Der Musiker Gräber

  • [timg]http://abload.de/img/p1090443oisqn.jpg;l;337;600[/timg]Am 10. September 2013 hat musikwanderer in seinem Thread die Oper »CIRCE« vorgestellt und auch einiges über den Komponisten geschrieben, was sich dann hier wiederholt, aber ich wollte das eingestellte Foto nicht ohne erklärenden Text lassen.


    Der Komponist Werner Egk wurde in Donauwörth geboren - genau genommen im Schulhaus von Auchsesheim, was heute ein Gedenkstein mit entsprechender Inschrift anzeigt. Auchsesheim wurde 1971 eingemeindet und ist nun ein Stadtteil von Donauwörth.

    Der Name Egk ist ein Künstlername, der den eigentlichen Geburtsnamen Werner Joseph Mayer ersetzt. Seit der Heirat 1923 fand der Familienname Egk Verwendung, der sich vom Namen seiner Frau und deren Berufsbezeichnung ableitet; das war die Geigerin Elisabeth Karl, die der "besseren Gesellschaft" entstammte, die Heirat kam gegen den Willen der Eltern zustande; die Wohnsituation des jungen Paares am Hohen Weg 12 darf als dürftig bezeichnet werden. Später, in den Jahren nach 1948, wurde dann Egk auch als »Komponist der Wiederaubaus« bezeichnet.
    Nach dem Abitur nahm Egk zunächst privaten Gesangs- und Klavierunterricht, studierte dann aber in Frankfurt/Main und München (bei Carl Orff) Komposition und Dirigieren.
    Bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin erhielt Werner Egk eine olympische Goldmedaille in der Kategorie »Orchestermusik« für sein Werk »Olympische Festmusik«.
    Natürlich hatte auch Egk als bekannte Persönlichkeit in seinem Fachbereich Kontakte zur damaligen Obrigkeit und wurde nach Kriegsende entsprechend beschuldigt. So musste sich der Komponist im Jahre 1947 vor Gericht gegen den Vorwurf eines Zeugen wehren, dass er bei der Erstaufführung des »Don Carlos« in der Berliner Staatsoper den in der Proszeniumsloge sitzenden Göring mit erhobener Hand zum Hitlergruß und zusammengeschlagenen Hacken begrüßt habe.
    Werner Egk verteidigte sich gegen diesen Vorhalt musikalisch und argumentierte, dass er lediglich das Einsatzzeichen für die Hörner links unter der Loge gegeben hatte.
    Ein großer Erfolg war seine Oper »Die Zaubergeige«, die 1936 in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. In Donauwörth hat man anlässlich des 90. Geburtstages des Komponisten einen Brunnen zu diesem Thema gestaltet (Prof. Hans Ladner).
    Anlässlich des 100. Geburtstages entstand im inzwischen eingemeindeten Geburtsort Auchsesheim ein »Kindheitsbrunnen«, der Flöte spielende Kinder zeigt.
    Es ist schon beeindruckend, zu sehen, wie eine Stadtgemeinde fortlaufend das Andenken "ihres" Künstlers aufrecht erhält. Werner Egk war Ehrenbürger von Donauwörth und München.


    Die Berühmtheit des Komponisten wurde noch beträchtlich gesteigert als1948 in München das Stück „Abraxas“ aufgeführt wurde, welches seine erfolgreichste Ballettkomposition darstellt und großes Aufsehen erregte. Es sorgte nämlich für den Münchner Ballett-Skandal von 1948. Nach fünf ausverkauften Vorstellungen kam es zu einem Verbot des Stücks durch den Bayerischen Kulturminister Hundhammer wegen der angeblichen Gefährdung der öffentlichen Moral. Jedoch hat dies Werner Egks Popularität nicht unbedingt geschadet...


    Mein ganz persönlicher Bezug zu Werner Egk ist durch die Uraufführung seiner Komischen Oper »Der Revisor« am 5. Mai 1957 in meiner Heimatstadt im Rahmen der Festspiele entstanden. Erstmals erlebte ich eine Opernuraufführung, und zum ersten Male hörte ich Fritz Wunderlich, der in dieser Aufführung den Bobtschinskij sang. Es war ein Riesenereignis für die Kleinstadt, sogar der sowjetische Botschafter Andrej Smirnow war angereist.


    All diese Szenen gehen einem durch den Kopf, wenn man sich, an einem Grabe stehend, zurückerinnert.
    In einer Festansprache sagte Altbürgermeister Dr, Alfred Böswald in Donauwörth: »Sein irdisches Leben ist vollendet, sein künstlerisches kennt weder Zeit noch Tod«.
    Den Haupteingang des Friedhofs von Donauwörth bildet ein kunstvoll geschmiedetes Tor, und unmittelbar im Eingangsbereich findet man eine Tafel, die auf zwei Ehrengräber des Friedhofs hinweist.
    Wer Werner Egks Grab besuchen möchte, geht vom Haupteingang etwa fünfzig Schritte geradeaus den Hauptweg entlang und sieht dann linker Hand eine Tanne, dort in der Nähe ist das Grab von Werner Egk. Ein sehr ästhetischer Stein, passend zu denen, die drunter liegen, allerdings ist die Inschrift auf dem Foto nur schwer lesbar.


  • Bei der Durchsicht alter Dias fiel mir auch diese Aufnahme in die Hände, die wohl in den 1980er Jahren entstanden ist. Man findet dieses Grab auf dem größten Friedhof in Paris, dem parkähnlich angelegten Cimetiére du Pére-Lachaise. Wenn man den Haupteingang benutzt und geradeaus geht, stößt man auf die querende Avenue la Chapelle und hält sich dort links; fast am linken Rand des Friedhofgeländes ist das Grab von Georges Bizet.
    Als man ihn hier 1875 bestattet, ist er 36 Jahre alt, er war an seinem Hochzeitstag, dem 3. Juni gestorben. Besucher seiner Oper »Carmen« finden heute im Programmheft in aller Regel den Hinweis, dass diese heute so bekannte und oft gespielte Oper bei ihrer Uraufführung im März 1875 bei den Pariser Kritikern durchgefallen ist. Erst die Aufführung des Werkes im Oktober des gleichen Jahres in Wien hatte großen Erfolg, den der Komponist nicht mehr erleben konnte.
    Heute gehört »Carmen« zu den meistgespielten Opern, aber auch Bizets 1863 uraufgeführte Oper »Die Perlenfischer« (Les Pécheurs de perles) ist noch sehr populär.
    Französische Friedhöfe sind ganz anders als deutsche Anlagen und haben ihren eigenen Charme; im Falle von Pére-Larchaise spricht man sogar von morbidem Charme.
    Seit 1971 dort Jim Morrison beerdigt wurde, war da zeitweilig die Hölle los. Die Pariser Stadtverwaltung schätzte die Anzahl der Besucher des Grabs im Jahr 2001 auf etwa 1,5 Millionen.

    Kulturschaffende wie Georges Bizet geraten da ins Hintertreffen und Gioachino Rossini und Maria Callas sind ohnehin nur symbolisch anwesend. Im Jahr 2006 war Georges Bizet zumindest für Diebe hochinteressant, sie stahlen die auf meinem Foto noch sichtbare Büste vom Grabmal. Die Polizei geht davon aus, dass der Diebstahl das Werk von Profis war und vermutet weiter, dass der Diebstahl im Auftrag von Sammlern durchgeführt wurde.



  • Ein reiches und exzentrisches Leben hat man hier oben im Januar 2000 begraben. Der Friedhof hat eine wunderschöne Lage oberhalb des Attersees. das Komponierhäuschen Gustav Mahlers liegt unten am Seeufer etwa tausend Meter entfernt. (siehe Beitrag Nr. 24)


    Etwas unterhalb des Friedhofs gedenkt man im Dorfzentrum der beiden Musiker, was optisch im Gustav Mahler-Diptychon (Mosaik von Prof. Christian Ludwig) und in der Gulda-Vitrine mit dem Original-Clavinova von Friedrich Gulda zum Ausdruck kommt. Friedrich Gulda verbrachte die letzten 25 Jahre seines Lebens hier am Attersee.


    Im Januar 1999 ordnete Gulda (anlässlich einer bevorstehenden Operation) an, dass Nachrufe zu seinem Ableben zu unterbleiben hätten; es dürfe nur die nüchterne Tatsachenmeldung erscheinen. Am 28. März wurde dann der Tod von Friedrich Gulda verkündet, der sich jedoch wenig später als Schwindel herausstellte, den Gulda selbst inszeniert hatte. In einem anonymen Fax an die österreichische Nachrichtenagentur APA meldete er seinen eigenen Tod um danach eine "Wiederauferstehungsparty" in Salzburg zu feiern. Sein echter Todestag wurde dann der 27. Januar 2000 - es war an Mozarts Geburtstag.
    Mozart war der Komponist, den Friedrich Gulda wohl am meisten verehrte.
    Gulda war ein musikalisches Genie, ein Lebemann und Grenzgänger zwischen verschiedenen musikalischen Genres.


    Als siebenjähriger begann er mit dem Klavierspiel und mit 12 Jahren war er schon auf der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst. Einer seiner Lehrer war Joseph Marx. Sein erstes öffentliches Konzert gab er mit 14 Jahren. Mit 16 nahm er erfolgreich am Internationalen Genfer Musikwettbewerb teil, wo er den 1. Platz belegte; danach stand ihm die Welt offen. 1950 debütierte er in der Carnegie Hall in New York.


    1968 gewann Gulda mit der Einspielung sämtlicher Beethovensonaten den Deutschen Schallplattenpreis. Als ihm ein Jahr später von der Wiener Musikakademie der Beethovenring verliehen wurde, trat da wieder der Friedrich Gulda ins Rampenlicht, der sich selbst im Wege steht, wie Joachim Kaiser einmal sagte - In Gulda stecke ein genialischer Funke. Aber mit dem Talent habe sich offenbar auch ein Fluch vererbt, die Neigung zu "selbstzerstörerischer Extravaganz".


