Konzertführer - Orchestermusik - Welche sind empfehlenswert?

  • Liebe Taminas und Taminos,


    Konzertführer für den Bereich Orchestermusik sind bereits in mehreren Beiträgen ange- und besprochen worden. Leider jedoch sind diese Beiträge weit verstreut, so dass es bislang nicht möglich ist, sich zusammenhängend und/oder gezielt über einzelne Führer zu informieren. Das möchte ich ändern.


    Ich habe daher die relevanten Beiträge aus den einzelnen Threads herauskopiert und füge sie hier zusammen. Dabei werde ich jedem Führer einen eigenen Beitrag widmen. Falls jemand, was ich doch sehr hoffe, zu einzelnen Führer etwas ergänzen möchte, bitte ich darum, nicht den Antwort-Button unten, sondern den Antwort-Button zu dem jeweils letzten Beitrag zu betätigen, so dass die Zuordnung sofort klar wird und die Übersichtlichkeit gewahrt bleibt.


    Ich erhoffe mir von diesem Thread darüber hinaus, dass wir die Stärken und Schwächen der jeweiligen Führer noch weiter herausarbeiten.


    Thomas


  • Der Harenberg Konzertführer sah bis zur 6. Aufl. so wie rechts abgebildet aus. Dazu schrieb Alfred:



    Nunmehr erscheint der Harenberg-Konzertführer bei Meyer (linke Abbildung). Vom Opernführer weiß ich, dass mit diesem Wechsel eine deutliche inhaltliche Verschlechterung einhergeganen ist. Ist das beim Konzertführer auch so?


    Beachtenswert bei diesem Führer ist, dass CD-Empfehlungen nicht nur enthalten sind, sondern ihnen auch ein vergleichsweise großer Raum gewährt wird. Gleichwohl finde ich, dass CD-Empfehlungen in einem solchen Führer Fehl am Platz sind, und zwar nicht nur, weil sie schnell veralten.


    Thomas


  • Der Csampai/Holland hat 1376 Seiten. Ich besitze ihn nicht, hatte ihn aber in einer Buchhandlung mal in der Hand. Auf mich hat er einen guten Eindruck gemacht.


    Zitat

    Original von fuchsbuhl
    Attila Csampais Konzertführer ist auch gut.


    Zitat

    Original von tom
    Der Hinweis auf Csampai/Holland findet sich leider ein wenig versteckt am Ende eines längeren Beitrags, weshalb ich noch einmal nachdrücklich auf deren "Konzertführer", der die Orchestermusik vom Beginn des 18. Jhdts. (Bach) bis zur Gegenwart (Lachenmann, Hespos, Holliger u.a.) umfaßt, aufmerksam machen möchte.


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Wenn ich recht erinnere enthält der Csampai/Holland keine einziges Notenbeispiel, was ihn in meinen Augen massiv entwertet :( . Dazu brüstet man sich, alle Haydn-Sinfonien zu behandeln, dann werden jedoch selbst die "Pariser" nur kursorisch besprochen (Ich hoffe ich verwechsele keine Bücher).


    viele Grüße
    JR


  • Reclams Konzertführer ist nicht gleich Reclams Konzertführer. Er ist mittlerweile in der 18. Auflage erschienen und wurde zwischenzeitlich, insbesondere seit dem Hinzutreten von Klaus Schweizer erheblich überarbeitet. Ich nutze ihn regelmäßig (in einer Vorauflage aus den Neunzigern), finde aber doch mehr als merkwürdig, dass von Schostakowitsch nur drei Sinfonien erwähnt werden (vielleicht wurde dieser Makel in der Neuauflage beseitigt).


    Zitat

    Original von Oliver
    Hallo,


    mir unentbehrliche Nachschlagewerke sind die Reclam-Führer zur Kammermusik, Klaviermusik und Konzert(-musik). Die bieten einen guten Überblick, haben Gehalt (soweit ich das beurteilen kann) und sind auch sprachlich sehr ansprechend.


    Gruß,
    Oliver


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich kenne die Neubearbeitung des Reclam-Führer nicht. Der alte Reclam-Führer ist mit Vorsicht zu genießen und weitgehend auf mainstream beschränkt.


    viele Grüße
    JR


    Zitat

    Original von Anna-Beate
    Hallo,
    ich benutze zum Nachschlagen vor allem Reclams Konzertführer und Reclams Kammermusik-Führer. Ich habe aber noch Schwierigkeiten, die ganzen Fachbegriffe und musiktheoretischen Hinweise, einschließlich der Notenbeispiele, zu verstehen und es gelingt mir nur ansatzweise, ein Stück anhand des Führers nach zu vollziehen.


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Bei den Reclam-Führern muß man höllisch aufpassen: einige sind in den letzen Jahren grundlegend überarbeitet, d.h. faktisch neu geschrieben worden, u.a. der für Kammermusik, der richtig gut ist (inzwischen wohl auch der f. Orchestermusik, ich weiß nicht, ob die andern von Dir genannten). Bis ca. 1990 findet man jedoch noch (zigste, kaum überarbeitete) Auflagen der Opern- und Orchestermusikführer, die ziemlich durchwachsen sind und teils entweder persönliche oder gar aus den tausend in die 50er Jahre gerettete Vorurteile enthalten, geschweige denn Repertoireänderungen (wie Barockoper etc.) angemessen berücksichtigen.
    Auch der (alte) Klaviermusikführer diente vor einiger Zeit in einem andern Forum als Lachnummer (u.a. wegen einer unergründlichen Animosität des Verfasser gegenüber Brahms...)


    viele Grüße
    JR


    Ein Thread zu den Reclam Führer ist hier zu finden.


    Thomas


  • Wulf Konold gibt eine mehrbändige Konzertführerreihe heraus. Ich besitze bislang nur den Konzertführer Romantik - und bin begeistert. Für mich der beste Konzertführer, den ich kenne. Im Vorwort dieses Bandes wird zudem ein Konzertführer Neue Musik angekündigt. Wunderbar! Dieser wird eine echte Lücke schließen.


    Zitat

    Original von Klassikliebhaber


    Konzertführer Klassik: Wulf konold (Serie Musik Atlantis Schott), Orchestermusik von a-z. leider nur klassik. aber dennoch gut. mit vielen notenbeispielen und historischen erläuterungen und eckdaten.


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Bei allen Schwächen die verbleiben, halte ich unter neueren Führern die von Konold herausgegebene Reihe für das beste, was es gibt (teils nurmehr antiquarisch erhältlich). Zwar oft sehr knapp und über die Auswahl könnte man immer streiten. Aber wenigstens keine uralten Klischees zum wiederholten Male breitgetreten und immerhin Notenbeispiele.


    viele Grüße
    JR


    Thomas

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    Den Knaurs-Konzertführer habe ich vor längerer Zeit mal in der Hand gehabt. Er machte auf mich keinen guten Eindruck, wirkte inhaltlich dünn.


    Zitat

    Original von Parsif


    Mit dem Knaurs Konzertführer war ich nicht so zufrieden, da dieser mir zu stark subjektiv gefärbt erschien. So werden Komponisten, die der Autor nicht so mag, viel zu kurz abgehandelt…


    Gruß
    Rüdiger


    Thomas

  • Ein Bild habe ich nicht gefunden.


    Das Konzertbuch Orchestermusik war der konkurrenzlose Musikführer in der DDR.


    Zunächst erschien er in zwei chronologisch geordneten Bänden, herausgegeben von Karl Schönewolf, später in drei alphabetisch geordneten und inhaltlich aktualisierten Bänden, herausgegeben von Hansjürgen Schaefer.


    Der Konzertführer ist antiquarisch für wenig Geld erhältlich. Selbstredend enthält er einige realsozialistische Besonderheiten im Verständnis einiger Werke - so soll sich z.B. die 13. Sinfonie von Schostakowitsch (nur) gegen den faschistischen Antisemitismus wenden. Mit dieser Haltung kann man aber problemlos leben. Die Werke sind für Laien verständlich beschrieben und vor allem enthält das Konzertbuch Beschreibungen diverser vornehmlich osteuropäischer Werke, die man anderswo vergeblich sucht. Schon deshalb lohnt die Anschaffung, finde ich.




    Zitat

    Original von Parsif
    Hallo ,
    die von Astrid und Reinhard erwähnten Bücher Orchestermusik schätze ich auch sehr.


    Gruß
    Rüdiger


    Thomas

  • Ich besitze diesen Konzertführer von Csampai/Holland zwar, nutze ihn aber selten.



    Zum einen wegen der fehlenden Notenbeispiele, da wurde wiklich am falschen Ende gespart, zum anderen, weil hier der Schwerpunkt auf Musik liegt, die mich nicht interessiert. Nämlich Spätromantik und Moderne. So gesehen ist für mich der Konzertführer nach gut 500 Seiten schon zu Ende.


    Auch finde ich das Äußere wenig ansprechend gestaltet, lauter Textwüsten, kaum mal Absätze oder sonstwie erkennbare Gliederungen.


    Für den hohen Preis gibt es sicher Besseres, es sei denn, man interessiert sich schwerpunktmäßig für Musik des 20. Jahrhunderts.


    Mit Gruß von Carola

  • Hallo, Thomas!


    Ich schätze Konold sehr, wenn das mich interessierende Werk besprochen wird. Das Vorgehen ist streng analytisch; es werden interessante Hintergrundinformationen geliefert, sogar Zitate aus der Forschungsliteratur, viele Themen in längerer Notendarstellung; auf Wortgeklingel und subjektive Wertungen wird eher verzichtet.


    Der Nachteil ist banal: Aufgrund der Ausführlichkeit der Einzelanalyse fällt das weniger gängige Repertoire dann doch oft unter den Tisch. Aber das scheint wohl nicht anders möglich, will man keine teure, zwanzigbändige Enzyklopädie erstellen.


    Jetzt noch eine konkrete Frage an Dich: Gibt es schon Bände für das 20. Jahrhundert bzw. sind solche geplant? Darüber würde wohl nicht nur ich mich sehr freuen.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ziemlich gut und im Preis-Leistungsverhältnis unschlagbar finde ich diesen Konzertführer für Orchestermusik von 1650-1800:



    Circa 800 Seiten, gebunden, 1991 erschienen bei Breitkopf & Härtel, für knapp 13 € offenbar nur noch bei 2001 erhältlich. Der Autor heißt Malte Korff.


    Nach einer kurzen Einführung in die Orchestermusik, Instrumentierung, Hauptgattungen u.a. folgen in alphabetischer Reihenfolge die Komponisten von Abel bis Wagenseil. Besonderer Wert wurde hier auf sonst wenig behandelte Komponisten und sog. Kleinmeister gelegt. Auch Komponisten der Mannheimer Schule sind stark vertreten. Notenbeispiele gibt es ebenfalls.


    Mit Gruß von Carola

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  • Hallo Wolfgang,


    nein, noch gibt es keinen Band zur Neuen Musik. Wulf Konold schreibt im Vorwort zur 2. Aufl. zum "Konzertführer Romantik" im Dezember 2006: "Die Glederung wurde so vorgenommen, dasss sich im Romantik-Band all jene Komponisten befinden, deren Werk chronologisch und stilistisch ins 19. Jahrhundert gehört, auch wenn sie - wie Hans Pfitzner, Camille Saint-Saens und Richard Strauss - bis weit ins 20. Jahrhundert hinein komponiert haben, während der geplante Baand zur Musik des 20. Jahrhunderts all jene Komponisten aufführen wird, deren Schaffensschwerpunkt dort und im Bereich der Neuen Musik liegt, auch wenn sie - wie etwa Claude Debussy - bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert wichtige Werke vorglegt haben."


    Dieser Zusammenhang ist einen ausdrücklichen Hinweis wert: Der Begriff "Romantik" im Titel ist sehr weit zu verstehen - so ist z. B. auch Gustav Mahler im Band enthalten.


    @ Carola: Danke für den Hinweis. Ich habe das Buch schon mal in einem 2001-Laden liegen sehen, aber nicht hineingeschaut. Letzteres werde ich bei Gelegenheit ändern.


    Gruß
    Thomas

  • Da ich anscheinend bei allen Konold-Bänden (jedenfalls bei Barock und Romantik) die alten mehrbändigen Ausgaben habe (recht preiswert gekauft, bevor die Neuauflagen erschienen), frage ich mich, ob in den Vorworten/Einleitungen der Neuauflagen etwas zum Umfang und der Art der Überarbeitung steht?
    Auch bei der alten Ausgabe reichte Romantik recht weit; Sibelius und Nielsen sind ebenfalls noch mit drin.


    Für den abgedeckten Bereich scheint der Konold, unabhängig von Spezialliteratur, wohl immer noch das beste zu sein. (Wobei ich bei aller von mir anderswo geäußerter Kritik am Reclam zugeben muß, dass er im Standardrepertoire von Bach bis Mahler ziemlich gut ist, aber eben spätestens in der Spätromantik ziemlich wichtige Werke schlicht fehlen...)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo JR,


    entschuldige, ich habe jetzt erst deine Frage gesehen. Leider muss ich dich enttäuschen. In den aktuellen Konold-Auflagen findet sich kein Hinweis auf den Umfang der Erweiterung/Überarbeitung.


    Thomas


  • Hallo, Carola et alii!


    Ich habe mir diesen Konzertführer in der Auflage von 2005 erst kürzlich einigermaßen preisgünstig angeschafft.


    Meine Schwerpunkte liegen schon eher dort, wo dies auch bei Csampai /Holland der Fall ist. Über die Auswahl genauer besprochener Komponisten und Werke kann man sich gelegentlich streiten. Schostakowitsch und Prokofieff beispielsweise werden aber sehr differenziert abgehandelt. Was mir bisweilen gefällt, sind die das Biographische einbeziehenden, werkvergleichenden und auch subjektivistisch geprägten Darlegungen, die mir immer wieder interessante Perspektiven eröffnen, wenn ich die Werke - oder einzelne - des betreffenden Komponisten kenne.


    Im Sinne einer Enzyklopädie kann man das Buch nicht benutzen, auch nicht bezüglich seiner Schwerpunkte. Aber diesen Anspruch dürfte es auch nicht erheben.


    Schade, dass Konold sich nicht an das 20. Jahrhundert wagt.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Den Csampai/Holland habe ich mir nun doch gekauft. Es gab ihn beim amazon marketplace ausgesprochen günstig (als Mängelexemplar, 8 Euro plus Porto).


    Von dem Buch bin ich positiv überrascht. Die Schwerpunktsetzung, die Carola oben bemängelt, halte ich für einen Vorteil. Wo findet man schon etwas über Klaus Huber, Bruno Maderna, Giselher Klebe, um nur drei Namen herauszugreifen?


    Zunächst war ich allerdings enttäuscht. Ein Beispiel: Das erste Brandenburgische Konzert wird abgefrühstückt mit: "Das erste Konzert (F-Dur) weist die größte und festlichste Besetzung mit Jagdhorn, Trompete, Oboe und (teilweise solistischem) Fagott auf sowie einem Violino piccolo im Concertino und brilliert mit einer pompösen Reihung von stilisierten Tanzsätzen im Finale."


    Wahrlich kein Ruhmesblatt. Wer sich also über Werke des Barock informieren will, sollte die Hände von diesem Buch lassen.


    Andererseits, wer Werkbeschreibungen sucht, sollte überhaupt die Hände von diesem Buch lassen. Denn es ist gem. dem Klappentext ausdrückliches Ziel des Buches, keine weitere Ansammlung schematisch-formalistischer Darstellungen, keine Aufzählung von Motiven, Themen und Fakten zu liefern. Der Vorwurf des Fehlens von Notenbeispielen geht unter Berücksichtigung dieser Zielsetzung fehl.


    Was aber bietet das Buch dann? Nun, in der Schule gab es (vor allem im Deutschunterricht) immer wieder die zwei Stufen: 1) Was ist der Inhalt? 2) Was bedeutet der Inhalt? Der Csampai/Holland kümmert sich nicht um die Frage 1, sondern bemüht sich, eine Antwort auf die Frage 2 zu geben.


    Hervorragend gelingt ihm das beispielsweise bei der Sinfonie Nr. 1 von Mahler. Auf vier Seiten erfährt der Leser zwar nur wenig über das Geschehen in der, den Ablauf der Sinfonie, aber ungemein viel darüber, was das alles soll. Er erfährt Hintergründe.


    Diese Hintergründe sind es, die die Autoren (es sind über 30, ein weiterer Vorteil dieses Buches, hier schreiben die Autoren über ihr Gebiet) immer wieder zu bieten versuchen. Ein Versuch, der erstauntlich oft gelingt.


    So gesehen ist der Csampai/Holland eine willkommene Ergänzung zum Konold. Ich würde das Buch jederzeit wieder kaufen.


    Liebe Grüße
    Thomas


    Nachtrag: Hallo Wolfgang, ich habe zu lange an meinem Text geschrieben. Ansonsten hätte ich vorher gesehen, dass ich nicht der einzige bin, der den Csampai/Holland lobt.

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  • Zitat

    Original von ThomasNorderstedt
    Zunächst war ich allerdings enttäuscht. Ein Beispiel: Das erste Brandenburgische Konzert wird abgefrühstückt mit: "Das erste Konzert (F-Dur) weist die größte und festlichste Besetzung mit Jagdhorn, Trompete, Oboe und (teilweise solistischem) Fagott auf sowie einem Violino piccolo im Concertino und brilliert mit einer pompösen Reihung von stilisierten Tanzsätzen im Finale."


    Wahrlich kein Ruhmesblatt. Wer sich also über Werke des Barock informieren will, sollte die Hände von diesem Buch lassen.


    Immerhin schaffen sie es, in den drei Zeilen "Faktenaufzählung" einen inhaltlichen Fehler (keine Trompete, aber zwei Hörner und drei Oboen im 1. Konzert), eine verwirrende oder redundante Information ("Concertino" ist per def. eine Gruppe von Solisten, wenn also das Fagott zum Concertino gehört, muß man nicht auf seinen "teilweisen" solistischen Einsatz hinweisen) und eine mich befremdende Deutung unterzubringen. Ich habe diese Tanzreihe nach den ersten drei Sätzen noch nie als brillantes Finale, sondern immer als ziemlich überflüssig empfunden... ;)


    Zitat


    Andererseits, wer Werkbeschreibungen sucht, sollte überhaupt die Hände von diesem Buch lassen. Denn es ist gem. dem Klappentext ausdrückliches Ziel des Buches, keine weitere Ansammlung schematisch-formalistischer Darstellungen, keine Aufzählung von Motiven, Themen und Fakten zu liefern. Der Vorwurf des Fehlens von Notenbeispielen geht unter Berücksichtigung dieser Zielsetzung fehl.


    Was aber bietet das Buch dann? Nun, in der Schule gab es (vor allem im Deutschunterricht) immer wieder die zwei Stufen: 1) Was ist der Inhalt? 2) Was bedeutet der Inhalt? Der Csampai/Holland kümmert sich nicht um die Frage 1, sondern bemüht sich, eine Antwort auf die Frage 2 zu geben.


    Hervorragend gelingt ihm das beispielsweise bei der Sinfonie Nr. 1 von Mahler. Auf vier Seiten erfährt der Leser zwar nur wenig über das Geschehen in der, den Ablauf der Sinfonie, aber ungemein viel darüber, was das alles soll. Er erfährt Hintergründe.


    Was bedeutet denn der Inhalt von Mahlers 1.?
    Wenngleich gewiß die Gefahr besteht, sich auf "formalistische" Darstellungen und Fakten zu Beschränkungen, so droht ja beim Überspringen dieser Stufe aneinander Vorbeireden oder überhaupt leeres Gerede. Mag ja sein, dass das irgendwie gelingt, aber m.E. ist die zweite Stufe ohne eine Skizze der ersten nicht zu haben (eben das, was mich auch bei jemandem wie Kaiser irritiert, der vollmundig über Interpretationen schwadroniert, ohne vorher klarzumachen, wie eine angemessene Interpretation aussehen sollte). Man setzt dann irgendwie stillschweigend voraus, dass man sich auf der ersten Stufe einig ist, was mir sehr fragwürdig vorkommt... :rolleyes:


    viele Grüße


    JR (nicht überzeugt)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Danke, Carola, für den Tipp. Ich habe mir ein gebrauchtes Exemplar ("gut") auf dem Marktplatz für etwa € 2.50 (+ Porto) bestellt und hoffe, dass es nicht gleich unter den Fingern zerbröselt ... :D


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Hallo, Johannes!


    Mahler müsste ich erst lesen.


    Bei Schostakowitsch ist dem betreffenden Autor die Verknüpfung der von Dir problematisierten Ebenen meines Erachtens durchaus gelungen. Es werden nur analytische Schlaglichter geworfen und in größerem Kontext gedeutet.


    Deine weiter oben zitierte Kritik bezüglich der Haydn-Sinfonien konnte ich allerdings bereits als allzu berechtigt wahrnehmen.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Gern geschehen!


    Das Buch ist ja gebunden, so schnell zerbröselt das nicht. Falls der Schutzumschlag ramponiert sein sollte - ohne sieht es ohnehin besser aus.


    Bei 2001 hier in Köln sah ich übrigens erst vor wenigen Tagen noch ein Exemplar stehen - aber was nützt einem das in Mittelfranken...


    Mit Gruß von Carola

  • Zitat

    Das Buch ist ja gebunden, so schnell zerbröselt das nicht. Falls der Schutzumschlag ramponiert sein sollte - ohne sieht es ohnehin besser aus.


    Bei 2001 hier in Köln sah ich übrigens erst vor wenigen Tagen noch ein Exemplar stehen - aber was nützt einem das in Mittelfranken...


    Mit Gruß von Carol


    Das Exemplar, das ich bestellt habe, ist als Taschenbuch vermerkt. Lassen wir uns halt überraschen! :)


    Besten Gruß, Wolfgang

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  • Hallo Thomas,
    ich kenne sowohl das Schönewolf-Konzertbuch und habe selbst den Nachfolger, das Konzertbuch in drei Bänden. Daneben auch den Konzertführer von Csampei/Wunderlich. Hier sind zusätzlich auch Chorwerke beschrieben.


    Zum Nachschlagen ist bei mir immer das Konzertbuch erste Wahl. Schon wegen der Notenbeispiele.
    Im Allgemeinen eine fundierte Werkanalyse mit Orchesterbesetzung und Spieldauer. Bei einigen Komponisten sicher mit Vorbehalt, wo man die sozialistische Ideologie merkt, die sogar bei Beethoven durchschimmert. Aber das beiseite gestellt, wird man gut informiert, so auch bei Komponisten, die manchem weniger geläufig sind, wie Berg, Britten, Hindemith, Lutoslawski, Nielsen, Webern, selbst Pfitzner.


    Leider wird man diese Bücher nur mit Glück antiquarisch erhalten können.


    LG
    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ist der gute alte Kloiber eigentlich mittlerweile völlig obsolet?
    Mir reicht er. Knapp, gut recherchiert, aufs Wesentliche beschränkt.

  • Ein etwas anderer "Konzertführer" - von einem Insider verfasst:



    Daniel Hope
    Wann darf ich klatschen?

    Ein Wegweiser für Konzertgänger
    Mitarbeiter: Knauer, Wolfgang


    Rowohlt Verlag GmbH, 09/2009
    Sprache: Deutsch
    Umfang: 253 Seiten m. Zeichn. v. Christina Thrän. € 19,90 bei jpc


    Zitat

    Da capo! Ein vergnüglicher und lehrreicher Blick hinter die Kulissen des klassischen Konzertbetriebs - von einem Weltstar unter den Violinisten. Aus dem Inhalt: Wozu Konzerte? Einladung ins Konzert Schnellkurs in Musikgeschichte An der Abendkasse Der Countdown läuft Das Orchester kommt Der Dirigent tritt auf Der Solist macht sich bereit Mit und ohne Noten Spiel, Satz und Sieg Es darf geklatscht werden


    Zitat

    Klassische Musik mögen viele. Aber gerade dort, wo man sie in ihrer ganzen Schönheit «live» und authentisch erleben kann, im Konzertsaal, fühlen sich manche fremd und unbehaglich. Das liegt nicht zuletzt an überkommenen Traditionen und Ritualen, die sich dem Laien nur schwer erschließen. Der Geiger Daniel Hope begegnet bei seinen Konzerten immer wieder vielen Fragen: Warum werden die Instrumente nach dem Oboenton gestimmt? Wieso gibt der Dirigent zu Beginn nur dem Konzertmeister die Hand? Weshalb wird mal mit, mal ohne Noten gespielt? Woher kommt der Frack als Dienstkleidung der Orchestermusiker? Was macht der Geiger, wenn ihm eine Saite reißt? Wer hat bestimmt, dass man zwischen den Sätzen einer Sinfonie nicht klatschen darf? Und was wird aus den Blumen, die am Ende überreicht werden? Dies sind nur einige der Fragen, auf die das Buch Antworten gibt. Daniel Hope und Wolfgang Knauer laden ein zu einem vergnüglichen und lehrreichen Ausflug hinter die Kulissen des Konzertbetriebs.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)