Wilhelm Peterson-Berger - der Schwedische Nationalkomponist

  • Dafür, dass er ein Komponist aus Skandinavien ist, ist er im Forum schon recht bekannt. Zu Lebzeiten wurde er vom Publikum geliebt, von Komponistenkollegen gehasst - er war der gefürchtetste Kritiker Schwedens. Es ist:


    Wilhelm Peterson-Berger
    (1867-1942)



    Olof Wilhelm Peterson-Berger wurde am 27. Februar 1867 in Ullånger geboren, wuchs aber größtenteils in Umeå in Nordschweden auf. Seine Mutter war eine begnadete Pianistin. Eines Tages, bei vollkommener Dunkelheit entdeckte er als kleiner Junge seine Mutter am Klavier - es war seine erste Begegnung mit der Musik, die ihn sofort fesseln sollte. Nach seinem Studienexamen 1885 studierte er für vier Jahre am Stockholmer Konservatorium, wo er Komposition bei einem Schüler Berwalds studierte und mit einem Orgelexamen abschließ. Während dieser Zeit hörte er auch zum ersten Wagner, als an der königlichen Oper die Meistersänger gegeben wurde. P.-B. besuchte alle fünf Vorstellungen, die einen großen Eindruck auf ihn machten. Nach Stockholm setzte er seine Studien in Dresden bei Edmund Kretschmer, einem ehemals sehr berühmten Opernkomponisten. Auf seine Reise 1889 besuchte er erstmals die schwedische Region Jämtland und verliebte sich sofort in die wilde Natur. In Deutschland weilte er nicht lange, sein Heimweh nahm schnell überhand und so kehrte er wieder nach Schweden zurück, wo er als Sprach- und Musiklehrer arbeitete und auch ein Amateurorchester leitete. Nach einem Angebot als Musiklehrer kehrte er wieder nach Deutschland zurück, doch kehrte nach nur einem Jahr wieder in den Norden. 1895 zog Peterson-Berger nach Stockholm und ein Jahr später wurde er Musikkritiker bei der Zeitung Dagens Nyheter - eine Stelle die ihn über ganz Schweden bekannt machen sollte. Seine bissigen, teils unfairen, jedoch rhetorischen wertvollen Kritiken hebten das Niveau der Zeitung und bald gabs regelrechte Zeitungskämpfe zwischen P.-B. und anderen Komponisten ( u.a. Moses Pergament und Kurt Atterberg ). Angeblich wurden regelmäßig größte Auflagen benötigt, wenn Peterson-Berger eine Kritik veröffentlichte. Zu dieser Zeit war er die wichtigste Person im kulturellen Leben Schwedens. Doch die Anstellung brachte ihm auch einige Probleme. Seit 1883 komponierte Peterson-Berger selber, zuerst jedoch wahrlich unbedeutende Werke. Sein erstes großes Werk war die 1. Sinfonie Das Banner von 1903, vier Sinfonien sollte folgen. Doch wie es kam wurden auch seine Werke - zweifellos aus Rache - von der Kritik zerrissen. Dies änderte jedoch nichts daran, das P.-B. bald der beliebteste schwedische Komponist wurde. Allerdings - zu seinem Leidwesen - nicht aufgrund seiner Orchesterwerke. Auch heute ist sein Name nur durch seine reizenden Klavierstücke, seine Chöre und die Oper Arnljot lebendig. Große Teile davon schrieb er auf der Insel Frösön bei Östersund, wo er sich 1914 ein Haus mit einem fantastischen Blick auf die Berge errichten ließ. Bis zu seinem Tod sollte ihm die Gegend als Inspiration dienen. Er starb am 3. Dezember 1942 in Östersund und wurde unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof auf Frösön begraben.


    Was bleibt von Peterson-Berger? Heute ist sein Werk größtenteils auf CD verewigt - sowohl seine kompletten Klavierwerke, Sinfonien als auch seine kompletten Chorwerke sind aufgenommen. Seine Opern sind bis auf die Wikingeroper Arnljot weitestgehend unbekannt geblieben. Die genannte wird jedes Jahr auf einer Freilichtbühne unterhalb der Frösön Kirche in einer vom Komponisten stammenden Adaption für Musik und Schauspiel aufgeführt und erfreut sich noch heute großer Beliebtheit. Doch sein Klavierwerk ist das eigentliche Erbe des Komponisten - seine drei Hefte Frösöblomster gehören bis heute zur schwedischen Klavierliteratur und es gibt kaum jemanden der nicht sein Stück Sommarsång und Intåg i Sommarhagen in Schweden nicht kennt, so sehr sind sie zum Kulturgut geworden.


    Auch hier im Forum gibt es bereits einen recht erfolgreichen Thread über P.-B.'s Sinfonien > Klick <
    Wer etwas über die schwedische Nationaloper Arnljot erfahren möchte: > Klick <
    Und wer etwas über Sommarhagen und das persönliche Leben des Komponisten erfahren möchte > Klick < unter Beitrag 27


    Dieser Thread ist der allgemeinen Würdigung gedacht - die Sinfonien bitte im entsprechenden Thread diskutieren!


    Beste Grüße
    Christian

  • Hallo Taminos,
    beginnen wir gleich mit Peterson-Bergers wohl berühmtesten Werk, den drei Bänden Frösöblomster für Klavier. Benannt nach der Insel Frösön, auf der der Komponist seit 1914 regelmäßig weilte, geben sie verschiedene Stimmungen und Momente aus seinem Leben wieder und sind daher seine wahrscheinlich persönlichsten Werke. Der erste Band, welcher heute der bekannteste ist, erschien 1896, der zweite 1900, der letzte Band I Sommarhagen 1914. Unüberhörbar ist eine nahe Verwandtschaft mit Edvard Griegs lyrischen Stücken, die wie auch die Frösöblomster meist in der A-B-A-Form komponiert sind und zwei kontrastierende Themen enthalten. Auch die Verwendung von Anklängen an die Volksmusik haben beide Komponisten gemein, wobei ich fast der Meinung bin, dass Peterson-Berger das größere melodische Talent aufweisen kann...


    Der erste Band der Blumen von Frösön enthält acht Klavierminiaturen. Das erste Stück Rentrée leitet mit einer überschwänglichen Melodie in die schwedischen Klangwelten ein. Das Nebenthema ist etwas elegischer, doch nimmt bald wie Euphorie des A-Teils wieder auf. Das Sommerlied ist eine der wohl bekanntesten Schöpfungen P.-B. und erfreut sich in Schweden großer Beliebtheit. Auch dieses Stück beginnt mit einer sehr positiven Melodie, die Schönheit der Natur schildernd. Das Nebenthema ist recht witzig im Ausdruck und steigert sich, bis das A-Teil erneut wiederkehrt. Lawn Tennis ist das dritte Stück der Reihe und schildert ein Tennisspiel. Peterson-Berger war begeisterter Tennisspieler und brachte die Sportart aus Deutschland mit nach Schweden, wo er mit Freunden auf seinem Hauseigenen Tennisplatz das ein oder andere Matsch austrug. Das Stück besteht aus einer großen melodischen Linie und man kann sich tatsächlich ein gemächliches Spiel vorstellen. Dabei wechselt jeweils die linke, die recht Hand mit den Arpeggien ab, wie eben auch die Spieler sich abwechseln.
    An eine Rose ist ein leidenschaftliches Stück, mit teils schon orientalisch anmutenden Wendungen. Das Nebenthema ist düsterer in Klang. Das Stück klingt aus.
    Das fünfte Stück Gratulation hat einen freudigen, leicht feierlichen Charakter und ist verspielt. An der Kirche von Frösön gehört wieder zu den populärsten Stücken Peterson-Bergers und gibt wie der Titel schon sagt die Stimmung an der Frösön Kirche wieder, die sich nur wenige Minuten von seinem Haus Sommarhagen auf einer Anhöhe mit einer fantastischer Aussicht auf die Berge entfernt befindet. So wechselt diese Klavierminiatur zwischen idyllischer Naturstimmung und sakralen Charakter bei dem typische kirchenmusikalische Modulationen verwendet werden. In der Dämmerung ist ein recht wilder Tanz in 3/4 und scheint nordische Sagengestalten zum Inhalt zu haben. Im ruhigeren Mittelteil wird kommt das romantische der Nacht zum Vorschein bevor die Kobolde wieder auftreten zu scheinen. Die Verwandtschaft zu Griegs Zug der Trolle ist unverkennbar. Das letzte Stück Gruß ist ganz cantilen und idyllisch in der Stimmung und stellt wohl einen letzten Gruß an seine geliebte Insel dar, die er erst am 1930 regelmäßig bewohnte.


    Dieser erste Band Frösöblomster ist für Hausmusik gedachte und entsprechend leicht zu spielen - jedoch verlangt das Werk dem Pianisten ein musikalische Empfinden ab um die zahlreichen Stimmungen entsprechend darbieten zu können. Viele Stücke dieser ersten Sammlung sind zum Kulturgut in Schweden geworden und werden in den verschiedensten Arrangements - für Blaskapelle als auch Orchester - im Sommer gespielt und geben die schwedische Lebensart m.E. hervorragend wieder. Mittlerweile gibt es verschiedene Aufnahmen der Werke, die ich aber alle nicht kenne, das ich sie bisher nur selber gespielt habe. Vielleicht kann ja ein anderer Tamino dazu etwas sagen?



  • Vielen Dank für deine unermüdliche Erweiterung unseres Horizontes Richtung Norden - das ist toll und sollte auch mal gesagt werden! :) :yes: :hello: :hail: :jubel:



    P.S: Wenn ich allerdings "Frösöblomster" lese, frage ich mich, ob Schwedisch vielleicht das skandinavische Türkisch ist, nur halt mit "ö" statt "ü"? ;) :D ^^ :hahahaha: :untertauch:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • ich habe mir - durch diesen Thread angeregt - sowohl die in meiner Sammlung noch fehlenden Sinfonien von Peterson-Berger ergänzt - als auch eine Aufnahme der der Folgen von Frösöblömster gekauft. Es sind durchwegs sommerlich-leichte Stücke (die zweite Folge besteht aus 6 Stücken ist etwas weniger luftig als die erste und konnte an den überragenden Erfolg der ersten 8. Klavierstücke nicht anknüpfen, was vermutlich die Ursache dafür ist, da die Folge 3, bestehend aus 7 weiteren Einheiten, über zehn Jahre auf sich warten ließ). Die von mir gewählte Naxos-Aufnahme mit dem schwedischen Pianisten Niklas Sivelöv klingt nach meinem Dafürhalten überaus farbig und gleichzeitig leicht und kantabel - sie läßt keine Wünsche offen. Wer bedauert, daß es nur 21 dieser Frösoblömster gibt, der sei getröstet: Petersen-Berger hat noch etliche Klavierminiaturen komponiert, und es sind etliche davon (oder sind es alle?) davon auf Tonträger festgehalten .....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Liebe Taminos,


    es ist mal wieder Zeit für Peterson-Berger. Immer wieder verliebe ich mich mehr in die herrlichen Klavierminiaturen Peterson-Bergers, von denen tatsächlich alle(!) von Olof Höjer, einem in Schweden recht bekannten Pianisten, für Label Proprius aufgenommen worden sind. Da ich diese auch selber sehr gerne spiele, kristallisieren sich nun auch einige Lieblingswerke heraus, von denen ich eines nun vorstellen möchte.


    I Somras, zu Deutsch "Im letzten Sommer" - in der Notenausgabe von Abraham Lundquist auch als nordischer Sommer bezeichnet, ist eine 1903 entstandene Klaviersuite in sechs Sätzen, die zumindest in der originalen Klavierausgabe keine Titel erhalten haben. In der CPO-Gesamtaufnahme der Sinfonien ist auch eine sehr gelungene Orchesterversion (vom Komponisten?) dieser Suite enthalten. Dort haben die Sätze folgende Titel bekommen:


    1. Fjället – Der Berg
    2. Sjön – Der See
    3. Över neden – Über dem Moor
    4. Ekorre och skogsduva – Eichhorn und Waldtaube
    5. Granskogen – Der Kiefernwald
    6. Fjällbacken – Der Gebirgsbach


    Das erste Klavierstück - Der Berg - beginnt mit fernen Hornklängen, ein Lüftchen scheint zu wehen. Eine plötzliche Fortestelle con moto leitet in eine breite Melodie ein, man meint die schwedische Landschaft förmlich vom Berg zu erblicken. Doch die Musik schwellt bald wieder ab und das Hornmotiv erscheint erneut. Nach einer Wiederholung des Fortstelle leitet ein absteigendes Motiv in eine sehr breit, als Andante, poco largo überschriebene Stelle ein - offenbar beste Panoramasicht. Immer weiter steigert sich die Musik und das zweite Thema erscheint erneut, bevor das Stück recht abrupt im Hornmotiv verklingt.


    Der See - das zweite Stück ist eine wahre musikalische, schwedische Idylle. Mit wenigen Mitteln, nur ein wenig Rhythmusverschiebung präsentiert Peterson-Berger immer wieder neue Farben. Es folgt ein sehr mysteriöser, ruhig, jedoch spannungsgeladener Teil - pittoresker kann man Musik kaum komponieren. Es folgt wieder der erste Teil, nun durch Oktavverdopplung ein wenig glänzender - das Stück verklingt leise.


    Das dritte Stück Über dem Moor erinnert mich ungemein an einen Satz aus Resphighis Pinien von Rom. Die Stimmung ist düster, verklärt aber anfürsich passiert in diesem Teil des Zyklus nicht viel und überzeugt eher durch sehr viel Atmosphäre als durch Raffinesse.

    Eichhorn und Waldtaube
    ist ein sehr nordisch anmutendes Scherzo. Flinke Figuren verdeutlichen das Herumtollen des Eichhörnchens im Wald, die breiten Phrasen wahrscheinlich die auf einem Ast ruhende Waldtaube, die - fast außergewöhnlich - nicht durch Triller verdeutlicht wird. Musikalisch ist es ein Dialog zwischen den beiden Tieren. Das flinke Eichhörnchen - ein kleiner Lauf der rechten Hand, beendet den Satz.


    Mein liebster Satz ist Der Fichtenwald. Eine oktavierte Melodie wird von harmoniebestimmenden Terzen sowie Figuren in Vierteln begleitet. Trotz dieser Einfachheit schafft Peterson-Berger auch hier eine herrliche, meditative Atmosphäre. Ein zweites Thema, einzelne schwere Tropfen, erscheint. Beide Themen wechseln sich nun ab, bis sie verschmelzen. Wieder verklingt die Musik leise.


    Der Bergbach ist ein kurzes, schnelles Stück. Rasche 16tel-Figuren ziehen sich gänzlich durch das Werk. Dieser werden Mal in die Linke, mal in die Rechte verlegt, sodass die andere Hand kleine Motive einwirft. Die Musik wird immer kräftiger - der Bach muss kleine Stromschnellen überwinden bis der Fluss wieder zur Ruhe kommt.



    Dieser Klavierzyklus gehört wohl zu den bedeutendsten schwedischen Klavierwerken überhaupt. Peterson-Berger gelingen sehr eindrückliche musikalische Bilder der schwedischen Landschaft (zumindest mein Empfinden), obgleich dieser Zyklus antagonistisch zu seinem musikalischen Geschmack steht. Die Musik, insbesondere das Moor und der Fichtenwald, sowie Abschnitte im Berg sind sehr impressionistisch (natürlich nicht alá Debussy) - etwas, was P.-B. selbst verabscheute und in seiner Funktion als Kritiker regelmäßig bei anderen Werken und Komponisten scharf ankreidetete. In der Orchesterfassung, die hervorragend den Charakter der Stücke wiedergibt, ist dies noch stärker zu erkennen. Beide vorhandenen Aufnahmen des Werkes kann ich nur wärmstens empfehlen!



    LG
    Christian


  • P.S: Wenn ich allerdings "Frösöblomster" lese, frage ich mich, ob Schwedisch vielleicht das skandinavische Türkisch ist, nur halt mit "ö" statt "ü"


    Gar nicht so dumm, wenn es nicht gegen die türkische Vokalharmonie verstoßen würde. Da schließen sich "ö" und "o" in einem genuin türkischen Wort gegenseitig aus.
    Wenn Dich die Wiederholungen der weichen Vokale stören, versuchen wir es halt mit harten:


    Far får får får? Inte får får får får får lamm.
    Das ist völlig korrektes Schwedisch.


    Und das sind die schwedischen Blumen von Frösön.

  • Im Rahmen meiner Archivierungsarbeiten und Einsortierung bis dato ungehörter CDs in meine Sammlung bin ich auf die hier abgebildete CD mit Klavierwerken von Wilhelm Peterson-Berger gestoßen. Nun habe ich für diesen Komponisten immer schon ein gewisses Faible gehabt - und so war es kaum verwunderlich, daß ich begonnen habe mir eine Serie mit "sämtlichen Klavierwerken" zu kaufen. Allerdings fragte ich mich, warum ich ausgerechnet "Folge 2" als Einstieg gewählt hatte. Erst als ich in diesem Thread hier landete erinnerte ich mich wieder. Es war der Zyklus "I Somras", der mich zum Kauf animiert hatte - und natürlich Christian Biskups Erläuterungen. Die CD enthält aber noch viel mehr hörenswertes.
    Kurz einige allgemeine Anmerkungen, wie Peterson Bergers Musik auf mich wirkt: Ungekünstelt, sonnig, volkstümlich, eingängig. Sie bedarf eigentlich keiner Erklärungen - wenngleich solche die Stücke noch interessanter machen.
    Auiffallend, der eigentlich recht konservative Klang, keine Modernismen oder Eigenwilligkeiten. Das hätte man bei einem Komponisten, der zugleich auch Kritiker war - und noch dazu ein gefürchteter - kaum erwartet, denn die Stücke böten - bei aller Schönheit - oder vielleicht gerade deswegen - Anhängern der Avantgarde viele Möglichkeiten des Verrisses. Fast könnte man meinen, Peterson-Berger habe die Stücke für sich selbst zum privaten Vergnügen geschrieben - oder für mich (?). Letzteres ist aber eher unwahrscheinlich.......
    Dennoch ist eine weitere Folge dieser interessanten Serie mit dem Pianisten Olof Höjer auf meiner Bestelliste gelandet.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Spät aber doch - habe ich die Serie fortgesetzt. Heute hörte ich die Stücke aus Folge 3 (Folge 1 ist ebenfall - bisher noch ungehört - vorhanden - Folge 4 folgt noch heuer....
    Prinzipiell handelt es sich - wie auch in Folge 2 - um gefällige Klavierstücke, welche zu kurzen Zyklen zusammengefasst werden.


    Die CD enthält unter anderem :
    "Svensk Folkmusik satt för Piano" ("Schwedische Volksmusik für Klavier eingerichtet")
    "Färdminnen" ("Reiseerinnerungen")
    "Tre Albumblad i Dansform" ("Drei Albumblätter in Tanzform")


    Obwohl Peterson Berger sich mehr zur Oper hingezogen fühlte, und die Klavierstücke quasi als Nebenprodukt seines Schaffens betrachtete sind sie noch immer im kollektiven Gedächtnis der klassischen Musikwelt verankert......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Liebe Taminos,


    dieses Jahr gibt es ein recht unbeachtetes Jubiläum zu feiern - Wilhelm Peterson-Berger - 150 Jahre! Während in Schweden zumindest einige Jubiläumsaufführungen stattfinden (wie die verstümmelte Wiedererstaufführung seiner Oper "Adils och Elisiv" im Januar), wird sein Geburtstag wie erwartet hier in Deutschland nicht gewürdigt. Also ist es mal wieder Zeit diesen Thread zu aktivieren.
    Mittlerweile nenne ich eine große Peterson-Berger Sammlung mein Eigen - nur wenige Notenausgaben seiner Klavierwerke dürften mir noch fehlen. Beim stetigen Durchspielen kann ich wirklich nur sagen, dass seine Musik zu den schönsten Klavierschöpfungen des Nordens gehören. So einfach sie gemacht sind (meistens A-B-A-Form), so bestechen sie doch durch eine großen melodischen Reichtum, eine farbige Harmonik und nicht selten einfach durch ihre "Schwedischheit", die volkstümlichen Elemente. Seine Frösöblomster - so einfach sie sind - sind charakterlich so ergreifend, ich genieße das Spielen der Musik immer sehr!


    Während seine Klaviermusik recht bekannt ist, möchte ich eine Lanze für seine Oper "Arnljot" brechen. Die Dichtung entstand 1902-1904 und stammt vom Komponisten selber - und besticht durch eine wirklich schöne Textgestaltung. 1907-1909 vertonte er es zu seiner bekanntesten Oper, die 1910 in Stockholm in Szene ging und seinen Ruhm als Opernkomponist begründete. Die Handlung um den Königsanwärter Arnljot, die Liebe zu Gunhild und die Bekehrung der Nordmänner zu den Werten des Christentums stehen im Mittelpunkt der Oper (die genaue Handlung ist in unserem Opernführung nachzulesen).
    Musikalisch ist Peterson-Berger auf dem Höhepunkt seiner Karriere! Ähnlich schöne Miniaturen, jedoch düsterer, wie in den Frösöblomster, stellen die Highlights der Oper dar, die auch Okku Kamu für Sterling aufgenommen hat. Die Sicht auf's schwedische Fjäll, die kleinen Bergflüsschen sind in herrlichsten naturlyrischen Stellen vertont. Prächtige Männerchöre, preisende Hymnen des Barden auf den König aber auch der Wikingermarsch mit echten Luren bieten abwechslungsreiches Musiktheater. Dabei ist allerdings nicht abzusprechen, dass Peterson-Berger gewisse Probleme mit der großen Form hat. Dies macht die herrliche Instrumentation, der Melodiereichtum jedoch mehrfach wett. Und schwedisch ist auch einfach eine schöne Sprache :rolleyes:
    Einmalig an Arnljot ist neben der Musik auch die Reputation - bis heute wird jedes Jahr Peterson-Bergers "Arnljot" auf der Freilichtbühne auf der schwedischen Insel Frösön bei Östersund aufgeführt! Die Amateurtheatertruppe (deren Anfänge noch unter der Regie des Komponisten probten) spielt allerdings nur die Handlung. Es gibt zwar auch immer ein wenig Musik - allerdings kann die Geschichte auch für sich selber stehen.




    Es gibt zwei Aufnahmen von Arnljot. Die bereits erwähnte unter Okku Kamu, die ich wärmstens an Herz legen kann, ist aktuell günstiger bei JPC angeboten. Eine weitere Aufnahme - eine Gesamtaufnahme der Königlichen Hofkapelle Stockholm unter Sixten Ehrling mit Sigurd Björling. Leider ist es die einzige GA, und dazu noch eine die vom Dirigenten Stig Rybrant in Instrumentation, Form und Melodie verändert wurde. Dennoch vermittelt sie einen guten Einblick in die Musik der Oper - die Aufnahme ist leider nur als Download erhältlich. Einzelne Stücke habe ich als Video angehängt. Probiert es aus! In sieben Tagen wäre Peterson-Berger 150 Jahre alt geworden. Vielleicht feiert ja noch jemand im geheimen mit?!




    Liebe Grüße
    Christian


  • Lieber Christian,
    Besten Dank für den bereichernden Beitrag.
    Persönlich habe ich Wilhelm Peterson.Berger immer geschätzt. Inzwischen besitze ich alle Sinfonien und einige Klavier-CDs von ihm.
    Es ist nicht verwunderlich, dass sein Jubiläum mehr oder weniger übergangen wird, denn er war schon zu Lebzeiten unbeliebt, bekannter als gefürchteter Kritiker, denn als Komponist - man könnte fast sagen, der schwedische Hanslick"
    Wikipedia schreibt dazu:


    Zitat

    Hier begann er, mittlerweile 29 Jahre alt, einen seiner folgenschwersten Schritte: Er wurde Musikkritiker der bedeutenden schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter. Seine Kritiken mit dem Kürzel P.-B. wurden bald zu den gefürchtetsten im ganzen Land. P.-B. schuf sich mit seiner schonungslosen Forderung nach Wahrheit und Einfachheit, seiner Ablehnung alles Künstlichen und Gekünstelten lebenslange Feinde und wurde im schwedischen Musikleben eine zunehmend isolierte Persönlichkeit.


    Vielleicht sollte man darauf hinweisen, daß Peterson-Berger nicht nur aus musikhistorischen Gründen hörenswert ist, sondern generell !!!


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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