ihm hatte ich erwartet, dass er stark auf die Tränendrüse drücken würde, aber er hält sich auffallend zurück (ein paar dezente Schluchzer, und das war's). Ich denke, dass Karajan hier seinen Einfluss geltend gemacht hat.


    Rudolf Schock: Aufnahme von 1953, er singt hier sehr schön, meint aber, die Endszene mit vielen Schluchzern und Seufzern bereichern zu müssen. Auch hier gilt: weniger wäre mehr gewesen!
    Fritz Wunderlich: Er ist es, der (trotz deutsch) mich am meisten beeindruckt hat! Eine frische, jugendliche Stimme, keinerlei außermusikalische Anreicherungen, herrlich strömender Tenorgesang, und auch er drückt mit seinen Schlussworten allen Schmerz ganz ohne sentimentale Übertreibungen aus. Einmal mehr muss man seinen frühen, tragischen Tod beklagen. Einziger, fast schon beckmesserischer Einwand: Statt des zweiten "Mimi" singt er "Geliebte"! Ansonsten vertraut auch er ganz auf die Wirkung von Puccinis Musik.


    LG, Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Über Richard Tucker habe ich mich bereits geäußert: Großartiger Tenorgesang, aber der Schluss ist (für mich) Kitsch pur!

    Rudolf Schock: Aufnahme von 1953, er singt hier sehr schön, meint aber, die Endszene mit vielen Schluchzern und bereichern zu müssen. Auch hier gilt: weniger wäre mehr gewesen!

    Das wäre genau etwas für meinen Thread zum Kitsch-Thema - vielleicht kannst Du das da mal erläutern und die Youtube-Proben einstellen, lieber Nemorino! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Nemorino!


    Es ist eine reizvolle Idee, einmal nur die Schluss-Szene der Oper zu vergleichen und dabei die Aufmerksamkeit auf den Tenor zu fokussieren.


    Mir geht es hier vor allem um Richard Tucker, einen amerikanischen Tenor, den ich wegen seiner großartigen Stimme und seiner Ausstrahlung sehr schätze. Doch zu meinem nicht geringen Entsetzen verunstaltet er das Finale der Oper mit einer derart geballten Ladung außermusikalischer Effekte,


    Deine Beschreibung und Dein Urteil über Tuckers Rodolfo in der Leinsdorf-Aufnahme kann ich voll unterschreiben.
    Es gibt allerdings einen Mitschnitt aus der Met von 1947 mit Bidù Sayão und Richard Tucker, auf dem er sich keine solchen Geschmacklosigkeiten gestattet. Er singt mit seinem dunklen, leicht verschatteten und doch brillanten Timbre ganz diszipliniert auf Linie! Es gelingt ihm dabei, echte Töne der Verstörtheit, Erschütterung und Bestürzung zu finden, die unter die Haut gehen. Kein Jammern, oder Schluchzen! Keine Peinlichkeiten!


    Angesichts dieser Diskrepanz zwischen beiden Aufnahmen fiel mir ein, dass Irving Kolodin, der große amerikanische Musikkritiker und Chronist der Met, berichtet hat, dass Tucker erst durch die italienischen Tenöre den Eindruck gewonnen hat, dass zur ’maniera italiana’ Schluchzer und andere histrionische Ausdrucksgesten gehören würden. In den 50. Jahren mochte er dann nicht mehr auf sie verzichten. Bei aller Bewunderung für die großartige Stimme und für die fabelhafte Gesangstechnik muss man doch feststellen: stilistisch war Richard Tucker ein Eklektiker und es waren nicht immer die besten Vorbilder, bei denen er sich bediente. Es lohnt sich immer, nach älteren Aufnahmen von ihm zu fahnden!


    Wirst Du noch andere Aufnahmen zum Vergleich heranziehen. Ich denke insbesondere an Giuseppe di Stefano und José Carreras!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hier die Aufnahme von der Caruso41 spricht ....
    ...tolle Aufmachung mit vielen Bildern und Booklet ....
    ....die neuere billig Ausgabe!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Bei aller Bewunderung für die großartige Stimme und für die fabelhafte Gesangstechnik muss man doch feststellen: stilistisch war Richard Tucker ein Eklektiker und es waren nicht immer die besten Vorbilder, bei denen er sich bediente.

    Dem kann ich nur vorbehaltlos zustimmen, lieber Caruso41.


    Den Mitschnitt aus der MET von 1947 kenne ich leider nicht, weil ich um solche Live-Aufnahmen, vor allem aus dieser Zeit, aus technischen Gründen möglichst einen Bogen mache. Es freut mich aber zu hören, daß Tucker nicht immer solchen Mätzchen gefrönt hat.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Wirst Du noch andere Aufnahmen zum Vergleich heranziehen. Ich denke insbesondere an Giuseppe di Stefano und José Carreras!


    Lieber Caruso41,


    beide Aufnahmen liegen mir nicht vor, aber vielleicht sind sie bei Youtube zu finden.
    Ich habe fast alle Studioaufnahmen der Callas in meiner Sammlung, die Bohème fehlt leider (…. doch warum, weiß nicht :D um mit Mimì zu sprechen). Und José Carreras, da bin ich ganz ehrlich, war noch nie mein Traumtenor. Er findet bei mir nur statt in Aufnahmen, die ich des Dirigenten oder anderer Sänger wegen angeschafft habe. Sein Timbre liegt mir einfach nicht :stumm: .


    Schönen Abend,
    Nemorino :hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo,
    ich habe nur das Bild der Emi-Aufnahme mit Wunderlich und Rothenberger gesehen, habe ich die Kommentare übersehen? Auf jeden Fall hat diese Aufnahme ein Manko: Es ist ein Querschnitt.
    Wie herrlich wäre eine Gesamtaufnahme in dieser Besetzung gewesen!!!! Rothenberger und Wunderlich sind ein Traumpaar in den Rollen. Die von mir sehr geschätzte Ruth- Margret Pütz (auf diesem Querschnitt fast mit der kompletten Partie vertreten) ist eine reine Freude, ebenso wie Gottlob Frick eine schiere Luxusbesetzung. Auch der Marcel von Herrn Cordes hält mit.
    Wunderlich und Pütz haben mit Trude Eipperle noch einen weiteren Querschnitt der Boheme aufgenommen, auch sehr empfehlenswert.
    Gottlob Frick ist im Querschnitt mit Rudolf Schock und Erna Berger noch mal dabei, genau wie Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey und Erika Köth.
    Es gab schon traumhafte Besetzungen in Deutschland für fremdsprachige Opern ........
    Schöne Grüße
    wega

  • Lieber Nemorino!


    Den Mitschnitt aus der MET von 1947 kenne ich leider nicht, weil ich um solche Live-Aufnahmen, vor allem aus dieser Zeit, aus technischen Gründen möglichst einen Bogen mache.

    Das ist bedauerlich, denn da gibt es meist Sängerleistungen zu bewundern, die man in Aufnahmen aus der Zeit, in der die Technik besser ist, einfach nicht bekommt.


    José Carreras, da bin ich ganz ehrlich, war noch nie mein Traumtenor. Er findet bei mir nur statt in Aufnahmen, die ich des Dirigenten oder anderer Sänger wegen angeschafft habe. Sein Timbre liegt mir einfach nicht .

    Für mich war Carreras eigentlich die schönste Stimme aus dem Trio der drei Tenöre. Ich habe ihn in den 70er Jahren oft gehört und fand das Material immer hinreißen - was ich von Domingo und Pavarotti überhaupt nicht sagen kann. (Damit sollen hier aber nicht Domingo und Pavarotti abqualifiziert werden. Die Aussage betrifft nur die Schönheit des Materials - und ist ganz subjektiv!!!!)
    Gerade sein Rodolfo war wunderbar. Leider ist seine Aufnahme nicht so überzeugend. Da herrscht eine ziemlich anämische Studio-Atmosphäre. Das ist umso erstaunlicher als kurz vorher Colin Davis eine so prächtige – gerade auch klangtechnisch wundervolle - Tosca aufgenommen hat.


    Gleichwohl hielt ich diese Aufnahme für einen Vergleich der Tenöre in der Schluss-Szene der Boheme interessant, weil man hier einen Tenor hört, der so gar keine Anstalten macht, vom Hörer Anteilnahme und Mitleid zu erpressen. Aber- wie gesagt – Carreras siegt schön, sehr schön sogar, aber er berührt nicht, bleibt irgendwie prosaisch, ja fade! Das ist bei di Stefano in der Callas-Aufnahme nun wirklich ganz anders, Darum hatte ich die beiden Tenöre für den Vergleich vorgeschlagen. Wenn es um Verkitschung geht, wären sie ein interessantes Doppel!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Rothenberger und Wunderlich sind ein Traumpaar in den Rollen


    Lieber Wega!


    Hat Wunderlich den Rodolfo überhaupt jemals auf der Bühne gesungen? Soweit ich weiß, hat er das nicht getan. Es wäre vermutlich auch keine so gute Idee gewesen. Auf dem Querschnitt allerdings klingt er wirklich gut.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Aber da gibt es einen Fritz Wunderlich, der 1963 leider in einer deutschen Version einen Ausschnitt der Boheme eingesungen hat. Das war seine wahre Berufung. Die Höhe erklimmt er nicht so leicht wie Pavarotti, aber er hatte den Schmelz für einen Puccini-Tenor- leider auf Deutsch und die Partner, da schweigt die Höflichkeit.

    Lieber wega,


    diese Zeilen stammen von sagitt (ich weiß nicht, ob er hier noch aktiv ist) und sind in seinem Eröffnungsbeitrag zu diesem Thread aus dem Jahr 2004 zu finden.


    Ehrlich gesagt, ich kann das nicht nachvollziehen. Anneliese Rothenberger kann man sicher nicht mit den damaligen Spitzenvertreterinnen dieser Rolle, Victoria de los Angeles bzw. Mirella Freni, vergleichen, aber sie singt die Mimì sehr natürlich und anrührend. Auch die übrigen Mitwirkenden des Querschnitts sind auf der Höhe, Ruth-Margret Pütz ist eine Musette, die es mit den meisten ihrer Platten-Konkurrentinnen durchaus aufnehmen kann, und Marcel Cordes mit seinem herrlich runden Bariton bleibt der Rolle des Marcello nichts schuldig. Gottlob Frick schließlich entledigt sich seiner Aufgabe ebenfalls glänzend, ich kann mir keinen besseren Colline vorstellen. Wunderlich ist natürlich der eigentliche Star der Aufnahme, er erfüllt bereits hier mehr als ein Versprechen: ganz bestimmt wäre er, wenn ihm ein längeres Leben beschieden gewesen wäre, ein Puccini-Tenor mit internationaler Reputation geworden. Der Querschnitt wurde übrigens im Juni 1961 produziert.


    Zu bedauern ist allerdings, da stimme ich Dir voll zu, daß es nur ein Querschnitt und keine GA geworden ist. Die deutsche ELECTROLA befand sich Anfang der 60er Jahre in einem Umbruch; die Londoner Zentrale hatte den Geldhahn gedrosselt, und außerdem waren die deutsch gesungenen Mono-Querschnitte ital. Opern aus den 1950ern noch nicht "mega-out", Stereo stand noch in den Kinderschuhen. Und so reichte das Budget eben nur für Querschnitte, was Wunderlich bald darauf veranlasste, von EMI zur DGG zu wechseln, und der Produzent Fritz Ganss, der für das deutsche Programm der ELECTROLA verantwortlich war, ging um die gleiche Zeit enttäuscht zu ARIOLA/Eurodisc und baute dort deren Opern-Repertoire auf. Den Querschnitt mit Eipperle/Wunderlich kenne ich auch; die meisten Stücke daraus finden sich in dieser 10 CD-Kassette auf der CD 4:


    Für jeden Wunderlich-Fan praktisch ein Muss!


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Das ist bedauerlich, denn da gibt es meist Sängerleistungen zu bewundern, die man in Aufnahmen aus der Zeit, in der die Technik besser ist, einfach nicht bekommt.

    Lieber Caruso41,


    das will ich gar nicht bezweifeln, aber mich stören bei diesen Mitschnitten nicht nur die diversen Bühnengeräusche, sondern auch das Husten und Niesen aus dem Publikum derart, dass bei mir keine rechte Freude aufkommen will. Da ziehe ich dann doch die sicher kühleren, "sterilen" Studioproduktionen vor. Ich bin absolut kein Technik-Freak und habe mit Monoaufnahmen keinerlei Probleme, aber Live-Mitschnitte mit all ihren Unwägbarkeiten, auch den oft quälenden Tonschwankungen, sind mir einfach ein Greuel.

    Carreras siegt schön, sehr schön sogar, aber er berührt nicht, bleibt irgendwie prosaisch, ja fade!

    Genau das ist mein Problem mit diesem Sänger! Ich nenne spontan zwei Aufnahmen, die sich (vor allem des Dirigenten wegen) in meiner Sammlung befinden: die beiden GA von Verdis DON CARLO und AIDA (beide EMI). Carreras singt seine Rollen in beiden Fällen unterkühlt, fast unbeteiligt. Bei Radamès kommt erschwerend hinzu, dass er auch stimmlich alles andere als ein Feldherr ist.
    Dann gibt es noch eine Aufnahme, die seit vielen Jahren irritierend in meinem Regal steht, diese:

    Auch die habe ich wegen Karajan gekauft, aber bereits das erste "Kyrie" des Tenors hat mir die Aufnahme verleidet. Wenn man dagegen Björling (Reiner, RCA), Gedda (Giulini, EMI) oder Giuseppe di Stefano (Sabata, EMI) hört, so ist das (für mich) wie eine Erlösung. Gedda ist ja auch nicht gerade als leidenschaftlicher Sänger bekannt, aber dafür singt er mit einem erlesenen, untrüglichen Geschmack, und Björling und di Stefano gewähren mit ihrem Schmelz und ihrer herrlichen Stimme einen Ausblick ins Paradies ……


    Doch zurück zur BOHEME: Der Vergleich di Stefano / Carreras wäre ganz sicher spannend, aber, wie gesagt, ich kenne beide Aufnahmen nicht. Vielleicht werde ich mal bei Youtube nachschauen, ob man dort die Schlußszene mit den beiden aufrufen kann.


    Schöne Grüße,
    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose