Es war eine merkwürdige Reaktion, die unser fünfjähriger Enkel da zeigte. Klassische Musik ist er ja zu Hause nicht gewohnt, eher schon Rockmusik, Schlager - das breite Spektrum, das sich dem Hörer auf vielen Wellen so bietet. Nur keine Klassik - langweilige Musik (sagen die Eltern).
Trotzdem hat der Knirps mitbekommen, was da so alles in meinem Regal an CD's steht und einige Hüllen kann er mittlerweile sogar einordnen. Er kennt die lange Reihe der Mozart-Ausgabe von Philips, die Bach-Gesamtausgabe, den kompletten Brahms. Nicht, daß er die Titel schon lesen könnte, eher wird das einheitliche Aussehen der jeweiligen Sammlung für ihn offensichtlich ein Merkmal sein.
Nun hat mir unser Sohn seinen alten DVD-Player geschenkt, weil der nach einem Neukauf halt übrig war. Ich muß feststellen, das Gerät läuft „wie ein Döpken“. Also habe ich mich mal hingesetzt und mir die schon lange gelagerten, aber nie gesehenen DVD's der Mozart-Opern mit den Salzburger Marionetten angesehen. Und justament die „Zauberflöte“ lief, kam der Steppke, von mir nicht bemerkt, ins Zimmer und hockte sich auf die Erde und schaute zu.
Daß da noch jemand war, fiel mir erst auf, als bei der dritten Strophe des Papageno-Auftrittsliedes „Der Vogelfänger bin ich ja“ plötzlich ein Stimmchen fehlerfrei mitsang. Ich muß sagen, daß der Kleine, für seine Verhältnisse ungewöhnlich (!), bis zum Ende des Aktes wie gebannt auf Spiel und Musik achtete. Dann ging's aber sofort wieder in den Sandkasten im Garten...
Zwei „Songs“ (den Ausdruck bringt er wie ein Engländer) konnte er dann mitsingen: das Vogelfänger-Lied und „Das klinget so herrlich“. Wie ich von seinen Eltern höre, findet er das schöner, als die sonst üblichen morgendlichen Rockklänge...