Es ist ein mächtig Ding das Gold - Moneten in der Oper

  • Hallo


    Nein es soll nicht über jenes Geld geschrieben werden, das für Ausstattung und Proben verbraten wird - sondern um Opernarien, die direkt oder im übertragenen Sinne das Thema Geld oder Gold zum Inhalt haben.


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Un aura amorosa


    ?(


    :stumm:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Typisch Alfred! - Nix als Geld im Kopf statt wahrer Ideale! :baeh01:


    Wie wär's mit einer ganzen Oper, die sich um nichts Anderes dreht? - "Der geizige Ritter" von Sergej Rachmaninow.

    ...

  • "Es ist ein mächtig Ding das Gold"


    Ich dachte, Alfred, Du seyst Königlicher Vorkoster und nicht Kerkermeister unter dem Decknamen eines Forenmitgliedes...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Da liegt ein Thread seit mehr als zehn Jahren so vor sich hin. Ohne Zinsen angesetzt zu haben. ;) Solche Themen sind ja gewöhnlich sehr beliebt. Deshalb starte ich mal eine Fortsetzung mit Roccos Arie aus Beethovens Fidelio:


    ROCCO
    Hat man nicht auch Gold beineben
    kann man nicht ganz glücklich sein;
    traurig schleppt sich fort das Leben,
    mancher Kummer stellt sich ein.
    Doch wenn's in den Taschen fein klingelt und rollt,
    da hält man das Schicksal gefangen;
    und Macht und Liebe verschafft dir das Gold,
    und stillet das kühnste Verlangen.
    Das Glück dient wie ein Knecht für Sold,
    es ist ein schönes, schönes Ding, das Gold
    ein gold'nes, gold'nes Ding, das Gold, das Gold!


    Wenn sich nichts mit nichts verbindet,
    ist und bleibt die Summe klein;
    wer bei Tisch nur Liebe findet,
    wird nach Tische hungrig sein.
    Drum lächle der Zufall euch gnädig und hold,
    und segne und lenk'euer Streben,
    das Liebchen im Arme, im Beutel das Gold,
    so mögt ihr viel Jahre durchleben.
    Das Glück dient wie ein Knecht für Sold,
    es ist ein mächtig Ding, das Gold.


    Für das Tonbeispiel, wie es zu Beginn dieses Threads noch nicht so locker einzustellen war wie jetzt, habe ich - entgegen sonstigen Gewohnheiten - einen jungen Sänger gewählt: Peter Hamon.



    Selbst liebe ich diese singspielartige Arie nicht sonderlich. Als Charakterisierung des Kerkermeister ist sie allerdings vortrefflich.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Rossini, Il Barbiere di Siviglia


    "All´idea di quell metallo" aka "Strahlt auf mich der Glanz des Goldes"


    Ich hoffe, dass das Duett auch noch den Spielregeln entspricht :pfeif: und habe eine Aufnahme mit Sherill Milnes und Nicolai Gedda herausgesucht:



    LG, Elisabeth

  • Was mir sofort zu Moneten einfiel, ist hier schon gesagt worden. Um Moneten geht es aber auch in Lortzings "Undine", wo es im Lied des Veit in der zweiten Strophe heißt:


    In der Reichsstadt traf ich neulich
    Einen dicken Schenkwirt an;
    ,,Freundchen!" rief er,,,nicht so eilig,
    Seid so gut und kommt heran.
    Gelt, lhr wisst, wovon ich spreche,
    Zahlt mir jetzt die schuld'ge Zeche!"
    Das war mir, ich muss gestehn,
    Gar kein freudig Wiedersehn!




    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Erwähnen sollte man vielleicht auch das Angebot des Kezal an Hans aus "Die verkaufte Braut" von Bedrich Smetana:


    Weiß ich doch Eine,
    Die hat Dukaten!
    Wer die Kleine
    Nennt die Seine,
    Der ist gut beraten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Es kam in jeder Nacht ein Wolf in unsern Stall
    und holt sich ein Böcklein. Den besten Hund zerriss er.
    Zum Rasendwerden war es!
    Ich war verzweifelt, war ganz krank vor Ärger,
    und ich sagte mir: den Wolf erleg ich,
    und kostet's mein Leben!
    So leg ich mich denn nachts ins Felsgestein
    auf die Lauer und wart auf ihn.
    Der graue Dieb, der schlimme Wolf,
    er sollt mir nicht entkommen.
    Marta beginnt aufmerksam zu werden.
    So lag ich da, ganz Aug und Ohr,
    versteckt in meinem Winkel.
    Die Zeit verstrich, und über mir,
    da wanderten die Sterne.
    Vom Schneefeld über mir
    hört ich das Wasser tropfen.
    Dann war es wieder still, ganz still.
    Auf einmal rauscht es leis im Gras
    und über mir in einem Satz da fliegt's hinweg.
    Ein heisser Atem streifte meinen Hals.
    Das war der Wolf.
    Der Hund schlägt an, die Schafe blöken
    Ich spring auf und zieh mein Messer.
    Und wie ich so im Wege stehe,
    da kommt auch schon mein Wolf vorbei.
    Der graue Dieb, der schlimme Wolf,
    ein blutend Lamm im Maul.
    Schnell spring ich ihn an und stoss ihm
    mit Macht das Messer ins Herz.
    Was dann geschah, ich weiss es nicht genau.
    Umklammert hielt ich ihn, so wie er mich.
    Er heulte und ich schrie, ich biss ihn und ich fühlte,
    wie seine Zähne sich ins Fleisch mir gruben.
    Umschlungen rollen wir den Berg hinab,
    verbissen ineinander, zwei w�tende Bestien,
    die wild um ihr Leben kämpfen.
    So stürzen wir hinunter in den Giessbach.
    Man bracht mich heim in meine Hütte,
    verband mir meine Wunden,
    schlimm sah ich aus, und Wochen lag ich auf dem Stroh.
    Und eines Tages, ich konnt schon in der Sonne sitzen,
    da kommt der gnäd'ge Herr herauf zu mir
    und schenkt mir diesen Taler.
    Und wie ich ihm dafür die Hand will küssen,
    schiesst aus der schlecht vernarbten Wunde
    mein Blut hervor und färbt den Taler rot.
    Das war ein hart verdientes Geld, nicht wahr?


    Dazu das Tonbeispiel. etwas erweitert um den Teil direkt vor der so genannten Wolferzählung, in dem Geld auch schon die Rolle spielt, gesungen von Max Lorenz. Die Marta in der Aufnahme des Hessischen Rundfunks von 1953 ist Aga Joesten:



    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich hab doch gewusst - da war noch was


    Bert Brecht/Kurt Weil: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny


    Da ging es doch auch in erster Linie um Geld.
    Die hier im Text vorkommenden "Wichtigkeiten" sind ja nur erschwinglich wenn man GELD hat
    Denn KEIN GELD zu haben ist in MAhagonna ein KAPITALVERBRECHEN
    und aud dieses steht dortselbst die TODESSTRAFE



    „Erstens, vergeßt nicht, kommt das Fressen/ Zweitens kommt der Liebesakt
    Drittens das Boxen nicht vergessen/ Viertens Saufen, laut Kontrakt.
    Vor allem aber achtet scharf/ Daß man hier alles dürfen darf.
    (wenn man Geld hat.)“


    Dieser abstossende Text in in Wahrheit einerseits eine Anklage gegen die Gepflogenheiten im
    Amerika der dreißiger Jahre und hat in abgewandelter Form heute noch Gültigkeit,
    Andrerseits wurde hier gut beobachtet
    Dass Kunst nicht in der Lage ist der Gesellschaft einen Spiegel WIRKSAM vors Gesicht zu halten
    hat man an den weiteren Entwicklungen in der Welt gesehen
    (allenfalls wurde manches ein wenig kaschiert und behübscht)
    aber es wurde zumindest versucht.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Über symbolische Anspielungen in der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" bin ich bei Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt gelandet, der es 1957 schrieb. 1971 wurde es von Gottfied von Einem zur Oper verarbeitet. Ich war etwas später in einer Aufführung der Wiener Staatsoper dabei - noch in der Besetzung mit Christa Ludwig.
    Eigentlich geht es hier wieder ums Geld. Die Milliardärin Claire Zachanassian, geb. Wäscher, Multimillionärin (Armenian-Oil) kehrt zurück in ihrer Heinatstadt Güllen, sie wurde vor Jahren von hier vertrieben, nachdem ihr jugendlicher Liebhaber Alfred Ill die Vaterschaft des Kindes, welches sie erwartete leugnete, sie wegen falscher Zeugenaussagen den Prozess verlor und mit Schimpf und Schade aus ihrer Heimatstadt vertriben wurde. Nun ist sie wieder da, alt, schrullig, reich und spendabel, In Wahrheit will sie aber das was sie Gerechtigkeit nennt . Alfred Ills Tod. Die bietet eine Milliarde Dollar, wenn man ihn umbrächte, Dies wird natürlich aus moralischn Gründen abgelehnt und alle versichern Ill ihrer Loyalität. Immer mehr Geld fliesst in die Stadt und der Bürgemeister sähr es als einen Akt der Sühne an, wenn Ill selbstmord beginge, Ser aber ist ebenso feig wie in seiner Jugend. Er versucht mit dem Zug zu fliechen wird aber unter eine Vorwand aufgehalten. Bei einer Pressekonferenz die aus Anlass einer Stiftung stattfindet, wo Claire Zachanassian der Stadt über Vermittling von Alfred Ill eine Milliarde Dollr schenkt, drängen sich plützlich alle Honoratoren der Stadt um Alfred, Als sich das Getümmel auflöst liegt Ill tot am Boden, Der Artz stellt "Tod durch Herzschlag" ferst . die Freude war doch zuviel" Aber man tröstet sich mit der geschenkten Milliarde


    Ich sehe hier eine Anspielung auf das Verhälnis Europa vs, Amerika - nämlich wo Amerika durch Geld einerseits und Lebensart andrerseits Europas Identität zerstört. Ich denke hier z, b an Jeans . im Stücj sind es die gelben Schuhe, die plötzlich jeder trägt wie eine Uniform, Es gibrt auch Anspielungen auf Milliardäre, so wie beispielsweise der Name Onassis in "Zachanassian" angedeutet sein soll....


    Und weil GELD jaa hier das Thema ist: Das Stück brachte Dürrenmatt den internationalen Durchbruch und finanzielle Unabhängigkeit.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Händel und Gretel haben beim Spiel einen neuen Topf mit Milch zu Boden geworfen und werden zur Strafe von der Mutter in den Wald geschickt, um Beeren zu suchen. Die Mutter bleibt allein zurück:


    "Da liegt nun der gute Topf in Scherben!
    Ja, blinder Eifer bringt immer Verderben. -
    Herrgott, wirf Geld herab! Nichts hab ich zu leben,
    kein Krümchen, den Würmern zu essen zu geben;
    kein Tröpfchen im Topfe, kein Krüstchen im Schrank,
    schon lange nur Wasser zum Trank.
    Müde bin ich - müde zum Sterben -
    Herrgott, wirf Geld herab."


    Es ist eine sehr eindringliche Szene - ganz große Oper! Auf YouTube habe ich eine Verfilmung des Opernhauses Leipzig aus dem Jahr 1981 gefunden - ganz im Stil der Zeit.



    Leider gibt es akustische Mängel, wenn beispielsweise das Band, dem dieser Mitschnitt entnommen wurde, mal fast seinen Geist aufgibt. Sie fallen aber nicht sonderlich ins Gewicht, wenn man sich wohlwollend einen Endruck bilden will. Die Mutter wird von Ursula Brömme gesungen. Sie war eine der ersten Kräfte an diesem Haus, trat dort als Leonore im "Fidelio", als Carmen, Amelia im "Maskenball", Aida, Senta im "Fliegenden Holländer", Elisabeth im "Tannhäuser", Eva in den "Meistersingern", Adriano im "Rienzi", als Salome, Färbersfrau in der "Frau ohne Schatten", Jenufa und Katarina Ismailowa auf. Offizielle greifbare Tonaufnahmen sind mit nicht bekannt. Auf einer Eterna-LP, die der Sängerin Sigrid Kehl gewidmet war und die es leider nie auf CD brachte, hat sie ein paar Einwürfe als Färbersfrau in einer Szene der Amme. In der Humperdinck-Produktion lagen ihrer besten Zeiten allerdings hörbar schon hinter ihr. Besagte Szene beginnt bei 13:40 Minuten.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Mutter wird von Ursula Brömme gesungen. Sie war eine der ersten Kräfte an diesem Haus, trat dort als Leonore im "Fidelio", als Carmen, Amelia im "Maskenball", Aida, Senta im "Fliegenden Holländer", Elisabeth im "Tannhäuser", Eva in den "Meistersingern", Adriano im "Rienzi", als Salome, Färbersfrau in der "Frau ohne Schatten", Jenufa und Katarina Ismailowa auf.

    Eine der Lieblingssängerinnen von Joachim Herz: wenn man ihn fragte, mich welchen Sängerinnen und Sängern er besonders gerne arbeitete, sagte er zuerst Werner Enders und dann Günter Neumann und dann auch schon Ursula Brömme. (Mit Sigrid Kehl gab's hingegen immer Krach, die konnten sich nicht leiden.) Dass Herz so sehr von der Brömme schwärmte, kann ich allein nach diesem Video (andere Aufnahmen von ihr kenne ich nicht) nicht besonders gut nachvollziehen, da habe ich mit Barbara Bornemann, Uta Priew oder Alexandra Petersamer bessere Mütter erlebt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Neben Alberich und Fafner dürfen wir bei Wagner den gierigen Daland nicht übersehen! Kaum hört er von den Schätzen des Holländers, platzt er fast vor Gier, versucht dies aber, damit es nicht gar zu peinlich wird, mit heuchlerischen Phrasen zu bemänteln: "Den Eidam wünscht´ich so; und wär dein Gut auch nicht so reich, wählt´ich doch keinen andern!" Er geniert sich nicht, seine Tochter zu verschachern.
    Aber auch der der noble Landgraf Hermann und der ehrenhafte Goldschmied Pogner sind nicht zimperlich: Sie setzen ihre Nichte bzw.Tochter als Siegespreis aus (womöglich auch von der Steuer ab?). Und das in Wagners musikalisch verklärtem Mittelalter!
    Verdi kann da auch mithalten. Aber immerhin distanziert er sich hörbar von dem Gauner Sparafucile, indem er ihn wenigstens als professionellen Killer auftreten lässt.
    Was wäre die Oper ohne Gier nach Geld?! Und die edlen Menschen müssen fast immer sterben... O tempora, o mores!
    Am besten, wir distanzieren uns ganz von der heruntergekommenen Gattung Oper - meint. betreten, Sixtus