Was ist dran an Karajan? - Versuch einer Analyse

  • Vermutlich hätte Karajan als damaliger Exklusivkünstler der DG diese Produktion schon bekommen, wenn er sie wirklich gewollt hätte.


    Lieber Joseph II., dieser "Tannhäuser" ist ja um die ersten Osterfestspiele von Karajan in Salzburg herum produziert worden. Für mich ist es undenkbar, dass der Dirigent noch einmal in ein Opernstudio gegangen wäre, um sich von anderen Produzenten Vorschriften machen zu lassen. Darüber war er hinaus. Die Dresdener "Meistersinger", die später entstanden, waren bekanntlich ein anderer, ganz spezieller Fall.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Tja, wer weiß, ob und wie weit Konwitschnys Wagner-Zyklus vielleicht noch fortgesetzt worden wäre


    Zumindest war der "Tristan" schon bis hin zu den Aufnahmesitzungen geplant. Das hat mir vor vielen Jahren mal die DDR-Plattenfirma ETERNA brieflich mitgeteilt. Der Tristan sollte Ernst Gruber, die Isolde Hanne-Lore Kuhse sein. Schade, dass diese Produktion durch Konwitschnys plötzlichen Tod nicht zustande kam. :(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zumindest war der "Tristan" schon bis hin zu den Aufnahmesitzungen geplant. Das hat mir vor vielen Jahren mal die DDR-Plattenfirma ETERNA brieflich mitgeteilt. Der Tristan sollte Ernst Gruber, die Isolde Hanne-Lore Kuhse sein. Schade, dass diese Produktion durch Konwitschnys plötzlichen Tod nicht zustande kam. :(

    Vielleicht wäre das auch eine Referenz-Aufnahme geworden, das kann man nicht wissen, auf alle Fälle aber wären Gruber und Kuhse heute wesentlich bekannter.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Danke, dass Du mich auf die falsche Schreibweise der Kuhse aufmerksam gemacht hast. Ist erledigt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • mit Gottlob Frick, Dietrich Fischer-Dieskau und Fritz Wunderlich gab es noch eine andere Wagner-Oper, die unter Franz Konwitschny m. E. diesen Rang innehatte


    Lieber Willi,


    ganz recht, aber da ja vornehmlich über Karajans nicht existierenden "Tannhäuser" diskutiert wurde (den Wiener Mitschnitt lassen wir mal außen vor), habe ich den HOLLÄNDER nicht erwähnt, der sich in dieser Aufmachung in meiner Sammlung befindet:



    Die Besetzung ist ähnlich opulent wie in Konwitschnys TANNHÄUSER-Aufnahme und hat ebenfalls zwei Schwachpunkte, nämlich Marianne Schech als Senta und Rudolf Schock als Erik, wobei letzterer nicht sonderlich ins Gewicht fällt, weil er keine Hauptrolle zu singen hat.
    Ansonsten ist die Aufnahme sowohl klangtechnisch als auch in künstlerischen Belangen hervorragend. Sie wurde, wie der "Tannhäuser", 1960 in der West-Berliner Grunewaldkirche produziert. Chor und Orchester der Staatsoper Unter den Linden (Ost) sind in glänzender Form, und Konwitschny zeigt wiederum sein überragendes Geschick und Können als Wagner-Interpret.


    Wenn, wie Rheingold1876 zu berichten weiß, weitere Wagner-Opern mit Konwitschny geplant waren, so hätten sie wohl, vom frühen Tod des Dirigenten (1962) abgesehen, wohl kaum noch in dieser Konstellation verwirklicht werden können, weil der Bau der Mauer 1961 eine weitere Zusammenarbeit westlicher und DDR-Künstler unmöglich gemacht hätte.


    Hier nun kann man aber, im Gegensatz zum "Tannhäuser", einen direkten Vergleich mit Karajan anstellen, der zwischen 1981 und 1983 (teils in Berlin, teils in Salzburg) einen HOLLÄNDER im Studio produziert hat, und zwar mit dem Chor der Deutschen Oper Berlin und den Berliner Philharmonikern. Und dieser Vergleich fällt nun IMO in praktisch allen Belangen zugunsten von Konwitschny aus, der vor allem die besseren Sänger zur Verfügung hatte. Einzig Kurt Moll kann sich ernsthaft mit Gottlob Frick messen, während José van Dam als Holländer ziemlich blaß bleibt, und über den Erik von Peter Hofmann breitet man besser den Mantel des Schweigens. Da hat sogar Schock eindeutig die besseren Karten und auch mehr Routine. Thomas Mosers Steuermann ist nicht zu beanstanden, hat aber gegen Wunderlich einen schweren Stand, und Dunja Vejzovic halte ich für eine ziemliche Fehlbesetzung.


