Der englische Komponist Frank Bridge gilt unter Fachleuten zwar als einer der bedeutendsten englischen Komponisten, ist aber bei uns nach wie vor wenig bekannt. Selbst der wikipedia Eintrag ist vergleichsweise dürftig (im Deutschen wie im Englischen). Meist fällt sein Name im Kontext mit Benjamin Britten, dessen Lehrer er war und dessen berühmte Variationen er inspirierte. Sein bekanntestes Werk ist wohl "The Sea". Im Forum wird er ab und zu erwähnt, meist sehr positiv, aber eine eigenen Thread hat er bislang nicht, was sich jetzt ändern soll. Äußerer Anlass ist, dass ich mir die Gesamtaufnahme der Orchesterwerke (6 CD) von Chandos bestellt habe und über die demnächst berichten werde. Andere Taminos sind eingeladen, ihre Hörerfahrungen mit Bridge beizusteuern.
Bridge begann als Spätromantiker hat aber nach dem ersten Weltkrieg, den er als zutiefst überzeugter Pazifist verabscheute, eine zunehmend moderne Tonsprache angenommen, die ihn in die Nähe der zweiten Wiener Schule führte. Die gilt z.B. auch für sein 3. Streichquartett von 1926, das als eines seiner Meisterwerke gilt. Ein beim ersten Hören spröde wirkendes Werk, das tatsächlich den ersten beiden von Schönberg und denen von Berg nahesteht. Es ist zwar immer noch weitgehend tonal, aber doch streckenweise recht dissonant und abweisend. An anderen Stellen blühen Reminiszenzen an romantischere Klänge auf, die aber nur von kurzer Dauer sind. Ein sehr interessantes Werk, das man aber sicher mehrere Male hören muss, um in seine Welt völlig einzudringen. Die Aufnahme mit dem Allegri Quartet ist von 1973, eine neuere gibt es bei Naxos mit dem Maggini Quartet.