Das Chicago Symphony Orchestra in Referenzaufnahmen

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    ...
    Ist Andreae nicht Mono?
    Das dürfte eben doch viele abschrecken, mich eingeschlossen, zumal bei dem sehr stolzen Preis für die "Neune". ;)


    Ja. Zwar für 1953 und Mitschnitt sehr ordentliche Klangqualität, aber dennoch ohne Frage historischer Klang. Aber was hilft's? Als Zyklus ist Andreae kaum zu toppen. Ich habe einmal eine umfangreiche Empfehlung der besten Einspielungen von Bruckner-Symphonien gelesen. Bei sechs oder sieben Symphonien war Andreae in der Liste der empfohlenen Aufnahmen. Wenn ich mich recht erinnere, schaffte es sonst kein anderer Dirigent mehr als dreimal! Schon witzig, dass diese Aufnahmen in den USA wesentlich leichter erhältlich sind als in Good Old Europe...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Momentan ist eine schöne Mini-Box mit dem Dirigenten Carlo Maria Giulini für kleines Geld erhältlich.
    Und das sind auch Referenzaufnahmen bei (nicht alle sind Referenz, aber …)



    Britten: Serenade op. 31 für Tenor, Horn, Streicher
    Dvorak: Symphonien Nr. 8 & 9
    Mahler: Symphonie Nr. 9
    Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung
    Prokofieff: Symphonie Nr. 1
    Schubert: Symphonien Nr. 4, 8, 9


    Robert Tear, Dale Clevenger, Chicago SO, Carlo Maria Giulini
    Label:
    DGG. ADD, 1969-1978

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)


  • Noch preiswerter bei amazon.co.uk; ich konnte auch nicht widerstehen. Die 9. von Mahler und die Schubert und Dvorak-Sinfonien haben alle einen sehr guten Ruf; schade, dass Dvorak 7 nicht eingespielt wurde.
    Die andere Box mit den LA-Aufnahmen ist auch recht preiswert (auf die werde ich aber wohl verzichten), hier jedoch OffTopic.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • R-7748458-1447965854-8631.jpeg.jpg


    Ich halte die heute hereingekommene und natürlich sofort gehörte Symphonie Nr. 3 d-moll von Gustav Mahler in der Aufnahme vom November 1982 mit Sir Georg Solti für eine Referenzaufnahme wegen des exzellenten Klangs, der ungeheuren Transparenz, der vollen Auslotung des dynamischen Spektrums, der fabelhaften Spielleistung des Orchesters mit seinen warmen Streichern, dem hervorragenden Blech, vor allem den Hörnern und den Trompeten, aber auch den satten Posaunen, den tollen Pauken, (lieber Accuphan!), der sehr guten und textverständlichen Solistin, nicht zuletzt des fesselnden Dirigats Sir Georgs mit dem schönsten und ergreifendsten Schlusshymnus, den ich je auf CD gehört habe. Nur einmal war ich genauso ergriffen, und das war im Frühjahr beim Live Conzert Sir Simon Rattles in Berlin.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das Chicago Symphony Orchestra ist spätestens seit der Ära von Fritz Reiner (1953-1963, ab 1962 nur noch als musikalischer Berater) definitiv eines der weltbesten Orchester. Nach übereinstimmender Meinung konnte es diesen Status bis heute halten, was zumindest bei einigen der ehemaligen "Big Five" eher fragwürdig ist (besonders Cleveland und Philadelphia). Zwar ist Reiner ohne Frage der Schöpfer dessen, was man heute als CSO kennt, allerdings ist die lange Amtszeit von Frederick Stock (1905-1942) nicht zu unterschätzen, auch wenn der diskographisch kaum repräsentiert ist. Das Jahrzehnt zwischen Stock und Reiner sah drei Musikdirektoren, die insgesamt auch aufgrund der Kürze ihres Wirkens keine großen Spuren hinterließen: Den Belgier Désiré Defauw (1943-1947), den Polen Artur Rodziński (1947-1948) und den Tschechen Rafael Kubelík (1950-1953). Hier trat schon etwas zutage, was in Chicago oft zum Scheitern der Chefdirigenten führte: Die Macht der Presse. Die berüchtigte Musikkritikerin Claudia Cassidy (1899-1996) steht im Rufe, sowohl Kubelík als auch Jean Martinon (1963-1968) zu Fall gebracht zu haben. Hört man sich heute unvoreingenommen die Tondokumente aus der Ära Martinon an, so kann man sich nur an den Kopf fassen ob solcher ungerechtfertigter Verrisse. Nach dem Interim unter Irwin Hoffman (1968-1969) kam Sir Georg Solti (1969-1991) als eine Art Erlöser und etablierte das CSO dann auch diskographisch über die Maßen. Dass er, wie er selbst behauptete, das Orchester überhaupt zur Weltklasse geführt hätte, darf aus heutiger Sicht belächelt werden. Nicht zuletzt auf Initiative des langjährigen Präsidenten des CSO Henry Fogel (1985-2003) wurde Daniel Barenboim (1991-2006) Soltis Nachfolger als Musikdirektor. Nach dessen Abgang wollte das Orchester Bernard Haitink dazu küren, der nahm aus Altersgründen jedoch nur den Titel eines Ersten Dirigenten an (2006-2010). Mit Riccardo Muti (seit 2010) hat man wieder einen der großen Namen als Musikdirektor an der Spitze. Sein Kontrakt läuft 2020 aus, so dass bald mit der Nominierung eines Nachfolgers zu rechnen ist (Muti selbst wurde im Mai 2008 gewählt, insofern wäre 2018 denkbar).


    Ich persönlich finde ja gerade oft die Gastdirigenten in Chicago am interessantesten. Das geht von Carlo Maria Giulini über Claudio Abbado und Pierre Boulez bis zu Günter Wand und Takashi Asahina. Hier entstanden einige Aufnahmen, die durchaus einen Referenzstatus beanspruchen können.


    R-12551682-1537463651-9286.jpeg.jpg


    71dseGxCjyL._SL300_.jpg


    Günter Wands spätes Amerika-Debüt erfolgte 1989 beim CSO mit einem akribisch geprobten Standardprogramm aus Schuberts "Unvollendeter" und Brahms' Erster. Letztere wurde bei RCA herausgebracht.



    Ich bin kein großer Fan von Bernard Haitink, aber diese Aufnahme der 3. Symphonie von Mahler aus dem Jahr 2006 ist, was orchestrale Brillanz anbelangt, schwer zu überbieten. Klangtechnisch auch oberste Liga.




    Stellvertretend für die leider nur recht kurze Ära von Jean Martinon steht seine hervorragende Einspielung der 4. Symphonie von Nielsen aus dem Jahre 1966. Die Gesamtbox enthält scheinbar ein neues Remastering. Enthalten sind noch weitere Schätze, meist eher ausgefallenes Repertoire.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Also, Deine Begeisterung für die Erste Brahms unter Günter Wand mit dem CSO kann ich nicht so recht nachvollziehen. Natürlich ist es eine gute bis sehr gute Aufnahme, aber sie ist mir dann doch zu solide und holzschnittartig geraten. Eine Sternstunde ist das nicht unbedingt. Da ist mir seine Liveaufnahme mit dem NDRSO aus Köln (Profil) wesentlich lieber, zumal er hier wirklich etwas riskiert und das Orchester voll mitzieht.


    Der derzeitige CSO-Chef Riccardo Muti hat übrigens auch schon mindestens zwei Referenzaufnahmen hinterlassen: