Konzert zum Tag der Deutschen Einheit - Pfitzner in Berlin

  • Ganz aktuell und sehr kurzfristig!


    Maik ist kurzfristig erkrankt und wird morgen wahrscheinlich nicht mit mir ins Konzert gehen können.
    Deshalb bieten wir unter Vorbehalt, dass es ihm morgen wieder besser geht, für nur zehn Euro seine Karte an.
    Es geht um dieses Konzert:



    Termin: Mittwoch, 03.10.2007 20 Uhr in der Berliner Philharmonie


    Wer sich als Erster meldet, darf morgen Abend neben mir sitzen. :D



    Gruß, Peter.



    P.S.: Der Thread wird spätestens nach dem Konzert gelöscht.

  • Hallöchen,


    ich mach es denn mal definitiv.
    Mit morgens 38° Fieber wird das heute leider nichts :(


    Dem Glücklichen viel Spaß mit Peter!
    Er ist während des Konzertes eigentlich ganz ruhig und man wird auch im Laufe des Abends sicherlich keine Probleme mit ihm haben - also keine Scheu und traut euch!


    Lieben Gruß vom Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Sollte sich jetzt noch jemand finden, sag man einfach mir bescheid.
    Peter nimmt beide Karten zur Philharmonie mit.
    Ich leite dann ein Treffen in die Wege...


    Hat denn heute keiner Zeit und Lust in der 3.Reihe (!!!) für läppische 10Eur zu sitzen ?(


    Nun.
    Sollte sich jemand rein zufällig bei Peter gemeldet haben und bisher keine Antwort haben, dann möge er mir dies auch mitteilen - liegt wahrscheinlich daran, dass er entweder nicht mehr da war oder es übersehen hatte.



    Danke vielmals,
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Maik
    Hat denn heute keiner Zeit und Lust in der 3.Reihe (!!!) für läppische 10Eur zu sitzen ?(


    tja, wenn ich in berlin wohnen würde, wär ich sofort dabei - und damit wohl nicht der einzige hier ;)


    ich find die ganze metzmacher-idee sowieso sehr interessant und hätt gerne ein bissi reingehört. wobei ich es netter gefunden hätte, den silbersee heute aufzuführen und nicht erst im dezember :D

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Die Info ist ja mehr als 24h online - heute dazu zumeist ein freier Tag: Man hätte hierher kommen können :D


    Ich find es ja auch einfach nur schade, weil ich selbst zu gerne da gewesen wäre...
    Und ich nun auf einer so tollen Karte sitzen bleibe :(

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Maik
    Die Info ist ja mehr als 24h online - heute dazu zumeist ein freier Tag: Man hätte hierher kommen können :D



    Weißt Du, was eine eine Bahnfahrt Bamberg-Berlin und zurück kostet? :D


    Ich mag das Pfitzner-Werk wirklich sehr und würde es gern mal im Konzert hören - aber irgendwo sind der Begeisterung auch Grenzen gesetzt... ;)



    Viele Grüße


    Bernd

  • Ja Bernd...oder nein, genau wissen tue ich es natürlich nicht. Aber ich verstehe das natürlich.
    Nur traurig...wo sind unsere Berliner alle hin an diesem heutigen Tage!?! Die brauchen keine teure Bahnfahrt von Außerhalb zu finanzieren :boese2:



    PS: Da das eh gelöscht wird, kann ich meiner Traurigkeit hier wenigstens noch Ausdruck verleihen...

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo,


    NEIIIN...! :angry:
    Ich war ja die letzten drei Tage in Berlin zur (zum glück zufriedenstellenden) Wohnungssuche und habe während meiner U-Bahn-Fahrten auch immer mal wieder die "Pfitzner-Plakate" gesehen... Hätte ich doch mal schnell bei Tamino reingeschaut bevor ich wieder meinen Heimweg antrat...Dann hätte Peter jetzt einen Sitznachbar... :D


    Ironie des Schicksals - jetzt ists zu spät... :motz:


    LG
    Raphael

  • Hallo Maik.


    Tut mir leid, dass Du krankheitsbedingt nicht ins Konzert konntest. Ich habe die schlimmste Schnieferei wohl gerade hinter mir. Das wiederum hatte zur Folge, dass ich heute arbeiten musste.


    Auf Metzmacher bin ich auch mal gespannt, obwohl mir der Hype um ihn hier in Berlin langsam auf die Nerven geht.


