Der Musiker Gräber

  • Weil Franz wegen seiner Erkrankung nicht teilnehmen konnte überlegten wir, wie wir ihn grüßen könnten. Wir schufen also große Plakate mit Rollenfotos von seinen großen Partien und die Gäste aus dem künstlerischen Bereich schrieben auf diese Großgrußkarten ihre Grüße und Wünsche.



    Hier ein Foto dieser Plakate - Ekkehard Wlaschiha und Franz-Josef Kapellmann unterschreiben gerade:



    LG, Elisabeth

  • Wunderbar, dass Elisabeth, diese Bilder einstellen konnte, die etwas von der Atmosphäre und der Verbundenheit der Künstlerfamilie vermitteln. Danke. :jubel:
    Wir sind froh, dass unsere Gottlob-Frick-Gesellschaft die Plattform für solche Begegnungen, Erinnerungen und kollegiale Verbundenheit liefern kann.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Der Anblick des umgeworfenen Grabsteins erfüllt mich mit tiefer Trauer


    Rheingold hat in seinem Beitrag Nr. 9 vom 23. April 2013 "tiefe Trauer" wegen des umgeworfenen Grabsteins von Leo Blech zum Ausdruck gebracht und weiterführende Informationen durch einen entsprechenden Link zugänglich gemacht.
    Nun kann ich erfreulicherweise mit diesem neuen Foto dokumentieren, dass der Stein aktuell so aussieht wie er auf dem Bild zu sehen ist. Wenn man vor dem Stein steht, blickt man links unten auf den etwa 1 ha großen Sausuhlensee, der inmitten der Friedhofsanlage liegt.


  • Ich habe oft an diesem Grab weit ab von den Wegen gestanden, tief ergriffen und voller Dankbarkeit.



    Diese Einstellung steht im Zusammenhang mit Rheingolds Beitrag unter der Nummer 36 vom 6. Mai 2013


    Nun habe auch ich dieser Tage einmal an diesem Ort gestanden und möchte Rheingolds Beitrag, in dem er u.a. schreibt:
    »Dieser parkähnliche Friedhof, der auf den ersten Blick gar nicht als solcher zu erkennen ist, denn die Gräber sind unter Baumen zurückgesetzt« sowohl optisch als auch durch einen lexikalischen Faktentext ergänzen:


    Seinemeyer, Meta, Sopran, * 5.9.1895 Berlin, † 19.8.1929 Dresden; sie war die Tochter eines Kriminalkommissars. Sie wurde ausgebildet durch Nikolaus Rothmühl und Ernst Grenzebach in Berlin. Sie debütierte 1918 am Deutschen Opernhaus Berlin als Eurydike im »Orpheus« von Gluck und blieb für sieben Jahre dort bis 1925 engagiert. 1923 nahm sie an einer Nordamerika-Tournee mit der German Opera Company teil. Mit dieser Truppe gastierte sie auch im Gebäude der Metropolitan Oper. Sie sang bei der German Opera Company Partien wie die Eva in den »Meistersingern« und die Elisabeth im »Tannhäuser«, die sie dann auch bei den Festspielen von Zoppot vortrug. 1925 wurde sie an die Staatsoper von Dresden verpflichtet. Hier erwarb sie sich zusammen mit Künstlern wie Tino Pattiera, Robert Burg, Max Hirzel und Ivar Andresen große Verdienste um die Verdi- Renaissance der zwanziger Jahre in Deutschland, die von Dresden ihren Ausgang nahm. Am 21.5.1925 sang sie hier in der Uraufführung von Busonis »Doktor Faust« die Partie der Herzogin von Parma, 1926 die Maddalena in der denkwürdigen Dresdner Premiere von Giordanos »Andrea Chénier«. 1926 unternahm sie eine Südamerika-Tournee und hatte am Teatro Colón Buenos Aires als Agathe im »Freischütz«, als Eva und als Elisabeth im »Tannhäuser« besonders große Erfolge. 1927 Gastspiel an der Wiener Staatsoper, 1929 an der Covent Garden Oper London (als Eva, als Elsa und als Sieglinde). 1929 trat sie beim Wagner Festival am Théâtre des Champs-Élysées in Paris und in Den Haag auf. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere starb sie an einer unheilbaren Blutkrankheit. Auf dem Sterbebett heiratete sie den Dirigenten Frieder Weißmann (1893-1984). - Eine der schönsten Sopranstimmen ihrer Epoche, gleich vollendet in der Weite ihrer Ausdrucksmöglichkeiten wie in ihrer hohen Musikalität der Stimmführung.
    Hervorragend schöne Schallplattenaufnahmen der Marken Parlophon und Artiphon. Insgesamt sind über 80 Aufnahmen ihrer Stimme vorhanden.
    [Lexikon: Seinemeyer, Meta. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 22349 (vgl. Sängerlex. Bd. 5, S. 3202) (c) Verlag K.G. Saur]

  • d


    Im SPIEGEL 52/2001 konnte man zum Tode von Martha Mödl folgenden Beitrag lesen:
    »Martha Mödl, 89. Mit ihrem Aufstieg endete die Ära der gepanzerten Heroinen, ihr Durchbruch war der Umbruch von der girrenden Diva zur singenden Tragödin: Die Mödl machte aus Koloraturen Charakterkunst. Ihre "Fidelio"-Leonore, zugleich beklemmend schaurig und betörend im Jubel, nahm dem Publikum den Atem, ihre Wagner-Partien - Brünnhildes flammender Ernst oder die Isolde voll schwarz-romantischer Inbrunst - wurden die Markenzeichen von Neu-Bayreuth. Großherzig zählte ihre Kollegin Astrid Varnay sie zu den "außerordentlichsten Künstlerinnen, die jemals das Wagner-Repertoire gesungen haben". Dabei war die gebürtige Nürnbergerin fast zufällig zum Theater gekommen, hatte als Buchhalterin nebenbei Gesang studiert und mitten im Krieg als Märchen-Hänsel in Remscheid debütiert. Danach war sie von der Bühne nicht mehr wegzukriegen. Noch in diesem Jahr sang sie, eine rüstige, rührende Greisin, in Mannheim die Gräfin aus Tschaikowskis "Pique Dame". Martha Mödl starb am 17. Dezember in Stuttgart.«


    DIE ZEIT schrieb damals:
    »Sie sah Generationen junger Heroinen kommen und verblühen, sie hörte, wie sich manch zarte Kundry überschätzte, weil ihr die Mittellage und die Tiefe fehlte, und oft sah sie tote Gesichter und leblose Körper, die einzig eine Stimme, aber keine Erscheinung besaßen. Irgendwann ahnte Martha Mödl, dass der Typus der Singschauspielerin, die mit dem Regisseur an einer Rolle bis zur totalen Identifikation arbeitet, auszusterben begann.«


    Für die heutzutage kaum vorstellbare Zeit von fast sechs Jahrzehnten, stand diese Frau auf der Bühne - letztmals im Juni 2001als Amme in der Oper »Boris Godunow«.
    Ulrich Amling schrieb damals im TAGESSPIEGEL zu dieser Aufführung an der Komischen Oper Berlin, die beim Publikum keinen großen Anklang fand:
    » Martha Mödl schließlich verwandelt die Amme in ein Gespenst von furchterregender Präsenz. In ihren großen Greisinnenaugen gewinnt das Leiden, das Aufbegehren, das Menschliche endlich eine glaubwürdige Gestalt.«


    Ihr Leben war von der Bühne geprägt, und das private Leben war nicht gerade mit Glück überfrachtet - so zumindest der Eindruck, wenn man ihre Biografie »SO WAR MEIN WEG« (ein Gespräch mit Thomas Voigt) liest. An ihre Kindheit in Nürnberg erinnerte sie sich nicht gerne, als Martha 12 Jahre alt war, verließ der Vater die Familie, 1971 starb ihre Mutter, zu der sie zeitlebens ein inniges Verhältnis hatte, danach konnte sie jedoch mit guten Freunden zusammenwohnen.
    Beim Bäcker in Grünwald traf sie ab und an schon mal Carlos Kleiber, aber zu einem längeren Gespräch kam es nie; sie sprach von einer gewissen Scheu, die von ihr ausging, weil sie in dem großen Dirigenten immer noch den Vorgesetzten und eine Respektsperson sah.


    Als der Zweite Weltkrieg begann, war Martha Mödl 27 Jahre alt. Auf dem Konservatorium war sie gerademal ein halbes Jahr, dann fiel das Gebäude bei einem Fliegerangriff in Schutt und Asche. Eine Mitschülerin, die sich am Konservatorium bereits ein gewisses Renommee erworben hatte und dann in Remscheid engagiert war, gab ihr den Tipp, dass man dort auf der Suche nach einem Mezzosopran sei. Ihr Vorsingen war dort so erfolgreich, dass man sie vom Fleck weg unter Vertrag nahm. Sie war überglücklich und stellt an ihrem Lebensabend fest: »Nie wieder habe ich in meinem Leben so ein Glücksgefühl gehabt, nicht in Bayreuth und nicht an der Metropolitan«
    Ihre erste Bühnenrolle war die Azucena in Verdis »Troubadour«, das war im Herbst 1942, ein dreiviertel Jahr später wurde das Theater in Remscheid zerbombt; man spielte noch einige Aufführungen in Turnhallen und ähnlichen Räumen; es gab sogar noch einen Vertrag mit Düsseldorf, aber dann hatte das Theater sein Ende und die Opernsängerin bekam ein Engagement in einer Munitionsfabrik; die sie einweisende Dame stand der Kultur etwas reserviert gegenüber und sagte beim Abstempeln der Papiere: »Gott sei Dank, dass die Faulenzer jetzt auch arbeiten müssen.«
    Von Faulenzen konnte keine Rede sein, als Martha Mödl sich nach dem großen Krieg zu Fuß - die 107 Meter hohe Müngstener Eisenbahnbrücke benutzend - auf den Weg ins Engagement nach Düsseldorf machte.
    Auch dort waren die alten Spielstätten zerstört, aber man fand in all der Not und dem Elend dennoch Ersatzspielstätten. Eine entscheidende Rolle war dort die »Carmen«, die dann rasch den Weg für größere Aufgaben ebnete; es folgte ein ständiger Wechsel zwischen Düsseldorf und Hamburg, wo man ebenfalls in einem zerstörten Haus spielte, dem José gab damals Rudolf Schock. Schon 1948 sang sie an der Covent Garden Opera und im gleichen Jahr gab sie ihr Debüt als Octavian an der Berliner Staatsoper, die allerdings damals im Admiralspalast spielte.
    Das Jahr 1951 war ein entscheidender Wendepunkt für Martha Mödl, sie gab ihr Bayreuth-Debüt, es war das Jahr der ersten Festspiele nach dem großen Krieg. Die Kundry hatte sie jedoch zuvor sowohl in Berlin als auch an der Mailänder Scala schon gesungen, was auch ihre erste Begegnung mit Furtwängler war. Bis 1968 sang sie auf dem Grünen Hügel.
    Mit fortschreitendem Alter orientierte sie sich klug an ihren stimmlichen Möglichkeiten, wo sie dann in späten Jahren noch viele Uraufführungen zeitgenössischer Musik sang und dazu bemerkte: »Dieses moderne Repertoire habe ich nicht so sehr aus Interesse oder aus Lust gesungen, sondern - ich musste einen Weg suchen, um weiter am Theater zu bleiben«; und weiter meinte sie: »Mein sogenannter Sprechgesang, der ist für all die modernen Sachen fast besser gewesen als wenn es jemand mit voller Stimme gesungen hätte.«


    Kurz vor Weihnachten, am Freitag, 21. Dezember 2001 - es war ein sonniger Tag, die Gräber waren verschneit - fand die Trauerfeier für Matha Mödl auf dem Münchner Ostfriedhof statt.
    Der Eichensarg ist mit Blumen geschmückt. Große Opernhäuser haben Blumen und Repräsentanten gesandt, auch Wolfgang Wagner ist unter den Trauernden, die erfuhren, dass die letzten Monate von Martha Mödl schwer waren. Der Umzug in ein Seniorenheim stand bevor, der Gesundheitszustand verschlechterte sich, es kam zu einer Notoperation.


    Bei der Trauerfeier liest der Pfarrer auch einen Wagnertext vor: Elisabeths Gebet aus »Tannhäuser« Ein Streichquartett der Münchner Staatsoper spielt einen bewegenden Satz aus Schuberts »Rosamunde«
    Zum Schluss der Gedenkfeier erklingt noch einmal ihre unverkennbare Stimme, mit Isoldes Liebestod.
    Die Technik macht es heute möglich, dass die Stimme auf Tonträgern vielfältig erhalten bleibt. Ein Musikfreund hat im Internet berichtet, dass man bei YouTube unter »Martha Mödl« etwa 150 Einträge findet - die Stimme lebt also fort.


    Die gewaltige Architektur der Eingangsgebäude beim Ostfriedhof zu München (Sankt-Martins-Platz 1) ist für den Besucher beeindruckend.
    Sucht man das Grab von Martha Mödl, benutzt man sinnvollerweise die linke Eingangsmöglichkeit. Man läuft von dort aus zu einem runden Bassin und rechts von dieser Wasserstelle folgt man einem zunächst leicht abfallender Weg in halblinker Richtung und sieht nach etwa hundert Metern ein großes, runden Bassin; etwa 20 Schritte vor diesem Wasserbehälter hat man das Grab von Martha Mödl erreicht. Wer sich am Friedhofsplan orientiert, sucht das Feld 40.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber hart,


    hoffentlich bekommst Du wegen des SPIEGEL-Zitats keinen Ärger, denn die sind sehr rigoros in ihren Bestimmungen und halten es auch durch. Zumindest mir gegenüber: Ich wollte für den Opernführer mal ein Zitat aus der Uraufführung einer zeitgenössischen Oper bringen und erhielt eine klare Absage...


    Ansonsten mein Lob für Deine gelungenen Texte und die darin enthaltenen wertvollen Informationen!!!
    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER




  • Der Leser sollte hier nicht erwarten, dass ich auch nur den Versuch unternehme, die künstlerische Lebensleistung dieses Mannes darzustellen; die Fülle solcher Abhandlungen ist überwältigend; wer es nicht weiß, kann es dort nachlesen.
    Ich selbst durfte ihn in vielen, vielen Liederabenden, auf der Opernbühne, in Meisterkursen und sogar noch lesend in Melodramen von Schumann, Liszt und Ullmann - das war im Spätsommer 2004 in Schwarzenberg - erleben.


    Da sitzt man dann auf der grünen Ruhebank, die dem Grab gegenüber steht, und lässt in Gedanken die letzten Jahrzehnte Revue passieren...
    Die Todesnachricht erreichte mich auf einer Urlaubsreise im Harz - einige Sekunden in den Abendnachrichten, ein Bild eingeblendet...
    In der Zwischenzeit sind nun schon wieder mehr als zwei Jahre vergangen, aber man ist hier und hat wohl vor allem die Aufgabe, andern potenziellen Grabbesuchern den Weg zum Ruheplatz von Dietrich Fischer-Dieskau zu schildern, denn ohne Vorkenntnisse ist das Auffinden solcher Stellen auf Friedhöfen dieser Größe kaum möglich. Die Schlussredaktion des aktuellen Friedhofführers wird mit dem 29.2.2012 angegeben, also ist dieses Grab nicht mehr berücksichtigt.


    Auf Anfrage beschrieb die Friedhofverwaltung den Weg so:
    »Wenn Sie über den Haupteingang Trakehner Allee 1 den Friedhof betreten, gleich rechts die kleine Treppe nach unten und dann stehen Sie unterhalb des Verwaltungsgebäudes. Von hier gehen Sie auf dem breiten Weg nach rechts. Dieser Weg geht mit einer leichten Linkskurve nach unten. Direkt nach dem auf der rechten Seite liegenden anonymen Urnen-Grabfeld gehen Sie den ersten breiten Fahrweg nach links. Und hier finden sie auf der linken Seite als drittes Grab die Stelle von Herrn Fischer-Dieskau.«
    Eine andere Variante:
    Gleich am Eingangstor scharf rechts hinunter - es sind genau 72 Stufen, bis zu einem querenden Weg (es gehen noch weitere Stufen nach unten), dem man nach rechts abbiegend etwa 70 Schritte folgt; man passiert das etwas düster aussehende Grabmal der Familie Ullstein und kommt gleich danach zum gesuchten Grab.
    Am Fuße des Grabsteins befindet sich ein Stein, aus dem der Bildhauer eine Kuhle ausgehauen hat, die wohl als Vogeltränke dienen kann. Auf der oberen Grabsteinkante lagen zum Zeitpunkt meines Besuches genau 17 Kieselsteine...
    Die Hauptgrabbepflanzung besteht aus Efeu, eine Begrünung, die sich auch Ludwig Uhland (Grab in Tübingen) ausbedungen hatte. Der Grabstein ist von Rhododendren flankiert, die vermutlich zum Geburts- wie auch am Sterbetag in Blüte stehen.
    Das Grab ist als Ehrengrab der Stadt Berlin gekennzeichnet - bleibt zu hoffen, dass es so lange in gutem Zustand erhalten bleiben möge, wie kulturelles Leben in Berlin möglich ist.


    Der landeseigene Friedhof Heerstraße (Waldfriedhof Heerstraße), liegt im Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf (Orientierungspunkt Olympiastadion). Der Park- und Waldfriedhof ist 149.650 Quadratmeter groß und gilt als Prominenten-Friedhof


    Waldfriedhof Heerstraße
    Trakehner Allee 1
    14053 Berlin

  • Ansonsten mein Lob für Deine gelungenen Texte und die darin enthaltenen wertvollen Informationen!!!


    Diesem Lob schließe ich mich sehr gern an - mit einer kleinen Ergänzung: Die Mödl sang zuletzt 1967 in Bayreuth und zwar Fricka, Waltraute (Götterdämmerung) und Altsolo (Parsifal). Übrigens soll das Grab ja fast eingeebnet worden sein. Die Liegezeit soll nach dem Tod der Mutter offenbar nicht mehr verlängert worden und beim Tod der Mödl abgelaufen gewesen sein. Nach meinen Informationen sind Freunde für die Verlängerung der Liegefrist finanziell aufgekommen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • mit einer kleinen Ergänzung: Die Mödl sang zuletzt 1967 in Bayreuth und zwar Fricka, Waltraute (Götterdämmerung) und Altsolo (Parsifal).


    Lieber Rheingold,
    mit Zahlen und Fakten ist das so eine Sache...
    Da gibt es zum Beispiel im Internet unter - DER VIDEOPODCAST 2012 - einen kleinen Film-Bericht über die Martha Mödl-Ausstellung in Bayreuth anlässlich ihres 100. Geburtstages (diese Ausstellung war 2013 auch in Berlin zu sehen). Soweit ich das mitbekommen habe, wurde diese Schau von Helmut Vetter, einem langjährigen Vertrauten von Frau Mödl, konzipiert. In besagtem Filmbeitrag kommt der Ausstellungsmacher selbst ins Bild und zu Wort, und das klingt dann so: »Die Martha Mödl hat 17 Jahre in Bayreuth gesungen und hat Neu-Bayreuth eröffnet, 1951«
    Nächstes Beispiel:
    Der Journalist Dieter David Scholz publiziert:
    » Seit 1951 die Bayreuther Richard Wagner-Festspiele wiedereröffnet wurden, war die Mödl für 15 Jahre eine der sängerischen Säulen "Neubayreuths", mit dem sie identifiziert wurde wie keine andere Sängerin.«


    Für die von mir verwendete Zahl »1968« fand ich insgesamt drei Quellen, sei´s drum - ich wollte dies hier nur kundtun...

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ach, lieber hart, diese unterschiedlichen Angaben kennen wir, die sich mit solchen Dingen beschäftigen, doch alle zur Genüge und könne das sprichwörtliche Lied davon singen. Schließlich ist es auch gar nicht so entscheidend, wie lange die Mödl nun in Bayreuth gesungen hat. Ein Jahr mehr oder weniger, was macht das schon. ;) Inzwischen bin ich da auch milder geworden. Ich beobachte, dass heute mit Quellen - selbst in wissenschaftlichen Veröffentlichungen - sehr viel freier umgegangen wird als noch vor einigen Jahren. Das Netz wird daran seinen Anteil haben. Man kann es nicht ändern. Mir ist der eigene Anspruch wichtig. Für meine Jahreszahl der letzten Auftritte der Mödl in Bayreuth (1967) benutzte ich die von den Bayreuther Festspielen mit Redaktionsschluss 4.12.1990 herausgegebene Statistik für die Jahre 1951-1990, die ich in gedruckter Form von dort bezogen habe. Die kann natürlich auch fehlerhaft sein. Im Netz gibt es auch eine Art Online-Ausgabe, die in einem Falle schon mal eine Diskrepanz zur Buchform aufweist, nämlich die Isolde 1962 betreffend. Hier die entsprechende Seite:


    Martha Mödl in Bayreuth


    17 Jahre kann die Mödl nun auch nicht in Bayreuth gesungen haben, wie der Ausstellungsmacher Helmut Vetter gesagt hat, denn es gab auch Jahre zwischen 1951 und 1967 bzw. 1968, in denen sie gar nicht aufgetreten ist. Mir ist nicht ganz klar, wie diese 17 Jahre zusammenkommen sollen, egal, ob sie die Karriere dort 1967 oder 1968 beendet hat. Ich will das jetzt nicht vertiefen, denn es gehört nicht hierher.


    Nichts für ungut, Dein Beitrag selbst hat mich sehr bewegt und gewiss nicht nur mich. Ich muss aber auch eingestehen, dass ich in den letzten zwei, drei Jahren nicht eines ihrer vielen Dokumente gehört habe. Das aber ist ein ganz anderes Thema.


    Beste Grüße von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Der Bassist Kurt Böhme erhielt seine wesentliche musikalische Ausbildung in seiner Geburtsstadt. Zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr erprobte er seine damals schon schöne Altstimme im Kirchenchor. Das Erlernen diverser Musikinstrumente bereitete ihm keine große Mühe und in jungen Jahren spielte er Geige, Trompete und Klavier - dies jedoch nicht nur als Hausmusik, sondern in der »Miami-Jazz-Band«, die durch die damals sehr beliebten Konzertcafés zog; das war Mitte der 1920er Jahre.


    Er studierte an der Hochschule für Musik in seiner Heimatstadt und beendete sein Studium mit 21 Jahren. Im Oktober1929 stand er bereits auf der Bühne des Stadttheaters Bautzen. An einem Abend sogar gleich zweimal in unterschiedlichen Rollen, nämlich als Kaspar und Eremit im »Freischütz«. In dieser Stadttheateratmosphäre ließ sich allerhand erproben...


    Zum 1. April 1930 hatte er dann schon einen Vertrag der Dresdner Staatsoper in der Tasche - und dieses Opernhaus verfügte über einen erstklassigen Ruf.
    Fritz Busch hatte ihn nach einem ausgiebigen Vorsingen engagiert und förderte ihn fortan. Danach kam in Dresden die Ära Karl Böhm, und in dieser Zeit reifte Kurt Böhme inmitten eines Ensembles erstklassiger Kollegen zum Sänger der Spitzenklasse; im Alter von 28 Jahren war Kurt Böhme Sächsischer Kammersänger.


    Bereits 1937 hatte er ein Gastspiel als Kaspar im »Freischütz« auf der Bühne der Münchner Oper, und Böhme hatte auch einen Gastvertrag mit der Wiener Staatsoper, wo er ab 1942 ständig auftrat.
    1949, nach 19 Jahren, verließ der Sänger seine Heimatstadt, die Kontakte in westliche Gefilde waren vorhanden; am 16. September 1949 hatte Kurt Böhme in München einen bravourösen Auftritt als »Ochs von Lerchenau« - er war in München - seiner Wahlheimat - angekommen.
    In der Geibelstraße, seiner Münchner Wohnung, hing eine gerahmte Urkunde der Staatsoper München, datiert vom 24.07.1966 - hier wird sein 500. Auftritt als »Ochs von Lerchenau« dokumentiert.


    Böhms »Ochs« war, wie es einmal der Kritiker Joachim Kaiser treffend formulierte: »von keiner Regie mehr einzuholen«


    DER SPIEGEL schrieb in seinem Nachruf:
    »Mit seiner unbändigen Sing- und Spiellust war er jahrzehntelang der Schrecken vieler Opernregisseure. Doch wenn der Vorhang sich hob, verlieh der schwergewichtige Bassist seinen Rollen monumentale Präsenz. Unnachahmlich war Böhme als Baron Ochs auf Lerchenau im "Rosenkavalier". Mehr als 500mal sang er die Partie des triebhaft-durchtriebenen Landedelmanns, mit tief schattiertem Grollen nah am Abgrund des Bösen, dann wieder burlesk-polternd wie ein gutmütiger Heuboden-Falstaff. Festlegen ließ sich dieser Charakterbaß jedoch nie; er gab die zwiespältige Humanität eines Sarastro ebenso überzeugend wie die mythische Einsamkeit eines Hagen, Hunding oder Fafner in Wagners "Ring".«


    Was den »Ochs« angeht, bin ich Gott sei Dank nicht auf fremde Einschätzungen angewiesen; an Habitus und Stimme war nichts zu mäkeln, als er in den späten 1950ern am Mannheimer Nationaltheater ein Gastspiel gab, einfach begeisternd!
    Man muss die Stimme ja nicht beschreiben, rein technisch gesehen umfasste sie zweieinhalb Oktaven, sie ist uns auf vielen Tonträgern erhalten, am lebendigsten wohl auf einem Mitschnitt eines Konzertes, das am 13. Februar 1966 in München stattfand (mit Böhme / Pütz / Wunderlich) Auf dieser CD singt Kurt Böhme auch »Die Beichte« von Franz von Suppé, das ist typisch für Böhme (heutzutage einfach über YouTube zu hören), was seine Leistungen im Wagnerfach nicht schmälern soll.
    Wenn man diesen vor Spiellust sprühenden und die Bühne beherrschenden Großen - im doppelten Wortsinn - erlebt hat, steht man etwas depressiv vor dieser kleinen Bronzeplatte auf dem kleinen Haidhauser Friedhof zu München.
    Über viele Jahre hinweg hatte er feste Engagements in München und Wien, war Publikumsliebling bei den Salzburger und Bayreuther Festspielen und gastierte regelmäßig in London, Buenos Aires und an der New Yorker Metropolitan Opera. Der zu Lebzeiten allseits geachtete und beachtete Sänger, der noch bis weit in sein siebtes Jahrzehnt auf der Bühne stand, ist nun kein Handelnder mehr - was wird wohl mit dem Grab geschehen?
    Kurt Böhme ist am 20. Dezember 1989 im Alter von 81 Jahren in einem Pflegeheim bei München an Herzversagen gestorben. Das Grab ist längst abgelaufen.
    Die Direktion der Städtischen Friedhöfe München entscheidet, ob das Grab erhalten bleibt, weil es sich um eine berühmte Persönlichkeit handelt.
    Mir fiel spontan Psalm 103:15-18 ein...


    Das Grab bestand noch im Mai 2014
    Eingang Einsteinstraße / Flurstraße
    Lage: Mauer rechts / Grab Nummer 15


  • Michael Bohnen wurde am 2. Mai 1887 in Köln geboren, wobei zu erwähnen ist, dass der Taufpate August Bebel hieß, der mit der Familie befreundet war. Bohnen ist 77-jährig am 26. April 1965 in Berlin an Herzversagen gestorben; ein reich angefülltes Leben war ärmlich zu Ende gegangen; mit einem jämmerlichen "Ehrensold" und der Unterstützung von Freunden.
    Seine letzte Ruhestätte fand er in einem Ehrengrab auf dem Berliner Prominentenfriedhof Heerstraße. 2005 beschloss der Berliner Senat, dass Bohnens Grabstätte (Feld 18-B-9) nicht mehr als "Ehrengrab" geführt wird, aber es besteht noch, so wie es das Foto zeigt

    Schon früh wurde man auf die außergewöhnliche Stimme aufmerksam, man sagt, dass auch seine Mutter eine schöne Gesangsstimme gehabt haben soll. Das Gesangsstudium absolvierte Michael Bohnen am Konservatorium Köln. Sein Debüt war 1910 am Opernhaus von Düsseldorf als Kaspar im »Freischütz«
    Seine Karriere entwickelte sich dank seiner mächtigen Stimme von großem Tonumfang und erregender Ausdruckskraft sehr rasch, in der »Berliner Morgenpost« las sich das so:
    »Er besaß eine riesige Stimme, die das Bass- wie das Baritonfach aufs dramatischste einschloss. Bohnen war auf der Bühne die wandelnde und singende Unheimlichkeit.«


    Kaiser Wilhelm II. ernannte den 26-Jährigen zum Kammersänger, er war 1913 der jüngste Sänger, der diesen Titel trug. Fortan trat er national und international an allen großen Bühnen auf, machte jedoch auch ohne Stimme Karriere, denn 1918 profilierte er sich als Schauspieler in einem Stummfilm. Diese Bühnensicherheit im schauspielerischen Bereich teilte sich auch dem Opernpublikum mit.
    Besonders hervorheben sollte man seine langanhaltende Tätigkeit an der Metropolitan Opera New York, wo er in den Jahren 1922 bis 1932 außerordentlich erfolgreich war. Der Komponist Emil Nikolaus von Reznicek schrieb sogar eine Oper für ihn.


    Nach dem Krieg gehörte Michael Bohnen zu den Mitgliedern des Präsidialrates der Anfang Juni 1945 gegründeten, beim Magistrat von Groß-Berlin angesiedelten "Kammer der Kunstschaffenden" und übernahm zwischen 1945 und 1947 die Intendanz der Berliner "Deutschen Oper".
    Seinen Bühnenabschied nahm er 1951 als Hans Sachs an der Städtischen Oper Berlin.
    DER SPIEGEL meldete 1947 folgendes:
    »Michael Bohnen, der Intendant der Berliner Städtischen Oper, ist von seinem Posten zurückgetreten, nachdem sein Entnazifizierungsantrag abgelehnt wurde.«
    Im Tamino-Forum findet man zum Beispiel diesen Beitrag:
    »Gab es bei Bohnen nicht diese häßliche Geschichte mit dem Tenor Beirer, der Bohnen nach dem Zweiten Weltkrieg als Nazi denunzierte, weil Bohnen ihn in seiner Funktion als Intendant der Städtichen Oper nicht engagieren wollte?«


    Wer etwas mehr über diese Vorgänge erfahren möchte, findet einige Seiten Gedrucktes zu diesem Themenkomplex in diesen Büchern:
    Schaufenster der Systemkonkurrenz (418 Seiten) - Autor Michael Lemke
    Unter dem Abschnitt »Der "Sängerkrieg" in Berlin« wird auf den Seiten 269-295 dieses Thema beschrieben; ab Seite 274 dann speziell der "Fall" Michael Bohnen...


    Vor der Mauer (671 Seiten) - Autor Michael Lemke
    Unter dem Abschnitt »Die "Dissidenten": Michael Bohnen, Margarete Klose, Erich Kleiber« wird hier die Problematik auf den Seiten 462-470 dargestellt.


    Das ist einerseits sehr informativ, andererseits staunt aber der Musikfreund Bauklötzer, weil Michael Bohnen in beiden Büchern als großer Tenor dargestellt wird.
    Textprobe:
    »Tiburtius maßregelte Anfang 1952 zunächst nur solche westberliner Künstler, die im Ostteil der Stadt politisch aktiv geworden waren - etwa den Komponisten Eduard Künnecke und den Kammersänger Michael Bohnen. So hatte der große Tenor, der "deutsche Schaljapin", zusammen mit der Schauspielerin Helene Richers vom Schiller-Theater an der von der SED kontrollierten "Konferenz der Kulturschaffenden" teilgenommen.«

  • Zitat

    So hatte der große Tenor, der "deutsche Schaljapin",


    Hier kann es sich nur um einen Tipfehler des Verfassers handeln, der wahrscheinlich einige Marillen-Schnäpse in der Wachau zuviel verkostete.

    W.S.


  • Erna Schlüter * 5. Februar 1904 in Oldenburg; † 1. Dezember 1969 in Hamburg, war eine deutsche hochdramatische Sopranistin.


    Die künstlerischen Laufbahnen erstrangiger Musiker, die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren im Zenit ihres Könnens standen, wurden durch die zeithistorischen Umstände außerordentlich beeinträchtigt - Erna Schlüter war eine Interpretin in dieser unseligen Zeit.


    Noch keine zwanzig Jahre alt, gab die Altistin Erna Schlüter ihr Debüt an der neu ins Leben gerufenen Oper zu Oldenburg, denn allzu lange bestand diese Sparte dort am Landestheater noch nicht. Erna Schlüter startete in der Saison 1922/23, genau am 12. November 1922, als dritte Dame in Mozarts »Zauberflöte«. Mitglied des Opernchors war sie schon seit 1921.


    Ihre erste große Rolle am Landestheater Oldenburg war die Azucena in Verdis »Troubadour«, da war sie gerade mal 19 Jahre alt.
    Erna Anna Elisabeth Margarete Schlüter, so der Taufname, wurde ganz in der Nähe des Theaters geboren, die Eltern besaßen einen Friseur-Salon. Die Liebe zum Theater begann recht früh, zusammen mit einer Freundin hatte sie schon als Schulmädchen regen Kontakt zum Theater und Gesangsvorträge in kleinerem Rahmen wurden auch absolviert.
    Wenn man sich mit dem Berufsleben von Erna Schlüter befasst - über ihr Privatleben ist kaum etwas bekannt - bemerkt man, dass in ihrem Dunstkreis ganz berühmte Namen aus der Sängerwelt auftauchen. So war zum Beispiel ihr erster Opernchef, Renato Mordo, ein früher Förderer der damals noch unbekannten Maria Callas.


    Erna Schlüter hatte nie eine staatliche Musikhochschule oder ein Konservatorium besucht.
    Eine entscheidende Rolle bezüglich der Ausbildung von Erna Schlüter spielt die Sängerin Cilla Tolli, die mit bürgerlichem Namen Cäcilie Kloppenburg hieß. Sie war in der sogenannten Garcia-Tradition ausgebildet und eine ausgewiesene Pädagogin und Bühnenkünstlerin. Cilla Tolli selbst hatte bei dem berühmten Julius Stockhausen und Marie Schröder- Hanfstaengl studiert, das waren erste Adressen.
    Zu Ende der Spielzeit 1922/23 berichten Zeitungen von einem Konzert des Landestheaters Oldenburg zum Beispiel:


    »Den zweiten Teil des Konzertes eröffnete unsere Sängerin Erna Schlüter, die mit ihrer satten, von blühendem Klang getragenen Altstimme fünf Brahmslieder sang. Besondere Anerkennung verdient der schlichte, schön ausgearbeitete, von innerer Wärme durchstrahlte Vortrag. Sicherlich haben wir von Frau Schlüter noch viel Schönes zu erwarten.«


    Für das Oldenburger Publikum gingen diese Erwartungen nicht wunschgemäß in Erfüllung, denn die wirtschaftlichen Verhältnisse setzten dem Landestheater schwer zu, was auch die künstlerischen Leistungen des Ensembles tangierte. Erna Schlüter hatte in Oldenburg noch einen Riesenerfolg in der Rolle des Orpheus - als Zwanzigjährige - dann hatte sich diese Leistung auch schon herumgesprochen, und andere Theater wurden aufmerksam.


    Zum Ende der Spielzeit 1924/25 verabschiedete sich die gefeierte Sängerin vom Landestheater Oldenburg, um an das Nationaltheater in Mannheim zu wechseln, das einen ausgezeichneten Ruf hatte. In der Anfangszeit sang sie hier die Azucena in Verdis »Troubadour« und den Orpheus, aber in den insgesamt fünf Jahren am Nationaltheater sang sie etwa 50 Partien, was eine gewisse Vielschichtigkeit erkennen lässt. In diese Zeit fällt auch die entscheidende stimmliche Entwicklung von der Altistin zu einem hell timbrierten, metallischen Sopran mit großer Durchschlagskraft und beachtlicher Nuancierungsfähigkeit - mit dem hochdramatischen Sopranfach hatte sie ihre stimmliche Heimat gefunden.


    Von 130-1940 war Erna Schlüter an den Städtischen Bühnen Düsseldorf tätig, wo sie am 31. August 1930 ihr Debüt als Ortrud in Richard Wagners »Lohengrin« gab (eine andere Quelle sagt, dass es die Senta im »Fliegenden Holländer« gewesen sei). In Düsseldorf profilierte sich die Sängerin endgültig, was zunächst in der Rolle der Leonore in Beethovens »Fidelio« zum Ausdruck kam, eine der wichtigsten Rollen ihrer Laufbahn. Es folgten große Wagnerpartien. ihre »Isolde« wurde begeistert aufgenommen, aber sie glänzte auch in andern Rollen dieses Genres.
    Neben den einschlägigen Wagner-Rollen natürlich Strauss - in den 1940/50er Jahren stand sie in dem Ruf, die beste Elektra zu sein.
    Sie sang auch unter dem Dirigat von Richard Strauss die Partie der Ariadne und Adelaide, das war im Rahmen der Richard-Strauss-Woche der Spielzeit 1934/35.
    Im April 1938 erfolgte die Ernennung zur Kammersängerin.
    Aber da war nicht nur Richard Strauss, sondern praktisch alle großen Dirigenten dieser Zeit: Furtwängler, Erich Kleiber, Leo Blech, Clemens Krauss, Eugen Jochum, Hans Knappertsbusch, Artur Rother, Robert Heger, Hans Schmidt-Isserstedt, Leopold Ludwig, Johannes Schüler, Joseph Keilberth, Richard Kraus, Rudolf Kempe, Wilhelm Schüchter...
    Als Isolde gab sie am 30. Juni 1940 in Düsseldorf ihren Abschied, von dieser Aufführung sind 41 Vorhänge überliefert....


    Seit der Spielzeit 1940/41 war Erna Schlüter nun festes Mitglied der Hamburger Oper. Man kann sich kaum vorstellen, dass dort noch im Juni 1944 »Elektra« unter Eugen Jochum eingespielt wurde und Frau Schlüter Liederabende gab.


    Nach dem großen Krieg waren die Möglichkeiten stark eingeschränkt, aber bereits im Oktober 1947 sang sie unter Furtwängler in Berlin und wirkte in London unter Sir Thomas Beecham in einer Elektra-Aufführung mit, wobei sich der anwesende Komponist (Strauss war von Genf aus nach London geflogen, es war seine erste Flugreise) mit der Aufführung sehr zufrieden zeigte, und der war sicher ein profunder Kenner von Frauenstimmen.
    Erna Schlüter war wieder auf Erfolgskurs, sie steuerte mit einer Militärmaschine, wobei sie sich auf der Reise eine Erkältung zuzog, New York an. Am 18. November 1947 traf sie in New York ein, um dort in der aktuellen Spielzeit zu singen. Es waren zwei Aufführungs-Serien als Isolde und Marschallin vorgesehen. Ihr New Yorker Debüt gab sie als Isolde am 26. November 1947. Die Kritiken waren vernichtend - ein Beispiel aus dem Time Magazine:


    »New Isolde. Last week, looking for someone to fill one big gap, the Metropolitan served up a real Thanksgiving turkey. To share buxom Helen Traubel´s Wagnerian roles (so that Traubel could concertize for half the season), the Met had imported a six-foot, 200-pound German soprano named Erna Schleuter. Opposite her, as Tristan in the season´s first Tristan und Isolde, was German Tenor Max Lorenz, who had not been heard at the Met since 1934. By the first time the curtain was down on the first act, the audience was muttering. Soprano Schleuter sang bitingly sharp, and with a sickening, undulating vibrato. Tristan´s frayed baying could only be heard when Isolde was swooning at half-voice.«
    Wie man sehen kann, war man noch nicht einmal bemüht den Namen der Künstlerin richtig zu schreiben. Wenn man heute einen Grund für diesen Einbruch sucht - es war ja nicht nur diese eine schlechte Kritik - dann ist es wahrscheinlich, dass hier ein Bündel von Gründen dieses Ergebnis zustande brachte. Da war eine große Belastung vor der Amerikareise und gesundheitliche Beeinträchtigungen während der Reise, man darf wohl schon von einer Indisposition ausgehen. Eine andere Veröffentlichung war mit ähnlichen Gemeinheiten gespickt und liest sich so:


    »The Metropolitan Opera Association, notwithstanding its long an glorious history, its roster of the greatest names that music-drama of the last sixty-odd years has known, attained a new distinction last night when it presented the first Tristan und Isolde of the season. For it gave one of the dullest performances of Tristan that we recall, with a new Isolde who is certainly, beyond doubt or peradventure, the worst impersonator of the title part in our considerable experience of the opera. She is Erna Schlueter, who on this occasion made her American debut. She sings very badly, explosively, off pitch, with tones that are customarily shrill and unsteady. Very occasionally, in isolated phrases, sung softly and without forcing, was there evidence that originally, before a vicious vocal method shot it to pieces, a good voice was there. Prevailing justice was done neither to tone nor text.«


    Egal wie gesungen wurde, wie sollte ich das auch heute beurteilen, es gibt ja keine Mitschnitte - Kritiker, die solche Texte schreiben, sind wohl auch indisponiert. Bei solchen Texten ist durchaus zu vermuten, dass politisch-propagandistische Tendenzen in diese Kritiken einflossen. Das Sängerlexikon Kutsch/Riemens vermerkt dazu:


    »In der Spielzeit 1946-47 sang sie als erste deutsche Sängerin nach dem Zweiten Weltkrieg an der Metropolitan Oper New York, und zwar die Isolde im »Tristan«, dann auch die Marschallin im »Rosenkavalier«. Sie war jedoch als Deutsche in der ersten Nachkriegszeit einem derartigen Widerstand, vor allem seitens der Presse, ausgesetzt, daß sie nur in zwei Vorstellungen auftrat.«


    Schlüters Auftritt als Marschallin - drei Wochen nach dem Isolde-Debüt - verlief zwar durchaus positiv, aber die Sängerin wurde trotzdem zu keiner weiteren Vorstellung auf die Bühne gebeten.
    Bemerkenswert ist, dass sich Erna Schlüter fünf Monate in den USA aufhielt, also jederzeit zur Vertragserfüllung bereit war, aber von Seiten der »Met« tat sich nichts.
    Nach Hause schrieb sie damals: »Nun ist ja mein Strafaufenthalt gottlob bald beendet, ich atme auf, wenn ich mich auf dem Heimweg befinde.«


    Im Juli 1948 wirkte Erna Schlüter bei den Salzburger Festspielen in der neuen Fidelio-Inszenierung mit, Wilhelm Furtwängler dirigierte - die Kritiken waren durchwachsen.
    Als Erna Schlüter nach ihrer Amerikavisite wieder als Isolde auf der Bühne der Hamburger Staatsoper stand, wurde sie mit demonstrativem Beifall empfangen. Im Oktober 1949 sang sie dort auch wieder die Feldmarschallin und konnte gefallen.
    Unverkennbar war jedoch, dass in Hamburg auch die nachwachsende Generation - für Frau Schlüter durchaus spürbar - ins Rampenlicht drängte. Aber im europäischen Ausland war sie in ihren Glanzrollen immer noch eine gefragte und umjubelte Sängerin.
    Im Juni 1953 sang Erna Schlüter noch einmal im königlichen Opernhaus Covent Garden in einer festlichen Aufführung von »Elektra«


    Allmählich wollte die Künstlerin einen Fachwechsel vollziehen. Als Küsterin in der Oper »Jenufa« von Leoš Janácek hatte sie an der Hamburger Staatsoper diesen Wechsel erfolgreich eingeleitet. Gesundheitliche Probleme bewirkten jedoch, dass sich Erna Schlüter von der Bühne zurückzog, um sich ab 1956 verstärkt dem Unterrichten zuzuwenden. 1969 war ein Umzug nach Oldenburg geplant, wo sich die Sängerin zur Ruhe setzen wollte.
    Am 1. Dezember 1969 verstarb Erna Schlüter in Hamburg überraschend an einem Gehirnschlag.
    Ihre Ruhestätte fand sie auf dem Gertrudenfriedhof ihrer Heimatstadt Oldenburg.
    In einem Nachruf der »Welt« vom 3. Dezember 1969 stand zu lesen:
    »Ihr Sopran, der zwischen strahlender Kraftentfaltung und einem leuchtenden Pianissimo über reiche Differenzierungsfähigkeit verfügte, hatte eigenen Glanz. Ihr Spiel war beseelt von der Kraft zu idealistischem Aufschwung, die sich mit warmer Empfindung mischte.«


    Erna Schlüter ist in Oldenburg noch nicht vergessen. Ihr Grab wurde aus Anlass ihres 100. Geburtstags mit einem neu geschaffenen Stein und einer Bronzeplakette versehen, den roten Stein hat man dem schwarzen, ursprünglichen Grabstein beigestellt.
    Im November 2012 wurde im Oldenburgischen Staatstheater das Erna-Schlüter-Foyer eingeweiht, das heutige Besucher des Hauses an die große Sängerin erinnert; bei den Einweihungsfeierlichkeiten war auch eine ehemalige Gesangsschülerin von Erna Schlüter anwesend.


    Praktischer Hinweis:
    Der Grundriss des Friedhofs gleicht einem Tortenstück, das von der Kapelle aus nach hinten breiter wird. Vom Eingang an der Kapelle sind es etwa 50 Meter zum Grab; man orientiert sich an der rechten Friedhofsmauer.

  • Banner Trailer Gelbe Rose

  • Sie war schon von Kindesbeinen an mit Musik vertraut, denn beide Eltern waren Musiker und der Großvater hatte auch mit dem Theater und der Musik zu tun. Mit sieben begann sie Klavier zu spielen, mit 14 wurde gesungen. Bereits mit zwanzig hatte sie an der Wiener Volksoper als Operettensoubrette begonnen, und 1941 holte sie Clemens Kraus nach München. Allerdings zählte in dieser Zeit nicht alleine das künstlerische Können, ihre jüdische Herkunft war den damaligen Machthabern nicht genehm und so musste sie München wieder verlassen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann ihre Weltkarriere, 1947 trat sie als Zerlina in Mozarts »Don Giovanni« ihr Engagement an der Wiener Staatsoper an, zu deren prominentesten und populärsten Mitgliedern sie dann fast für ein Vierteljahrhundert lang zählen sollte.
    Da sie mehrsprachig aufwuchs - sie sprach fließend englisch, französisch und italienisch - konnte sie sich souverän in der Welt bewegen, natürlich auch in New York, wo sie an der »Met« engagiert war. Aber sie achtete peinlich darauf dort nicht als Wiener Operetten-Import betrachtet zu werden, sondern an der »Met« als anerkannte Opernsängerin zu beginnen und lehnte deshalb ein Angebot als Rosalinde (Fledermaus) ab, obwohl das zeitlebens eine Paraderolle von ihr war. Sie betrat die Bühne der Metropolitan Opera dann als Gilda in einer Neuinszenierung von Verdis »Rigoletto«.
    Anfang der 1970er Jahre hat sie sich von der Bühne verabschiedet, um sich danach mit Feuereifer ihrer Tätigkeit am damals noch existenten Opernstudio der Staatsoper zu widmen. In den 1980er Jahren aber erkrankte sie sehr ernsthaft und musste sich schließlich völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen. - am 17. September 1988 - ist sie nur zwei Tage nach ihrem 71. Geburtstag gestorben.
    Ihre Ruhestätte findet man auf dem Münchner Waldfriedhof - Alter Teil. Eingang Fürstenrieder Straße.
    Das Grab befindet sich ganz in der Nähe des Verwaltungsgebäudes im Feld 139.


