Beste Fugen

  • Sorry, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte nur einfach, wir sollten über dieses spezielle Thema des "Thema Regium" im Thread Zelenka weitersprechen, da es dort vielleicht besser passt...

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Sorry, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte nur einfach, wir sollten über dieses spezielle Thema des "Thema Regium" im Thread Zelenka weitersprechen, da es dort vielleicht besser passt...


    Jedenfalls ein sinnvoller Vorschlag! Wenn auch keine Beiträge verschieben, könnt ihr auch als normale User in einer eigenen Antwort in einem Thread ein Zitat aus einem anderen Thread einfügen und auf diesen Thread verweisen (link setzen). Bei kurzen Überschneidungen reicht das auch vollkommen aus. Nur wenn eine größere Anzahl von Postings off topic wird, ist es besser, wenn ein Moderator verschiebt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes, ich kann hier teilweise die Links nicht sehen ! In deinen Beiträgen vom 29.7.2013 (und zuvor auch einmal) klaffen nur große weiße Löcher, wo Musik stehen sollte. Kannst du diese eventuell restauriern oder die Links nochmal posten?


    Vielen Dank !


    Bachiania

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Das ist bei den youtube-links kaum zu vermeiden. Manche Videos werden eben später wieder gelöscht. Das Stück von Mozart ist der 4. Satz des Quartetts KV 173 d-moll, wenn Du danach suchen willst. Die Haydn-Finali aus op.20 sind anscheinend alle noch zu sehen und da steht auch immer dabei, welches Stück.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Lieber m-mueller,


    ein wenig wird es noch dauern, bis ich meinen nächsten Fugen Beitrag poste. Wenn ich mich in ein Werk hinein denke, will ich es immer noch genauer wissen ... das dauert dann natürlich seine Zeit. Aber er kommt bestimmt !


    Viele Grüße


    Bachiania

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

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  • Hallo Johannes, ich kann hier teilweise die Links nicht sehen ! In deinen Beiträgen vom 29.7.2013 (und zuvor auch einmal) klaffen nur große weiße Löcher, wo Musik stehen sollte. Kannst du diese eventuell restauriern oder die Links nochmal posten?


    Vermutlich hast du keinen Flashplayer für deinen Browser installiert - oder aber du verwendest ein Betriebssystem, das keine Flash-Videos unterstützt. Unter Windows könntest du auch versuchen, mit Rechtsklick auf den "weißen Fleck" die Adresse zu kopieren und in einem neuen Browser-Fenster in die Adresszeile einzufügen. Dann landest du direkt bei YouTube und würdest über fehlende Plug-Ins im Browser informiert.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Oh..... Ich werde es versuchen ! Den Flash player habe ich an sich installiert, auch auf meinem Android Gerät. Ich bin (und arbeite) sehr viel von unterwegs. Aber es sollte das eigentlich funktonieren. Ich werde deine Methode am PC testen !


    Lieber Theophilus,


    Wenn du offenbar so Computerfirm bist: kannst du mir erklären, wieso manche User in ihre Beiträge Fotos einfügen können? Wie geht das? Ich würde so gerne manche Notenbeispiele einstellen, ohne dazu extra Alfred bemühen zu müssen.


    Und eine Interessensfrage: warum trägst du den Steirischen Panther in deinem "Wappen"? Ich bin nämlich (auch?) eine Steirerin und pendle zwischen meinen beiden Wohnsitzen Salzburg und Graz. Da fällt solch ein Avatar natürlich auf !


    Viele Steirergrüße,
    Bachiania

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    (Sir Isaiah Berlin)

  • Keine Fuge von Wolfgang Amadeus Mozart !


    Ich möchte euch heute einen Satz vorstellen, der an Großartigkeit schwer zu übertreffen ist !
    Er ist keine Fuge. Er ist auch nicht einmal ein Fugato. Er ist eigentlich eine Sonatensatzform, nützt aber gleichzeitig in unübertroffen kunstvollter Weise die Techniken der Kontrapunktik und Fugenkomposition:
    Der Finalsatz von Mozarts Jupitersymphonie.


    Dieser Analyse lege ich die folgende Aufnahme bei, die auch (für die, die das wollen) ein Mitlesen in den Noten erlaubt. Die Zeitangaben beziehen sich darauf:
    http://www.youtube.com/watch?v=wM4zuCgBIOI



    Ich hoffe es gelingt mir hier, für ALLE gut verständlich zu sein !


    Ich möchte gerne zeigen, WIE Mozart hier die kontrapunktische "Quadratur des Kreises" schafft ! (Woody Allen meinte sogar einmal, dieser Satz sei der Beweis, dass Gott existiere.)


    Ich werde hier Mozarts Kompositionstechniken anhand der Abschnitte der Sonate vorstellen:


    Exposition
    (00:00 – 2:20)


    Mozart stellt in dieser insgesamt fünf (!) verschiedene Themen vor.


    Hauptsatz:
    H1 Das erste Hauptthema, bestehend aus einem einfachen (aber sehr berühmten, wie ich später noch zeigen möchte) Viertonmotiv in ganzen Noten:


    C - D - F - E


    Sehr einfach. Sehr einprägsam und gleichzeitig sehr gut kontrapunktisch verwertbar.
    Die Fortsetzung dieses Themas beginnend mit drei gleichen kurzen Noten


    H2 Das zweite Hauptthema. Ein fanfarenartiges Thema das mit punktiertem Rhythmus auf einem Ton beginnt und dann in Achteln abwärts läuft.
    (00:16)


    Zwischensatz 1:
    (ab 00:31)
    Noch bevor überhaupt weitere Themen vorgestellt werden, legt Mozart kontrapunktisch "voll los": Das Viertonthema wird fugiert und mit einem neuen Motiv (H3) kombiniert, das in der Mitte einen charakteristischen Triller hat. (erstmals bei 00:50)


    Daran anschließend bringt er das Thema H2 (mit der Punktierung) in Engführung. Also: eine Fugentechnik, bei welcher die folgende Stimme einsetzt, noch bevor die vorhergehende das Thema fertig gespielt hat.
    (00:57)


    Seitensatz:
    (ab 1:05)


    Dann (erst, nachdem schon so viel geschehen ist !) erscheint der Seitensatz mit dem (weiblichen) Seitenthema (S).


    Dieses bleibt übrigens im Laufe dieses (sehr männlichen) Satzes nicht sehr weiblich. Die anfänglichen Noten mit großen Akkordsprüngen sind im Folgenden treten sehr markant und pointiert im Forte auf.


    Auch hier sofort wieder dichtes musikalisches Geschehen: Neben der Einführung des Seitenthemas erklingen wieder die Themen H2 und H3 !
    Und: Es wird noch ein weiteres Motiv eingeführt, das aus schnellen, großen Intervallsprüngen besteht und ebenfalls später noch eine gewisse Rolle spielt (H4) (z. B. hörbar in den Oboen bei 01:12)



    Zwischensatz 2:
    (ab 01:24)
    Der Dichte des Satzes nicht genug ! Nun sofort erscheint das Seitenthema in Engführung durch alle Stimmen (also vierfach) !
    Und (um der Exposition noch die Krone aufzusetzen) wird nach einer kurzen strahlenden Phase der Homophonie noch das punktierte Thema H2 in Engführung mit gleichzeitiger Spiegelung gebracht !
    (Spiegelung = an der Horizontalen gespiegeltes Thema).
    (02:00)


    Wiederholung der Exposition
    (02:20 – 04:40 )


    Durchführung
    (04:40 – 7:38)
    Gegen dies alles nimmt sich die Durchführung geradezu ruhig aus: über einem Orgelpunkt werden die Themen H1 und H2 verarbeitet, so dass eine kurze Phase lang ein schwebender Zustand erreicht wird, der jedoch spüren lässt, dass er wieder Kraft sammelt für das Kommende.
    Dann verselbständigt sich das zweite Thema (H2, mit der Punktierung), wird enggeführt und gespiegelt und dazwischen erscheint noch in Einschüben der Bläser das Hauptthema H1 !
    (ab 04:52)


    Reprise:
    (05:40 – 7:38)


    Diese beginnt ganz klassisch wie die Exposition, und mündet dann in eine der „schrägsten“ Modulationsketten in Mozarts Werk überhaupt (5:48 bis 07:06):
    hier setzt Mozart den jeweils letzten der vier Töne als obersten eines (neuen) Dur-Akkordes und somit einer neuen Dominante ein. Dadurch schreitet die Harmonie in Ganztonschritten nach oben.
    Wenn er sie dann wieder nach unten zurück führt, scheint es, als nähme er keine Rücksicht mehr auf die harmonische Tradition! Durch scharfe Tritonus-Schritte abwärts lässt er ein harmonisches Feld entstehen, in welchem man sich als Hörer geradezu orientierungslos fühlt. Verstärkt wird dieses leichte Schwindelgefühl noch durch nach oben fließende chromatische Dreitonschritte. Ein fast „zu“ dichtes Gewebe, das Mozart genau so lange führt, wie verträglich, denn man wird als Hörer dann in volles Tutti G-Dur gebettet.
    Übrigens: das Triolenmotiv, also Hautthema aus dem ersten Satz der Symphonie erscheint hier als Begleitung und quasi als Erinnerung und Klammer zum Beginn des zyklischen Werkes noch einmal !


    Wiederholung der Reprise ! Tatsächlich, dies steht in der Partitur !!!
    (8:38 bis 10:37)


    Und besonders "schräg" wird es in der Reprise: hier setzt Mozart den jeweils letzten der vier Töne als obersten eines (neuen) Dur-Akkordes und somit einer neuen Dominante ein. Dadurch schreitet die Harmonie in Ganztonschritten nach oben. Wenn er sie dann wieder nach unten zurück führt, scheint es, als nähme er keine Rücksicht mehr auf die harmonische Tradition! Durch scharfe Tritonus-Schritte abwärts lässt er ein harmonisches Feld entstehen, in welchem man sich als Hörer geradezu orientierungslos fühlt. Verstärkt wird dieses leichte Schwindelgefühl noch durch nach oben fließende chromatische Motive. Ein fast zu dichtes Gewebe, das Mozart genau so lange führt, wie verträglich, denn man wird als Hörer dann in volles Tutti G-Dur gebettet.



    Nach dieser Fülle und Intensität möchte man meinen, ein heroischer Abschluss genüge ! Jedoch das eigentlich Gigantische kommt erst nun:

    Die Coda:
    (10:40 – 11:43)
    Der erste Teil dieser Coda (10:40 – 11:20), der immerhin bei Weitem nicht einmal eine ganze Minute dauert, gehört zum in kontrapunktischer Hinsicht Beeindruckendsten, das jemals komponiert wurde !
    Der Abschnitt beginnt schwebend ohne Bass in den Streichern mit der Spiegelung des Viertonthemas. Und dann bricht plötzlich das Geschehen los:
    Hier stellt Mozart alle Themen des Satzes GLEICHZEITIG einander gegenüber !
    Und dem nicht genug: die Themen erscheinen aufsteigend in der Stimmreihenfolge. Ist eines in den ersten Violinen angelangt, springt es hinab zum Kontrabass und setzt dann seinen Weg nach oben fort !
    Wenn ich mir diesen Abschnitt mehrmals anhöre, kann ich, in Art eines Vexierbildes, mehrere Hörweisen verfolgen:
    Ich lasse es wirken und beobachte, wo man einzelne Themen entdeckt, bemerke also, wo Themen gerade neu einsetzen.
    Oder: Ich verfolge ein einzelnes Thema (z. B. das Hauptthema H1) durch alle Stimmen hindurch
    Oder: Ich höre auf die Gesamtheit und bemerkt, wie Mozart hier nicht nur ein unübertreffliches Meisterwerk an kontrapunktischer Kunst verfasst, sondern auch GELICHZEITIG
    In seiner späten Rokoko-Musiksprache einen Abschnitt komponiert, der jedem Hörer heroisch, strahlend und von Harmonie getragen erscheint ! Vielleicht könnte man hier den Vergleich zur Oper ziehen, wo oft in den Ensembleszenen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus ihrer derzeitigen (inhaltlichen) Position kommend zusammen singen, und doch eine große, übergeordnete Harmonie entsteht.
    Dieser Abschnitt mündet zuletzt fast unvermittelt in alles vereinende Harmonie ! Marschartige Fanfaren vermitteln den Eindruck strahlenden Sieges.
    (ab 11:19)
    Übrigens ist dieser Schluss fast „wörtlich“ derselbe, wie der Schluss der Zauberflöte !


    So könnte man diesen Satz interpretieren als Gipfelpunkt sowohl der Kontrapunktik als auch der („klassischen“) Sonate ! Beide Seiten, beide Stile, der „antike“ und der „moderne“ werden von Mozart zu einer übergeordneten Form vereinigt, die die Grenzen dessen sprengt, was man zu jener Zeit für möglich halten würde. Hörbar kunstvollste Satztechnik und gleichzeitig ein wunderbar strahlend harmonisches Stück Musik !


    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr euch diesen Satz nun auch (nochmals) anhört und meine Begeisterung teilt !


    Eure Mozart(Bach)iania

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Hier füge ich nun noch die Themen bei. Bitte verzeiht die grafische Form; ich hatte keine Zeit, sie abzuschreiben, und so habe ich sie einfach am PC aus der Partitur ausgeschnitten. Es fehlen Schlüssel und Vorzeichen: Alles im Violinschlüssel, notiert in C-Dur.
    Doch dies dient ausschließlich der Erinnerbarkeit beim Hören !
    [i]


    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Liebe Bachiania


    Vielen Dank für deine Analyse des letzten Satzes der Jupitersinfonie C-Dur. Als Hörer steht man vor einem Rätsel, wie das alles sich zusammenfügt, wenn man um die Details weiss. Es ist eine der Musikstücke, die mir Gänsehaut verursachen.
    Deine Begeisterung für diesen mit Techniken der Fuge komponierten Satz, teile ich mir dir.


    lg moderato
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Liebe Bachiana,


    teilweise sind sehr schöne Fugen-Elemente zu hören, auch wenn sich zumindest bei mir insgesamt keine "Fugen-Feeling" einstellt.


    Aber es ist interessant, welche Verknüpfungen der verschiedenen Melodieteile durch kontrapunktische Techniken gewährleistet werden.


    Aber auch darüberhinaus ein sehr ansprechender Satz. Danke für die sehr gelungene Analyse.

  • Lieebe Fugen- und Mozart-Fans !


    Ich habe soeben den Folgebeitrag zur obigen Mozart-Analyse gepostet, allerdings nicht in diesem Thema, das dieser mit Fugentechnik nun wirklich nichts mehr zu tun hat. Aber vielleicht interessiert er euch dennoch:


    Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr 41 KV 551 "Jupiter"


    Beitrag Nr. 53


    Titel: Jupiter - das "Prequel"


    Herzliche Grüße,


    Bachiania

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    (Sir Isaiah Berlin)

  • Lieber m-mueller !
    Ich meine dies ist eine fast einzigartig gute Fuge !


    Sie kombiniert (sehr anspruchsvolle) Solo-Ritornelle mit der Fugenform. Für Geiger gibt es hier sogar eine sehr "gefürchtete" Stelle. Und das Thema hat von Anfang an einen obligaten begleitenden Kontrapunkt, der dann sogar selbständig verwendet wird. In der Schlussgruppe wird dann das Thema enggeführt.


    Übrigens ist auch interessant, das das ganze IV. Brandenburgische Konzert ein Konzertieren zwischen sehr virtuoser Violine und den Blockflöten ist. MEs sieht so aus als ob Bach darin den legendären Wettstreit zwischen dem mythischen Gott Pan (Flöten) und der Lyra (Violine) Apolls darstellt. An der Virtuosität lässt sich erkennen, wer hier gewinnt ....

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Diese These ist objektiv zutreffend, belegbar durch meine gleichlautende Assoziation ;) .


    Vielen Dank auch für Deine erhellenden KV 551-Beiträge (in beiden threads)!

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  • Keine Fuge von Wolfgang Amadeus Mozart !



    [quote='Bachiania','index.php?page=Thread&postID=505208#post505208']Eure Mozart(Bach)iania


    Liebe Mozart(Bach)iania :)


    wie es der Zufall wollte, habe ich heute deinen Beitrag entdeckt. Hab herzlichen Dank für deine wunderbar anschaulich formulierte Analyse zu Mozarts Finalsatz seiner finalen Sinfonie, die mich deine Begeisterung teilen lässt. Sie würde jeder musikwissenschaftlichen Prüfung standhalten. Das nötigt mir Respekt und Bewunderung ab! :hail:
    Deiner Titulierung "Keine Fuge von Wolfgang Amadeus Mozart" entnehme ich, dass du dich auf das besprochene Werk beziehst und nicht auf das Schaffen des Genius, denn seiner Feder entstammen wundervolle Fugen. Hierfür nur ein Beispiel: Das "Cum sancto spiritu" aus dem Gloria seiner Großen Messe in c-moll KV 427. Hier offenbart sich einmal mehr, welch gläubiger Mensch Mozart war.
    Zum Reinhören: http://www.youtube.com/watch?v=EHDXXVueYxQ


    Ich durfte mal bei einer Aufführung dieses Werkes in der Kathedrale zu Chartres mitwirken. Der Gedanke daran erzeugt mir heute noch Gänsehaut.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Ich möchte euch heute eine der meiner Ansicht nach emotionell kräftigsten Fugen abseits von Bach vorstellen: die Fuge "Et vitam venturi saeculi" aus der "Missa Dei Patris" von Jan Dismas Zelenka.


    Lange habe ich überlegt, in welchen Thread ich diese stellen soll und mich nun doch für diesen entschieden. Doch Zelenka ist für Barockfreunde allemal eine nähere Betrachtung wert, also verweise ich hier auf den Thread zu seiner Musik:


    Der katholische Bach: Jan Dismas Zelenka [1679 – 1745]


    Hier kann man Fuge hören:


    http://www.youtube.com/watch?v=iqxsE5paWHQ


    Ab 47:18



    Diese Fuge ist ein Musterbeispiel für Zelenkas Art und Weise, den modernen Konzertstil in die alte Fugentradition zu integrieren.


    Man betrachte die große Form dieses Satzes:


    Zu Beginn steht der sehr schwungvolle Anfang eines Ritornells, das Hörern dieser Messe schon vom Beginn des Gloria kennt. Dieses bricht - völlig unvermittelt, wie so manches, das Zelenka schreibt - ab und mächtig setzt im Bass das Fugenthema ein. Sofort, mit dem zweiten Themeneinsatz im Tenor geht der Bass in ein zweites Thema über.


    [Exkurs: Doppelfuge oder nicht ? Oft ist es ein Gratwanderung, zu entscheiden, ob es sich bei einer Fuge um eine Doppelfuge oder eine Fuge mit sehr prägnantem Kontrapunkt handelt. Dies kann technisch betrachtet im Grunde dasselbe sein, falls nicht das zweite Thema getrennt vom ersten verarbeitet wird, was die Lage dann wiederum eindeutig machen würde. Ich meine in diesem Fall liegt sehr wohl eine Doppelfuge vor, da das "Amen-Thema" sehr eigenständigen Charakter hat und nicht denjenigen eines "obligaten Kontrapunkts"]


    Nach der Exposition setzt wieder unvermittelt das Ritornell ein, das nun aber übergangslos in einen zweiten Fugenabschnitt übergeht und hier enggeführt wird. Das Ritornell gibt diesem Quasi die "Schubkraft" !


    Auch danach wieder das Ritornell als Einschub vor dem dritten Fugenteil.



    Dann: wirklich Zelenka-eigen und sehr kraftvoll:


    Das Fugenthema 1 im GANZEN CHOR UNISONO !!!


    Und nun folgt ein ausgedehnter Ritornell-Abschnitt, in welchem der Chor quasi die Begleitung bildet ! Noch zwei Mal gegen ende des Satzes wirft Zelenka das Fugenthema Unisono ein, sehr effektvoll jeweils nach einer Generalpause bevor der Satz in die Schlusskadenz mündet.


    Besonders interessant ist nun ein Blick auf die Proportionen.


    Der ganze Satz hat 96 Takte und gliedert sich genau in zwei Hälften zu je 48 Takten.


    Und diese Hälften stehen zueinander wie eine Sache und ihr Komplementär: Ist der erste Teil eine von drei Ritornelleinschüben umrahmte Fuge, so ist der zweite Teil eine ausgedehnte Ritornell-Reprise mit drei Einschüben des Fugenthemas.


    Betrachtet man das Fugenthema selbst, so wird sichtbar, dass dieser "Makrokosmos" der Form bereits als "Mikrokosmos" angelegt ist, denn legt man eine zwischen die ersten vier und die zweiten vier Töne, lässt sich das Thema annähernd vertikal spiegeln. Die die erste und die letzte, die zweite und die vorletzte usw. Note korrespondieren.



    Dass Zelenka hier so viele Unisoni verwendet, hat wohl symbolische Implikationen, gilt doch die Eins (als Zahl wie als Intervall) im anagogischen Sinne als Einheit des ewigen Lebens. Und genau darum geht es in dem Text: "Et vitam venturi saeculi".


    Die Zahl 8, die in ihrer Bedeutung (die liegende 8 ergibt das Unendlichkeitszeichen) auch mit dem ewigen Leben assoziiert wird, ist in dieser Fuge auch allgegenwärtig:
    Acht Töne im ersten Thema
    Acht mal erscheint der charakteristische Ritornellbeginn
    16 (2x8) Mal erscheint das Thema 1
    6 (12x8) Takte in zwei Teilen a 48 Takten umfasst das ganze Stück.



    Formal verbindet also Zelenka die neue Zeit mit dem alten Stil. Neben der Fuge komponiert er einen "Klangteppich", der zwar in der Fuge verwurzelt ist, aber auch bereits die Sinnlichkeit einer neuen Klangwelt zelebriert.

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Was wäre eine Sammlung bester Fugen ohne die Kyrie-Fuge des Mozart Requiems ?


    Diese ist – neben dem Schluss-Satz der Jupitersymphonie – der Gipfel des kontrapunktischen Vermächtnisses Mozarts. Sein Requiem ist im Gesamten gesehen eine wohldurchdachte Balance zwischen innovativen, expressiven und fast opernhaften Elementen und deutlichen Verbeugungen an die lange kirchenmusikalische Tradition, aus welcher er selbst heraus wuchs.


    Die Fuge des Kyrie kommt diesem "alten" traditionellen Stil der Kontrapunktik entgegen, der, in der Renaissance entwickelt, bei Bach und Händel seinen Höhepunkt erreicht.


    Dem entsprechend bezieht sich Mozart in seinem Kyrie-Thema auf ein Werk dieser vorhergehenden Giganten: Die Fuge "And with his stripes we are healed" aus dem "Messias" basiert auf jenem Thema, das Mozart für seine Fuge (fast) wörtlich verwendet:




    Die Kyrie Fuge selbst aus dem Requiem ist eine klassische Doppelfuge in strengem Sinne, trägt also zwei eigenständige Themen.



    (Hier ab 4:45)


    Das erste Thema, auf die Worte "Kyrie eleison", entstammt eben dem Messias und ist durch den charakteristischen Abwärtssprung einer Sept gekennzeichnet. Dieses Intervall kennt man übrigens auch an sehr prominenter Stelle in dem "Thema Regium" aus dem Musikalischen Opfer Bachs. Auch andere Fugen Thema dieses Charakters existieren, so dass Wissenschafter dieser Art von Thema sogar einen Namen, "Hymnus-Typus" zuordnete.


    Das zweite Thema, auf die Worte "Christe eleison" stammt ebenfalls nicht aus dem "luftleeren Raum". Es nimmt die Tonfolgen des langsamen Anfangs des Requiems auf und verarbeitet sie in rasche Sechzehntelbewegung.


    Dieses zweite Thema setzt zunächst unmittelbar nach dem ersten Thema ein und ist mit diesem quasi "verknüpft".


    Somit setzen in der Fugenexopisition (Jenem Fugenteil, in dem das Thema genau EIN Mal in jeder Stimme vorgestellt wird) immer zwei Stimmen (fast) gleichzeitig mit beiden Themen ein, bis alle Stimmen an der Reihe waren (Reihenfolge: B/A - S/T - A/B - T/S).


    Dann folgt die so genannte "Durchführung" der Fuge, in welcher die Themen zunächst nochmals erscheinen, dann aber in verkürzter und nicht mehr regelmäßiger Weise verdichtet werden.


    Schließlich bringt Mozart noch eine "Engführung". Also: die Themen werden so verschachtelt, dass das nächste einsetzt, noch bevor das vorhergehende zuende ist. Hier lässt Mozart sogar das zweite "Christe"-Thema plötzlich völlig selbständig auftreten ! Doch auch das erste Thema tritt noch auf. Und die Harmonik steigert sich immer mehr und mehr nach oben, bis die Musik in einer gewaltigen Generalpause verharrt.


    Diese Generalpause ist (für mich) die ausdrucksstärkste Generalpause der Musikgeschichte. Die Spannung ist auf einem Höhepunkt, der kaum zu überbieten ist. Und: löst sich sodann in einer gewaltigen Kadenz, die wie eine gotische Kathedrale im Raum steht und in einer leeren Quinte (ohne "tröstliche Terz") archaisch verhallt.



    Dies ist ein absoluter Höhepunkt der Abendländischen Musik. Eine Tradition von mehr als 500 Jahren wird zusammengefasst und erneuert und gleichsam über sich selbst hinaus gesteigert in einer Apotheose, die ihrem Schlussakkord zu DER Grundlage der Mehrstimmigkeit schlechthin zurückkehrt: der leeren Quint !



    Und dieses ist auch bemerkenswert:



    Interessanterweise hat auch Bach in seinem Wohltemperierten Klavier (a-moll Fuge, zweiter Band) ein fast gleiches Thema verwendet:




    (ab 5:13)



    Und Joseph Haydn komponiert in seinem Streichquartett f-moll aus op. 20 im Jahre 1771 (also 20 Jahre vor dem Requiem) im letzten Satz eine Doppelfuge, deren erstes Thema wiederum fast dem mozartschen Kyrie Thema entspricht, und deren zweites Thema ebenfalls – deutlich hörbar – hochähnlich dem zweiten Thema aus Mozarts Fuge ist:




    (Fuge = 4. Satz ab 21:40)


    Haydn übrigens endet auch diese Fuge mit der leeren Quinte ohne Terz !


    Mozart verbeugt sich hiermit scheinbar bewusst vor den drei musikalischen Größen, die ihn am meisten beeinflussten: Händel, Bach und Joseph Haydn ! Auch genau diese Tatsache macht (ohne hier etwas mystifizieren zu wollen) die Kyrie Fuge des Requiems zu einem Signal von Abschluss und Vollendung.

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

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  • Dem entsprechend bezieht sich Mozart in seinem Kyrie-Thema auf ein Werk dieser vorhergehenden Giganten: Die Fuge "And with his stripes we are healed" aus dem "Messias" basiert auf jenem Thema, das Mozart für seine Fuge (fast) wörtlich verwendet:

    Messias fertig gestellt 1741, UA 1742



    Interessanterweise hat auch Bach in seinem Wohltemperierten Klavier (a-moll Fuge, zweiter Band) ein fast gleiches Thema verwendet:

    Kompositionsbeginn 1740, fertig gestellt 1742


    Liebe Bachiania,
    es ist für mich die Frage, von wem nun Mozart das Thema übernommen hat?



    Auch andere Fugen Thema dieses Charakters existieren, so dass Wissenschafter dieser Art von Thema sogar einen Namen, "Hymnus-Typus" zuordnete.

    Hat u. U. Bach sein Fugenthema aus noch älteren Quellen übernommen?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zitat

    Bachiania: Dementsprechend bezieht sich Mozart in seinem Kyrie-Thema auf das Werk dieser vorhergehenden Giganten: die Fuge "And with his stripes we are healed" aus dem "Messias" basiert auf jenem Thema das Mozart für seine Fuge fast wörtlich verwendet.


    Ich musste leider, liebe Bachiania, als ich das Thema aus Haydns Quartett hörte, zum Singen, (ich hatte den Verweis auff den Messias gar nicht mitbekommen) denn mir war sofort aufgefallen, dass ich dieses Thema original aus dem Messias kannte, und mir fiel auch bei den ersten drei Tönen sofort der Titel des Satzes ein, der aus dieser Aufnahme stammt:

    Hier heißt der Satz aus Teil 2, Nr. 19: "Durch seine Wunden sind wir geheilet", und es ist kein Wunder, dass sich diese Fuge in Mozarts Kopf festgesetzt hat, denn er hat ja schließlich den Messias unter KV 572 bearbeitet, und ich hatte das Glück, den Messias in der Mozartfassung schon zweimal; 2003 und 2012 mit aufführen zu dürfen. Da ist es kein Wunder, dass ich bei der Einstudierung des Mozart-Requiems (AD: November 2008), wenig Schwierigkeiten hatte mit dem Einstudieren der Kyrie-Fuge und des "Cum Sanctis" im Communio-Vers, für das Süßmayr, der ja unsere Aufführungs-Fassung fertiggestellt hatte, die Musik der kompletten Kyrie-Fuge verwendete und somit einen wunderbaren Bogen vom Kyrie bs zum Schluss spannte. Wer weiß, was Mozart gemacht hätte.
    Durch das intensive Studium der Händelschen Sätze, für das wir über ein Jahr verwendet hatten, war mir dieser, einer meiner Lieblingssätze aus dem Messias, noch im Gedächtnis. Er ist im Messias wie im Requiem etwas ganz Besonderes.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ähnlich frappierend ist die Ähnlichkeit zwischen Mozarts Introitus "Requiem aeternam..." und dem "The ways of Zion do mourn" aus Händels Trauerode (besonders in der zweiten Hälfte, wenn die Gegenthemen von den Chorstimmen übernommen werden).


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich danke euch für die wertvollen Hinweise !


    es ist kein Wunder, dass sich diese Fuge in Mozarts Kopf festgesetzt hat, denn er hat ja schließlich den Messias unter KV 572 bearbeitet

    Willi, ich hatte an Mozarts Messias-Bearbeitung im Zuge dieser Gedankengänge einfach gar nicht gedacht! Von dieser wusste ich, habe sie allerdings nie gehört. Das muss ich bei nächstmöglicher Gelegenheit nachholen!



    Ähnlich frappierend ist die Ähnlichkeit zwischen Mozarts Introitus "Requiem aeternam..." und dem "The ways of Zion do mourn" aus Händels Trauerode (besonders in der zweiten Hälfte, wenn die Gegenthemen von den Chorstimmen übernommen werden).

    Johannes, das ist ja sehr interessant !!! Ganz offensichtlich hat hier Mozart Anleihen genommen. Ich finde auch, dass es darin eine Stelle gibt, die an das "Rex Tremendae" Mozarts erinnert.


    Ich würde Mozart jedoch nicht Plagiatentum unterstellen. Sondern ich sehe dies als bewusste Verbeugung vor seinen eigenen Wurzeln.



    es ist für mich die Frage, von wem nun Mozart das Thema übernommen hat?

    Ich denke, er bezog sich, da er ihn ja auch bearbeitete, auf Händel. Jedoch kannte er die Streichquartette Haydns ja sehr gut, also scheint es mir schon so, als ob er sich mit dieser Anlage als Doppelfuge auch auf Haydn, der ja ein großes Vorbild für Mozart war, bezog. Andererseits hat ja Haydn gewiss den Messias gekannt und sich wohl auch bewusst auf diesen bezogen.



    Hat u. U. Bach sein Fugenthema aus noch älteren Quellen übernommen?

    Dieses habe ich mich auch gefragt. Ich meine: eher nein. Den Thementypus mit einem fallenden übermäßigen Intervall kennt Bach von Zelenka aus Dresden, wie ich hier gezeigt habe. Jedoch meine ich, dass diese Art der Themenbildung typisch für Bach oder zumindest für den Hoch-/Spätbarock ist, also eher nicht für eine frühere Datierung spricht. Vielleicht kann noch jemand zu dieser Frage beitragen ?



    Viele Grüße


    Bachiania

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • ich kenne mich im 17. Jhd. zu schlecht aus, aber ich vermute auch, dass solche expressiven Themen mit relativ großen Sprüngen und/oder Chromatik (bei Händel zB noch die auf Cembalofugen basierenden "They loathed to drink of the river" und "He smote all the firstborn" (aus Israel in Egypt)) Allgemeingut des Hoch/Spätbarock ist. (Dagegen findet man eher "neutrale" stile antico Themen wie etwa Bachs E-Dur-Fuge aus WTK II oder Dona-nobis-pacem-Anfang aus der h-moll-Messe in ähnlicher Form in Ricercaren von Frescobaldi u.a. Anfang des 17. Jhds.)


    Mozart kannte wie schon gesagt wurde, sicherlich Fugen aus dem WTK, den Messias und auch Haydns Quartette op.20. Ob Haydn den Messiah 1770 schon kannte, weiß ich nicht genau; es wird jedenfalls ausdrücklich von dem Eindruck, den Monumentalaufführungen von Händel-Chorwerken bei seinem London-Aufenthalt gut 20 Jahre später gemacht haben, berichtet.


    Wenn auch, soweit ich erinnere, keine ausdrückliche Fuge, so ist der "Qui tollis"-Chor aus der c-moll-Messe eine weitere Gelegenheit, bei der Mozart ein Vorbild Händels offensichtlich aufgreift, nämlich "The people shall hear" aus Israel in Egypt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Jedenfalls ist solch ein Thema untypisch für alle Kompositionen, die sich in weiterem Sinne auf den Palestrina-Stil beziehen. Dort sind ja ausdrücklich schreitende Bewegungen und Schritte erwünscht und große Sprünge und Gegenbewegungen sollten vermieden werden. Dieses hier beleuchtete Thema ist in mehreren Aspekten (Struktur, Anfang, Ende, Tonalität, kontrapunktische Verwertbarkeit ...) ein TYPISCHES, KLASSISCHES FUGENTHEMA. Schon in dieser Hichsicht wäre ein eventuell vorhandener Vorgänger bestenfalls in der norddeutschen, vorbachschen Orgeltradition zu finden. Aber ich bezweifle dies offen gestanden.

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Eine weitere von den "großen" Fugen: g-moll, BWV 542


    Ich mag die Visualisierung der Fugenstruktur durch animierte graphische Abläufe, denen man leicht folgen kann (so wie diejenigen, die flüssig Noten lesen können, der Partitur zu folgen vermögen).


  • Ich mag die Visualisierung der Fugenstruktur durch animierte graphische Abläufe, denen man leicht folgen kann (so wie diejenigen, die flüssig Noten lesen können, der Partitur zu folgen vermögen).


    In der Tat, Michael, dies hilft sehr bei der Erfassung der Struktur. Doch man muss die Bereitschaft mitbringen, sich davon auch begeistern zu lassen. Dann ist es eine höchst befriedigende geistige Betätigung Ich finde es ebenfalls genauso legitim, sich gewissermaßen von der Musik mittragen zu lassen und die einzelnen Themeneinsätze zu erkennen und in ihrem Gesamtklang zu genießen. Ich höre Fugen eigentlich mal so mal so. Der schönste Moment vieler Fugen ist für mich der Klang des einsetzenden letzten Themas, besonders wenn es im Bass liegt und die anderen Stimmen bereits in intensiver Arbeit stecken und dem letzten Einsatz quasi den roten Teppich auflegen. dann dröhnt dieses tief unten und gibt dem Hörer ein befriedigendes Gefühl von: Vollkommenheit. (In deinem Beispiel bei 00:49). Noch mehr kann man es bei dieser Fuge hier erleben (ab 05:49)


    watch?v=7qHWdlkgosQ


    Wie empfindet ihr das ?


    Grüße, Bachiania

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

  • Der schönste Moment vieler Fugen ist für mich der Klang des einsetzenden letzten Themas


    Ich korrigiere mich selbst nach Anhörung von BWV 542. Der ERSTE schönste Moment. Denn wer konnte innerlich unbeteiligt bleiben, wenn in der letzten Druchführung einer Fugen nochmals alle Kräfte kummulieren oder ein großer Orgelpunkt die Spannung weiter und weiter führt, bis dass der Schluss in seiner ganzen Pracht den Hörer nochmals über alles Geschehene erhebt.

    Man sagt, wenn die Engel für Gott spielen, so spielen sie Bach, füreinander aber spielen sie Mozart.
    (Sir Isaiah Berlin)

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