Operette tot?

  • Bei dieser Gelegenheit: Eigentlich ist die Veröffentlichungpolitik der letzten Jahre - gemessen an eine vorhergehenden "Dürreperiode" doch recht anständig. Hier wurde ausschliesslich Aufnahmen von CPO gelistet, die ab 2010 veröffentlicht wurden, und zwar nur eher selten gespielte Werke, also hier wird durchaus aufgeholt. WÜren allw cpo Aufnahmen der letzten 20 Jahre UND auch die bekannteren Werke mit einbezogen, sähe die List noch viel umfangreicher aus. Dazu kommt, daß auch Naxos einiges neu veröffentlicht hat, speziel unbekannte Operetten von Johann Strauß.
    Ich bin also zuversichtlich, daß au im mittlerer Zukunft noch einiges zu erwarten ist...








    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Was nun die von Dir erwähnte Lillie Claus anbelangt, die ich über die Maßen schätze,


    Hallo, Rüdiger!


    Leider schaue ich bei YouTube sehr selten rein. Aber da ich z. Zt. wieder viel Schellack höre, werde ich bestimmt noch Einiges von Lilli Claus entdecken. Denn das da etwas von Lilli Claus dabei ist, weiß ich bestimmt. Heute habe ich z. Bsp. Martina Wulf als "Königin der Nacht" gehört, auch eine Sängerin, von der man nur noch sehr wenig hört.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Ich bin also zuversichtlich, daß au im mittlerer Zukunft noch einiges zu erwarten ist...


    Ich auch! Allerdings sind mir manche der neuen Aufnahmen nicht gut und raffiniert genug gesungen. Dafür sind sie aber auch nicht bieder und hausbacken wie vieles aus der deutschen Nachkriegszeit. Die Schmackes, die zum Beispiel Falls "Kaiserin" mit der Schlemm, gesprochen von der Wessely hat, erreicht die neue Einsielung nimmer.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Leider schaue ich bei YouTube sehr selten rein.


    Das kann ich nachvollziehen, lieber Wolfgang. Aber für Informationszwecke ist mir diese Plattform doch sehr, sehr wichtig. Es gibt dort wirklich Sachen, die man nicht für möglich hält. Danke für den Hinweis auf Matina Wulf. Ich kenne sie nur dem Namen nach, werde aber nach Aufnahmen suchen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zum Zweiten: Eine Schellack-Platte mit Kammersängerin Martina Wulf und Hugo Welfing mit Melodien aus "Der Zarewitsch". Wirklich sehr schön gesungen. Lilli Claus habe ich mit Sicherheit mit dem Lied "Heimatland" aus der Operette MONIKA von Nico Dostal.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Bei dieser Gelegenheit: Eigentlich ist die Veröffentlichungpolitik der letzten Jahre - gemessen an eine vorhergehenden "Dürreperiode" doch recht anständig. Hier wurde ausschliesslich Aufnahmen von CPO gelistet...


    Hallo Alfred,


    die hier vorgestellten Aufnahmen hättest Du auch im von Dir eröffneten Thread "Operettenaufnahmen von cpo" vorstellen können. Aber auch gut so, das erinnert mich daran, die eine oder andere davon noch einzeln vorzustellen.


    :) Uwe

  • Der andere thread wird ohnedies weitergeführt. Dort werden dann aber auch die alteren Aufnahmen , noch vor 2010 zum Zuge kommen, ebenso die Neuaufnahmen bekannter Operetten, hier wurde ja lediglich schnell aufgeliestet und in Erinnerung gerufen, wobei ich viles noch nicht habe. IM sndern Thread wird ja EINZELN vorgestelt mit wenigstens ein paar erläuternden Sätzen pro Box.....


    mfg aus Wien
    aLfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Uwe,


    schön, dass Du wieder einmal schreibst. Du könntest Dich mit Deinem Wissen die Diskussion um die Operette kräftig beleben.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Hier ist länger nichts mehr geschrieben worden. Von mir soviel: Operette gibt es bei mir mindestens einmal in der Woche. Allerdings lege ich die Latte dabei hoch. Eine gute Besetzung der Interpreten ist bei mir auch bei Operette wie bei Oper Voraussetzung. Ich höre gerade Querschnitte aus "Der Zarewitsch" und "Der Graf von Luxemburg". Mit Chor und Orchester der Wiener Volksoper und Hilde Güden mit Waldemar Kmentt. Besser geht es kaum. :thumbsup:

    W.S.

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  • Und weil wir grad beim Thema sind: Bühne Baden/Sommerarena hatte heuer zwischen Juni und Anfang September "Die Lustige Witwe" auf dem Programm. Hier eine Verlinkung zum Trailer. (der natürlich nicht ewig aktiv bleiben wird)


    Wir sehen hier eine Aufführung mit Verlegung in unsere Zeit. Man mag darüber denken wie man mag, es geht viel vom Zauber verloren.
    Es ist natürlich auch eine Frage des Geldes.
    Zur Besetzung: Besetzen von Operetten war immer schon problematisch - abgesehen von der "großen Zeit" der Operette - so um 1880/1910
    Aber auch da könnte man manches dazu sagen.
    Die Presse hat die Aufführung übrigens gelobt.....
    Leider muß ich sagen, daß eine Aufführung im Stile, den ich für angemessen hielte so gut wie nicht mehr finanzierbar ist.
    Denn das Problem der Operette ist ja in Wahrheit, daß nicht sie tot ist, sondern leider die Mehrheit ihres Publikums.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Zur Besetzung: Besetzen von Operetten war immer schon problematisch - abgesehen von der "großen Zeit" der Operette - so um 1880/1910


    Zitat

    Denn das Problem der Operette ist ja in Wahrheit, daß nicht sie tot ist, sondern leider die Mehrheit ihres Publikums.


    Beide Sätze kann ich bestätigen. Leider werden und wurden viele Operetten-Aufführungen mit singenden Schauspielern, anstatt mit schauspielenden Sängern besetzt. Auch da lege ich Wert auf gute Interpreten. Daß die junge Generation kaum Interesse an Operetten hat, kann auch ich leider nur bestätigen.


    Ich tröste mich gleich nach dem Fußball mit einem Querschnitt auf einer LP aus "Boccaccio". Die Besetzung ist ohne Fehl und Tadel, genau wie ich sie liebe. Hier die CD-Ausgabe:

    W.S.

  • Zitat

    Daß die junge Generation kaum Interesse an Operetten hat, kann auch ich leider nur bestätigen

    .
    Die junge Generation hat eigentlich an überhaupt nichts ein Interesse
    Aber eigentlich trifft das auf 99% der gesamten Weltbevölkerung zu - unabhängig vom Alter
    Wäre ein interessantes Thema - ist aber leider OT


    LG Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • DAS konnte ich Euch nicht vorenthalten.
    Eine Parodie auf die Czardasfürstin (vermutlich aber ernst gemeint)
    Sicher alles andere als werkgerecht, aber Offenbach (als Erfinder der Operette) würde darüber lachen
    weil hier Operette so respektlos aufgeführt wird wie in den Anfangstagen
    (Ich hab eigentlich auch gelacht - aber mit dem Werk hat diese Inszenierung natürlich nichts mehr zu tun)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da muss man vorsichtig sein, was man sagt, sonst wird man vielleicht noch der Homophobie bezichtigt. Für mich ist das aber eine schwule Inszenierung und hat nichts mit den ursprünglichen Absichten der Autoren zu tun. Ein bekannter Kabarettist sagte jüngst, dass man sich heutzutage als Hetero beinahe wie eine Minderheit vorkommt.



    :( Uwe

  • Operette tot?


    Zumindest scheint das Forum tot zu sein. Seit dem Statement eines verfolgten Hetero tiefes Schweigen...


    :D


    Ich wurde sozusagen mit Operetten großgezogen. Erklärtes Lieblingsstück der Mutter "Der Graf von Luxemburg". Die Oma mochte es gefühliger, das "Schwarzwaldmädel" beispielsweise. Nur der Vater rümpfte die opernorientierte Nase. Freute sich aber, wenn im "Blauen Bock" ein Opernstar in Sachen Operette fremdging.


    "Mein" Städtebundtheater im oberfränkischen Hof - zu der Zeit im Musikbereich eine Operettenbühne. Fünf, manchmal sechs Premieren pro Saison. Da kamen auch entlegene Werke auf den Spielplan, beispielsweise "Die Perle von Tokay" von Fred Raymond. Zusätzlich bis zu drei Opernproduktionen, ein ordentliches Pensum für das kleine Haus.


    Ein blutjunger Anfänger im Erstengagement mauserte sich später zu einem gefragten Spezialisten des Genre: Mario Brell. Um später noch mit einer Zweitkarriere als schwerer Held zu überraschen. Nicht nur, aber auch in fast allen großen Wagnerpartien. Sinngemäß schreibt Mario Brell in seiner kleinen Autobiografie "Wer Hof überstanden hatte, dem konnte im Sängerleben nichts mehr passieren".


    Eine der tragenden Säulen des Operettenensemble war seit kurz nach Kriegsende bis in die Siebzigerjahre Walter Wanke. Dessen Spezies, der Tanzbuffo, ist an den Theatern fast nicht mehr zu finden. Wer "es drauf hatte", diese Mischung aus Charme, flottem Tanzschritt und ansprechendem Gesang war auf die Rolle des Publikumslieblings abonniert. Über 20 Soubretten hatte Walter Wanke während seiner Hofer Bühnenjahre als Partnerinnen. Zu seinem 80. Geburtstag erhielt er eine Damast-Tischdecke mit gestickten Autogrammen all dieser Partnerinnen.


    Ich erinnere mich, dass ein prominenter Kollege der Hofers Walter Wanke, der Münchner Gärtnerplatz-Star Harry Friedauer, den Ehrentitel "Bayrischer Kammerschauspieler" erhielt. Wohlweislich nicht den des Kammersängers.


    Zurück zur Frage, wie tot oder lebendig die Operette ist. Mein Eindruck dazu: in einigen kleinen theatralischen Biotopen überlebt sie. Baden bei Wien gehört beispielsweise dazu.


    Das Theater Hof scheint diese besondere Kunst verlernt zu haben. Im Januar sah ich dort "Die Zirkusprinzessin" von Emmerich Kalmán. Nette Ausstattung, ordentliche Sänger, und, oh Wunder, wirklich und wahrhaftig ein guter Tanzbuffo. Das Ballett hübsch anzusehen, gepflegt spielte das Orchester. Nur - der Abend wollte und wollte nicht zünden. Nichts kam über die Rampe. Peinlich, wie wenn jemand laufend Witze erzählt und keiner lacht. Ein trauriger, fast beklemmender Abend. Tags darauf die Verkäuferin in einer Metzgerei zu mir: "Was, den Schmarren haben sie sich angeguckt? Also, in eine Operette bringen mich keine zehn Pferde mehr!". Sollte die Intendanz das gehört haben? In der Saison 20/21 steht auf alle Fälle nicht eine einzige Operette auf dem Programm. Das hat es dort noch nie gegeben, wenn ich mich recht erinnere.

  • Tot ist die Operette nicht. Neben Baden bei Wien darf man auch Ischl nicht vergessen. Die wirklich sehr traditionellen Sommerspiele werden immer noch jährlich (außer heuer aus bekannten Gründen) weitergeführt - mit guten Sängern und interessanten Produktionen. Wobei ich die konzertanten oder semi-konzertanten (da wird dann ein bisschen gespielt und getanzt) Produktionen oft lieber mag, weil die Inszenierungen leider teilweise gar nicht meinen Geschmack treffen.


    Mörbisch ist noch immer ein Publikumsmagnet und es wird auch in gar nicht so wenig Teilen der österreichischen Bevölkerung darüber gesprochen.


    In der Volksoper werden Operetten gespielt und in den Landestheatern zum Teil ebenfalls. In Salzburg hatten wir vor zwei Jahren eine recht erfolgreiche Aufführung von "Wiener Blut" und für die kommende Saison ist "Die Blume von Hawaii" geplant.


    Tot ist sie also nicht, die Operette - aber ihre große Zeit ist natürlich vorbei. Man braucht sich nur den Altersdurchschnitt des Publikums, etwa in Ischl, ansehen.

  • Nur - der Abend wollte und wollte nicht zünden.

    Das ist - von Ausnahmen mal abgesehen - die Crux deutsche Operettenaufführungen.

    Der deutsch Humor ist anders (vor kurzem hätte ich noch bestritten, daß es heute guten "deutschen Humor" überhaupt gäbe, aber einige Kabarett-klips haben ich eines besseren belehrt)Vielleich sei noch erwähnt, daß "guter Humer nicht unbedingt "geschmackvoll" sein mus, sondern Treffsicher. Als Beispiel möchte ich hier diverse Karikaturen der letzten Wochen - und darüber hinaus - anführen

    Operette soll nicht nur angenehm und optisch schön sein (Eine Grundvoraussetzug !!) sondern auch listig subversiv

    Ich kenne eigentlich nur 4 Nationen, die die dafür erforderlichen Voraussetungen mitbringen:

    Frankreich, England, Ungarn und Österreich.

    Ein verdeckter bis greller bösartiger Humor wird hier elegant verpackt und gelegentlich mit zu aktualisierenden Couplets bereichert.

    Politische Botschaften weden subtil aber treffsicher verpackt - wäre vielleicht etwas für einen eignen Thread ??

    Auf Grund ihrer pordistischen Eigenschaft ist operette schwer zu parodieren....

    Wer Operette als "Oper für Dumme" sieht ist eher selber ähhh- uninformiert !!!:baeh01:

    Operette kann ein gro0er Genuß sein...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein verdeckter bis greller bösartiger Humor wird hier elegant verpackt und gelegentlich mit zu aktualisierenden Couplets bereichert.

    Politische Botschaften weden subtil aber treffsicher verpackt - wäre vielleicht etwas für einen eignen Thread ??

    Auf Grund ihrer pordistischen Eigenschaft ist operette schwer zu parodieren....

    Hier bin ich bei Alfred.


    Einen Aspekt möchte ich aufgreifen. In vielen Operetten passieren Dinge, die heutzutage niemand mehr als aufregend wahrnimmt, weil sie sich erledigt haben. Das ist - wie ich finde - ein Problem dieses Genres. Was einst bis an die Grenzen frivol und auch gesellschaftskritisch gewesen ist - man denke nur an die "Fledermaus" - fällt uns heute so nicht mehr auf. Da muss man schon genau hinsehen. In der Nazizeit und in den fetten Nachkriegsjahren wurde - ich sage es jetzt mal drastisch - die Hose wieder hochgezogen. Die Operette wurde anständig und stubenrein und auch vom Fernsehen zu Bowle und zuckersüßem Moselwein gereicht wie Buttercremetorte. Ein Sehnsuchtsort, garniert mit allen Klischees dieser Welt! Ich kann das nachvollziehen und möchte mich darüber nicht erheben. So war das nun mal. Wird ein Stück wie die "Csardasfürstin" in Köln zumindest nach außen hin parodiert, was ich für eine von vielen Möglichkeiten halte, kommt der Gesang zu kurz. Operetten wollen auch gesungen und gesprochen werden. In Berlin an der Komischen Oper gab es etliche sehr beachtenswerte Versuche, das Genre neu zu beleben. Oft krankten Aufführungen aber am beschränkten musikalischen Niveau. Nach einer halben Stunde ging mir das nur noch auf die Nerven. Schauspieler und Diseusen können nach meiner Beobachtung nicht mehr tragend singen und sprechen wie einst. Womit ich wieder bei der Vergangenheit wäre, was ich auch nicht will. Früher war nichts besser, es wurde nur Bühnenkünstler offenbar gründlicher ausgebildet.



    Selbst Erik Ode, der noch als "Der Kommissar" aus dem Fernsehen in Erinnerung ist, konnten ganz fabelhaft Operette singen. Von Brigitte Mira will ich gar nicht reden. Die war mal viel mehr als eine von "Drei alten Schachteln". Erst dieser Tage hörte ich sie auf einer Lincke-Platte und war ganz hingerissen ob ihrer ungemein flexiblen Stimme.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Operette soll nicht nur angenehm und optisch schön sein (Eine Grundvoraussetzug !!)

    Operette kann ein gro0er Genuß sein...

    So ist es, lieber Alfred.

    Im Theater Liberec /Reichenberg, in unserem tschech. Nachbarland, wird Operette sehr interessiert angenommen.

    Der Zuschauerraum ist immer sehr gut besetzt.

    Im laufenden Spielplan stehen "Die Fledermaus" (seit 2013) und "Eine Nacht in Venedig" (seit 2018) auf dem Programm.

    Die Fledermaus habe ich dort in den vergangenen Jahren viermal gesehen - zuletzt am 15. Februar - weil sie so gut und toll gemacht ist.

    Und für den kommenden Dezember ist die Premiere der "Csardasfürstin" geplant.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ich möchte noch ergänzen, daß die Staatsoperette Dresden in einem neuen Theater nach wie vor sehenswerte Operetten auf die Bühne bringt und auch in Leipzig die Operette gepflegt wird, während das Berliner Metropoltheater schon lange zu hat. Stadttheater ignorieren Operette weitgehend.

    Es spielt wohl auch eine Rolle, daß keine speziellen Sänger für Operetten ausgebildet werden, die z.B. als Buffo/Soubrette singen, tanzen und sprechen können müssen. Viele Theater hatten bis in die 80-er Jahre (ich kann nur vom Osten reden) eigene Operttenensembles, auch Regisseure, die das Genre beherrschten. Danach fing alles an zu sterben. Und spätestens mit der Dresdener Csardaszfürstin im Schützengraben wurde der Charakter der Operette verdorben und versaut. Ich kenne genügend Leute, die gerne Operette sehen möchten, aber Operette ohne Neudeutung, mit Humor, eben auch zum Vergnügen und nicht zur Belehrung. Da man das in D nicht mehr überall kann und will ist die Operette wohl zum Sterben verurteilt, es sei denn, daß nach Ende von Corona ein Effekt der Sehnsucht nach vergangenen Zeiten wieder an die Oberfläche gespült wird. Ich würde mir das auch wünschen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Operette tot? Hier im Forum leider weitgehend ja. Realiter überlebt sie in einigen Oasen, von denen die wichtigsten bereits genannt wurden.


    Erklärungsversuche für den Niedergang der Operette wurden ebenfalls gegeben. Vieles davon leuchtet tatsächlich ein. Gerade die Feststellung, dass die einstige Gesellschaftskritik, die den Stücken innewohnt, heute gar nicht mehr recht verstanden wird. Auch die "Domestizierung" der Operette in der Nazi- und (m. E.) vor allem Nachkriegszeit. Wer heute an Operette denkt, der denkt doch vermutlich an das Operettenbild, wie man es aus den 1950er und 60er Jahren, aus der Adenauer-Zeit, kennt. Damit lockt man heutzutage kaum mehr jemanden unterhalb des Greisenalters an. Ich könnte mir vorstellen, dass der Operettenstil der 1920er Jahre, deutlich gewagter als danach, hingegen heutzutage durchaus ankommen könnte.


    Die Andeutung, den Deutschen ginge in Sachen Operette der Humor ab, traf zumindest seinerzeit nicht zu. Der Berliner Paul Lincke wurde genannt, ein Paradegegenbeispiel. Trotzdem kräht auch hier im Forum kaum ein Hahn mehr nach ihm. Überhaupt fiel mir das Fehlen von Gesamtaufnahmen oder doch zumindest Querschnitten seiner Operetten auf. Da hat die Electrola seinerzeit etwas versäumt, als sie diese legendären Einspielungen produzierte. Da hilft es auch nichts, dass die Berliner Philharmoniker bei ihren Freilichtkonzerten sein Berliner Luft als Zugabe anhängen. Am Ende schadet genau diese Reduzierung, denn viele Menschen werden den Namen Lincke allein damit verbinden. Ab und an wird Frau Luna gespielt. Im Reiche des Indra sucht man vergebens. Vergleichsweise idyllisch die Situation der Diskographie bei Strauss Sohn, Lehár und Kálmán.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich möchte auf die in einem Beitrag schon beiläufig erwähnte "Komische Oper" in Berlin hinweisen. Intendant Barrie Kosky setzt einen lokalen Schwerpunkt und konzentriert sich auf die Zwanziger des letzten Jahrhunderts. Produktionen wie "Ball im Savoy" von Paul Abraham oder "Die Perlen der Cleopatra" von Oscar Straus (auch mal mit "ss" oder "ß") sind Publikumsmagneten. Was auch Dagmar Manzel zu verdanken ist, die in Berlin Kultstatus genießt.


    Kürzlich zeigte die "Komische Oper" eine Wiederentdeckung: "Frühlingsstürme" eine Operette des tschechisch-jüdischen Komponisten Jaromir Weinberger. Zehn Tage vor Hitlers Machtergreifung hatte das Werk im Admiralspalast Premiere, die etzte Uraufführung einer Tauber-Operette. Das übliche, immer sehnsüchtig erwartete Tauber-Lied kam erst kurz vor Schluß und der Tenor mußte es, Berichten zufolge, dreimal zugeben. Mit diesem "Du wärst für mich die Frau gewesen" endet die Operette, genreuntypisch, wehmütig-tragisch. Nach wenigen Aufführungen fiel das Werk den politischen Verhältnissen zum Opfer und wurde danach nur noch einmal szenisch präsentiert, 1947 im tschechischen Ostrava.


    Auf operavision.eu sind Mitschnitte von "Frühlingsstürme" und "Die Perlen der Cleopatra" zu sehen.

  • à propos Die Perlen der Cleopatra mit Dagmar Manzel aus der Komischen Oper Berlin hatte ich schon früher an anderer Stelle darauf hingewiesen, dass diese Operette bis zum 17. Juni bei Operavision zu sehen ist.

    Die Perlen der Cleopatra

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Ich möchte nur einen kurzen Beitrag geben, durchaus als kompletter Operettenatheist und Nichthörer. Die Operette war in meiner Jugendzeit ein wichtiges Stadium für den Marsch zur Oper. Es sangen ja auch z.T. dieselben Sänger. Im Lauf der Zeit gefiel mir dann eigentlich nur noch die "Fledermaus", vor allem zum Jahresende 1964 in Wien in vorzüglicher Besetzung.