    Karajan selbst liefert natürlich, wie nicht anders zu erwarten, eine "runde Leistung" ab, hat aber nach meinem Empfinden keine so enge Beziehung zu diesem Werk wie sein Konkurrent Konwitschny. Manches klingt ein bisschen obenhin, anderes wieder zu sehr "detailverliebt", und die Klangtechnik war bei dieser Aufnahme auch nicht gerade die beste. Das klingt alles ein bisschen entfernt und z.T. sogar verwaschen. Das mag möglicherweise auch an der Überspielung liegen.


    Ich würde jedenfalls Konwitschnys überragende Aufnahme nicht gegen die Karajan-Produktion tauschen wollen, deren Aufzeichnung schon in seine Spätzeit fällt und viele der Schwachstellen aufzuweisen hat, die die meisten seiner Aufnahmen der 80er Jahre beeinträchtigen. Und was die Sängerschar angeht, so mußte er damals schon so manches akzeptieren, was er in seiner Glanzzeit ganz sicher nicht goutiert hätte. Für mich ist das Ergebnis eindeutig: 2 : 1 für Konwitschny!


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Rudolf Schock als Erik, wobei letzterer nicht sonderlich ins Gewicht fällt, weil er keine Hauptrolle zu singen hat.


    Erik keine Hauptrolle, lieber nemorino? Das ist wohl ein Gerücht. Er fehlt im 1. Akt, das ist richtig, aber im 2. und 3. Akt ist er sehr präsent (Traumerzählung, Arie "willst jenes Tages Du Dich nicht mehr erinnern", dazu Dialoge mit Senta mit dem Versuch, sie von ihrem Gespensterwahn abzubringen). Erik hat schon zu tun. Nebenrolle ist eher der Steuermann und Mary, aber nicht der unglückliche und ungeliebte Erik.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Erik hat schon zu tun.


    Lieber La Roche,


    das wollte ich auch gar nicht bestreiten, aber für mich ist dieser Erik im Gesamtgeschehen eigentlich eine entbehrliche Figur. Sicher, das Duett mit Senta ist ganz hübsch, und die Traumerzählung ebenfalls. Aber man würde den Erik, was die eigentliche Handlung der Oper angeht, nicht sonderlich vermissen. Das gilt natürlich auch für den Steuermann und die Mary, die noch weniger als Erik zu singen haben. Doch auf das Lied des Steuermanns im 1. Akt würde ich weniger gern verzichten als auf Eriks Traumgeschichte (zumal wenn ein Fritz Wunderlich es vortragen darf!).


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Eigentlich wollten wir ja hier nicht über Sänger, sondern über die Frage reden, was "an Karajan dran sei", wobei es dabei ja um die musikalischen Ergebnisse des Dirigenten gehen sollte.



    Auf Spotify habe ich eine Furtwängler-Aufnahme der Tannhäuser-Ouvertüre gehört (Live-Recordings 1944 - 1953) und sie mit der von mir so empfohlenen Karajan-Aufnahme (Wagner Karajan) verglichen.



    In meinen Ohren klingt schon der bei Furtwängler doch eher bald zerschnittene Anfang mit den Bläsern reichlich unkultiviert und irgendwie etwas ärmlich. Wenn die besser spielenden Celli kommen, scheint ein anderer Teil des Stückes anzufangen. Die Celli übernehmen vom Tonfall her nicht wirklich den Anfangsgedanken, was aber an den Holzbläsern liegt. Beim Forte mit den Blechbläsern ist mir schon der Auftakt zu kurz. Immer wieder machen sie hier auch Löcher, die wie unmotivierte Atempausen klingen.


    Bei diesem Anfang kann ich keinen Anflug von verstandener " Größe" hören, will sagen, dass nun eines der größten Werke der musikalischen Menschheitsgeschichte käme. Nun gut, eine gewisse "19.Jahrhundert-Überheblichkeit" kann man da in den eher zackig spielenden Blechbläsern durchaus erahnen ( aber will ich das?), doch der große Bogen fehlt mir. Es gibt Details hier und da, einen rit. - a tempo-Übergang zum schnelleren Teil, genauso vorhersehbar, wie man es von Furtwängler und vielleicht später noch von Thielemann so erwarten würde ( weiß jetzt nicht, wie der das macht). Das zweite Thema im schnellen Teil ist bei Furtwängler wieder fast schon ein neues Stück, den Zusammenhang zum Anfang vergisst man da schnell. Man kann aus meiner Sicht auch nicht sagen, dass Furtwängler auch nur im Ansatz derart am Klangbild gearbeitet habe, wie es Karajan tat. Ich höre da jedenfalls einen sehr großen Unterschied, und meine über die schlechtere Aufnahmqualität Furtwänglers durchaus hinweghören zu können.


    Dass Furtwängler hier nicht ohne ständige Tempowechsel auskommt, stört mich ebenfalls. Auch das ist kontraproduktiv für den Zusammenhang.