    Artig ging Gulda zur Preisverleihung und gab zunächst nicht zu erkennen, dass diese Verleihung etwas aus dem Ruder laufen könnte und nahm den Ring an. Danach hielt er eine Rede im Musikvereinssaal, die Direktoren, Professoren und Studenten in Erstaunen setzte. Er sei froh, dass er den Ring bekommen habe, sagte er, obwohl er der Ansicht sei, dass er ihn aus den falschen Gründen bekommen hätte. Denn das, was er geworden sei, sei er nicht durch die Akademie und die Wettbewerbe geworden, sondern trotz dieser Gegebenheiten. Weiter meinte er, dass die Wiener Staatsakademie nicht berechtigt sei einen Ring zu verleihen, der den Namen des größten Revolutionärs der Musikgeschichte trägt.
    Es ließen sich eine Fülle solcher außergewöhnlichen Begebenheiten anführen, aber dazu ist hier nicht der geeignete Ort; es gibt umfangreiche Literatur über Friedrich Gulda.
    Unbestritten ist wohl, dass er ein eindrucksvoller Interpret war, der vor allem mit Konzerten und Einspielungen von Bach, Mozart und Beethoven ein breites Klassik-Publikum begeisterte - zwar nicht immer und grundsätzlich, weil das gedruckte Programm nicht unbedingt eingehalten wurde, aber die künstlerische Glanzleistung wurde in aller Regel geboten. In seinen späteren Jahren standen die Jazz-Aktivitäten und die lose Kleiderordnung mehr im Vordergrund, aber Friedrich Gulda konnte auch zurückhaltend musizieren. Da gibt es zum Beispiel 13 Strauss-Lieder - die Aufnahmen entstanden im Herbst 1956 - Gulda begleitet die Sopranistin Hilde Güden. Die Kritik hörte ihn hier als "lyrisch verständigen, schmiegsamen Musiker."
    Weniger lagen ihm Rachmaninoff, Liszt und Tschaikowsky - sie waren in seinen Augen einfach zweitklassige Komponisten. Auch mit der Avantgarde seiner Zeit konnte er nicht viel anfangen, er machte einen großen Bogen um die Musik des 20. Jahrhunderts
    Kurz vor seinem Tod, es war im November 1999, gab Friedrich Gulda im Wiener Musikverein einen Soloabend. Nur wenige Wochen später trat ein, was da besungen wurde: "Wann i amal stirb"
    Wenn er einmal tot sei, hat der Pianist Friedrich Gulda gerne erzählt, werde er im Himmel auf einer rosa Wolke sitzen und mit Mozart vierhändig Klavier spielen.
    Es war ein trüber Tag, als ich da oben am Friedhof war, Solowolken gab es nicht, im Dunst war von Mozart und Gulda nichts zu sehen, aber man könnte sich schon vorstellen, dass sich die beiden gut verstehen...


  • Josef Metternich stammt aus dem Raum Köln-Bonn und wurde in eine musikalische Familie hineingeboren, wo viel Musik gehört und auch gemacht wurde; auch sein Vater hatte eine schöne Stimme und Metternichs Bruder ebenfalls.
    Obwohl aus einfachen Verhältnissen kommend, durfte Josef Metternich Geigenspiel lernen, bevor sich eine Sängerkarriere anbahnte.
    Sein Operndebüt hatte er in »Lohengrin« - als Hilfschorsänger! Das richtige Gesangsstudium wurde erst 1939 aufgenommen, in der Studienzeit war der junge Sänger dann auch mal als Schuhverkäufer unterwegs, bekam dann schließlich einen Vertrag an das Deutsche Opernhaus, aber in Berlin war die Konkurrenz damals groß und es reichte nur für kleinere Rollen. Es folgte eine kurze Zeit in Wiesbaden. wo er nur zwei Vorstellungen singen konnte; diese Zeit war sehr bewegt; in der Endphase des Krieges wurden die Opernhäuser geschlossen.
    Nach dem Krieg erlebt man Metternich wieder in Berlin. Der Tenor Henk Noort vermittelte ein Vorsingen bei Michael Bohnen, der gerade Intendant der Städtischen Oper geworden war. Bohnen, selbst ein brillanter Sänger, engagierte Metternich sofort.
    Metternich sang auch oft an der Berliner Staatsoper, wo er schließlich dann auch seine Frau, die Kammersängerin Liselotte Losch, kennenlernte. Bezüglich des Operngesangs hat Josef Metternich in den 1950er und 1960er Jahren das Musikleben in Deutschland wesentlich mitgeprägt. Opern oder Opernquerschnitte in dieser Zeit weisen als männliche Hauptdarsteller oft die Namen Rudolf Schock, Josef Metternich und Gottlob Frick auf. Damals war es üblich, dass auch italienische und französische Opern in Deutsch gesungen wurden, was für die Sänger den Nachteil hatte, dass dies ein Hemmnis bei der internationalen Verbreitung ihrer Aufnahmen war.
    Der vielbeschäftigte Bariton stand zeitweise gleichzeitig bei fünf renommierten Opernhäusern unter Vertrag, nämlich in Berlin, Hamburg, München, Wien und New York. Aber im Laufe seiner Bühnenkarriere sang er natürlich auch an der Scala die Milano oder am Royal Opera House Covent Garden.
    Als er von Ferenc Fricsay einen ungewöhnlich langen Vertrag angeboten bekam, ging er wieder fest an die Bayerische Staatsoper und blieb dort bis zu seinem Karriereende 1971. Bereits 1965 wirkte Metternich an der Musikhochschule in Köln und übte diese Tätigkeit bis 1990 aus.
    Danach erteilte er durchaus erfolgreich Gesangsunterricht in seinem Haus in Feldafing am Starnberger See.
    Josef Metternich gab immer alles, "Flüstergesang" war nicht sein Ding; "Konsonantenspucken machen die, die keine Stimme haben", sagte er. Und Stimme hatte er. Jens Malte Fischer drückt es so aus: »Geradezu rampenreißerisch explodierten die hohen Töne, nicht unbedingt schön, aber von einer unerbittlichen Energie getragen, der sich kein Zuhörer entziehen konnte.«
    Dennoch hatte Metternich auch dem "Flüstergesang" Respekt gezollt und begeistert berichtet, wie er den Baritonkollegen Rehkemper bewunderte, wenn dieser Lieder von Hugo Wolf sang.
    Am 21. Februar 2005 starb Josef Metternich und fand seine letzte Ruhe auf dem Friedhof in Feldafing. Mein Bild entstand einige Monate danach. Aktuell ist diese Aufnahme also nicht, aber wenn ich da einmal wieder vorbei komme, werde ich das aktualisieren. Am 21. November 2011 starb Frau Metternich, sie hatte ihren Mann um sechs Jahre überlebt.

  • Hallo Taminos,


    durch Zufall während meines Kopenhagen Rundgangs bin ich auf das Grab Niels Wilhelm Gades
    in der Holmens Kirka gestoßen.
    Niels Wilhelm Gade ( gesprochen Gäthe ) geboren am 22. Februar 1817 , gestorben 21. Dezember 1890
    war mit Hartmann und Kuhlau einer der Urväter dänischer Musik. Obgleich er nach einem Deutschland-
    Aufenthalt nicht mehr im nationalen Stil komponierte und sich Mendelssohn anpasste, ist seine Ouvertüre
    "Nachklänge von Ossian" eine der schönsten dänischen Musikschöpfungen und wird auch noch heute
    manchmal im Konzertsaal gespielt.


    Grüße
    Christian


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  • Dieser schöne Gedenk-Thread wird immer internationaler und globaler. Dank an alle die mitmachen.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • An Gedenktagen wie Allerheiligen und Allerseelen ist es wohl angebracht, hier einen Beitrag einzustellen.



    Seit einigen Jahren war es still um ihn geworden. Den Musikbetrieb unserer Tage sah er kritisch; den Eitelkeiten des Regietheaters konnte er nicht viel abgewinnen, die Musik stand bei ihm grundsätzlich an erster Stelle.
    Seine 1988 erschienene Biografie trägt den Titel: Im Interesse der Deutlichkeit - Mein Leben mit der Musik
    Den ersten Teil des Buchtitels Im »Interesse der Deutlichkeit« hatte er als Leitmotiv aus Johann Matthesons 1739 erschienenem Buch »Der Vollkommene Capellmeister« entlehnt.
    Anlässlich seines Todes schrieb die FAZ:
    » Wolfgang Sawallisch war im guten alten Sinne ein wahrer „Capellmeister“, aus der Zeit, in der man das Wort noch mit einem „C“ schrieb.«


    Er war als Dirigent auf der ganzen Welt zuhause, es ist müßig, hier alle Stationen seines Wirkens aufzulisten.
    Schon 1957 hatte er in Bayreuth debütiert, aber ab 1963 war er auf dem Bayreuther Hügel nicht mehr zu sehen, weil Sawallisch der Musik den Vorrang vor der Regie gab.
    Mehr als zwanzig Jahre wirkte er als Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper, wo er 1971 die Nachfolge Joseph Keilberths antrat. In einem Presseartikel kann man nachlesen, dass es 1165 Abende im gleichen Orchestergraben waren.
    Von 1993 bis 2003 währte die Zeit als Musikalischer Leiter des Philadelphia Orchestra, die Sawallisch in guter Erinnerung hatte.


    Aber Sawallisch war nicht nur Orchesterleiter, sondern leistete auch einiges in seiner Eigenschaft als Liedbegleiter namhafter Sängerinnen und Sänger, und er hatte allergrößten Respekt vor den Leistungen dieser Solisten; er beschreibt dies eindrucksvoll in seinem Buch auf den Seiten 288/89


    2003 gründete er die Wolfgang-Sawallisch-Stiftung, die Kinder beim Erlernen von Musikinstrumenten unterstützt. Trotz weltweiter Aktivitäten blieb er immer seiner bayerischen Heimat verbunden; mehr als 50 Jahre lebte er und seine Familie in Grassau im Chiemgau. Mechthild Sawallisch, seine Frau, hatte als Mechthild Schmid auf eine eigene Karriere als Sängerin gehofft und auch bereits einen Bekanntheitsstatus erreicht, trat dann aber nach der Heirat zugunsten der erfolgreichen Karriere ihres Mannes beiseite. Nach 46 Ehejahren starb sie im Alter von 77 Jahren. Wer vor dem Grab steht weiß, dass es einen Tag vor dem Heiligen Abend war.


    Es waren schon erste Überlegungen im Gange, wie man den 90. Geburtstag von Wolfgang Sawallisch gestalten wolle, da starb Jörg Sawallisch am 23. Januar 2013 im Alter von 69 Jahren.


    In der Traueranzeige stand:
    »Plötzlich und unerwartet ist mein Sohn Jörg Sawallisch von uns gegangen«
    Ein Keulenschlag, den der Vater nur um einen Monat überlebte. Die Beisetzung von Wolfgang Sawallisch fand in aller Stille auf dem Friedhof in Grassau statt.
    Ein Stück von Sawallisch gestalteter Musik (aus der Zauberflöte) aus dem Jahre 1977 war mit der Raumsonde Voyager 2 längst ins Weltall vorausgeeilt...


    Am 7. März 2013 fand in der Heilig-Geist-Kirche München eine Trauerfeier für Wolfgang Sawallisch statt. Das Bayerische Staatsorchester und der Chor der Bayerischen Staatsoper führten unter Leitung von Kent Nagano Mozarts Requiem auf.


    Praktischer Hinweis:
    Wenn man durch das Haupttor kommt, geht man den Mittelweg geradeaus, lässt die Trauerhalle links und die kleine Kapelle rechts liegen. Nach etwa 150 Metern kommt man zu einer aus Nischen bestehenden Mauer und wendet sich nach rechts, wo man die Ruhestätte an dem imposanten schmiedeeisernen Kreuz erkennen kann. Auf den drei kleinen Metallschildchen sind die nüchternen Lebensdaten abzulesen.


  • Friedrich Silcher 1789-1860
    Friedrich Silcher wurde am 27. Juni 1789 in Schneit (Baden-Württemberg) geboren und starb am 26. August 1860 in der Universitätsstadt Tübingen. Silcher gilt in erster Linie als Komponist volkstümlicher Lieder.
    Bis in die 1970er Jahre waren das Lieder, die fest in der Mitte der Bevölkerung verankert waren, was bedeutet, dass fast jeder Erwachsene einige dieser Lieder stets abrufbereit im Repertoire hatte.
    Silchers Lebensaufgabe war die Herausgabe und Bearbeitung von Volksliedern im Dienst einer musikalischen Volksbildung. Volkslieder waren noch in den 1960er Jahren so populär, dass sogar der 1958 als Soldat nach Deutschland gekommene Elvis Presley auf eine Silcher-Melodie aufmerksam wurde und »Muss i' denn, muss i' denn zum Städtele hinaus…». zu einem Welthit machte.
    Vor allem die Lieder: »Loreley« / »Ännchen von Tharau« / »In einem kühlen Grunde« / »Alle Jahre wieder« / »Zu Straßburg auf der Schanz« (um nur einige Beispiele zu nennen), haben eine weite Verbreitung gefunden, sind aber im Begriff aus dem Blickfeld breiter Volksschichten zu verschwinden. In jüngster Zeit sah man zwar in DIE WELT einen Titel: "Deutsche bekennen sich wieder zum Volkslied", aber als Radiohörer "normaler" täglicher Sendungen stehe ich dieser Aussage etwas skeptisch gegenüber.
    Überragende Bedeutung hat das von Silcher modifizierte Lied »Der gute Kamerad«, das an den traurigen November-Sonntagen, vor allem am kommenden Totensonntag, oft intoniert wird, und natürlich auch bei Soldatenbegräbnissen, was dieses Stück oft in einem eigenartigen Licht erscheinen ließ. Im ersten Weltkrieg war es das meistgesungene Soldatenlied an allen deutschen Fronten, aber auch jenseits der Grenzen ist diese Melodie bei Traueranlässen des Militärs populär.
    Die Melodie entstammt einem Schweizer Volkslied, das Silcher aus dem Dreiviertel- in den Viervierteltakt umsetzte.
    Ist dieses Lied noch zeitgemäß?
    Bundespräsident von Weizsäcker war sich da offensichtlich auch nicht ganz sicher und ließ 1993 beim Volksliedarchiv Freiburg anfragen, woher Text und Musik stammten. Die Autoren waren unverdächtig und es konnte belegt werden, dass dieses Lied auch in der Weimarer Republik bei Totengedenkfeiern auf dem Programm stand.
    Die Herren Silcher und Uhland kannten sich von der Universität Tübingen. Silcher erlebte die Jahre als Uhland Deutsche Literatur an der Universität lehrte. Beide sind - nur wenige Schritte voneinander entfernt - auf dem alten Tübinger Stadtfriedhof begraben; auch zu Hölderlin ist es nicht weit, wenn man das Grab Silchers besucht.
    Praktischer Hinweis:
    Der Alte Tübinger Stadtfriedhof wird von der Wildermuthstraße und Gmelinstraße flankiert. Günstig ist es (wenn möglich) an der Gmelinstraße beim Aufsehergebäude zu parken, dann geradeaus Richtung Kapelle und auf dem ersten querenden Weg links ab zum Abschnitt E.


  • Bei einem meiner letzten Besuche auf dem Leipziger Südfriedhof stand ich am Grab von Sigfrid Grundeis, der den Liebhabern des Klavier noch ein Begriff sein dürfte. Grundeis (geb. 14. Juni 1900, gest. 12. Februar 1953 in Leipzig) war Pianist und Klavierpädagoge.
    Er machte eine Lehre als Harmoniumbauer und erhielt mit 14 Jahren seinen ersten Klavierunterricht. 1921 machte er am Königlichen Konservatorium zu Leipzig seine Solistenprüfung, ein Jahr später an der „Staatlichen Akademie für Tonkunst – Hochschule für Musik“ München sein Meisterklasse-Examen. Anschließend war er selbst Hochschullehrer und gab erste Konzerte. Mit knapp 30 Jahren machte er die ersten Plattenaufnahmen (Schellack) bei Odeon und Gloria. 1931 trat er eine Klavierprofessur am Leipziger Konservatorium an. Europaweit erfolgreich war Grundeis in den 1930er Jahren und war 1938 Mitglied der Jury beim Vorgänger des heutigen “Concours Musical Reine Elisabeth”. Der Gewinner war kein geringerer als Emil Gilels.
    Aufgrund einer Herzkrankheit wurde Grundeis nicht zum Kriegsdienst herangezogen, trat im Zusammenhang mit einem Nachweis der nichtjüdischen Herkunft des Namens Grundeis, den er erbringen mußte, in die NSDAP ein. Nach dem Krieg wurde er 1947 wegen der NSDAP-Mitgliedschaft vom Dienst suspendiert. Eine Mitgliedschaft in der KPD lehnte er ab. Dennoch wurde er rehabilitiert und hatte bis zu seinem Tod hatte er eine Professur in Halle/Saale inne. Parallel unterrichtete er an der “Hochschule für Musik Leipzig”. Einer seiner heute prominentesten Schüler war der spätere Gewandhauskapellmeister Kurt Masur. 1953 starb er nach einer Operation. Seine hauptsächliches Augenmerk galt dem Klavierwerk von Chopin und Liszt, er spielte aber auch Werke Schuberts ein.


    Mit besten Grüßen
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)


  • Gustav Neidlinger (1910-1991)
    Auf dem Alten Friedhof in Sillenbuch gehen meine Gedanken zurück in den Mai des Jahres 1956, wo Gustav Neidlinger auf der Schwetzinger Festspielbühne seinem Herrn - das war damals George London - zu Diensten ist und Donna Elvira mit der Aufzählung der vielen Liebschaften Don Giovannis tröstet; Josef Traxel und Otto von Rohr waren die weiteren männlichen Partner von Gustav Neidlinger. Die Eintrittskarte kostete 6 Deutsche Mark...


    Das war eine der vielen Rollen, die Neidlinger über Jahrzehnte zuverlässig verkörperte, aber seine Paraderolle war natürlich der Alberich im »Ring des Niebelungen«.
    Ein Thread von 2009 ist mit dem Titel »Der Alberich vom Dienst: Gustav Neidlinger« überschrieben. Der Beitrag brachte es auf acht Zuschriften...


    Klaus Ulrich Spiegel, der diesen Sänger sehr gut studiert hat, schreibt: »Gustav Neidlingers Nachruhm steht durch eine Vielfalt von Alberich-Einspielungen und Mitschnitten in der Gefahr möglicher Einseitigkeit.«
    Wer sich die Fülle der unterschiedlichsten Aufnahmen auf den insgesamt 6 CDs (Hamburger Archiv für Gesangskunst) anhört, wird nicht mehr von Einseitigkeit sprechen können. Die Stimmfachbezeichnung wird mit "Bass-Bariton" angegeben und Neidlinger hat im Laufe seiner fast 50-jährigen Bühnenlaufbahn ein heute unfassbar breites Repertoire vorzuweisen.


