Zum heutigen Todestag von Joseph Haas
Das freundschaftliche Band ist auch heute noch erkennbar - die Gräber von Joseph Haas und Max Reger
Joseph Haas war ein deutscher Komponist und Musikpädagoge. Zunächst war er Lehrer, wie sein Vater. Von 1897 bis 1904 ist er an der Lehrerbildungsanstalt in Lauingen an der Donau tätig. Entscheidend war für Haas, dass er Max Reger kennen lernte. Elsa Reger, die Witwe des Komponisten, schildert das so:
»Joseph Haas kam für ein Jahr nach Leipzig; er hatte Reger schon sehr bald als Autorität erkannt; schon 1902 wurde er sein Schüler. In Leipzig knüpfte sich von neuem das Band, das später eine schöne Freundschaft umschloss.«
Andere Quellen sagen, dass die beiden 1904 von einer Münchner Musikkritikerin einander vorgestellt wurden und sich offenbar auf Anhieb verstanden. Vielleicht verstanden sie sich auch so gut, weil sie feststellten, dass sie beide an einem 19. März geboren sind.
Wie dem auch sei, dieses Band, von dem Frau Reger spricht, ist auf dem Münchner Waldfriedhof noch erkennbar, wenn man vor den beiden Gräbern steht und das Relief der Orgelpfeifen betrachtet. Nach Regers Tod half Haas der Witwe Regers wo er nur konnte.
Mit unbegabten Leuten konnte Reger wenig anfangen, aber wenn er die Leistungsfähigkeit eines Schülers erkannte, dann setzte er sich für diesen ein und versuchte mit all seiner Autorität und seinem Bekanntheitsgrad junge Karrieren anzuschieben, wie er das ja auch bei Schoeck tat. Als nun Haas seinem Lehrer zeigte, was er bisher so gearbeitet hatte, fand Reger spontan Gefallen an zwei Werken seines Schülers, nämlich op. 1 - Drei Lieder für Sopran und Klavier und op.2 - Fünf Stücke für Klavier. Fast schon etwas aggressiv und mit vielen Ausrufungszeichen schrieb Reger deswegen einen Leipziger Verlag an; und das liest sich dann so:
»Anbei ein Paket: 5 Klavierstücke und 3 Lieder von Joseph Haas (Schüler von mir!). Haas ist nach meiner Ansicht (25 Jahre) ein Musiker, dem 1. viel einfällt (viel mehr als Schillings und Thuille zusammen) und 2. sehr fleißig; der Mann lernt was! In Anbetracht der ohne jeglichen Zweifel sich in schnellem Aufwärtsgehen befindlichen Schaffenskraft des jungen Mannes und seiner ausgesprochenen Begabung kann ich Ihnen nur raten, den Sachen näherzutreten!... er hat in dem halben Jahr, seit er bei mir ist, enorm viel gelernt! Also seien Ihnen besonders die 3 Lieder aufs beste empfohlen. Lassen Sie den Haas nicht aus ihren Fingern gleiten!«
Nach dem Studium bei Reger arbeitet Haas als Kompositionslehrer am Konservatorium in Stuttgart, wo er dann zum Professor ernannt wurde.
Seit September 1921 ist Haas außerordentlicher, seit 1924 ordentlicher Professor und Leiter der Kompositionsklasse an der Akademie der Tonkunst in München; ab 1925 auch Leiter der Abteilung für Katholische Kirchenmusik.
Im Jahr 1921 gründete er zusammen mit Paul Hindemith und Heinrich Burkard die Donaueschinger internationale Kammermusikfeste für Neue Musik.
In seinem Schaffen ging er von der Kammermusik über Lieder und Chorwerke zu den großen Orchesterwerken, Oratorien und Opern. Die beiden Opern »Tobias Wunderlich« - Uraufführung 1937 in Kassel und »Die Hochzeit des Jobs«, ein volkstümliches Singspiel im Stile Lortzings, - Uraufführung 1944 in Dresden, spielen in der derzeitigen Opernlandschaft keine besondere Rolle.
