Opernhäuser und Inszenierungen, die wir am meisten ablehnen

  • Nun muss ich doch noch meine Pflicht erfüllen und etwas zum Lohengrin von gestern Abend schreiben, mein versprochener Bericht über eine zwiespältige Aufführung...


    Beczala...
    Was er dann aber im 3. Akt ablieferte, war gesangstechnisch und musikalisch von einer Schönheit, die kein anderer Lohengrininterpret heute auch nur annähernd erreicht.
    Von der Phrasierung und den Stimmfarben mal ganz abgesehen! Für mich gibt es nach dem zweiten Weltkrieg nur drei Interpreten, die höchstes Niveau erreichten:
    Sando Konja (1958), Wolfgang Windgassen (1960) und nun heute Piotr Beczala.

    Hallo, lieber Marcel
    Vielen Dank für Deinen Bericht, den ich mit Spannung und Neugier erwartet habe.
    Nun, Deine Schilderung der Inszenierung, die Du wohl zurecht als "Musikantenstadl" bezeichnest, ist ja für niemanden mehr eine Überraschung.
    Was mich freut ist, daß sich Deine Hoffnung, einen großartigen Piotr Beczala zu erleben, erfüllt hat.
    Und so meine ich herauszulesen, daß dieser Abend doch für Dich ein überwiegend beglückendes Erlebnis war. Und das freut mich für Dich.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • So unterschiedlich köönen zum Glück Meinungen sind. Ich denke da nur an meinen letzten Disput mit Knsuperhexe, wo wir beide bei der Rheingold Premiere in Düsseldorf waren, aber unterschiedliedliche Ansichten hatten.


    http://der-neue-merker.eu/zuer…vorstellung-dieser-saison


    Heute gibt es in der NRZ einen Leserbrief, in dem der Leser Arnulf Seidl aus Duisburg (Tamino?) sich über das Rheingold in Düsseldorf beschwert und es als Parodie bezeichnet. Positiv findet er aber, dass er nun weiß, dass er viel Geld spart, indem er sich den Restring erspart.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Zitat

    Zitat von Dr.Pingel: Heute gibt es in der NRZ einen Leserbrief, in dem der Leser Arnulf Seidl aus Duisburg (Tamino?) sich über das Rheingold in Düsseldorf beschwert und es als Parodie bezeichnet. Positiv findet er aber, dass er nun weiß, dass er viel Geld spart, indem er sich den Restring erspart.

    Lieber Dr.Pingel,


    da hat er aber Glück gehabt, dass ein Leserbrief es in die Zeitung geschafft hat und viele werden sich darüber gefreut haben wie damals über meinen Leserbrief in der HÖRZU zur Übertragung der "Cosi fan tutte" aus Aix en Provence.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • In aller Kürze zu Beitrag Nr 24:
    DAS ist die Stratege, die ich mir gegen das RT vorstelle: Einen kurzen Ausschnitt zeigen. Das ist dann schon Warnung genug.
    Man kann es KURZ kommentieren, mehr braucht es eigentlich nicht - jeder wird sich sein Bild machen


    Zu den Leserbriefen:
    O Ja - Leserbriefe gegen das RT werden teilweise schon wieder gedruckt.
    Zeitungsredaktionen wollen ja nicht unbedingt das RT fördern (wenngleich es natürlich entsprechende Rezensenzen gibt)
    sondern ihre Auflage verkaufen und Anoncenaufträge erhalten. Da ist es schon notwendig irgendwie mit dem jeweiligen Zeirgeist mitzuschwimmen,
    und der dreht sich - langsam aber stetig und unübersehbar - in Richtung Regietheaterfeindlichkeit.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die NZZ von heute befasst sich mit dem Zürcher Opernhaus und Andreas Homokis Intendanz.
    Da es ein Bezahlartikel ist, hier die wesentlichsten Punkte:
    Es ist zu befürchten, dass Homokis Vertrag nach 2022 verlängert wird.
    Das Haus mit seinen exorbitanten Kartenpreisen (trotz 80 mio Subventionen) hat massiv an Renommee verloren. Die Sängerbilanz ist durchzogen. Zürich ist ein Haus der Regisseure geworden. Der Tiefpunkt der laufenden Saison war Homokis "Forza"-Regie, der Höhepunkt eine konzertante Aufführung der "Fille du régiment". Der Musikchef Fabio Luisi dirigiert lieber anderswo.
    Der einzige Pluspunkt ist das Ballet.

    :jubel:

  • Da nun, wie gesagt, Beczala vor dieser Holzkonstruktion stand, hatte er in den ersten zwei Akten Schwierigkeiten vor allem in den Chorszenen mit dem "Gebrüll" seiner Kollegen mitzuhalten.
    Was er dann aber im 3. Akt ablieferte, war gesangstechnisch und musikalisch von einer Schönheit, die kein anderer Lohengrininterpret heute auch nur annähernd erreicht. Von der Phrasierung und den Stimmfarben mal ganz abgesehen! Für mich gibt es nach dem zweiten Weltkrieg nur drei Interpreten, die höchstes Niveau erreichten: Sando Konja (1958), Wolfgang Windgassen (1960) und nun heute Piotr Beczala.


    Lieber Marcel, liebe Freunde,

    in einem Thread, der Ablehung und gar Hass zum Thema hat ist es schwierig, von Zuneigung, Bewunderung, ja spontaner Liebe zu schreiben. Ich wage es, diese Gegenposition dennoch einzunehmen. Ich erlebte Piotr Beczala bei einer Open-Air-Gala die aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Europäischen Kulturforums auf der Insel Mainau stattfand. Da ich über diese ausgezeichnete Veranstaltung schreiben durfte zitiere ich einfach meine Piotr Beczala betreffenden Passagen nachstehend:
    "Piotr Bezaczala, der Startenor auf den Opernbühnen der ganzen Welt , eroberte mit den beiden Opernreißern, der Arie des Herzogs "La donna è mobile" aus Verdis "Rigoletto und "Nessun dorma" aus Puccinis "Turandot" die Herzen im Sturm. Der einstige Tamino ist zum Helden Lohengrin herangereift. Die gewachsene Stimme klingt jedoch immer noch jugendlich, hat sich ihren Schmelz, das betörende Timbre, die strahlende Leuchtkraft und die für Beczala typische Leichtigkeit des Singens bewahrt..." :jubel:


    "Michael Volle war mit seinem voluminösen, samtig klingendem Bariton ein ebenbürtiger Partner, besonders deshalb weil er sich im Operettenteil als großartiger Komödiant erwies.

    Gabriela Scherer ( im realen Leben Frau Volle) konnte mit einer in allen Lagen ausgezeichnet geführten Stimme durchaus mit den beiden Weltstars mithalten...."


    "Der europäische Gedanke, die Begegnung der Jugend möge auf der Mainau weiterhin blühen und solche Opernsterne auf der Blumeninsel häufig strahlen."


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zurück zum Thema Zürich/Homoki:
    Homoki verlängert um 3 Jahre bis 2025 und darf als Abschiedsgeschenk einen neuen "Ring" inszenieren :cursing: , mit dem neuen Chefdirigenten Gianandra Noseda. Fabio Luisi geht verfrüht 2021.

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    Homoki verlängert um 3 Jahre bis 2025 und darf als Abschiedsgeschenk einen neuen "Ring" inszenieren:cursing: , mit dem neuen Chefdirigenten Gianandra Noseda. Fabio Luisi geht verfrüht 2021.


    Lieber Marcel, Du Armer
    Dir bleibt in Bezug auf Euer Opernhaus aber auch nichts erspart!
    Ich erinnere mich mit Grausen an dessen "Traviata" in der Dresdner Semperoper, die ich mir dort vor ein paar Jahren mal angetan habe.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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    Homoki verlängert um 3 Jahre bis 2025 und darf als Abschiedsgeschenk einen neuen "Ring" inszenieren :cursing: , mit dem neuen Chefdirigenten Gianandra Noseda. Fabio Luisi geht verfrüht 2021.

    Ich wollte mir Homokis "Walküre" ansehen, ging aber nicht, da alle Vorstellungen total ausverkauft waren.

    Soviel zum Thema " ein Haus in den Abgrund stürzen" - was ja nachweislich nicht passiert ist.


    zur Walküre einige Pressestimmen:


    «Mehr Wagner geht nicht»

    FAZ, 22.09.22


    «Es ist – in der Gestalt eines Kammerstücks – grosses Musiktheater»

    SRF, 19.09.2022


    «Es ist der ehrlichste Ring, den man sehen kann im Moment»

    Deutschlandfunk Kultur, 18.09.2022


    «Im plastischen In-Szene-Setzen von Figuren und in der psychologisierenden Darstellung ihrer Interaktionen wie im traditionellen Schauspiel lag immer schon eine Stärke des Regisseurs»

    NZZ, 19.09.2022


    Der oft geschmähte Andreas Homokis ist inzwischen zu einem oft gepriesenen Regisseur geworden. Sogar hier im Forum wird seine Bregenzer "Madama Butterfly" gelobt.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo