Werther, Zürich, 10.05.2018

  • Die heutige Vorstellung, war zumindest teilweise, eine Sternstunde, wie man sie heute viel zu selten erlebt.
    Piotr Beczala ist heute in der Titelpartie (dies trotz Leuten wie Kaufmann, Alvarez etc.) nicht zu übertreffen. Man muss weit in die Vergangenheit zurückgehen, um mit Kraus eine ebenbürtige Leistung zu finden. Beczala ist moemetan in der Form seines Lebens: Die notwendigen Lyrismen gelingen ihm ebenso gut, wie auch die strahlenden Spitzentöne, in welchen er metallische Klänge findet. Ich würde ihm raten, nicht zu sehr ins Verismo-Fach zu streben (was er ja jetzt nach Don José und Cavaradossi immer mehr vor hat) und stattdessen seine wunderschöne Stimme zu pflegen und vielleicht trotz seinen Reserven endlich den Hoffmann anzugehen..).
    Die heutige Vorstellung wurde noch dadurch etwas Besonderes, dass er auf der Bühne den International Opera Award 2018 bekam.
    Auch die sonstige Besetzung war durchaus erfreulich: Anaik Morel als Charlotte, sei ebenso positiv hervorgehoben, wie Melissa Petit als Sophie.
    Das Dirigat von Lorenzo Viotti fand ich im ersten Akt ziemlich zähflüssig, aber er wurde im Laufe der Vorstellung immer besser.
    Der Negativpunkt war (einmal mehr!) die Regie. Ich will mich über Frau Gürbacas Leistung gar nicht gross verbreiten (selbstverständlich wurde sie im Feuilleton hochgelobt!).
    Nach Aida,Zauberflöte und kürzlich dem Parsifal hat sie 2017 versucht, ein weiteres Werk zu meucheln! Dank der hervorragenden Besetzung mit Beczala, der die Regie auch sehr skeptisch sieht, ist es ihr glücklicherweise nicht gelungen.
    Und Caruso, als kleiner Seitenhieb, ich war in der Vorstellung und würde mich freuen, wenn man mehr Beiträge von Deiner Seite über namhafte Sänger, wie auch Maestri, Tézier, Kunde, Jaho etc. fände, wie Du sie früher schriebst, bevor dein Interesse sich ganz auf die "neuen Stimmen" verlagert hat.

  • Lieber Marcel!


    Auch ich höre Piotr Beczala sehr gerne und halte ihn auch für die Titelpartie für ideal. Aber was nützt mir die beste Gesangsbesetzung, wenn ich mir solch einen, wie Du andeutest, Klamauk ansehen muss. Dann verzichte ich gerne.


    Liebe Grüße
    Wolfgang

    W.S.

  • Die heutige Vorstellung, war zumindest teilweise, eine Sternstunde, wie man sie heute viel zu selten erlebt.


    Lieber Marcel
    Du hattest ja im Vorfeld schon ganz richtig bemerkt - man kann (betr. Theateraufführung) heutzutage nicht alles haben.
    Ich freue mich für Dich, daß Du zumindest eine teilweise Sternstunde, vor allem mit und durch einen großartigen Tenor live erleben und genießen konntest.
    Vielen Dank für Deinen informativen Bericht.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Marcel,
    es freut mich für dich, dass wenigstens der musikalische Teil großartig war.
    Besser als umgekehrt - denn was nützt das schönste Bild, wenn einem die Ohren klingen!

  • Lieber Marcel,


    sehr gerne würde ich Beczala einmal live erleben. Am liebsten konzertant. Ich glaube auch, daß er unter den heutigen Tenören sehr, sehr weit vorn placiert ist.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Und Caruso, als kleiner Seitenhieb, ich war in der Vorstellung und würde mich freuen, wenn man mehr Beiträge von Deiner Seite über namhafte Sänger, wie auch Maestri, Tézier, Kunde, Jaho etc. fände, wie Du sie früher schriebst, bevor dein Interesse sich ganz auf die "neuen Stimmen" verlagert hat.


    Lieber M. Joho!


    Das habe ich bisher nicht wahrgenommen, dass Du an Beiträgen von mir über namhafte Sänger interessiert bist. Immerhin hat mich die Bemerkung von Dir gefreut. Sie wird mich sicher ermutigen, wieder mehr zu schreiben.


    Einer der Gründe, warum ich in letzter Zeit über die bereits etablierten Sänger weniger geschrieben habe, war die dürre Resonanz. Über Calleja beispielsweise habe ich öfter geschrieben. Kürzlich sogar ausführlich über die neue CD. Außer Manfred ist niemand darauf inhaltlich eingegangen. Das fand ich schon etwas enttäuschend.


    Auch über Sondra Radvanovsky habe ich recht eingehend geschrieben. Über Luciana D'Intino immerhin ein paar Sätze. Den 80. Geburtstag von Simon Estes habe ich auch mit einer kleinen Lobpreisung gewürdigt. Mit Mado Robin, vor allem mit Michael Spyres und Margret Price habe ich mich beschäftigt. Ich will die Liste gar nicht weiter führen. Aber dass ich mich nur noch mit den NEUEN STIMMEN beschäftige, ist nicht ganz richtig.


    Ausserdem bin ich der Meinung, dass auch einige von den NEUEN STIMMEN inzwischen schon zu den Arrivierten gerechnet werden sollten. Marianne Crebassa, Julie Fuchs, Sabine Devieilhe, Cyrille Dubois, Florian Sempey und Brian Jagde beispielsweise singen jetzt an namhaften Häusern große Partien. Sind sie da nicht selbst "namhafte Sänger"?


    Aber nun zu den Namen die Du nennst:


    Zu Tézier habe ich an verschiedenen Stellen meine Eindrücke wiedergegeben. Kurz zusammengefasst: Im französischen Fach schätze ich ihn sehr, im italienischen kommt er meiner Meinung nach immer wieder an Grenzen.


    Über Kunde habe ich absichtlich nichts geschrieben, da meine letzten Begegnungen mit ihm eher enttäuschend waren. Und in seiner guten Zeit habe ich ihn kaum gehört. Da fehlt mir nicht nur die eigene Bezug sondern auch die Motivation.


    Von Maestri habe ich bisher zu wenig gehört.


    Bleibt Ermonela Jaho, die ich sehr schätze. Ich habe sie zweimal live gehört: als Mathilde im Guillaume Tell (Brüssel)und als Zaza (London). Dass sie mir in beiden Partien gefallen hat, habe ich zumindest hier im Forum kurz mitgeteilt.
    Aber mit Staunen habe ich festgestellt, dass sie bisher keinen eigenen Thread im Forum hat. Das ist eine schlimme Lücke, die wir schließen sollten. Sie gehört inzwischen ohne Frage zu den führenden Sopranen ihres Faches!
    Was hältst Du davon, einen Thread mit biografischen Angaben, Informationen über ihre Aufnahmen und deine eigenen Höreindrücke zu eröffnen? Ich verspreche, dass ich dann auch aus meiner Sicht etwas über ihre Stimme, ihren Gesang und ihre Gestaltung schreiben werde. Da ich Livemitschnitte von ihr besitze, habe ich ausreichend technisch gute Aufnahmen, um mich intensiver mit der Sängerin zu beschäftigen!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Der Negativpunkt war (einmal mehr!) die Regie. Ich will mich über Frau Gürbacas Leistung gar nicht gross verbreiten (selbstverständlich wurde sie im Feuilleton hochgelobt!).


    Tatjana Gürbaca? Das kann ich aus eigener Erfahrung nur unterstreichen. Die Dame ist eine Gefahr für die Theaterwelt. In Wien hat sie bereits den "Ring" verhunzt. Ein absolutes No-Go, diese Regisseurin. :no:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões