Robert Schumann / Frauenliebe und -Leben Op. 42

  • Diese US-amerikanische Sängerin ist als Jan Reutz in Massillon (Ohio) geboren und nahm dann den Namen ihres Mannes an, das war der Dirigent Thomas DeGaetani.
    Jan DeGaetani war eine Spezialistin für die Interpretation von Kunstliedern, und in diesem Metier nahm sie dann nochmals eine Sonderstellung im Bereich zeitgenössischer Kompositionen ein. Sie war außerordentlich sprachbegabt und hatte ein beachtlich breites Repertoire. Viele zeitgenössische Komponisten schrieben explizit für ihre Stimme, das heißt, sie hatten beim Komponieren die Stimme DeGaetanis im Kopf. In einem Nachruf in »The New York Times« wurde sie als Sängerin der Avant-Garde bezeichnet.
    Jan DeGaetani war auch Professorin für Gesang an der Eastman School of Musik an der University of Rochester.
    Die Aufnahme dieser CD entstand anlässlich des Music-Festival in Aspen am 7. Juli 1983. Bei diesem Festival wirkte sie von 1973 bis zu ihrem Tode mit. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die Sängerin also 50 Jahre alt; sie starb 1989 an Leukämie.
    Diese Aufnahme hat den typischen Live-Charakter, aber das Publikum stört nicht unangenehm; viel wichtiger ist für mich die unmittelbare Atmosphäre des Konzerts. Da wird hörbar große Kunst geboten, wunderbar, welche Gefühlspalette diese Frau mit ihrer Stimme zum Ausdruck bringen konnte.


    Das Booklet im Umfang von 21 Seiten ist in englischer Sprache abgefasst, alle Liedtexte sind auch in Deutsch abgedruckt.


  • Die US-amerikanische Sängerin stammt aus einer Familie mit deutschen und griechischen Wurzeln. Der Vater war Grieche, die Mutter kam aus Deutschland.
    Die außergewöhnliche Stimme war von den Eltern ererbt. Die Kindheit war nicht optimal, sie wuchs im Kinderheim in Brooklyn auf, sang dann in Chören, wo ihre Stimme auffiel, was eine Förderung zur Folge hatte.
    An der Juilliard School fand sie ihren Lehrer, Hans Heinz, von dem sie glaubte, dass er ihr die wichtigsten Impulse für ihr weiteres Schaffen gab. Schon während ihrer Ausbildung verbrachte sie viele Abende auf den billigen Stehplätzen der »Met«; wo sie einige Jahre später auf der Bühne dieses Hauses große Triumphe feierte.
    Zunächst debütierte sie jedoch 1963 nach ihrem Gesangsstudium an der New York City Opera als Hippolyta in Brittens »A Midsummer Nights Dream«. Rasch folgten Rollen wie "Carmen" und "Cherubino", was zur Folge hatte, dass Tatiana Troyanos zwei Jahre darauf von der Metropolitan Opera engagiert wurde.
    Da dieser Vertrag für sie jedoch nur kleinere Rollen vorsah, verließ sie New York und debütierte an der Hamburgischen Staatsoper als Preziosilla in Verdis »La forza del destino«. Unter der Intendanz von Rolf Liebermann blieb sie 10 Jahre an der Hamburgischen Staatsoper (1965-1975) Von hier aus wurde sie dann in Europa einem breiteren Publikum bekannt. Danach kehrte sie wieder in die Staaten zurück und war nunmehr in tragenden Rollen auf der Bühne der Metropolitan Opera New York zu sehen und zu hören und avancierte zum Publikumsliebling. Sie starb am 21. August 1993 an Brustkrebs, ist aber auch heute noch, 20 Jahre nach ihrem Tod, in den USA sehr populär.


    DER SPIEGEL schrieb in einem Nachruf:
    »"Meine nächsten zehn Jahre werden meine besten sein", hatte sie noch vor einiger Zeit geschwärmt, aber dieser Wunsch blieb der Mezzosopranistin verwehrt. Die New Yorkerin Tatiana Troyanos wird dem Opernpublikum in aller Welt in Erinnerung bleiben, als eine moderne Vertreterin ihres Genres, voller klassischer Kraft und einer enormen Vielseitigkeit. Kaum eine große Rolle, die sie nicht gegeben hatte, kaum ein bedeutendes Opernhaus, das sie nicht mit ihrer dunkel timbrierten Stimme füllte. Daß sie darüber hinaus ein bemerkenswertes mimisches Talent hatte, machte ihre Erscheinung komplett - auch wenn der Preis, den sie für ihre Multibegabung bezahlte, in den letzten Jahren sehr hoch zu sein schien. Ständig unterwegs von Engagement zu Engagement, litt sie unter der Ruhelosigkeit ihres eigenen Anspruches und arbeitete oft bis zur Erschöpfung.«


    Die hier gezeigte CD ist schon einmal in einem Beitrag von Harald Kral am 21. August 2013 abgebildet worden und die Forianer Rheingold, Caruso, tastenwolf, wolfgang und mucaxel bewerten die Stimme von Tatiana Troyanos insgesamt positiv und ich schließe mich diesen Vorrednern gerne an - aber - aus meiner Sicht habe ich an dem in dieser Form vorliegenden Zyklus doch einiges auszusetzen.
    Es handelt sich um eine Live-Aufnahme aus dem Jahre 1985, die Sängerin war zum Zeitpunkt der Aufnahme 47 Jahre alt und wohl auf dem Höhepunkt ihres Könnens.
    Die Stimme ist sehr präsent, aber man hat den Eindruck, dass die Sängerin zu nahe am Mikrofon steht und mit jedem einzelnen Stück setzt ein Rauschen ein, wie man es bei einem solchen Aufnahmedatum eigentlich nicht erwartet. Auch die Publikumsgeräusche möchte ich so nicht akzeptieren (bei vielen andern Live-Aufnahmen stört mich das weniger). Tatiana Troyanos singt diesen Zyklus auf stimmlich hohem "Level", differenziert aber nach meinem "Geschmack", der sich an den vielen hier eingestellten Aufnahmen orientiert, zu wenig, da fehlt manchmal doch etwas die Innigkeit des Ausdrucks.
    Sollte ich eine Kritik verfassen müssen und eine griffige Überschrift brauchen, könnte die lauten: »Schumanns "Frauenliebe" als große Oper«


    Das Booklet umfasst 16 Seiten, die in englischem Text verfasst sind, die Liedtexte des Opus 42 sind jedoch auch in deutscher Sprache abgedruckt.


  • »Die Gattung Liedgesang ist am Aussterben. Konzertreihen schlafen ein oder werden kaum besucht. Kammermusik findet in immer kleinerem Rahmen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Schumannjahr 2010 geht seinem Ende entgegen. Aufnahmen und Konzerte haben den Markt überflutet. Warum jetzt noch eine CD mit Schumann Liedern?«
    In der Einleitung der Vorstellung dieser CD wird aus der ersten Seite des insgesamt 14-seitigen Booklets zitiert, wo die Sopranistin Julia Barthe Ihre Gedanken aufgeschrieben hat und unter anderem diese Frage stellt.
    Diese CD ist am 30.10.2013 erschienen, also relativ neu und muss hier natürlich gezeigt werden, es ist die 55. Aufnahme in dieser Auflistung.
    Die "Konkurrenz" ist natürlich groß in dieser erlauchten Gesellschaft ganz großer Sängerinnen, die sich Weltgeltung ersungen haben.
    Man sollte aber als Musikfreund - zumindest ist das meine Meinung - immer darauf achten, sich nicht nur um die "Weltspitze" zu kümmern, sondern auch den Interpreten zuzuhören, die sich mit allem Ernst bemühen gute Musik zu machen. Die Sängerin wird in dieser Aufnahme von Prof. Martin Schumann begleitet, der an der Musikhochschule Hamburg tätig ist.
    Julia Barthe wurde 1965 in Hamburg geboren; erhielt Klavier- und Violinunterricht und wirkte in Orchestern und Kammermusikensembles mit. Nach dem Musikwissenschaftsstudium schloss sich ein Gesangsstudium an. Nach dessen Abschluss folgte ein Unterricht bei Prof. Renate Behle.
    Julia Barthes Schaffensschwerpunkt liegt im Lied- und Oratorienbereich.
    Zum Text der neun Chamisso-Gedichte äußert sich die Sängerin auch, und das liest sich stellenweise so:
    »Die Gedichte könnte man als veraltet ansehen oder sich als emanzipierte Frau weigern, sie zu präsentieren - Formulierungen wie "Ich will ihm, dienen, ihm leben" oder "lass mich verneigen dem Herren mein" würde man heutzutage nicht mehr unbedingt gebrauchen, sie sind aber ganz tief empfunden und wie ich finde sehr authentisch vertont, so dass ich keine Hemmungen habe, sie hier und jetzt zu singen.«
    Das Booklet ist ansprechend und übersichtlich gestaltet. Die erklärenden Texte sind informativ und nur in deutscher Sprache. Es sind sämtliche Liedtexte abgedruckt - das wäre nicht unbedingt nötig, denn man versteht jedes Wort.


  • Schubert-Lieder werden weit häufiger modifiziert, indem die Singstimme durch ein Instrument ersetzt wird, als dies bei Schumann der Fall ist. Aber in diesem Opus 42 erklingt anstelle der Frauenstimme eine Oboe.
    Wenn man all die vorigen Aufnahmen mit den unterschiedlichsten Interpretinnen gehört hat, bedarf es auch keiner Worte mehr...
    Man findet sie aber auch nicht im schmalbrüstigen Booklet, das einen kurzen erklärenden Text in italienischer und englischer Sprache anbietet, aber eben nicht die Texte des gesungenen Zyklus.
    Aufgrund einiger Aufnahmen von Schubert-Liedern, bei denen die Singstimme instrumental ersetzt wird, finde ich Cello oder Saxophon im Austausch mit der Singstimme besser. Nach meiner Empfindung ist die Wiedergabe des 6. Stückes »Süßer Freund, du blickest« bei diesen Aufnahmen am schönsten gelungen.


  • Nach der sprachlosen vorigen Aufnahme des Opus 42 ist nun der glockenhelle Sopran einer slowakischen Sängerin zu hören.
    Die 1946 geborene Sopranistin studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Bratislava und war dann eine wichtige Künstlerin an der Staatsoper Prag.
    Sie war auch an der Staatsoper Berlin tätig und wurde 1979 Kammersängerin der »DDR«. 1981 erhielt sie den Nationalpreis der »DDR«.1987 sang sie mit Peter Schreier zur 750-Jahr-Feier von Berlin.
    Magdaléna Hajóssyová ist Solistin der Slowakischen Philharmonie und des Opernhauses des Slowakischen Nationaltheaters. Sie hatte auch Auftritte an der Wiener Staatsoper (1976), am Bolschoi-Theater (1979), der Bayerischen Staatsoper (1981) und der Garnier-Oper in Paris (1983), um einige wichtige Stationen ihrer Karriere zu nennen. Danach widmete sie sich der nachwachsenden Sängergeneration.
    Das Datum der vorliegenden Aufnahme von »Frauenliebe und -Leben« ist auf der CD mit 1989 angegeben.
    Der Booklet-Text umfasst 2 Seiten in Deutsch und 2 Seiten in Englisch, wobei sowohl auf die Entwicklung des Liedes als auch auf die Entwicklung der ausführenden Künstler eingegangen wird. Liedtexte sind nicht vorhanden.


  • Monika Brustmann studierte an der Hochschule für Musik in München bei der bekannten Altistin Herta Töpper. Weitere Studien folgten bei Ernst Haefliger, Agnes Giebel... um nur einige bekannte Namen aus der Opernwelt zu nennen.
    In einer Zeitungskritik findet sich bezüglich des Opus 42 folgendes zu diesen Liedern (Kritikausschnitt):


    »Der zweite Teil des Abends stand ganz im Zeichen Robert Schumanns. Die eher zurückgenommenen Gesangspartien schienen Monika Brustmann auf den Leib geschneidert. Als bebend verliebtes Mädchen bekannte sie sich als Schumann emotional treffsicher interpretiert blind, seit sie "ihn" gesehen hatte. Nunmehr traf die energiegeladene Sängerin auch die Kunst des leisen Ausdrucks. Bezaubert lauschte das Publikum dem "ausgeträumten Kindheitstraum" und lauschte ergriffen dem intimen Geständnis "wie ich weinen kann". Klar artikuliert und emotional treffsicher boten sich die Schumann-Lieder als interpretatorischer Hochgenuss.«


    Nun, das war ein Live-Konzert in München, der CD-Hörer kann das in der Kritik Gesagte nachvollziehen. Diese Kunst des leisen Ausdrucks kommt besonders beim letzten Lied des Zyklus zum Ausdruck, das sehr verhalten dargeboten wird.
    Am Piano hört man Thomas Schubert, der ein Nachfahre eines Großvaters von Franz Schubert ist und auch selbst komponiert.


    Das Booklet umfasst 14 Seiten und enthält alle Liedtexte in deutscher Sprache (nur der Zyklus »Gitanjali« wird auch im englischen Text angeboten). Die beiden Künstler werden in wenigen Zeilen vorgestellt; erklärende Texte zum Zyklus »Frauenliebe« sind nicht abgedruckt. Laut Coverangabe ist die Aufnahme 1999 entstanden.


  • Hier haben wir es mit einer historischen Aufnahme zu tun, das hört man natürlich sofort, und man hört auch, dass es eine frühe historische Aufnahme ist.
    Allerdings ist diese CD leider mit keinem Aufnahmedatum ausgestattet.
    Julia Culp ist am 6. Oktober 1880 in Groningen (Niederlande) geboren und starb 1970 in Amsterdam.
    Sie entstammt einer sehr musikalischen jüdischen Familie, eine Tatsache auf die man hinweisen muss, wenn eine Künstlerlaufbahn in dieser Zeitspanne gelebt wurde.


    Die kleine Julia begann zunächst mit dem Violinspiel im Alter von sieben Jahren, dann taucht in der Biografie das Datum 30. Dezember 1893 auf, wo sie als 13-Jährige in Groningen ihr erstes Konzert als Sängerin gegeben haben soll.
    1896 nahm sie am Konservatorium Amsterdam ihr Gesangsstudium auf, das sie im Jahr 1900 mit Diplom beendete. Ihre Lehrerin war die ausgezeichnete Stimm-Kennerin Cornélie van Zanten.
    Zunächst trat Julia Culp in Städten wie Arnheim, Haarlem und Rotterdam auf, aber auch in Belgien und England. Als sie 1901 im Berliner Bechsteinsaal auftrat, fand ihre Kunst auch in Deutschland immer mehr Beachtung und sie wurde sogar gebeten vor der Kaiserfamilie zu singen.
    In Berlin schulte sie ihre Stimme weiter und hatte in der ungarischen Sopranistin Elka Gerster eine weitere ausgezeichnete Lehrerin gefunden.
    Ihr Ruhm mehrte sich und sie sang in Schweden, Russland, Österreich, Spanien...
    1913 gab sie ihr Debüt in der Carnegie Hall in New York mit Liedern von Schubert (6), Schumann (5) und Brahms (6) - so weist es das Programmheft aus. Julia Culp war eine reine Konzertsängerin, als Opernsängerin trat sie nicht in Erscheinung. Anschließend an das Debütkonzert in New York gab sie in Amerika mehr als 50 Konzerte. Ein Jahr später sang sie sogar einige Male mit dem großen Caruso und hatte 1916 einen Auftritt im Weißen Haus.


    Ihr Privatleben ist insofern relevant, dass sie zweimal verheiratet war und aus der zweiten Heirat resultiert, dass sie nur noch wenig öffentlich auftrat. Als der zweite Ehemann 1934 starb, konnte Julia Culp ein luxuriöses Leben genießen. Sie hatte Besitztümer in der Tschechoslowakei und in Österreich, die sie jedoch nur so lange nutzen konnte, bis der sich ausbreitende Nationalsozialismus dies unmöglich machte. Sie zog zu ihrer Schwester Betsy nach Amsterdam und tauchte teilweise unter, als die deutschen Besatzer kamen. Verzweifelt wandte man sich an bekannte Namen wie zum Beispiel Richard Strauss und Wilhelm Furtwängler. Man weiß, dass Furtwängler reagierte, aber ist sich nicht sicher, inwieweit seine Intervention die Befreiung von Repressalien beeinflussen konnte. Irgendwie scheint da aber doch etwas bewegt worden zu sein, denn mit einem Schreiben vom 26. Juni 1944 wurde Frau Julia Ginzkey geb. Culp unter anderem auch von der Verpflichtung einen Judenstern zu tragen ausgenommen.
    Nach dem Krieg lebte die »Holländische Nachtigall« in ihrem Heimatland und starb am 13. Oktober 1970 im Alter von 90 Jahren.


    Eine international so gefeierte Lied-Sängerin gehört unbedingt auch in diesen Thread, wenn es möglich ist, dass man diese Stimme noch von Tonträgern in etwa beurteilen kann. Trotz allem Rauschen und schepperndem Klavier ist zu hören, dass hier sehr differenziert gesungen wird, wobei die Wortausdeutung ganz besonders im letzten Lied deutlich zeigt, was die Klasse dieser Sängerin ausmacht. Natürlich ließe sich auch da herumkritteln, weil zum Beispiel das "r" zu stark betont wird (siehe Beitrag Nr. 113) oder weil sie offensichtlich "berlinert" und »unbarmherzjer Mann« singt. Viel wichtiger und beachtenswert ist aber die Behandlung jedes einzelnen Wortes bezüglich der Stimmungslage. Da kommt die Sängerin mit überschwänglicher Freude und mütterlichem Selbstbewusstsein aus dem 7. Lied und die Stimmung schlägt jäh um, das ist schon hörenswert.
    Das Booklet
    Von einem Booklet kann man hier nicht sprechen, es ist ein Faltblatt mit 23 Textzeilen, die einen kleinen Einblick in das Leben der Künstlerin geben. Diese CD umfasst insgesamt 25 Stücke; die auf dem Cover-Titel verzeichneten Komponisten sind wie folgt vertreten: Schubert (6), Schumann (10), Brahms (2), Mendelssohn (1), Wolf (1). Die weiteren Kompositionen sind von Rubinstein, Debussy und Horn.

  • Man sollte immer auch das Kleingedruckte lesen...
    Das Aufnahmejahr wird ganz klein mit 1909 angegeben und der Pianist ist Otto Bake.


  • Diese Aufnahme ist fast um hundert Jahre jünger, als die vorher im Beitrag Nr.187 besprochene historische CD und man hat hier wieder den vollen Piano-Klang.
    Als 24-jährige Sängerin war Sharon Rostorf-Zamir einige Jahre an der Frankfurter Oper. An der New York City Opera gab sie 2004 ihr Debüt als Susanna im »Figaro« und sie war auch schon bei den Händel-Festspielen in Halle zu hören.
    Auf dieser CD, die im Mai 2007 im Jerusalem Music Centre entstand, hört man den Zyklus »Frauenliebe und -Leben« mit klarer Sopranstimme vorgetragen, am Flügel begleitet Jonathan Zak.


    Das Booklet umfasst 15 Seiten; der erklärende Text ist in englischer Sprache gehalten. Alle Liedtexte sind in Englisch und Deutsch dargestellt.


  • Es ist unfassbar, was heutzutage so alles auf den Markt geworfen wird...
    Da haben wir einen Packen von insgesamt 57 Schumann-Stücken, die auf drei CDs verteilt sind.
    Die CD Nr. 2 bietet 37 Lieder mit den Interpreten Arleen Augér und Peter Schreier.
    Arleen Augér singt bei dem bekanntlich aus acht Liedern bestehenden Zyklus »Frauenliebe und -Leben« die Lieder 1 / 2 / 3 / 4 / 6 - danach folgt »Singet nicht in Trauertönen«
    Im Anschluss daran singt Peter Schreier eine verstümmelte »Dichterliebe«


    Bei »Frauenliebe und -Leben« wird zwar im Beschrieb darauf hingewiesen, dass es sich um (Auszüge - excerpts) handelt, aber es erschließt sich dem Musikfreund überhaupt nicht, warum man aus Opus 42 die Lieder - »Helft mir ihr Schwestern« (2:13) / »An meinem Herzen« (1:32) / »Nun hast du mir den ersten Schmerz getan« (3:58) - bei der Gesamtfülle der auf dieser CD vorhandenen Stücke (Spieldauer 75:08) einfach weg lässt.
    Das Ganze ist praktisch künstlerisch wertlos, man stelle sich einmal eine solche Situation im Konzertsaal vor. Es ist ein Treppenwitz, dass so etwas als »Highlights« verkauft wird, der Aufdruck »Künstlerische Tiefpunkte« wäre hier treffender.
    Gesangstechnisch und vom Klavierspiel her sind die einzelnen Stücke natürlich keineswegs Tiefpunkte, aber offensichtlich haben die ausführenden Künstler keinerlei Einfluss darauf, was mit ihrer Kunst angestellt wird.
    Etwas Tröstliches kommt zum Ende der CD 2; das 37. Lied heißt »Zum Schluß« - Peter Schreier singt es wunderschön!


    Einen Hinweis auf eine einwandfreie Aufführung des Zyklus mit Arleen Augér, findet man im Beitrag 138 dieses Threads.

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  • Dieser Thread zeigt auf, dass es sehr viele gute und sehr gute Aufnahmen von Schumanns »Frauenliebe und -Leben« gibt. Da sind ja "erste Adressen" der Gesangskunst dabei.
    In welcher Situation ist nun die nachrückende Generation der Sängerinnen, die einen solchen weit verbreiteten Zyklus am Musikmarkt anbieten?


    Alexandra Röseler hat das gewagt und diese CD besungen Keine Sängerin, wo man formulieren kann, dass sie Auftritte an allen großen Häusern dieser Welt hatte. Das Booklet sagt - bezogen auf die nach der Ausbildung praktizierter Tätigkeit:
    »Es folgte eine rege Konzerttätigkeit mit namhaften Pianisten und Dirigenten in Deutschland, Italien, Österreich, Südafrika und Japan«


    "Namhaft" ist in der Tat der sie begleitende Pianist Norman Shetler, der als Liedbegleiter auf eine beachtliche Karriere zurückblicken kann.
    Alexandra Röseler ist in Leipzig geboren und studierte an der Universität Magdeburg Musikpädagogik. Nach Abschluss ihres Gesangsstudiums an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« besuchte sie unter anderem Meisterkurse bei Hellmuth Rilling, Thomas Hampson, Norman Shetler und anderen Künstlern.
    Seit dem Jahr 2000 ist sie auch Stimmbildnerin des Thomanerchors Leipzig.
    Im 20 Seiten umfassenden Booklet sind alle Liedtexte in deutscher Sprache abgedruckt. Die erklärenden Texte über ausführende Künstler und die Lieder stehen in D und E zur Verfügung.
    Hier eine kleine Textprobe:
    »Obwohl diese Texte nicht zuletzt wegen ihres hier gezeichneten eher kleinbürgerlich beengten Frauenbildes häufig auf Kritik stießen, inspirierten sie Schumann zu minutiösen und feinsinnigen Darstellungen der weiblichen Psyche."Ein Monodrama des Klaviers" nannte der herausragende Schumann-Kenner und -Interpret Dietrich Fischer-Dieskau diese Lieder.«


    Die Aufnahme kam 2006 auf den Markt und entstand 2005 im Rathaussaal Markkleeberg.


  • Im Beitrag Nr. 136 schrieb ich am 6. März 2013:
    »Wie üblich, ist der gesamte von Lott gesungene Zyklus auf verschieden aussehenden CDs zu hören.«
    Als Ergänzung sei diese CD gezeigt, die ausschließlich von Dame Felicity Lott besungen wurde, es ist die Aufnahme von 1990. Ein Booklet gibt es dazu nicht, aber ein Faltblatt mit drei Seiten in englischer Sprache.

  • [timg]http://abload.de/img/zareskammv3sno.jpg;l[/timg]Eigentlich mag ich Downloads nicht, aber in diesem besonderen Fall ist das offenbar die einzige Möglichkeit, wenn diese Darbietung auf keine andere Weise erhältlich ist, muss man sich die CD dann selbst anfertigen.
    Eugenia Zareska ist ja nicht irgendeine Sängerin - wenn man sich mit diesem Zyklus etwas näher befasst, ist diese Aufnahme unverzichtbar, denn dieser Künstlerin steht eine große Palette vielfältigster Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung, die sie auch in allen Facetten aufblättert. Vom freudig erregten und gerade erwachsen gewordenen Mädchen, bis zur tief verletzten Frau werden hier auch feinste Nuancen herausgearbeitet.
    Das ursprüngliche Erscheinungsdatum dieser Mono-Version wird mit 1. Januar 1958 angegeben, demnach war die Sängerin zum Zeitpunkt dieser Aufnahme 48 Jahre alt.
    Am Flügel begleitet Ernst Reichert. Ob es sich dabei um Prof. Dr. Ernst Reichert, der am Mozarteum tätig war, handelt, konnte ich nicht genau feststellen.


    In den Weiten des Internet geistern übrigens eine Menge Aufnahmen dieser CD herum, und man kann sich da mühelos einhören...


    Die Angaben zu Vita der Sängerin stammen aus dem Sängerlexikon Kutsch/Riemens, Band 5


    Zareska, Eugenia, Mezzosopran, * 9.11.1910 Rawa Ruska bei Lemberg (Lwów), † 5.10.1979 Paris; sie studierte bei Adam Didur in Lwów, dann in Wien, wo sie 1938 einen Gesangwettbewerb gewann. Sie war auch Schülerin von Anna Bahr-Mildenburg und begann ihre Bühnenkarriere 1939. Seit 1940 lebte sie in Italien, wo sie in Mailand ihre Ausbildung abschloß, später an den führenden Operntheatern auftrat und vor allem seit 1941 an der Mailänder Scala zu bedeutenden Erfolgen kam (Antrittsrolle: Dorabella in »Così fan tutte«). 1942 sang sie an der Oper von Rom. Nach dem Zweiten Weltkrieg gastierte sie oft in Paris, u.a. als Marina im »Boris Godunow« von Mussorgsky. 1952 verlegte sie ihren Wohnsitz nach London; dort trat sie zuerst am Cambridge Theatre als Rosina im »Barbier von Sevilla« auf, dann 1948-49, 1952-53 und 1957-58 an der Covent Garden Oper London, an der sie als erste Rolle die Carmen vortrug. Sie gastierte zugleich an den großen Opernbühnen in Italien, Frankreich, Belgien und Holland; sie war auch eine international geschätzte Konzertsängerin, wobei sie sich namentlich im Liedgesang auszeichnete. Sie wirkte bei den Festspielen von Edinburgh und Siena mit und sang beim Glyndedebourne Festival 1948 die »Lulu«. Auch bei den Festspielen von Aix-en-Provence und beim Maggio Musicale Fiorentino is sie als Gast aufgetreten.

  • Im Beitrag Nr. 184 waren es die Protagonisten Guido Ghetti (Oboe) / Amedeo Salvato (Piano), die Schumanns Zyklus ohne Worte anboten. Hier ist nun eine weitere Aufnahme mit Martin Stegner (Viola) und Tomoko Takahashi (Klavier)
    Martin Stegner begann 1989 sein Violinstudium an der Musikhochschule Mannheim und kam über mehrere Stationen zu den Berliner Philharmonikern. Sein Spektrum reicht von der klassischen Musik bis zum Jazz.
    Tomoko Takahashi hatte in ihrem Heimatland Japan im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel begonnen und wurde dann an der Staatlichen Hochschule der Künste in Tokyo ausgebildet. An der Hochschule der Künste in Berlin absolvierte sie ihr Konzertexamen mit Auszeichnung. An dieser Stelle und an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin ist sie Dozentin.


    Im recht umfangreichen Booklet-Text wird unter anderem die Viola als die Schönsängerin der Noblesse bezeichnet, also als das Streichinstrument das sich am besten für diesen Part eignet.
    Zur der Vertonung von Chamissos Gedichten meint Karl Dietrich Gröwe:

    »Es hieße die Zuständigkeit der Musik Schumanns verkennen, wäre nur von einer "adäquaten" Vertonung der (acht) Chamisso-Gedichte die Rede. Schumann schafft eigene Wirklichkeiten, die Verse des Dichters liefern in diesem Fall nur die Stichworte. Es kann ihm nicht ernstlich daran gelegen haben, die dichterische Fiktion einer zuerst unterwürfigen, dann überschwänglichen Braut, Ehefrau und Mutter mit Mitteln der Vertonung zu beglaubigen. Er durchmisst in schnellen Etappen, von der ersten zaghaften Liebesregung über die Stationen des bräutlichen Jubels und des Mutterglücks bis hin zur harschen Schmerzlichkeit des Witwenstandes, die gegensätzlichen Psychogramme der weiblichen Seele, und das in den großen Dimensionen einer komponierenden Phantasie, nicht in den kleinspurigen Formaten des von Chamisso entworfenen Frauenbildes. Dabei bricht die Musik fortwährend aus den Schemata der dichterischen Vorlage aus und sucht die "Sprache" der eigenen Vorstellungen auf, von der Dissonanz, die im ersten Gedicht auf das Wort "blind" entfällt, bis zu den schroffen Akkordschlägen, in denen das Todeserlebnis widerhallt. An das 5. Gedicht, eine Freudenbezeugung der Braut, hängt er, gleichsam in eigener Sache, einen zierlichen Hochzeitsmarsch an, und das herbe 8. Lied endet mit einem Nachspiel des Klaviers, das nach dem letzten Vers zu den Motiven des Anfangs und der Erinnerung zurückkehrt.«


    Als "dichterische Fiktion"? Wenn ich so die Künstlerinnen-Biografien in dieser Zeit überblicke, sehe ich da stets Realitäten, die mich anfangs zum Staunen brachten; inzwischen weiß ich, dass die Zeit eben so war. Graham Johnson hat einmal in einem Meisterkurs, der diesen Zyklus zum Gegenstand hatte, darauf hingewiesen, dass da vermutlich auch noch Standesunterschiede zu überwinden waren.


    Das Booklet umfasst 22 sehr informative Seiten. Der erklärende Text ist in Deutsch und Englisch. Alle Liedtexte sind in deutscher Sprache abgedruckt, so dass Textunkundige genau Bescheid wissen, was Frau Viola gerade singt.


  • Man darf annehmen, dass Ezgi Saydam schon recht früh mit Musik in Berührung kam, denn ihr Vater war der türkische Pianist und Musikwissenschaftler Ergican Saydam (1929-2009), die Mutter war ebenfalls Pianistin. Ezgi Saydam wurde am 10. April 1969 in Istanbul geboren. An der Universität in Istanbul erwarb sie ein Diplom in Soziologie und schloss daran ein Gesangsstudium im Staatlichen Konservatorium der Mimar Sinan Universität an. Darauf folgte ein Studium bei Prof. Hanna Ludwig (eine ihrer Schülerinnen war Diana Damrau) am Mozarteum.


    Ezgi Saydam ist nicht nur in der Türkei tätig, wo sie auch an der Universität unterrichtet, sondern entfaltete eine reiche Konzerttätigkeit in europäischen Ländern. In Rahmen des 200. Geburtstags von Franz Schubert sang sie - damals noch mit Klavierbegleitung ihres Vaters Prof. Ergican Saydam - die »Schubertiade« im Österreichischen Kulturforum.
    Wie man aus der Presse erfährt, spricht die Sängerin und der Pianist Kamerhan Turan perfekt Deutsch.


    Einen Hinweis über jüngere Aktivitäten der Sängerin gibt diese Notiz:


    »Am 9. Januar 2014 fand im Kaisersaal des Generalkonsulats das schon traditionelle Neujahrskonzert des Goethe-Instituts und des Deutsch-Türkischen Kulturbeirats Istanbul statt. Generalkonsulin Jutta Wolke begrüßte rund 200 geladene Gäste aus Kultur, Presse, Wirtschaft und Konsularischem Korps zu dem von der renommierten türkischen Mezzosoprano Ezgi Saydam und Pianisten Kamerhan Turan gestalteten Konzert.«


    Die hier im Bild gezeigte CD ist eine Produktion aus dem Jahre 2006. Das Booklet umfasst 30 Seiten in türkischer Sprache; die Texte des Opus 42 sind auch in deutscher Sprache abgedruckt.
    Natürlich kann die Künstlerin auch bei YouTube gehört werden.

  • Auch die nachrückende Generation ist - trotz erheblich geänderter gesellschaftlicher Konventionen - immer noch bereit Schumanns Opus 42 zu singen. In diesem Beispiel werden die acht Lieder des Schumann-Zyklus mit Liedern von Hugo Wolf, Alban Berg und Richard Strauss ergänzt. Das Aufnahmedatum dieser CD war April/Mai 2010


    Astrid Kessler begann ihre Ausbildung an der internationalen Schule Seoul. Nach einem Schauspielkurs an der Oswego State University NY, studierte sie klassischen Gesang in Nürnberg bei Frau Prof. Kovacs und bei Reiner Goldberg in Berlin.
    2003 gewann Astrid Kessler mit ihrem Barockensemble den ersten Preis des Kammermusikwettbewerbs Nürnberg und gastierte u. a. bei den Tagen Alter Musik Regensburg und der Göttinger Händel-Gesellschaft.


    Während des Studiums gestaltete sie Rollen wie Cherubino, Zaide, Dorinda, Almirena und Belinda. Sie gastierte bei den Festwochen Herrenhausen Hannover, beim Tollwood Festival München, am Stadttheater Fürth, am Landestheater Bregenz sowie am Pfalztheater Kaiserslautern u. a. als Erste Dame, Fiordiligi und Titania.
    2010 war Astrid Kessler Preisträgerin beim Bundes-wettbewerb Gesang, beim Brahms-Wettbewerb in Pörtschach, sowie bei der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Im selben Jahr erschien ihre erste CD mit Liedern (telos music records). In der Spielzeit 2011/2012 war Astrid Kessler als Donna Elvira und Angèle Didier am Theater Osnabrück zu sehen und wechselte zur Spielzeit 2012/2013 ans Nationaltheater Mannheim.
    2014 gibt sie ihr Debüt als Gräfin Mariza an der Volksoper Wien und als Giovanna d´Arco in Bielefeld.


    Das Booklet zu dieser CD umfasst 26 Seiten. Eine erklärende Einführung zu den Komponisten sowie alle Liedtexte sind in Deutsch und Englisch dargestellt.


  • Von der Frontseite sieht man es dieser CD zunächst nicht an, dass sich hinter dem Komponisten-Namen die acht Lieder von Schumanns Liederzyklus »Frauenliebe und -Leben« verbergen.


    Bożena Harasimowicz wurde 1965 in Polen geboren und absolvierte ein Vokalstudium an der Danziger Musikakademie, das sie 1989 mit Auszeichnung abschloss. 1992 war Bożena Harasimowicz Finalistin beim ARD-Wettbewerb in München. Ihre Vita weist aus, dass die Sängerin nicht nur in ihrem Heimatland zahlreiche Aktivitäten entwickelte, sondern auch in der internationalen Musikszene wirkt. Im Jahre 2005 erhielt die Sängerin aus Anlass ihrer 20-jährigen künstlerischen Tätigkeit eine Auszeichnung der Stadt Danzig. In diesem Jahr ist auch die hier eingestellte Aufnahme entstanden, wo Bożena Harasimowicz neben dem Zyklus »Frauenliebe und -Leben« auch Lieder von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Franz Liszt und Fryderyk Chopin singt, jeweils in der Originalsprache.
    Beim Schumann-Zyklus hört man, nicht weiter störend, an wenigen Stellen etwas Akzent, aber die Lieder werden differenziert gesungen, das heißt, die Sängerin trifft den jeweils dem Text angemessenen Ton, auch beim letzten Lied, wo sich die Interpretationen am meisten unterscheiden, wenn man die in diesem Thread eingestellten Aufnahmen überblickt.


    Das Booklet umfasst 23 Seiten und druckt alle Liedtexte in der jeweiligen Originalsprache ab. Die erklärenden Texte sind in Polnisch und Englisch.


  • Die Sopranistin Edith Wiens wurde 1950 in Kanada geboren, wuchs in Vancouver auf und absolvierte ihr Theologie- und Kirchenmusikstudium am Columbia Bible College in Clearbrook. Als 21.-Jährige nahm sie als Stipendiatin des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) ein Gesangsstudium in Hannover auf. Anschließend studierte sie unter anderem auch bei dem Tenor Ernst Haefliger und dem bekannten Liedbegleiter Erik Werba.
    Sie erhielt höchste Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben, wie zum Beispiel ARD/München, 2. Internationalen Mozartwettbewerb in Salzburg, wo sie 1978 den ersten Preis errang und dem Robert-Schumann-Wettbewerb, wo sie später - 2004 - den Juryvorsitz innehatte.
    Im Laufe ihrer Karriere trat Edith Wiens weltweit an den bekannten Häusern auf, und arbeitete mit den namhaften Dirigenten, um das einmal pauschal darzustellen.

    Danach nahmen pädagogische Maßnahmen immer mehr Raum ein. Lange war sie als Dozentin an der Münchner Hochschule für Musik und Theater tätig. Obwohl sie an der Musikhochschule Nürnberg noch eine Professur hat,, arbeitet sie zugleich auch an der renommierten Juilliard School in New York, ein Ruf, dem sie 2010 gefolgt war.
    Im Sommer 2011 rief Edith Wiens die Internationale Meistersinger Akademie (IMA) in Neumarkt/Oberpfalz ins Leben: ein von ihr geleitetes Festival mit den besten Nachwuchssängern weltweit.


    Nach eigenem Bekunden sagte die Künstlerin, dass sie ihre internationale Karriere aus freien Stücken an dem Punkt beendet habe, als ihr das Üben keinen Spaß mehr machte:
    » Ich hatte das Gefühl, nur noch den Status quo zu erhalten, das ist doch nicht künstlerisch! Also habe ich mich entschieden, lieber zehn Minuten zu früh als zu spät aufzuhören.«
    Zu den Aufnahmen auf dieser CD und insbesondere von "Frauenliebe und -Leben" findet man im Booklet folgenden Text der Interpretin:
    »Innigkeit ist für mich der Wesenskern von Robert Schumanns Liedern und zugleich der Grund, warum ich sie liebe. Mit all ihrem Schmerz und ihrer Freude sind sie von überwältigender Menschlichkeit.
    Ich bin oft gefragt worden, wie ich als moderne Frau den Zyklus "Frauenliebe und -Leben" singen könne mit innerer Überzeugung. Ich finde, dass diese Emotionen auch meine Realität in sich bergen, wobei es sicher unbestritten ist, dass sich hier nur ein Ausschnitt des breiten Spektrums menschlicher Lebenserfahrung widerspiegelt.« (Anmerkung: Die Künstlerin war zum Zeitpunkt der Aufnahme 42 Jahre alt)
    Die Daten zu dieser CD:
    Das Aufnahmedatum ist mit Dezember 1992 angegeben. Das Booklet umfasst 27 Seiten. Alle Texte , auch die Liedtexte, sind in Französisch, Deutsch und Englisch abgedruckt.


  • Auf dieser CD findet man auch die acht Lieder des Opus 42 - Frauenliebe und -Leben


    Auf dieser CD findet man 23 Lieder von Robert Schumann und Franz Liszt. Darunter auch die acht Lieder, die Schumann unter dem Titel »Frauenliebe und -Leben« in Opus 42 zusammengefasst hat.
    Es handelt sich um die Live-Aufnahme eines Liederabends mit Heidrun Götz (Mezzosopran) und der Pianistin Margit Fussi. Dieser Liederabend fand am 28. Mai 2011 im Mozarthaus Wien statt.
    Im Booklet ist ausdrücklich vermerkt, dass Publikumsgeräusche (Husten etc.) belassen wurden; dazu kann man als CD-Hörer anmerken, dass das ein diszipliniertes Publikum war. Im Booklet sind alle Liedtexte abgedruckt.
    Heidrun Götz ist in Klosterneuburg geboren und studierte Gesang bei Prof. Delia Marion - Neuhold. An der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien studierte sie Schulmusik und erwarb das Diplom für Sologesang, sowie für Lied und Oratorium in der Klasse Prof. Erik Werba. 1983 trat sie als Mitglied des Opernstudios in die Wiener Staatsoper ein. Seit 1986 ist sie Mitglied des Wiener Staatsopernchores und hat auch Auftritte in kleineren und mittleren Partien.


    Natürlich steht Heidrun Götz hier auf den Seiten dieses Threads in Konkurrenz mit den allergrößten Stimmen dieser Welt, aber man sollte auch nicht diese Künstler aus den Augen verlieren, die nicht die ganz großen Events veranstalten und ganz solide Liederabende im kleineren Rahmen abliefern und ein solcher Abend ist auf dieser CD festgehalten.


    Die Begleiterin Margit Fussi, so weist es das Booklet auf, hat mit vielen der ganz Großen des Liedgesangs zusammengearbeitet.
    Unmittelbar vor der Darbietung des Opus 42 wird sinnvollerweise »Die Lotosblume« gesungen, ein Lied aus »Myrthen« (Op. 25), das Robert Schumann »seiner geliebten Braut« gewidmet hatte, als nach einigen Widerständen endlich geheiratet werden konnte.


    Interessant ist, dass »Frauenliebe und -Leben» von Clara Schumann nach dem Tod ihres Mannes nie komplett aufgeführt wurde, weil hier Dichtung und Realität nahe beieinander sind, insbesondere beim letzten Lied; und noch interessanter wird die Geschichte, wenn Frau Schumann bei der Aufführung des Zyklus die Sängerin Amalie Joachim begleitete und das Publikum selbstverständlich gedanklich Bezüge zur Realität herstellte.
    Wenn man in die Zeit um 1870 hineinschaut, stellt man fest, dass es damals nicht gerade üblich war ganze Zyklen aufzuführen. Aber bei den Chamisso-Liedern ergab sich noch ein anderes Problem, der Gesellschaft erschienen die Themen Schwangerschaft und Geburt für den Konzertsaal zu intim; also wenn schon komplett vorgetragen, dann bitte im Bereich der Hausmusik. Bei der öffentlichen Aufführung konnte Opus 42 nach dem fünften Lied enden, mit der Hochzeit, wie es später bei vielen Kinofilmen üblich war.


    Wenn der Zyklus ganz aufgeführt wurde, so wie einmal in Hamburg, dann sah das ein Kritiker der »Allgemeine musikalische Zeitung« im Jahre 1878 so:
    »Frau Joachim erfreute uns dann noch durch den Vortrag der acht Gesänge "Frauen-Liebe und Leben" von Schumann, die sie wahrscheinlich auf ausdrücklichen Wunsch sämmtlich sang. Wir möchten aber doch unsere philharmonischen Gastgeber daran erinnern, dass nur Nr. 1-5 dieser Lieder für den Concertsaal sich eignen, und dass, wenn der Rest der Hausmusik überlassen wird, die Sängerin im Concert ihren Zuhörern einen noch größeren Reichthum an Ausdrucksweisen vorführen kann. Serien und Reihenfolgen mag man componiren, nur nicht im Concert vortragen.«


  • Aus dem Text des dünnen Booklets erfährt der Leser, dass Ulrike Wender schon immer gerne gesungen hat, und dass ihr Großvater Kapellmeister im Egerland war.
    Ulrike Wender wurde in Stuttgart geboren und studierte Rhythmik und später Musik- und Bewegungspädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien,
    wo sie mit Magistra artium abschloss.


    Sie lehrt an verschiedenen Institutionen in Wien und Vorarlberg und tritt auch als Solistin in Vorarlberg und Liechtenstein auf.
    Ihre Gesangsausbildung absolvierte Ulrike Wender bei Walter Kräutler, Sophia von Aufschnaiter-Lü, sowie bei Dora Kutschi-Doceva. Ebenso wird auf einen Meisterkurs bei Kurt Widmer hingewiesen.


    Am Flügel begleitet Michael Neunteufel, der einer Wiener Musikerfamilie entstammt. Er studierte in Wien Oboe und Klavierpädagogik und schloss am Mozarteum Salzburg mit dem Mag. artium ab.
    Im Booklet ist der Text aller Lieder abgedruckt, aus »Adelbert« wurde auch hier mal wieder »Adalbert« ...

    Das Künstlerduo reist nicht durch die großen Konzertsäle der Welt, sondern konzertiert hauptsächlich in Vorarlberg und im Vierländerdreieck. Auch Live-Darbietungen in kleinerem Rahmen haben eine wichtige kulturelle Aufgabe, denn solcherart Musik hat schließlich längst nicht mehr die Popularität wie zur Zeit ihrer Entstehung.
    Wie populär dieser Schumann-Zyklus einmal war, zeigt eine Notiz aus dem Satireblatt »Kladderadatsch« vom 23.11.1884, wo es unter der Rubrik »Aus der Gesellschaft« heißt:


    »Die Concertsaison hat begonnen: Besonders leiden darunter zwei Personen, die durch das wüste Vormittags-Clavier-Geklimper bei ihren Arbeiten häufig bis auf den halben Weg nach Dalldorf (dort war damals die sogenannte Irrenanstalt) begleitet worden. Am letzten Sonntag, während der Kirche, greift eine der jungen Clavier-Damen in die Tasten, um ihre ungestillte Sehnsucht nach Schumanns "Er, der Herrlichste von Allen" den Wänden zu klagen. Als das ganze Haus dröhnt, läßt einer der betroffenen Herrn bitten, ihn doch wenigstens am Sonntag ruhig arbeiten zu lassen. Die mitten im besten "Brich oh Herz was liegt daran" unterbrochene Dame setzt sofort gegen den Störenfried eine Klage wegen "Sonntagsentheiligung durch Arbeit" auf und fängt dann zum 150. Male in der Woche das Lied von vorne an. Die ganze Strasse ist auf den Ausgang des Processes gespannt.«

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  • Nun hat also nach einigem Sträuben auch die zurzeit sehr angesagte Elisabeth Kulmann eine Einspielung von »Frauenliebe und -leben« herausgebracht und schon die grafische Gestaltung der Umverpackung setzt Akzente:»frauen . leben . liebe«, heißt es da. Besagte Umverpackung ist eine Kombination von Booklet und Leporello. Auf der vorletzten Seite steht das Zitat:
    »Gerade starke Frauen sind zur größten Schwäche fähig« - Elisabeth Kulman steht ganz klein als Autorname drunter, da muss man genau hinschauen ... ist es die Sängerin oder die Dichterin?
    Es ist bekannt, dass Sängerinnen unserer Tage diesen Chamisso-Text mir etwas gemischten Gefühlen betrachten; die Interpretin dieser CD sieht das so:


    »INTIME GEFÜHLE - einer Frau ins Herz geschrieben von einem Mann. Sind sie die Wunschvorstellung des Dichters Adelbert von Chamisso, eines Mannes vor 200 Jahren, oder treffen sie den Wesenskern der Frau - noch heute?
    Lange sagte ich klar Nein zu diesem Zyklus, dessen Text auf den ersten Blick allzu bieder daherkommt. Doch die Kraft der Schumann´schen Vertonung zog mich schließlich tief in ihren Bann. Wer wirklich verliebt ist, weiß, wie das Herz durcheinander gewirbelt wird und zu welch mitunter nach außen hin verrückt erscheinenden Regungen man/frau fähig wird. Die tiefen Gefühle freilich, die in diesem unsterblichen Werk zum Leuchten kommen, gelten auch heute und in alle Ewigkeit. Gerade starke Frauen sind zur größten Schwäche fähig!«


    Elisabeth Kulman sah ihre erste Oper als sie zwanzig Jahre alt war; es war »Salome« und sie ging raus, weil sie scheppernde Stimmen nicht mochte. Sie studierte zunächst Russisch, Finno-Ugristik (mit ihrem Vater sprach sie Ungarisch) und Musikwissenschaft. Gleichzeitig betätigte sie sich als Chorsängerin bei renommierten Wiener Chören.
    1995 begann sie ein Gesangsstudium bei Helena Lazarska an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Direkt nach dem Studienabschluss im Jahre 2001 konnte man sie als Pamina in Mozarts »Zauberflöte« an der Wiener Volksoper hören. Auch in anderen Rollen konnte sie als Mozart-Sopranistin reüssieren.


    Dann kam für die Sängerin die erste Enttäuschung; sie bemerkte, dass ihre Stimme ermüdete, suchte durch sportliche Betätigung ausreichende Fitness für hohe Töne zu erlangen, aber es reifte die Erkenntnis, dass es so nicht weiter gehen konnte, in 2003 musste sie renommierte Engagements absagen.
    Nun war ein Fachwechsel angesagt, was eine nicht leichte Sache ist. Mit Hilfe ihrer alten Gesangslehrerin konnte ein Fachwechsel erfolgreich vollzogen werden; ab 2005 war Elisabeth Kulman ins Fach der Mezzosopranistin und Altistin gewechselt. Stimme und Sängerin fühlten sich wieder wohl; Erfolg stellte sich ein - der Schock kam am 19. Juli 2011; bei der Ruhrtriennale in Bochum erhielt Frau Kulman während der Proben zu »Tristan und Isolde« einen Ellenbogen auf den Kehlkopf und die Stimmbänder waren dermaßen malträtiert, dass sie einige Wochen noch nicht einmal sprechen konnte, aber nach drei Monaten stand sie wieder auf der Bühne.


    Bei einer solch renommierten Künstlerin hat man natürlich hochgespannte Hörerwartungen, zumal man weiß, dass diese Stimme über ein breites Spektrum an Farben verfügt.
    Spätestens beim vierten Lied »Du Ring an meinem Finger« horcht der Zyklus-Kenner auf und fragt sich ob das Abspielgerät defekt ist. Ich habe jetzt 65 Aufnahmen von »Frauenliebe und -leben«, und die stehen natürlich nicht nur im Regal herum, sondern werden schon gehört, da fällt so etwas auf. Dieses Lied wird in sage und schreibe 1:30 herunter gesungen, eine bessere Bezeichnung fällt mir dazu nicht ein.
    Künstlerische Freiheit ist ein hohes Gut, man muss es einem Interpreten zugestehen, aber man versucht zu verstehen, warum dieses Lied in Rekordgeschwindigkeit gesungen wird.
    Neugierig geworden, suchte ich ein Dutzend bekannte Interpretinnen aus verschiedenen Gesangsepochen heraus, um einen seriösen Vergleich zu haben - und so sieht das Ergebnis für das vierte Lied dieses Zyklus aus:


    2:21 Lotte Lehmann
    2:22 Lisa Della Casa
    2:33 Julia Culp
    2:36 Bernarda Fink
    2:50 Barbara Bonney
    2:54 Marian Anderson
    2:47 Brigitte Fassbaender
    2:57 Kathleen Ferrier
    3:03 Irmgard Seefried
    3:10 Jessye Normann
    3:12 Janet Baker
    3:13 Mitsuko Shirai


    Ja, und Elisabeth Kulman schafft das sonst so getragen gesungene Stück in 1:30 - ich kann es nicht fassen, nicht glauben ...


    Elisabeth Schwarzkopf soll ja zu Lebzeiten einer Neuauflage ihrer Aufnahme von Opus 42 nicht zugestimmt haben. Hätte ich sie, die für ihre pingelige Genauigkeit bekannt war, in die obige Zwölferliste aufgenommen, wäre sie Tabellenführerin - mit 1:59.


    Ganz anders dann das letzte Lied - im positiven Sinne innovativ gesungen, aus meiner Sicht ist das gut gemacht; da zeigt Elisabeth Kulman, wie unterschiedlich man doch diese Leere einer Witwe darstellen kann, so konnte man das bisher nirgendwo hören, diesen Kontrast zum fast tonlos gesungenen Ende des Liedes ...


  • Soweit bekannt, ist diese Aufnahme nicht als CD erhältlich; die Abbildung zeigt eine DECCA-LP aus dem Jahr 1950, das bedeutet, dass die rauscharmen Polyvinylchlorid-Platten gerade erst erfunden waren.


    Es ist eine etwas eigenartige Kombination von Schumanns Opus 42 und Loewe-Balladen, die hier von Josef Greindl und Georg Hann gesungen werden.
    Schumanns Liederzyklus »Frauenliebe und -Leben« wird von der Altistin Elisabeth Höngen ganz hervorragend und einfühlsam gesungen, am Flügel begleitet Ferdinand Leitner.


    Elisabeth Höngen wurde 1906 im westfälischen Gevelsberg geboren und trat schon mit fünfzehn öffentlich als Geigerin auf. Sie studierte Germanistik und Musikwissenschaft; ihre Stimme wurde von Hermann Weißenborn ausgebildet.
    Zu dieser Stimme schreibt das Sängerlexikon Kutsch/Riemens - nicht auf diese Aufnahme bezogen, sondern allgemein:
    »... Umfangreiche, schön gebildete Stimme, deren dramatische Ausdruckskraft und deren Stilgefühl Bewunderung erregten.«
    Diesem Urteil schließe ich mich nach mehrmaligem Hören dieser Aufnahme vollinhaltlich an.
    Elisabeth Höngen debütierte 1933 am Stadttheater Wuppertal und wechselte zwei Jahre später nach Düsseldorf. In den frühen 1940er Jahren war sie Mitglied der Dresdner Staatsoper.
    Im Juni1942 hörte man sie als Ortrud in »Lohengrin« an der Wiener Staatsoper, wo sie in 29 Jahren mehr als 900 Auftritte in über 40 Rollen absolvierte.
    Sie trat erfolgreich bei den Festspielen in Salzburg, Bayreuth und Edinburgh auf. Den Rest ihrer Sängerinnenkarriere kann man pauschalieren und lapidar feststellen, dass sie an allen großen Häusern der Welt sang.
    1957 erhielt sie einen Ruf als Professorin an die Wiener Musikakademie, setzte aber ihre große Karriere weiter fort. 1971 nahm sie an der Wiener Staatsoper ihren Bühnenabschied.


  • Nun hat sich mal wieder eine Sängerin an den gesellschaftspolitisch nicht mehr in unsere Zeit passenden Liederzyklus »Frauenliebe und -leben« herangewagt, es handelt sich bei dieser Aufnahme um die Wiedergabe eines Konzerts, das am 18. November 2014, also genau vor zwei Jahren, in der Wignore Hall in London stattfand.
    Es war mir noch möglich, Christiane Karg im Schatten ihres Geburtshauses in einem Liederabend zusammen mit Robert Holl zu erleben, da galt sie noch als hoffnungsvolle Nachwuchssängerin, inzwischen ist Christiane Karg auf den internationalen Bühnen angekommen.


    Ihr Studium absolvierte sie am Mozarteum in Salzburg, wo sie in dem Tenor Heiner Hopfner den idealen Lehrer fand. Ihr Studienfleiß fand Anerkennung, sie wurde für ihren Masterabschluss im Fach Oper / Musiktheater mit der Lilli-Lehmann-Medaille ausgezeichnet. Noch während ihres Studiums gab sie 2006 ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen, allerdings in Werken des noch kindlichen Mozart. Seitdem kehrte sie jedoch mehrmals zu den Festspielen zurück, um gewichtigere Aufgaben zu übernehmen.
    Nach dem Hamburger Opernstudio wechselte sie im Herbst 2008 als Ensemblemitglied an die Oper Frankfurt, wo sie die wichtigen Rollen ihres Fachs sang, darunter Susanna, Pamina, Musetta, Zdenka, Melisande. Als Gast war sie an der Bayerischen Staatsoper, der Komischen Oper Berlin, dem Theater an der Wien, beim Glyndebourne Festival, beim Grafenegg Festival und bei den Salzburger Osterfestspielen zu erleben.


    Ein »Stimmwunder« ist Christiane Karg nicht, will sie auch nicht sein, sie ist kein Freund des Lauten. Im Herbst 2015 bekam sie den Kulturpreis Bayern in der Kategorie Kunst; ihren ersten Echo Klassik erhielt Karg bereits im Jahr 2010 – damals in der Kategorie »Nachwuchskünstler«. Für ihre CD SCENE! wurde sie nun in der Kategorie »Solistische Einspielung« ausgezeichnet.

    Zur hier eingestellten CD:

    Das Booklet umfasst 21 Seiten und ist ganz in englischer Sprache gehalten, aber alle Liedtexte sind in Deutsch abgedruckt. Auf vier Seiten des Heftchens wird etwas zu den Komponisten gesagt, deren Lieder hier zu Gehör gebracht werden - also Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms.

  • Hallo!


    Jemand hat mal gesagt, im Übermaß genossen, sei alles schädlich. Nun ja - ich habe heute morgen vier Einspielungen des Liederzyklus´ Frauenliebe und -leben gehört.


    Indem ich in Tamino nach Michaela Kaune suchte (und feststellte, dass sie noch keinen eigenen Thread besitzt), kam ich auf diese Ausführungen hier. Die Aufnahme mit Frau Kaune war bereits abgehandelt.



    Allerdings fiel mir auf, dass Brigitte Fassbaender zwar indirekt mehrmals erwähnt, allerdings keine ihrer Aufnahmen eingestellt wurde. Zwei Aufnahmen besitze ich von ihr.



    Zum Abschluss hörte ich noch die Aufnahme von Christiane Karg:



    Auffällig ist, dass die Aufnahme von Michaela Kaune zum Teil extrem langsamer ist, als die anderen Interpretationen.


    Wenngleich ich die warme Stimme von Brigitte Fassbaender sehr liebe, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihre Stimme eine Reife ausstrahlt, die zu den - zumindest aus unserer heutigen Sicht - etwas naiven Aussagen des Chamisso-Textes, nicht so passen will, wie die Stimmen von Kaune und insbesondere Christiane Karg.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Lieber WoKa,
    schön, dass Du bemerkt hast, dass hier noch keine CD von Brigitte Fassbaender präsentiert wurde. Frau Fassbaender hat bei mir überhaupt den Grundstein gelegt, mich mit diesem Zyklus intensiv zu befassen. Als ich bei einem ihrer Meisterkurse erstmals Takte aus diesem Zyklus hörte, hat mich das so gepackt, dass ich seitdem fast jeden Tag etwas daraus höre, insbesondere das letzte Lied, bei dem die Interpretationsunterschiede am deutlichsten zutage treten.
    Man ist schon gut beraten, wenn man diese Lieder von Brigitte Fassbaender gesungen hört, die übrigens auch Chamissos Originaltext von Carl Loewe (op. 60) vertont, singt.
    Falls ich ganz schnell zu einer Insel müsste, würde ich mir (von den späteren Interpretationen) die Aufnahmen von Jessye Norman, Waltraud Meier und Mitsuko Shirai mitnehmen ... so eine spontane Entscheidung aus dem Bauch heraus ...


    Auch auf dieser CD findet man die Fassbaender-Aufnahmen


  • Lieber hart!



    Eine Textstelle, bei der ich gedanklich immer kurz "hängen bleibe" ist


    Nun hast Du mir den ersten Schmerz getan


    Diese passive, leidende Haltung, erscheint mir (auch wenn es um den Tod geht) beinahe kindlich. Es geht ihr offenbar nicht nur um den vorhersehbaren Verlust, sondern um ihren persönlichen Schmerz damit. Wie kann er mir das antun, krank zu werden und möglicherweise zu sterben, wo ich doch so sehr darunter leide.


    Die von Dir erwähnte Fassbaender-Aufnahme besitze ich auch. Daneben gibt es auch noch die Einspielung von 1985 mit Irwin Gage. Wahrscheinlich hat niemand den Liedzyklus so oft veröffentlicht wie Brigitte Fassbaender (von ihr gibt es ja auch die Loewe-Vertonung der Frauenliebe).



    Ich glaube, ich habe auch diese Aufnahme noch nicht bewusst gehört (das wird sich jetzt ändern) - dennoch steht sie im Regal:




    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Wahrscheinlich hat niemand den Liedzyklus so oft veröffentlicht wie Brigitte Fassbaender (von ihr gibt es ja auch die Loewe-Vertonung der Frauenliebe).


    Lieber WoKa,
    da ist auch noch Lotte Lehmann ... siehe Beiträge 116 und 169.


    Ebenso möchte ich darauf hinweisen, dass auch die Mezzosopranistin Iris Vermillion Loewes Opus 60 auf CD singt - und das vorzüglich!

  • Lieber hart, ich bin sehr gespannt, ob Du Dich auch der Einspielung von Kirsten Flagstad wirst zuwenden. Sie ist 1953, begleitet von Edwin McArthur, in New York entstanden und bei HMV erschienen. Wenn ich richtig informiert bin, liegt sie bisher nur als LP vor. Das ist verwunderlich, weil die anderen Studioproduktionen dieser Sängerin aus der Zeit längst auf CD gelangten. Ein Download des Liederzyklus kursiert zwar im Netz, wie er klingt weiß ich nicht. Die mit Liedern von Schubert, Brahms, Strauss und einigen etwas aus dem Rahmen fallenden zeitgenössischen Stücken aufgefüllte Platten, die sich in meinen Beständen findet, sieht so aus:



    Ansonsten bin ich immer wieder erstaunt und höchst erfreut darüber, was Du uns alles ausgegraben und nahe gebracht hast. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ein Download des Liederzyklus kursiert zwar im Netz, wie er klingt weiß ich nicht.


    Lieber Rheingold,
    da darfst Du auf meinen Sachverstand vertrauen, er klingt sehr gut!
    Die Sängerin ist Jahrgang 1895, hatte ihr Debüt schon 1913 am Nationaltheater in Oslo und wäre, den Angaben zufolge, bei der Aufnahme schon jenseits der 50 gewesen - erstaunlich.



    Die ersten Lieder auf dieser Platte sind von Franz Schubert:
    Die junge Nonne D 828
    Die Liebe hat gelogen D751
    Die Post D911
    Der Wegweiser D911
    Danach folgen die acht Lieder des Schumann-Zyklus »Frauenliebe und -Leben«
    Hier ist »Genuss-Hören« angesagt; herrlich, was so eine große Stimme alles an Nuancen auszudrücken vermag. Da hat man noch den glockenhellen Sopran von »Die Liebe hat gelogen« im Ohr, dann geht Flagstads Stimme bei der Darbietung von »Frauenliebe« deutlich in Richtung Mezzosopran, schon bei »Seit ich ihn gesehen« und wenn sie sich im fünften Lied von ihren Schwestern verabschiedet, ist das schon Alt ...
    Im vorletzten Lied ist Kirsten Flagstad ganz Mutter, man möchte mit ihr jubeln, vor lauter Glück ...


    Eine wundervoll gesungene Aufnahme, die man leider nicht so ganz mühelos erwerben kann, aber die Mühe lohnt sich, wenn mein ein Ohr dafür hat.


    Vielleicht noch ein Gedanke zu WoKas Bemerkung »Nun hast Du mir den ersten Schmerz getan« -
    Modern tuende Leute werfen dem gesamten Text gerne vor, dass so etwas nicht mehr in unsere Zeit passen würde; aber wenn diese Verbindung auch nur halbwegs normal war, dann ist die Trauerbekundung der zurückgebliebenen Frau nicht »kindlich«, auch nicht »beinahe kindlich«, sondern unterscheidet sich im Prinzip überhaupt nicht von den Empfindungen der Menschen, die heute mit mir leben.
    Und eine auf solche Weise allein gelassene Frau hat das so gesehen, das hatte Chamisso recht gut beobachtet. Clara Schumann hat das ja auch in der Realität erlebt, aber sie hatte ihren Johannes, Joseph, Amalie ... und konnte als selbständige und prominente Künstlerin agieren, was die Ausnahme war.

  • Lieber hart, heute erst kann ich Dir danken für Deine Einlassungen auf Kirsten Flagstad. Dein Sachverstand hat sich bewährt. Ihre Einspielung klingt in dieser Ausgabe sehr gut. Technisch sehr gut. Inhatlich bin ich bei Dir. Dennoch halte ich mal die alte Platte, die mit mir über den Atlantik gereist ist, in meinem Bestand.


    Ich möchte auf Elisabeth Schwarzkopf zurück kommen, die bereits eine Rolle spielte in diesem Thread. Ihre Einspielung von "Frauenliebe und -leben" ist nun auch wieder auf dem deutschen Markt zu haben in der Warner-Edition mit allen Studioaufnahmen der EMI aus der Langspielplattenzeit außerhalb von Oper und Oaratorium. Die Sängerin ist lange tot. Ihr unmittelbarer Einfluss auf Wiederveröffentlichungen ist nicht mehr gegeben. Das also ist die Sammlung, die ich mir selbstverständlich zulegte, obwohl ich die einzelnen Aufnahmen längst besaß. So ist das nun mal.



    Wir hatte es ja schon: Für die Schwarzkopf kommt der Zyklus zu spät, und ich habe mich immer gefragt, warum sie sich nicht früher damit beschäftigt hat. Die Aufnahmen fanden 1974 statt. Sie war 59 Jahre alt. Die Stimme hatte ihren Sitz verloren. Einige Lieder drohen in ihre Einzelteile zu zerfallen. Ein Bogen ist nicht mehr zu hören. Tragik umweht das Ganze. Eine Tragik, die nicht mehr als Ausdrucksmittel abzunehmen ist sondern ehr als Offenbarungseid eine Künstlerin, die am Ende angelangt ist. Nur hin und wieder gelingen gewisse Momente. Für das Alter, so könnte man wohlwollend anmerken, ist das schon noch ganz gut. Aber genau das sollte als Bewertungsmaßstand für eine Sängerin ihres Rangs, die stets ungemein streng gegen sich selbst und andere gewesen ist, nicht infrage kommen. Aber! Und nun kommt es. Im letzten Lied "Nun hast du mir den ersten Schmerz getan" rafft sie sich plötzlich auf. Ich höre eine Klage Marias unter dem Kreuz. Das mag übertrieben scheinen und den Intentionen des Zyklus zuwiderlaufen - aber es ist so.


    Enden möchte ich mit einer Frage in die Runde: Kennst jemand eine Aufnahme von Schumanns "Frauenliebe" mit Anna Reynolds?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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