Heute vor 30 Jahren starb Viorica Ursuleac
Nach ihrem Münchner Engagement lebte Viorica Ursuleac in Wien, nach dem Tod ihres Mannes (1954) in Ehrwald. Später lehrte sie am Salzburger Mozarteum.
Etwas mehr als zwanzig Kilometer liegen zwischen der Innsbrucker Straße 22 im Tiroler Zugspitz-Ort Ehrwald und der Zoeppritzstraße 42 im Zugspitz-Ort Garmisch-Partenkirchen, wo Richard Strauss mehr als 40 Jahre lebte.
Ursuleacs Sängerlaufbahn war geprägt durch das Wirken für Richard Strauss; zehn der größten Frauengestalten aus seinen Opern hat sie verkörpert, der Lexikontext spricht gar von 12 tragenden Partien in Opern von Richard Strauss ...
Viorica Ursuleac war die »Meisterinterpretin« von Richard Strauss, so oder ähnlich wird das oft geschrieben, und sie hat es in »Singen für Richard Strauss« beschrieben.
Eines der bekanntesten, wenn nicht überhaupt das populärste aller Strauss-Lieder »Zueignung«, das Strauss 1885 in der Klavierfassung dem Tenor Heinrich Vogl gewidmet hat, orchestriert Strauss 55 Jahre später und widmet es »seiner« Sängerin.
Marcel Prawy hatte die Ursuleac in »Frau ohne Schatten« gehört und berichtet von einer phänomenalen Kaiserin und beschreibt das Gehörte als »strahlend weiße Gletscherstimme«.
Der Friedhof befindet sich in Ehrwald direkt bei der Kirche - das Grab findet man nahe der kleinen Kapelle, die im Hintergrund zu sehen ist
Im Großen Sängerlexikon wird das Wirken der Sängerin so beschrieben:
Ausgebildet an der Wiener Musikakademie und bei Lilli Lehmann in Berlin sowie bei Philipp Forstén und bei Beatrice Sutter-Kottlar in Frankfurt. Sie debütierte 1922 an der Kroatischen Nationaloper von Zagreb als Charlotte im »Werther« von Massenet. 1923-24 sang sie am Stadttheater von Czernowitz. 1924-26 an der Wiener Volksoper engagiert, sang sie seit 1926 an der Oper von Frankfurt a.M., an der sie auch später noch oft gastierte. Hier lernte sie den Dirigenten Clemens Krauss (1893-1954) kennen, den sie später heiratete, und der sie bei ihren Liederabenden oft am Flügel begleitete. Am 26.2.1926 wirkte sie in Frankfurt a.M. in der Uraufführung der Oper »Die zehn Küsse« von Bernhard Sekles mit. 1926 sang sie am Staatstheater Wiesbaden in der Uraufführung der Oper »Der Diktator« von E. Krenek. Über die Staatsoper von Dresden, der sie in der Spielzeit 1930-31 angehörte, kam die Sängerin 1931 an die Staatsoper von Wien, deren Mitglied sie bis 1935 war. 1933-37 sang sie an der Staatsoper Berlin und wurde 1937, zusammen mit ihrem Gatten, an die Bayerische Staatsoper in München verpflichtet. Regelmäßig gastierte sie in der Folgezeit an den Staatsopern von Wien und Berlin. Fast alljährlich wirkte sie bei den Festspielen von Salzburg mit. Hier sang sie 1930-33 die Marschallin in »Rosenkavalier«, 1930-34 die Gräfin in »Figaros Hochzeit«, 1932-34 die Fiordiligi in »Così fan tutte«, 1932-33 die Kaiserin in der »Frau ohne Schatten«, 1933-34 die Titelrolle in der »Ägyptischen Helena« und 1942-43 die Arabella von Richard Strauss. 1952 trug sie dort nochmals die »Vier letzten Lieder« von R. Strauss vor. Gastspiele trugen ihr an der Mailänder Scala, an der Londoner Covent Garden Oper (1934 als Desdemona in Verdis »Othello«), an den Opern von Rom und Brüssel, in Amsterdam, Budapest und Leipzig große Erfolge ein. 1934 sang sie an der Covent Garden Oper in der Premiere von Weinbergers »Schwanda, der Dudelsackpfeifer« und die Titelpartie in der englischen Erstaufführung der Richard Strauss-Oper »Arabella«. Sehr erfolgreich war sie auch bei Südamerika-Tourneen. 1938 feierte man sie an der Oper von Rom in der italienischen Erstaufführung von »Die Frau ohne Schatten« von R. Strauss, 1936 in Amsterdam als Marschallin im »Rosenkavalier«. Das Ehepaar Krauss-Ursuleac war mit dem Komponisten Richard Strauss durch eine lange Künstlerfreundschaft verbunden. Viorica Ursuleac wirkte in mehreren Uraufführungen seiner Opernwerke mit: am 1.7.1933 an der Dresdner Staatsoper in der Titelrolle von »Arabella«, am 24.7.1938 an der Münchner Staatsoper als Maria im »Friedenstag« (diese Partitur hatte der Komponist den beiden Künstlern gewidmet) und am 28.10.1942, wiederum in München, als Gräfin im »Capriccio«. Am 16.8.1944 sang sie in Salzburg die Titelpartie in »Die Liebe der Danaë« in der öffentlichen Generalprobe des Werks. Bis 1944 blieb die Sängerin an der Münchner Oper engagiert. Später wohnte sie in Wien und war noch bei Gastspielen (letztmals 1952 an der Wiener Staatsoper als Marschallin) und Konzerten zu hören; seit dem Tod ihres Gatten 1954 lebte sie zurückgezogen in Ehrwald in Tirol. Lyrisch-dramatische Sopranstimme, vor allem in den Opern von Richard Strauss und Mozart hervorgetreten. Auch als Senta im »Fliegenden Holländer«, als Sieglinde in der »Walküre«, als Freia im »Rheingold«, als Eva in den »Meistersingern« und in Verdi-Partien bekannt geworden.
Ihre Stimme ist auf Polydor und Vox (vollständiger »Rosenkavalier« und »Fliegender Holländer«) erhalten. Auf BASF erschienen Szenen aus der Uraufführung des »Capriccio« (1942) sowie eine Aufnahme der Oper »Ariadne auf Naxos« von 1935, auf DGG Szenen aus »Arabella« und aus dem »Troubadour« von Verdi, auf Preiser vollständige Oper »Figaros Hochzeit« (Salzburg, 1942), auf Myto »Arabella« (Salzburg 1942). Archivaufnahmen aus der Wiener Staatsoper bei Koch/Schwann (Ausschnitte aus dem »Rosenkavalier«, der »Ägyptischen Helena«, den »Meistersingern« und dem »Rheingold«, fast vollständige Aufnahme »Der Friedenstag« von R. Strauss).
[Nachtrag] Ursuleac, Viorica; sie sang 12 tragende Partien in Opern von Richard Strauss. Zu ihren großen Bühnenrollen zählten auch die Tosca und die Turandot in den Puccini-Opern gleichen Namens sowie die Elisabetta in Verdis »Don Carlos«. - Lit: I. Cook: Viorica Ursuleac, the First Arabella (in »Opera News«, 1954-55); S. von Scanzoni: Richard Strauss und seine Sänger (München, 1961); I. Cook & A. Frankenstein: Remembering Viorica Ursuleac (in »Opera«, 1986).
[Lexikon: Ursuleac, Viorica. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 24740 (vgl. Sängerlex. Bd. 5, S. 3554; Sängerlex. Bd. 6, S. 632) (c) Verlag K.G. Saur]