Wohin mit dem Erbe an Klassik-Aufnahmen?

  • Ich habe es bei Harald Kral erlebt. Er hatte einen Riesenschatz an Klassik-CDs und DVDs. Seiner Ehefrau war es nicht möglich, diese an irgendeine Institution los zu werden. Einige hätten vielleicht ein paar Einzelstücke übernommen. Dazu wäre aber eine Liste der Vielen tausend Aufnahmen mit den Wichtigsten inhalt über Werke und Interpreten notwendig gewesen. Hätte damals nicht Hans Mikl, der aber leider nichts mehr davon hatte – er hatte aus Platzgründen eine Garage für die 43 Umzugskartons, die wir nach Schweden geschickt hatten, gemietet, kam aber leider nicht mehr dazu, sie zu sortieren und nach Hause zu übernehmen – diese nicht nach Stockholm mitgenommen, wäre wohl 99% davon im Müll gelandet.
    Nun rief mich heute ein Besucher unseres Forums an, der auch mit Harald bekannt war. Er habe von einem verstorbenen Freund eine Sammlung von einigen tausend CDs geerbt, die er bei sich nicht unterbringen könne. Er habe sich schon an verschiedene öffentliche und soziale Institute gewandt, aber niemand hätte Interesse gezeigt. Entweder hatte man keinen Platz dafür oder nicht die notwendigen Mitarbeiter, die so etwas verwalten könnten.
    Er sei eifriger Mitleser unseres Forums, konnte sich aber bisher aus verschiedenen Gründen, die auch im Umgang der Mitglieder untereinander liegen, nicht für eine Mitgliedschaft entscheiden. Leider habe er im Forum über solch ein Thema noch nichts gelesen.
    Ich selbst habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht und mit meinen Erben darüber gesprochen, aber was dann daraus wird, wissen wir auch noch nicht. Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit einer ähnlichen Situation gemacht?
    Ich habe ihm zwar versprochen, das Thema hier einmal anzuschneiden, habe ihn aber darüber hinaus angeregt – indem ich ihm einige Furcht vor dem Forum zu nehmen versucht habe –, doch einmal selbst Mitglied zu werden und zu Themen, die auch ihm am Herzen liegen, Stellung zu nehmen.


    Liebe Grüße


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Mit den Jahren sind um mich herum etliche Sammler gestorben bzw. in Altersheime umgezogen. In der Regel landeten ihre Bestände auf dem Müll. Muss man das nun beklagen? Ich weiß es nicht. ?( In einem Fall hatte ein Sammler sein Leben lang sehr viel Geld in die Anschaffung von Tonträgern gesteckt. Auf Börsen erwarb er auch ganze Nachlässe. Es besaß unglaubliche Sache, die mindestens fünf große Räume seines Hauses füllten, darunter abertausende private Mitschnitte. Als er tot war, glaubte seine Witwe, dieses Archiv, das ein Vermögen verschlungen hatte, meistbietend weiterverkaufen zu können. Daraus wurde nichts. Das war für sie ein böses Erwachen. Eine andere Witwe hat die Regale des Verblichenen gleich nach dessen Tod energisch ausräumen lassen. Sie wollte endlich loswerden, was sie von ihrem Mann zu Lebzeiten trennte. Sie hatte nämlich keinerlei Verständnis für seine Opernobsessionen.


    Warum sind die meisten Sammler Männer? Das habe ich nie begriffen.


    Wer Dinge anhäuft, sollte es immer nur für sich tun. In diesen Zeiten, in denen Wohnraum knapp und teuer und Mobilität gefordert ist, geht nach meiner Beobachtung die Neigung, große Sammlungen aufzubauen, zurück. Auch die Digitalisierung wirkt solchen physischen privaten Beständen entgegnen. Ich bin regelmäßig damit beschäftigt, CDs auf Festlatten zu übertragen. Bei Spotify habe ich mir ein Abo genommen und höre mehr und mehr von dieser Plattform. Warum also die Aufnahmen, die man vielleicht nur einmal hört, gleich anschaffen? In meiner Wohnung gib es ein Regal, aus dem sich Besucher bedienen können. Die wenigsten tuen das. Was einen gültigen Barcode hat, wird an Onlinehändlern wie Momox verschickt, auch wenn es nur symbolischen Centbeträge dafür gibt. Das mache ich aber nur, weil gleich gegenüber eine Paketannahmestelle ist. Dann habe ich ein gutes Gewissen, weil ich die CD nicht entsorgen muss. Im schlimmsten Falle aber wird gnadenlos entsorgt. Das ist auch eine Befreiung.


    Eigene Sammlungen sollten leben, in Bewegung bleiben. Für Neues geht Altes. Denn ich kaufe gelegentlich ja auch CDs, wenn ich sie anders nicht finden kann. Kaufen macht auch viel Spaß. Meine neueste Erwerbung ist "L’enfance du Christ" von Berlioz in deutscher Sprache. Ich habe diese einzige Aufnahme in deutscher Übersetzung von Peter Cornelius beim SWR für knapp fünzig Euro zum privaten Gebrach erworben und bin ganz hingerissen. Die Empfehlung ging übrigens noch von Harald Karl aus, der die Aufnahme von 1962 auch besaß. Was aus seiner wurde, hat Gerhard im Eröffnungsbeitrag beschrieben. Was aus meiner wird, muss sich zeigen. ;) Meine Nachlassverwalter sollen es nicht zu schwer haben. Es liegt in unserer Hand.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eine Sammel – Leidenschaft ist etwas, das Leiden schafft, vor allem bei Umzügen.
    Mich hat diese Leidenschaft ab 1959 erst mit Platten erwischt, dann mit Kassetten und ihren verschiedenen Sand technischen Weiterentwicklungen, dann mit CD´s. Alles hat viel Geld gekostet und viel Platz beansprucht. Außerdem erforderte es eine Ordnung oder unendliches Suchen.


    Als vor vielen Jahren Bill Gates die Idee vorstellte, man hat zu Hause nur noch recht schlichte Abspielgeräte und holt die Dateien aus einem Vorrat, den sein Unternehmen zur Verfügung stellt, wurde er damals belächelt. Ich fand die Idee damals schon interessant.


    Heute ist sie ja verwirklicht und seit wenigen Jahren mache ich davon Gebrauch. Es gibt ja kaum noch aktuelle Aufnahmen, die man nicht auch streamen kann. Sicher muss ich dafür gewisse Qualität Abstriche machen (mit so alten Ohren ein nicht so großer Verlust), aber ich muss nichts bestellen, nicht mehr Platz frei räumen, nicht mehr suchen.
    Meine vorhandenen Sammlungen habe ich verschenkt, die Platten an einen fanatischen Sammler, die CDs an eine kleine musikalische Gemeinschaft, die Kassetten weggeworfen.

  • Ich habe meine CDs vor Jahren ebenfalls digitalisiert und höre nur noch via Stream oder itunes music. Im Keller stehen nun mehrere Kisten mit CDs, die Idee, sie einer "musikalischen Gemeinschaft" zukommen zu lassen, gefiele mir viel besser als ein Verkauf. Vielleicht findet sich hier ja jemand? Ich stelle meine Sammlung jedenfalls gerne einem Archiv zur Verfügung. Bei Bedarf sollte man sich aber auch etwas ausleihen dürfen, so hätten mehrere etwas davon.


    Viele Grüße
    Christian

  • Meine CD-Sammlung (etliche Zehntausend, genau gezählt habe ich nicht) existiert seit einiger Zeit auch nur noch in Form von Dateien auf diversen Festplatten, mit Ausnahme von Tonträgern wie SACD oder Blu-ray-Audio, die sich nicht so einfach (bzw. nur illegal) rippen lassen, und mit Ausnahme zahlreicher Opern-DVDs und -Blu-rays. Das Platzproblem stellt sich bei mir also nur sehr begrenzt. Trotzdem treibt mich manchmal auch die Frage um, was aus meiner Sammlung nach meinem Ableben wird. Dabei stört mich weniger die Vernichtung der Tonträgern an sich, denn ich sehe es wie Rheingold: Wer sammelt, sollte es immer nur für sich tun. Aber irgendwo auf der Welt gibt es bestimmt Menschen, die sich sehr darüber freuen würden, eine solche Sammlung zu erhalten. Die sich für klassische Musik begeistern, sich aber vielleicht den Erwerb von Tonträgern (noch) nicht leisten können. Den Gedanken, dass die eigene Sammlung einen Nutzen haben könnte, der aber aufgrund praktischer Hemmnisse nicht zustande kommt, finde ich traurig. Ich hatte an anderer Stelle schon einmal die Idee geäußert, dass dieses Forum Möglichkeiten bieten könnte, Tonträger-Nachlässe interessierten Klassikfreunden zukommen zu lassen. Wie realistisch das ist, weiß ich nicht.


    Ansonsten gibt es für diejenigen von uns, die ihre CDs gerippt haben, zahlreiche Foren, in denen man die Dateien der Allgemeinheit zum Download zugänglich machen kann. Namen nenne ich hier keine, viele werden sie ohnehin kennen und auch schon davon Gebrauch gemacht haben. Natürlich ist das nicht legal, auch wenn man wohl kaum Konsequenzen befürchten muss, sonst würde es diese Seiten nicht schon jahrelang geben. Und bisher haben sie offenbar auch die Tonträgerindustrie nicht in den Ruin getrieben. Allerdings benötigt man dazu kostenpflichtige Accounts auf Filehostern, die diese Dateien dann typischerweise auch nur für einen begrenzten Zeitraum zum Download verfügbar halten. Eine Lösung für die Ewigkeit ist das also auch nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Was einen gültigen Barcode hat, kann man an Gebrauchthändler online verkaufen. Freilich zahlen die typischerweise nur Cent-Beträge, was sich allerdings bei sehr vielen CDs auch zusammläppert. Wenn man vor Ort (was aber nur in Großstädten der Fall sein dürfte) noch Plattenantiquariate hat, kann man es auch bei denen versuchen. Bei wirklich interessanten Sammlungen holen die die evtl. auch ab. (Was man nie machen darf: Jemanden die Rosinen herauspicken lassen! Dann ist der Rest mit Garantie hinterher wertlos.)


    Für private oder "graue" Einspielungen oder Mitschnitte, am Ende noch auf obsoleten Medien wie Tonbändern oder MC, gibt es nur die Möglichkeit, einen anderen Liebhaber zu finden. Der "Markt" dafür ist wohl so klein, dass sich damit sonst kaum etwas machen lässt.
    Die meisten Archive u.ä. dürften ebenfalls schon aus allen Nähten platzen und höchstens an echten Raritäten Interesse haben. Und dann hängt es auch davon ab, ob sich da jemand ausreichend gut auskennt.


    Ich habe auch nicht genügend Platz und Zeit, aber wenn es bei mir in der Nähe wäre und ich vorher wüsste, dass es nicht beinahe ausschließlich Sachen sind, die mich nicht interessieren, würde ich es mir evtl angucken. Bin sonst ja auch gegen obsessive Datenbanken für Sammlungen, aber in so einem Falle würde es helfen, weil sich mögliche Interessenten schnell einen Überblick verschaffen können.


    Wenn man es breit genug bekannt macht, vermute ich schon, dass sich im Falle von "Für geschenkt abholen" Interessenten finden würden. Freilich darf man dann nicht damit rechnen, dass diese "die Sammlung" als Einheit erhalten, sondern natürlich werden die die vermutlich "ausschlachten" und einiges wird zum Flohmarkt oder auf den Müll wandern.


    Es ist zwar ein schwacher Trost, aber Bücher sind eher noch weniger wert... wobei es hier, mehr als bei CDs, riesige Unterschiede zwischen Raritäten, die auch teuer werden, und dem Rest =Papiermüll gibt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Das ist ein Thema, vor dem ich eigentlich am liebsten die Augen verschließe!


    Ich habe noch fast alle meine Schallplatten (etwas über 6000), etliche hundert Musikkassetten, noch mehr Spulentonbänder und an die 8000 CDs. Zudem hunderte von Büchern, die sich mit Musik, Komponisten, Musikern und Sängern beschäftigen!


    Ein guter Freund, der eine noch viel größere Sammlung hatte, ist vor ein paar Jahren gestorben. Sein Sohn hatte an dem Teil des Erbes kein Interesse! Er hat auf meinen Rat alles einer Muskhochschule geschenkt. Was die davon in die eigene Bibliothek/Diskothek übernommen und was sie für die Studenten zum "Mitnehmen" ausgelegt hat, weiss ich nicht. Auf jeden Fall wird das Meiste sicher in Hände gefallen sein, die es gebrauchen, hören oder lesen und sich dran freuen!


    Ich werde meinen Kindern, die auch andere Interessen haben, ähnliches empfehlen!
    Wie sagt man doch so schön: "Das Testament des Verstorbenen ist der Spiegel des Lebenden."


    Mit noch ziemlich ledendigen Grüßen


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Offen gestanden bin ich noch nicht auf die Idee gekommen, meine Bestände zu digitalisieren. Ich kaufe auch munter weiter CD's und LP's. Angesichts meines fortschreitenden Alters (noch unter 60 aber immerhin) stelle ich mir schon zuweilen die Frage, was sowohl aus der Plattensammlung als auch aus der Bibliothek wird. Was die Bibliothek betrifft werde ich wohl, sofern sich in der Familie kein Nachfolger findet, eine Vereinbarung mit meiner Heimatuni treffen. Bei den Platten habe ich noch keine rechte Idee, ob und wie man die vergesllschaften kann. Im Laufe der Jahre habe ich ja immer wieder bereinigt. Ich wüsste sonst auch nicht mehr, wohin damit. Noch gäbe es für den verbleibenden Rest Schallplattenantiquariate, die sowas aufkaufen.


    In der Türkei haben letztens Müllmänner etwas Feines gemacht: die ärgerten sich darüber, dass immer wieder Bücher auf dem Müll landeten. Und haben eine Bibliothek der weggeworfenen Bücher eröffnet. In einem Lagerraum wurden die Bücher einsortiert und man kann sie ausleihen.


    Aber das von Gerd angesprochene Thema trifft viele Bereiche: hier im Dortmunder Kreuzviertel gibt es einige Händler, die Wohnungen einer Generation auflösen, den ordentliche Möbel, Lampen und auch Porzellan wichtig waren. In einer Zeit der Beliebigkeit sind Geschmack und Werte offenbar kaum zu verankern; die junge Genration zählt selten zu den Käufern in diesen Geschäften. Wahrscheinlich fährt man tatsächlich am besten mit der Haltung, dass nur ich damit zu leben habe. Aber schwer fällt's....


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Meine LPs habe ich größtenteils noch zu einem günstigen Zeitpunkt gut verkaufen können, den Rest habe ich einer gemeinnützigen Institution vermacht. Ich kaufe weiterhin noch CDs nichts mit Rippen oder sonstigem Unsinn :D, ich muss das Ding in den Händen haben und das Booklet ist auch sehr wichtig, denn Platz habe ich wahrlich genug für meine Opern Sammelleidenschaft.
    Und zum Kernpunkt zu kommen, es interessiert mich nicht im geringsten was nach meinem Tod mit den CDs passiert, ich hatte dann, und habe immer noch meine große Freude daran und keine Langeweile in meinem Leben! :jubel:
    Aussortiert habe ich von meinen CDs bis Heute vielleicht ein Dutzend, z.B. Schuberts Große 9bzw8te, jene ohne Wiederholungen, ein Sakrileg an Schubert! :yes:


    Mal so OT, ich kann auch nicht verstehen warum Sammler Stapel mit ungehörten CDs herumliegen haben ? ?( Ich habe, und tue es immer noch alles wird sofort gehört!!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Andreas Gryphius: Es ist alles eitel


    Du sihst / wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
    Was dieser heute baut / reist jener morgen ein:
    Wo itzund Städte stehn / wird eine Wiesen seyn /
    Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden.


    Was itzund prächtig blüht / sol bald zutretten werden.
    Was itzt so pocht vnd trotzt ist morgen Asch vnd Bein /
    Nichts ist / das ewig sey / kein Ertz / kein Marmorstein.
    Itzt lacht das Glück vns an / bald donnern die Beschwerden.


    Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
    Soll denn das Spiel der Zeit / der leichte Mensch bestehn?
    Ach! was ist alles diß / was wir vor köstlich achten /


    Als schlechte Nichtigkeit / als Schatten / Staub vnd Wind;
    Als eine Wiesen-Blum / die man nicht wider find’t.
    Noch wil was ewig ist kein einig Mensch betrachten!


    Andreas Gryphius

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

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  • Dieses Thema beschäftigt mich z. Zt. auch. Bei unserer kompletten Innenrenovierung (u. A. neue Fußböden) musste ich zwangsläufig auch im Musikbereich Federn lassen. Ich musste mich von dem größten Teil meiner Schellack-Sammlung trennen. Auch meine Vinyl-Sammlung musste ich verkleinern. Das viel mir sehr schwer! Aber weiß der Himmel, in einer bisher nicht erreichbaren Ecke des Speichers ruhten noch über 200 lange vermisste Schellacks. Unglaublich! Aber im Hinblick auf die Zukunft dieser Tonträger weiß ich noch keine Antwort. Mein Sohn hört nur Pop und Hiphop usw. und meine große Tochter hört auf der Burg nur mittelalterliche Musik. Da meine Kati erst 11 Jahre alt ist, wird sie in ein paar Jahren von Schellack und Vinyl nichts mehr wissen wollen. Ich hoffe, dass mir der Herrgott noch a Bisserl Zeit läßt, dann kann ich solange noch diese Tonträger genießen. :S

    W.S.

  • Aber im Hinblick auf die Zukunft dieser Tonträger weiß ich noch keine Antwort. Mein Sohn hört nur Pop und Hiphop usw. und meine große Tochter hört auf der Burg nur mittelalterliche Musik. Da meine Kati erst 11 Jahre alt ist, wird sie in ein paar Jahren von Schellack und Vinyl nichts mehr wissen wollen.


    Dann hast Du doch noch ein paar Jahre Zeit, sie zur Wertschätzung alter Platten zu erziehen :D

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  • In größeren Städten ist eine gute Option CDs und Bücher zu entsorgen, sie zu Oxfam zu bringen. Dort bekommt man zwar nichts, hat aber das Gefühl Gutes getan zu haben, denn die erlösten Gewinne kommen Dritte-Welt-Projekte zugute und die Mitarbeiter dort arbeiten ehrenamtlich. Bücher nehmen sie aber nur, wenn die aktuell und in gutem Zustand sind, seine Konsalik- oder Simmel-Sammlung braucht man da nicht hintragen. :D Leider nimmt der Stuttgarter Laden keine Klassik-LPs mehr, damit stehe auch ich vor einem Problem. Über nebenan.de habe ich kürzlich zwei Kisten Doubletten verschenken können, aber der dritte Interessent ist dann schon nicht mehr gekommen.

  • Auch in kleineren Städten gibt es evtl. regelmäßige Benefizflohmärkte von Schulen, Kirchen usw. Sicher sind da auch nicht alle Mengen möglich und man kann auch nicht immer einfach etwas abliefern, sondern müsste sich ggf. selbst einen Tag hinstellen und würde dann doch nicht alles los. Aber es gibt welche, die quasi wie Oxfam in kleiner funktionieren und die auch gewisse Mengen lagern können.

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  • Ich gestehe, daß mich dieses Problem überhaupt nicht belastet. Abgesehen, daß der Gedanken an meinen Tod mich schon seit meinem 10. Lebensjahr belastet, ist mir ziemlich egal was mit meinen Sachen passiert. Ursprünglich wollte ich, daß alles vernichtet wird, daß niemand meine Sachen bekommt, inzwischen ist mir das eigentlich egal
    Gesammelt habe ich für MICH, und wenn ich dereinst nicht mehr bin ist das nutzloses Gerümpel.
    Das ist natürlich auch ein Zeichen des derzeitigen Überflusses und der andauernd wechselnden Technologien.