    Da möchte ich glatt die gewagte These aufstellen, dass Karajan sich mehr "demütig" ( ein merkwürdiges Wort im Zusammenhang dieser Musik...) in den Dienst des Werks stellt, während ich bei Furtwängler ständig hier und da Hinweise höre, wie jetzt der große Mann eingreift, eingreift und wieder eingreift, antreibt, bremst, anfeuert usw. Vielleicht wurde zu Wagners Zeit tatsächlich so dirigiert - aber ich mag es nicht. Hier jedenfalls empfinde ich so etwas als merkwürdig, wenn nicht sogar furchtbar. Es erscheint mir irgendwie naiv zu sein, sehr zeitgeistig für eben die oben genannte Entstehungszeit der Aufnahme, und auch weiter davor reichend. Selbst wenn die Aufnahme in perfekter HD-Qualität vorläge, hätte sie m.E. keine wirklichen Langzeitqualitäten. Wenn es laut und dramatisch wird, immer auch gleich schneller zu werden, erklingt mir schon als Mißverständnis, gar als gefährlich nah am Amateurhaften, obwohl ich natürlich weiß, dass zwischem dem Schnellerwerden des Amateurs und Furtwänglers der himmelweite Unterschied liegt, dass Furtwängler es auch hätte anders können und überhaupt merkte und wusste, was er tat.


    Beim Hören der Karajan-Einspielung, wie gesagt in der oben genannten DG-Aufnahme "Wagner Karajan" ist es ganz anders: Hier entsteht vom ersten Ton an das Gefühl, an etwas wirklich Großartigem, Einzigartigem, und Kostbarem teilhaben zu dürfen. Mit "Großartig" meine ich auch jenes Gefühl von Mächtigkeit im Sinne von "Naturgewalt", "unendlicher Größe des Universums", der "Ausblick von der Klippe auf unfassbar mächtige Wellen eines Weltmeeres", "Berge, die sich im Sonnenaufgang vor dem Horizont erheben".....usw. Auch das äußerst stabile Tempo-Fundament trägt seinen wichtigen Teil dazu bei.


    Das wagnersche Pathos klingt mir bei Furtwängler irgendwie überholt und sogar durch die Zeit überwunden. Ich kann es nicht so recht ernstnehmen, sondern denke nur " so waren die eben früher". Da käme ich eher nicht auf den Gedanken, dass "unsere Deutsche Musik" die beste und erhabenste der Welt wäre, höchstens, dass man früher so arrogant dachte, und diese Zeit zum Glück vorbei ist.


    Wenn ich jedoch Karajans Aufnahme höre, dann bin ich ständig sehr versucht, mir gerade solche überheblichen Gedanken zu eigen zu machen, oder besser gesagt: ich empfinde es jedenfalls während des Hörens tatsächlich so. Für mich hat er hier tatsächlich eine Interpretation vorgelegt, die noch in 100 Jahren eine zeitlose Maßstäblichkeit für sich beanspruchen wird. Der eigentliche Kern der Musik Wagners wird unter seinen Händen zur einer die Sinne überflutenden Erfahrung, die mit Gänsehaut einhergeht. Wagners Musik kann sehr verführerisch sein, was man gut finden kann oder nicht. Zum Glück ist diese CD auch klangtechnisch perfekt und lässt keine Wünsche offen, was für das Überleben der Aufnahme für spätere Zeiten ja günstig ist.


    Die Spätaufnahme Karajans mit den Wienern und Norman hat ihre Meriten, kann aber musikalisch und vor allem auch klangtechnisch nicht mit dieser erstgenannten Einspielung mithalten ( schade, er hätte eine noch bessere Tontechnik verdient, finde ich).



    Ich schätze ja den Wagner-Dirigenten Maazel sehr und besitze auch diese schöne Wagner CD mit ihm:




    Seine Interpretation gefällt mir wesentlich besser als jene mit Wilhelm Furtwängler, erreicht m.E. aber noch nicht ganz diese zwingende Großbogigkeit. dieses Verständnis von großem Zusammenhang und dieses Gefühl von in der Luft wabernden edlem Weihrauch nicht so stark wie eben bei Karajan.
    Dass die Berliner diese Musik vorher viel mit Karajan spielten, kann man - so vermute ich jedenfalls- hier sogar heraushören.
    Es gibt so manche Übereinstimmungen, ähnlich wie ich es bei Karajans Brahms sehr deutlich bei den Dirigenten Abbado und Rattle mit eben diesem Orchester höre.


