BELLINI, Vincenzo: BIANCA E FERNANDO

  • Vincenzo Bellini ( 1801 - 1835 )
    Bianca e Fernando


    Oper in zwei Akten


    Libretto: Domenico Gilardoni
    Uraufführung: Neapel 1826
    Originalsprache: Italienisch


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Carlo, entthronter Herzog, Bass
    Bianca, seine Tochter, Sopran
    Fernando, sein Sohn, Tenor
    Filippo, Usurpator von Agrigent, Bariton
    Viscardo, Vertrauter Filippos, Mezzosopran
    Uggero, Freund Fernandos, Tenor
    Clemente, Ratgeber Fernandos, Bass
    Eloise, Dienerin Biancas, Mezzosopran
    Hofdamen Biancas, Soldaten Agrigents und Fernandos, Pagen, Knappen, Herolde, Wachen, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Agrigent, Ende 14. Jahrhundert


    VORGESCHICHTE
    Filippo hat Carlo, den Herzog von Agrigent, entthront und hält ihn an verborgener Stelle gefangen. Carlos Sohn Fernando gilt als verschollen. Bianca, die zu dem Zeitpunkt noch ein Kind war und von allem nichts weiß, machte Filippo später zu seiner Verlobten.


    ERSTER AKT
    Atrium des Königspalastes mit Sicht auf den Hafen. Morgendämmerung
    Der alte Clemente ist froh, dass die Nacht vorüber ist, in der er schreckliche Träume hatte. Wenn er nur noch die Kräfte hätte, seinen früheren Herrn zu befreien. Dann sieht er ein Schiff mit fremden Soldaten landen und hält sich abseits.
    Fernando ist in die Heimat zurückgekehrt. Verkleidet tritt er mit seinem Freund Uggero und den Anführern seiner Soldaten auf. Er begrüßt seine Heimat und Uggero mit Chor antwortet ihm, während Clemente im Hintergrund freudig Fernando zu erkennen glaubt. Er kommt, um das Unrecht zu rächen und der Chor redet ihm Mut zu. Dann schickt er sein Gefolge – außer Uggero – zum Schiff zurück.
    Clemente tritt hervor und Fernando begrüßt seinen alten Freund. Er bittet ihn, zu schweigen. Da er viele Jahre abwesend war, hofft er, dass man ihn nicht erkennen werde. Er werde als Adolfo auftreten und die Botschaft vom Tode Fernandos überbringen. Seine Schwester, die den Usurpator heiraten will, bezeichnet er als würdelos. Auf die Frage nach seinem Vater weiß auch Clemente nichts Genaues und hält ihn für tot. Als sich Viscardo nähert, wünscht Clemente Fernando Glück für sein Unternehmen und zieht sich zurück.
    Viscardo lässt sich durch die Verkleidung täuschen und hält Fernando für seinen Freund Adolfo. Auch er weiß nichts Näheres über den Verbleib Carlos, erwähnt aber, dass Filippo fürchte, es könne zum Streit mit dessen Sohn Fernando kommen. Da verkündet ihm Fernando (Adolfo), dass dieser tot sei.
    Fernando und Uggero entfernen sich, als Filippo auftritt. Dieser erkundigt sich nach den Fremden und erfährt, dass dies Viscardos Freund Adolfo sei und er die Botschaft vom Tode Fernando gebracht habe, was zu einem Freudenausbruch Filippos führt.
    Inzwischen hat Viscardo seinen vermeintlichen Freund herbeigeholt und führt ihn Filippo vor. Auf dessen Frage gibt sich dieser als der einfache Soldat Adolfo aus und erzählt, dass er selbst Fernando in Schottland habe sterben sehen. Er überreicht einen Brief Fernandos, den dieser angesichts des Todes an seine Schwester geschrieben habe. Filippo täuscht Trauer vor und gebietet, den Brief verborgen zu halten, bis Bianca ihn geheiratet habe. Dann bittet er Fernando, seine Gefährten herbeizuholen. Während Filippo mit seinen Wachen abgeht, begibt sich Fernando zu seinem Schiff. Viscardo, allein zurückgeblieben, drückt seine Vermutung aus, dass Filippo sehr froh über die Botschaft sei, und nun wohl über den Tod Carlos nachdenke. Er selbst, Viscardo, wolle sich aber nicht die Hände beschmutzen und werde sicher einen anderen finden, der das tun könne.
    Clemente, Edelleute und Hofdamen treten auf, gefolgt von Bianca und Filippo. Bianca wird vom anwesenden Volk freudig begrüßt. Sie denkt über eine mögliche Ehe mit Filippo nach.
    Dann wird ihr Fernando vorgestellt, der inzwischen mit Uggero und seinem Gefolge eingetroffen ist. Bianca glaubt eine Ähnlichkeit mit ihrem Bruder zu erkennen. Als sie ihn fragt, ob er sich an ihre Familie erinnere, gibt er vor, dass ihr Bruder nicht erscheine, weil er ihre Sünden nicht sehen will. Filippo fordert sie auf, den Undankbaren zu vergessen, der seine Familie in jungen Jahren verlassen habe. Der erste Akt endet in allgemeiner Verwirrung.


    ZWEITER AKT
    1. Bild: Raum im Schloss
    Clemente unterrichtet Fernando, dass Bianca ihn erwarte. Als Viscardo kommt, geht Clemente. Viscardo benachrichtigt Fernando (Adolfo), dass Filippo ihn erwarte und ein Attentat vorhabe, für das ein starker Arm und ein kühnes Herz notwendig sei. Als Filippo kommt, entfernt sich Viscardo.
    Mit Fernando allein erklärt Filippo, dass Viscardo ihn von seiner Treue überzeugt habe und erläutert sein Vorhaben, Carlo, den er in einem Verlies untergebracht habe, durch einen Soldaten Fernandos töten zu lassen und ihm den Tod noch schmerzhafter zu machen, indem er ihm verkünde, dass Fernando tot sei und Bianca Filippo heiraten werde. Viscardo werde ihm den Weg zeigen. Obwohl Fernando innerlich vor Wut kocht, versucht er, Filippos Vertrauen aufrechtzuerhalten und sagt zu.


    2. Bild: In Biancas Gemächern
    Bianca ist nach dem Anblick des Fremden verwirrt, in dem sie immer noch ihren Bruder vermutet. Sie kann den Thron Filippo nicht überlassen, wenn Fernando noch lebt. Eloise versucht, sie zu beruhigen. Als Fernando kommt, entfernt sich die Dienerin.
    Obwohl er sich weiterhin als Adolfo ausgibt, will Bianca ihm nicht glauben. Er überreicht ihr den angeblichen Abschiedsbrief und wirft ihr vor, Filippo heiraten und damit den Vater verraten zu wollen. Da sagt sie ihm ins Gesicht, dass er Fernando sei. Dann klärt er sie über die Verbrechen Filippos auf. Sie ist entsetzt und sie bittet ihn um Verzeihung, da sie von allem nichts wusste. Dann folgt sie ihm, den Verräter zu bestrafen.
    Uggero kommt und sucht nach seinem Freund. Clemente tritt hinzu und bittet ihn, zu bleiben; er könne das Unternehmen nicht aufhalten.


    3. Bild: Unterirdisches Verlies
    Carlo beklagt sein Schicksal. Da führt Fernando Bianca herein und bittet sie, in einiger Entfernung zu warten. Er nähert sich Carlo, der ihn nicht sofort erkennt, aber Fernando beruhigt ihn, er sei ein Feind Filippos. Bianca muss mit anhören, dass ihr Vater sie für seine Feindin hält. Da gibt sich Fernando zu erkennen. Auch Bianca wirft sich zu Carlos Füßen, der ihr zunächst nicht traut. Doch durch Vermittlung Fernandos werden sie wieder vereint.
    Hinter der Tür hört man Lärm. Fernando zieht das Schwert und öffnet die Tür. Als Filippo den Verrat erkennt, zieht er ebenfalls sein Schwert. Fernando enthüllt nun seine wahre Identität. Als auch Bianca hervortritt, lässt Filippo sein Schwert fallen.
    Uggero mit Soldaten und Clemente stürmen herbei. Filippo wird festgenommen und abgeführt. Carlo, Bianca und Fernando freuen sich über den Triumph.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    6 Mal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Mein lieber Gerhard!


    Diese Oper gibt es augenscheinlich nur mit mir unbekannten Solisten. Aber das soll nichts heißen, denn die Stimmen gefallen mir recht gut.


    W.S.

  • Zusätzlich habe ich noch diese Aufnahme der Oper:



    Der Dirigent Gabriele Ferro hat die Oper öfter konzertant aufgeführt, früher besaß ich einen Rundfunkmitschnitt von 1978 auf Tonband in dieser Besetzung:


    Bianca: Christina Deutekom
    Fernando: Werner Hollweg
    Filippo: Enzo Dara


    Leider haben sich beim Tonband Trägermaterial und Eisenoxyd-Beschichtung getrennt - der Zahn der Zeit....


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat von Harald

    Leider haben sich beim Tonband Trägermaterial und Eisenoyd-Beschichtung getrennt - der Zahn der Zeit....


    Ja, das kenne ich auch. Auf meinen Bändern befinden sich noch unwiederbringliche Aufnahmen. Doch entweder klingen diese nun miserabel, oder mir sind die Hinweise auf bestimmte Aufnahmen abhanden gekommen. Die Suche nach bestimmten Stücken ist mir zu aufwendig, denn es ist die berühmte "Nadel im Heuhaufen":

    W.S.

  • Hier muss ich leider den unvergessenen Harald Kral berichtigen....


    Auf der abgebildeten Aufnahme von Bianca e Fernando singt nicht Werner Hollweg den Fernando sondern Antonio Savastano und den Filippo nicht Enzo Dara sondern Enrico Fissore !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Zitat

    Gerhard Wischniewski
    Libretto: Domenico Gilardoni
    Uraufführung: Neapel 1826
    Originalsprache: Italienisch


    Das waren die Daten der ersten Fassung, also von Bianca e Gernando!
    Das Libretto nach dem Roman Bianca e Fernando alla tomba di Carlo IV, duca di Agrigento von Carlo Roti
    Als erstes hieß die Oper "Carlo d’Agrigento" dann "Bianca e Fernando"! Die königliche Zensur griff jedoch ein, da der Name des Titelhelden des Stücks Assoziationen zum Königshaus der Bourbonen nahelegte, zum Namen des Erbprinzen Ferdinand! Dann wurde die Oper in "Bianca e Gernando" umbenannt, und kam am 30.5.1826 zur Uraufführung in Neapel am Teatro San Carlo, es war Bellinis zweite Oper!


    Felice Romani überarbeitete die erste Fassung, die überarbeitete Fassung kam am 7. April 1828 am Teatro Carlo Fenice in Genua zur Aufführung, jetzt unter dem ursprünglichen Namen "Bianca e Fernando".
    Gaetano Donizetti war bei der Uraufführung im Publikum und lobte das Werk des damals 24-jährigen Bellini. Dieser jedoch war offenbar nicht zufrieden und überarbeitete die Oper.
    Das Einzige was unangetastet blieb, war die Romanze Biancas und das Duett der Geschwister, der Rest mit kleineren bis großen Überarbeitungen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hier muss ich leider den unvergessenen Harald Kral berichtigen....


    Auf der abgebildeten Aufnahme von Bianca e Fernando singt nicht Werner Hollweg den Fernando sondern Antonio Savastano und den Filippo nicht Enzo Dara sondern Enrico Fissore !


    Lieber Fiesco, den Eintrag von Harald Kral verstehe ich so, dass es zur abgebildeten Aufnahme unter dem Dirigienten Gabriele Ferro in dieser Besetzung


    Bianca: Yasuko Hayashi
    Carlo: Mario Macchi
    Clemente: Eftimios Michalopoulos
    Eloisa: Gabriela Onesti
    Fernando: Antonio Savastano
    Filippo: Enrico Fissore
    Uggero: Ignazio Monaco
    Viscardo: Pietro Tarantino


    Aufnahme: 29.5.1976, live, konz., Torino
    Dirigent: Gabriele Ferro
    Orchestra della RAI di Torino
    Coro della RAI di Torino


    noch eine zweite mit diesen Mitwirkenden gibt:


    Bianca: Christine Deutekom
    Fernando: Werner Hollweg
    Carlo: Franco Federici
    Filippo: Enzo Dara
    Clemente: Franco Ricciardi
    Uggero: Renato Cazzaniga
    Eloisa: Maria Grazia Piolatto


    Coro e Orchestra Del Carlo Felice Di Genova
    Direttore Gabriele Ferro
    Recorded: November 1978

    Quelle: Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen, S. 757


    Letztere habe ich zufällig auch in meinem Bestand.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Rheingold1876, wenn ich das jetzt so betrachte gebe ich dir natürlich Recht, Danke für deine Richtigstellung! :hail:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Re: Bianca e Fernando


    Die Originalfassung dieser Oper wurde als Bianca e Gernando herausgegeben und von Domenico Gilardoni in ein Libretto gesetzt, mit ihm war Bellini nicht sehr einverstanden, das auf Bianca e Fernando alla tomba di Carlo IV, Duca di Agrigento ( Bianca und Ferdinand am Grab Karls IV., Herzog von Agrigento) basiert ), ein Stück von Carlo Roti, das in Sizilien spielt.

    1826 war die Verwendung des Namens Fernando im Titel verboten, da Ferdinando der Name des Thronfolgers war und auf keiner königlichen Bühne verwendet werden durfte, somit wurde der Name in Gernando umbenannt.

    Das Werk von 1826 - Bellinis erste professionell inszenierte Oper - wurde am 30. Mai 1826 im Teatro di San Carlo in Neapel uraufgeführt, mit Henriette Méric-Lalande und Giovanni Battista Rubini in den Titelrollen Sein Erfolg führte zum Angebot an den jungen Komponisten von Domenico Barbaja der Intendant des San Carlo und auch Teil der Leitung von lLa Scala in Mailand war, mit einem Auftrag, eine neue Oper für die Scala zu schreiben.

    Eine Wiederholung von Bianca e Gernando, deren Titel auf den für die Oper vorgeschlagenen zurückgesetzt wurde, erfolgte, nach dem Erfolg von Il Pirata in Mailand im Oktober 1827, in Genua.

    Dafür arrangierte er die Musik jedoch neu, um sie an die Stimmen der Sänger anzupassen, und außerdem übernahm Felice Romani die Überarbeitung des Librettos mit dem Ergebnis, dass einiges unverändert blieb z.B.das große Duett und die Romanza, der größte Teil jedoch ist neu .Für diese spätere Produktion lehnte Bellini ausdrücklich einen Antrag von Gilardoni auf Überarbeitung des Librettos ab, da er Romani für den überlegneren Dichter betrachtete.

    Die überarbeitete Fassung unter dem Originaltitel Bianca e Fernando fand anlässlich der Eröffnung des neuen Teatro Carlo Felice in Genua am 7. April 1828 statt. Sie wurde in der Herbstsaison 1829 an der Scala in einer neuen Produktion aufgeführt mit Méric-Lalande und Rubini als Wiederholung der Titelrollen.



    Die Urfassung der Oper gab es 2016 in Bad Wildbad zu hören.

    Die Unterschiede zur späteren Fassung sind im Booklet erwähnt!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco,


    danke für die Ergänzung. Ich hatte damals keine Zeitangabe finden können. Ich habe die Inhaltsangabe mit deiner Zeitangabe ergänzt.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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