Leipziger Streichquartett in Nöten

  • Das Leipziger Streichquartett - und vor allem Primarius Stefan Arzberger - befinden sich derzeit in einer äußerst misslichen, fast kafkaesken Situation. Während eines Aufenthaltes in New York im Rahmen einer US-Tournee ist Stefan Arzberger in den frühen Morgenstunden unbekleidet im Hotel herumgelaufen und hat eine ihm völlig fremde Frau gewürgt. Er wurde verhaftet und erst gegen eine Kaution von $ 100.000 freigelassen. Bis zur gerichtlichen Klärung Ende des Monats darf er die USA nicht verlassen. Der Beklagte kann sich an nichts erinnern und vieles spricht dafür, dass ihm in der Hotelbar unbemerkt eine Droge verabreicht wurde. Jedenfalls wurde er auch seiner Kreditkarte und seines Laptops beraubt (der millionenschweren Geige glücklicherweise nicht). Das Streichquartett und Freunde versuchen Geld für eine effiziente Verteidigung zusammenzubekommen, denn beim unberechenbaren US-Justizsystem weiß man nie. Wir drücken die Daumen, das alles gut ausgeht.

  • Der Primarius des Leipziger Streichquartetts muß weiterhin in den USA bleiben, ein Antrag auf die Erlaubnis zur Ausreise wurde abgelehnt. Ihm droht eine Anklage wg. Mordversuch. Es gibt angeblich ein Entlastungsvideo, das zeigt wie der Geiger von einem Fremden kurz vor der Tat mehr oder weniger willenlos in sein Zimmer verfrachtet wird. Es wird vermutet, das ihm dieser Drogen verabreicht hat, um an die Kreditkarte zu kommen. Die gewürgte Frau strebt derzeit auch eine Zivilklage an. Das kann also alles noch dauern. Die Leipziger treten derzeit wohl mit Ersatzspielern auf.

  • Der temporäre Ersatz für Stefan Arzberger ist Konrad Mock, ehemals Mitglied des Petersen-Quartetts.
    Konrad Mock machte übrigens bereits 2010 Schlagzeilen, weil er seine Violine mit einem Schätzwert von etwa 1 Million Euro in der S-Bahn vergessen hatte. Die Sache ging aber gut aus. Da sich niemand für das Instrument interessiert hatte blieb es im Waggon liegen.....
    Interessant in diesem Zusammenhang ist, daß das Peterson Quartett bei Wikipedia mit heutigem Tag noch als existent gemeldet wird. Die Website indes ist zum Verkauf ausgeschrieben......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Eine Reise in die USA - nie im Leben! Ich hatte mir schon vor diesem Vorfall geschworen, keinen Fuss in dieses Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu setzen. Aus verschiedenen Gründen, die ich hier nicht ausbreiten möchte.


    Wahrlich ein Albtraum für den Musiker, seine Familie und seine Mitmusiker, eine 20 Millionen Dollar Klage und eine drohende mehrjährige Haftstrafe am Hals - kafkaesk ist der einzig passende Ausdruck für diesen ungeheuerlichen Vorgang, nachdem ich die Informationen aus dem Spiegel-Artikel gelesen habe.


    Ich kann nur meine Solidarität mit Stefan Arzberger bekunden.


    lg moderato
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich habe mich nach dem weiteren Verlauf in diesem unsäglichen Vorgang informiert und erlaube mir auf einen Link hinzuweisen, der auf das Schicksal von Stefan Arzberger hinweist und ihn unterstützt.


    "http://www.support-for-arzberger.com/de/"


    Bitte Link zwischen den Anführungszeichen kopieren.


    Der nächste Gerichtstermin wird am 14. Januar 2016 sein.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Inzwischen hat Stefan Arzberger die bittere Konsequenz aus dem sich ewig hinziehenden Verfahren gegen ihn ziehen müssen und ist als Primgeiger des Leipziger Streichquartettszurückgetreten, um seinen Kollegen eine planbare Zukunft zu ermöglichen. Er spielt ohne Gage in New Yorker Gottesdiensten. Ein wirklicher Albtraum für diesen Weltklassegeiger. Er hat mein vollstes Mitgefühl. Heute ist der nächste Gerichtstermin. Ich drücke ihm die Daumen.


    "http://www.stern.de/panorama/stern-crime/stefan-arzberger--star-geiger-in-new-york-wegen-versuchten-mordes-angeklagt-6646068.html"

  • Im Mai gab es sogar eine Sondersendung von 37 Grad im ZDF zu dem Vorfall. Und es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Arzberger jedenfalls keinen Mordversuch unternommen hat, weil er zu diesem Zeitpunkt unter Drogen stand und nicht zurechnungsfähig war.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Dieser kafkaeske Albtraum im Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat ein Ende gefunden. Stefan Arzberger wünsche ich alles Gute und dass er im musikalischen Leben wieder Fuss fassen kann.
    Allen, die ihn unterstützt haben, sei es finanziell oder mit ihrer Anteilnahme, sei hier auch ein Dank ausgesprochen.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich seh das negativ. Er ist jetzt wieder "frei" - aber man hat ihm seine Karriere zerstört. Wäre ich an seiner Stelle würd ich eine Überdosos Schlafpulver nehmen, erst dann hätte der Spuk wirklich ein Ende. Denn solch eine Position wie beim Leipzuger Streichquartett bekommt er im Leben kein zweites Mal. Und sich mit schlechterem begnügen als dem was man schon mal hatte ist nicht jedermanns Sache. Das ist eine Sache der Reputation UND des Lebensstandarts gleichzeitig. Zum Jubeln sehe ich hier keinen Grund. Soll er vielleicht sein Leben lang in irgendeinem 2A Orchester spielen?


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Genau.....
    ...so sehe ich das auch. Der Schaden ist wohl kaum wieder gut zu machen. Und wie er das verarbeiten kann? Ich kann nur hoffen, dass er den Weg zurück findet und wünsche es ihm von ganzem Herzen.


    Gruss aus Bruchsal


    Kalli

  • Wäre ich an seiner Stelle würd ich eine Überdosos Schlafpulver nehmen, erst dann hätte der Spuk wirklich ein Ende


    Na, als Vater kleiner Kinder wird er das hoffentlich nicht tun. Und es gibt ja immer wieder "Vakanzen" bei den Streichquartetten, ich glaube, ich wüsste sogar eine.

  • Zu Ende ist die Sache ja keineswegs: Jetzt kommt eine Millionenen Schadensersatzforderung auf ihn zu. Dass ihm die (angeblichen) ko Tropfen bei einem Treffen mit einer Gewerblichen verpasst wurden, wurde auch in der Presse breitgetreten. Die Zeiten, wo man - wie bei FJS selig - augenzwinkernd über dergelichen hinwegsah, sind vorbei. Der Mann ist beruflich, gesellschaftlich und privat erledigt.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Als kafkaesken Albtraum hatte ich die Vorgänge beschrieben.
    Jetzt nach der Rückkehr tun sich weitere Abgründe auf. Der normale Wahnsinn des bürokratischen Getriebes, die hirnrissige Justiz und gierige Geldforderungen jenseits von Gut und Böse, die Unerbittlichkeit und Kälte des Musikzirkus-Betriebes. Die Zeilen, die seinen einstigen Streichquartett-Kollegen gelten, sind ernüchternd.


    Stefan Arzberger gilt mein Mitgefühl und meine Bewunderung.


    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -


    Ich hatte es schon erwähnt und sehe mich ein Mal mehr bestätigt: Ich werde nie einen Fuss in dieses Land der unbegrenzten Möglichkeiten setzen. Never.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich hatte es schon erwähnt und sehe mich ein Mal mehr bestätigt: Ich werde nie einen Fuss in dieses Land der unbegrenzten Möglichkeiten setzen. Never.


    Das kann ich, der ich diesen "kafkaesken Albtraum" bis ins Detail verfolgt habe, nachvollziehen und Dir auch zustimmen - obwohl bei mir die "Gefahr" einer Amerika-Reise niemals eintreten könnte, denn das Land ist weder mit der Tram, noch mit dem Bus oder der Bahn zu erreichen. Und in ein Flugzeug würde ich nie steigen, denn wenn Gott gewollt hätte, dass ich fliege, hätte er mir Flügel mitgegeben...


    :baeh01:


    Außerdem hatte ich immer - seit ich denken kann - Zweifel an der amerikanischen Form von Demokratie. Und diese Einstellung ist bei mir seit November endgültig gefestigt...


    :stumm:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich wage mal die Behauptung, dass das einzige "spezifisch amerikanische" an der Geschichte die außerordentlichen Forderungen, die noch beim Zivilprozess drohen können und natürlich auch die Honorare der Anwälte und damit den gesamten Arbeitsstil beeinflussen, sind. Ob die ungewöhnlich lange Dauer des (Vor-)Prozesses auch damit zu tun hat, wage ich nicht zu beurteilen. Vielleicht war das auch einfach nur Unfähigkeit.
    Alles andere hätte m.E. im Grunde ebensogut in Deutschland passieren können. Dass Arzberger die ältere Dame in einer Art Rausch oder psychotischem Zustand attackiert hat, ist wohl unbestritten. (Es gibt etliche Fälle, in denen im korrekten Deutschland Karrieren unter weit weniger dubiosen Umständen mehr oder weniger ruiniert worden sind, z.B. Türck und Kachelmann.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Nur eine ganz kurze Replik auf Johannes' Beitrag: Ich stimme Dir zu, ergänze aber, dass ich schon seit Jahrenden auch von der deutschen Form der Demokratie nichts halte - wenn es auch die beste ist, die wir jemals hatten.


    :thumbdown::thumbsup:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Stefan Arzberger ist wieder offiziell Primarius des LSQ, sagt jedenfalls die website der Formation.


    Außerdem gratulieren wir den Vieren zum 30. :jubel:

  • Aus der Ferne habe ich die Gerichtssache verfolgt und wie es Stefan Arzberger arg mitgenommen hat. Allen die ihn unterstützt haben, kann nur Dank ausgesprochen werden.


    Erfreulich, dass er wieder in seiner Funktion als Primarius des Leipziger Streichquartetts wirken kann.


    http://www.leipzigquartet.com/index.php/quartett/mitglieder


    Ausnahmsweise setze ich den Links nicht in Anführungszeichen.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Banner Trailer Gelbe Rose