    Doch ich bereue nicht, diese Maazel-CD gekauft zu haben. Lässt man die Karajan-Aufnahme weg, so finde ich, dass diese Ein
    spielung der Ouvertüre durchaus zu den Spitzenaufnahmen zählt.
    Es gibt dort auch noch viele Kostbarkeiten zu hören, z.B. den fantastischen Trauermarsch aus der Götterdämmerung, den Maazel hier (wieder einmal, habe noch zwei tolle Aufnahmen mit ihm in genau der Besetzung, einmal Telarc, dann Blue-ray) sehr schön dirigiert.
    Hier singt auch die famose Waltraud Meier den Liebestod, leider von der Aufnahmetechnik zu sehr benachteiligt. Der ganz große Bogen der Karajan-Aufnahmen fehlt hier im Vergleich etwas, vor allem zur Orchesterversion der CD mit den Berliner Philharmonikern.



    Wenn es um diese Wagner-Stücke geht, dann geht mir Karajans Dirigierstil wirklich unter die Haut. Für den Parsifal gilt das aber merkwürdigerweise nicht so sehr, da mag ich sogar andere Interpreten lieber. Aber ich müsste noch einmal hineinhören.



    So meine ich also behaupten zu können, dass Karajans perfektionistische Arbeit am Orchesterklang sich von Generation zu Generation osmotisch bei den Berliner Philharmonikern weiterpflanzte und noch bis in unsere Zeit hinein Früchte trägt.
    Den Berliner Brahmsklang hört man - wie gesagt- bei Abbdo und Rattle noch in schöner Pracht und Fülle.


    Doch darüber könnte man ggf. in einen anderem Beitrag schreiben.



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Hallo,


    Zitat

    Die Platte (Glenn Gould/Karajan mit dem 3.KK) ist einfach ein absolutes "Muss" für jeden Klavier- und Beethoven Freund!


    schreibt Holger im Beitrag 505. Und wenn das so ist, wird sie auch bestellt.


    Was soll ich sagen, ich bin enttäuscht. ;(


    Obwohl der leitende Tonmeister der RRG Helmut Krüger hier 1957 Hand angelegt hat, bekommt man ein hölzern klingendes Produkt vorgesetzt.


    Es fehlt an Rauminfos und Körper beim Instrument wie auch dem Orchester. Der Flügel klingt nicht.


    Es ist außerordentlich bedauerlich, denn künstlerisch soll das ja ein echter Höhepunkt im Schaffen der beiden Protagonisten gewesen sein, aber es kommt in der Konserve bei mir überhaupt nicht rüber.


    Mit der CD Bestellung kam auch eine Tschaikowsky Doppelaufnahme von 1967/1976 mit Karajan und Berman bzw. Ferras, die den Unterschied bei der Aufnahmequalität ungemein deutlich macht.


    Tschaikowsky


    Es zeigt, wie sich Erfahrung, Fleiß und immer wieder verbesserte Technik im Bereich der Tonaufnahme für uns HiFi Hörer auszahlen.


    Es grüßt


    Karl

  • Was soll ich sagen, ich bin enttäuscht.


    Lieber Karl,


    so ganz kann ich Deine Enttäuschung nicht nachvollziehen. Es ist mehrfach, auch von mir, darauf hingewiesen worden, daß es sich bei diesem Mitschnitt aus der Berliner Musikhochschule um einen Mitschnitt von 1957 handelt, der nur in Mono aufgezeichnet wurde, weil die Rundfunkanstalten, zumindest in Deutschland, zu dieser Zeit noch über kein Stereo-Equipment verfügten. Da einen Vergleich mit zwei Studio-Aufnahmen der DGG von 1966 bzw. 1975 anzustellen, wird der Sachlage nicht gerecht. Das ist für mich so ähnlich wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.


    Es fehlt an Rauminfos und Körper beim Instrument wie auch dem Orchester. Der Flügel klingt nicht.

    Ersteres mag zwar in gewissem Maße zutreffen, aber "der Flügel klingt nicht" halte ich denn doch für übertrieben. Natürlich fehlt der Raumklang einer Stereoproduktion, und auch die Transparenz läßt zu wünschen übrig, aber das künstlerische Resultat und die historisch einmalige Kombination Gould/Karajan lassen das, zumindest für mich, alles als vernachlässigenswert erscheinen. Goulds Klavierspiel ist so überragend und frisch, seine Übereinstimmung mit Karajan in allen musikalischen Belangen großartig, daß jeder technische Mangel dadurch keine Rolle spielen kann.


    Da wir schon vom Klang sprechen: Mir persönlich fehlt der Stereoton viel mehr bei der angeschlossenen Sinfonie Nr. 5 von Sibelius, da empfinde ich die mangelnde Durchsichtigkeit des Orchesterspiels schon als Makel. Ich ziehe da Karajans DGG-Studioeinspielung mit dem gleichen Orchester selbstverständlich vor. Aber Gould und Karajan, beide in Höchstform, dazu noch mit einem der schönsten und bedeutendsten Klavierkonzerte der Musikliteratur, gemeinsam zu erleben, das lässt mir jeden technischen Einwand als kleinlich erscheinen. Ich kenne übrigens etliche Mitschnitte aus dieser Zeit, die in technischer Hinsicht wesentlich schlechter gelungen sind. Das gilt auch für frühere Veröffentlichungen dieses Mitschnitts. Sony hat hier weder Zeit noch Mühe gescheut, dieses Dokument in bestmöglicher Qualität dem Hörer zu vermitteln.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Hallo Nemorino,


    Zitat

    Aber Gould und Karajan, beide in Höchstform, dazu noch mit einem der schönsten und bedeutendsten Klavierkonzerte der Musikliteratur, gemeinsam zu erleben, das lässt mir jeden technischen Einwand als kleinlich erscheinen.


    die Mikrophonierung ist im vorliegenden Fall daneben, da läßt sich auch im Nachhinein nichts mehr vernünftig verbessern.


    Ich kenne richtig gute Aufnahmen aus den 50igern, deshalb ärgert mich das umso mehr, daß man hier eine so schlampige Tonaufnahme abgeliefert hat.


    Das ist dem Ereignis alles andere als angemessen.


    Es grüßt


    Karl

  • Ich kenne richtig gute Aufnahmen aus den 50igern

    Hallo Karl,


    wenn Du damit Studio-Produktionen meinst, gebe ich Dir uneingeschränkt recht. Live-Mitschnitte aus den 50ern, sogar oft noch aus den 60er Jahren sind meist schlechter als diese, ich jedenfalls kenne keine, die diese SFB-Produktion von 1957 toppt.


    Ich kann nachvollziehen, dass Du mit der Klangqualität nicht zufrieden bist, aber es wurde doch mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um einen Mono-Mitschnitt handelt - und dafür klingt er IMO mehr als ordentlich! Es gibt aber viele Musikfreunde, die Mono-Aufnahmen grundsätzlich nicht mögen. Das kann ich durchaus nachvollziehen, wenn ich diese Einstellung auch nicht teilen kann, zumal wenn es sich um legendäre Interpretationen handelt. Ich will nicht so weit gehen wie der 2017 verstorbene Münchner Musikkritiker Joachim Kaiser, der zu der Aufnahme der Kreutzer-Sonate mit Bronislav Huberman und Ignacy Friedman von 1930 schreibt: "Wer bei einer solch überragenden Leistung über elektroakustische Mängel klagt, der sollte sich schämen."


    Dass es sich bei der Gould/Karajan-Aufnahme um ein legendäres, unwiederbringliches Dokument handelt, dürfte doch wohl nicht ernsthaft zu bezweifeln sein. Deshalb, lieber Karl, mein Rat: Einfach über alle technischen Unzulänglichkeiten hinweghören und nur auf die musikalische Darbietung konzentrieren. Dann wirst Du nicht enttäuscht sein.
    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo Nemorino,


    gerade um diese Zeit (1957) wurden eigentlich die besten Monoaufnahmen gemacht, die auch heute noch hervorragend anzuhören sind. Mono ist auch kein negatives Qualitätsmerkmal für Musik, wenn es nach Walter Legge geht. Der hat im Stereoklangbild einen Verlust an Klangschönheit erkannt.


    Es ist zwar richtig, daß man froh über die Aufnahme an sich sein darf, aber das höre ich mir dann lieber am Radio an, denn an der HiFi Anlage werden die ganzen Unzulänglichkeiten erst richtig durchgereicht.


    Da merkt man deutlich, wie viel vom Zauber und Schönheit dieser Musik verlorengegangen ist.


    Es bleibt dabei, das ist für mich eine herbe Enttäuschung, was da übrig geblieben ist.


    Es grüßt


    Karl

  • Mono ist auch kein negatives Qualitätsmerkmal für Musik, wenn es nach Walter Legge geht.


    Lieber Karl,


    da kann ich dem großen EMI-Produzenten Walter Legge, dem wir Musikfreunde viele unvergängliche Aufnahmen verdanken, nur zustimmen. Allerdings kann ich, im Gegensatz zu ihm, keinen Verlust an Klangschönheit im Stereoklangbild erkennen, im Gegenteil! Aber es gab, vor allem in der Übergangszeit von Mono zu Stereo, manche Monoproduktion, die ich der entsprechenden Stereofassung vorgezogen habe. Manche Stereoaufnahme aus den Jahren 1954 bis ca. 1960 war zu sehr auf das Links-Rechts-Prinzip angelegt, wodurch eine Art Ping-Pong-Effekt auftrat, oder man auch mitunter glauben konnte, die Tastatur eines Klaviers sei 5 Meter breit …..


    Als Stereo sich ca. Mitte der 1960er Jahre endgültig durchgesetzt und etabliert hatte, wollte kein Mensch mehr eine Monoaufnahme kaufen, und so verfiel die Plattenindustrie auf die abenteuerliche Idee, ältere Monoproduktionen künstlich zu stereophonisieren. "Electronic Stereo" nannte man das bei TELDEC, bei der DGG hieß es "Stereo transcription" und bei EMI-Electrola "Breitklang". So wurden mit riesigem Werbeaufwand z.B. Furtwängler- und Toscanini-Aufnahmen in einem Pseudo-Stereo neu auf den Markt gebracht. Es stellte sich aber bald als eine "Verschlimmbesserung" heraus, das Klangbild war verwaschen, z.T. regelrecht verfälscht, und der Rauschpegel manchmal schier unerträglich. Ich hatte mir damals das Brahms-Requiem mit Kempe (EMI) neu gekauft und wurde bitter enttäuscht. Der Chorgesang war so verzerrt, daß man den Text kaum noch verstehen konnte. Reumütig bin ich zu meinem alten Mono-Original zurückgekehrt.


    So kam man sehr rasch von diesem Verfahren wieder ab und zog die alten Monos ganz einfach aus dem Verkehr. Erst gegen Ende der 70er fand langsam die Renaissance der Monoplatten statt, und nach dem Wegfall der Preisbindung wurden diese Aufnahmen für 10 DM oder weniger verkauft, aber nur noch in der originalen Monofassung.


    gerade um diese Zeit (1957) wurden eigentlich die besten Monoaufnahmen gemacht

    Auch das ist richtig, das Monoverfahren war in seiner Endphase tatsächlich so verfeinert worden, daß eine weitere Steigerung kaum mehr möglich schien. "Zwar steigert die Stereoplatte das akustische Erlebnis, sie ist aber keineswegs Voraussetzung für ein akustisches Erlebnis schlechthin - dafür sind monaurale Aufnahmen zu gut", schrieb der Chefingenieur einer der großen Plattenfirmen 1958 in einem Werbeprospekt.


    Ich hatte also richtig vermutet, daß Du Studio-Produktionen gemeint hast, als Du den Gould/Karajan-Mitschnitt mit anderen Aufnahmen dieser Zeit verglichen hast. Und da gibt es zwischen uns überhaupt keine Meinungsverschiedenheit. Aber es ist bekannt, daß die Rundfunkanstalten bis in die 60er Jahre hinein technisch der Plattenindustrie hinterher hinkten; erst ab ca. 1965/66 konnten sie gleichziehen. Deshalb bin ich eigentlich erstaunt, daß der SFB-Mitschnitt von 1957 so gut geraten ist, wie er ist. Aber einen Vergleich mit gleichzeitig entstandenen Plattenproduktionen sollte man lieber nicht anstellen.


    Schönen Abend und LG,
    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • die Mikrophonierung ist im vorliegenden Fall daneben, da läßt sich auch im Nachhinein nichts mehr vernünftig verbessern.


    Ich kenne richtig gute Aufnahmen aus den 50igern, deshalb ärgert mich das umso mehr, daß man hier eine so schlampige Tonaufnahme abgeliefert hat.


    Das ist dem Ereignis alles andere als angemessen.

    Lieber Karl,


    ich kenne sowohl deutlich bessere als auch deutlich schlechtere Monoaufnahmen! :D Ich vermute mal stark, dass dies ein Mitschnitt war, wo die Absicht einer kommerziellen Veröffentlichung zunächst gar nicht bestand. Entsprechend war auch der technische Aufwand nicht so hoch. Vielleicht hat man auch gedacht, später eine richtig technisch gute Studioproduktion zu machen und dazu ist es dann nicht mehr gekommen. Deshalb greift man dann später auf so ein Archivmaterial zurück. Für mich ist die Tonqualität jedenfalls gut genug, um die überragenden Qualitäten der beiden musizierenden Partner zu erkennen. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Auf Spotify habe ich eine Furtwängler-Aufnahme der Tannhäuser-Ouvertüre gehört (Live-Recordings 1944 - 1953) und sie mit der von mir so empfohlenen Karajan-Aufnahme (Wagner Karajan) verglichen.

    Lieber Glockenton,


    meine CD (die es nicht mehr gibt) enthält einen schönen Begleittext, dem zu entnehmen ist, dass Furtwängler Wagner zunächst überhaupt nicht mochte und ihn gemieden hat. Seine große Verehrung galt Beethoven. Erst sehr spät hat er sich dann intensiv mit Wagner beschäftigt. So kann es natürlich sein, dass die ersten Dokumente seiner Auseinandersetzung mit Wagner auch nicht so berauschend waren und die späteren dann qualitativ deutlich besser ausfallen und er natürlich mit einem Musikverständnis an Wagner herangeht, das von Beethoven geprägt ist. Bei dem Mitschnitt aus Rom, den ich habe, finde ich allerdings keine besonders ausgeprägten Tempomodifikationen. Vielleicht ist dieser eine Mitschnitt besonders gelungen und den habe ich zufällig gerade. :D :hello:


    Schöne Grüße
    Holger


  • Ich habe leider nur kurz reinhören können und dann danach den Mrawinsky zum Vergleich genommen. Ich muss sagen: Wieder einmal enthüllt mir der Vergleich, wie unglaublich Mrawinskys Tschaikowsky ist. Da feuere ich den Karajan wirklich in die Ecke. :D Sicher, er hat den satten russischen Streicherton (in Russland ist das eine traditionelle Bogentechnik) mit den Berlinern hingekriegt. Ansonsten phrasiert Karajan einfach nicht aus. Ich höre nur Legato, Legato, Legato. Da fehlt die Herbheit, die Charakterschärfe, die sagenhafte Detailgenauigkeit von Mrawinsky. Selbst die klangtechnisch natürlich suboptimale historische Celibidache-Aufnahme von 1948 gefällt mir besser - das ist ein hochpoetischer Beginn und eine interessante Lesart des Hauptthemas. Aber ich muss das alles nochmals intensiver vergleichen, wenn ich die anderen bestellten Aufnahmen habe. Das nur als erster Eindruck! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,


    Zitat

    Für mich ist die Tonqualität jedenfalls gut genug, um die überragenden Qualitäten der beiden musizierenden Partner zu erkennen.


    deshalb ärgert es mich ja umso mehr, daß ich keinen Genuss auf Grund der vorliegenden Aufnahmequalität daran habe.


    Für mich gehört beides dazu, künstlerische wie aufnahmetechnische Leistung.


    Nette Grüße


    Karl

  • deshalb ärgert es mich ja umso mehr, daß ich keinen Genuss auf Grund der vorliegenden Aufnahmequalität daran habe.


    Für mich gehört beides dazu, künstlerische wie aufnahmetechnische Leistung.

    das ist aber letztlich eine Frage der Erwartungshaltung. :D Ich habe genug andere Einspielung des Konzerts mit ausgezeichneter Aufnahmequalität. Bei Horowitz ist es ähnlich. Es gibt die offiziellen CBS- und RCA-Produktionen, wo die Qualität der Technik hervorragend ist. Ja, aber dann bringen sie noch private Mitschnitte raus von Konzerten aus Universitäten, die das aufnahmetechnische Niveau bei weitem nicht haben. Aber ich will die Aufnahmen natürlich trotzdem unbedingt haben. Sie sind anhörbar - und das reicht mir. Es gibt nur wenige Aufnahmen, wo ich mich wirklich schwarz ärgere. Eine ist ein ABM-Mitschnitt aus Frankreich, wo er mal auf einem Bechstein-Flügel spielt. Allein deshalb schon ist der etwas Besonderes. Der Mitschnitt ist aber dermaßen dilettantisch - da haben die "Techniker" so gut wie alles falsch gemacht, was man falsch machen kann - so dass man das einfach nicht hören kann. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,


    wenn man mal Skizzen/Einsatzpläne von Toningenieuren über den Gebrauch von Mikrophonen an den Aufnahmeorten und dem jeweiligen Musikgeschehen sehen konnte, wächst der Respekt und die Anerkennung für das Erschaffen von Tonaufnahmen.


    Da gibt es zwar Regeln und Erfahrungswerte, aber jeder Aufnahmeort und die verwendeten Instrumente haben so ihre speziellen Eigenheiten.


    Geht es dann aufnahmetechnisch mal schief, dürfte meistens Zeitdruck der maßgebende Faktor gewesen sein.


    Nette Grüße


    Karl

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  • Lieber Holger,


    es kann gut sein, was Du schreibst. Anhand der Spotify-"CD" konnte ich auch gar nicht feststellen, wann und wo das genau gespielt wurde. Es war so ein Sampler....
    Da hast Du den Vorteil mit echten CDs. Man kann in einem Booklet etwas nachsehen.


    Mvh :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • es kann gut sein, was Du schreibst. Anhand der Spotify-"CD" konnte ich auch gar nicht feststellen, wann und wo das genau gespielt wurde. Es war so ein Sampler....
    Da hast Du den Vorteil mit echten CDs. Man kann in einem Booklet etwas nachsehen.

    :) Ja, lieber Glockenton - und der Nachteil ist die Platzarmut. Ich bin im Moment frustriert, weil ich gestern am einzigen Münsteraner CD-Geschäft vorbeikomme: Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe! Eine Katastrophe! :(


    Von Karajan habe ich noch die Debussy/Ravel-CD bekommen inzwischen - die Aufnahme mit den Tschaikowsky-Symphonien 4-6 aus den 60igern kommt noch. Im Moment habe ich leider wieder mal kaum Zeit zum Hören! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger


  • Karajans Webern ist ein Ereignis! Noch nie hat mich Karajan so überzeugt wie hier - Webern mit Klarheit, Klangsinn und zugleich einem ergreifenden Expressionismus.