    Gustav Neidlinger wurde - wie sein Kollege Josef Traxel - in Mainz geboren. Seine Ausbildung absolvierte er am Konservatorium Frankfurt/Main. Bereits als 21-Jähriger stand er als Bassist auf der Bühne des Opernhauses seiner Heimatstadt. Für eine Spielzeit hörte man in am Stadttheater von Plauen, dann kam der große Sprung nach Hamburg, wo er 1935 als Graf Monterone in »Rigoletto« debütierte und bis 1950 Ensemblemitglied in diesem Haus war. Heute noch einsehbare Pläne weisen aus, dass Gustav Neidlinger mitunter an sechs Tagen in der Woche auf der Bühne stand.
    Danach erschien er im Kreis eines illustren Ensembles an der Württembergischen Staatsoper in Stuttgart als erster Heldenbariton und Charakterbass.
    Von 1952 bis 1970 war er einer der Stars in Bayreuth, was dann auch Bühnenauftritte in der ganzen Welt zur Folge hatte, er gastierte an der Grand Opéra in Paris, am Covent Garden London, der Scala die Milano und natürlich auch an der Metropolitan Opera New York. Seit 1956 war Gustav Neidlinger auch Mitglied der Wiener Staatsoper.
    Im Folgenden wurde er mit vielen Auszeichnungen überschüttet: Richard-Wagner-Medaille der Stadt Bayreuth, das große Bundesverdienstkreuz, Ehrenmitglied der Stuttgarter Oper und - noch 1985 - die Gutenbergplakette seiner Heimatstadt Mainz. Aktuell ist dort angedacht einen Platz in Theaternähe nach ihm zu benennen.
    Zum Schluss zitiere ich nochmal den Neidlinger-Kenner Klaus-Ulrich Spiegel:
    »Gustav Neidlinger war eine musikdramatische Erscheinung ohne Beispiel — und ohne echte, gleichwertige Nachfolge — auf der Welt-Opernbühne.«
    Gustav Neidlinger starb am 26. Dezember 1991 in Bad Ems, seine letzte Ruhestätte hat er in Stuttgart-Sillenbuch, im Süden von Stuttgart gefunden. Wer sein Grab sucht, benutzt (von der Bus-Haltestelle kommend) am besten den zweiten Eingang des Friedhofs.
    Es hat in Sillenbuch zwei Friedhöfe; die Adresse ist in diesem Falle:


    Friedhof Sillenbuch
    Treiberstraße 8
    70619 Stuttgart

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  • Der Name Theodor Kirchner ist vermutlich nicht von jedem Musikfreund sofort richtig einzuordnen, aber man findet seine Klangspuren durchaus noch auf CDs und auch bei YouTube.
    In der Klaviermusik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sein Werk Bedeutung; vor allem die kleinen Klavierstücke, die auch von den Zeitgenossen Brahms, Bülow, Grieg, Liszt und Wagner geschätzt wurden. Brahms bezeichnete Kirchners Musik einmal in einem Brief als »das Zarteste vom Zartesten«.


    Mein Interesse an Theodor Kirchner wurde durch eine CD geweckt, die Fragmente von Schumanns »Frauenliebe« in einer Bearbeitung von Theodor Kirchner enthält. Im Booklet-Text weist Graham Johnson darauf hin, dass diese Kirchner-Bearbeitung die Zustimmung von Clara Schumann erhielt, der sie auch gewidmet ist. Johnson teilt auch mit, dass die neuere Forschung sagt, dass Theodor Kirchner kurze Zeit nach Roberts Tod Claras Liebhaber gewesen sein soll.


    Am 10. Dezember 1823 ist der Komponist in Chemnitz geboren, das war vor genau 190 Jahren, zwar kein "runder" Geburtstag, aber trotzdem ein Anlass, seiner zu gedenken. Er wurde sowohl von Robert Schumann als auch von Felix Mendelssohn wegen seines Klavier- und Orgelspiels beachtet. Die Literatur spricht sogar von einer Freundschaft mit dem um 13 Jahre älteren Robert Schumann und seiner Braut Clara. Die Freundschaft mit Clara Schumann reicht jedoch bis in die Baden-Badener Zeit, wo es 1864 zum Bruch kam.
    Fast 30 Jahre hatte Kirchner seinen Lebensmittelpunkt in der Schweiz, wo er mit der Sängerin Maria Schmidt eine Familie gründete und in Winterthur und Zürich als Organist und Dirigent tätig war.
    Eine lebenslange Freundschaft verband ihn mit Johannes Brahms, der den stets finanziell klammen Musiker unterstützte. Die beiden lernten sich 1843 auf dem Musikfest in Düsseldorf kennen. Theodor Kirchner hat sehr viel für die Verbreitung Brahmsscher Kompositionen in der Schweiz beigetragen. 1865 reiste Brahms erstmals in die Schweiz, wo die beiden zusammen musizierten. Ein Jahr später wohnten Brahms und Kirchner für die Dauer von vier Monaten gleichzeitig in Zürich.
    Im Jahre 1872 ging Kirchner nach Deutschland zurück; wirkte als Musiklehrer in Meiningen, dann in Würzburg, weitere Stationen waren Leipzig und Dresden.
    Auch hier war Kirchner arm dran, was 1884 zu einer Spendenaktion führte, an der sich namhafte Musiker wie zum Beispiel Edvard Grieg und Hans von Bülow. beteiligten.
    Ab 1890 lebte Kirchner ohne seine Familie in Hamburg, wo er im Haus einer Schülerin wohnte. Hier starb er 1903 fast erblindet. Seine letzte Ruhe fand er auf dem größten Parkfriedhof der Welt, dem Friedhof in Ohlsdorf. Auf dem Friedhofsplan orientiert man sich am besten an der Norderstraße, die man links vom Haupteingang findet.


  • Wilhelm Strienz (1900-1987)
    Wilhelm Strienz wurde am 2. September 1900 in Stuttgart geboren und starb am 10 Mai 1987 in Frankfurt am Main.
    Es war insofern eine typische Sängerkarriere in dieser Zeit, weil Wilhelm Strienz zunächst einen "normalen" Beruf ausübte - er war kaufmännischer Angestellter - und wurde dann von der mit der Familie Strienz befreundeten Sängerin Marta Fuchs entdeckt, die eine Gesangsausbildung bei Oscar Schröter - dem Direktor des Stuttgarter Konservatoriums - und dem Bariton Theodor Scheidl arrangierte. Wilhelm Strienz war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt und entwickelte sich so, dass er 22-jährig in der Rolle des »Eremiten« im »Freischütz« von Carl Maria von Weber auf der Bühne des Deutschen Opernhauses in Berlin stand. In Berlin ließ sich Strienz auch von der damals sehr bekannten Sopranistin Kammersängerin Luise Reuss-Belce unterrichten. Auch Studien bei Louis Bachner, dem Gesangspädagogen von Heinrich Schlusnus, sind bekannt.
    In der Folgezeit setzte Wilhelm Strienz seine Karriere jedoch nicht in der Reichshauptstadt Berlin fort, sondern sammelte - auf Anraten seines Intendanten Max von Schillings - erst an kleineren Bühnen Erfahrung und Routine und war an den Opernhäusern in Wiesbaden, Kaiserslautern, Bremen und Stuttgart als Bassist tätig und erschloss sich zum Beispiel Rollen wie den "van Bett" in Lortzings »Zar und Zimmermann«, den "Mephisto" in Gounods »Margarethe«, den "Daland" im »Fliegenden Holländer«, aber auch schwere Wagner-Partien wie "Hunding" und "König Marke".
    Als "König Heinrich" war er sogar im »Lohengrin« an der Londoner Coventgarden-Oper zu hören; auch als "Sarastro", denn 1937 wurde in Berlin eine Gesamtaufnahme von Mozarts »Zauberflöte« unter dem Dirigat von Sir Thomas Beecham eingespielt.
    Auch aus dem Bereich des klassischen Kunstliedes sind heute noch einige Aufnahmen auf CD zu hören; beispielsweise Stücke von Carl Loewe mit dem Pianisten Michael Raucheisen aus dem Jahre 1944.
    »Das Erkennen« op. 65,2 sollte man sich auf YouTube anhören, wenn man es nicht in seiner Sammlung hat.
    Diese Fakten der künstlerischen Entwicklung sind eine Sache, aber zeitbedingt gibt es dazu auch noch eine politische Komponente - und dies lässt sich leider in diesem Rahmen nicht ausführlich darstellen, denn das sollte man sehr differenziert betrachten.
    Wenn ich vor diesem Grab stehe, sehe ich Wilhelm Strienz vor allem als "Opfer" seiner Popularität im Dritten Reich. Da waren die allgegenwärtigen Lieder »Gute Nacht Mutter« und »Heimat deine Sterne«, die aus den Volksempfängern dröhnten. Für die nachgewachsenen Generationen ist das heute kaum noch vorstellbar, was es damals für viele Menschen bedeutete, wenn davon gesungen wurde, dass diese Sterne auch am fernen Ort strahlen, denn Väter und Söhne übten an fernen Orten das gefährliche Kriegshandwerk aus...
    Aber Strienz sang auch ein Spottlied gegen Churchill »Lügenlord«, hieß dieses Stück und damit scheint es für den oberflächlichen Betrachter klar zu sein, wie dieser Sänger einzuordnen ist.
    Tatsache ist aber auch, dass Strienz 1933 seine Stelle beim Westdeutschen Rundfunk verlor, weil er sich geweigert hatte, bei parteipolitischen Veranstaltungen mitzuwirken. Er war weder Parteimitglied noch Anhänger des Nationalsozialismus.
    In diesem Zusammenhang sollte man auch noch anfügen, dass der Textdichter von »Heimat deine Sterne«, Erich Knauf, im Mai 1944 im Zuchthaus Brandenburg enthauptet wurde, der Grund des Todesurteils waren "defätistische Äußerungen im Luftschutzkeller". Die mutige Intervention des damals populären Strienz wurde von Goebbels brüsk zurückgewiesen.
    Praktischer Hinweis:
    Der Pragfriedhof ist der drittgrößte Friedhof Stuttgarts und liegt im Norden der Stadt, zwei Straßenbahnstationen vom Hauptbahnhof entfernt. Die Anschrift lautet: Friedhofstraße 44.
    Vom Parkplatz Friedhofstraße geht man etwa 100 Meter geradeaus auf das Krematorium zu, bis zu einem querenden Weg, den man rechts abbiegend benutzt. Nach weiteren 100 Metern findet man linker Hand das Grab von Wilhelm Strienz. Ganz in der Nähe befindet sich übrigens auch das Grab von Eduard Mörike.

