Die Tschechischen Philharmoniker in Referenzaufnahmen

  • Viele Referenzaufnahmen-Threads gibts hier bei Tamino, aber keinen über das für mich spannendste Orchester ever: den Tschechischen Philharmonikern. Sie gaben ihr erstes Konzert 1896 (unter Antonin Dvorak) und können bis heute auf eine lange Liste illustrer Chef- und Gastdirigenten verweisen:


    Jiří Bělohlávek (seit Herbst 2012)
    Eliahu Inbal (2009-2012)
    Zdeněk Mácal (2003–2007)
    Vladimir Ashkenazy (1996–2003)
    Gerd Albrecht (1993–1996)
    Jiří Bělohlávek (1990–1992)
    Václav Neumann (1968–1989)
    Karel Ančerl (1950–1968)
    Rafael Kubelík (1942–1948)
    Václav Talich (1933–1941)
    Václav Talich (1919–1931)
    Vilém Zemánek (1903–1918)
    Ludvík Vítězslav Čelanský (1901–1903)


    Diskografisch sind sicher die Namen Talich, Kubelik, Ancerl, Neumann und Belohlavek interessant. Daneben haben weitere große Namen mit diesem Orchester zusammengearbeitet und famose Aufnahmen abgeliefert: Vaclav Smetacek, Karel Seijna, Antonio die Almeida, Antonio Pedrotti, Franz Konwitschny, Paul Kletzki, Gaetano Delogu, Zdenek Chalabala, Zdenek Kosler, Lovro von Matacic, Wolfgang Sawallisch und viele mehr ...


    In seiner Blütezeit (bis zur Wende in den 1980er Jahren) wusste das Orchester mit einer bis heute nicht nachzuahmenden Klangpracht aufzuwarten; leider ist hier nach der Wende viel an einzigartigem Klang verlorengegangen.


    Während dieser Epoche sind eine Fülle an referenzwürdigen (ich mag das Wort ja eigentlich nicht) Aufnahmen entstanden, die hier zusammengetragen werden sollen.


    Ich würde gern zu Beginn aus meinem großen Portfolio mit Aufnahmen der Tschechischen Philharmoniker folgende nennen (es ist hier gar nicht so leicht ... wo anzufangen und wo wieder aufzuhören):


    Beim tschechischen Hausprogramm sollten genannt werden:
    Antonin Dvoraks 9. Sinfonie "Aus der Neuen Welt"

    Karel Ancerl - Für mich unter vielen guten Aufnahmen DER Klassiker :thumbup:
    (allerdings dicht gefolgt von Vaclav Neumanns Life-Aufnahme aus Tokio (auch mit den Tschechischen Philharmonikern)


    Bedrich Smetana "Mein Vaterland"

    Vaclav Smetacek - Smetaceks knorrige und staighte Lesart steht mich mich obenan :thumbup:


    Vitezslav Novaks Mährisch-Slowakische Suite

    Vaclav Talich - Leider in einem der Zeit geschuldetem Klangbild; dennoch extraklasse. :thumbup:


    Leos Janaceks Taras Bulba sowie die Sinfonietta

    Vaclav Neumann - sie ist mE noch n Touch stringender als Ancerl. :thumbup:


    Bei nicht-tschechischem Material steht bei mir ganz hoch im Kurs:
    Edouard Lalos Symphonie Espagnole

    Karel Anclerl und das idiomatische Spiel par excellence der großen Ida Haendel. Extraklasse :hail:


    Ottorino Respighis Römische Trilogie

    Antonio Pedrotti - eine unglaublich farbige Aufnahme dieses Geheimtip-Dirigenten :thumbup:
    Sehr zu empfehlen, wenn maximales Tschinderassabumm nicht das einzige Argument für eine Aufnahme sein soll.


    Viele Aufnahmen wurden neu remasterd neu aufgelegt; ich sammel jedoch die alten Ausführungen mit dem Briefmarken-Cover - deshalb sind die hier vorweigend angegeben (speziell Ancerl und Talich profitieren vom remastering).


    Die Liste läßt sich sicher lange fortsetzen; auch für mich gibts noch ein paar Highlights, die aber hier noch nicht genannte werden sollen. Was sind Eur Referenzaufnahmen mit den Tschechischen Philharmonikern?

  • In seiner Blütezeit (bis zur Wende in den 1980er Jahren) wusste das Orchester mit einer bis heute nicht nachzuahmenden Klangpracht aufzuwarten; leider ist hier nach der Wende viel an einzigartigem Klang verlorengegangen.


    Genau das habe ich auch beobachtet. Deshalb bin ich Thomas dankbar, dass er dieses Thema angeschnitten hat. Es betrifft ja wohl nicht nur die Tschechisches Philharmonie. Bei Gergiev klingt Schostakowitsch fast schon wie ein durchschnittlicher Brahms, wie ich in einem Konzert selbst erfahren musste. Also dürfte etwas dran sein, dass sich hinter dem Eisernen Vorhang ein ganz bestimmtes eigenes künstlerisches Profil erhalten hatte, das stärker national verwurzelt gewesen ist. Auch bei Sängern ist das zu beobachten. Denken wir nur an die Russen. Wie hoch individuell konnten die einst singen. :) Das soll aber kein Argument für die Abschottung sein. Es ist nur eine Beobachtung, über die zu diskutieren wäre. Globalisierung greift eben auch in den musikalischen Ausdruck hinein. Wie Äpfel, Brot und Butter bald überall gleich schmecken, klingen offenbar auch Orchester zunehmend gleicher. ;) Hinzu kommt, dass der Philharmonie in Prag Gerd Albrecht nicht besonders gut getan hat. Er hat als erster den ganz besonderen Klang aus dem Orchester herausgespült. Er war nicht gut genug für dieses Orchester. Plötzlich klang es beliebiger. Wie man hört, hat er den Musikern sehr viel versprochen, was er nicht halten konnte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eines meiner stärksten personlichen Konzerterlebnisse war mit der Tschechischen Philharmonie unter Leonard Slatkin vor gut zwei Jahren im Dvořák-Saal des Rudolfinums in Prag. Man spielte Haydns 85., Barbers 1. und Tschaikoskijs 4. Symphonie. Ich weiß nicht genau, was mich mehr beeindruckte, die Brillanz des Orchesters oder die Akustik des Saales. Beides stellte meine Erlebnisse in Wien bis dato eigentlich in den Schatten. Slatkin, ein Amerikaner, erreichte wohl nicht den alten "böhmischen" Klang, aber das Ergebnis war trotzdem spektakulär.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hinzu kommt, dass der Philharmonie in Prag Gerd Albrecht nicht besonders gut getan hat. Er hat als erster den ganz besonderen Klang aus dem Orchester herausgespült. Er war nicht gut genug für dieses Orchester. Plötzlich klang es beliebiger. Wie man hört, hat er den Musikern sehr viel versprochen, was er nicht halten konnte.

    ich glaube, lieber Rheingold, da tut man Gerd Albrecht Unrecht. Auch die späten Aufnahmen mit Neumann haben nicht mehr den ganz spezifischen Klang und das Orchester ist nicht mehr so überlegen virtuos. Der Grund ist, dass nach 1989 die Musiker in Scharen die Tschechische Philharmonie verlassen haben und in den Westen gegangen sind. Bei einem West-Orchester aus der 2. Reihe verdiente die 2. oder 3. Geige damals nämlich deutlich mehr als in Prag. So einen Aderlass muß auch ein Spitzenorchester erst einmal verkraften - bis es sich gefangen hat, vergehen Jahre! Genau in dieser schwierigen Zeit übernahm Gerd Albrecht die Tschech. Philh. Dass G. Albrecht angeblich die Tschech. Philh. im Niveau heruntergebracht hätte war Teil der schmutzigen Intrige, die gegen ihn als "Ausländer" dort von tschechischen Nationalisten angezettelt wurde. Vaclav Neumann hat dem auch öffentlich heftig widersprochen und sich für G. Albrecht eingesetzt. Auch das Orchester war wie man gehört hat sehr traurig, als er dann wegen dieser politischen Kampagne gehen mußte.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Thomas,



    Danke für Deine Liste, das ist doch gut, es mal so im Überblick zu haben! :) Neumanns Aufnahme ist von einer unerreichten Präzision (da kommt auch Mackeras mit der Tschech. Philh. nicht mit). Das ist auch meine Lieblingsaufnahme. Pedrotti werde ich mir besorgen (ich kenne ihn bislang nur als Begleiter von Arturo Benedetti Michelangeli :) ).


    Von Inbal gibt es die 7. und 1. Mahler - das würde mich sehr interessieren (habe ich leider nicht!), eine besonders spannende Paarung:




    Ashkenazy wäre natürlich auch noch sehr interessant:



    Schöne Grüße
    Holger

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  • Eine weitere wichtige Referenzaufnahme sind natürlich die 9 Dvorak-Symphonien mit dem "Hausorchester". Vaclav Neumann ist zweimal mit allen Neunen ins Studio gegangen, einmal analog in den 70ern und einmal digital in den 80ern. Die frühen Aufnahmen - die ich noch auf Vinyl besitze - sind vor kurzem neu aufgelegt worden. Ein Kritiker schreibt beim Werbepartner, dass sie erstaunlicherweise besser klängen als die Digitalaufnahmen. Von letzteren besitze ich nur die 2., daran kann ich diese Behauptung aber nicht verifizieren. Hat da ein Tamino einen etwas besseren Überblick?


    Diese Neuauflage macht übrigens Schluss mit einer Unsitte früherer GA, nämlich Symphonien über zwei CDs zu splitten um CDs zu sparen. Zusammen mit den symphonischen Dichtungen und den Konzertouvertüren ist diese Box schon ein attraktives Paket.


    Und da wir gerade dabei sind, kennt jemand schon die neue Einspielung mit Belohlavek?

  • Die frühen Aufnahmen - die ich noch auf Vinyl besitze - sind vor kurzem neu aufgelegt worden. Ein Kritiker schreibt beim Werbepartner, dass sie erstaunlicherweise besser klängen als die Digitalaufnahmen.

    Lieber Lutz,


    ich habe von den alten Aufnahmen nur die Symphonischen Dichtungen. Fabelhaft gespielt, die Aufnahmetechnik ist für meinen Geschmack ein bisschen hallig. Sonst habe ich dazu noch einzelne Symphonien (7,8,9) von Neumann aus den 90igern (Exton). Die klingen saftiger und großräumiger als die ältere Supraphon-Digitalaufnahme, die etwas schlanker abgemischt ist, aber hervorragend sauber. Die Box mit den analogen Aufnahmen muß ich mir wohl doch noch zulegen!


    Würde mich auch interessieren, der gefragte Preis ist allerdings inakzeptabel für mich. Dafür bekommt man diverse GA.

    Das ist auch mein Problem! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Eine Aufnahmeserie, die den speziellen Klang der tschechischen Philharmonie besonders eindrucksvoll präsentiert, sind die Symphonischen Dichtungen von Dvorak unter Zdenek Chalabala aus der frühen Stereozeit. Leider sind sie derzeit nur als download greifbar, es sei denn man ist bereit, Mondpreise zu bezahlen. Vinylsammler haben es da einfacher. :thumbsup:

  • Es ist nicht besonders schwer, Referenzaufnahme zu sein, wenn man die einzig Existierende ist. :D Nichtdestotrotz ist die Aufnahme von Ilja Hurniks Ballettmusik "Ondras" in der Aufnahme mit Karel Ancerl wunderbar. Das schlesische Gegenstück zu Kodaly's "Hary Janos". Eine alte Supraphon LP, die ich besonders hüte, schon allein des Covers wegen.


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  • Aus meiner Sicht kam es mit der TSCHECHISCHEN PHILHARMONIE unter VACLAV NEUMANN zu den beindruckendsten Konzerten und Einspielungen. Abgesehen von den herausragenden DVORAK- Aufnahmen (Slavische Tänze!!) gelangen diesem Orchester unter NEUMANN auch referenzwürdige Interpretationen von SCHUBERT-Sinfonien, wobei die Interpretation der Sinfonien Nr. 3 und Nr. 8 besonders besticht.


    Auch die BEETHOVEN-Sinfonien spielte dieses Orchester unter PAUL KLETZKI großartig ein. Ich denke dabei vor allem an die Sinfonien Nr. 1 und Nr. 2, wo besonders beeindruckend das absolute Stilgefühl, der Ernst, das Bohrende in KLETZKIs Interpretationskunst zutage tritt. Die schlanke Gespanntheit des Musizierens ernniert dabei unmittelbar an KLEIBER.


    wok

  • Die überragenste Aufnahme, bei der es kaum vergleichbares gibt, ist für mich Karel Ancerl / Tschechische PH.
    Hier geht sowohl packende Dramatik, wie zügiges Tempogefühl Hand in Hand. (Welche Enttäuschung hatte diesbezüglich, der ansonsten so geschätzte Antal Dorati bei mir dieses Jahr ausgelöst ! Man vergleiche nur mal TABOR beider Einspielungen, wo die Unterschiede zugunsten Ancerl ganz extreem sind.)


    Einziger Wertmutstropfen (kommt nicht oft vor, aber hier ist es so) = die gute alte Supraphon-Doppel-LP (mit herrlichen Prager Motiven) ist der beim Rematering klanglich total verhuntzten neuen CD-Ausgabe vorzuziehen.



    Supraphon, 1963, ADD


    Dies ist die alte CD-Übernahme, die klanglich besser sein sollte:



    Supraphon, 1963, AAD


    Supraphon-Doppel-LP -->

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Schön, dass der Thread so prompten Anklang findet :-)
    Der Klang der früheren Philharmoniker hatte in der Tat etwas magisches: warm, weich und speziell bei den (Holz-)Bläsern ungelaubliche Klangfarben (als Anspieltip hierfür sei Dvoraks Sinf no6 unter Smetacek, Taras Bulba unter Ancerl (hier kommt der Klang noch n Tick deutlicher rüber als bei meinem Over-All-Winner Neumann) oder bei Dvoraks Slawischen Tänzen unter Neumann empfohlen). Ähnliches hatten früher - natürlich gänzlich anders - nur die Russen drauf. Ich hatte via Münchner Stadtbibliothek die neueren Mahler-Neumann-Einspielungen gehört, diese aber dann doch etwas "enttäuscht" vom Rechner gelöscht. Aus dem gleichen Grund ist die aktuelle und genannte Inbal-Einspielung der 1. Mahler kein großes Zugpferd. Obwohl, hm, wenn ich "One Point Recording" lese ... :-)


    Hinter der von Lutgra genannten Chalabala-Einspielung der Symphonischen Dichtungen bin ich ja schon lange hinterher ... der Preis macht mir dann aber doch bisserl Kopfzebrechen. Wann kommt mein nächster runder Geburtstag? :-)


    WOK hat den Beethoven von Kletzki ins Spiel gebracht. Hier hab ich (bislang nur) die CrystallCollection-Version mit der 1. und der 5. Die 1. hat sich für mich bei Ihm erst so richtig erschlossen; die 5. ist ebenfalls prickelnd zu hören. Referenz? Hm, kann man gelten lassen :-)


    Und bei Wolfgangs Tip mit Ancerls "mein Vaterland" gibts ja gar nichts zu meckern. Ich habe lediglich die Briefmarken-Cover-Auflage und die klingt - gemessen am Alter - recht ausgewogen. Wenn der Herr Smetacek nicht wäre ... :-)


    Als weitere Referenzeinspielungen würde ich gern noch nennen:


    Die Slawischen Tänze Dvoraks

    Vaclav Neumann mit seinem Hausorchester - keiner hat das böhmische Gefühl so drauf wie er. Herrlich federnd und tänzerisch. Siehe auch den zugehörigen Thread.


    Cellokonzerte Dvoraks

    Auch gegen stärkste Konkurrenz (Starker, Casals, DuPre und Rostropovitch) kann sich diese Milos Sadlo - Vaclav Neumann-Einspielung mehr als locker behaupten. Vorteil 1: es spielt ein (das!) tschechische Orchester, Vorteil 2: man kriegt das erste Cellokonzert dazu.


    Auch diese Aufnahme würde ich - dies kann man sicher diskutieren.- gern als Referenz anführen:
    Sinfonie no 9 von Gustav Mahler

    unter Karel Ancerl. Ich finde, er hat hierfür ein Händchen (seine 1. von Mahler find ich - was daas Dirigat angeht - nun nicht sooo pricklend) und kann eine packende Deutung liefern. Vor allem der (gewichtige) 4. Satz überzeugt mich immer wieder. (Getoppt wird die Sinfonie für mich nur durch James Levines Münchner Aufnahmen und seinem faszinierenden 32-Minüter-Schlusssatz - ein Verfließen bis zum Herzstillstand. Aber um den gehts hier nicht)


    Ein paar hätt' ich noch in petto ... :-)

  • Einziger Wertmutstropfen (kommt nicht oft vor, aber hier ist es so) = die gute alte Supraphon-Doppel-LP (mit herrlichen Prager Motiven) ist der beim Rematering klanglich total verhuntzten neuen CD-Ausgabe vorzuziehen.



    Supraphon, 1963, ADD

    Die CD habe ich auch, lieber Wolfgang! Insgesamt finde ich diese Neuauflagen klanglich deutlich besser wegen der Digitaltechnik als die CD-Erstveröffentlichungen aus den 80igern. Beispiel: Sinfonietta/Taras Bulba mit Neumann. Die CD habe ich doppelt - die alte mit dem Coverbild von Repin und die neue, oben von Thomas abgebildete. Letztere ist erheblich besser, klingt sauberer, farbiger substanzreicher.


    Wirklich "Referenz" ist die berstend expressive Aufnahme der 6. Symphonie von Martinu mit Charles Munch und der Tschechischen Philharmonie. Eine Abbildung ist nicht mehr zu finden - Amazon.de verlangt 86 Euro, bei Amazon.com gibt es sie gebraucht für 29 Dollar! Ich kann sie nur wärmstens empfehlen - im Vergleich damit wirkt Neumann richtig reserviert! :)


    Immer schon besonders gefielen mir die Debussy-Aufnahmen mit Serge Baudo. Da ist er, der ungemein farbige, warme, durchsichtige und rhythmisch traumwandlerisch sichere Vortrag der Tschechischen Symphonie:



    Unangefochtene Referenz sind für mich auch die Aufnahmen der Symphonien, sowie Jeanne d´Arc und Le Roi David mit Serge Baudo:





    Ebenfalls zu meinen unangefochtenen Referenzen gehören die Strawinsky-Aufnahmen mit Karel Ancerl. Die Tschechische Philharmobnie spielt den rhythmisch vertrackten Sacre so, als sei es die natürlichste Sache der Welt.



    P.S.: Die Beethoven-Symphonien mit Kletzki sind herausragend (ich habe leider nicht alle!). Die 9. z.B. ist eine Sternstunde!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Die CD habe ich auch, lieber Wolfgang! Insgesamt finde ich diese Neuauflagen klanglich deutlich besser wegen der Digitaltechnik als die CD-Erstveröffentlichungen aus den 80igern.


    Ja, in der Regel ist diese Supraphon Gold Edition auch Klasse und den alten CD-Ausgaben vorzuziehen, lieber Holger. :!: Aber das hier ist der klangliche Ausreisser. Dieser Vaterland - Zyklus in der Gold Edition hat durch das "Remastering mit Rauschunterdrückung" so unglaublich gelitten, dass der Klang total spitz und synthetisch geworden ist. An anderer Stelle gibt es dazu zahlreiche Berichte - auch die, dass die alte CD-Ausgabe in AAD (untere Abb) noch den natürlichen Klang der LP-Ausgabe behalten hat, weil da nicht rumgetrickst wurde.
    Diese alte gestrichene Supraphon-CD-Ausgabe ist dadurch preislich in Mondpreisregionen gerutscht und war viele Jahre unerschwinglich. Heute beim Einstellen der Abb ist mir aufgefallen, dass ein englischer Händler mal einen bezahlbaren Preis veranschlagt hat. Da habe ich sofort meinen "Bestellklickfinger" betätigt um diesen wertvolle Referenzaufnahme in anständiger Qualität auf CD zu bekommen.
    ;) Die GOLD CD wird in Kürze von mir zum Kauf angeboten ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Unangefochtene Referenz sind für mich auch die Aufnahmen der Symphonien


    Ja, als GA für alle 5Sinfonien und die Sinfonischen Mouvements betrachtet sicher.
    Aber die Sinfonie Nr.3 in den Aufnahmen mit Ansermet (Decca und Orpheo) und in der Hammeraufnahme mit Mrawinsky (Melodiya) deutlich vorzuziehen.


    Du erwähnst die Martinu Sinfonie Nr.6. Interessant, die muss ich ohnehin mal wieder hören - in meinen Aufnahmen mit Järvi (BIS) und Thomson (Chandos).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Ja, in der Regel ist diese Supraphon Gold Edition auch Klasse und den alten CD-Ausgaben vorzuziehen, lieber Holger. :!: Aber das hier ist der klangliche Ausreisser. Dieser Vaterland - Zyklus in der Gold Edition hat durch das "Remastering mit Rauschunterdrückung" so unglaublich gelitten, dass der Klang total spitz und synthetisch geworden ist. An anderer Stelle gibt es dazu zahlreiche Berichte - auch die, dass die alte CD-Ausgabe in AAD (untere Abb) noch den natürlichen Klang der LP-Ausgabe behalten hat, weil da nicht rumgetrickst wurde.
    Diese alte gestrichene Supraphon-CD-Ausgabe ist dadurch preislich in Mondpreisregionen gerutscht und war viele Jahre unerschwinglich. Heute beim Einstellen der Abb ist mir aufgefallen, dass ein englischer Händler mal einen bezahlbaren Preis veranschlagt hat. Da habe ich sofort meinen "Bestellklickfinger" betätigt um diesen wertvolle Referenzaufnahme in anständiger Qualität auf CD zu bekommen.
    ;) Die GOLD CD wird in Kürze von mir zum Kauf angeboten ...


    Diese Unsitte nervt mich auch ungemein, lieber Wolfgang! Nur um das bisschen Rauschen rauszufiltern, wird gleich der ganze Hoshtonbereich ruiniert. Besonders übel bei Klavier! Bei Ancerl Smetana fehlt mir natürlich der Vergleich. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Wenn die tschechischen Philharmoniker Basisrepertoire einspielen, ist das Ergebnis fast immer hörenswert. So auch der neue Dvorak-Zyklus unter dem neuen Chefdirigenten Jiri Belohlavek, einem Schüler von Celibidache. Es ist m.W. der dritte komplette Symphoniezyklus mit diesem Orchester, die beiden anderen entstanden in den 60er und 80er Jahren mit Vaclav Neumann. Daneben gibt es natürlich berühmte Einspielungen einzelner Werke mit Karel Ancerl und Vaclav Talich. Und Zyklen mit anderen Orchestern, am prominentesten die mit Rafael Kubelik in Berlin und Istvan Kertesz in London. Und legendäre Einzelaufnahmen z.B. von Szell (7-9), Walter (8+9) und Monteux (7) um nur mal ein paar zu nennen.


    Da ich bisher keinen kompletten Zyklus auf CD hatte, sondern die älteren alle noch auf Vinyl, habe ich mir kürzlich die 6-CD-Box von Decca gegönnt. Nachdem ich jetzt 5 Symphonien (1,4-7) und das Cellokonzert gehört habe, kann ich vorläufig Bilanz ziehen und sagen, dass dies wohl meine neue Referenz wird. Ich will gar nicht behaupten, dass dies nun bessere Interpretationen seien als die vielen schon genannten, aber es sind auf jeden Fall sehr schöne Aufnahmen in hervorragend warmem Klangbild, die auch bei längeren Hörsitzungen mit Kopfhörern nicht ermüden. Belohlaveks Zugang würde ich als musikantisch bezeichnen, es wird entspannt und organisch musiziert und die charakteristischen klanglichen Eigenheiten des Orchesters kommen gut zur Geltung. Keine Manierismen, kein letztes Auspressen aller möglichen Effekte, einfach Dvorak.
    Alisa Weilerstein im Cellokonzert ist natürlich auch ein Plus, wobei ich ihren Zugang als etwas zu dick aufgetragen empfinde, aber sie ist nun mal eine starke Ausdrucksmusikerin. Gespannt bin ich jetzt noch auf Zimmermann mit dem Violinkonzert und Ohlsson mit dem Klavierkonzert. Ich werde berichten.

  • Wenn die tschechischen Philharmoniker Basisrepertoire einspielen, ist das Ergebnis fast immer hörenswert. So auch der neue Dvorak-Zyklus unter dem neuen Chefdirigenten Jiri Belohlavek, einem Schüler von Celibidache. Es ist m.W. der dritte komplette Symphoniezyklus mit diesem Orchester, die beiden anderen entstanden in den 60er und 80er Jahren mit Vaclav Neumann. Daneben gibt es natürlich berühmte Einspielungen einzelner Werke mit Karel Ancerl und Vaclav Talich. Und Zyklen mit anderen Orchestern, am prominentesten die mit Rafael Kubelik in Berlin und Istvan Kertesz in London. Und legendäre Einzelaufnahmen z.B. von Szell (7-9), Walter (8+9) und Monteux (7) um nur mal ein paar zu nennen.


    Das ist ein wertvoller Hinweis, vielen Dank - diese Aufnahme ist mir bislang völlig entgangen. Ich habe nur eine Gesamtaufnahme der Dvořák-Symphonien, die mit Kubelik und den Berliner Philharmonikern, die mir auch im Vergleich zu diversen Einzelaufnahmen immer noch sehr gut gefällt. Aber eine Gesamtaufnahme mit der Tschechischen Philharmonie ist schon sehr reizvoll, gerade in Kombination mit den Konzerten. Für "Downloader": diese Box ist auch als 96/24 Download erhältlich, leider zu einem recht hohen Preis.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zu den Referenzaufnahmen der Tschechischen Philharmoniker gehört für mich auch ein sehr beachtenswerter Mahler-Zyklus mit Zdeněk Mácal, der bis auf die Achte vollständig ist. Leider sind diese SACD-Veröffentlichungen des Labels Exton nur als teure Japan-Importe erhältlich, aber die Ausgabe lohnt sich:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Für mich sind nach wie vor viele Aufnahmen von Vaclav Talich ganz unbestritten Referenz!
    Vor allem Dvoraks "Slawische Tänze" , die meisten seiner Einspielungen der Dvorak-Sinfonien sowie die großartigen Aufnahmen von Klavierkonzert, Violinkonzert und Cellokonzert! Ganz besonders verehre ich seine berührende Aufnahme von Dvoraks "Stabat Mater" (zumal es keine Einspielung gibt, auf der die Solisten überzeugender sind!!!)
    Referenz sind für mich auch seine Suk-Aufnahmen, besonders die der Asrael-Sinfonie!
    Natürlich greife ich immer wieder zu der Gesamtaufnahme von Smetanas "Mein Vaterland" wenn ich wissen will, wie das eigentlich klingen sollte!
    Und - vielleicht etwas überraschend - auch die Mozartaufnahmen von Talich sind in ihrer Art für mich maßstabsetzend!


    Ich versuche mal, hier von einigen der Aufnahmen die Cover einzusetzen!



    Und ein echter Geheimtipp:



    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Talich ist wirklich ein Phänomen - Svjatoslav Richter bezeichnet ihn als einen der bedeutendsten Dirigenten, mit denen er je zusammengearbeitet hätte. Er war übrigens zuerst Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, bevor er Dirigent wurde. :) Die Aufnahmen, die ich von ihm habe, sind alle wirklich außergewöhnlich und die Talich-Edition von Supraphon kann man nur begrüßen.


    Die Mahler-Aufnahmen von Macal besitze ich leider nicht - beim sporadischen Reinhören fand ich allerdings, dass sie an Neumann nicht heranreichen. Aber das ist natürlich zu wenig. Da müßte ich mir mal einiges besorgen!


    Schöne Sonntagsgrüße
    Holger

  • Talich ist wirklich ein Phänomen - Svjatoslav Richter bezeichnet ihn als einen der bedeutendsten Dirigenten, mit denen er je zusammengearbeitet hätte.


    Ja, lieber Holger, da hat Richter ganz recht!!
    Wenn man hören will, wie großartig der Dirigent Talich zu arbeiten verstand, dann höre man seine Aufnahme der Legenden op. 52 von Dvorak in der Orchesterfassung!
    Zum niederknien!!!


    Übrigens hat meiner Meinung nach Svjatoslav Richter eine seiner besten Aufnahmen des Tschaikowski-Klavierkonzertes mit der Tschechischen Philharmonie Prag gemacht und zwar unter Karel Ancerl! Da kann die Berliner Aufnahme unter Karajan überhaupt nicht konkurrieren!!
    Unter Talich hat er meines Wissens nur das Bach-Klavierkonzert d-moll aufgenommen!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Übrigens hat meiner Meinung nach Svjatoslav Richter eine seiner besten Aufnahmen des Tschaikowski-Klavierkonzertes mit der Tschechischen Philharmonie Prag gemacht und zwar unter Karel Ancerl! Da kann die Berlner Aufnahme unter Karajan überhaupt nicht konkurrieren!!
    Unter Talich hat er meines Wissens nur das Bach-Klavierkonzert d-moll aufgenommen!


    Da bin ich ganz Deiner Meinung, lieber Caruso! Ich habe diese Richter-CD :):



    Besonders umwerfend von Talich finde ich auch den Suk - berstend expressiv. Da ist noch die Wagner-Tradition lebendig. Dagegen ist Neumann eher modernistisch reserviert. "Taras Bulba" spielt er in seiner eigenen Orchestrierung - die meisten Dirigenten wählen seine Version:



    Charles Mackeras lerne ihn noch persönlich kennen und berichtet, dass ihm das kommunistische Regime übel mitspielte. Janacek, für den er sich so immens einsätzte, war dem Regime ein Dorn im Auge und er als Katholik auch. Man hat die Orchester, die er gründete (darunter Studentenorchster), wieder aufgelöst und ihm quasi Berufsverbit erteilt. Ich muß meine Talich-Sammlung auch noch vervollständigen!


    :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Noch nicht genannt wurden auch die beiden hervorragenden Aufnahmen mit Orchesterwerken Bohuslav Martinus unter Karel Ancerl. Beide „leider“ bereits in den 1950ern aufgenommen und mit dem entsprechend unvollkommenen Klangbild versehen. Trotzdem lassen sie sich hervorragend anhören – interpretatorisch gibt’s eh nicht viel zu meckern. Ganz im Gegenteil ...



    Sinfonie no 5
    Les Parables
    Les Fresques de Pierro della Francesca


    Sinfonie no 6 (Fantaisies symphoniques)
    Bouquet of Flowers

  • Der Feststellung von Dr. Kaletha: " Die Beethoven-Symphonien mit Kletzki sind herausragend" kann ich nur voll zustimmen. Nie habe ich BEETHOVEN's 1. und 2. Sinfonie beeindruckender gehört als mit der TSCHECHISCHEN PHILHARMONIE unter PAUL KLETZKI. Sein ernster, bohrender, jeden billigen Effekt meidender Interpretationsstil - zu bewundern in seiner Einspielung sämtlicher BEETHOVEN-Sinfonien von 1967 - fasziniert mich stets aufs neue, besonders bei BEETHOVEN, und die TSCHECHISCHE PHILHARMONIE ist in dieser Hinsicht genau das richtige Sprachrohr. .



    Eine weitere Referenzaufnahme mit der TSCHECHISCHEN PHILHARMONIE ist für mich die Einspielung der SCHUBERT-Sinfonien Nr. 3 und Nr. 8 unter VACLAV NEUMANN. Kaum eine der unzähligen Einspielungen der "Unvollendeten" geht mir so unter die Haut wie die so emphatische Interpretation durch die TSCHECHISCHE PHILHARMONIE unter NEUMANN !!



    • wok


  • Hallo zusammen,



    eine der Referenzaufnahmen mit der Tschechischen Philharmonie ist für mich Anja Thauers wundervolle, unmittelbar zu Herzen gehende Einspielung von Dvoraks Cellokonzert unter Macal. Es ist beinahe als Skandal zu bezeichnen, dass diese Aufnahme nur unter größten Verrenkungen zu bekommen ist. Mir liegt ein Japan-Import vor. Gut, ein wenig mag die Tragik der Biografie der Künstlerin in die Beurteilung der CD hineinspielen. Mir ist es eine der liebsten Aufzeichnungen. Die Presse Schrieb zu der Veröffentlichung einer zeitnah entstandenen Aufführung (aus dem Jahre 1968): ..."Some of her radio recordings have already been released on Hastedt Musikedition, and they are real discoveries. Now we have a third CD on this label containing her fantastic Dvorák Concerto recorded in 1968 with the Czech Philharmonic conducted by Zdenek Mácal. This is one of the most impressive readings of the work on record."... (Norbert Hornig in Classical Recordings Quarterly Summer 2013


    Dabei handelte es sich um diese Aufnahme:



    Hier hat jemand die DG-Produktion bei YouTube hochgeladen:



    Viele Grüße
    Frank

  • Eine weitere wichtige Referenzaufnahme sind natürlich die 9 Dvorak-Symphonien mit dem "Hausorchester". Vaclav Neumann ist zweimal mit allen Neunen ins Studio gegangen, einmal analog in den 70ern und einmal digital in den 80ern. Die frühen Aufnahmen - die ich noch auf Vinyl besitze - sind vor kurzem neu aufgelegt worden. Ein Kritiker schreibt beim Werbepartner, dass sie erstaunlicherweise besser klängen als die Digitalaufnahmen. Von letzteren besitze ich nur die 2., daran kann ich diese Behauptung aber nicht verifizieren. Hat da ein Tamino einen etwas besseren Überblick?


    Ist die digitale Gesamtaufnahme der Dvorak-Symphonien aus den 80ern diejenige, welche Supraphon offenbar in Kooperation mit Denon produziert hat? Ich habe daraus nur eine einzige Aufnahme, nämlich die 5. Symphonie. Sie trägt das Supraphon-Logo, aber hinten steht "Manufactured by Denon". Da ich auch die oben abgebildete Box mit den Analog-Aufnahmen habe, kann ich zumindest die Aufnahmen der 5. vergleichen und kann auch nicht bestätigen, dass die analoge besser klingt als die digitale.


    Ich plane die Anschaffung des gesamten digitalen Zyklus, der wohl in dieser Box enthalten ist (jedenfalls steht auf der Rückseite ein "DDD"):



    Dann werde ich ausgiebig vergleichen und berichten.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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