    Dagegen gefällt mir sein Debussy und Ravel weniger:



    Das ist einfach nicht lyrisch. Karajan nimmt Debussy im Sinne des romantischen Orchesterideals der Integration des Einzelnen in das Ganze. Die Auflösung des Großorchesters in ein Kammerorchester hat er nicht vollzogen - deshalb fehlt die französische, lyrische Intimität. Die Musik wirkt "dirigiert", beherrscht und lebt nicht aus sich selbst.


    Schöne Grüße
    Holger


  • In Deutschland und Österreich haben andere Dirigenten wahrscheinlich mehr Bedeutung, aber der 30. Jahrestag von Karajans Tod in der nächsten Woche wird hier wahrscheinlich auch nicht weiter beachtet werden. Das Phänomen Karajan ist nach seinem Tod ein rein deutsch/österreichisches Phänomen so wie Ansermet vielleicht ein schweiz-französisches Phänomen ist

    Das halte ich eher für eine Wunschvorstellung jener, die erbost darüber sind, daß Karajan auch nach dem Krieg seine Karierre ungehindert fortsetzen konnte, sie ausbaute und mehr oder weniger alle Konkurrenten ins virtuelle Nirwana schickte.

    Man mag es mögen oder nicht. Karajan ist ein Monolith der Klassikszene und heute noch weltweit bekannter als die meisten seiner Nachfolger. Selbst Thelemann oder Currentzis werden immer wieder an ihm gemessen.

    Karajan ist in Bezug auf Dirigenten das was Caruso und Callas in Sachen Gesang sind und Stradivari für die Geige ist: Das Synonym für klassische Musik.


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  • Hallo,


    wenn einer so gar nichts mit Klassik anfangen kann, dann dürfte das "Stichwort" Karajan noch am ehesten eine Verbindung zur klassischen Musikszene der letzten 50 Jahre herstellen können.


    Für den Kenner oder Interessierten schaut es natürlich anders aus.


    Karajan steht da eher für Klangfülle und Mächtigkeit des Orchesters.


    Gerade wieder deutlich festgestellt, als ich das Violinkonzert von Brahms in einer Aufnahme mit ASM/Karajan und einer mit Zehetmair/Christoph von Dohnányi anhörte.


    Weniger ist oft mehr.


    Es grüßt


    Karl

  • Karajan stand - und steht noch heute - für Luxus und hohen Anspruch.

    Er war - und ist - ein Synonym seiner Zeit.

    Die Callas wurde in diesem Zusammenhang schon genannt, Zeffirell war ebenfalls ein Vertreter dieser Zeit.

    Ästhetische Ansprüche waren das Maß aller Dinge. Das galt für Mode, Bühnenbilder, etc. Man fühlt sich als etwas Besonderes - und man wollte das auch demonstrieren. Schallplatten waren teuer, HIFI Anlagen ebenso.

    Wer tatöwiert war war stigmatisiert und als Unterschicht (wenn nicht Schlimmeres) gezeichnet.

    Karajan stand für Schönklang und er brachte einen Hauch von High-Life in die heimischen Wohnzimmer.

    Dabei war er in Wahrheit überhazpt nicht "mediengeil" - Im Gegenteil, er mied Partys wo er nur konnte, es sind keine "Affairen" von ihm bekannt und er schloß anfangs sogar das Fernsehen von den Proben aus.

    ABER - Irgendwann erkannte er, welche "Spielregeln" er einzuhalten hatte, damit man seiner Kunst die nötige Unterstützung zuteil werden ließ - und von jetzt ab spielter er souverän auch auf diesem "Klavier" - Angetrieben von seinem Schallplattenlabel, das noch bis heute von seinen Aufnahmen ganz passabel lebt.

    Sicher - seine Verkäufe mögen - nach immerhin 30 Jahren nach seinem Tod - rückläufig sein. Aber mann muß das in Relation setzten,. einerseits ist das Tonträgerangebot unverhältnismäßig hoch, andrerseits ist er noch immer bekannter als zahlreiche seiner posthumen Mitbewerber, die vo 10 oder mehr Jahren hochgejubelt wurden, und heute eigentlich schon längst vergessen sind.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Man darf nicht vergessen, dass Karajan eine Reihe von singulären Aufnahmen vorgelegt hat, die ihn "unsterblich" gemacht haben. Stellvertretend möchte ich diese späte Achte Bruckner nennen:


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Er war - und ist - ein Synonym seiner Zeit.

    Einer Zeit, die lange vorbei ist. Zum Glück, füge ich aus meiner ganz persönlichen Perspektive hinzu, sowohl musikalisch wie auch gesellschaftlich.

    Man darf nicht vergessen, dass Karajan eine Reihe von singulären Aufnahmen vorgelegt hat, die ihn "unsterblich" gemacht haben.

    Das haben viele andere Dirigenten auch.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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