Liederabend Thomas Quasthoff/Justus Zeyen in München, 09.07.2007

  • Bis gestern war mir nicht bewußt, dass beim Erlebnis eines Liederabends mit Herrn Quasthoff auch außermusikalische Kriterien eine Rolle spielen. Vor Beginn des Programms bittet er alle Anwesenden, sich für den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Konzertform „Liederabend“ einzusetzen. Er selbst plane zu diesem Zweck 2009 die Einführung eines Liedwettbewerbs in Berlin. Großer Applaus. Nach der Pause und vor den Zugaben folgen einige Bonmots und ganz am Ende gibt es eine sehr nette und rührende Geste einem behinderten Mädchen im Publikum gegenüber.
    Hauptsächlich aber wurde natürlich gesungen. Schumanns Dichterliebe, Der arme Peter (für mich eine Entdeckung, hat es mir sehr angetan), Belsazar und der Liederkreis op. 24. Und obwohl ich nicht gar so viel vom Gesang verstehe, habe ich den Eindruck, als hätte Thomas Quasthoffs Stimme doch mit den Jahren etwas gelitten. Allerdings fällt es mir schwer zu unterscheiden, ob er in der Höhe immer forcieren musste oder ob es sich jeweils um ff-Stellen handelte. Einige Reibeisentöne waren aber nicht zu überhören. Ganz überwiegend aber wunderschöner, die anspruchsvollen Texte von Heinrich Heine genussvoll auskostender Liedgesang, manchmal vielleicht ganz leicht in mätzchennähe, etwa bei arg starken Ritardandi oder der vielleicht etwas zu nachdrücklichen Zurschaustellung einiger Dissonanzen im Klavier. Nach meinem Gefühl tut es Schumanns und Heines Ironie gut, wenn ihre Darstellung von einer gewissen Lakonie statt von Übertreibung getragen wird.

    Man kann wirklich sagen, daß ich Mozart sehr, sehr viel verdanke; und wenn man sich ansieht, wie z. B. meine Streichquartette gebaut sind, dann kann man nicht leugnen, daß ich das direkt von Mozart gelernt habe. Und ich bin stolz darauf!
    Schönberg

  • Zitat

    Original von davis1926
    Bis gestern war mir nicht bewußt, dass beim Erlebnis eines Liederabends mit Herrn Quasthoff auch außermusikalische Kriterien eine Rolle spielen. Vor Beginn des Programms bittet er alle Anwesenden, sich für den Erhalt der vom Aussterben bedrohten Konzertform „Liederabend“ einzusetzen.


    Wenn er die Konzertform "Liederabend" als vom Aussterben bedroht ansieht, sollte er vielleicht aufhören, gegen junge Kollegen bei deren Liederabenden zu stänkern! :angry:


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Hallo Rosenkavalier, erzähl mal, das hört sich an!

    Man kann wirklich sagen, daß ich Mozart sehr, sehr viel verdanke; und wenn man sich ansieht, wie z. B. meine Streichquartette gebaut sind, dann kann man nicht leugnen, daß ich das direkt von Mozart gelernt habe. Und ich bin stolz darauf!
    Schönberg

  • Zitat

    Original von davis1926
    Hallo Rosenkavalier, erzähl mal, das hört sich an!


    Details gebe ich nur gegen Bezahlung raus :baeh01:


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Zitat

    Original von Rosenkavalier
    Details gebe ich nur gegen Bezahlung raus :baeh01:


    Schluck, welche Währung? Dönneken gegen Dönneken?


    LG Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius


    Schluck, welche Währung? Dönneken gegen Dönneken?


    LG Peter


    Alles was im internationalen Zahlungsverkehr anerkannt ist, also auch Gold und Diamanten :].


    Gruß
    Rosenkavalier

  • So, da ich eingeweiht bin in die besagten Kollegenschweinereien nehme ich auch Bestechungsgelder entgegen. :yes: Bei mir gehts aber nicht nach dem Motto "Diamonds are a girls best friend" sondern meine Währung sind Nachtigallenzungen, Schmetterlingsflügel und vor allem Gedcihte. Rosenkavalier und ich kommen uns also nicht in die Quere-was einer der Pfeiler einer unerschütterlichen Freundschaft ist..... :D


    :angel:


    Ansosnte : Ich habe Quasthoff vor Jahren live in Amsterdam mit Schubert, Loewe, Poulenc und Ravel erlebt.
    Dei frz. Sachen fand ich nciht gut, von Schubert und Loewe war ich begeistert.
    Erschütternd war die Zugabe: Du bist die Ruh
    Da hörte man wirklich eine stecknadel fallen und die Tränchen fleissen.Er hat dei Pause vor dem "O füll es ganz" so spannungsvoll gestaltet, dass ic hdas nie mehr hören kann, ohne das im Ohr zu haben. :jubel:

  • Hallo.


    Zitat

    Original von musika
    ...
    auch bei seinen Meisterkursen zeigt der "Meister" sich nicht sehr liebenswürdig...


    Ich bin gewiss weit davon entfernt, ein Gesangsexperte zu sein, doch bislang war ich von Quasthoff eigentlich stets recht angetan (gut, russisch kann er nicht - s. Schostakowitsch mit den Berlinern; und über seinen Beitrag zum Brahmsschen Requiem wurde bereits gestritten; doch namentlich als Liedsänger hat er mich bislang nicht enttäuscht).
    Warum also steht der "Meister" in abwertenden Anführungszeichen? Ist er so wenig meisterhaft?


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat

    Original von lohengrins
    Warum also steht der "Meister" in abwertenden Anführungszeichen? Ist er so wenig meisterhaft?


    Hallo,


    wenn ich das recht verstehe, geht es nicht um seine (unbestreitbaren) sängerischen Leistungen, sondern hier menschelt es, es geht wohl um seinen Umgang mit (zukünftigen) Kollegen.


    LG Peter

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  • Zitat

    Original von lohengrins
    Warum also steht der "Meister" in abwertenden Anführungszeichen? Ist er so wenig meisterhaft?


    Gruß, l.


    Das, lohengrins, hast du falsch interpretiert, oder meine Satzstellung war falsch. Das "Meister" in Anfürhungsstrichen sollte nicht abwertend sein, sondern das Pendant zu "Meisterkursen".
    Ich schätze schätze Quasthoff sehr und finde es super, was er in seinem doch schwierigen Leben geschafft hat.


    Der Umgang mit seinen Schülern ist allerseits in Sängerkreisen bekannt.


    Liebe Grüsse

  • Zitat

    Original von musika
    Das "Meister" in Anfürhungsstrichen sollte nicht abwertend sein, sondern das Pendant zu "Meisterkursen".
    Ich schätze Quasthoff sehr und finde es super, was er in seinem doch schwierigen Leben geschafft hat.


    Der Umgang mit seinen Schülern ist allerseits in Sängerkreisen bekannt.


    Da habe ich Dich doch richtig verstanden. Ob das nicht einfach ein Reflex auf den außerordentlich harten Weg ist, den er selbst hinter sich gebracht hat?


    LG Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius


    Da habe ich Dich doch richtig verstanden. Ob das nicht einfach ein Reflex auf den außerordentlich harten Weg ist, den er selbst hinter sich gebracht hat?


    LG Peter


    Hallo Peter,
    ja, könnte sein, ich finde es wirlich meisterhaft.


    LG