  • Liber Hart,
    diese Ausführungen und Richtigstellungen über Wilhelm Strienz sind äußerst aufschlussreich und wichtig. Sie belegen auch, wie leicht man durch nicht ausrottbare falsche Gerüchte und nachfolgende Meinungs- und Llegendenbildung in schiefes Licht geraten kann. All das nur weil man in einer schwierigen, problembelastenden Periode populärer Sänger war, der im Sinne des damaligen Schreckensregimes instrumentalisiert wurde.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Wolfgang Anheisser war ein lyrischer Bariton mit der Fähigkeit, sich auch in der Höhe sicher zu bewegen. Als Figaro (Barbier von Sevilla) und als Wolfram (Tannhäuser) konnte er besonders große Erfolge auf der Opernbühne feiern.


    »Mitten unter uns, während einer Aufführung hat sich am ersten Tag dieses Jahres das Unglück ereignet, das er nicht überleben sollte. Aus heiterster Lebenslaune fiel er in tiefsten Todesschmerz; der schöne Schein der Bühne verkehrte sich wie durch einen Blitz in die letzte Wahrheit«


    Es war das Jahr 1974, als der Generalintendant der Kölner Oper, Dr. Drese, in seiner Gedenkrede diese Worte sprach.
    Was war geschehen?
    Am Neujahrstag des Jahres 1974 sang Wolfgang Anheisser im Kölner Opernhaus die Titelpartie in einer Aufführung von Millöckers »Bettelstudent«. Gleich in der ersten Szene sah die Inszenierung einen Sprung von einem fast vier Meter hohen Balkon vor. Das Halteseil hielt diesmal nicht und der Sänger stürzte in die Tiefe. Eine Operation konnte dieses Leben nicht mehr retten, Wolfgang Anheisser verstarb am 5. Januar in der Kölner Uniklinik.


    Wolfgang Anheisser wurde am 1. Dezember 1929 in Köln-Lindenthal in ein musikalisches Elternhaus hineingeboren. Seine Mutter war Sängerin, sein Vater der Mozart-Forscher und Übersetzer Siegfried Anheisser, der jedoch bereits 1938 starb.


    Den ersten Gesangsunterricht erteilte die Mutter. Danach folgte ein Musikstudium in Freiburg. Ab 1955 ist er in Südafrika zuhause, wo weitere Studien an der Witwatersrand Universität in Johannesburg ergänzend erfolgen. Seine Stimme wurde von der Österreicherin Anni Hartmann ausgebildet.
    Es gab verschiedene Auftritte in Südafrika, aber 1960 kam der Sänger wieder nach Deutschland zurück und gab 1961 sein Debüt als Nardo in »La finta giardiniera« von Mozart an der Staatsoper München. Nach einer Zwischenstation am Stadttheater Gelsenkirchen, war Anheisser ab 1964 als erster Bariton an der Oper von Köln zu hören; fast 10 Jahre war er dort, hatte aber gleichzeitig auch große Erfolge an anderen Bühnen, in Deutschland vor allem in Frankfurt/M. und der Staatsoper Unter den Linden in Ost-Berlin.
    Neben der Oper fand nun auch eine Hinwendung zum Lied statt, ein Genre wo Dietrich Fischer-Dieskau und Hermann Prey bereits einiges bewirkt hatten. Anheissers Terminkalender wies bis 1976 bereits 48 Lieder- und Balladen-Abende aus, aber zu diesen Aufführungen sollte es nicht mehr kommen.


    Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem mehr als 200 Jahre alten berühmten Melaten-Friedhof zu Köln. Das Grab befindet sich an der Ost-West-Achse, vom Haupteingang (Piusstraße) kommend, links. Näher ist es, wenn man den kleinen Nebeneingang zwischen Oskar-Jäger-Straße und Melatengürtel benutzt und Richtung Haupteingang geht. Nach etwa zehn Minuten findet man das Grab dann auf der rechten Seite.
    Das Grabmal aus Travertin zeigt symbolhaft eine abgebrochene Stimmgabel in deren Mitte eine Lyra eingearbeitet ist.

  • Wolfram (Tannhäuser) konnte er besonders große Erfolge auf der Opernbühne feiern.

    Gibt es eigentlich eine Einspielung von seinem Wolfram? Mir ist bisang nichts dergleichen bekannt. Ich habe ihn somit in dieser Rolle noch nie gehört. Sein Figaro ist da besser dokumentiert, auch wenn ich von der mal im Fernsehen gezeigten Berliner Berghaus-"Barbier"-Inszenierung leider nur den 1. Akt habe.


    Meine Lieblingsaufnahme von Anheisser ist wohl diese:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber Stimmenliebhaber,


    nach meinem Wissensstand gibt es keine Tannhäuser-Aufnahme mit Wolfgang Anheisser im Handel. Bei Berlin Classics findet man lediglich auf einem Sänger-Portrait »Blick ich umher in diesem edlen Kreise«
    Aber ich möchte diese CD hier nicht einstellen, um nicht den Rahmen zu sprengen. Sie ist bei den Werbepartnern dieses Forums leicht zu finden.


  • Wenn man vor einem Grab steht, macht man sich seine Gedanken - und an diesem Grab sind es recht viele...
    Man denkt zum Beispiel an Gertrud Bindernagel, der, 22 Jahre später, ein ähnliches Schicksal widerfuhr; in diesem Falle war es der Noch-Ehemann. Sie sang einige Jahre im Ensemble des Nationaltheaters Mannheim; später dann in Berlin, wo sie auch begraben wurde und wo sich ihre Spur in den 1950er Jahren verlor... ihr Grab existiert nicht mehr.
    Anna Sutters Andenken blieb dagegen länger erhalten (obwohl die stimmliche Hinterlassenschaft, der frühen Zeit entsprechend, sehr dürftig ist) und wird auch immer einmal wieder aktualisiert.
    So hat beispielsweise Alain Claude Sulzer vor einigen Jahren die Novelle »Annas Maske«, ein Büchlein von 113 Seiten geschrieben. Die FAZ schrieb: »...Entstanden ist eine "novellistische Faction-Prosa von großem erzählerischem Raffinement"« In der Tat orientiert sich das Buch weitgehend an den noch zugänglichen Polizeiakten und Presseberichten.


    Man kann ihre Stimme auch heute noch hören; allerdings stammt die Aufnahme aus dem Jahre 1908, ein Schalltrichter diente als Aufzeichnungsgerät. Sie singt »Draußen am Wall von Sevilla« (Seguidilla der Carmen).
    Anna Sutter sang ein breitgefächertes Repertoire, nicht nur Oper, sondern auch in Operetten von Strauß und Lehár. Die ganz großen Triumphe feierte sie jedoch im dramatischen Fach. Die Carmen in Bizets Oper war ihre Paraderolle, in der sie erstmals am 29. September 1899 unter dem Dirigat des Hofkapellmeisters Dr. Aloys Obrist in Stuttgart auftrat.
    In der Strauss-Oper »Salome« ließ sie den »Tanz der sieben Schleier« nicht von einer Dame aus dem Ballett doubeln, wie dies vordem allgemein üblich war, sondern übernahm hier auch den tänzerischen Part.
    Anna Sutter, wurde am 26. November 1871 im schweizerischen Wil im Kanton St. Gallen geboren. Zunächst studierte sie in Bern Klavier, danach Gesang in München, wo sie dann auch am Münchner Volkstheater ihr erstes Engagement hatte. Die nächste Station war das Stadttheater in Augsburg (auch Obrist war da 1894/95 engagiert). Im Rahmen eines Gastspiels kam sie 1893 nach Stuttgart, wo man sie sofort an das Königliche Hoftheater engagierte.16 Jahre lang begeisterte sie dort das Publikum und in liebevollem Schwäbisch sprach man von »unserer Sutter« oder gar vom »Sutterle«.
    Den für diese Zeit doch sehr lockeren Lebenswandel der Anna Sutter - sie galt als Femme fatale - (da waren viele Liebesaffären, die zu zwei unehelichen Kindern von verschiedenen Vätern führten, dazu eine Menge Schulden) hatte man, ihrer künstlerisch überragenden Leistungen wegen, toleriert. Die Sängerin versuchte ein selbstbestimmtes Leben zu führen und setzte sich über Konventionen hinweg. Dass sich diese Vollblutkünstlerin nicht in einer bürgerlichen Ehe binden wollte, wie dies Aloys Obrist anstrebte, ist verständlich, wenn man bedenkt, dass das damals in aller Regel das Karriereende der Frau bedeutete.
    Um dies zu verdeutlichen, sei hier aus dem Arbeitsvertrag der Anna Sutter zitiert:
    »Wenn ein weibliches Mitglied während der Dauer des Vertrages sich verheiraten will, so hat es seinen Vorsatz der Bühnenleitung spätestens vierzehn Tage vor Abschließung der Ehe schriftlich anzuzeigen. Die Bühnenleitung hat in solchem Falle das Recht, den Vertrag zu kündigen und vom Tage der Hochzeit an zu lösen, und bleibt nur bis zu diesem Tage zur Zahlung von Gage und Spielgeld verpflichtet.«


    Dieser Dr. Obrist war ja nicht der geborene Mordgeselle, sondern wird als fein gebildeter Künstler beschrieben, aber auch als etwas schwerblütig. Er war mit einer wesentlich älteren Frau verheiratet, die ihm seine Mutter ausgesucht hatte. Nun lernte er dieses »Vollblutweib« kennen, die Hofkapellmeister und andere hochrangige Musiker reihenweise verbrauchte. Natürlich kam es da zwangsläufig auch zu einem Verhältnis zwischen der Sutter und ihm, aber er konnte es nicht überwinden und akzeptieren, dass bald ein anderer seine Stelle einnahm und es nun zu Ende sein sollte. Ihrer wegen ließ er sich sogar von seiner Frau scheiden, der Mann zog alle Register, das Unglück nahm seinen Lauf.
    Auf dem Weg zur Schubartstraße machte Aloys Obrist noch einen Besuch im Restaurant des Hotels Marquardt, um sich mit ein paar Gläsern Rotwein in die richtige Stimmung für das anstehende Gespräch mit seiner ehemaligen Geliebten zu bringen.
    Am Vormittag des 29. Juni 1910 betrat dann (gegen 10 Uhr) der ehemalige Stuttgarter Hofkapellmeister, Hofrat Dr. Aloys Obrist, das Haus Schubartstraße 8, in welchem die Sängerin wohnte. Außer Blumen, hatte er auch zwei Pistolen mitgebracht. Zunächst wird Obrist von der 10-jährigen Hilde Sutter, dem Kind der Sängerin, begrüßt, der für sie ein alter Bekannter war. Er lehnt jedoch ab, als ihn das Kind zur Mutter begleiten wollte und schickt es zum Spielen auf die Straße. An der Tür verwehrt ihm Pauline, die Dienstmagd, zunächst den Zutritt, den er sich dann jedoch gewaltsam verschaffte. Anna Sutter war noch im Bett. Fräulein Sutter habe am Abend zuvor eine anstrengende Vorstellung gehabt, sagte die Dienstmagd dem ungestümen Besucher. Das Dienstmädchen entfernte sich aus dem Schlafgemach. Auf der Bettkante sitzend hatten die beiden ein etwa einstündiges Gespräch, dann hörte man im Haus rasch nacheinander mehrere Schüsse. Der Sohn des Hausbesitzers drang in die Wohnung ein. Anna Sutter lag mit zwei Schüssen in der linken Brustseite tot im Bett. Dr. Obrist war vor dem Bett tot zusammengebrochen, er hatte sich mehrere Schüsse selbst beigebracht.
    Die Nachricht verbreitete sich in Stuttgart wie ein Lauffeuer und verdrängte sogar den Bericht, dass das Luftschiff »Deutschland« zur selben Zeit verunglückt war. Noch am Abend brachte man die beiden Toten auf den Pragfriedhof. Die Beerdigung von Anna Sutter fand am 2. Juli statt, Berichten zufolge sollen mehr als 10.000 Menschen an der Beisetzung teilgenommen haben.
    Nun sind mehr als hundert Jahre vergangen, die meisten Menschen vor Ort haben keine Ahnung mehr von dieser Tragödie, die jede Bühnenaufführung in den Schatten stellt und so nahe am Stoff der Oper »Carmen« ist.
    In einem Rundfunkbeitrag konnte man übrigens erfahren, dass die Tochter von Anna Sutter - Thilde von Entress-Sutter - auch Sängerin wurde und 1937 in Stuttgart als »Carmen« debütierte, jedoch nicht an die großen Erfolge ihrer Mutter anknüpfen konnte.


    Die Geschichte um diese Tragödie fand aber nach etwas mehr als hundert Jahren insofern eine Fortsetzung, die einen fast sprachlos macht, dass die an der Musikhochschule Stuttgart ausgebildete Mezzosopranistin Cornelia Lanz, die nichtsahnend in die ehemalige Wohnung der Anna Sutter im Osten Stuttgarts einzog, von einer Nachbarin darüber informiert wurde, was sich hier einmal abgespielt hatte.


    Der uninformierte Friedhofbesucher läuft an dieser, vom Bildhauer Karl Donndorf geschaffenen Statue heute einfach vorbei. Die Geschichte ist über das Ereignis hinweggegangen. Bei Friedhofführungen wird aber wohl immer davon berichtet, dass bis Ende der 1960er Jahre ein unbekannter Verehrer stets Blumen zum Grab brachte. Insider wollen jedoch wissen, dass es sich um den Opernsänger Albin Swoboda handelte, der 1970 gestorben ist. Heute geht man davon aus, dass Swoboda in der Wohnung war, als die furchtbare Tat geschah.
    Praktischer Hinweis:
    Der Pragfriedhof ist bereits im Beitrag Nr.132 beschrieben. Das Grab von Anna Sutter ist leicht zu finden, weil es sich ganz in der Nähe des Krematoriums befindet und dieses Bauwerk kaum übersehen werden kann. Der nächste Weg führt vom Eingang an der Martinskirche zur Figur des trauernden Genius. Wenn man vom Eingang an der Friedhofstraße her kommt: Geradeaus auf das Krematorium zu und dann nach rechts, im Plan orientiert man sich an dem Feld 41.


  • Heute ist sein Todestag, aber Gott sei Dank ist Franz Lachner noch nicht ganz tot, auch für dieses Jahr sind schon Konzertprogramme gedruckt, die seinen Namen im Rahmen von Liederabenden nennen.


    Die drei Brüder Theodor, Franz und Ignaz Lachner kamen im Milieu bitterster Armut zur Welt, man kann im Thread »Der Musiker Ehrenplätze« (Beitrag Nr. 27) mehr über die häuslichen Verhältnisse erfahren.
    Der Südfriedhof, auf dem Franz Lachner ruht, ist gerade 450 Jahre alt geworden. Der Gottesacker ist liegt heute inmitten von Wohn- und Geschäftshäusern. Hier finden seit 1944 keine Bestattungen mehr statt, es herrscht eine gewollte »Unordnung«. Nicht alle Grabmale haben noch ihren akkuraten Stand von ehedem. Viele Skulpturen sind inzwischen verwittert und manche Inschrift ist kaum noch oder überhaupt nicht mehr zu lesen. Die Vergänglichkeit materieller Dinge ist an diesem Ort nicht zu übersehen. Neben Franz Lachner sind hier noch viele bedeutende Künstlernamen zu finden, zum Beispiel: Leo von Klenze, Carl Spitzweg, Carl Rottmann...


    An einem Donnerstag, es war der 23. Januar 1890, trug man Franz Lachner hier, etwas mehr als 100 Kilometer von seinem Geburtsort entfernt, zu Grabe. Die Abenddämmerung brach bereits herein und trotz des unfreundlichen Winterwetters begleitete ihn eine kaum überschaubare Trauergemeinde. Er war am 20. Januar bei seiner Tochter in der Maximilianstraße still und friedlich gestorben, nicht ganz 87 Jahre alt.


    Der einstige Münchner Hofkapellmeister und Generalmusikdirektor war auch nach 22 Pensionsjahren immer noch eine hochangesehene Persönlichkeit. Alles was Rang und Namen hatte, folgte dem Sarg.
    Lachner gehörte zu den konservativen romantischen Musikern; er war mit Beethoven noch persönlich bekannt und mit Franz Schubert befreundet gewesen. Dann tauchte Richard Wagner auf, wurde von dem jungen König nach Kräften gefördert und war nicht gerade ein edler Charakter. Wagner machte dem aus seiner Sicht rückständigen Lachner das Leben schwer, da er die Gunst des neuen Königs genoss. Es standen sich zwei musikalische Welten gegenüber.
    Natürlich erkannte Lachner die Genialität Wagners. Aus Gründen der Hofkapellmeisterdisziplin studierte er Wagneropern ein: »Tannhäuser«, »Lohengrin« und den »Fliegenden Holländer« und leitete ihre Münchener Erstaufführungen. Die Herren machten sich auch gegenseitig Komplimente:


    Lachner an Wagner (nach der Münchner Premiere des »Tannhäuser« im August 1855, die Lachner dirigierte):»Mir gestatten Sie, Ihnen meine wärmste Teilnahme an Ihrem glänzenden Erfolg auszudrücken und Sie versichern zu dürfen, daß es mir das größte Vergnügen gewähren wird, mich recht bald wieder mit einem Ihrer Werke beschäftigen zu können.«
    Wagner schrieb zurück, dass er Lachner als Orchesterpädagogen und Dirigenten sehr schätze. Aber trotzdem standen da zwei grundsätzlich verschiedene Ansichten gegeneinander und Lachner resignierte, denn er erkannte klar, dass seine konservativen Kunstideale unter Ludwig II. nicht mehr gefragt waren. Am 26. Januar 1868 dirigierte Lachner zum letzten Male im Münchener Hoftheater die Oper »Die Stumme von Portici«, eine Oper von Auber. 32 Jahre hatte Franz Lachner dort gewirkt; sein Nachfolger wurde der Wagnerianer Hans von Bülow.


    Praktischer Hinweis:
    Am sichersten und schnellsten ist Lachners Grab zu finden, wenn man sich an der Eingangspforte der Klinik Thalkirchner Straße 48 orientiert. Genau gegenüber ist ein Seiteneingang zum Friedhof. Von dort aus sind es dann nur noch wenige Schritte zu Lachners Grab.

  • Der Opernclub München mit seiner rührigen Präsidentin Irene Stenzel einer Großnichte von Franz Lachner widmet sich mit Erfolg durch Gedenkveranstaltungen und Aufführungen dem Gedenken des Münchner Komponisten und dokumentiert dies nachdrücklich in seiner Namensbezeichnung: Opernclub München in meroriam Franz Lachner.


    Herzlichst
    Operus

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  • Johann Rudolph Zumsteeg (1760-1802) ist wohl zumindest jedem Freund des Kunstliedes ein Begriff. Ihn verband eine lebenslange Freundschaft mit Schiller, und Goethe erbat sich sogar eine Vertonung seiner Texte (»Vielleicht finden Sie einen Augenblick Zeit beyliegendes kleine Lied durch eine Melodie zu beleben...«)
    Auch Franz Schubert war von den Kompositionen Zumsteegs begeistert und von ihm ist der Ausspruch überliefert, dass er "tagelang in diesen Liedern schwelgen" könne.
    Zumsteeg war sowohl künstlerisch als auch kommerziell sehr erfolgreich, aber ihn ereilte der plötzliche Tod, im Alter von 42 Jahren. Am 27. Januar starb er in den Armen seiner Frau und hinterließ sieben Kinder.
    An Zumsteegs Grab soll ihn sein Freund, der Dichter Johann Christoph Friedrich Haug, »Mozart Württembergs“ genannt haben. Aber das Grab ist heute nicht mehr auszumachen...


    Wenn man jedoch in Stuttgart Mitte unterwegs ist und eine Veranstaltung in der Liederhalle besucht, findet man auf dem Friedhof gleich nebenan den Namen Zumsteeg und wird neugierig, was sich dahinter verbirgt.


    Auf dem Hoppenlaufriedhof, einem alten Friedhof in Stuttgart, auf dem seit 1880 nicht mehr bestattet wird, findet man unter den 1675 Grabsteinen nicht nur die Gräber von Wilhelm Hauff und Friedrich Daniel Schubart, sondern auch den Stein von Emilie Zumsteeg (1796-1857). Sie war fünf Jahre alt, als ihr Vater, der Konzertmeister Johann Rudolph Zumsteeg, starb und das jüngste von sieben Kindern.
    »Wäre sie ein Knabe, so würde sicher unser guter Zumsteeg durch sie ersetzt...«, schrieb die Mutter Luise Zumsteeg über ihre 6-jährige Tochter in einem Brief im Jahr 1803 an die Verleger Breitkopf und Härtel in Leipzig. Sie hatte zwar eindeutig das musikalische Talent vom Vater geerbt, aber eine Hofkapellmeisterin war in dieser Zeit einfach undenkbar.
    Da der Ernährer gestorben war, gründete die Mutter mit Unterstützung des Leipziger Verlages Breitkopf & Härtel ein Musikaliengeschäft in Stuttgart, um den Unterhalt für die Familie zu verdienen.
    Die besondere Begabung von Emilie wurde recht früh erkannt und sie erhielt Unterricht in Gesang - sie soll eine schöne Altstimme gehabt haben - und Klavier. Auch wenn ihr Name und ihr Tun nicht so bekannt ist, wie das Wirken ihres Vaters; sie war eine exzellente Musikerin und hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten einiges bewegt. Der heutige Todestag von Johann Rudolph Zumsteeg soll ein Grund sein, auf das Wirken seiner Tochter hinzuweisen.
    Emilie Zumsteeg kam über Stuttgart kaum hinaus, lediglich eine Reise zu Justinus Kerner in das etwa 50 Kilometer entfernte Weinsberg ist bekannt. In der breiten Öffentlichkeit ist ihr Wirken heute weitgehend vergessen, aber für die Stuttgarter Musikszene hatte sie sehr große Bedeutung, was deutlich wird, wenn man ihre Berufsbezeichnungen auflistet; sie war:
    Komponistin, Chorleiterin, Sängerin, Pianistin, Dirigentin, Musiklehrerin, Klavierbegleiterin, Musikwissenschaftlerin und Musikalienhändlerin...
    Emilie Zumsteeg galt in Stuttgart auf musikalischem Gebiet als unbestrittene Autorität. Sie hatte eine große Anzahl an Schülerinnen und Schülern, und als Chorleiterin setzte sie ganz besondere Maßstäbe. Während sie in den 1820er Jahren mehrfach öffentlich als Künstlerin auftrat, legte sie später den Schwerpunkt eher auf die Arbeit mit Chören und gründete um 1830 den ersten Frauenchor in Württemberg.
    Zu ihren bedeutendsten Kompositionen gehören wohl die als Opus 6 um das Jahr 1842 gedruckten sieben Lieder für Singstimme und Klavier. Fachleute bewundern bei diesen Liedern das ausgefeilte Wort-Ton-Verhältnis.
    Am 1. August 1857 starb Emilie Zumsteeg 60-jährig in Stuttgart, wo sie ihr ganzes Leben verbracht hatte.


    Seitdem ist viel geschehen. Ein Luftangriff verschonte 1944 auch den Hoppenlaufriedhof nicht, und nach dem Krieg lagerte teilweise Trümmerschutt auf diesem Gelände. Erst 1952 hatte man begonnen diesem Ort wieder seine alte Würde zurückzugeben.
    Nahe der Liederhalle und dem Universitätsgelände liegt dieser altehrwürdige beschauliche Ort; ein informativer Plan ist im Eingangsbereich einzusehen; Emilie Zumsteegs Grab ist die Nr. 27


    Anschrift:
    Hoppenlau-Friedhof
    Rosenbergstraße 7
    70174 Stuttgart
    Stuttgart / Mitte

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  • Hyperion hat die aus Anlass des 200sten Geburtstags herausgebrachte Schubert-Edition mit dieser CD abgeschlossen und darauf nicht Schuberts derzeitiges Grab sondern ein Denkmal an der Stelle seines ersten Grabes abgebildet. Dort ist zu lesen: Seit dem Jahre 1828 ruhte an dieser Stelle FRANZ SCHUBERT bis am 22. September 1888 die Exhumierung und am nächstfolgenden Tage die Überführung in den Centralfriedhof erfolgte. Es befindet sich im Schubertpark, der 1925 auf dem Gelände des aufgelassenen Währinger Ortsfriedhofs eröffnet wurde. Auf dem Bild ist der Pianist Graham Johnson zu sehen.

  • Lieber Seicento,
    das ist typisch Graham Johnson. Schon oft konnte ich sein unwahrscheinliches Detail-Wissen bewundern; hier hat er sich nun auch in dieser etwas entlegenen Gegend umgesehen, im 18. Bezirk. Eine kleine Ergänzung sei noch angefügt:
    Wenn der Beschauer etwas weiter weg steht, sieht das Bild so aus, dass sich einige Meter links von Schuberts Denkmal, der Erinnerungsstein für Beethoven befindet. Auf der trennenden Backsteinwand ist mittig eine Steintafel mit dieser Inschrift angebracht:


    BEETHOVEN UND SCHUBERT
    FANDEN HIER IHRE ERSTEN
    RUHESTÄTTEN
    NACH AUFLASSUNG DES
    WÄHRINGER ORTSFRIEDHOFES
    DER NACHWELT ZUM DAUERNDEN
    GEDÄCHTNIS ERHALTEN DURCH DEN
    WIENER SCHUBERTBUND
    MCMXXIII


  • Wie so viele berühmte Musiker, wurde auch er in eine äußerst musikalische Familie hineingeboren. Die Mutter war Pianistin, aber daneben auch noch mit einer schönen Stimme ausgestattet,
    die - mit Unterstützung des herzoglichen Hofes - bei dem berühmten Gesangsmeister Marco Bordogni in Paris ausgebildet wurde.


    Der Vater, Prokurator August Wilhelm Wilhelmj, war ein ausgezeichneter Violinist, der jedoch in späteren Jahren eher als exzellenter Weinhändler zu Ruhm und Ansehen kam. Die Familie war mit Richard Wagner befreundet, der die Wilhelmjs mehrmals besuchte.


    Für diese Eltern war die musikalische Bildung und die ihrer Kinder geradezu eine Selbstverständlichkeit. Zunächst war Augusts älterer Bruder Albert für die Violine vorgesehen, aber als er sich versehentlich auf die Geige setzte, die auf einem Stuhl lag, hielt ihn der Vater für unwürdig, dieses Instrument zu spielen, er wurde dann ein ganz passabler Pianist.


    Als der Konzertmeister Konrad Fischer ans Hoftheater Wiesbaden berufen wurde, verkehrte er auch im Hause Wilhelmj und erkannte die außergewöhnliche Begabung des jungen August und widmete sich seiner Ausbildung, die sehr bald Früchte trug. Als der siebenjähriger Knabe ein Violinsolo vortrug, begeisterte er die im Hause weilende Sängerin Henriette Sontag dermaßen, dass sie ausrief »Du wirst einmal der deutsche Paganini werden!« Man sagt, dass August das absolute Gehör hatte, was ihm das unfehlbare »Reinspielen« ermöglichte. Sein erster öffentlicher Auftritt war 1854 im Rahmen einer Wohlfahrtsveranstaltung, im März 1856 trat der nun Zehnjährige aber schon im Hoftheater zu Wiesbaden auf. Er erreichte im näheren Umkreis einen gewissen Bekanntheitsgrad als Musiker, aber seine schulischen Leistungen waren dermaßen schlecht, dass die Schule diese Auftritte missbilligte, der Vater meldete seinen Sohn vom Gymnasium ab.


    August Wilhelmj war fünfzehn Jahre alt als er nach Weimar reiste, um dort Franz Liszt vorzuspielen, der entscheiden sollte ob die Anlagen für eine erfolgversprechende Musikerkarriere ausreichen. Das Urteil fiel positiv aus: »Die Musik ist ihnen angeboren. Arbeiten sie fleißig weiter! Die Welt wird noch von ihnen reden, junger Mann!«
    Liszt musizierte noch drei Tage mit dem jungen Wilhelmj, dann begleitete er ihn nach Leipzig, wo Ferdinand David, der Konzertmeister des Gewandhauses, die weitere Ausbildung übernahm. Die Anweisung Liszts an David war einfach: »Aus dem da machen sie mir einen deutschen Paganini! Sorgen sie für ihn!« Wilhelmj war eindeutig schon weiter fortgeschritten als die anderen David-Schüler und wurde von diesen regelrecht wegen seines Könnens bestaunt.
    Die öffentliche Prüfung am Konservatorium soll für Wilhelmj ein Triumpf gewesen sein, das war im April 1862. Als er im November des gleichen Jahres im Gewandhaus auftrat, war die große Musikwelt auch auf Wilhelmj aufmerksam geworden, aber sein Lehrer hatte dazu geraten, von größeren Konzertreisen abzusehen. Aber schließlich ging es dann doch in die große weite Welt hinaus. Die erste Auslandsreise führte ihn 1865 in die Schweiz; später bereiste er praktisch die ganze Welt: Amerika, Australien, Neuseeland, Japan, China, Indien, Persien, Ägypten...
    In Deutschland spielte Wilhelmj öffentlich letztmals im Jahre 1903; das war anlässlich der Hochzeit einer Tochter seines Bruders.
    Natürlich muss auch noch die Zusammenarbeit mit Richard Wagner erwähnt werden. Wilhelmj wurde 1872 zur Grundsteinlegung des Festspielhauses in Bayreuth eingeladen. Später erfolgte dann die Ernennung zum »Konzertmeister des Niebelungen-Orchesters«
    Ende des Jahres 1893 übersiedelte Wilhelmj nach London und hatte ab 1894 eine Professur an der Guild-Hall Music-School. In Deutschland war es derweil still um den Künstler geworden.
    Anfang 1908 kam aus London die überraschende Nachricht, dass August Wilhelmj am 22. Januar nach kurzer Krankheit gestorben sei. Die Trauerfeier war dann am 1. Februar auf dem »Alten Friedhof« in Wiesbaden, wo sich eine relativ kleine Trauergemeinde versammelt hatte. Es gibt Berichte, die aussagen, dass der Sarg geigenförmig gewesen sein soll. Zur Einleitung der Trauerfeier sang der Lehrer-Gesangverein Wiesbaden »Stumm schläft der Sänger«, das Wiesbadener Kur-Orchester gedachte mit einer Ansprache dem Verstorbenen und mit »Über allen Gipfeln ist Ruh« fand die Feier ihren Abschluss.
    Praktischer Hinweis:
    Wenn man den Haupteingang des Friedhofs (Plattner Straße 83) benutzt, sieht man gleich rechts das im Schweizerhaus-Stil gebaute Pförtnerhaus. Man geht daran vorbei und folgt dem leicht ansteigenden Hauptweg. Nach etwa fünf Minuten sieht man zur Linken eine aus insgesamt sieben einfach behauenen Steinen bestehende Grabanlage. Zu zwei Namen ist hinzugefügt, dass es sich um Musiker handelt, nämlich die Sängerin Maria Wilhelmj (1851-1930) und den Geiger August Wilhelmj (1845-1908).

  • Liebe Taminos,


    momentan verweile ich aus purer Lust und Laune für eine Woche in Kopenhagen - und natürlich ließ ich es mir nicht entgehen für Euch einige Gräber dänischer Komponisten aufzusuchen. Den Anfang machte das Grab des "dänischen Strauß" - Hans Christian Lumbye, der einigen nach dem Neujahrkonzert mit Mariss Jansons als Komponist des "Eisenbahn-Dampf-Galopps" in Errinnerung geblieben sein könnte.



    Hans Christian Lumybe (*2.5.1810 Kopenhagen † 20.3.1874 Kopenhagen ) war ein dänischer Komponist. Durch seinen Vater, der als Soldat tätig war, kam er mit dem Militär in Berührung, bei dem er Trompete lernte und bald selbst Musiker im Dragonenregiment. Als ein Stadtmusiker auf ihn Aufmerksam wurde und ihn in Theorie unterrichtete, komponierte Lumbye bald Märsche und andere kleine Stücke. Auf eigenes Verlangen wurde er nach Kopenhagen versetzt. Dort spielte er in seiner freien Zeit in einem Tanzmusikorchester. Erfolge als Komponist leichter Musik wurden hier auch immer häufiger und er wurde ein gefragter Orchesterleiter bei Bällen und anderen Gelegenheiten. Als ein Österreichisches Orchester erstmals in Kopenhagen spielte und stürmisch aufgenommen wurde, änderte er seinen Stil und schrieb fortan im selbigen Stil - mit Erfolg! Er wurde ein großer Mann in Dänemark! Als 1843 der Tivoli eröffnet wurde, bespielte er von Frühjahr bis Herbst den Konzertsaal und unternahm mit seinem Tanzorchester sogar Konzerttourneen durch Europa. Noch heute existiert dieses Orchester.
    Er hinterlässt uns rund 700 Stücke, von denen einige noch regelmäßig gespielt werden. Eine gewisse Berühmtheit hat sein Champagnergalopp noch heute! Er liegt auf dem Holmen Kirkegaard in Kopenhagen begraben.


    Grüße
    Christian

  • Hallo Taminos,


    neben Lumbye liegt auch Rued Langgaard mit seiner Frau auf dem Holmens Kirkegaard in Kopenhagen begraben. Er wird heute allgemein als der wohl zweitbedeutendste dänische Komponist nach Carl Nielsen gewertet.




    Obgleich Langgaard heute eine gewisse Bekanntheit hat, war er zu Lebzeiten unverstanden und kaum wahrgenommen. Trotz großartiger Werke, sowohl im spätromantischen Stil als auch avantgardistische Werke, die zum Teil schon den Minimalismus andeuten, war er bis vor wenigen Jahren kaum der Öffentlichkeit bekannt. Dabei wurde seine erste einstündige Sinfonie, die er im Alter von 18 Jahren vollendete sogar 1913 von den Berliner Philharmonikern aufgeführt. Erst die Aufnahmen des dänischen Rundfunks fürs Hauslabel DaCapo brachten die verdiente Anerkennung Langgaards. In Ribe, seinem Hauptwirkungsort, existiert sogar ein Langgaardfestival, bei dem alljährlich zahlreiche Werke des Dänen aufgeführt werden. Dort ist er auch mit nur 58 Jahren gestorben, wurde auf eigenen Wunsch jedoch in Kopenhagen begraben. Er hinterließ rund 400 Werke aus allen Sparten der Musik, die mehr und mehr auf Tonträgern aufgezeichnet werden!

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  • Wahrscheinlich den meisten im Forum unbekannt ist der dänische Komponist Peter Arnold Heise ( 1830-1879 ), der ebenfalls auf dem Holmens Kirkegaard begraben ist. Er gilt als der bedeutendeste Liedkomponist des kleinen Königreichs. Er schrieb über 300 von denen viele auch auf Aufnahmen des Labels DaCapo und Kontrapunkt aufgenommen sind und einen guten Einblick in seine poesiereiche Tonsprache gibt. Zudem schrieb er die Oper "Drot og Marsk" - zu Deutsch "König und Marschall" die eine Zeit lang den Charakter einer dänischen Volksoper hatte!




    Beste Grüße
    Christian

  • Obgleich sein Grab schon in einigen Threads von mir verewigt wurde, soll es der Vollständigkeit halber auch hier nochmal erscheinen. Es ist das Grab des Dänischen Komponisten Ludolf Nielsen ( 1876-1939 ), der es schaffte vom kleinen Bauernjungen zum bekannten Komponisten in Kopenhagen aufzusteigen. Nachdem jedoch Carl Nielsen die musikalische "Macht" in Dänemark übernahm, kamen die in der Romantik verwurzelten Komponisten - so auch Nielsen - langsam in Vergessenheit. Daher entschloss er sich musikalischer Berater beim Dänischen Rundfunk zu werden und schrieb für diesen auch die ersten Hörspielmusiken Dänemarks. Weitere Infos sind im folgenden Thread - klick - nachzulesen. Sein Grab befindet sich auf dem Hellerup Kirkegaard am rechten Ende vom Haupteingang gesehen.


  • Ebenfalls als Nielsen, aber kein Verwandter Ludolfs, ist Carl ( 1865 - 1931 ). Dieser ist sicher auch den meisten im Forum wohlbekannt, was er im großen und ganzen der Annahme seiner Werke durch Bernstein verdankt. Entgegen vieler anderer Komponisten seines Landes entwickelte er sich in der Tonsprache weiter richtung Moderne und erreichte in späteren Werke eine große Expressivität und scheute auch nicht vor Dissonanzen. Einen Thread zu seinen Sinfonien gibt es hier - klick - Er ist auf dem Vestre Kirkegaard in Kopenhagen begraben.



  • Unter einem sehr schlichten Grab auf dem Holmens Kirkegaard ruht der Komponist Poul Schierbeck ( 1888-1949 ). Diese heute weitgehend unbekannte Gestalt der Dänischen Musik war ein Schüler Carl Nielsens und nahm auch einiges aus seinen - früheren - Klangwelten mit in seine eigene Musik. Diese - unter anderen seine prächtige Oper Fête galante wurde unter dem Label Dacapo veröffentlicht.


  • My call transforms
    The hall to autumn-tinted groves
    What is into what
    Has been....


    Dieser Text findet sich auf dem Grabstein des sehr früh verstorbenen Hornisten Dennis Brain auf dem Hampstead Cemetery in London. Das Original des Textes stammt von Paul Hindemith und lautet: "Mein Rufen wandelt / In herbstgetönten Hain den Saal / Das Eben in Verschollnes ...". Diesen Text, der in einem Entwurf von Hindemith "Ich tönend Horn verzaubre / In herbstgefärbten Wald den Saal / Das Eben ins schon längst Verschollene" lautet, hat Hindemith im dritten Satz seines Hornkonzertes vertont - als instrumentale wortlose Rezitation. Die ursprüngliche Fassung passt also auf den Grabstein noch viel besser. Zu diesem Hornkonzert war Hindemith durch Dennis Brain inspiriert worden und derselbe Hornist war auch der Solist bei der Uraufführung des Konzertes 1950 in Baden-Baden.
    Es gibt noch mehr Bezüge zu Deutschland. Dennis Brain, der schnelle Autos mochte, verunglückte auf der Rückreise vom Edinburgh Festival (allerdings mit einem Triumph und nicht mit einem Porsche oder Mercedes). Er hätte am nächsten Morgen in London bei der Aufnahme der Strauss-Oper Capriccio mit Wolfgang Sawallisch mitwirken sollen. Bei dem Unfall wurde auch sein Instrument sehr in Mitleidenschaft gezogen. Es stammte aus Mainz und wird, nachdem es repariert wurde, in der Royal Academy of Music ausgestellt.
    (Mehr Information über das Hornkonzert gibt es hier. Über den tragischen Unfall von Dennis Brain ist einiges beim englischen Wikipedia nachzulesen.)

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