    Neulich habe ich eine kleine Recherche gemacht zu einem Lied, das mir dauernd im Kopf herumschwirrte und mir immer gut gefallen hat: "Machen wir´s den Schwalben nach.." Die Musik und der Refrain gefallen mir immer noch. ABER: die Texte und die Musik danach und davor, ein albernes Geträllere. Dann habe ich ganz viele Aufnahmen durchprobiert und war geschockt, wie schlecht das durchweg gesungen wird. Ein schöner ruhiger Sopran, mit einem Schuss Wehmut, es geht da ja um Liebe, Trennung und Schmerzen, so stelle ich es mir vor. Es kann auch ruhig im besten Sinne sentimental sein, aber nicht so beiläufig abgespult. Selbst Rudolf Schock und Anneliese Rothenberger singen das so runter, von Stefanie Hertel ganz zu schweigen, die kann nämlich gar nicht singen, wie auch Stefan Mross auf seiner Trompete durch einen richtigen Trompeter gedoubelt wird.

    Eine sehr schöne Aufnahme einer wunderbaren, aber unbekannten Sopranistin habe ich gefunden, die muss ich noch wiederfinden, dann zitiere ich das hier.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ab und an wird Frau Luna gespielt.

    Bestätigung, das war die letzte Operette, die ich in Gera gesehen habe, ist aber schon Jahre her. Und vorher von Schostakowitsch "Moskau, Tscherjomuschki". Vor 2 Jahren war der Vogelhändler.

    Ich hätte nichts dagegen, wieder einmal Das Land des Lächelns oder Die Rose von Stambul zu sehen. Noch nie habe ich in Gera eine Operette von Suppe gesehen, obwohl man den nicht nur auf seine zugegeben tollen Ouvertüren beschränken sollte. Es gäbe noch viele, viele zu nennen, die leider vergessen werden, wenn sie nicht jemand hervorkramt.

    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • von Stefanie Hertel ganz zu schweigen, die kann nämlich gar nicht singen, wie auch Stefan Mross auf seiner Trompete durch einen richtigen Trompeter gedoubelt wird.

    Ja, lieber Dr. Pingel, das stimmt. Beim mdr hatte man vor vielen Jahren den Versuch gemacht, das Publikum mit Operettenmelodien zu erfreuen. Man hat beliebte Stars (?) der Volksmusik genommen und keine für diese Musik passenden Interpreten. Das Ergebnis war furchtbar!! Zum Weglaufen, nicht zum Ansehen. Und das über 90 Minuten lang. Entsetzlich.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ein schöner ruhiger Sopran, mit einem Schuss Wehmut, es geht da ja um Liebe, Trennung und Schmerzen, so stelle ich es mir vor.

    Da sieht man, dass jeder alles anders interpretieren kann.


    Wehmut? mit tra-la-la? Die beiden necken sich doch nur

    Liebe? Verliebt sind sie sicher, aber Liebe?

    Trennung? meiner Meinung nach nur leere Drohungen

    Schmerz? seh ich nicht


    Also alles ein fröhliches Gezwitscher.


    Ich warte auf das große Wunder, tra-la-la
    Von dem man so viel spricht!
    In Wirklichkeit ist alles anders, tra-la-la,
    Die Wunder kommen nicht.
    Ich denke mir die Ehe himmlisch, tra-la-la,
    So immerfort zu zwei'n.

    Das ist gewöhnlich nur im Anfang, tra-la-la,
    Dann ist man gern allein.
    Ich lasse mir nicht bange machen, tra-la-la,
    Richte mir das ein schon wie ich's brauch'. Ei!
    Finde die Idee famos, tra-la-la,
    Genau so mach ich's auch.


    Machen wir's den Schwalben nach,
    Bau'n wir uns ein Nest,
    Bist du lieb und bist du brav,
    Halt zu dir ich fest!
    Bist du falsch, o Schwalberich,
    Fliegt die Schwälbin fort!
    Sie zieht nach dem Süden hin,
    Und du bleibst im Nord'!

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Eine sehr schöne Aufnahme einer wunderbaren, aber unbekannten Sopranistin

    Fritz Wunderlich singt das Duett hier mit Renate Holm - die Du nicht meinen kannst mit "unbekannte Sopranistin":



    Hübsch ist die Einspielung, finde ich, wie fast alle vom Dirigenten Franz Marszalek verantworteten Aufnahmen.

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