    Hilde Güdens Wirken im Detail
    Güden, Hilde, Sopran, * 15.9.1917 Wien, † 17.9.1988 Wien; eigentlicher Name Hulda Geiringer. Sie war an der Wiener Musikakademie Schülerin von Otto Iro im Gesang- und von Maria Wetzelsberger im Piano-Fach, dazu studierte sie auch Tanz. Sie debütierte 1937 unter dem Namen Hulda Gerin an der Wiener Volksoper in der Operette »Herzen im Schnee« von Benatzky. Sie begann ihre Karriere als Opernsängerin 1939 am Opernhaus von Zürich in der Partie des Cherubino in »Figaros Hochzeit«. Obwohl sie Jüdin war, kam sie 1941 auf Veranlassung des Dirigenten Clemens Krauss an die Staatsoper von München, mußte aber 1942 nach Italien ausweichen, wo sie weiter studierte. 1942 sang sie unter Tullio Serafin in Rom und in Florenz. Erst nach Kriegsende konnte sie wieder an die Münchner Staatsoper zurückkehren. 1947 wurde sie an die Staatsoper von Wien berufen, an der sie bis 1973 eine große Karriere hatte, und deren Ehrenmitglied sie seit 1973 war. Große Erfolge auch auf internationaler Ebene mit Gastspielen an der Mailänder Scala, an der Covent Garden Oper London (1947), in Paris, bei den Festspielen von Glyndebourne (1948 als Despina in »Cosí fan tutte« und als Zerline im »Don Giovanni«) und Edinburgh, in Venedig (1949 in Monteverdis »Incoronazione di Poppea«) und beim Maggio musicale Florenz. In den Jahren 1951-65 sang sie an der New Yorker Metropolitan Oper (Debüt als Gilda im »Rigoletto«) in neun Spielzeiten 102 Vorstellungen von 13 Partien (ohne die Vorstellungen während der Gastspieltourneen des Ensembles). Einen ihrer größten Erfolge hatte sie dort 1952 als Rosalinde in der »Fledermaus«; 1953 sang sie an der Metropolitan Oper die Anne Trulove in der Premiere von Strawinskys »The Rake's Progress«, 1955 die Zdenka in »Arabella« von R. Strauss. Ihr Name bleibt eng mit den Festspielen von Salzburg verbunden, wo sie den Cherubino in »Figaros Hochzeit« (1947, 1952-53), die Zerline im »Don Giovanni« (1946), die Sophie im »Rosenkavalier« (1949, 1953 und 1960 in der Eröffnungsvorstellung des neu erbauten Festspielhauses), die Norina im »Don Pasquale« (1952), die Aminta in der »Schweigsamen Frau« von Richard Strauss (1959) und die Gräfin in »Figaros Hochzeit« (1963-66) sang. 1954 überraschte sie bei den Festspielen von Salzburg in der technisch überaus komplizierten Partie der Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss; 1950 wirkte sie dort in der szenischen Uraufführung der Oper »Romeo und Julia« von Boris Blacher mit; außerdem trat sie bei diesen Festspielen in zahlreichen Konzerten und in Liederabenden vor ihr Publikum wie sie denn überhaupt eine hochgeschätzte Lieder- und Oratoriensängerin war. Sie trat auch in zeitgenössischen Bühnen- und Konzertwerken auf, u.a. in »The Rape of Lucretia« von Benjamin Britten und in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von Kurt Weill. Galt sie auf der Opernbühne als große Mozart- und Richard Strauss-Interpretin, so übernahm sie auch gern Partien in den klassischen Wiener Operetten von Johann Strauß bis zu Franz Lehár. Sie lebte, zuletzt durch eine schwere Erkrankung behindert, ganz zurückgezogen in Klosterneuburg bei Wien.


    [Lexikon: Güden, Hilde. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 9719 (vgl. Sängerlex. Bd. 2, S. 1436) (c) Verlag K.G. Saur]



  • Als Heranwachsender war mein Kenntnisstand: Elly Ney ist unsere beste Pianistin, beurteilen konnte ich das nicht. Aber Jahrzehnte später wusste ich noch, dass sie viele Jahre ihres Lebens in Tutzing am Starnberger See lebte.
    Wenn man also schon mal an Metternichs Grab in Feldafing weilt, macht es wenig Mühe auch einmal den unweit des Bahnhofs gelegenen Friedhof in Tutzing zu besuchen; gemeint ist der neue Friedhof oben, es gibt nämlich auch noch den alten Friedhof unten am See. Man besucht sogar zwei Musiker, denn im gleichen Grab ruht auch der Geiger und Dirigent Willem van Hoogstraten (1884-1965), mit dem Elly Ney verheiratet war.
    Das Ehrengrab findet man nur wenige Schritte vom Eingang entfernt und es ist durch zwei Birken, die den Grabstein flankieren, leicht zu erkennen.
    Friedhofsanschrift: Neuer Friedhof, Boeckeler Straße 4-6


    Elly Ney wurde am 27. September 1882 in einer Kaserne in Düsseldorf geboren und Ihre Erziehung war - zumindest väterlicherseits - streng militärisch. Die Kinder wurden jeden Morgen um fünf Uhr aus den Betten geholt, um über Hügel zu wandern oder im Rhein zu schwimmen, Abhärtung war das Motto des Vaters.
    Die Großmutter mütterlicherseits - diese hatte noch Franz Liszt spielen hören - stellte bei Klein-Elly die Weichen in Richtung Beethoven; in Elly Neys Biografie findet man diese etwas schwülstig wirkende Aussage:
    »So lebte sie ganz in jener hohen Welt, in deren Zenit das Antlitz Beethovens stand, und trug schon in meiner frühesten Jugend Sorge, mich zu dem Meister zu geleiten«.
    Der Leser gewinnt den Eindruck, dass Beethoven so eine Art »Hausgeist« beziehungsweise »Hausgott« im Hause Ney war, ja Elly Ney berichtet über ihre Mutter:
    »Schon während sie mich erwartete, hatte sie schließlich Zwiegespräche mit Beethovens Klaviersonaten gehalten.«


    Man hatte jemand im Bekanntenkreis, der jemand kannte, der Beethoven noch kannte und vieles mehr in dieser Richtung. Elly Ney, die »Witwe Beethovens«, wie sie von Spöttern genannt wurde, huldigte mit ihrem Weihespiel stets dem Beethoven-Bild des 19. Jahrhunderts.


    Im Alter von zehn Jahren wurde Klein-Elly ins Kölner Konservatorium aufgenommen. Als 19-Jährige gewann Elly Ney den »Mendelssohn-Preis« der Stadt Berlin, mit 20 Jahren erhielt sie in Köln den »Ibach-Preis«.


    Gegen den Willen ihres Vaters, und unter dem Vorwand die Oper »Carmen« zu besuchen, reiste sie im Mai 1903 nach Wien, um bei dem berühmten Teodor Leszetycki (Theodor Leschetitzky) zu studieren, aber dieser ließ kein gutes Haar an ihr:
    »Sie haben eine schlechte Hand… Wenn Sie sich und mich künftig nicht blamieren wollen, dürfen Sie vor drei Jahren öffentlich nicht spielen.«; eine pädagogische Sternstunde war das ganz sicher nicht. Dass Lehrer und Schülerin sich nicht verstanden lag wohl darin begründet, dass Leszetycki notentechnische Perfektion lehrte und forderte, während Elly Ney intuitive Klanggestaltung anstrebte.
    Bei Emil von Sauer, der die gleiche Hand so beurteilte: »Sie haben alles, was nötig ist. Eine so gute Hand habe ich noch nie gesehen«, studierte sie zu Ende.


    Ab 1904 war sie dann selbst für einige Jahre Lehrerin der Kölner Meisterklasse am Konservatorium. Von 1939 bis 1945 lehrt sie zeitweise am Salzburger Mozarteum; Clemens Krauß übertrug ihr 1939 eine Klavierklasse, danach hielt sie alljährlich Sommerkurse ab.


    Am Konservatorium in Köln lernte sie den jungen Geiger Willem van Hoogstraten kennen, die Vermählung fand am 3. August 1911 statt, der frischgebackene Ehemann erhielt drei Tage Urlaub und wurde in dieser Zeit von Paul Hindemith vertreten.
    Als Hoogstraten mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs seine Stellung als Kapellmeister verlor, gründete das Paar zusammen mit dem Cellisten Fritz Otto Reitz das Elly-Ney-Trio.


    Von 1921 bis 1930 lebte Elly Ney zeitweise in den USA und entwickelte sich zur Spezialistin für Beethoven und Brahms. Bei ihrem ersten Konzert in der Carnegie Hall schrieb der Musikkritiker H. E. Krehbiel:
    »Frau Ney hat einen prächtigen Sinn für die Schönheit des Tones und der Phrase. Ihr seelisches Einfühlungsvermögen ist tief und durchdringend, sie weiß, wo das Herz der Musik zu finden ist, und pflückt die Blume der Schönheit, wo immer sie sie findet. Elly Neys Kunst wird einen großen Kreis aufrichtiger Bewunderer finden.«

    Mit dem hingebungsvollen Spiel war das so eine Sache; als sie einmal in einem Konzert im zweiten Satz der Sonate op. 111 hingebungsvoll mit geschlossenen Augen spielte, hörte man im Publikum in rheinischem Slang: »Lasse mir doch na Hus jon, dat schlöf jo!«
    Ab 1930 hört man Elly Ney wieder verstärkt in Europa. Mit dem Geiger Wilhelm Stross und dem Cellisten Ludwig Hoelscher gründete sie 1932 erneut ein Elly-Ney-Trio und war erfolgreich.
    Am 20. April 1937 wurde Elly Ney zur Professorin ernannt. Fachleute sind der Ansicht, dass sie auch unter anderen politischen Konstellationen eine entsprechende Karriere gemacht hätte.
    Bereits 1927 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Bonn und die gleiche Ehrung erfuhr sie im Jahre 1952 in Tutzing, wo sie seit 1937 wohnte und 1958 die »Tutzinger Musiktage« ins Leben gerufen hatte.
    Beide Ehrungen sorgten für Irritationen. Das 25. Beethoven-Fest sollte ohne die Mitwirkung der bereits 82-Jährigen - die ja Mitbegründerin des Festivals war - stattfinden, als Klaviervirtuosen standen damals Wilhelm Kempff, Friedrich Gulda und Claudio Arrau auf dem Programm.
    Elly Ney ließ zwar verbreiten, dass sie weder enttäuscht noch gekränkt sei, noch wolle sie gegen Bonn kämpfen. Es gehe ihr nur um Beethoven und um das Beethoven-Bild. Nur Beethoven gegenüber fühle sie sich verantwortlich. In dieser Situation fand ein Konzert zum Todestag Beethovens nicht wie geplant in Bonn, sondern im nahen Bad Godesberg statt. Elly Ney sagte: »Lieber spiele ich vor Kindern oder Gefängnisinsassen als in Bonn.«
    Wie man in Presseberichten nachlesen kann, dauerte der demonstrative Schlussbeifall 20 Minuten.


    Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Elly Ney ihre Karriere fortsetzen, es ist aber zu erwähnen, dass sie aus politischen Gründen bis 1952 von der Stadt Bonn mit einem Auftrittsverbot belegt war. Danach entfaltete sie eine rege Konzerttätigkeit, spielte im Bundeskanzleramt, nahm noch weit nach ihrem 70. Lebensjahr Schallplatten auf und machte Film- und Fernsehaufnahmen. Noch im Herbst 1964, da war sie 82 Jahre alt, nahm sie als Solistin an einer 19-tägigen Konzertreise mit dem Berliner Symphonischen Orchester teil. Zu ihrem 85. Geburtstag gab die Stadt Bonn ihr zu Ehren einen Empfang, an dem auch der Bundespräsident teilnahm.


    Eingangs wurde bereits etwas über das väterliche Ertüchtigungsprogramm von Vater Ney gesagt. Das hatte offensichtlich auch Auswirkungen im weiteren Lebenslauf der Künstlerin. So orientierte sie sich an dem Schweizer Arzt und Ernährungswissenschaftler Bircher-Benner und an Johannes Müller, der auf Schloss Elmau seine Ideen entwickelte:
    »gläubige Vergemeinschaftung«, volkstümlicher deutscher Tanz, Kammerkonzerte, Reformkost sowie der Überwindung von Standes- und Klassengrenzen...
    Hier war Elly Ney oft zu Gast, beziehungsweise Gästin, wie es dort heißt und hielt sich in Elmau wochenlang auf. Sie war strikte Rohköstlerin - Tabak, Kaffee, Kakao, Wein? Alles Gift, meinte die Pianistin. Bei Konzerten in Elmau sparte man sich sogar den Beifall. Müller wetterte gegen das »barbarische Unwesen des Applauses, diese Entartung der Kunstpflege in geistige Prostitution und Sportbetrieb«. Beifall also bitte nicht!


    In Elly Neys Biografie von 1957 finden sich keine politischen Aussagen, ihre Scheidung von Hoogstraten wird nicht erwähnt, ihre kurze Ehe mit dem Amerikaner Paul Allais auch nicht.
    Über ihr letztes Konzert am 8. März 1968 in Darmstadt berichtet das »Darmstädter Echo« unter dem 11. März 1968, dass sich die 85-jährige Künstlerin unpässlich fühlte und der Arzt dringend von diesem Konzert abgeraten hatte. Die Kritik schrieb zu diesem Konzert:


    »Zum unbestreitbaren Höhepunkt des Konzerts wurde die Sonate in cis-Moll (“Mondscheinsonate”), insbesondere deren erster Satz, das Adagio, und fast ist man versucht, ausschließlich darüber zu schreiben. Kaum gehemmt durch technische Schwierigkeiten erreichte Elly Ney hier den denkbar höchsten Grad an Ausdrucksstärke. Erfreulich unsentimental deutete sie die warme Melancholie aus, glockenrein und glasklar im Anschlag, von letzter Unmittelbarkeit bei aller geistigen Entrückung …
    … Die Zuhörer – und wohl auch die kritischsten Musikfreunde unter ihnen waren dankbar und beglückt.«


    Elly Ney starb am 31. März 1968 in Tutzing am Starnberger See.




  • Karl Erb wurde am 13. Juli 1877 in der oberschwäbischen Stadt Ravensburg in ärmliche Verhältnisse hineingeboren, er war der uneheliche Sohn eines zwanzigjährigen Mädchens. Es war damals noch nicht abzusehen, dass er 47 Jahre später an Heiligabend im Hause des Bankiers Goldmann in New York Weihnachtslieder singen würde. »Meine Kindheit war so schwer, dass mir beim Überdenken die Tränen kommen«, so wird Erb in einer Gedenkausstellung 2008 zitiert.
    Im Laufe seiner langen und großen Sängerkarriere arbeitete er mit den bedeutenden Musikern seiner Zeit zusammen und sogar der große Caruso applaudierte ihm, als Erb in München den Turiddu sang.
    Zum damals 23-jährigen Dietrich Fischer-Dieskau sagte der 70-jährige Erb einmal:
    »Kommen Sie zu mir, damit Sie lernen, wie man Schubert singt.«
    Fischer-Dieskau kam zwar nicht zu Erb, aber er bewunderte den schon alten Erb und schrieb:
    »Noch nach der Vollendung seines 70. Lebensjahres stand er auf dem Podium oder machte Aufnahmen, deren Ausdrucksreichtum zu bewundern bleibt.«


    Seine Gesangskarriere begann eigentlich als Partimsbub, das waren ein Dutzend Knaben, die im Kirchengesang ausgebildet wurden und bei Leichengottesdiensten das Requiem und bei den Beerdigungen die Trauerpsalmen zu singen hatten. Nach sieben Jahren endete dieser Dienst und es wurde ein Gesamthonorar von Einhundertneunundfünfzig Mark an Erbs Mutter ausbezahlt.


    Die Berufsfindung gestaltete sich zunächst schwierig, aber nach einigen Stationen trat Erb in die Dienste der Stadt Ravensburg. Seine eigentliche Sängerkarriere startete er von der Position eines Beamten der Ravensburger Gas- und Wasserwerke, wo er Kassierer war - und das war schon etwas in diesen Zeiten.


    Als Erb 25 Jahre alt war, brannte in Stuttgart das Königliche Hoftheater ab und so zog das königliche Ensemble durch das Württembergische und gastierte in verschiedenen Städten des Landes, so auch im Konzerthaus in Ravensburg; das war im Januar 1907. Auf dem Programm stand Cavalleria rusticana und auf der Hinterbühne, für die Zuschauer unsichtbar, sangen Chormitglieder des Liederkranzes Ravensburg. In der Nähe des Chorsängers Karl Erb stand Baron von Putlitz, der Generalintendant des Hoftheaters, und sein geschultes Ohr erkannte auf Anhieb das Potenzial dieser Stimme. Putlitz lud zum Probesingen, und schon war der neue Tenor entdeckt, aber längst nicht engagiert...
    Erb zögerte, er wollte seine sichere Beamtenstelle nicht für eine ungewisse Sängerkarriere aufgeben und erbat von seinem Arbeitgeber zunächst Urlaub ohne Bezahlung, zog nach Stuttgart und studierte dort mit Hilfe eines gemieteten Klaviers Opernpartituren: Den Max im »Freischütz«, den Lionel in »Martha«, den Matthias im »Evangelimann und den Stolzing in den »Meistersingern«. Er wurde von einem jungen Korrepetitor und einem dramatischen Lehrer betreut; Gesangsunterricht nahm er nicht.
    Nachdem er noch erfolgreich dem König nebst Gemahlin vorgesungen hatte, ließ man ihn im inzwischen fertiggestellten Interimsbau des Theaters am 14. Juni 1907 erstmals in einer tragenden Rolle auf die Bühne - als Matthias in der Oper »Der Evangelimann« von Wilhelm Kienzl; das war fünf Monate seit seiner Ankunft in Stuttgart. Seine nächste Rolle war der Lohengrin. Wie man nachlesen kann, soll das bereits ein Triumph gewesen sein, aber trotz weiterer Rollen fühlte sich Erb in Stuttgart nicht recht wohl, weil die »Platzhirsche« ihm in punkto Eloquenz überlegen waren und ihn spüren ließen, dass er ein Anfänger ist. Von den Großen am Theater bildeten nur Elisa Wiborg und die drei Jahre später so tragisch ums Leben gekommene Anna Sutter (siehe Beitrag Nr. 137) eine Ausnahme.
    Sein nächstes Engagement war in Lübeck, relativ weit von seiner Heimat entfernt. Ein Plan des Intendanten sah vor, dass der fünfjährige Vertrag weiterlaufen sollte und Erb zur Wintersaison wieder nach Stuttgart zurückkehrt. In Lübeck trat er erstmals als Lohengrin vor sein Publikum und war auch hier außerordentlich erfolgreich.
    Nach seiner Rückkehr zum Stammhaus Stuttgart plant man dort Pfitzners Oper »Der arme Heinrich« aufzuführen, Erb wird mit der anspruchsvollen Rolle des Armen Heinrich konfrontiert, die dem Sänger keine Gelegenheit gibt etwa in einer Arie sängerisch zu glänzen. Hans Pfitzner reiste extra von Straßburg aus an und bat Karl Erb darum, diese Rolle zu übernehmen. Einige Jahre später dann die Uraufführung des »Palestrina« in München, wobei dem Komponisten schon bei der Entstehung des Werks die Gestaltung durch Erb vorschwebte. Pfitzner schrieb dem Sänger folgende Widmung in den Klavierauszug:
    »Ich erachte es als einen der seltenen Glücksumstände in meinem Künstlerleben, daß mein größtes Werk bei seinem ersten Erscheinen in der Welt für seine Haupt- und Titelrolle einen solch idealen Vertreter gefunden hat, wie Sie, lieber Karl Erb, es sind. Ihr Name ist mit diesem Stück deutscher Kunst für alle Zeiten ruhmreich verbunden.«
    Einerseits sang Erb im Laufe seiner Sängerkarriere eine Unmenge Opernrollen, andererseits war er nach eigenem Bekunden eigentlich kein Bühnenmensch, das Leichte, die Freude am Augenblickseffekt fehlte ihm. Er sang zwar in den Anfängerjahren auch mal Operetten, aber seine Opernrollen waren eher »Der arme Heinrich«, »Der Corregidor» und »Palestrina«, auch Franz Schrekers Werken stand er aufgeschlossen gegenüber.
    Einige Zeit sang Erb dann sowohl in Stuttgart als auch in München, aber verlegte letztendlich seine Tätigkeit ganz nach München, wo er auch seiner späteren Frau, der Sopranistin Maria Ivogün (siehe Beitrag Nr. 101) begegnete, die Bruno Walter von Wien mit nach München brachte. Sechs Jahre waren Ivogün und Erb freundschaftlich verbunden, dann fand die Eheschließung am 2. Juli 1921 statt und die Ehe währte zehn Jahre. Wenn sie gemeinsam auf der Opernbühne oder im Konzertsaal auftraten, waren Publikum und Presse verzückt.
    Auf einer großen Amerikareise war allerdings Frau Ivogün allein der vergötterte Star - es war 1924 bereits die dritte Amerikareise Ivogüns - während der Ehemann das Konzertleben dort eher kritisch sah und sich auch für eine Abendgage von zweitausendfünfhundert Dollar nicht einkaufen ließ, was seine Gattin, die ja einem ganz anderen Milieu entstammte, nicht verstehen konnte.
    Wieder nach München zurückgekehrt, fand Erb dort eine veränderte Situation. Es gab bezüglich seiner Amerikareise Meinungsverschiedenheiten mit der Hoftheaterleitung, denn Bruno Walter war inzwischen einem Ruf an die Oper Berlin-Charlottenburg gefolgt; sein Nachfolger in München war Hans Knappertsbusch. Erbs Vertrag lief im Sommer 1925 ab und der neue Dirigent zeigte kein Interesse an Erbs Engagement. Mit Bitterkeit im Herzen schied er von München, der Stadt, die er so liebgewonnen hatte. Zwölf Jahre lang wurde er dort vom Publikum regelrecht vergöttert; nun war der Abschied kläglich, er verabschiedete sich als junger Hirte Gomez in der Oper »Das Nachtlager von Granada«.
    Im Juni 1930 sang Karl Erb zum letzten Mal in der Oper. Furtwängler bereitete dem von ihm hochgeschätzten Sänger und Freund einen würdigen Abschied in Berlin-Charlottenburg, wo er »Fidelio« dirigierte. Karl Erb sang den Florestan und Gertrud Bindernagel den Fidelio. Karl Erb hatte seine Pflicht getan...
    Erb hatte seine Pflicht als Opernsänger erfüllt, aber neue Aufgaben und Erfolge warteten auf ihn - Der Liedgesang und die intensive Hinwendung zur Gestaltung der Matthäuspassion. Als er den Evangelisten 1915 zum ersten Mal im Odeon in München sang, war er mit seiner Leistung nicht rundum zufrieden und ein Kritiker schrieb, dass Erb der Partie geistig nicht gewachsen sei.
    Die Kritik in der »Augsburger Abendzeitung« las sich dagegen weitaus positiver:
    »Der Evangelist Karl Erbs bot selbst dem, der in die Fähigkeiten des Künstlers von je Vertrauen gesetzt hat, eine Überraschung, es war der beste Evangelist, den ich seit dem unvergesslichen Heinrich Vogl gehört habe, sowohl was die gesangliche Behandlung der schwierigen Partie als die Beseelung des Vortrags angeht«
    Es ließen sich hier noch eine ganze Menge positiver Beurteilungen zitieren, es muss wahrlich ein Erlebnis gewesen sein, und er sang das Werk unter den namhaften Dirigenten seiner Zeit über eine Zeitspanne von seinem 38. bis zum 69. Lebensjahr insgesamt dreihundertsiebzig Mal; er war der Evangelist seiner Epoche.
    Als das Werk 1940 im Dom zu Köln aufgeführt wurde, schrieb die »Kölner Zeitung«:
    »Der persönliche Höhepunkt dieses Ereignisses...war die Begegnung mit der Vollkommenheit einer männlichen Stimme. Karl Erb, schon lange der einzige, der diese hohe Aufgabe so voll erfüllen kann, sang wie immer den Evangelisten und doch nicht wie immer. Er sang ihn mit einer unfassbaren, übermenschlichen, unirdisch wirklichen Vollendung, im edlen Ton so wunderbar getragen von der himmelanstrebenden Höhe des Raumes, diesen herrlich erfüllend, er sang ihn so makellos schön und vom Geiste der Offenbarung beseelt, wie man ihn nie zuvor gehört hat und auch nie wieder hören wird, es sei denn wieder im Kölner Dom von Karl Erb. Den Zuhörern blieb vor diesem Dreiklang von Ton, Wort und Geist keine Zuflucht als die letzte Ergriffenheit.«


    Karl Erbs Ordnungssinn war allgemein bekannt. Er wurde am 13. Juli geboren. Am 13. Dezember 1924 reiste er nach Amerika, wobei alle seine Überseekoffer mit der Zahl 13 gekennzeichnet waren. So ist es nicht verwunderlich, dass er am 13. Juli 1958 in Ravensburg starb.


    Als sich sein Sarg ins Grab senkte, tönte aus einem Gebüsch Erbs Stimme von einer Schallplatte, so berichtet es seine Biografin. Viele Jahre vorher hatte er in einer nachdenklichen Stunde den Wunsch ausgesprochen, dass man »Über allen Gipfeln ist Ruh« einmal an seinem Grabe abspielen sollte.
    1957 wurde Karl Erb von seiner Heimatstadt zum Ehrenbürger ernannt. Auch eine Straße in Ravensburg trägt seinen Namen. Anlässlich des 50. Todestages im Jahre 2008 erinnerte die Stadt Ravensburg in einer Ausstellung an Karl Erb und am Friedhof sind die Hinweise auf das Ehrengrab praktisch nicht zu übersehen.
    Wer den Friedhof in Ravensburg sucht, orientiert sich am besten an der Ecksituation Zeppelinstraße/Blumenweg, dann befindet man sich direkt am Haupteingang. Man geht an der Aussegnungshalle rechts vorbei und benutzt den zweiten Weg, der leicht ansteigt und zu einem Wasserbassin führt. Dort findet man zwei Ruhebänke, und unmittelbar rechts des Bassins ist das Ehrengrab von Karl Erb.



  • Im Sängerlexikon findet der Leser zu Gertrude Pitzinger folgenden Text:
    Pitzinger, Gertrude, Alt, * 15.8.1904 Mährisch- Schönberg (Krásná Hora); sie verbrachte ihre Jugend in Olmütz (Olomouc), wurde zunächst Volksschullehrerin, studierte dann an der Wiener Musikakademie und erhielt 1926 ihr Diplom als Musiklehrerin. Den Liedgesang studierte sie u.a. in Kursen bei der berühmten Julia Culp. Sie nahm dann in Reichenberg (Liberec) in Böhmen ihren Wohnsitz und wurde bald eine viel bewunderte Konzert- und Oratorien-Altistin. Ihr erstes Konzert gab sie 1929 in Olmütz. Große Tourneen brachten ihr in Europa wie in Nordamerika immer wieder Erfolge ein; man schätzte sie zumal als Bach-Interpretin und als Liedersängerin. Sie gab Konzerte in Österreich (1939 Wien), Dänemark (1935 Kopenhagen), Italien, Norwegen, Holland (1935 Amsterdam) und Belgien (1936 Brüssel). 1937 sang sie in London unter Wilhelm Furtwängler, 1938 in der Carnegie Hall und in der Town Hall in New York. 1937 und 1941 trat sie in Prag im Konzertsaal auf, 1941 bereiste sie Holland. Bis 1940 hörte man sie regelmäßig in Konzerten und in Liederabenden in Berlin. Große Erfolge bei Konzertveranstaltungen der Salzburger Festspiele, u.a. 1934 im Stabat mater von Dvorák, 1951-59 im Requiem von Mozart, 1955-57 in dessen Missa solemnis, 1953 im »Judas Makkabäus« von Händel; bis 1960 trat sie dort auch als Solistin in Messen von J. Haydn und Beethoven auf. 1945 mußte sie ihre böhmische Heimat verlassen und lebte dann zunächst auf einem Landsitz im Schwarzwald. Seit 1959 war sie Professorin an der Musikhochschule von Frankfurt a.M., setzte aber zugleich ihre Tätigkeit im Konzertsaal fort. Verheiratet mit dem Konzertsänger Otto Dupont (* 1911 Fredericia in Dänemark).
    Relativ wenige Aufnahmen auf Amadeo, Quadrigafon, DGG (Mozart-Requiem, Te Deum von A. Bruckner, Lieder) und auf BASF (Lieder von J. Brahms).
    [Lexikon: Pitzinger, Gertrude. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 19258 (vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 2752) (c) Verlag K.G. Saur]-


    Ein Sängerlexikon liefert Daten und Fakten; in diesem Thread hat man die Möglichkeit noch Ergänzendes hinzuzufügen:
    So kann man beispielsweise darauf aufmerksam machen, dass auch Leo Slezak in Mährisch-Schönberg, dem heutigen Krásna Horá, geboren wurde, aber der sang schon an der Wiener Hofoper, als Gertrude Pitzinger geboren wurde. Sie wurde in ein musikalisches Elternhaus hineingeboren, es war selbstverständlich, dass musiziert wurde, auch die Mutter sang. Nach eigener Darstellung sang sie 1914 Weihnachtslieder für das Rote Kreuz, da war sie also gerademal zehn Jahre alt - »Singen ist mein Leben«, sagte die 90-jährige Altistin in einem Zeitungsinterview anlässlich ihres runden Geburtstages.
    Mehr als Weihnachtslieder bot sie dann in einem Konzert in Ölmütz, dem Ort in dem sie aufgewachsen war, wo sie als 16-Jährige erstmals in einem Haydnkonzert auftrat, wie man in einer Sudetendeutschen Zeitung nachlesen kann (der Lexikontext gibt 1929 an), die berichtet, dass Gertrude Pitzinger 1957 der Sudetendeutsche Kulturpreis verliehen wird.
    Gertrude Pitzinger war keine Opernsängerin, sondern eine exzellente Lieder- und Oratoriensängerin. Selbsterkennend sagte sie einmal:
    »Mein Alt ist für die Oper zu klein. Und ich mochte die komischen Alt-Rollen nicht. Außerdem war der Zugang zur Dichtung ein Grund für meine Beschäftigung mit dem Lied.«
    Zwischen ihrem Studienabschluss und Hitlers "Machtübernahme" 1933 gab sie im damaligen Schlesien und Mähren 200 Liederabende und wagte von hier aus dann den Sprung in die Kulturmetropole Berlin, wo sie mit Michael Raucheisen (Siehe Beitrag 100) große Triumphe feierte, die dann zur Folge hatten, dass man sie schon 1934 bei den Salzburger Festspielen hörte.
    Ein weiterer Höhepunkt war für sie die musikalische Teilnahme bei den Krönungsfeierlichkeiten für König Georg VI. in London, wo sie unter Furtwängler die Altpartie in Beethovens Neunter Sinfonie sang. Ein Jahr später folgte die damals noch weite Reise nach Amerika, wo sie ihr Debüt in der New Yorker Carnegie Hall gab. Der Kriegsausbruch verhinderte schließlich einen Vertrag für die Saison 1939/40. Aber auch in Kriegszeiten wurde fleißig weitergesungen.
    »Während des Krieges war es nötig zu singen«, erinnert sich die Sängerin zurück, »denn die Menschen brauchten etwas für die Seele. Sie waren damals ungeheuer kulturhungrig. Wenn der Alarm plötzlich losbrach und wir Künstler nicht mehr mit der Bahn nach Hause oder ins Hotel konnten, waren wir schon glücklich, unsere Stimme noch zu haben.«
    1943 entstanden viele Liedaufnahmen mit Michael Raucheisen. In der Nachkriegszeit findet man zahlreiche Hinweise in Form von Plakaten, Konzertprogrammen und Eintrittskarten, die auf öffentliche Konzertauftritte in vielfältiger Form hinweisen. Da waren zum Beispiel Liederabende in Jena, die Bachwoche in Ansbach und 1952 hört man Gertrude Pitzinger wieder in Salzburg. Als Ende September 1954 der Große Sendesaal des Hessischen Rundfunks mit der 9. Sinfonie von Beethoven unter der Leitung von Karl Böhm eröffnet wird, ist ihr Alt auch hier gefragt und sie singt neben der Sopranistin Theresa Stich-Randall, dem Tenor Karl Friedrich und dem Bassisten Gottlob Frick.
    Danach klingt ihre Karriere als Konzertsängerin langsam aus und sie wendet sich pädagogischen Aufgaben zu - man erinnert sich, dass sie ja ursprünglich zur Volksschullehrerin ausgebildet wurde. Aber man darf wohl davon ausgehen, dass sie an den Musikhochschulen in Hannover, wo sie 1956 eine Meisterklasse hatte, und Frankfurt, wo sie ab 1960 als Professorin lehrte, eher ihre überreiche Erfahrung als erstklassige Konzertsängerin an die Studierenden weitergab. Es sind heutzutage noch einige aktive Sängerinnen unterwegs, die in ihrer Vita stolz darauf hinweisen, dass sie bei Frau Prof. Pfitzinger studiert haben. An der Hochschule in Frankfurt/Main nahm sie 1973 ihren Abschied und ging in den wohlverdienten Ruhestand.
    Die »Frankfurter Allgemeine« brachte die Todesmeldung mit der Überschrift »Eine Größe der fünfziger Jahre« erst am 14. Oktober 1997 und teilte dazu mit, dass Gertrude Pitzinger testamentarisch verfügt hatte, dass ihr Tod erst heute bekanntgegeben werden darf. Sie starb bereits am 15. September 1997.
    Nicht lange vor Ihrem Tod saß sie mit Freunden zusammen und es wurden Gedichte rezitiert und die entsprechenden alten Aufnahmen dazu herausgesucht und gehört. Am Ende dieses Zusammenseins sagte Frau Pfitzinger zufrieden: »Ich habe gelebt, um diese Lieder zu singen.«


    Ihr Urnengrab befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt/Main.
    Vom Haupteingang geht man auf dem Ehrenmalweg etwa fünf Minuten bis zum querenden Baumhaselweg, wo man links abbiegt, dann orientiert man sich an dem Schild Marbachweg / Gießener Str. Auf einem Stein am Wegesrand findet sich der Hinweis VI URNEN ABT.


    In dem Begleitheft der Lieder-Box von Michael Raucheisen werden »Herausragende Sängerinnen und Sänger der Raucheisen-Edition« mit einer kurzen Vita vorgestellt, aber Gertrude Pitzinger wird hier erstaunlicherweise nicht erwähnt. Hier eine Auflistung der Stücke, die von dieser Künstlerin in der Raucheisen-Edition gesungen werden:
    1+2 Carl Loewe
    Die Elfenkönigin, op. 9 Nr. 5
    Die Wandelnde Glocke, op. 20 Nr. 3
    Szene aus Faust, aus Sechs Lieder, Nr. 1


    5+6 Carl Loewe
    Kleiner Haushalt, op. 71
    Beim Maitrank


    9+10 Carl Loewe
    Der Hirt auf der Brücke op. 130 Nr. 4
    Das Blümelein


    17+18 Johannes Brahms
    Zigeunerlieder op. 103 Nr. 1-7, 11
    Och Moder, ich well en Ding han op. 107 Nr. 33
    Agnes op. 59 Nr. 5
    Heimweh II op. 68 Nr. 8
    Sommerabend op. 84 Nr. 1
    Herbstgefühl op. 48 Nr. 7


    17+18 Franz Liszt
    Der Hirt
    Die Fischerstochter


    29+30 Peter Cornelius
    Abendgefühl I


    43+44 Franz Schubert
    Der Morgenkuss / D 264
    Der Flug der Zeit / D 515
    Der Fischer / D 225
    Der Alpenjäger / D 588
    Jäger, ruhe von der Jagd / D 838


    47+48 Heinrich Marschner
    Der Kuss op. 115 Nr. 2


    63+64 Robert Schumann
    Liebeslied op. 51 Nr. 5

  • Im thread von bachiania findet sich urplötzlich ein Eintrag unseres hochverehrten Helmut Hofmann: "wie angenehm ist es hier..." Das empfinde ich auch in diesem Thema so, wobei ich jetzt beschlossen habe, das regelmäßiger zu lesen und auch zurückzuverfolgen. Text und Bilder stellen eine so schöne Einheit her, man erlebt die Sänger nicht nur als Künstler, sondern auch als Menschen. Dieser thread ist einer von denen, die den "Mehrwert" des Forums ausmachen. Am anderen, heiteren Ende, liegt Seicento...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Interviebanner 1 Gelbe Rose
  • Zitat

    dr. pingel: Dieser thread ist einer von denen, die den "Mehrwert" des Forums ausmachen.


    Hier bin ich mal wieder Deiner Meinung. Ich lese hier in diesem Thread sehr gerne und es werden auch Erinnerungen an große Künstler vergangener Tage wach. Und welche Mühe macht sich damit unser Mietglied hart! :thumbup:

    W.S.

  • Gut, lieber dr. pingel und lieber Wolfgang, dass ihr auf den Wert für das Forum verweist, die diese Beiträge von hart haben. Das Maß an Arbeit, das da aufgewendet wird, lässt einen staunen und im Geist achtungsvoll den Hut ziehen.
    Der Wert dieser Arbeit besteht aus meiner Sicht vor allem darin, dass einmal ins Bewusstsein gerufen wird, welche Menschen und Künstler hinter der Musik stehen, von der wir hier permanent reden und über die wir schreiben. Sie ist ja nicht per se vorhanden, sie muss in die Welt gebracht werden durch eine künstlerische Leistung. Und dahinter stehen Menschen, die es eben deshalb in ganz besonderer Weise verdient haben, dass man ihrer gedenkt.

  • Zitat

    Der Wert dieser Arbeit besteht aus meiner Sicht vor allem darin, dass einmal ins Bewusstsein gerufen wird, welche Menschen und Künstler hinter der Musik stehen, von der wir hier permanent reden und über die wir schreiben. Sie ist ja nicht per se vorhanden, sie muss in die Welt gebracht werden durch eine künstlerische Leistung. Und dahinter stehen Menschen, die es eben deshalb in ganz besonderer Weise verdient haben, dass man ihrer gedenkt.


    Lieber Helmut!


    Das hast Du wunderbar gesagt. Schade, daß wir musikalisch nicht genau die gleiche Wellenlänge haben. :S

    W.S.

  • Auch ich möchte Helmut beipflichten: harts Beiträge lese ich schon seit langer Zeit mit - und lerne manches dazu, was man nur mit Durchstöbern mehrerer Bücher erfahren kann. Falls man sie denn hat. Die Informationen werden durch die - wie ich vermute - eigenen Fotografien sogar noch erweitert. Das hat was und lässt mich aus Überzeugung Dank sagen.


    Hoffentlich kommt hart noch viel herum - ich warte immer auf einen neuen Bild-Bericht...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Zitat

    Grab von MICHAEL RAUCHEISEN und MARIA IVOGRÜN

    in Rain in der Schweiz befindet sich auf dem Städtischen Friedhof das Doppelgrab zweier großer Musikerpersönlichkeiten: Das des Pianisten MICHAEL RAUCHEISEN und seiner Frau MARIA IVOGRÜN.


    Michael RAUCHEISEN wurde am 10. 02. 1889 in Rain/Lech geboren und wurde zunächst u. a. von Felix Mottl als Geiger und Bratscher ausgebildet. 1907 - 1911 war er Violinist und Bratscher im Münchner Hoforchester, gleichzeitig auch Kirchenorganist. 1912 - 1920 leitete er die musikalischen Morgenaufführungen im Münchner Volkstheater, wo er auch erstmals als Pianist auftrat.
    1920 siedelte er nach Berlin über, wo er sich rasch als Konzertpianist und Kammermusiker einen Namen machte und schon bald als der beste deutsche Klavierbegleiter seiner Zeit galt . Mit SIGRID ONEGIN, MARIA IVOGRÜN und FRITZ kREISLER unternahm er von 1922 - 1930 zahlreiche Konzertreisen. Er wurde zu einem gesuchten Klavierbegleiter der berühmtesten Gesangsgrößen seiner Zeit, u. a auch von ERNA BERGER, RITA STREICH, ELISABETH SCHWARZKOPF, TIANA LEMNITZ, MARIA MÜLLER, HEINRICH SCHLUSNUS, JULIUS PATZAK, HANS HOTTER, PETER ANDERS, RUDOLF BOCKELMANN. Von 1940 - 1945 war er künstlerischer Leiter der Abteilungen Lied und Kammermusik am Reichssender Berlin. Nach dem 2. Weltkrieg setzte er ab 1950 seine Karriere als Pianist, Liedbegleiter und als Musikpädagoge an der BERLINER MUSIKHOCHSCHULE fort. Man rühmte an seinem Spiel als Liedbegleiter vor allem seine große Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Sängerpersönlichkeiten, wie auch die Eleganz und Farbigkeit seines Spiels. Als erster führte er die Begleitung mit offenem Flügel ein, um einen besseren Klangaustausch zwischen Stimme und Instrument zu erzielen. 1958 zog er sich ins Privatleben zurück, nachdem er zuvor noch eine sehr erfolgreiche Tournee mit ELISABETH SCHWARZKOPF absolviert hatte.


    MICHAEL RAUCHEISEN war in 3. Ehe mit der berühmten Sopranistin MARIA IVOGRÜN verheiratet, die er 1933 ehelichte, und mit der er bis zu seinem Tod am 27. 05. 1984 in Beatenberg/Schweiz lebte.


    MARIA IVOGRÜN, eigentlich Ilse von Günther, wurde am 18. 11. 1891 als Tochter der berühmten Sängerin IDA VON GÜNTHER in Budapest geboren. Sie wurde 1907 - 1913 an der WIENER MUSIKAKADEMIE ausgebildet. BRUNO WALTER erkannte die Qualitäten ihrer Stimme und holte sie 1913 an die MÜNCHNER OPER. Unter seiner Leitung entwickelte sie sich zu einer der wichtigsten Koloratursopranistinnen ihrer Zeit und wurde auch international gefeiert. Sie sang an der OPER VON CHICAGO, am COVENT GARDEN LONDON, an der MAILÄNDER SCALA, an der MET NEW YORK und triumphierte 1925 auf den SALZBURGER FESTSPIELEN mit der Norma. Ab 1926 sang sie bis 1933 an der STÄDTISCHEN OPER BERLIN. Zusammen mit ihrem Mann, MICHAEL RAUCHEISEN, unterrichtete sie von 1948 - 1950 an der WIENER MUSIKAKADEMIE und von 1950 - 1958 an der BERLINER MUSIKHOCHSCHULE.
    Zu ihren bekanntesten Schülerinnen zählte ELISBETH SCHWARZKOPF und RITA STREICH.


    MARIA IVOGRÜN wurde besonders als MOZART-Sängerin (Konstanze) und als Interpretin der Gilda und Mimi berühmt.
    Sie war in erster Ehe mit dem Tenor KARL ERB verheiratet (1921 - 1932), mit dem sie auch Liederabende mit berühmten Duetten gab. 1932 nahm sie Abschied von der Bühne.


    MARIA IVOGRÜN starb am 02. 10. 1987 in Beatenberg/Schweiz










  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • in Rain in der Schweiz befindet sich auf dem Städtischen Friedhof das Doppelgrab zweier großer Musikerpersönlichkeiten: Das des Pianisten MICHAEL RAUCHEISEN und seiner Frau MARIA IVOGRÜN.


    Lieber wok,
    wo stammt denn dieser Text und das Foto her? Wieso taucht denn da Rain in der Schweiz auf?
    Meine Bilder des Grabes von Michael Raucheisen und Maria Ivogün wurden in der Gemeinde Rain am Lech gemacht. Dieser Ort liegt im Bundesland Bayern (Landkreis Donau-Ries) und hat knapp 9000 Einwohner.

  • Zitat

    Lieber wok,
    wo stammt denn dieser Text und das Foto her? Wieso taucht denn da Rain in der Schweiz auf?
    Meine Bilder des Grabes von Michael Raucheisen und Maria Ivogün wurden in der Gemeinde Rain am Lech gemacht. Dieser Ort liegt im Bundesland Bayern (Landkreis Donau-Ries) und hat knapp 9000 Einwohner.

    Lieber hart,


    Das ist in der Tat ein Lapsus! Pardon! MICHAEL RAUCHEISEN und MARIA IVOGRÜN sind zwar in der Schweiz gestorben, und in der Schweiz gibt es tatsächlich auch die Gemeinde Rain, aber die Grabstätte der beiden Künstler befindet sich in Rain am Lech, dem Geburtsort von MICHAEL RAUCHEISEN. Vielleicht kann ja ein Moderator den Zusatz "in der Schweiz" eliminieren.


    Durch Deinen Hinweis habe ich nun auch Deine beiden Beiträge Nr. 100 und 101 gefunden und gelesen. Ich hatte offen gesagt gar nicht daran gedacht, daß diese beiden Künstler in diesen Thread bereits Eingang gefunden haben könnten, zumal mein Beitrag Nr. 24 zu MICHAEL RAUCHEISEN unter meinem Thread "Die bekanntesten Klavierbegleiter des Liedgesangs historischer Gesangsgrößen" keine Resonanz zeitigte. Auch spielte MARIA IVOGRÜN in unserem Forum bisher m. w. keine größere Rolle. Es tut mir leid, daß ich die beiden Künstler nun also nochmals unter dem Thread "Der Musiker Gräber" in einem Beitrag behandelte.


    Deine beiden so ausführlichen und höchst informativen Beiträge Nr. 100 und 101 habe ich mit größtem Interesse gelesen und manches Neue dazu erfahren. Zu so vielen Detailkenntnissen kann man wohl nur durch die Lektüre einer Bioiographie gelangen, die es ja über beide Künstler gibt, doch bräuchte man einfach zwei Leben, um alles zu lesen, was einen so alles interessiert.
    Mein Kompliment zu diesen Beiträgen, die wie immer von großem Wissen, Liebe zum Detail und hohem Format zeugen.


    Mich interessiert MICHAEL RAUCHEISEN nicht zuletzt deshalb sehr, weil ich diesen als Klavierbegleiter in den 50er Jahren ähnlich häufig wie HANS ALTMANN und HUBERT GIESEN im Rundfunk hörte, und mir sein Name zu einem unvergeßlichen Begriff wurde, der auch stets für höchste Qualität bürgte.


    Viele Grüße
    wok.

  • Noch ein kleiner Hinweis als Da capo zu meinem Beitrag über Maria Ivogün:
    Maria Ivogün ist nicht in Rain geboren, sondern kam am 18. November 1891 in Budapest als Maria Kempner zur Welt. Die Mutter war eine bekannte Opern- und Operettensängerin mit dem Mädchennamen Ida von Günther. Das Künstlerpseudonym kam durch die Zusammenziehung des mütterlichen Mädchennamens zustande
    »I-vo-gün«.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose