Eichhörnchen in der Musik

  • Wir bleiben im Bereich des Barock. Andreas Scholl hat mit einem feinen kleinen Ensemble eine Sammlung mit deutschen Barockliedern des 18. Jahrhunderts vorgelegt.



    Seine Schwester Elisabeth, selbst eine sehr gute Sopranistin, hat dazu einen informativen Einführungstext verfasst, dem man entnehmen kann, wie viele barocke Eichhörnchen damals schon unterwegs waren: Gottlieb Staden, Heinrich Albert (das ist der mit der Kürbishütte), Andreas Hammerschmidt, Adam Krieger, Johann Philipp Krieger, Johann Valentin Rathgebers "Augsburger Tafelkonfekt" und "Die singende Muße an der Pleiße" von Sperontes. Die letzten Sammlungen sind die "Neue Oden und Lieder" von Valentin Görner und die "Oden" von Telemann (1741).
    (Auf die parallele Sammlung von Annette Dasch komme ich noch zu sprechen).

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Die via crucis ist in der katholischen Kirche ein alter Topos, besonders in der Bildhauerei mit den einzelnen Stationen eines realen Pilgerweges, oder aber in der Musik. Schon seit dem Mittelalter gab es besonders zwei Arten von Mysterienspielen, neben dem Kreuzweg war das das Spiel zwischen Leben und Tod, Seele und Körper, Himmel und Hölle. Beispielhaft ist das vertreten durch Emilio de Cavalieris "Rappresentazione di anima e di corpo" bis hin zum jährlichen "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal. Auch die via crucis hat eine lange Geschichte, so gehört ja der "Messias" von Händel durchaus dazu.
    Einen solchen musikalischen Kreuzweg hat auch Christina Pluhar mit ihrem Ensemble versucht, er heißt "Via Crucis".



    Bei dieser CD ist alles sorgfältig gestaltet. Im musikalischen Bereich haben wir neben "L´Arpeggiata" Nuria Rial und Philippe Jaroussky, dazu richtige Volkssänger wie ein neapolitanischer Tenor oder die korsische Gruppe "Barbara Furtuna", deren korsische Gesänge besonders eindrucksvoll sind. Eine ähnliche Kreuzwegmusik habe ich einmal während der berühmten Karfreitagsprozession von Cordoba erlebt, bei der junge Knaben mit durchdringender Stimme Lamenti anstimmten.
    Das booklet ist besonders gut gemacht, vom Layout bis hin zur Qualität der Texte.
    Der Ablauf hier beginnt mit einem Weihnachtsteil, also mit Wiegenliedern für das Jesuskind. Zentrum dieser CD sind zwei Stabat mater, ein korsisches und eins von Felice Sances (1600-1679). Den Schluss bildet neben einem neapolitanischen Lied die anonyme "Ciacona di Paradiso e dell´inferno". Auf der neuen DVD mit der Geschichte von "L´Arpeggiata" ist dieses Stück auch drauf, in einer ganz humorvollen Interpretation. Das Stück beruht auf dem Wechsel von der Beschreibung des Paradieses und der Hölle. Das Paradies singt Philippe Jaroussky, die Hölle: hier setzen plötzlich zur Überraschung aller zwei Instrumentalisten ein, die singen. Sie singen gut, wenn auch mit ungeschulten Stimmen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Bei der Restaurierung der schwarzen a......-Löcher bin ich auf diesen Thread-Titel gestossen, der mein Interesse geweckt hat.


    Eichhörnchen in der Musik


    Selbstverständlich ist nicht das flinke Tier gemeint, sondern die Eigenschaft des Sammelns von Musik-Titeln und damit verbunden, die Herausgabe von Kompendien.


    Ein Super-"Eichhörnchen" wurde nicht genannt. Vor der Erfindung des Internets war ein dickes Buch für jeden Schallplatten- und CD-Sammler unerlässlich:


    Der Bielefelder-Katalog. Es gab ihn jeweils für die Sparten Klassik und Jazz. Die Bände erschienen jährlich, waren in kleinster Schrift gedruckt und hatten die Seitenzahl eines Telefonbuches. Penibel waren die im Handel erhältlichen Tonträger mit Bestellnummer und discographischen Angaben aufgeführt.


    Es gibt ihn immer noch. In diesem Jahr ist es 69 Jahre her, seit er erstmals erschien. Allerdings zeitgemäss in einer Online Ausgabe als frei zugängliche Datenbank.


    http://www.bielefelderkataloge.de

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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    Das waren noch Zeiten......:hahahaha: ....man beachte MusiCassetten !^^

    Aber man hat sich jedes Jahr darauf gefreut! :thumbup:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)