Heute vor 70 Jahren, am 27. November 1945 wurde der Sänger Klemens Slowioczek geboren - im nordmährischen Stonava beziehungsweise dem schlesischen Steinau, in einem ethnischen Konglomerat aus Böhmen, Mähren, Slowaken, Deutschen und Polen, unweit der Gegend, wo auch der große Opernkomponist Leoš Janáček geboren wurde.
Slowioczek selbst bezeichnet sich als „Schlesier“ (aus dem auch nach den Schlesischen Kriegen bei Österreich verbliebenen südschlesischen Zipfel), der mehrsprachig aufgewachsen ist, dann jahrzehntelang in Deutschland (zuerst in der DDR, dann in der gesamtdeutschen Bundesrepublik) lebte und arbeitete, seinen tschechischen Pass (mit der dort eingetragenen Nationalität „polnisch“!) jedoch immer behalten hat. Seinen Nachnamen kann man am besten mit „kleiner Slowake“ ins Deutsche übersetzen.
Klemens Slowioczek studierte Violine und Gesang am Konservatorium in Ostrava und beendete sein Gesangsstudium schließlich mit dem „Magister Artis“ an der berühmten Janáček-Akademie in Brünn. In deren Opernstudioproduktionen sang der Bassbariton (mit großem Stimmumfang und urwüchsiger Durchschlagskraft) bereits so unterschiedlich anspruchsvolle Partien wie Rossinis Don Basilio, den Albert in „Werther“ und den Osmin. Sein eigentliches Operndebüt gab er 1969 (24-jährig) in Ostrava als Mozarts Figaro (in italienischer Sprache) mit anschließender längerer Italien-Tournee. Dem Solistenensemble des Ostrauer Theaters gehörte er bis 1974 an und sang dort bis zu 29 Opernvorstellungen pro Monat in Partien wie Papageno, Don Basilio, Biterolf und Alfio sowie viel in tschechischen Opern.
1972 gewann er den Wettbewerb „Prager Frühling“ und sang anschließend am dortigen Nationaltheater vor. Der im Zuschauerraum sitzende Walter Felsenstein engagierte ihn daraufhin als potentiellen Nachfolger für seinen großen „Landsmann“, den umwerfenden Sängerdarsteller Rudolf Asmus, an seine Komische Oper nach Berlin (wo Slowioczek am 21.4.1974 als Denisow in der Premiere von „Krieg und Frieden“ sein Hausdebüt feiern konnte).
Felsenstein wollte Slowioczek auch als Premierenbesetzung für die Titelpartie seiner letzten Inszenierung von Mozarts „Hochzeit des Figaro“, doch die kurzfristige Einberufung des Sängers zum Militär verhinderte dies. Anschließend zog Slowioczek nach Berlin und sang den Figaro in der Felsenstein-Inszenierung (der bedeutende Intendant und Regisseur war inzwischen verstorben) sowohl in Berlin als auch auf zahlreichen Gastspielreisen des Hauses noch viele Jahre lang. Bis zu seinem 60. Geburtstag im November 2005 gehörte er dem Ensemble des Hauses an, danach zog es ihn zurück in seine Heimat und er nahm eine Professur im mährischen Ostrava an, als Konzertsänger ist er noch heute aktiv.
Felsensteins Nachfolger Joachim Herz formte und prägte den sich entwickelnden Sängerdarsteller und Bauch-Menschen bei seinen Inszenierungen von „Lulu“, „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ (als Dreieinigkeitmoses) und in der Uraufführung von Georg Katzers Oper „Das Land Bum-Bum“ (als „König Doppel-b-Moll der Zweite“).
1981 ging Joachim Herz von der Komsichen Oper Berlin weg und Harry Kupfer kam, doch Slowioczek blieb eine wichtige Stütze des Ensembles. Gleich in Kupfers Antrittsinszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ war Slowioczek der Fritz Kothner, noch in der ersten Kupfer-Spielzeit auch sein Premieren-Schaunard und etwas später sein Kezal und Leporello, übernahm zudem n der Wiederaufnahme der packenden Kupfer-Inszenierung von „Boris Godunow“ den Pimen.
In Inszenierungen von Christine Mielitz dang er Partien wie Alfio, Paolo Orsini, Amtmann und Wassermann, in der „Freischütz“-Inszenierung von Günter Krämer sang er den Kaspar, in der „Barbier“-Inszenierung von Daniel Slater den Dr. Bartolo.
Zu seinen Lieblingsrollen zählten aber vor allem auch die in Offenbach-Werken: der Popolani in „Ritter Blaubart“, den er in der legendären Felsenstein-Inszenierung noch viele Jahre hindurch bis hin nach London und Japan verkörpert hat, der Mondkönig Kosmos in Jerome Savarys Inszenierung der „Reise auf den Mond“, ein besonderer Publikumserfolg, und nicht zuletzt der schräge Polizeihauptmann in Kupfers „Banditen“ – was er aus dieser kleinen Rolle für ein Ereignis machte, ist unbeschreiblich!
An der Komischen Oper Berlin sang Klemens Slowioczek (der sich bis in die 1980er Jahre offiziell Klement schreiben ließ, dann aber seinen eigentlichen Vornamen Klemens auch offiziell gebrauchte) in 31 Jahren mehr als 50 Rollen und mehr als 40 Premieren bei häufig mehr als 100 Abenden pro Spielzeit.
Als Schaunard gastierte Slowioczek auch an der Volksoper Wien, als Pizarro in Prag und als Purkrabi (Pfalzgraf) in Dvořáks „Jakobiner“ in Ostrava.
Für Klemens Slowioczek war stets nicht nur sein Sängerberuf auf der Bühne wichtig, sondern auch die Natur, das handwerkliche Arbeiten und natürlich die Familie. Mit seiner Ehefrau, der Sängerin Uta Priew, hat er eine gemeinsame Tochter.
Hier sieht man ihn in einer Fernsehproduktion des Spinn-Quartetts aus der Oper "Martha" von Flotow gemeinsam mit seiner Ehefrau Uta Priew sowie Dagmar Schellenberger und Michael Rabsilber
Zu seinem 70. Geburtstag wünsche ich dem Kammersänger, den ich an mehr als 150 Abenden auf der Bühne der Komischen Oper live erleben durfte, alles erdenklich Gute und noch viele schöne und gesunde Jahre mit Natur, Hobel und Musik.
Herzlichen Glückwunsch!!!