    Aber das war früher nur SCHEINBAR anders.
    Gemäldesammlungen beispielsweise wurden nach dem Tod der Besitzer meistens filetiert und die Bilder landeten verstreut über die ganze Welt.


    Bibliotheken der vergangenen Jahrhunderte:
    Was enthalten sie ? Meist religiöse, weltanschauliche oder naturwissenschaftliche Werke, das meiste heute total übeholt. Die Bücher werden in der Regel aufbewahrt in Regalen verstaut und es wird versucht sie einigermaßen zu konservieren.
    LESEN - tut indes kaum jemand darin.


    Man muß damit rechnen, daß ein künftige, profit- ratio- und gegenwartsorientierte Gesellschjaft dereinst nicht mehr bereit ist Platz und finanzielle Mittel zur Erhaltung dieser Bestände bereitzustellen.


    Undenkbar ? Heute schon noch, da wie noch ein wenig mit der Traditon von Adel und Bildungsbürgertum verbunden sind - aber in 200 Jahren ??? Was so revolutionär und barbarisch zugleich anmutet hat Tradition.
    Man hat in die Jahre gekommenen Wandmalereien überpinselt, historische Gebäude abgerissen und aus den Ziegeln neues gebaut,
    Ölgemälder beschnitten, wenn sie an anderen Orten montiert werden sollten (Rembrandts "Nachtwache" sei hier als Beispiel genannt)


    Warum sind die meisten Sammler Männer? Das habe ich nie begriffen.


    Das ist vermutlich gar nicht so. Frauen sammeln andere Dinge
    Puppen (ich meine damit künstlerisch wertvolle) Porzellan, gestickete und gestricktes, sowie, wenn genügend Raum vorhanden ist, KLEIDER, Schmuckstücke, gelegentlich auch Zeitschriften und Bücher.
    Es sind ja auch unter den Männern nicht viele Sammler, aber wer selber einer ist hat natürlich auch im Umfeld welche.



    Mal so OT, ich kann auch nicht verstehen warum Sammler Stapel mit ungehörten CDs herumliegen haben ? ?( Ich habe, und tue es immer noch alles wird sofort gehört!!


    Das ist einfach erklärt. Es ist eine Sache der VERFÜGBARKEIT.
    Oft ist es so, daß beispielsweise jpc CDs mir seltenem Repertoire abverkauft.
    Man braucht es derzeit nicht, bzw ist nicht in der Lage es zeitnah zu hören
    Kauft man aber nicht sofort, dann ist dieses Repertoire aller Voraussicht nach auf vile Jahre nicht mehr im Angebot, soll heissen, man wird es voraussichtlich nicht erleben.....


    Das von Johannes Roeh in Beitrag Nr 10 veröffentlichte Gedicht stammt übrigens vom deutschen Barockdichter Andreas Gryphius (1616-1664) und belegt, daß manches eben doch "ewiggültig" ist.


    mfg aus Wien
    Alfred


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ein wichtiger Nachtrag zu Thema "Downlodportale"


    Und bisher haben sie offenbar auch die Tonträgerindustrie nicht in den Ruin getrieben.


    DOCH das haben sie:


    Die Labels EMI (Electrola. HMV,Columbia, etc), TELDEC, TELEFUNKEN, PHILIPS,
    COLLINS CLASSICS, TELARC,intercord sind alle vom Markt verschwunden.


    Generell würde ich einerseits alle Download-Plattformen verbieten und deren Betreiber empfindlich bestrafen.
    Im Gegenzug würde ich aber das Copyrigt von Tonaufnahmen auf 30 Jahre berabsetzen (dieser Zeitraum war bis in die 60er Jahre gültig und wurde immer wieder verlänger um quasi ein "ewigwährendes Copyright" durchzusetzen.
    Ich bekam für von mir geleistete Arbeiten auch keine "lebenslängliche Entschädigung"


    Das würde als Nebeneffekt eine vermehrte Aufnahmetätigkeit mit sich bringen, denn irgendwas müssen die Labels ja verkaufen, wenn sie weiterbestehen wollen.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Labels EMI (Electrola. HMV,Columbia, etc), TELDEC, TELEFUNKEN, PHILIPS,
    COLLINS CLASSICS, TELARC,intercord sind alle vom Markt verschwunden.


    Die genannten Label sind zum größten Teil in größeren Konzernen aufgegangen, das halte ich eher für einen normalen Marktbereinigungsprozess und nicht für eine Folge von illegalen Download-Portalen.


    Mich wundert es ehrlich gesagt immer wieder, dass diese ganzen (technisch meist als Blog konstruierten) Portale nicht von der Musikindustrie verfolgt werden. Meist steckt eine einzelne Person dahinter, die sicherlich identifizierbar wäre. Meine einzige Erklärung ist, dass diese Portale keine ernsthafte Gefahr für den Umsatz darstellen.


    Im Grunde sind sie ja nur eine Fortsetzung dessen, was wir wahrscheinlich alle schon mal gemacht haben: Mit Freunden und Bekannten CDs zum gegenseitigen Kopieren auszutauschen. Nur dass der Kreis der Beteiligten im Internet um einiges größer ist... Um wieder den Bogen zum Thema zu schlagen: Wenn man seine eigene CD-Sammlung im Internet zum Download anbietet, sehe ich darin durchaus eine Möglichkeit, sie auch über den eigenen Tod hinaus am Leben zu erhalten.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe mir, nachdem die CDs günstiger wurden, aus finanziellen Gründen jeden Monat vielleicht ein oder zwei CDs geleistet. Vieles habe ich auch gebraucht im Antiquariat gekauft, wo schon in frühen CD-Zeiten Werke aus Nachlässen zu erschwinglichen Preisen zu haben waren (z.B. Mozarts sämtliche Klavierkonzerte mit Alfred Brendel auf 10 CDs für 20 DM), auch Sonderangebote bei der Firma mit dem Jahrtausendnamen. Es waren dann auch nur besonders ausgesuchte Werke. Da ich ein spezielles Interesse an den Werken selbst habe, das aber sehr breit gefächert ist (vom Barock bis hin zu <tonalen> Werken der Moderne), habe ich in der Regel immer nur eine von mir als gut empfundene Interpretation, es sei denn, auf Sammel-CDs wiederholt sich dieses oder jenes Stück.
    Und keine CD blieb in der Verpackung, sondern wurde sofort gehört und später noch mehrfach. Wie oft mögen wir oben genannte Klavierkonzerte gehört haben, weil meine Frau gerade diese besonders mag. So ist meine Sammlung im Verhältnis dazu, was ich bei einigen erlebt habe und auch hier immer wieder höre, doch relativ klein und übersichtlich geordnet geblieben und in Verzeichnisse eingetragen, so dass ich sie schnell greifen kann und diese auch von Erben bei Vergabe an speziell Interessierte sofort aufgefunden werden können.
    Dennoch hat sich im Laufe der Jahre doch Einiges angesammelt. Selbstgebrannte CDs habe ich nur sehr wenige, auf denen ich mir bestimmte Unterhaltungsstücke fürs Auto zusammengestellt habe. Da ich mir also die CDs meist abgespart habe, hänge ich natürlich an jedem Stück und denke schon mit ein wenig Wehmut daran, dass sie eventuell einmal im Müll verschwinden und die Müllberge, die wir heute schon haben, noch vergrößern.
    Weniger wird mir das bei den Opern- Operetten- und Ballett-DVDs ausmachen, da dies meist Aufzeichnungen von Fernsehen sind, die ich selbst gemacht oder mit Freunden getauscht habe. Allerdings (ich muss immer etwas Kreatives zu tun haben, und da habe ich viele Beschäftigungen) habe ich alle diese DVDs - aus Platzgründen in schmale - Doppelhüllen verpackt, die ich mit entsprechend gestalteten Einlagen (aussagekräftiges Bild aus der Inszenierung, Titel und Interpreten sowie Rückenbeschriftung) versehen habe. Auch darum ist es natürlich schade und ich hoffe, noch lange meine Freude daran zu haben. Vielleicht findet später auch hier noch die eine oder andere einen Interessenten.
    Leider haben sich die Zeiten geändert und für viele ist die CD und DVD inzwischen überholt durch Medien, die weit weniger Platz beanspruchen: Festplatten, SD-Karten oder Sticks mit hohem Speicherplatz. Dadurch wird es künftig wohl immer schwerer sein, CDs und DVDs - auch geschenkt - loszuwerden, und die Müllberge werden immer mehr wachsen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    ... denn irgendwas müssen die Labels ja verkaufen, wenn sie weiterbestehen wollen.


    Oh, ja! Da käme von mir eine große Liste mit Wünschen!

    W.S.

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  • Ein Tamino-Archiv, auf das alle Mitgleider zugreifen können, wäre eine feine Sache. Müsste halte jemand organisieren und daran wird es dann vermutlich scheitern. Aber die Vorstellung, aus all den Kisten in unseren Kellern entsteht noch einmal etwas Neues, fände ich reizvoll.

  • Darauf lasse ich mich mit Sicherheit nicht ein


    Ich bin ab diesem Augenblick eine beliebte Zielscheibe der Tonträgerindustrie und bekomme zudem "Zulauf von der falschen Seite"


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Für mich wäre das interessant:

    Zitat

    Im Gegenzug würde ich aber das Copyrigt von Tonaufnahmen auf 30 Jahre berabsetzen (dieser Zeitraum war bis in die 60er Jahre gültig und wurde immer wieder verlänger um quasi ein "ewigwährendes Copyright" durchzusetzen.


    Was kämen da wieder für interessante, lange gesuchte und nicht mehr aufgelegte Aufnahmen zutage!

    W.S.

  • Hallo!


    Die Frage, was einst mit den Scheiben geschehen soll, haben meine Frau und ich uns auch schon gestellt. Ich kaufe tatsächlich noch relativ viele CDs. Diese verdammte haptische Veranlagung. Kann man die operativ entfernen? Mittlerweile streame ich zusätzlich ziemlich viel über amazon unlimited, sodass ich auch Spotify abbestellen werde. Gerade im Bereich der Lieder, in den ich gerade recht stark versinke, ist das amazon-Angebot beinahe unendlich. Dennoch kaufe ich mir auch diese Scheiben evtl. noch in physischer Form, wenn sie besonders günstig sind.


    Ich denke, wenn ich selbst noch erkennen würde, dass ich meine Sammlung auflösen müsste, würde ich die Boxen etc. bei medimops o.ä, verkaufen. Anschließend dürfen alle Freunde und Taminos vorbei kommen und sich bedienen. Und der Rest wird irgendwie sonst verschenkt.


    Ich fände es interessant, wenn Taminos, die sich von einer großen Zahl an CDs trennen wollen, dies in Tamino kund tun. Ich würde durchaus eine größere Anfahrt in Kauf nehmen, wenn ich eine größere Anzahl interessanter CDs gegen ein oder zwei Kartons Württemberger tauschen könnte.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • würde durchaus eine größere Anfahrt in Kauf nehmen, wenn ich eine größere Anzahl interessanter CDs gegen ein oder zwei Kartons Württemberger tauschen könnte.


    Das finde ich interessant. Ich selber hätte daran gar kein Interesse, einfach weil für mich der Reiz eher darin liegt, gute CDs oder gute Aufnahmen selber zu entdecken. Ich hätte gar kein Interesse daran die Sammlung eines anderen zu übernehmen.


    Ich finde den Thread aber eh sehr interessant. Und bin sehr froh, dass ich mitleiweile komplett auf Downloads umgestiegen bin und die paar CDs die es tatsächlich nicht als Download gibt, kaufe ich mir als CD und rippe sie sofort.


    Und wenn ich drüber nachdenke, ich möchte auch nicht, dass mein Sohn Kartonweise CDs von mir wegschmeißen müsste.


    Und ich glaube, dass das so kommen würde. Meine Sammlung ist ja nicht der Rede wert, aber wenn ich mal die Zahlen nehme die hier so herum schwirren.... auch unsere Brühler Stadtbücherei, was soll die mit 6000 Klassik CDs, die haben keinen Platz, nicht genug Mitarbeiter zum katalogisieren und die Nachfrage ist sicherlich nicht groß genug als dass es sich für die Bücherei irgendwie rentieren würde.


    Und privat Personen wollen die doch auch nicht haben, oder? Meine Frau würde sich wohl scheiden lassen, wenn ich sagen würde, Schatz ich habe mal 6000 CDs von einem Freund mitgebracht. :untertauch::hahahaha::pfeif: Und ich wüsste auch nicht wohin... oder die 42 Umzugskarton, ich wäre ja ungefähr ein Jahr jedes Wochenende damit beschäftigt, CDs zu sichten.....oha....


    Nein, wenn ich mir das so durch den Kopf gehen lassen... ich bin sehr froh, dass ich das nicht so mit dem haptischen habe.... ich kaufe mir auch schon seit Jahren keine Bücher mehr. Nur noch Ebooks, weil ich mir hier nicht alles mit Büchern vollstellen will. Richtige Bücher gibt es nur noch aus der Bibliothek.

  • Meine VHS Kassetten hab ich mittlerweile digitalisiert. Und die Aufnahmen die es auf YouTube gibt hab ich mit mit der Software Audials One aufgenommen. Mittlerweile hab ich 3 Festplatten mit je 4 TB. Eine zur Sicherung der Computerdateien und die anderen für Audio bzw. Videoaufnahmen. So hab ich im Wohnzimmer Schrank nur noch meine DVD und Blu-ray Sammlung. Meine über 1000 Musik Kassetten habe ich schweren Herzens entsorgt , da ich sie eh nicht mehr höre und ich die meißten Aufnahmen mittlerweile auch auf Festplatte hab. Bücher kauf ich such nur als Ebook.

  • Bei mir liegt eine vollendet ausgeprägte "Haptitis" vor :D - ich muss alles im Regal stehen haben. Ist halt so ein Tick. Dazu kommt eine ausgesprochene Technikfeindlichkeit. Meinen Schülern sage ich manchmal, nur so halb im Spaß, ich sei technisch nicht über's Grammophonzeitalter hinaus. In Wahrheit ist's nicht ganz so schlimm, die letzte technische Innovation, die ich begeistert mittrug, war die Verbreitung der CD in den 80er Jahren - als 72er-Jahrgang war ich damals also im Teenager-Alter. Aber schon mit den zeitgleich immer stärker Verbreitung findenden PC's konnte ich mich, obwohl so jung, nicht anfreunden. Als ich in der ersten Hälfte der 90er anfing zu studieren, tippte ich meine ersten Hausarbeiten auf einer Schreibmaschine. Notgedrungen kaufte ich mir dann mal einen PC, viel später dann Laptops und dank meiner Frau tippe ich diesen Text hier gerade über ein Tablet. Aber innerlich erreicht hat mich das alles nie. Ein Handy (respektive Smartphone) besaß ich noch niemals in meinem Leben. Im Lehrerkollegium meiner Schule bin der einzige Kollege, der ein solches Gerät nicht besitzt. Selbst die zwanzig Jahre älteren Kollegen, die kurz vor ihrer Pensionierung stehen, nutzen das alles virtuos. Wenn ich telefonieren will, greife ich zum verstaubten Diensttelefon mit Schnur in einer der abgelegenen Ecken des Lehrerzimmers.
    Und da das bei mir so ist wie es ist, möchte ich nichts wissen vom Streamen, vom Downloaden und anderen heiteren Dingen der virtuellen Welt. Daher werden halt fleißig CD's gekauft, auch Bücher schaffe ich in großem Umfang heran, meine Frau betrachtet das alles mit wachsendem Unwillen. Über das Vererben meiner diskographischen Sammlung und meiner Bücherbestände mache ich mir aufgrund meiner erst mittleren Jahre noch keine ernsthaften Gedanken.
    Aufgrund der Berichte älterer Taminos, die bereits erwachsene Kinder haben und hier schreiben, dass diese Kinder sich gar nicht interessieren für die Sammlungen ihrer Väter, verstärken sich bei mir die eh' schon vorhandenen Ahnungen, dass mein Nachwuchs (gerade sechs und zweieinhalb Jahre alt) sich dereinst auch nicht für Väterchens uralten Technikschrott von anno Tobak interessieren wird. Wichtiger wäre mir auch, wenn ich erreichen könnte, dass die beiden klassische Musik mögen. Ob sie die dann von ollen CD's hören oder ob die schließlich aus dem Netz oder sonst woher kommt, ist mir wumpe. Meine Sammlung wird sowieso den Weg alles Irdischen gehen. Johannes hat es mit seinem Gryphius-Gedicht auf den Punkt gebracht. Ob die CD's nun direkt nach meinem Ableben in die Tonne wandern oder ob dieser Vorgang irgendwann später passiert, ist auch schon egal.


    Grüße
    Garaguly

  • Was Bücher betrifft, nutze ich sowohl das gedruckte als auch das e-book, letzteres im Urlaub, um Platz und Gewicht im Gepäck zu sparen, oder bei Arztbesuchen, um die Wartezeit zu überbrücken. Zu Hause habe ich lieber ein gedrucktes Buch in der Hand. Und viele Bildbände und auch Zeitschriften, die ich besitze bzw beziehe, könnte ich mir als e-book überhaupt nicht vorstellen. Auch bei Musik hatte ich den Eindruck, dass mir Schallplatten auf dem Plattenteller mehr Atmosphäre gebracht haben als CDs, die in dem Laufwerk verschwinden, aber den Vorteil haben, weniger Platz einzunehmen. Die heute platzsparenden Medien, wie Festplatte, Sticks oder SD-Karten, die noch platzsparender sind, erscheinen mir eher noch anonymer. Das hat mit Technikfeindlichkeit wohl nichts zu tun, denn ich nutze auch diese Medien, aber für andere Zwecke.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Eine Erfolgsmeldung
    Vorige Woche brachte mir ein Freund, der einen kleinen Universalhandwerksbetrieb begonnen hat und daher in viele Häuser kommt einen großen Umzugskarton mit etwa 100 Langspielplatten und etwas der gleiche anzahl an CDs, wahrscheinlich aus einem Erbschatz den der Erbe nicht haben wollte. Er wusste, dass ich Klassikliebhaber bin und brachte sie mir deshalb. Ich wollte zunächst ablehnen und es waren auch nur 5 oder 6 CDs mit Werken dabei, die ich noch nicht selbst hatte. ansonsten waren echte Schätze dabei.
    Doch dann erinnerte ich mich, dass jeden Donnerstag einige Ehrenamtliche im Keller bei unserer Kirche einen kleinen Trödelmarkt abhielten, dessen Erlös den Jugendhaus zugute kommt, das von der Diözese nicht mehr unterhalten wird, und denen viele Nachbarn Sachen bringen, die nicht mehr gebraucht werden und andere sie dort zu kleinen Preisen kaufen können. Wir haben dort auch schon manches Schnäppchen an neuwertigen oder fast neuwertigen Sachen machen können (Textilien, Haushaltwaren, vor allem aber Bücher). Nun hatte ich bei einem meiner Besuche dort auch gesehen, dass sie auch ein paar CDs hatten. Also hin.
    Sie nahmen die CDs mit Freuden entgegen. Als ich diese Woche auch die Langspielplatten hin brachte, sagte mir die Leiterin, dass sie von den CD schon eine Menge verkauft hätten. So wurde das Erbe eine mir Unbekannten wenigstens einem guten Zweck zugeführt. Und auch für die Langspielplatten hätten sie noch 3 Kunden, die sich dafür interessierten, ansonsten wüssten sie noch Stellen, wohin sie sie weitergeben könnten.
    Vielleicht finden ja einige - wie ich - auch noch solche sozialen Möglichkeiten. Ich jedenfalls werde meine Erben anweisen, das, was sie aus meinem Musikschatz nicht gebrauchen können oder wollen, dorthin zu geben.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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