Mainstream verboten - Die alternativen Lieblings-Opern

  • Analog zu dem Symphonien-Thread eröffne ich dieses Thema mit der Bitte, Eure Lieblingsopern fernab des Mainstreams zu nennen. Unter Mainstream verstehe ich Opern, die zum Standard-Repertoire gehören, regelmäßig aufgeführt werden und vielfach auf CD und DVD eingespielt wurden. Mozarts Opern spätestens ab der "Entführung", der "Freischütz", Wagner ab dem "Holländer", die bekannten und vielgeliebten Belcanto-Opern, das meiste von Verdi und vieles mehr sollen hier außen vor bleiben. Mich interessieren Eure weithin unbekannten Opern-Schätze, die man auf den Spielplänen unserer Opernhäuser selten bis gar nicht findet, deren Diskographie nur einige wenige Aufnahmen umfasst und die auch eingefleischten Opern-Freunden oft kein Begriff sind. Es sind sowohl Werke von unbekannteren Komponisten gefragt wie auch unbekanntere Werke von sehr berühmten Komponisten: manche Händel-Oper wie "Serse" oder "Giulio Cesare" ist inzwischen Mainstream, viele andere noch nicht, vieles vom frühen Mozart ist kaum bekannt, auch im umfangreiche Oeuvre von Rossini lassen sich noch Schätze heben usw. Grenzfälle wird es immer geben, aber dies soll ja keine akademische Abhandlung werden, vielmehr hoffe ich, mit diesem Thema zur Verbreiterung des Opern-Wissens beitragen zu können und viele wertvolle Entdeckungen zu machen.


    Jede(r) ist eingeladen, so viele Werke zu nennen wie sie/er möchte, aber möglichst nur eines pro Beitrag. Eine kleine (oder auch umfangreiche) Begründung, was man an dem Werk besonders schätzt, und ein Verweis auf Einspielungen (CD und ggf. DVD) wären wünschenswert.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Wer ein Ohr für die Barockmusik hat, inklusive der Oper, dem werden, beispielsweise, Vivaldis und Händels Werke gefallen - wenn auch vielen Musikfreunden die starre ABA-Form mit der Zeit auf die Nerven gehen mag. Ich habe mir vor längerer Zeit diese "Ariadne" angeschafft und war sofort begeistert: Sowohl die Musik, aber auch die für damalige Zeiten unkonventionelle Vertonung, die weitgehend auf jene ABA-Form verzichtet, sprachen mich an - geben sie doch der Handlung einen stringenteren Verlauf. Wie schon betont: Freunde der Barockoper kommen mit dieser Aufnahme auf ihre Kosten...


    :hello:

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    MUSIKWANDERER



  • Da fällt mir spontan als erstes die Oper "Antikrist" von Rued Langgaard ein. Es handelt sich um ein wirklich hörenswertes Werk des 20. Jahrhunderts, das in seiner Tonsprache noch ans 19. erinnert. Die Oper wurde erst ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Komponisten uraufgeführt und vom Dänischen Rundfunk sowohl als Audio- als auch als Videoaufnahme mitgeschnitten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zu meinen liebsten deutschen Opern zählt Dittersdorfs "Doktor und Apotheker, die einzige derzeit auf CD erhältliche Aufnahme einer Dittersdorf-Oper, wenngleich er zahlreiche komponiert hat. ich sehe in Dittersdorfs Oper einen Vorläufer zu jenen von Lortzing. Leicht. melodisch, volkstümlich textlich ironisch. Man beachte die zahlreichen Seitenhiebe auf die Medizin -manches könnte von heute stammen. Dann auch die Figuren. In den rivalisierenden Figuren von Doktor und Apotheker sind leicht Vorläufer von Lortzings van Bett oder Rossinis Don Magnifico zu erkennen



    Die Aufnahmen sind nur noch bei Amazon zu bekommen (?), bei jpc sind sie bereit seit längerem gestrichen.