Neben diesen Opernwerken komponierte Haas die Oratorien »Die heilige Elisabeth«, »Das Lebensbuch Gottes«, »Das Jahr im Lied« und »Die Seligen«, von den Liederzyklen »Gesänge an Gott« nach Gedichten von Jakob Kneip und »Unterwegs« nach Gedichten von Hermann Hesse, von den Messen die »Speyerer Domfestmesse« und die »Münchner Liebfrauenmesse« sowie von den Kammermusikwerken das Streichquartett A Dur op. 50, die Violinsonate h Moll op. 21 und die Klaviersonate a Moll op. 46, Werke, die abseits der großen Events schon noch ihre Bedeutung haben.
Insbesondere im Bereich religiöser Musik ist der Name Joseph Haas durchaus noch präsent. Sein musikalisches Schaffen war in seinem katholischen Glauben tief verwurzelt und geprägt von der Zuneigung zu seiner Heimat.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er wegen seiner Romhörigkeit kritisiert und sein Eintreten für die Neue Musik in Donaueschingen wurde auch nicht gerne gesehen. Allerdings stellte er das tonale Gefüge der Musik nicht infrage.
Nach 1945 konnte Haas nicht an eigenes Komponieren denken, denn in dieser schweren Notzeit war eher Organisationstalent gefragt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Akademie der Tonkunst völlig zerstört. Das Lehrpersonal war entweder nicht mehr verfügbar oder politisch belastet. In dieser Zeit wurde Joseph Haas damit beauftragt, die Staatliche Hochschule für Musik aufzubauen. Er war als Komponist anerkannt, politisch unbelastet und vielleicht der Einzige aus dem Lehrkörper, der bereit war, diese schwere Aufgabe unter diesen Umständen zu übernehmen. Obwohl er bereits an der Pensionsgrenze stand, musste er ein Höchstmaß an Improvisationskunst und Organisationstalent entwickeln. Zunächst mussten Unterrichtsräume gesucht werden. Man durfte zwar in die Villa Stuck einziehen, es waren da aber keine Instrumente vorhanden. Im Winter gab es kein Heizmaterial, so dass Studenten und Professoren Kohlen und Briketts zum Unterricht mitbringen mussten. Jede Einzelheit musste beim Kultusministerium beantragt werden, das aber auch wenig Geld hatte. Haas stellte seine ganze Arbeitskraft dieser Aufgabe zur Verfügung. Während dieser Zeit von 1946 bis1950 entstanden daher keine neuen Kompositionen.
Joseph Haas hat nicht für den Glanz der Konzertsäle komponiert, sondern für Haus und Kirche und für Laienchöre. Man nennt ihn deshalb einen Meister der kleinen Form und mitunter wird er auch als der »Spitzweg der deutschen Musik« bezeichnet.
Sein pädagogisches Wirken war sehr segensreich, denn er hat bedeutende Komponisten und Dirigenten wie zum Beispiel Karl Amadeus Hartmann, Eugen Jochum und Wolfgang Sawallisch ausgebildet.
Zur Sinngebung in der Musik sagte er einmal: »Die Musik soll erfreuen, nicht beleidigen; sie soll erschüttern, nicht zerschmettern; sie soll veredeln, nicht banalisieren.«
Erst als er nach 1950 seiner Dienstgeschäfte ledig war, entstanden noch einige größere Werke; zehn Jahre später, am 30. März 1960, starb Joseph Haas über der Reinschrift zur Hymne für den Eucharistischen Weltkongress in München.
Am 2. April wurde er in einem Ehrengrab der Stadt München auf dem Waldfriedhof beigesetzt
Praktischer Hinweis:
Vom Haupteingang an der Fürstenrieder Straße 288 geht man etwa 400 Meter den Hauptweg entlang und findet links die beiden sich ähnelnden Gräber - über das Grab von Max Reger wurde im Beitrag Nr. 250 geschrieben.