    Nächstes Mal springe ich gern für Dich ein - wobei ich natürlich vor allem hoffe, dass es so ein nächstes Mal nicht geben wird.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Den ersten Teil des Konzerts im Livestream des Deutschlandradios ("http://www.dradio.de/") habe ich verpasst - jetzt gerade eingeschaltet, z.Zt. ist offenbar Pause, Interview mit Metzmacher. Nicht uninteressant.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • So, habe mal den Thread verschoben und den Titel geändert.
    Da ja doch einige per Radio das Konzert verfolgt haben, kann man sich ja hier austauschen.


    Der Platz neben mir blieb nun leider frei, es war aber auch so nicht ganz ausverkauft.


    Anfangs hatte ich doch Probleme, ins Werk reinzukommen und mich mit der Musik anzufreunden. Stellenweise war mir das etwas langatmig - obwohl sehr abwechslungsreich instrumentiert.
    Nach der Pause wurde es dann aber immer besser und ich war schlussendlich sehr beeindruckt. Vor allem, als dann auch immer wieder mal tutti war und alle musiziert haben. Der Schluss war dann Gänsehaut. :jubel:


    Es gab dann folgerichtig viel Applaus für alle Beteiligten.



    Gruß, Peter.

  • Hallo Peter,


    schön, daß Du Dich während des Konzerts doch noch so gut in die großartige Kantate einhören konntest. Sicher muß man sich auf den in manchen Stellen recht eigenwilligen Stil Pfitzners einlassen; denn auch in 'Von deutscher Seele' ist er nicht ganz frei von grüblerischen Momenten und so mancher sperrig-spröden Passage. Aber insgesamt bin ich mit Laurenz voll und ganz einer Meinung, wenn er im 'Was hört Ihr gerade jetzt'-Thread schreibt:


    Zitat

    Original von Sonnensucher
    Ein ruhig-fließendes, schönes und tiefgründiges Werk Pfitzners, das leider viel zu selten auf den Bühnen der Konzerthäuser und den Sendeplänen der Rundfunkanstalten zu finden ist.


    Gerade die Stellen, die Dir beim ersten Hören vielleicht den Eindruck der Langatmigkeit erweckt haben, finde ich mit am beeindruckendsten, insbesondere die in langsamstem Tempo breit dahinfließenden und direkt aufeinander folgenden Musiken der Orchesterzwischenspiele 'Abend' und 'Nacht'. Was das von Metzmacher vorgegebene Tempo betrifft, war ich - zumindest bezüglich der beiden Stücke - hoch zufrieden. Ansonsten hätte es nach meinem Geschmack in etlichen Passagen noch langsamer dirigiert sein können. Vorbild ist für mich diesbezüglich eine in jeder Hinsicht ideale Aufführung, die ich Mitte der 90-er Jahre in der Alten Oper Ffm. unter Leitung von Horst Stein erleben durfte, der sich extrem viel Zeit ließ und so dem Werk zur vollen Entfaltung die nötige Ruhe verlieh. :]


    LG
    Johannes
    :hello:

  • Hallo Peter,


    aufgrund einer dämlichen Störung dank Telekom konnte ich 3 Tage nicht one sein, also bei dem Konzert wär der Platz neben Dir sonst nämlich NICHT leergeblieben.
    Ich hoffe, man sieht sich aber trotzdem so um den 1. November herum oder wie war das doch gleich ?

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Wie oben bereits erwähnt, bin ich erst nach der Pause zum zweiten und dritten Teil in den Livestream eingestiegen. Meine Eindrücke waren überwiegend positiv - besonders hervorzuheben ist, dass Metzmacher weniger als Keilberth und Hollreiser in den mir bekannten Einspielungen auf Misch- und stärker auf Spaltklang gesetzt hat. Manches erklang dadurch konturierter, trockener (auch die Pauken!), rhythmische Finessen wurden stärker herausgearbeitet - z.B. gleich im orchestralen Vorspiel zu "Wir wandern nun schon viel tausend Jahr". Die Solisten machten einen durchweg ausgezeichneten Eindruck, der Chor schien mir etwas zu wenig präsent, das Orchester zeigte wieder, dass es zu den besten drei in Berlin gehört. Mein Lieblingsstück im "Liederteil" - "Kaiserkron und Päonien rot" - wurde von S. Kringelborn ausgezeichnet bewältigt und von Metzmacher vorzüglich begleitet, trotzdem fehlte mir hier dann doch wieder etwas die spezifische Klanglichkeit, die insb. Keilberth hier erreicht. Man kann eben nicht alles haben. Umso schöner bei Metzmacher, Stutzmann und Holl dann das folgende Lied im Wechselgesang zwischen Alt und Bariton. Mit dem von Peter hervorgehobenen Gänsehaut-Schluss tue ich mich nach wie vor schwer, aus Gründen, die ich schon im Pfitzner-Thread dargelegt habe - mir erschien er auch gestern wieder wie aufgesetzt und dem "inwendigen" Tonfall des Werkes (den ja auch Johannes oben hervorhebt) nicht angemessen.


    Im Pausengespräch mit Metzmacher ging's erwartungsgemäß überwiegend um die politische Dimension des Konzerts, seine (leider nur knappen) Bemerkungen zur Modernität der Musik waren aber interessant. Nach der Aufführung gab's dann auch noch ein weniger aufschlussreiches Gespräch mit Egon Bahr ...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Und heute gab es – wie eigentlich zu erwarten – den Protest dazu.


    SZ von heute:


    "Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat ein für den Tag der Deutschen Einheit geplantes Konzert in der Berliner Philharmonie scharf kritisiert. Die Aufführung eines Konzerts des Komponisten Hans Pfitzner sei der "dreiste und gemeingefährliche Versuch, durch Provokation einen unbelehrbaren Antisemiten salonfähig zu machen", erklärte Dieter Graumann, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Mit dem Konzert "rehabilitiert Chefdiririgent Ingo Metzmacher in skandalöser Weise einen Sympathisanten des Nationalsozialismus und selbsterklärten Antisemiten", so Graumann. "

  • Ich will nur noch einmal betonen, dass im Sopran nicht Solveig Kringelborn, sondern Silvana Dussmann gesungen hat.


    Übrigens habe ich in den letzten Tagen auf Arbeit eine Aufnahme mit Eugen Jochum gesehen. Kennt die jemand?



    Die Spielzeiten dürften etwas kürzer sein als gestern Metzmachers Version...



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt[/i]
    Und heute gab es – wie eigentlich zu erwarten – den Protest dazu.


    Was meinst du mit wie eigentlich zu erwarten? Findest du den Protest richtig oder kritisierst du den Reflex? Als ich von dem Konzert hörte, war ich zunächst auch äußerst irritiert. Erst dachte ich, Thielemann zöge sich nach Nürnberg ein zweites Mal mittels Pfitzner seinen Scheitel stramm. Dann aber bemerkte ich: Metzmacher! Pfitzner an solch einem Tag zu solch einem Anlass an solch einem Ort: Das ist entweder furchtbar instinktlos oder zeugt von der Bereitschaft, Reflexion und Diskussion in Gang zu bringen. Die Berliner Forumsteilnehmer müssten aushelfen, in welchen Zusammenhängen das Konzert präsentiert wurde. Gab es etwa einleitende Worte, Publikumsgespräche, eine Ausstellung oder ähnliches? So wie ich Metzmacher einschätze schon, oder?


    Ich finde, man kann ein solches Programm machen, man sollte es vielleicht sogar. Aber es ist ein schmaler Grat, auf dem Metzmacher wandelt. Ich glaube kaum, dass er einen "Sympatisanten des Nationalsozialismus" rehabilitieren wollte. Mich würde interessieren, ob und wie dieses Konzert eingebettet war, ob die außermusikalischen Dimensionen der Person Pfitzner thematisiert wurden oder nicht.


    LG
    B.

  • Hallo Barbirolli,


    Metzmacher hat vor, sich mit seinem Engagement in Berlin u.a. auf die Suche nach dem "Deutschen" in der Musik zu machen.


    Zitat Metzmacher: "Mir war sehr früh klar, dass ich in Berlin an einem deutschen Thema arbeiten möchte. Berlin ist die deutsche Hauptstadt und der Ort, an dem deutsche Geschichte besonders sichtbar wird."


    Das Konzert bildete gestern quasi den 1. Akt und ein paar Tage vorher, wenn man so will, Mahlers Vierte den Prolog.
    In dieser Konzertreihe folgen noch Konzerte mit Werken von u.a. Hanns Eisler (Der Silbersee, Ernste Gesänge), Robert Schumann (Das Paradies und die Peri) oder Beethoven (5. Sinfonie).



    Gruß, Peter.

  • Hallo Peter,


    Zitat

    Original von Petemonova
    Ich will nur noch einmal betonen, dass im Sopran nicht Solveig Kringelborn, sondern Silvana Dussmann gesungen hat.


    das ist wirklich eigenartig. Wurde der Name Silvana Dussmann im Programmheft zum Konzert genannt, oder woher hast Du die Angabe?
    Bei der Live-Übertragung des Deutschlandradios wurde nämlich Solveig Kringelborn als Sopranistin genannt.


    :hello:
    Johannes

  • Zitat

    Original von Barbirolli



    Was meinst du mit wie eigentlich zu erwarten? Findest du den Protest richtig oder kritisierst du den Reflex?


    Mit diesem Zusatz weder noch. Damit hatte ich einfach gerechnet.


    Den Protest zu beurteilen, steht mir nicht zu.
    Es entscheidet derjenige, der sich getroffen fühlt, was das für ihn bedeutet.


    Pfitzner auf ein solches Programm zu setzen, wäre mir aus mehreren Gründen nicht eingefallen.
    Einmal bedeutet mir Pfitzner nicht besonders viel.
    Zum – teilweise – anderen gäbe es genügend Literatur, die mir passender vorgekommen wäre.
    Außerdem sehe ich keinen Grund für eine auch nur "fahrlässige" Beleidigung.
    Und 4. wäre der Feiertag eine ausgezeichnete Gelegenheit, mit der Aufführung von Auftragskompositionen explizit dafür etwas in jeder Hinsicht Besseres zu tun.


    Ort und Zeit für eine Auseinandersetzung mit Pfitzner hätte man wahrlich anders wählen können.


    Und schließlich behalte ich es mir vor, Metzmachers Qualitäten als Historiker und Politiker – das ist er zwangsweise mit dieser Programmwahl und den Aussagen dazu – vermutlich ganz anders zu beurteilen, als er selbst das tut.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ja, es war tatsächlich ein schönes Konzert; jedenfalls vom künstlerischen Gesichtspunkt aus betrachtet.


    Aber mal ganz unabhängig davon, was man von Organisationen hält, die glauben, zu nahezu allem und jedem ihren Senf ablassen zu müssen: Sollte das gestern vom Berliner Tagesspiegel kolportierte Pfitzner-Zitat tatsächlich so stimmen, dann kann ich ein gewisses Unbehagen (nicht nur) seitens des Zentralrats der Juden durchaus nachvollziehen.


    Zitat


    [...]
    Nicht nur, dass der Komponist sich in seinen theoretischen Schriften gegen „zersetzenden jüdisch-internationalen Geist“ auflehnte, dass er 1944 dem Generalgouverneur von Polen, der später den Beinamen „Polenschlächter“ erhielt, eine „Krakauer Begrüßung“ widmete – nein, Pfitzner blieb auch nach dem Krieg unbelehrbar und sein Hitler-Bild unbeirrt: „Er wollte sein Vaterland wieder stark und frei machen und darüberhinaus noch Europa einen großen Dienst erweisen, indem er alle Juden aus ihm vertriebe und wenn es sein musste, radikal ausrotten wollte.
    [...]


    Quelle: h**p://www.tagesspiegel.de/kultur/Musik;art971,2393260


    Wie gesagt, sollte das so stimmen, dann offenbart das mehr als nur passives Mitläufertum oder zweckdienlichen Opportunismus; es wäre ein Beleg für absolute Unbelehrbarkeit und Überzeugtsein vom Wesen des Nationalsozialismus. Man müßte sich dann tatsächlich fragen, ob - ungeachtet seiner unbestreitbaren künstlerischen Qualität - Pfitzner der richtige Protagonist ausgerechnet zur Begehung des deutschen Nationalfeiertages war.



    Beste Grüße!


    Laurenz :hello:

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • In der extrem rechten Ecke hat sich Metzmacher bestimmt nivht positionieren wollen. Ich kenne ihn nun aus Hamburger Zeiten ganz gut und nach allem, was er da gesagt und aufs Programm gesetzt hat, wäre er eher links von der Mitte einzuordnen. Anläßlich des 3.10. hat er hier mal Gregor Gysi als Redner eingeladen, was ihm vom CDU-Senat übel genommen wurde. Und das Engagement für Komponisten wie Hartmann, Nono, Maderna spricht auch gegen die Einschätzung des Zentralrates der Juden. Und was wäre gewesen, wenn Metzmacher Wagner aufs Programm gesetzt hätte, der ja nun auch ein notorischer Antisemit war und auf diesem Gebiet wohl folgenreicher gewirkt hat als Hans Pfitzner? Um den Titel eines Threads aus der jüngeren Vergangenheit zu zitieren: Viel Lärm um nichts...


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo.


    Um Metzmacher mal selbst zu Wort kommen zu lassen, zitiere ich einfach mal aus einem Interview, welches er im Vorgriff des in Rede stehenden Konzerts der "Zeit" gab (es findet sich auch auf der Internet-Seite, ich bin bloß nicht dazu in der Lage einen Link zu setzen, entschudigung):
    Ich will ein Stück zur Debatte stellen. Man kann doch an so einem Tag nicht nur irgendeine festliche Musik spielen. Die Bereitschaft zur streitbaren Auseinandersetzung gehört für mich dazu. Ich sehne mich in meiner Arbeit immer danach, dass Musik auch eine gesellschaftliche Bedeutung hat, dass die Leute nicht nur hingehen und hinterher sagen, die haben aber gut gespielt. Vielleicht kriege ich dafür am Ende einen auf den Deckel, kann sein.


    Das steht meines Erachtens doch für sich. In dieser Herangehensweise kann ich jedenfalls keinen weiteren Versuch sehen, sich national zu profilieren, wies es ja bei dem in dieser Frage ungleich nassforscher auftretendem Thielemann angenommen wird. Bei Metzmacher ist dafür doch zuviel Skrupulöses zu erkennen.
    Sich namentlich in Berlin mit dem Thema Deutschland - eben auch in seinen Abgründen - befassen zu wollen, empfinde ich keineswegs als ehrenrührig. Angesichts der schwarzrotgoldenen Begeisterung bei der WM 06 ist es doch angemessen, sich auf kultureller Ebene mit dem Deutschen auseinanderzusetzen. Dass dies Früchte trägt, zeigt sich doch schon in diesem Thread.


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Metzmacher selbst hat ja vor dem Konzert gesagt: "Ich will dieser Musik eine Chance geben. Vielleicht ist das auch deshalb möglich, weil ich völlig unverdächtig bin, in einer rechten politischen Ecke zu stehen." Da hat er sich wohl getäuscht, man kennt ihn anscheinend nicht gut genug. Man hätte sich nur die Informationen über den Dirigenten beschaffen müssen, die Giselher in seinem Posting gegeben hat - wenn es einen deutschen Dirigenten der etwas jüngeren Generation gibt, der der Sympathien für das rechte Spektrum unverdächtig ist, dann ist es Metzmacher. Man hätte sich auch nicht nur dieses Konzert, sondern auch die anderen Abende der Themenreihe "Von deutscher Seele" anschauen müssen (u.a. mit Werken von Eisler und Weill), um zu bemerken, dass hier ein Thema von ganz unterschiedlichen Seiten beleuchtet werden soll.


    Im Pausengespräch des Deutschlandradios hat Metzmacher von seiner ersten Begegnung mit dem gespielten Werk erzählt: Er habe es im Radio gehört, ohne zu wissen, worum es sich handelte - und sei fasziniert gewesen von der Modernität dieser Musik. Umso größer dann sein Staunen bei der Nennung des Komponisten - bis zu diesem Zeitpunkt habe er sich aus den bekannten Gründen geweigert, Werke von Pfitzner überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Die zumindest potentielle Trennung zwischen Komponist und Werk ist eine Reflektionsleistung, die man auch manchem Rezipienten wünschte - und in der Eichendorff-Kantate gibt es nur eine Stelle gegen Ende, die in ihrer Bezugnahme auf den Versailler Vertrag als nationalistisch gedeutet werden kann. Dass schon dies problematisch ist und die Trennung von Komponist und Werk auch nur ein Konstrukt sein kann, konzediere ich sofort (darüber haben wir ja schon in den einschlägigen Wagner-Threads zu Genüge diskutiert).


    Die Frage, ob man das Pfitzner-Werk unbedingt am Tag der deutschen Einheit spielen musste, ist natürlich berechtigt. Hätte man vorgestern Eisler gespielt und den Pfitzner erst im Dezember, hätte vermutlich niemand etwas gesagt. Auszuschließen ist nicht, dass Metzmacher hier absichtlich etwas provoziert hat, um das Werk mehr in den Mittelpunkt zu rücken und/oder mehr Publicity zu haben. Auch mit solchen Reaktionen wie jetzt vom Zentralrat der Juden hat er möglicherweise schon vorher gerechnet, wenn auch vielleicht nicht in dieser Schärfe. Aber eine politische Provokation im weitesten Sinne sollte das mit Sicherheit nicht sein.


    Wie auch immer - ich stimme Hildebrandt bei folgender Aussage zu:


    Zitat

    Den Protest zu beurteilen, steht mir nicht zu.
    Es entscheidet derjenige, der sich getroffen fühlt, was das für ihn bedeutet.



    Aber auch Giselher, wenn er sagt:


    Zitat

    Viel Lärm um nichts...



    Viele Grüße


    Bernd


  • Jetzt machst du mich selbst stutzig. Im Programmheft stand auch Solveig Kringelborn, aber das habe ich damit entschuldigt, dass das Programmheft wahrscheinlich vor dem Austausch fertig gedruckt war.
    Aber in den meisten Vorankündigungen und Programmvorschauen las ich halt den Namen Silvana Dussmann, worauf ich mich dann auch verlassen habe.


    Wer weiß, so wichtig ist das auch nicht. Aber wir bekommen das schon noch raus.



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova
    Aber wir bekommen das schon noch raus.


    Vielleicht komme ich ja morgen nach dem gleichen Konzert in Köln dazu einen der Ausführenden danach zu fragen.


    Wie sieht es denn überhaupt aus? Geht morgen noch jemand in das Kölner-Konzert?


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Hätte man vorgestern Eisler gespielt und den Pfitzner erst im Dezember, hätte vermutlich niemand etwas gesagt.


    Aber "Tag der deutschen Einheit" passt nun zu Kommunismus-Musik (Eisler, Nono) gar nicht, das wäre doch eine Verhöhnung von Eisler und Nono!


    Ich halte Pfitzner für die perfekte Wahl, auch wegen des Werktitels.


    Es hätte ja anregen können, die üblichen ausgelatschten Gedanken- oder Assoziationsreflexe mal in Frage zu stellen.


    Aber das ist dann wohl zu viel verlangt.
    :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Aber "Tag der deutschen Einheit" passt nun zu Kommunismus-Musik (Eisler, Nono) gar nicht, das wäre doch eine Verhöhnung von Eisler und Nono!



    Von Nono spricht in diesem Zusammenhang niemand, der hat mit der deutschen Einheit ja auch wirklich nichts zu tun. Eisler (der bekanntlich auch die Zeile "Deutschland einig Vaterland" in der DDR-Nationalhymne vertont hat) hat sich dagegen intensiv mit Deutschland beschäftigt, wenn auch in erheblich anderer Form und mit anderer Zielsetzung als Pfitzner . Ich fände die "Deutsche Symphonie" Eislers als Beitrag zum Tag der deutschen Einheit mindestens genauso sinnvoll wie Pfitzners "Von deutscher Seele". Warum sich Eisler dann verhöhnt vorkommen sollte, weiß ich nicht - weil die jetzige Form der Einheit sicherlich nicht die von ihm angestrebte war? Dann sollte man sich besser auch nicht vorstellen, was der Antidemokrat Pfitzner zur Aufführung seines Werks zu diesem Anlass gesagt hätte. Andererseits könnten sich Opfer des DDR-Regimes auch wieder durch die Eisler-Aufführung verhöhnt vorkommen. Usw. usw. Das sind doch alles genau die Reflexe, die Du kritisierst.


    Man sollte einsehen, dass ein zu diesem Anlass gespieltes Musikstück sich nicht irgendwie affirmativ zur jetzigen politischen Ordnung Deutschlands verhalten muss, sondern auch quer dazu stehen kann (und sowohl Pfitzners wie auch Eislers Stücke stehen quer - Pfitzners noch mehr als Eislers).



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Eisler (der bekanntlich auch die Zeile "Deutschland einig Vaterland" in der DDR-Nationalhymne vertont hat) hat sich dagegen intensiv mit Deutschland beschäftigt, wenn auch in erheblich anderer Form und mit anderer Zielsetzung als Pfitzner . Ich fände die "Deutsche Symphonie" Eislers als Beitrag zum Tag der deutschen Einheit mindestens genauso sinnvoll wie Pfitzners "Von deutscher Seele".


    Und genau diese "Deutsche Symphonie" gab es bei uns hier vor zwei Jahren zum 03.10. mit dem Philharmonischen Staatsorchester unter Sebastian Weigle. Meines Wissens hat niemand protestiert.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose