Arthur Schoonderwoerd und sein Ensemble Cristofori

  • Threads muß man pflegen - und vor allem "updaten
    Viele der verlinkten Bilder sind nicht mehr vorhanden, und auch bei den Editionen hat sich einiges geändert.
    Ausserdem dürfte Schoonderwoerd das Label endgültig gewechselt haben (??) denn alles was ich die letzten Jahre von ihm gesehen habe ist bei Accent erschienen.

    Eine erfreuliche Nachricht für alle, die sich für die vom Tamino-Forum mit mehrheitlicher Begeisterung vorgestellten Aufnahmen der Beethoven Klavierkonzerte interessiert haben, dann aber doch - auch wegen des Preises - gezögert haben - sie sich anzuschaffen: Es gibt nun eine 3 CD Box, die derzeit komplett um einen Euro weniger kostet (18.99) als ursprünglich jede einzelne der Edition (a 19.99) Ich bin begeistert von dieser Aufnahme, empfehle aber, vor einem allfälligen Kauf in die Samples hineinzuhören, da die Aufnahme herkömmliche Vorstellungen von Beethoven-Konzerten radikal über den Haufen wirft. Detaillierte subjektive Beschreibungen durch (teilweise ehemalige) Mitglieder finden sich weiter oben im Thread....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Irgendwann in den letzten Monaten hatte ich den Eindruck, es gäbe da eine Krise, denn es erschienen wenig bis keine Neuaufnahmen von Arthur Schonderwoerd. Auch die angekündigte Neuaufnahme aller Klavierkonzerte (bei Accent) kommt nur schleppend voran.
    Allerdings: Gut Ding braucht Weile. Und so ist es erfreulich nun zu sehen, daß Ende letzten Jahres - von mir völlig übersehen - eine Neuaufnahme aller Mazart-Klaviersonaten mit Arthur Schoonderwoerd herausgekommen ist. Es werden verschiedene Hammerflügel, ein Tangentenflügel und Clavichord eingesetzt.
    Besonders interessant ist der Vergleich zwischen Arthur Schoonderwoerd und Christian Bezuidenhout. Letzterer arbeitet ja derzeit auch an einer Gesamtausgabe....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eine Facette Schoonderwoerds Klavierinterpretationen auf historischen Instrumenten fand bisher keine Berücksichtigung. Der Pianist ist auch Liedbegleiter.


    Schuberts Liedzyklen "Die schöne Müllerin" sowie "Winterreise" mit dem Tenor Hans Jörg Mammel



    Einzelne Lieder Schuberts mit der Sopranistin Joganette Zomer



    Berlioz Lieder Jerome Correas



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Hallo,


    nachdem ich vor einiger Zeit ein längeres Interview mit Herrn Schoonderwoerd ind SWR2 gehört hatte war ich mit dem Gedanken schwanger mir die Klavierkonzerte von ihm zu kaufen - der hohe Preis hat mich davon abgehalten - auch weil ich einige Gesamtaufnahmen schon habe und mir der Klang heutiger Flügel eigentlich besser gefällt - aber nun habe ich doch die Hörbeispiele durchgehört - und war begeistert, das klingt so durchsichtig und beschwingt - und bei dem Preis gab es kein Halten mehr . Danke für die Rezensionen und den Tip !


    Kalli

  • Ein wenig ruhig ist es schon um Schoonderwoerld geworden, seit er von alpha wegging. Aber auch bei Alpha ist es beunruhigend ruhig (man beachte das Wortspiel) geworden.
    Vielleicht ist es aber auch nur so, daß man gewisse Veröffentlichungen einfach übersieht ?
    Denn eigentlich schreitet der in Beitrag Nr 28 abgekündigte Zyklus, zwar langsam - aber dennoch stetig voran. Das bedeutet, daß ich jetzt eine ganze Menge Nachholbedarf habe.....
    Insgesamt sind also bereits 4 CDs zu diesem Projekt aller Mozart-Klavierkonzerte erschienen, von denen ich bis dato nur die erste besitze - eine weitere läuft mit der September-Bestellung....




    Artur Schoonderwoerd verwendet in der Serie verschieden Nachbauten historischer Flügel. Die Klaviere scheinen nicht durch die Aufnahmetechnik künstlich lauter gemacht worden zu sein, sie sind leise, aber gut zu hören....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred,


    da geht es mir wie dir, nur dass ich schon die ersten beiden CDs mit KV 466, 467 und 175 besitze, wobei letzteres in der 1773er und 1782er Fassung eingespielt ist und Schoonderwoerd bei der frühen ein Cembalo verwendet.


    Interpretatorisch sind diese Aufnahmen über jeden Zweifel erhaben, das einzige was die Sache etwas trübt, ist die Aufnahmetechnik: wenn man bei den Beethoven-Konzerten das Gefühl hat, mittendrin zu sein, sitz man bei Mozart halt davor, mit der Folge dass bei annähernd gleicher Besetzung ein sinfonischerer, orchestralerer Eindruck entsteht. Das ist durchaus ok, nur gefällt halt mir diese Unmittelbarkeit der Beethoven-Konzerte besser.


    Nichtsdestotrotz hoffe ich aber, dass Schoonerwoerd diesen Zyklus fertig stellt, auf dass sich endlich zu Gardiners und Bilsons GA eine weitere bedeiutende dazugesellt, denn bei Mozarts Klavierkonzerten in HIP ist das Angebot doch recht überschaubar, gerade bei Gesamtaufnahmen.


    Ich werde mir aber auf jeden Fall in der nächsten Zeit die anderen beiden Aufnahmen auch bestellen und die ganze Sache besser im Auge haben. :)


    John Doe

  • Die Klavierkonzerte Nr. 18 und 19 (KV 456 und 459) sind jetzt bei mir eingetroffen eingetroffen und haben meine sämtlichen Erwartungen erfüllt, hinsichtlich der Aufnahmetechnik wurden diese sogar übertroffen, ist man doch als Zuhörer jetzt wieder mittendrin. Jedes einzelne Instrument ist deutlich zu vernehmen, auch der Hammerflügel, und es ist wahrhaft ein Genuss, ihrem Zusammenspiel zu lauschen.
    Einzig die in KV 459 verwendeten Pauken und Trompeten sind etwas gewöhnungsbedürftig, weil sie zu einer Änderung des Charakters dieses Konzertes führen: ist es ohne diese Stimmen ein wunderschönes galantes und charmantes Werk, ist es jetzt um eine jugendlich maskuline Dimension erweitert.


    Ich kann nur hoffen, dass Schoonderwoerd diesen Zyklus vollendet, wäre das doch dann die interessanteste um nicht zu sagen beste Einspielung der Klavierkonzerte von Mozart.


    Abschließend möchte ich Alfred noch meinen Dank dafür aussprechen, dass er diese Baustelle beobachtet und ihren Stand öffentlich gemacht hat.


    John Doe
    :jubel:

  • Ich besaß bis jetzt die Konzerte 466 und 467, habe dann aber die weiteren Veröffentlichungen "verschwitzt". Seit einigen Tagen sind meine Bestände um die hier abgebildet CD, welche die beiden Klavierkonzerte Nr 6 (KV238) und Nr 8 (KV246) enthält erweitert worden und ich muß sagen, ich finde sie überragend. Die Balace zwischen Soloinstrument und Orchester ist einfach als perfekt zu bezeichnen. Die Angabe am Cover des Booklets, es handle sich bei dem für diese Aufnahme verwendeten Instrument um einen Nachbau eines Pianoforte von Späth und Schmal (1770) dürfte indes falsch sein. Im Booklet finden wir einen kurzen, aber detaillierten Artikel, wo erklärt wird, es handle sich beim zum Einsatz kommenden Instrument um einen von William Jurgensson realisierten Nachbau eines 5 Oktaven umfassenden Tangentenflügel von anonymer Hand, wobei sich das Original im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart befindet.
    Wie auch immer, das Instrument hat einen wunderbaren Klang - und das Abhören der Aufnahme ist ein Hochgenuss.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    clck 10404

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schoonderwoerds Einspielung der 6 Beethoven Klavierkonzerte auf "alpha" war bei ihrem Erscheinen 2004/2009 - sie erschien in Form von Einververöffentlichungen vieldiskutiert und polarisierend. Teils in den Himmel gelobt, teils verrissen gab sie Gesprächsstoff für lange Zeit

    Das Tamino Klassikform war mehrheitlich ein Befürworter dieser Aufnahme wozu auch ich mich voll bekenne. Damit wir uns richtig verstehen: Es ist eine interessante Lesart durch ihre kammermusikalische Besetzung und den alten Fritz- Flügel der einen sehr charakteristischen Klang hat, eher für Kenner geeignet, als für jene die sich die Klavierkonzerte erstmals anhören oder kaufen möchten. Die Klavierkonzerte in diesen Aufnahmen vermitteln ein völlig anderes Bild der Werke, sind intimer.

    Hier in Forum war die Begeisterung so groß, daß unser damaliges Mitglied Ulli, und einige ander im Jänner 2008 sogar eine Fahrt zu einem der Konzerte organiseirten und sich von Schoonderwoerd den Flügel etc erklären lassen durften - man war sehr freundlich zur Tamino Delegation.

    Alles ist in diesem Thread dokumentiert.


    27.01.2008: Sonderfahrt zu Schoonderwoerd


    Alles hat seine Zeit. Inzwischen wurden die Aufnahmen offensichtlich gestriche - der Reiz des Neuen war vorbei

    Ich selbst habe das - wie vermutlich etliche von uns - gar nicht bemerkt, denn ich besitze ja die gesamte Seria

    Scheinbar anlässlich des Beethoven Jahres 2020 hat jpc eine exklusive Wiederauflage der ursprünglich 2014 erschienenen Gesamtbox (3 CDs) für sich anfertigen lassen

    zu einem sagenhaften Preis dem ein Beethoven Freund nur schwer widerstehen kann. Während ich seinerzeit 3 mal 19.99 Euro hinlegen musste, gibt es nun das Ganze um 15.99 Euro !! Trotzdem sollte jeder Interessent zuerst in die Tonblips hineinhören - die Geschmäcker sind verschieden....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke !


    Wer keine HIP Aversion hat sollte diese Box unbedingt haben ( oder gerade dann ? ).

    Ich meine noch ein paar Tage ist sie sogar portofrei.


    Kalli

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  • Wer keine HIP Aversion hat sollte diese Box unbedingt haben

    Dazu möchte ich noch was zur "HIP Aversion" sagen.

    Oft geht sie ja mit der Abneigung von allzu forschem schrillen oder sperrigem Klang einher. Das ist ja hie nicht gegeben, den steht schon der leise Flügel entgegen, der übrigens für die Aufnahme etwas in der Lautstärke angehoben werden musste, damit man ihn überhaupt hört.

    Was bei dieser Aufnahme verloren geht ist der "Titan" Beethoven, indes werden Zwischentöne hörbar, die ansonst völlig untergehen.

    Ich habe viel Freude mit dieser Aufnahme..


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Arthur Schoonderwoerd hat mit dem Ensemble Christofori sowie dem Gesualdo Consort Mozarts Requiem KV 626 mit nur zwei Sängern pro Vokal- und einem Spieler pro Instrumentalstimme eingespielt. Er ist sich treu gebliebenen und hat den Klang rigoros ausgedünnt. Dabei hält er sich an die Lithurgie, wie sie um 1800 im Totengottesdienst gebräuchlich war. Er setzt gergorianische Gesänge ein. Mozarts Auftraggeber stand ein kleines Ensemble zu Verfügung, ist Arthur Schoonderwoerds Begründung.



    Hoffen wir, diese CD ist nicht, Nomen est Omen, die letzte für das Label Accent und die begonnene Einspielung der mozartschen Kavierkonzerte geht weiter.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928