Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch

  • Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch (1927 bis 2007)


    Da der relativ unbekannte Cellist Msitslav Rostropowitsch verständlicherwiese keinen eigenen Thread hat, (er wird im Streicherforum nur fünfmal genannt!!!), will ich ihm heute einen angedeihen lassen(das Forum scheint streichermäßig in der Tat eine Diaspora zu sein):


    Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch (russisch Мстислав Леопольдович Ростропович, wiss. Transliteration Mstislav Leopol'dovič Rostropovič; * 27. März 1927 in Baku; † 27. April 2007 in Moskau) war ein russischer Cellist, Dirigent, Pianist, Komponist und Humanist.
    Er gilt als einer der bedeutendsten Cellisten der Geschichte.
    Als Sohn eines Cellisten und einer Pianistin wurde Rostropowitsch in Baku geboren. Anfangs spielte er Violine, was ihm aber Probleme bereitete. In der Folge begann er mit dem Cello. Vor seinem Studium besuchte er die Gnessin-Musikschule in Moskau. Im Alter von 16 Jahren kam Rostropowitsch 1943 an das Moskauer Konservatorium, wo er bis 1948 studierte. Seine Fächer waren neben Klavier und Violoncello auch Dirigieren und Komposition. Zu seinen Lehrern zählten Schostakowitsch und Prokofjew.

    Rostropowitsch wurde zunächst als Cellist weltberühmt. Seine internationale Karriere startete 1964 mit einem Konzert in Deutschland. Um 1970 begann er auch zu dirigieren. Neben seinem musikalischen Interesse war er stets auch politisch sehr engagiert. Ab 1971 bekam er Ausreiseverbot, weil er den Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn, der beim sowjetischen Regime in Ungnade gefallen war, bei sich aufnahm. 1974 verließ er nach schweren Konflikten mit der Regierung die Sowjetunion. 1977 wurde er Chefdirigent des National Symphony Orchestra in Washington DC, welcher er bis 1994 blieb. Er konzertierte jedoch auch weiterhin als ein sehr aktiver Cellist. 1976 erhielt er den Ernst von Siemens Musikpreis. Nach seiner Zeit in Washington wurde Paris sein offizieller Wohnsitz.


    Rostropowitsch setzte sich, nicht nur in seinem eigenen Land, für Demokratie und Menschenrechte ein. Er gab zahlreiche Konzerte, mit denen er sich für Dissidenten und Bürgerrechtler aus Osteuropa einsetzte. Einen Tag nach dem Fall der Mauer reiste er nach Berlin und spielte am 11. November 1989 am Checkpoint Charlie für die wiedervereinigten Berliner Cello. 1990 wurde er durch Michail Gorbatschow, den damaligen Präsidenten der Sowjetunion, rehabilitiert, und er erhielt seine früheren Rechte wieder. Aber „als mir Gorbatschow 1990 das Angebot machte, einen sowjetischen Pass zu beantragen, schrieben ihm Galina und ich einen Dankesbrief und lehnten ab“. Die letzten dreißig Jahre seines Lebens besaß Rostropowitsch gar keine Staatsangehörigkeit. Während des Putschversuchs in Moskau im August 1991 reiste er spontan in die Hauptstadt, um die Demokratie zu verteidigen.


    Rostropowitsch gilt als einer der bedeutendsten Cellisten der Geschichte. Besonders nachdrücklich setzte er sich für die Musik zeitgenössischer Komponisten ein. Er war an den Uraufführungen zahlreicher Werke beteiligt – als Cellist an mehr als 100, als Dirigent an etwa 65. Zu den Komponisten, die für ihn Stücke komponierten, zählen Nikolai Mjaskowski, Sergei Prokofjew, Aram Chatschaturjan, Dmitri Kabalewski, Dmitri Schostakowitsch, Witold Lutosławski, Benjamin Britten, Henri Dutilleux, Arno Babadschanjan, Leonard Bernstein, Pierre Boulez, Alfred Schnittke sowie Sofia Gubaidulina. Sein Instrument war eine Duport Stradivarius aus dem Jahr 1711. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen unter anderem Mischa Maisky, David Geringas, Chang Han-na und Natalia Gutman.

    Rostropowitsch mit Bach-Bogen.


    Rostropowitsch war auch an neuen instrumentaltechnischen Entwicklungen des Violoncellos interessiert. So begleitete er mit seinem Rat in den Jahren 1997 bis 2001 die Entwicklung des BACH.Bogen und lud den Cellisten Michael Bach 2001 zur Präsentation dieses Rundbogens anlässlich des 7ème Concours de violoncelle Rostropovitch nach Paris ein.


    Rostropowitsch war seit 1955 mit der Sopranistin Galina Wischnewskaja verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte. Als Pianist begleitete er sie auf Liederabenden und nahm eine CD mit russischen Liedern mit ihr auf.
    2002 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.


    Am 27. April 2007 verstarb Rostropowitsch im Alter von 80 Jahren. Wladimir Putin würdigte ihn mit den Worten: „Das ist ein enormer Verlust für die russische Kultur“. Der Trauergottesdienst wurde am 29. April 2007 in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gehalten.[3] Er wurde nach russisch-orthodoxem Ritus auf dem Friedhof des Neujungfrauenklosters beerdigt.



    Denkmal in Kronberg


    Einige Wochen vor seinem Tod erhielt Rostropowitsch von Putin persönlich das Verdienstkreuz „Orden für die Verdienste um das Vaterland“ der ersten Klasse - die höchste russische Auszeichnung.


    Seine Stiftung zur Förderung junger Künstler hatte Rostropowitsch der Kronberg Academy angeschlossen, die er mitprägte. Dort bestimmte die Trauer das Cellofestival 2007, u. a. mit einer Ausstellung und einem am Gedenktag 3.10. enthüllten Denkmal (Büste) im Park.


    Seine Diskographie ist so gewaltig, wie sie bei einem Cellisten, noch dazu einem "so relativ unbekannten", nur sein kann.

    Am 27. März wäre er 88 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da der relativ unbekannte Cellist Msitslav Rostropowitsch verständlicherwiese keinen eigenen Thread hat


    Da hast Du ja die nötige Aufbauarbeit geleistet, lieber Willi. Mir ist klar das dieser Einwurf von Dir nur ironisch gemeint ist, denn ==>

    Er gilt als einer der bedeutendsten Cellisten der Geschichte.


    Für mich sind die Schostakowitsch Cellokonzerte Nr.1 und 2, die ihm gewidtmet sind, eines der grössten Rostropowitsch-CD´s als Cello-Solist:
    (Die linke CD ist ganz ausgezeichnet und aktuell remastert.)


    oder diese Version:
    SONY, 1959, ADD


    Ein MUSS ist auch die beste Aufnahme des Cellokonzertes Nr.2 mit Ozawa/Boston SO (DG):



    DG, 1976, ADD



    *** Rostropowitsch war auch als Dirigent eine Autorität in vielen Bereichen der russischen Sinfonik.
    Für meinen Geschmack bei Schostakowitsch aber (weniger bei den Sinfonien sondern) bei den Konzerten mit diesen packenden Interpretationen der VC Nr.1 und 2:



    WARNER, 1994, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Willi, auch ich staunte nicht schlecht über Deinen ersten Satz - und habe mich gleich mal selbst auf die Suche gemacht im Forum nach Rostropowitsch. Nicht, dass er nicht gebührend bedacht worden wäre. Die Überraschung ist also gelungen. Jedes Mittel ist mir recht, für diesen bedeutenden Mann einzutreten. Danke. :)


    Meine erste Begegnung mit ihm war das Cellokonzert von Dvorak, von dem er ja einige Aufnahmen hinterlassen hat. Seither bin ich diesem Werk und seinem Spiel verfallen. Ich würde mich für diese Aufnahme entscheiden:



    Den Dirigenten Rostropowitsch schätze ich ebenfalls sehr. Als Beispiel dafür möchte ich auf diese Einspielung verweisen, die auch als Soundtrack für einen bewegenden Film diente, in dem allerdings Schauspieler zum Einsatz kamen:



    Dieses in Teilen sehr drastische Erinnerungsbuch seiner Frau Galina Wischnewskaja, in dem er natürlich eine wichtige Rolle spielt, habe ich sehr gern gelesen:



    Unvergessen bleibt mir sein Spiel nach dem Mauerfall in Berlin am Checkpoint Charlie:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Da der relativ unbekannte Cellist Msitslav Rostropowitsch verständlicherwiese keinen eigenen Thread hat, (er wird im Streicherforum nur fünfmal genannt!!!)


    Wenn ich dich Schreibweise, die sich auf den bislang in diese Rubrik eingestellten CD-Covers befindet, also "Rostropovich", ins Suchfeld für das Gesamtforum eingebe, komme ich auf immerhin 318 Treffer, was ich jetzt nicht so wenig finde. Dazu kommen dann noch 525 Treffer für die in Deutschland immer noch üblichere Variante "Rostropowitsch", was zusammen schon deutlich mehr als 800 Treffer ergibt und das "relativ unbekannt" doch etwas in Frage stellt.
    (Das ist ja die Crux bei den kyrillischen Namen, dass es immer mehrere Übertragungsvarianten in die lateinische Schrift gibt und dass sich für jeden einzelnen Namen dann drei, vier oder fünf verschiedene Schreibweisen finden).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich finde die Sitte, bei russischen Künstlern den Vatersnamen dazuzuschreiben, selbst wenn der international unbekannt ist und praktisch nie genannt wird, etwas albern. Aber irgendjemand hat das anscheinend vor 10 Jahren mal so begonnen und dann sind die meisten gefolgt.


    (Noch schlimmer sind unübliche Zweit/Erstnamen bei bekannten Komponisten. Wenn irgendwo steht "Franz Peter Schubert" muss ich meist kurz nachdenken, ob das evtl. ein anderer Schubert sein könnte...)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Stimmenliebhaber: ...was zusammwn schon deutlich mehr als 800 Treffer ergibt und das "relativ unbekannt" doch etwas in Frage stellt.


    Wolfgang (teleton) hat meinen Ball aufgefangen, lieber Stimmenliebhaber.
    Eben, weil es so viele Treffer sind, ist es unverständlich, dass ein solcher Weltstar, Menschenrechtler und Philantrop bisher im Forum keinen eigenen Thread hatte. Ich hatte in meiner Erinnerung an seinen 88. Geburtstag am 27. März schon einen fast gleich lautenden Beitrag im Thread über die Lebenden und Verstorbenen eingestellt und habe mich eigentlich darüber gewundert, dass du dich nicht daran erinnert hast. :D


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich hatte in meiner Erinnerung an seinen 88. Geburtstag am 27. März schon einen fast gleich lautenden Beitrag im Thread über die Lebenden und Verstorbenen eingestellt und habe mich eigentlich darüber gewundert, dass du dich nicht daran erinnert hast. :D

    Lieber Willi,


    in den von dir genannten Thread hast du schon so viel eingestellt, dass ich das unmöglich alles gründlich lesen geschweige denn behalten konnte. :D
    Außerdem ist der 27. März ja schon wieder gut drei Wochen her. Wenn jemand innerhalb von nicht mal ganz 24 Stunden zwei Mal die exakte gleiche Formulierung wählt, fällt mir das eher auf. ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Johannes Roehl: Ich finde die Sitte, bei russischen Künstlern den Vatersnamen dazuzuschreiben.....etwas albern.


    Diese Sitte, lieber Johannes, gibt es auch bei deutschen Küsntlern.
    Ich kenne einen völlig unbekannten deutschen Chorsänger, dessen Vater "Wilhelm" hieß, dessen Patenonkel "Bernard" und dessen zweitältester Onkel "Alfons". Daraus wurde dann hier im Forum "William B. A.". :D


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Danke!


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Meiner Ansicht nach ist es im Westen vergleichsweise unüblich die Vatersnamen dazuzunennen (während in Russland selbst die höfliche Anrede ja "Vor+Vatersname" ist, nicht "Herr/Frau Nachname"), jedenfalls nicht bei Interpreten. Die stehen auf kaum einer meiner CDs drauf und meistens habe ich sie im Forum zum ersten Male gelesen. Außer bei Tschaikowsky müsste ich auch bei fast allen bekannten russischen Komponisten nachdenken bzw. meistens nachschlagen. Glinka, Borodin, Mussorgskij, Rachmaninoff, Strawinskij, bei allen nennt man normalerweise nur den ersten Vornamen.

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  • bei allen nennt man normalerweise nur den ersten Vornamen.


    ... ein typisch westlicher Irrtum: doppelter Nachname! :D Ich lernte mal die Musikwissenschaftlerin Ivanka Stoianova kennen. Im Gespräch erwähnte ich dann die bekannte bulgarische Philosophin Julia Kristeva. Darauf sie: "Das ist meine Schwester!". Des Rätsels Lösung ist der doppelte Nachname. Er setzt sich zusammen aus dem Vornamen des Vaters - der hieß bei den Schwestern "Stoian". Daraus wird dann Stoianova. Danach kommt dann der Familienname Kristeva. Damit sie beide nicht verwechselt werden, hat die eine der Schwestern den Vaters-Vornamen als Nachnamen gewählt. Eigentlich heißen sie korrekt mit Nachnamen beide Stoianova Kristeva. Diese russisch-bulgarische Namengebung erkläre mal einem deutschen Standesbeamten - ein Ding der Unmöglichkeit. :D :D


    Schöne Grüße
    Holger


    Schöne Grüße
    Holger

  • ... ein typisch westlicher Irrtum: doppelter Nachname! :D


    Ich finde im ganzen WWW keinen Beleg für diese These, dass der Vatersname ein zweiter Nachname sei.


    Was ich z.B. gefunden habe, ist das hier:


    http://www.russlandjournal.de/…h-lernen/russische-namen/


    Dort wird der Vatername weder als zweiter Vorname noch als zweiter Nachname eingeordnet.


    Nun bin ich gespannt, ob du hier eine schriftliche Quelle anführen kannst, die deine hier geäußerte These bestätigt, dass der Vatersname ein zweiter Nachname sei, dass die Russen also einen "doppelten Nachnamen" hätten. Deine Anekdote von der Bulgarin scheint mir dafür kein ausreichender Beleg zu sein, wenn weitere Bestätigungen dafür fehlen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich finde im ganzen www keinen Beleg für diese These, dass der Vatersname ein zweiter Nachname sei.


    Der Wink mit dem Zaunpfahl war: Ich bin mit einer Bulgarin verheiratet. Die Reaktion meiner Frau wäre :D :D :D . Außerdem zeigt ja, wenn Frau Stoianova Stoianova als Nachnamen führen kann, dass dem so ist. Meine Frau tut dies übrigens auch - ist überall nur mit Vatersnamen als Nachnamen bekannt.


    Schöne Grüße
    Holger

  • ... ein typisch westlicher Irrtum: doppelter Nachname! Ich lernte mal die Musikwissenschaftlerin Ivanka Stoianova kennen. Im Gespräch erwähnte ich dann die bekannte bulgarische Philosophin Julia Kristeva. Darauf sie: "Das ist meine Schwester!". Des Rätsels Lösung ist der doppelte Nachname. Er setzt sich zusammen aus dem Vornamen des Vaters - der hieß bei den Schwestern "Stoian". Daraus wird dann Stoianova. Danach kommt dann der Familienname Kristeva. Damit sie beide nicht verwechselt werden, hat die eine der Schwestern den Vaters-Vornamen als Nachnamen gewählt. Eigentlich heißen sie korrekt mit Nachnamen beide Stoianova Kristeva.


    Das, lieber Holger, ist mir auch neu, und ich wäre an zusätzlichen Informationen interessiert, weil mich Namensgebungen grundsätzlich interessieren und ich mich über gelegentlich etwas ungebräuchlich anmutende Lösungen hier im Forum auch wundere. Du erzählst uns einen ganz konkreten Fall aus Bulgarien. Kann es sein, dass es dort noch andere Verfahrensregeln gibt, die sich - bei aller Gemeinsamkeit - vom Russischen unterscheiden. Was nun die Russen angeht, bin ich auch für Vorname + Nachname. Das reichte mir. Nicht so viel Umstände! Schließlich - um ein bekanntes ungarisches Beispiel aufzugreifen - sprechen wir hier im Forum auch von Èva Marton und nicht von Marton Èva! Ich habe leider nur einen Vornamen. :( Als Kind hätte ich gern mehrere gehabt. Als Guttenberg erstmals ein deutsches Ministeramt übernahm, titelte die Zeitung mit den großen Buchstaben in eben solchen großen Buchstaben seinen vollen Namen:


    Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg


    Hätte man den immer korrekt verwenden wollen, es hätte viel Zeit gebraucht. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Kann es sein, dass es dort noch andere Verfahrensweisen gibt, die sich - bei aller Gemeinsamkeit - vom Russischen unterscheiden.


    Soviel ich von meiner Frau weiß, lieber Rheingold, nicht. (S.o.!) Aber auch in Bulgarien lassen heute viele diesen Doppelnamen weg - der steht dann nur im Paß. Das ist Tradition, aber im Alltag kaum noch relevant und in der Tat etwas beschwerlich. Die Deutschen machten in unserem Fall ein riesen Theater, weil sie doppelte Nachnamen nur mit Bindestrich akzeptieren wollten. Das ist aber wiederum in Bulgarien nicht üblich. Also steht jetzt zum großen Ärger meiner Frau der erste Nachname als Vorname eingetragen. :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich bleibe dabei, dass ich deine These, dass der russische Vatersname ein zweiter Nachname sei, erst glaube, wenn ich das irgendwo schwarz auf weiß lese - dass sich dafür offenbar im ganzen WWW kein anderer Beleg finden lässt als das, was du hier dazu schreibst, finde ich zu kurios...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Der Vatersname ist m.E. weder ein zweiter Nachname noch ein zweiter Vorname, sondern eben ein Vatersname. ;)
    (Dass historisch viele heutige Nachnamen Patronymika sind, ist noch eine andere Geschichte)


    Für Deutsche ist er aber "ordnungstechnisch" zweifellos ein zweiter Vorname, genauso wie ein amerikanischer "middle name", der oft eigentlich ein Nachname von der Mutterseite ist. Pjotr Iljitsch Tschaikowsky steht im Adressbuch unter T, nicht unter I. John Fitzgerald Kennedy unter K, nicht unter F. Der Unterschied zu dem amerikanischen middle name oder den spanischen zwei Nachnamen (von Vater bzw. Mutter) ist, dass der Vatersname von einem Vornamen abgeleitet ist, nicht von einem Nachnamen.
    (Dass die höfliche Anrede Vor+Vatersname umfasst, nicht aber Vor-, Vaters- und Nachname, spricht m.E. auch eher dafür, dass der Vatersname eher ein zweiter Vorname ist, aber in mancher Hinsicht ist er weder das eine noch das andere.)


    Mir ging es hauptsächlich darum, dass *international* bei fast allen berühmten Russen, sei es auf Konzertplakaten, Plattenhüllen, Buchrücken usw. absolut unüblich ist, den Vatersnamen dazuzuschreiben. Ich habe wohl keine einzige CD, bei der auf dem Backcover Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch, Igor Fjodorowitsch Strawinskij oder Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch steht. Selbst das "Monogramm" des letzteren war "DSCH" nicht "DDSCH". Weiß jemand ohne nachzuschlagen, Breschnjews, Gorbatschows oder Putins Vatersnamen? Ich nicht.


    (Bei einigen Schrifstellern mag es anders sein, Fjodor Michailowitsch Dostojewskij und Lew Nikolajewitsch Tolstoi sieht man durchaus. Aber zB bei Puschkin oder Bulgakov müsste ich die Vatersnamen auch nachschlagen: Alexander Sergejewitsch und Michail Afanassjewitsch)
    Mir ist das im Grunde egal und es ist sicher o.k., es im Forum konsequent zu machen, da es nunmal so begonnen wurde. Es wirkt auf mich aber affektiert (ebenso wie "Franz Joseph Haydn" und "Franz Peter Schubert"). Es macht ja auch keiner einen Thread zu Ioannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart oder Karl Ludwig Bonifacius Kleiber...


    Warum Tschaikowskij der einzige ist, bei dem der Vatersname häufig dabei steht, nicht aber bei Glasunov, Glinka, Rachmaninow...usw. ist mir auch ein Rätsel.


    Wikipedia nennt den Vatersnamen in Russland, Bulgarien usw. übrigens "regulären dritten Namensbestandteil neben dem Vor- und Nachnamen".

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  • Zurück zu Rostropowitsch, wo ich eine nette Episode beisteuern kann: Ich habe ihn einmal erlebt, vor vielen Jahren, bei der Ansbacher Bachwoche, wo er aus den Suiten für Violoncello gespielt hat. Das Konzert fand in der Gumbertuskirche statt, wo vorne, um den etwas erhöhten Altar herum, ein Podest aufgebaut war, auf dem Rostropowitsch saß und spielte. Man hatte, wohl wegen der großen Nachfrage, auch auf dem Podest um Rostropowitsch herum, also seitlich und hinter ihm, Stühle für die Zuhörer platziert. Da hat sich der Meister bei der Zugabe mit einer kurzen entsprechenden Ansage und einem Lächeln einfach herumgedreht, sodass die hinter ihm Sitzenden nun auch einmal Gelegenheit hatten, ihn nicht nur spielen zu hören, sondern auch zu sehen. Das hat ihm natürlich viele Sympathien eingebracht.

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  • Der Vatersname ist m.E. weder ein zweiter Nachname noch ein zweiter Vorname, sondern eben ein Vatersname. ;)


    Ich kann Dir den bulgarischen Paß meiner Frau zeigen, da ist der Vatersname als Nachname eingetragen (wenn Du willst, auch den meiner Schwiegermutter, wenns als Evidenz nicht reicht...) ;)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich glaub es ja nicht, aber immerhin, der Genitiv bleibt gewahrt. Dennoch muss ich Dieter Stockert Recht geben, kehren wir zu Rostropowitsch zurück.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute melde ich mich hier, um an Rostropowitschs Todestag zu erinnern.


    Er starb am 27. April 2007.


    Heute ist sein 8. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich möchte auch an dieser Stelle kundtun, dass Mstislaw Rostropowitsch heute 90 Jahre alt geworden wäre, wie ich hier ausführlich gewürdigt habe:


    Erinnerungen an verstorbene und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker


    Gleichzeitig möchte ich diese Box posten, die die DG anlässlich seines 90. Geburtstages herausgebracht hat. Sie ist allerdings schon seit dem Dreikönigstag auf dem Markt:


    Am 28. April, einen Tag nach seinem 10. Todestag, werden bei Amazon zwei Aufnahmen erscheinen, deren Cover noch nicht abgebildet ist:


    - Richard Strauss, Don Quixote (SACD)
    - Antonin Dvorak, Cellokonzert (SACD)


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).