Die Orchester der Welt — Italien

  • Gerne greife ich Alfreds Anregung auf und stelle hier ein Orchester aus Italien vor, das mir seit der Zeit, als ich mit Plattensammeln anfing (das liegt rund 60 Jahre zurück), bekannt ist, das


    ORCHESTRA DELL'ACCEDEMIA NAZIONALE DI SANTA CECILIA (ROM).

    Gegründet wurde es 1895, aber erst seit 1908 ist es zu einer ständigen Einrichtung geworden. Sein ursprünglicher Name war "Orchestra dell'Augusteo", weil es im Teatro Augusteo seinen offiziellen Auftrittsort hatte. Das Theater wurde aber Mitte der 1930er Jahre abgerissen, und so wurde zunächst, ab 1936, das Teatro Adriano sein regelmäßiger Spielort, ab 1946 trat es im Teatro Argentina und schließlich im Auditorio della Conciliazione auf. Dort ist es bis heute angesiedelt.


    Das Orchester tritt sowohl in Konzerten als auch in der Oper in Erscheinung, doch da in Italien nun einmal die Oper das musikalische Geschehen dominiert, ist es international primär als Opernorchester bekannt und berühmt geworden. Ab ca. Mitte der 1950er Jahre war es über viele Jahre mit der britischen DECCA verbunden, die viele ihrer Aufnahmen des italienischen Repertoires mit diesem Orchester einspielte. Ein paar markante Beispiele möchte ich hier nennen:



    Das alles sind wahre "Opern-Klassiker", die nie aus dem internationalen Angebot verschwunden sind. Ich habe sie wahllos herausgegriffen, es gibt noch etliche mehr! (Mit Ausnahme von "Aida" und "Othello" sind es STEREO-Produktionen).
    Als Sinfonie- und Konzertorchester ist die "Accademia di Santa Cecilia" auf Tonträger m.W. nur wenig vertreten. Bekannte Dirigentenpersönlichkeiten waren als musikalische Leiter des Orchester tätig, u.a.:
    Franco Ferrara (1944-1945)
    Fernando Previtali (1953-1973)
    Igor Markevitch (1973-1975)
    Thomas Schippers (1976) - er konnte wegen seiner Krebserkrankung das Amt leider nicht antreten
    Giuseppe Sinopoli (1983-1987)
    Daniele Gatti (1992-1997)
    Chung Myung-whun (1997-2005)
    Antonio Pappano (2005 - )


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber nemorino,
    auch ich kenne dieses Orchester und ich habe es in meiner Jugend geliebt, wenn die Operneinspielungen mit dem klangvollen Orchesternamen im Radio kamen.
    Ich hatte es genossen, dieses Orchester in der Frauenkirche Dresden mit Bruckners 8. Sinfonie zu erleben, wenn auch die Akustik des Hauses nicht unbedingt für diese monumentale Musik mit dem wahnsinnigen Schluß geeignet ist. Ich hoffte nur, daß die Kuppel nicht einstürzt unter dem ungeheuren Jubelklängen des Finales. Aber ich habe es genossen und den teuren Eintrittspreis gern in Kauf genommen. Ein besonderer Genuß war die handwerkliche Arbeit des Solopaukers, der jeden Schlag zelebrierte und der zum Schluß Sonderapplaus bekam. Ein bißchen Show in einer musikalisch wunderbaren Aufführung unter der Leitung von Pappano!! Die Erinnerung bleibt und wird nie vergehen!!
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • ich habe es in meiner Jugend geliebt, wenn die Operneinspielungen mit dem klangvollen Orchesternamen im Radio kamen.


    Lieber La Roche,


    mir ging es ganz genauso! Der klangvolle Name hat mir damals auch imponiert, aber nicht weniger das exquisite Spiel des Ensembles. Zumindest auf dem Gebiet der Oper standen sie ihren Konkurrenten aus unseren Breiten nicht nach.
    Leider werden die italienischen Orchester, zumindest hierzulande, meist nur mit Opernmusik identifiziert; ich kenne jedenfalls kaum Aufnahmen eines ital. Ensembles mit Sinfonien etc. Aber vielleicht ist man ja mit der Beschäftigung auf dem Opernsektor so ausgelastet, daß man Sinfonie & Konzert lieber den etablierten und traditionsreichen Orchestern nördlich der Alpen überlässt, wie den Wiener und den Berliner Philharmonikern, bzw. den ruhmreichen Londoner Orchestern oder dem Concertgebouw.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zur Abrundung noch ein schönes Foto des Orchestra Nationale di Accademia di Santa Cecilia



    nach einem Konzertauftritt im heimatlichen Rom.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Noch ein italienisches Orchester fällt mir spontan ein, wenn ich an die Zeit zurückdenke, als mein Interesse an den Opern von Rossini, Verdi & Puccini erwachte. Es ist das


    ORCHESTRA DEL MAGGIO MUSICALE FIORENTINO

    das ebenfalls, wie das Santa Cecilia Orchestra Rom, von DECCA seit den 1950er Jahren zu bedeutenden Schallplattenaufnahmen herangezogen wurde.


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    Gegründet wurde es 1928 von dem Dirigenten Vittorio Gui als "Orchestra Stabile di Firenze". 1933 werden die Florentiner Mai-Festspiele ins Leben gerufen, und fortan tritt es unter seinem heutigen Namen auf. Das Orchester bespielt neben seinem Einsatz für das traditionelle Festival auch die Opernaufführungen im Teatro Comunale di Firenze und zählt außerdem zu den führenden Sinfonieorchestern des Landes. Die Sinfoniekonzerte finden traditionell im Teatro della Pergola statt.


    Bedeutende Dirigenten haben das Orchester geleitet, so u.a.:
    Vittorio Gui (1928-1936)
    Mario Rossi (1937-1946)
    Bruno Bartoletti (1957-1964)
    Riccardo Muti (1969-1981)
    Zubin Mehta (1985-2018)
    Fabio Luisi (ab 2018 -)


    Daneben sind auch bedeutende Orchesterleiter als Gastdirigenten mit dem Orchester aufgetreten, wie Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter und Herbert von Karajan. Auch namhafte Komponisten kamen, um mit dem Orchester eigene Werke aufzuführen. Dazu zählen Igor Strawinski, Richard Strauss, Paul Hindemith und Béla Bartók, und natürlich auch Pietro Mascagni, der seine Opern zu Gehör brachte.


    Wie bereits weiter oben angedeutet, hat das Orchester an großartigen Opernaufnahmen mitgewirkt, die bis heute begehrte Sammlerobjekte sind. Zu den bedeutendsten zählen diese:



    Und hier begleitet das Orchester zwei berühmte Tenöre:


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    Es gibt sogar einen Mitschnitt auf CD von Mahlers Sinfonie Nr. 1 "Titan", gekoppelt mit dem "Te Deum" von Verdi. Der Dirigent ist Zubin Mehta. Leider konnte ich das Aufnahmedatum nicht feststellen.


    LG Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo lieber nemorino,
    als einzel CD mit diesem Cover... klick...gibt es im Moment nicht aber sie ist ja in div.anderen Koppelungen enthalten!
    klick
    Die di Stefano CD gibt es noch!


    Und den "Titan " mit Mehta auch klick


    Ganz l.G Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco,


    ja, leider gibt es die Aufnahmen mit dem Original-Cover z.Zt. nicht auf CD, das di Stefano-Recital habe ich aber als CD in meinem Regal.


    Ich weiß, dass die Aufnahmen in anderer Form auf CD erhältlich sind, aber da wird das Orchester nicht genannt, deshalb hatte ich die Original-LPs kopiert. Die Puccini-Arien mit Sándor Kónya sind z.B. auf dieser CD drauf:
    und in diesem Doppelalbum:
    Aber, wie gesagt, da steht das Orchester nicht auf dem Cover, und darauf kam es mir in diesem Thread an.


    Danke auch für die Abbildung der Mahler/Verdi-CD, eine der wenigen, wo das Maggio Musicale-Orchester in einem Sinfoniekonzert zu hören ist.
    Es gibt noch eine günstige CD mit reiner Instrumentalmusik aus italienischen Opern, Gianandrea Gavazzeni dirigiert:

    Die schwirrt irgendwo in meiner Sammlung, ich finde sie aber im Moment nicht.


    LG :hello: Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).