SCHOSTAKOWITSCH Dmitri: Sinfonie Nr 5 in d-moll op 47

  • Aus der sehr guten Erinnerung heraus, fand vor kurzem diese SONY-CD mit der Sinfonie Nr.5 zu mir, die ich früher schon mal auf CBS-LP hatte.


    Ormandy stellt für mich eine der besten nicht russischen Aufnahmen.
    Würde man die vier grossen Russen (Kondra., Rosh., Swet., Mraw.) nicht kennen, so könnte man mit Ormandy in allen belangen voll zufrieden sein. Seine Attacke kommt den Russen schon sehr nahe. Einzig im Finale könnte man sich noch mehr Emotion vorstellen, wo Ormandy geringfügig auf dem Teppich bleibt, wo "Wahnsinn" angesagt wäre. Bei Bernstein - Tokyo1979 ist dieser Wahnsinn da, dafür bleibt das Doppelbödige bei ihm auf der Strecke, da er nur den "Showdown" im Blick hatte; bei Ormandy kommt das gefühlsmässig noch glaubhafter. ( ;):D Trotzdem ist mir Bernstein im Finale noch lieber !) Die Strukturen werden insgesamt sehr detailreich beleuchtet, wie es es bereits 1960 bei seiner Aufnahme der Sinfonie Nr.1 der Fall war, wo D.Sch bei aller Anerkennung für Ormandy´s Sichweise persönlich zugegen war.
    Der Philadephila-Sound kommt astrein und passt auch hier bei Schostakowitsch mit vollem Hörspassfaktor.


    Auch die Prokoffiew - Suite Die Liebe zu den drei Orangen ist ebenfalls eine absolute Spitzenaufnahme.
    Klangtechnisch würde man nie an Aufnahmedaten von 1965/63 denken. Die CD klingt ausgezeichnet, präsent mit sehr guter Raumaufteilung (Ormandy´s Philadelphia Breitwandsound) und übertrifft so manche DDD-Aufnahme (wo die Abmischung oft viel zu mittenbetont ist).
    :thumbsup: Die CBS-Techniker waren auf der Höhe ihrer Zeit - Klasse CD mit gutem Remastering von bereits C1993:



    SONY, 1965/1963, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In einem anderen Thread habe ich ja geschrieben, dass ich mit Shostakovisch nichts anfangen kann. Und Teleton hat mir die 5. Symphonie empfohlen. Und da ich sie ehvorliegen habe, habe ich sie mir jetzt einfach noch ein paar mal angehört. Ich muss sagen teleton hat Recht. Die 5. Symphonie kann man wirklich gut hören. Sie macht Spaß. Besonders gut hat mir der Abwechslungsreiche zweite Satz gefallen. Schon die Einleitung mit den tiefen Streiche hat mich gepackt.


    Und natürlich das traurige und wehmütige Largo, das manchmal so fein gespielt und gesponnen wird, dass es mich an Nebelschleier, die an Bäumen hängen, erinnert. Mit flirrenden Streichern sehr modern u d auch die Dramatik kommt nicht zu kurz. Um dann klagend kaum hörbar im Nirvana zu verschwinden. Das ist wirklich sehr schön.


    Der letzte Satz überrascht einen dann wieder mit seiner Fröhlichkeit. Wobei man bei Nelsons schnell merkt, das hinter der Fröhlichkeit die Traurigkeit lauert.


    Also alles in allem eine tolle Symphonie, das muss ich zugeben. Hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, sie ist mir ein bisschen unter gegangen, weil ich häufiger die bekannte 7. gehört habe und die einfach langweilig fand.


    Aber auch die werde ich mir jetzt noch mal anhören und ihr eine erneute Chance geben, weil La Roche versucht hat mir in einem anderen Thread den historischen Kontext noch mal näher zu bringen.


    Jetzt hätte ich aber noch eine Frage, welche Symphonie würdet ihr als zweites Empfehlen? Ich hatte vor eine. Jahr mal überlegt, ob ich mir eine Aufnahme mit Vasily Petrenko zu holen. Habe dann aber ja gmerkt, dass mir der Schosta gar nichts sagt und eher sogar langweilt... vielleicht ändert sich das ja jetzt....

  • Jetzt hätte ich aber noch eine Frage, welche Symphonie würdet ihr als zweites Empfehlen? Ich hatte vor eine. Jahr mal überlegt, ob ich mir eine Aufnahme mit Vasily Petrenko zu holen. Habe dann aber ja gmerkt, dass mir der Schosta gar nichts sagt und eher sogar langweilt... vielleicht ändert sich das ja jetzt....


    Versuch es doch mal mit den beiden Klavierkonzerten. Die waren mein Einstieg. Seither bin ich nie wieder losgekommen von Schostakowitsch. Das wäre mein Rat. Die 5. Sinfonie führte bei mir lange Zeit ein Schattendasein. Ich fand keinen Zugang. Das hat sich aber geändert. Zunächst bin ich - was die Sinfonien anbelangt - mehr auf die Nummern 11, 12 und 7 geflogen. Die höre ich aber auch heute noch oft. Lieber im Konzert als von der CD. Schostakowitsch gehört in einen Saal. Dort kann er sich erst so richtig entfalten. Vasily Pentrenko macht einen sehr guten Job in seiner Einspielung. Aber auch er hat mich live noch mehr beeindruckt. Ich hörte hier in Berlin seine Elfte. Dieser energische junge Mensch, durch und durch stolzer Russe, rührte wirklich an den Schlaf der Welt. Das werde ich so schnell nicht vergessen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe alle Schostakowitsch-Symphonien kürzlich wieder gehört, in der Einspielung von Kondrashin, die nicht nur meiner unmaßgeblichen Meinung nach, sondern auch im Urteil anderer Taminos eine der besten ist. Am tiefsten berührt hat mich die Nr. 14, eine Vertonung von Gedichten u.a. von Garcia Lorca, Apollinaire und Rilke, die alle um das Thema Tod kreisen. Mussorgskys "Lieder und Tänze des Todes" waren hier eine Inspirationsquelle für Schostakowitsch. Es ist sicher eine der am wenigsten symphonischen Symphonien dieses Komponisten, er selbst hatte überlegt, sie als Liederzyklus zu bezeichnen, sich aber dann doch für "Symphonie" entschieden, um die musikalische und thematische Einheit zu betonen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Jetzt hätte ich aber noch eine Frage, welche Symphonie würdet ihr als zweites Empfehlen?


    Hallo Friese,
    eigentlich eine schwierige Frage. Für mich käme jede der "gesangsfreien Sinfonien" als Nächstes in Frage. Aber da es kurzweilig sein soll und nicht so ausufernd sein soll, wie in der langen Leningrader, würde ich die spritzige Sinfonie Nr.9 , mit ihrem unbändigen Spielwitz empfehlen (das war mein Einstieg Anfang der 80er mit Kondraschin :hail: ). Die ist wieder ganz anders, als die Sinfonie Nr.5.


    Die Sinfonie Nr.6 hat es mir persönlich auch angetan. Das sind drei Sätze, die sich vom langsamen Largo tempo- und powermässig bis zum "geht nicht mehr" steigern. Hier mal nicht Kondraschin, sondern Roshdestwensky (Melodiya/Eurodisc, 1988), der mehr als jeder Andere das Geschehen zum explodieren bringt ... Whow ... der Wahnsinn, nein - der absolute Wahnsinn !


    Ich schätze auch Schostakowitsch´s Jugendsinfonie = seine Diplomarbeit ! = die Sinfonie Nr.1 hoch. Das wäre dann auch etwas, was Dich als Nächstes voll begeistern kann.
    Eine Aufnahme ab 2000 ... da wird´s schwerig ... für mich sind da auch Kondraschin (und Roshdestwensky) erste Wahl.


    Ja, die Sinfonie Nr.10 ... wieder in normaler 4Sätzigkeit aufgebaut. Der zweite Satz als grob umrissenes Scherzo-Porträt von Stalin wird in 4Minuten (darf nicht länger dauern) dargeboten.
    Dies ist nebenbei die einzige Schostakowitsch-Sinfonie die Karajan (und das in TOP-Qualität) drei mal aufgenommen hat (zwei Aufnahmen auf DG).



    Ich höre jetzt auf, weil meine Empfehlungen könnten immer weiter gehen ...........
    die Vierte als freie und unbeeinflusste Sinfonie ist schon wieder etwas schwieriger für den Schostakowitsch-Einsteiger.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • An Empfehlungen haben wir ja nun fast alle Symphonien durch. Ich schließe mich nachdrücklich dem Vorschlag von Rheingold an und würde sagen: Nr. 11. Ich habe das Werk relativ spät kennengelernt. Es ist wohl eines der eingängigsten von Schostakowitsch. Meine Aufnahmeempfehlung wäre Rostropowitschs hochemotionale und ausladend zelebrierte späte Live-Aufnahme mit dem London Symphony Orchestra von 2002 (nicht die aus dem Gesamtzyklus).



    Dass Du, lieber Friese, ausgerechnet die Siebte langweilig empfandest, überrascht mich nun doch, daher noch ein paar Worte zu dieser. Welche Aufnahme hattest Du denn da zur Verfügung? Meine Empfehlung wäre hier Swetlanow mit dem Staatlichen Symphonieorchester der UdSSR 1978 live (nicht zu verwechseln mit der zehn Jahre älteren Studioeinspielung). Diesen Dirigenten schätze ich bei Schostakowitsch ganz besonders, habe mittlerweile auch etliche seiner Aufnahmen vorliegen, aber besonders bei der "Leningrader" finde ich ihn bis heute unschlagbar. Da kommen für mich auch nicht die an sich sehr guten Aufnahmen von Kondraschin und Roschdestwenski heran (Mrawinski ist klanglich leider desolat), von westlichen ganz zu schweigen.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich bringe jetzt mal eine völlig "ungängige" Empfehlung für die Fünfte Shostakovich:



    London Symphony Orchestra,


    André Previn, Ltg.


    (RCA, 1965)


    Diese Aufnahme zählt zu den wenigen, die Previn mit dem LSO für RCA gemacht hat. Er dürfte einer der ersten "westlichen" Dirigenten überhaupt gewesen sein, die dieses Werk eingespielt haben. Klanglich und interpretatorisch ist das RCA-Standard, gleichauf mit Previns Spitzeneinspielungen der Ersten Sinfonien von Walton und Nielsen. Previn geht sehr zügig zu Werke - so schnell und zackig gespielt hört man das Werk nicht oft. Später hat Previn die Fünfte Shostakovich nochmal in Chicago für EMI aufgenommen, aber ich ziehe diese frühere Aufnahme vor.

  • Ihr lieben, vielen Dank für eure Vorschläge. Ich habe es ja erst einmal erneut mit der siebten probiert und wieder festgestellt das ist nichts für mich. Macht mir einfach keinen Spaß. Um aber nicht gleich wieder aufzugeben, ich wollte mir aber nicht auch noch neue CDs kaufen, habe ich mir die beiden Violinkonzerte mit Daniel Hope angehört. Das zweite hat mir ja ganz gut gefallen, aber das erste danach war wieder nix für mich. Es spricht mich nicht an, es berührt mich nicht.... Und von daher habe ich beschlossen Shosti wieder ruhen zu lassen. :untertauch:

  • Ich habe es ja erst einmal erneut mit der siebten probiert und wieder festgestellt das ist nichts für mich. Macht mir einfach keinen Spaß.


    Hallo Friese, vielleicht hast Du den falschen Ansatzpunkt. Die Nr. 7 ist nun die Sinfonie von Schostakowitsch, bei der "Spaß" das letzte ist, woran ich denken würde. ?(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Zitat

    Ihr lieben, vielen Dank für eure Vorschläge. Ich habe es ja erst einmal
    erneut mit der siebten probiert und wieder festgestellt das ist nichts
    für mich. Macht mir einfach keinen Spaß.

    Hallo Friese,
    warum legst du die schweren Symphonien nicht einfach für eine zeitlang beiseite , und hörst stattdessen mal die Jazz Suiten von Shostakovitch, falls das nich schon längst geschehen ist.
    Du gewinnst einen sympatischeren Eindruck vom Komponisten . Der Zugang zu den anderen Werken wird evtl erleichtert.
    So ging es mir. Die erste Symphonie , die ich in Gänze anhören konnte war die 13.


    VG

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)

  • Hallo Friese, vielleicht hast Du den falschen Ansatzpunkt. Die Nr. 7 ist nun die Sinfonie von Schostakowitsch, bei der "Spaß" das letzte ist, woran ich denken würde. ?(


    Hallo Rheingold, ich meinte damit nicht, dass ich Spaß im Sinne von Spaß, Lustigkeit oder Fröhlichkeit erwartete. Ich wollte damit sagen, es gefällt mir einfach nicht.


    , und hörst stattdessen mal die Jazz Suiten von Shostakovitch, falls das nich schon längst geschehen ist.


    Das ist eine gute Idee. Die habe ich noch nie gehört. Aber ich sage es gleich, dass wird noch eine ganze Weile dauern. Im Moment ist mein Bedarf an Shosti gedeckt. Und es gibt noch so viele andere Musik zu entdecken, die mir grundsätzlich besser gefällt.

  • Das zweite hat mir ja ganz gut gefallen, aber das erste danach war wieder nix für mich. Es spricht mich nicht an, es berührt mich nicht.... Und von daher habe ich beschlossen Shosti wieder ruhen zu lassen.


    Lieber Friese,


    da bin ich ja platt. Das Du an der (in einigen Aufnahmen) recht langatmig wirkenden Leningrader weniger Hörspass empfindest, kann ich ja noch nachvollziehen; denn nur die schon von Josef erwähnte Swetlanow-Aufnahme (WARNER-Doppel-CD) schafft es, mich als Hörer von Anfang bis zum Ende zu fesseln.
    Aber das Du mit dem "grössten und tiefgehenden VC aller Zeiten" (= für mich das VC 1) nichts anfangen kannst, verwundert mich doch schon sehr; mein absolutes Lieblings-VC !


    Die von Justin empfohlenen Jazz-Suiten sind eher belanglose Musik, die wie ich meine gar nicht das Zeug haben gerade Schostakowitsch näher zu bringen. Das ist eher ganz nette Musik, die gar nicht Schostakowitsch - Typisch ist und auch von einem anderen Zeitzgenossen stammen könnten --- mehr nicht --- und von dem was man sich als Jazz vorstellt, hörst Du keinen Ton.



    Damit wir wieder zu Threadthema kommen:
    Die erwähnte Swetlanow-Doppel-CD enthällt die fabelhaften Aufnahmen der Sinfonien Nr.1, 5 und 7.
    Die Fünfte ist schon eine fantastische Int mit allen drum und dran; und liefert die Hochspannung, die man erwartet. Ich höre sie mit Genuss !


    * Einziger Wermuttropfen ist die Klangqualität bei den Sinfonien Nr. 1 und 5, die nicht so einwandfrei ist, wie man es für die Aufnahmedaten 1966 (1.) und 1970 (5.) erwarten würde .. das klingt eher "mrawinskysoundähnlich" ... und hat wohl eher den "antifriesesoundunterzweitausend" ...
    dafür ist die Leningrader TOP und die Doppel-CD ein MUSS für Schosty-Fans !



    WARNER, 1966, 1970, 1978, ADD


    Sinfonie Nr.1
    Technik = 6
    Int = 10


    Sinfonie Nr.5
    Technik = 5
    Int = 10


    Sinfonie Nr.7
    Technik = 8
    Int = 10

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Die von Justin empfohlenen Jazz-Suiten sind eher belanglose Musik, die
    wie ich meine gar nicht das Zeug haben gerade Schostakowitsch näher zu
    bringen. Das ist eher ganz nette Musik, die gar nicht Schostakowitsch -
    Typisch ist und auch von einem anderen Zeitzgenossen stammen könnten ---
    mehr nicht --- und von dem was man sich als Jazz vorstellt, hörst Du
    keinen Ton.

    Ich finde es bemerkenswert, daß ein Mensch unter derart bedrückenden Lebensumständen diese "nette Musik" komponieren konnte. Wenn es es nichts enthält , was man sich als Jazz vorstellt, dann ist es wohl doch Schostakowitch.


    VG

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)

  • Aber das Du mit dem "grössten und tiefgehenden VC aller Zeiten" (= für mich das VC 1) nichts anfangen kannst, verwundert mich doch schon sehr; mein absolutes Lieblings-VC !


    Aber das Du mit dem "grössten und tiefgehenden VC aller Zeiten" (= für mich das VC 1) nichts anfangen kannst, verwundert mich doch schon sehr; mein absolutes Lieblings-VC !


    Tja was soll ich sagen. Lieber Teleton ich habe gerade extra noch einmal reingehört, um sicher zu gehen.... aber nein, es ist einfach nicht meins. Da finde ich die Violinkonzerte von Prokofview deutlich besser.

  • Nachdem ich mir kürzlich alle sechs Konzerte von Schostakowitsch in der vorzüglichen Neueinspielung von Alexander Sladkovksy mit dem Tatarstan National Symphony Orchestra (Melodija) angehört habe, kann ich die Geringschätzung des 1. Violinkonzerts auch nicht nachvollziehen. Ich halte es mit Abstand für das überzeugendste Konzert von Schostakowitsch und auch für eines der besten Violinkonzerte überhaupt. Allein die Passacaglia ist doch der Hammer, der beeindruckendste Satz in Schostakowitschs Konzerten für mich.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Tja was soll ich sagen. Lieber Teleton ich habe gerade extra noch einmal reingehört, um sicher zu gehen.... aber nein, es ist einfach nicht meins. Da finde ich die Violinkonzerte von Prokofview deutlich besser.


    Erstens hat alles seine Zeit - Schostakowitschs Zeit kommt bei Dir vielleicht erst. Und wenn nicht - kein Problem. Ich zB stehe ratlos vor Brahms - und das seit mehr als 30 Jahren...
    Zweitens: Es gibt ein paar Stücke von Schostakowitsch, die Dir durchaus gefallen könnten - aber es ist nicht ganz der "echte" Schostakowitsch, also der der Sinfonien, der Konzerte, Streichquartette und der Opern. Aber er konnte unglaublich flotte und amüsante Musik schreiben. Ich habe Dir drei Proben herausgesucht, vielleicht gefällt's Dir - und wenn nicht: Kein Beinbruch!



    ...

  • Zitat

    Ich zB stehe ratlos vor Brahms - und das seit mehr als 30 Jahren...

    Interessant! Bin bich doch nicht der Einzige. Zu den Symphonien von Rachmaninov finde ich auch keinen Zugang, im Gegensatz zu den Klavierkonzerten..


    Grüsse
    Justin

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)

  • Also, die Jazz-Suiten finde ich gar nicht "belanglos". Es sind eben keine schicksalssträchtigen Sinfonien, sondern "leichte" Musik, die Shostakovich ebenso beherrscht hat.


    Diese CD sollte man jedenfalls unbedingt haben:



    Nicht ohne Grund hat Stanley Kubrick den "Walzer Nr. 2" aus der Jazz-Suite Nr. 2 für seinen letzten Film "Eyes Wide Shut" ausgewählt. Ein einmaliges Stück. Chailly und das Concertgebouworchester spielen die Stücke perfekt.

  • Aber er konnte unglaublich flotte und amüsante Musik schreiben. Ich habe Dir drei Proben herausgesucht, vielleicht gefällt's Dir - und wenn nicht: Kein Beinbruch!


    Vielen Dank Edwin, tatsächlich vergesse ich es immer wieder Youtube für solche Sachen zu nutzen.
    Und ja, die Stücke gefallen mir. Das erste, weil es mich an einen Rummelplatz mit Kinderkarussel erinnert. Und ich mag das, weil es so zweischneidig nutzbar ist, als Kitsch und als Horror :D


    Und das dritte ist irgendwie Eingängig und ist, wie du schon gesagt hast, amüsant. Das gefällt mir deutlich besser als die meisten anderen Sachen, die ich bisher von ihm gehört habe. Auch wenn es mir vielleicht keinen Zugang zu ihm bringt, ist das etwas, dass ich mir gerne mal zwischendurch anhören werde. Und das mit dem Zugang... ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht ob das unbedingt sein muss. Ich werde auch damit leben können, wenn mir Shostakovich nicht gefällt. Wobei ich natürlich auch nicht ausschließe, dass er mir irgendwann zusagt, aber ein bisschen Zweifel ich dran. Allerdings werde ich mir bestimmt irgendwann de JazzSuiten zulegen, und damit hat Shostakovich bei mir schon ganz schön viel gewonnen.

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  • Das Klavierkonzert mit Trompete, das u.a. auch auf dem "Jazz Album" drauf ist, ist ebenfalls ein spritzig-ironisches, aber doch etwas knackigeres Werk. Mein absoluter Favorit bei den Konzerten ist zwar auch das 1. Violinkonzert, aber für was ganz anderes fällt mir eben das besagte Klavierkonzert ein.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Symphonie Nr 5 habe ich auch gefunden - ist auf einer ABO CD - udn Reingehört. Die Musik ist ohne Hintegrundinformation nic tz uverstehen , meine ich.
    Aber eine weitere Empfehlung für besseren Zugang zu Shosti könnte das Klavierkonzert Nr 1 sein. Gleich der erste Satz ist voller Esprit und Rhythmus.
    Das Zusammenspiel von Solotrompete und Klavier klingt fetzig.


    Als Aufnahme könnte ich empfehlen

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)

  • Um mal zum eigentlichen Thema des Threads zurückzukommen:



    Diese Aufnahme der 5. Symphonie mit dem Staatlichen Symphonieorchester der Russischen Föderation unter Jewgeni Swetlanow habe ich mir bereits vor einiger Zeit zugelegt (der Japan-Import verlief reibungslos). Es handelt sich um einen wirklich exzellent klingenden Mitschnitt (gewaltige Dynamik) aus Tokio vom 19. Mai 1995 und stellt offensichtlich Swetlanows letzte Schostakowitsch-Aufnahme überhaupt dar. Ich habe sie zwar einige Zeit nicht mehr gehört, aber aus der Erinnerung kann ich nur sagen, dass das die Interpretation war, die mich am meisten überzeugt hat. Ich habe seinerzeit mit vielen anderen Aufnahmen verglichen, darunter Kondraschin, Roschdestwenski und Bernstein – alle fraglos sehr gelungen, doch mein Sieger blieb tatsächlich Swetlanow. Die fulminante Steigerung am Schluss habe ich noch nirgendwo derart überzeugend gehört. Das Orchester spielt wie ums Überleben und zeigt einmal mehr seine Klasse – nach seinerzeit 30 Jahren war man natürlich auf den eigenen genialen Chefdirigenten minutiös eingespielt. Die Aufnahme übertrifft auch die beileibe nicht schlechte Studioaufnahme von 1992 (Canyon/Exton) in Sachen Intensität nochmal spürbar. Ein weiterer diskographischer Beleg für Swetlanows Expertise in Sachen Schostakowitsch. Mir liegen unter ihm auch die 1., 6., 7., 8., 9., 10. und 15. vor und wirklich alle spielen in der obersten Liga mit.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn man jedoch ein grundlegendes Verstandnisproblem mit den Symphonien hat, nützt auch die vermeintlich beste Interpretation nichts.
    Sorry!

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)

  • Erst heute bin ich dazu gekommen das Septemberheft 2018 von GRAMOPHONE zu lesen.
    Darin fand ich unter der Rubrik "The Musician an the Score" eine eingehenden Beitrag, in der Andrew Mellor mit Krzysztof Urbanski über seinen Zugang zu Shostakovich's Symphony No 5 spricht.
    Ich fand die Ausführungen hochinteressant, besonders wegen der Überlegungen zu Tempowahl und Temporelationen. Wer keine Möglichkeit hat, das Heft einzusehen, kann sich gerne an mich wenden. Ich habe eine Kopie gemacht und kann die Interessenten zusenden.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Nach langer Zeit - angeregt durch das Wiederaufleben dieses Threads - habe ich wieder eine Sinfonie von Schostakowitsch gehört - und zwar - logischerweise - die Fünfte.
    Ich bin kein allzugroßer Bewunderer der Moderne, wollte aber natürlich die wichtigsten Werke kennen und besitzen und so habe ich seinerzeit (etwa 2005/2006) kurz nach Threadbeginn die Gesamtaufnahme mit dem WDR Orchester unter Barschai gekauft, eine Entscheidung, die ich nicht bereue. Dazu gibt es einige Sinfonien die ich auch einzeln besitze.
    Die oft empfohlene Einspielung unter Swetlanov war damals nicht zu haben, wird aber derzeit soeben neu veröffentlicht, zu einem Preis, der in anbetracht der Größe der Edition zwar angemessen sein mag, mir aber für Musik des 20. Jahrhunderts einfach zuviel ist. Ich habe bislang aus der Barschai Box vielleicht- wenns hoch kommt 4 Sinfonien gehört.


    Umso überraschter war ich über den Eindruck, den die 5. beim heutigen Wiederhören auf mich gemacht hat. Ich habe- was nicht geplant war (geplant war kurzes Hineinhören zu Wiederauffrischung alter Eindrücke und Orientierung) Die Sinfonie wie gebannt vom Anfang bis zum Ende verfolgt.


    Eigentlich wollte ich nur die Aussage über lyrische Stellen überprüfen und die Antwort darauf:


    Zitat

    Du erwähntes "lyrische Stellen", Alfred, ich frage mich, ob es die in dieser sinfonie überhaupt gibt. Das Largo ist mir ein bisschen arg trostlos.


    Fazit: Es gibt sie durchaus. Und ich fand die Sinfonie in der Overall.Performance nicht wirklich trostlos oder deprimierend.
    Insbesondere der zweite Satz ist geradezu ein Kabinettstück an ...
    Ja an was denn nun eigentlich ? Spielfreude, Musikalität, Skurillität ? -schwirig zu definieren
    Ansonst fand ich die klanglichen Effekte wie schneidene Bläser, unterirdisch grollende Bässe etc sehr beeindruckend.
    Die Aufnahmetechnik hat hier die Grenze des Machbaren realisiert, und Barschai hat dem nicht-russischen Orchester alles abverlangt was denn möglich war.


    Kommen wir zu einigen Aussagen bezüglich der Sinfonie zitiere ich einige Stellen aus Wikipedia.
    Das Zitierte findet sich auch andernorts aber Copy and Paste ist einfacher als Abtippen.


    WIKI

    Zitat

    Das Marschfinale wurde als Verherrlichung des Regimes angesehen.


    WIKI

    Zitat

    Die in ihrer Echtheit umstrittenen Memoiren Schostakowitschs behaupten dagegen, dass der Triumphmarsch in Wirklichkeit ein Todesmarsch sei


    Hervorhebung von mir


    WIKI

    Zitat

    „Was in der Fünften vorgeht, sollte meiner Meinung nach jedem klar sein. Der Jubel ist unter Drohungen erzwungen. […] So als schlage man uns mit einem Knüppel und verlange dazu: Jubeln sollt ihr! Jubeln sollt ihr! Und der geschlagene Mensch erhebt sich, kann sich kaum auf den Beinen halten. Geht, marschiert, murmelt vor sich hin: Jubeln sollen wir, jubeln sollen wir.


    Ich glaube ihm nicht
    Er ist ein typischer Wendehals, der immer da wo er gerade war, seine Werke entsprechend deutete
    Das ist allerdings durchaus verzeihlich und verständlich, daß es aber nirgendwo erwähnt wird ist mir eher unverständlich


    WIKI

    Zitat

    Man muss schon ein kompletter Trottel sein, um das nicht zu hören.“


    DA hat er aber Glück gehabt, daß die rivalisierenden Komponistenkollegen und die russischen Zensoren das NICHT gehört haben.
    Denn was immer die waren -"komplette Trottel" oder ahnungslos - auch wenn das gern behauptet wird - waren die allesamt nicht


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Er ist ein typischer Wendehals, der immer da wo er gerade war, seine Werke entsprechend deutete
    Das ist allerdings durchaus verzeihlich und verständlich, daß es aber nirgendwo erwähnt wird ist mir eher unverständlich


    Nein das ist nicht unverständlich sondern stimmt eben nicht. Das kann nur jemand sagen, der in noch einer heilen Welt aufgewachsen ist, und alle Freiheiten genoss, die man sich auf der damals anderen Seite des Vorhangs nur erträumen konnte. Dann kann man sich nicht vorstellen, wie sehr man sich verstellen muss, nur leise die Wahrheit sagt, brav zur Demo geht, den Wahlzettel artig faltet und in die Urne wirft, vielleicht noch am Staatsfeiertag die Fahne raushängt, weils der Nachbar auch tut. Schostakowitsch sollte dieses Werk in einer offiziellen Stellungnahme als "schöpferische Antwort" auf die Kritik der Partei an seiner angeblich elitären, volksfeindlichen und entarteten Musik ausgeben. Dieses zerknirschte Bekenntnis ist lange Zeit in Ost und West für bare Münze genommen worden. Alerdings werden die sozialistischen Fordeungen nach Monumentalität und Volkstümlichkeit in den ersten beiden Sätzen ad absurdum geführt, der Lächerlichkeit preisgegeben. Das Scherzo ist eine bissig-böse Parodie, so wie Kinder "Väterchen Stalin"huldigen. Und danach noch die hysterischen aufgepeitschten Sieges- und Jubelsänge des Finales. Ein erzwungener Jubel, so wie auch am 1. Mai die Werktätigen eben jubelten, wohl aber ganz anders dachten. Die bombastischen Akkorde, die das Werk abschließen, klingen, trotz Durtonart eher herzzerreißend und sind von einer optimistischen Lösung (vgl. Tschaikowsky 5. Sinfonie) weit entfernt, am Ende steht ein harter kurzer Pauken- (oder Knüppel-) schlag. Die Sinfonie wurde in einer Zeit des großen Terrors geschrieben, wo täglich unbescholtene Bürger, so gennate "Volksfeinde", nachts abgeholt wurden, im Gulag verschwanden oder erschossen wurden. Auch Schostakowitsch hatte schon sein Köfferchen gepackt und ist wie durch eine Wunder noch einmal davon gekommen. Die 5. Sinfonie sollte seine Kritiker zufrieden stellen, ist aber kein Bekenntnis zu dem Regime.
    Eine überzeugende Interpretation gibt es u.a. in der Einspielung mit Mariss Jansons.

    Schlussendlich lässt sich sagen, die Sinfonie hat einen großen emotionalen Gehalt und Hintergund, Schostakowitsch hat hier sein Thema, nämlich das Thema seines Lebens abgehandelt.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Vielen Dank, timmiju, für die Richtigstellung. Du wirst unseren Forenbetreiber damit nicht überzeugen, aber alle, die sich etwas intensiver mit Schostakowitsch beschäftigt und die einschlägigen Biographien gelesen haben, werden Dir vermutlich zustimmen. Ich höre jedenfalls diese Symphonie genauso. Erst letzte Woche habe ich die dritte Einspielung von Rostropowitsch mit dem LSO gehört und er dirigiert dieses Werk genauso wie ich es auch empfinde. Beim Scherzo habe ich überlegt, ob es wohl ein Selbstportrait als "Jurodiwy" sein soll. Rostropowitsch treibt dem Werk jedenfalls alles Optimistische und Plakative weitgehend aus. Den Schluß nimmt er nicht ganz so lähmend und drückend wie einige andere, aber von Optimismus ist das meilenweit entfernt, eher fragend und damit der Situation, in dem das Werk entstand, angemessen. Für mich die Idealinterpretation.


  • Dem Dank von Lutgra zu timmijus Statement möchte ich mich anschliessen. :thumbup::hello:
    :yes: Du triffst den Kern !



    Das ändert aber nichts daran, dass ich gerade die Fünfte in ihrer bissigen Tiefgründigkeit auch gerne so höre, dass sie mich vom Anfang bis zum Ende packt und auch den Schluss niederschmetternd hart geniessen kann.
    Die gennanten Aufnahmen mit Rostropowitsch, der es sicher gut und autentisch meint; und die Jansons-Aufnahme gehören für mich nur eingeschränkt dazu.


    :!: Ich möchte es unbarmherzig und direkt hören, so wie es Kondraschin - Roshdestwensky - Swetlanow es gestalten.
    Bernstein in der Aufnahme aus Tokyo wirft man Missverständnis vor, nicht nur weil er den Schluss mit unendlicher Emotion abliefert ..., aber mir egal = :angel: es ist der Hammer und ich schätze diese Aufnahme ebenfalls aufs Höchste ... das ist Gänsehaut und (wie ich es gerne nenne) Hörspass pur !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Lutgra, lieber teleton, vielen Dank für eure Beiträge. Sie bestätigen die allgemein gültige Auffassung, wonach Schostakowitschs 5. Sinfonie keinesfalls eine das System verherrlichende Jubelsinfonie ist. Nach dem verheerenden Prawda-Artikel "Chaos statt Musik", dessen Autor zweifellos Stalin selbst war, als Replik zur Urausfführung der Oper "Lady Macbeth von Mzensk", geriet der Komponist in eine existienzielle Krise. Die Uraufführung der Vierten Sinfoniie sagte Schostakowitsch vorsichtshalber ab. Dazu ist zu ergänzen, zum Zeitpunkt der Komposition dieses Werkes wurden Schostakowitschs älteste Schwester, deren Mann bereits verhaftet worden war, nach Zentralasien verbannt sowie seine Schwiegermutter in ein Konzentrationslager in Kasachstan eingeliefert. Kein Grund zum Jubeln. Den zweiten Satz beschrieb Kurt Sanderling, ein enger Vertrauter des Komponisten so: "Lieber Stalin, lieber Stalin, hier sind die Kinder der ganzen Sowjetunion und alle Kinder sind dir dankbar für das glückliche Leben, das sie haben und wünschen dir alles Gute...." Das passt. Die "Fünfte" mag mehrdeutig erscheinen. Das ist auch gewollt. Wer aber den Hintergrund ihrer Entstehung kennt, kann sie verstehen.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

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