Zugegeben, ich bin lange Zeit auch darauf nicht gekommen und sah es ebenfalls als Polit-Satire, bis ich das Gefühl hatte, mit wäre bei der Lektüre von Sigrid Neefs sehr interessantem Aufsatz "Musik als Teil klingenden Weltalls" ein Lichtlein aufgegangen. Nach langem Suchen fand ich jetzt endlich das Zitat gleich vorne in dem Abschnitt "Werke eines Paradigmenwechsels". Dort heisst es: "Und bei dem oft und so grob missverstandenen Goldenen Hahn handelt es sich nicht nur um eine Sozialsatire oder die Parodie eines verstaubten zaristischen Staatswesens. Wenn hätte das damals interessiert und wen wohl heute? Es geht vielmehr um menschliche Sünden wider die Natur -- auf politischer wie wissenschaftlicher Ebene. Das Satirische daran, dass die Handelnden die Tragweite und Bedeutung ihres Tuns nicht begreifen, und nicht bemerken, was wirklich geschieht: die missbrauchte Natur schlägt zurück."
Also wenn Herr Neefs das so meint, ich finde das reichlich weit hergeholt (gerade, wenn ich mir den zugrunde liegenden Puschkin-Text betrachte) und mich überzeugt das noch lange nicht.
Es fällt mir äußerst schwer, Rimskis Opern überhaupt mit einander zu vergleichen.
Da gebe ich dir recht, sie sind in sich doch recht unterschiedlich.
Rimski gibt seinen menschlichen Gestalten in den Natur-Opern nicht den zentralen Raum wie es zum Beispiel in den Bühnenwerken Verdis der Fall ist. Hier dreht sich alles nur um den Menschen. Bei Rimski geht der Mensch in seiner engen Welt unter, sobald er versucht seinen Machtanspruch zum Maß der Dinge zu machen.
Da gebe ich dir auch Recht.
Zitat von »SchallundWahn«
Hängt womöglich mit der Tatsache zusammen, dass es so ein undefinierbares Zwitter-Werk ist.
Aber das ist doch eigentlich gerade das Interessante. Vermutlich hatte zu dieser Zeit schon viel zu sehr Wagner den Fuß in der Tür. Die Musik der ersten drei Akte ist doch hinreißend. Was Rimski mit dem vierten Akt passiert ist, erscheint mir allerdings rätselhaft.
Ich würde sagen, allein schon der logistische Aufwand so ein Werk aufzuführen, bei dem Operngesang und Ballett so verbunden und so tragend sind, ist heute nicht zu vernachlässigen.