    Hier eine Hörprobe eines (bei genauer Betrachtung recht schlüpfrigen und doppeldeutigen, wenn nicht eindeutigen) Couplets



    und eine weitere Nummer, welche die Nähe zu Mozart und - noch eher Cimarosa - erahnenlässt.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diese bis dato Unbekannte hat sich völlig unerwartet in mein Herz geschlichen. Es war Gerhards Inhaltsbeschreibung für den Opernführer, die in mir das Interesse an dieser unbekannten Schönen geweckt hat. Als ich diese Aufnahme unlängst spottbillig erwerben konnte, steckte zunächst nur eine Art lexikalischer Gedanke dahinter, denn bei Charpentier denke ich in erster Linie an einen anderen...
    Mit dieser Oper ist das nun doch anders geworden. Da ist lebendiges Leben zu spüren, da gibt es keinen Mord, keine Toten, aber dennoch alltägliche familiäre Spannungen, Liebe, Emphase, ein offenes, aber trauriges Ende - und alles in einer Musiksprache, die zu packen versteht. Aber: 34 solistische Partien, das ist schon ein Hammer!


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Irgendwann habe ich begonnen die Opern von Mercadante zu sammeln. Am meisten liebe ich diese hier:


    :hello:
    Jolanthe

  • Dieser Thread entwickelt sich besser, als ich es zu erwarten gehofft hatte - bravo und weiter so :jubel:


    Um dann auch einen eigenen Beitrag zu leisten: eine Oper, die ich sehr gerne höre, ist "Riders to the Sea" von Ralph Vaughan Williams. Als Komponist von neun Symphonien und zahlreichen Konzerten und symphonischen Dichtungen ist Vaughan Williams auch hierzulande inzwischen wohl etabliert. Dass er auch sechs Opern geschrieben hat, ist weit weniger bekannt, und aufgeführt werden sie extrem selten - Operabase verzeichnet seit 2012 gerade einmal 3 Aufführungen seiner Opern, zwei in New York und eine in London.


    "Riders to the Sea" ist ein kurzer Einakter, geschrieben auf ein Libretto des irischen Autors John M. Synge (dessen bekanntestes Werk wohl das Schauspiel "Playboy of the Western World" ist). Die Oper spielt in einem kleinen, abgelegenen Fischerdorf in Irland, es geht um den Verlust von Familienmitgliedern einer alten Frau, die allesamt dem Meer zum Opfer gefallen sind. Die Musik ist, wie bei diesem Komponisten nicht anders zu erwarten, sehr eingängig und transportiert auf gelungene Weise musikalisch die Atmosphäre und den hoffnungslosen Kampf der Menschen gegen die erbarmungslose See.


    Es gibt meines Wissens nur zwei Einspielungen dieser Oper auf CD. Ich habe die bei Chandos erschienene Aufnahme mit Richard Hickox, die ich sehr empfehlen kann:



    Daneben gibt es eine EMI-Aufnahme, die ich nicht kenne:



    Wie ich eben erst entdeckt habe, existiert auch eine DVD-Aufnahme, Dirigent ist dort Bryden Thomson, dessen Aufnahme der Symphonien ich sehr schätze. Ich werde mir die DVD daher schleunigst besorgen.


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Bin vor einigen Jahren durch einen Hyperion-Sampler auf eine besondere Aufnahme aufmerksam geworden und hatte mir dann die (meineswissens einzige) CD gekauft.


    Inhalt sind drei kurze Opern (-Fragmente?):
    - The Ephistan Matron (a comic serenata),
    - The Brickdust Man und
    - The Grenadier (a musical dialogue).


    Der Schöpfer dieser Werke ist Charles Dibdin (1745-1814) - ein Zeitgenosse Mozarts aus England


    Es spielt das Ensemble "Opera Restore'd" unter Peter Holman. Die Aufnahme stammt von 1992.
    Gesungen wird selbstverständlich in englisch.


    Charles Dibdin scheint ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen gewesen zu sein; das Booklet schreibt ihm fundierte Kenntnisse in verschiedensten Bereichen zu. Er war Komponist, Sänger, Librettist, Musikdirektor, Herausgeber, Romancier, Reiseschriftsteller, Autobiograf, Historiker und nicht zuletzt auch noch Maler.
    Komponieren hat er sich wohl selber beigebracht und er war in seiner Zeit bekannt dafür, daß er einfache Libretti mit einer aussergewöhnlichen Schlampigkeit und Hastigkeit vertonte. Seine Vorliebe für komische Situationen und Texte ließ ihn allerdings in diesen Fällen zu Höchtform beim Komponieren auflaufen.


    Ich kann diese Aufnahme nur empfehlen - wunderschöne Musik von einer launigen Solistenschar vorgetragen. Gilbert & Sullivan grüßen bereits aus der Ferne.

  • Eigentlich ist es schade, dass Wolf-Ferraris Opern heute nur wenig Interesse finden, denn er hat ein Gespür für Theatermusik - vor allen Dingen an seinen komischen Werken festzustellen. Eine besondere Vorliebe habe ich für die obige Einspielung entwickelt, seit ich das Werk für den Opernführer beschrieben habe. Dass es die derzeit einzige Aufnahme (woran sich vermutlich auch nichts ändern wird) der vom Komponisten sehr geliebten Oper ist, erhöht den Repertoirewert. Dass es eine Veröffentlichung aus „meinem“ Musentempel der Jugendzeit ist, gibt ihr für mich nochmals eine zusätzliche Bedeutung. M. Käther urteilte 1998 für die Zeitschrift "Orpheus":
    „Wie schade es ist, dass gerade dieses Werk in Vergessenheit geriet, macht die Aufnahme von Marco Polo, wieder einmal in Zusammenarbeit mit dem Theater Hagen, auf eindringliche Weise deutlich. Hier sind (…) Gerhard Markson und das Philharmonische Orchester Hagen zu loben - es werden dem benommenen Hörer wahrhaft betörende Klangbilder vorgezaubert, und das mit beeindruckender Präzision und strauss'scher Raffinesse.“

    .


    MUSIKWANDERER

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  • ich benutze diesen interessantenThread um eine meiner Lieblingsopern vorzustellen:
    Il Barbiere di Sivilglia
    allerdings von Giovanni Paisiello. Paisiello - Komponist von über 100 Opern (!) war zu Lebzeiten so berühmt, daß es ein geradezu tollkühnes Unternehmen war, eine weiter Vertonung des Textes zu wagen. Rossini war sich der Tatsache wohl bewusst und holte sich bei Paisello quasi die Erlaubnis. Diese wurde in einem Brief auch gewährt.
    Das Thema ist interessant, aber würde die Intentionen dieses Threads sprengen
    Ich möchte lediglich darauf hinweisen, daß zumindest die Musik Paisiellos jener von Rossini (die ich sehr liebe) voll ebenbürtig ist. Ich bitte in diesem Zusammenhang zu beachten, daß Paisiellos Werk gut 30 Jahre vor jenem Rossinis komponiert wurde.


    Mögen diese beiden Ausschnitte dazu beitragen das Interesse an Paisello erneut aufflammen zu lassen...




    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da ja gerade Strauss-Geburtstag ist, oute ich mich als ein Liebhaber dieser Oper. Die ist nun wahrlich kein Mainstream, ich hatte auch noch nie die Gelegenheit, sie auf der Bühne zu sehen. Kenne Sie also nur von der Schallplatte, genauer von EINER Schallplatte:



    Hermes Opernlexikon:"Falls Daphne, dann diese (Aufnahme). Dank Böhms behutsam ordnender Hand. Vor allem aber dank Hilde Güden und Wunderlich, ihrer sängerischen Vollkommenheit."


    Dem habe ich nichts hinzuzufügen ;)


  • Auch sicher kein Mainstream ist Ralph Vaughan Williams' Oper "Sir John in Love" von 1929. Es geht um Sir John Falstaff. Eine sehr komische Angelegenheit, absolut empfehlenswert. Es kommt viel englische Volksmusik vor, darunter "Greensleeves". Die gezeigte EMI-Aufnahme unter Meredith Davies aus den 70ern ist noch immer der Klassiker.

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    – Luís de Camões

  • Das ist schon wieder einer dieser für mich gefährlichen Fäden: Meine Einkaufsliste füllt sich wieder.


    Ich empfehle:


    Mascagni, Iris



    Mascagnis Erfolg mit der Cavalleria hat leider dazu geführt, dass seine anderen Werke kaum jemand zur Kenntnis nimmt. "Iris" ist die Tragödie einer Japanerin, die ebenso wie Cio-Cio-San zum Opfer sexueller Gier wird (allerdings der ihrer Landsleute) und im Bordell landet. Die Geschichte ist etwas kitschig und hat (natürlich) ein letales aber etwas verklärtes Ende. Die Musik ist zart und lyrisch ohne reisserische Efekte, teils mit etwas Exotismus. Ein Kennenlernen ist das Stück in jedem Fall wert.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Zitat

    Zitat Misha: Ein Kennenlernen ist das Stück in jedem Fall wert.

    Lieber Misha,


    meines Erachtens ist das Stück mehr als ein Kennenlernen wert. Allein schon der grandiose Sonnenhymnus zu Beginn und zum Schluss lassen das Werk zu einer der wertvollsten Mascagni-Opern werden. Es ist eine gute Alternative für Leute, die - wie Du schon geschildert hast - die ein wenig Exotik in der Musik mögen und sich von dem einer Butterfly oder Turandot erdrückt fühlen. Ein besonderes Schmuckstück ist die Arie "Apri la tua finestra", die ein Glanzstück für jeden Tenor wäre. Deine vorgestellte Aufnahme mit Domingo unter der Leitung von Patane ist Ideal um die zahlreichen Farben der Partitur genießen zu können!


    LG
    Christian

  • Und nochmal ein eher unbekanntes Werk eines der bekanntesten Meister:


    Puccini, Le Villi



    Puccinis durchaus erfolgreicher (zumindest beim Publikum) Erstling. Dem Werk liegt eine Sage aus dem Schwarzwald zu Grunde; auf der Geschichte beruht auch das Ballett Giselle. Auch die Oper hat etliche Tanzszenen. Das Werk ist bereits durchkomponiert. An vielen Stellen hört man schon den späteren "typischen" Puccini heraus. Der Erfolg der Oper ebnete Puccini den Weg bei Ricordi.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha


  • Mit Werner Hollweg, Helen Donath, Doris Soffel, Gabriele Schreckenbach, Dietrich Fischer-Dieskau, Kurt Moll, Victor von Halem u.a. als Solisten, dem RIAS-Kammerchor, das Radio-Symphonie-Orchester Berlin; Gerd Albrecht dirigiert.


    Hugo Wolfs Musik hat mich bisher nicht interessiert, weil er in meiner Wahrnehmung in erster Linie ein Liedkomponist ist, und dieses Genre - der reinen Streicher-Kammermusik ähnlich - bei mir kein Interesse fand. Da scheint sich aber gerade etwas zu ändern und diese Aufnahme ist dafür verantwortlich. Ich habe sie erst nach der Inhaltsbeschreibung für den Tamino-Opernführer bei einem privaten Abverkauf für den berühmten „Appel“ und das ebenso berühmte „Ei“ erworben. Im Opernführer hatte sie das frühere Tamino-Mitglied Engelbert mit einer Empfehlung eingestellt, aber einschränkend angefügt: „Nicht, weil die Oper so schön ist, sondern wenn in Deiner Collection eine Lücke geschlossen werden soll.“ Eine Lücke ist auf jeden Fall geschlossen, ja. Und schön? Nun, ich muss sagen, dass Wolfs Musik für meine Ohren äußerst farbenfroh klingt und das stets als mangelhaft kritisierte Libretto mir die Freude daran auch nicht nehmen kann. Und das empfinde ich als schön. Schade, dass dieses Werk sooo bühnenuntauglich ist, schön dagegen, dass es auf der Scheibe seine Wirkung nicht verfehlt!


    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Eine meiner sattsam/sittsam bekannten musikalischen Sottisen hieß früher: was ist der Unterschied zwischen Johannes Brahms und Hugo Wolf?


    "Beide haben keine Oper geschrieben, die von Hugo Wolf heißt "Der Corregidor"!"


    Die oben erwähnte Aufnahme besitze ich auch und kenne sie gut; die Musik ist wirklich nicht schlecht. Auch die CD ist sehr gut besetzt! Aufgeführt wird das wohl niemals mehr werden, weil es sich nicht zum RT verwursten lässt.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Was der Kauf eines neuen Handys alles so mit sich bringen kann. Beim Überspielen vom alten kommen Sachen zu Vorschein, von den ich keine Ahnung hatte.


    So zum Beispiel von Johann Adolph Hasses Oper "Cleofide".
    Die entdeckte ich also komplett im MP3-Format und habe ein bisschen reingehört.
    Ich muss sagen, eine Zeitverschwendung war das nicht. Im Gegenteil. Und aus dem Bisschen wurde ein großer Happen.


    Dann erfahre ich bei Wikipedia, wie berühmt dieser Musiker zu seinen Lebzeiten war, dass er eine Unmenge Opern geschrieben hatte, und sowohl von Maria Theresia und dem Alten Fritz sehr verehrt wurde. Verständlich!


    Was mir dagegen nicht in den Kopf gehen will, ist die moderen Sicht auf sein Schaffen: "Sein Werk war jedoch so sehr der Ästhetik seiner Zeit verpflichtet, dass es mit ihr gemeinsam untergehen musste."


    Ich denke, ein mutiger Operndirektor könnte diese Ansicht ändern.


  • Lieber hami1799,


    die "Cleofide" sah ich vor einigen Jahren an der Semperoper in Dresden. Leider war die Inszenierung derart daneben, dass sie regelrecht von der Musik ablenkte (insofern typisch Semperoper, denke ich an die Erschießungsszene im "Giulio Cesare"). Hasse galt seinerzeit wirklich als ganz Großer. Er soll über den jungen Mozart auch gesagt haben: "Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen", nachdem seine eigene letzte Oper 1771 eher floppte und jene des 15jährigen Mozart ein Erfolg wurde.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

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  • Eine Oper, die ich sehr gerne höre (und sehe) und die sicherlich kaum zum sogenannten "Mainstream" gehört, ist die nebenstehende Aufnahme aus der Kathedrale in Bari, vielleicht schon allein wegen des Darstellers von Thomas Becket (Ruggiero Raimodi). Sie dürfte vielleicht nur wenigen bekannt sein. Ich habe sie ebenfalls in unserem Opernführer beschrieben.
    Schon meine Vorgänger haben einige weniger bekannte Opern genannt, die ich ebenfalls sehr gerne mag.
    Übrigens bringt arte jetzt auch einmal zwei seltener gespielte Opern, am 21. 06 von 21.45- 23.45 "La Wally" von Catalani und am 14.07. von 0.20 - 3.20 "Gespräche der Carmeliterinnen" von Poulenc.
    Ich bedauere sehr, dass Opern wie "Die Zauberflöte" und andere immer und überall gespielt und dauernd gesendet werden(und leider auch häufig in Szene und Handlung entstellt oder veralbert werden), aber man selten die Gelegenheit hat, andere, sicherlich auch wertvolle Opern zu erleben.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Eine Oper, die ich sehr gerne höre (und sehe) und die sicherlich kaum zum sogenannten "Mainstream" gehort,


    Wenn Du mit "gehort" nicht ein akkustisches Phänomen, sondern ein Besitzverhälnis meinst, möchte ich zu bedenken geben, dass hier in Bezug auf Mainstream ein Grenzfall vorliegen könnte.


  • Die Interpreten dieser 1777 in Mannheim uraufgeführten Oper sind Robert Wörle in der Titelpartie, Christoph Pregardien (Karl), Michael Schopper (Rudolf), Claron McFadden (Anna) und Clarry Bartha (Asberta). Es spielt La Stagione unter Michael Schneider.


    Als 1994 im Rahmen des 1200jährigen Jubiläums der Stadt Frankfurt am Main diese Oper aus dem über zweihundertjährigen Dornröschenschlaf erweckt wurde, war es eine Riesen- Überraschung. Die Rezensenten erinnerten an Mozarts Äußerung, die er nach dem Besuch einer Vorstellung in einem Brief an seinen Vater gemacht hatte: ,,... das ist nicht zu glauben was in der Musick für Feuer ist." Und man erinnerte daran, dass der Salzburger von Holzbauers Musik stets mit Hochachtung sprach, wobei er möglicherweise in erster Linie an den Komponisten von Messen, Oratorien und Instrumentalwerken gedacht hat. Tatsächlich muss man aber bei dieser Oper (mir geht es hier ähnlich wie beim „Corregidor“ von Wolf) das Libretto als eine zeitgebundene Phrasendrescherei übergehen. Musikalisch gehört „Günther von Schwarzburg“ jedoch für mich zum Besten, was vor Mozart geschrieben wurde.


    :hello:

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    MUSIKWANDERER


  • Das scheint bei einigen Regisseuren geradezu die Absicht zu sein.


    Wenn ich als Threadersteller einen Wunsch äußern darf: bitte hier keine Diskussionen zum Thema Regie, dafür gibt es genug andere Threads. :hello:

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  • Die Rede ist von "Mathis der Maler" von Hindemith. Es gibt eine Fülle von Aufnahmen der Sinfonie, aber nur wenige Gesamtaufnahmen der Oper. Etwa die WDR-Aufnahme unter Gerd Albrecht.




    Oder die DVD unter Simone Young; dazu könnte MSchenk was sagen, er hat das Stück in HH gesehen. Vor Jahren habe ich es in Düsseldorf unter Hiroshi Wakasugi gesehen, mit Günther Reich und Sven Olof Eliasson.


    Meine Lieblingsaufnahme und Referenz ist die von Rafael Kubelik, mit Fischer-Dieskau, James King und der wunderbaren Urszula Koszut als Regina (nur bei Amazon gebraucht zu bekommen).


    Ich will hier über die Oper, über den Stoff, über die politische Relevanz des Stücks im Nationalsozialismus nichts sagen. Der Musikrevolutionär Hindemith hielt dieses gemäßigt moderne Stück für sein Hauptwerk.


    Mein Fazit: wer nur die großartige Sinfonie kennt und nicht die ganze Oper, lässt sich eine Menge wunderbarster Musik entgehen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Was mir dagegen nicht in den Kopf gehen will, ist die moderen Sicht auf sein Schaffen: "Sein Werk war jedoch so sehr der Ästhetik seiner Zeit verpflichtet, dass es mit ihr gemeinsam untergehen musste."

    Das hat man von Bach auch gesagt.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Meine Lieblingsaufnahme und Referenz ist die von Rafael Kubelik, mit Fischer-Dieskau, James King und der wunderbaren Urszula Koszut als Regina (nur bei Amazon gebraucht zu bekommen).


    Lieber Dr. Pingel, Deine und meine Lieblingsaufnahme ist inzwischen neu aufgelegt worden und in dieser Ausgabe auch bei Amazon erhältlich. So sieht sie jetzt aus:



    Empfehlen darf ich Dir auch den Stuttgarter Mitschnitt der deutschen Erstaufführung von 1946, der auch auf CD erhältlich ist. Kein Stereo, weshalb die Aufnahme für einige nicht in Frage kommen dürfte. Wer das Werk liebt, wem es wichtig ist, der wird auch nach so lange Zeit Zeuge eines sehr bewegenden Ereignisses.



    Bertarido, der Thread-Starter, möge mir verzeihen, dass ich das Thema an dieser Stelle etwas unterbreche. Aber für dieses Werk musste es sein.


    Gruß und Dank, lieber Doctor, dass Du die Oper genannt hast. Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Bertarido, der Thread-Starter, möge mir verzeihen, dass ich das Thema an dieser Stelle etwas unterbreche. Aber für dieses Werk musste es sein.


    Gruß und Dank, lieber Doctor, dass Du die Oper genannt hast. Rheingold

    Danke dir auch, lieber Rheingold, für die Tipps. Ich finde, dass diese Anregungen und Kommentare das Thema nicht unterbrechen, sondern noch wertvoller machen. Gerade bei selten gespielten Lieblingsopern möchte man doch wissen, wer da noch ein Fan ist.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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