Schostakowitsch: Violinkonzerte Nr.1 und 2

  • Hallo Schostakowitsch-Hörer,


    ich habe gerade mal in der Themenliste nachgesehen, ob es für eine der besten Violinkonzerte des 20.Jahrhunderts schon einen eigenen Thread gibt - Nein !
    Obwohl in anderen Thread´s schon mehrfach über die Schostakowitsch-Violinkonzerte geschrieben wurde - kein separater Thread.


    Die Schostakowitsch-Violinkonzerte Nr.1 und 2 schätze ich sehr.
    Für mich gibt es keine bessere Interpretation, als die vom Widtmungsträger David Oistrach.
    Leider ist gerade auf der bekannten Eurodisc-CD das Violinkonzert Nr.1 (Aufnahme 1957 mit Leningrader PH/Mrawinsky) in MONO und das Violinkonzert Nr.2 mit Kondraschin / Moskauer PH(Aufnahme 1967) zum Glück in Stereo.
    (Ich habe diese CD vom franz.Label Harmonia Mundi ergattern können, da die Eurodisc-CD seinerzeit nicht greifbar war.)


    :) Eine andere sehr gute Aufnahme des Violinkonzertes Nr.1 auf EMI ist mit Perlmann/Metha.
    :) Eine Super-LP-Aufnahme von Vio Nr.1 mit Igor Oistrach (Bruder)/Moskauer PH / Maxim Schostakowitsch auf Eurodisc-LP (Stereo) hat es leider nie auf CD gegeben.
    :( Von anderen Aufnahmen mit Mullova und F.P.Zimmermann war ich enttäuscht.


    Nun will ich mal die Aufnahmen von Maxim Vengerov / LSO / M.Rostropowitsch auf Teldec ausprobieren und gleichzeitig auch die beiden Prokofieff-Violinkonzerte, die mir in meiner Decca - Aufnahme mit Chung/Previn nicht 100%gefallen auch neu kaufen; in zeitgemäßer Technik !


    Aber nicht in dieser Hochpreis-Version für 17,99Euro je CD:




    ;) Sondern diese zwei Teledec(Elatus)-CD´s für 11,99 und 9,99Euro:



    So habe ich Prokofieff dierkt preiswert mitgekauft (gleiche Aufnahmen) und noch das Glasunow-Konzert (das mich aber weniger interessiert) mit Abbado!


    :hello:Wer kennt die Vengerov-Aufnahmen - sind diese Empfehlenswert ??????

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zu den Einspielungen der Konzerte mit dem Widmungsträger gibt es durchaus Alternativen; für das 1. Konzert fällt mir spontan Hilary Hahn mit ihrer sensiblen und trotzdem kraftvollen Wiedergabe ein, die Osloer Philharmoniker sind zugegeben kein Weltklasse-Orchester aber die Solistin macht die (in meinen Ohren) geingfügigen Defizite allemal weg !


    Mendelssohn/Schostakowitsch: Violinkonzerte, Sony 2001



    Eindrucksvoll vor allem die Aufnahme des 2. Violinkonzertes bringt Lydia Mordkowitsch unter Neeme Järvi herüber, die Chandos-Aufnahme von 1989 ist immer noch hörenswert.
    Vengerow zählt für mich eher zu den Solisten, bei denen das Selbstdarstellrische oft die Musik überkleistert und er vertritt damit eine Auffassung, die bei Paganini vielleicht noch akzeptabel, jedoch bei Schostakowitsch eher unangemessen ist.


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von teleton


    :) Eine Super-LP-Aufnahme von Vio Nr.1 mit Igor Oistrach (Bruder)/Moskauer PH / Maxim Schostakowitsch auf Eurodisc-LP (Stereo) hat es leider nie auf CD gegeben.


    Bruder?
    Also ich kenne Igor Oistrach nur als Sohn von David Oistrach :D
    Eine Bildungslücke bei mir ?

  • Ich teile die Auffassung von BBB zu den Einspielungen von Hahn und Vengerov. Bei letzterem kommt auch die sehr klebrige Begleitung von Rostropovich dazu.


    Da die diversen Studioaufnahmen Oistrakhs gegenwärtig vergriffen zu sein scheinen, empfehle ich einen Livemitschnitt der BBC:


    Gruß,
    Gerrit

  • Nach intensivem Vergleich:


    Diese Aufnahme des 1. VC ist um eine Klasse besser als die Aufnahme mit Vengerov.


    Repin spielt technisch besser und dabei noch ausdrucksstärker als Vergerov.
    Dazu noch ein ordentlich - guter Klang und ein frisches und beherztes Orchester.


    Reinhören !!!!



    Für mich der bessere der beiden geiger aus dem gleichen Ort und ähnlicher Ausbildung.

  • Hallo Forianer,


    erstamal Dank für die Antworten.
    Nachdem ich jetzt doch einiges negative über die Vengerov-Aufnahmen gelesen habe ich mich erst einmal für die Virgin-Doppel-CD mit Dimitri Sitkovetzky mit den Schostakowitsch und Prokofieff-Violinkonzerten Nr.1+2 entschieden und bekommen:


    :) Die Aufnahme ist wirklich vom Solisten her excellent und Andrew Davis und das BBC SO bleibt den Werken nichts an der nötigen Schlagkraft schuldig, aber der Orchesterklang ist in den Tiefen nicht optimal aufgenommen, sodaß Stellenweise die Farbigkeit verloren geht; natürlich klanglich unvergleichlich besser als die alte Oistrach - Mono-Aufnahme, aber immer noch nicht optimal.
    Die Prokofieff-Violinkonzerte mit dem LSO /Colin Davis waren übrigens besser im Klang. Das Hören der neuen Aufnahmen hat mir jedoch Riesenfreude bereitet.


    :) Da von den neueren Aufnahmen Perlmann /Israel PH/ Metha auf EMI noch ausdrucksstärker spielt, als Sitkovetsky, bleibt diese Aufnahme für das 1.Violinkonzert für mich erste Wahl auf CD.
    Für das 2.Violinkonzert die mit David Oistarch /Moskauer PH / Kondraschin (Eurodisc 1967).


    :] Auf LP ist die gute Stereo-Eurodisc-LP mit dem Sohn David Oistarch´s Igor Oistarch/ Moskauer PH / Maxim Schostakowitsch die beste Aufnahme, die ich von diesem Werk je gehört habe. Hier stimmt alles: Der Solist spielt sehr ausdruchsstark, ganz nach Vaters Vorbild und das Orchester wird sehr farbig präsentiert und Maxim bleibt den Werken in nichts an der nötigen Schlagkraft schuldig.



    Jetzt bin ich noch gespannt auf die von Richard empfohlene Aufnahme mit Repin - muß ich mir noch an Land ziehen.


    Der von Thorsten empfohlen Oistrach - Livemitschnitt der BBC ist mit Sicherheit eine TOP-Interpretation, aber leider auch beim 1.Violinkonzert in MONO, genau wie seine Aufnahme mit Mrawinsky, die einen fürchterlichen Quäck-Sound im Orchesterklang hat.
    Zu den Schostakowitsch-Konzerten gehört auch ein guter farbiger Orchesterklang !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    Ich habe diesen Thread zum Anlass genommen, mir auch dies beiden Konzerte zuzulegen, obwohl ich ja wirklich kein Freund von Werken des 20. Jahrhunderts bin.



    Entschieden habe ich mich für die Chandos Aufnahme mit Lydia Mordokovitch.


    Gehört habe ich erst das Konzert Nr 1.
    Der Beginn des ersten Satzes ist so düster und grüblerisch gehalten, daß ich mir wilrklich die Frage gestellt habe, warum jemand freiwillig Musik hört die depressiv macht, Musik soll ja erfreuen.(Ich weiß daß ist heut fast eine Todsünde) Dennoch ist der erste Satz auf seine Art faszinierend. Der zweite Satz steht in starkem Kontrast dazu, ich empfand eine künstliche Heiterkeit, die nicht heiter stimmt, skurril, verzerrt und makaber, dennoch sehr wirkungsvoll lgemacht. Der dritte Satz beginnt Feierlich-erhaben, ei wenig thatralisch (was mir sehr entgegenkommt) steigert sich dann wirkungsvoll in ekstase, die dann nahtlos in den 4. ungebärdigen Satz überleitet, dessen Fröhlichkeit wieder nicht echt zu sein scheint, allerdings wird dies im Gegensatz zum 2. Satz durch anderere Effekte erreicht. Mir fallen dazu sponant die Begriff: Tanz auf dem Vulkan"," Hexensabbat" oder "Walpurgisnacht" ein. Nichts destroweniger oder vielleicht gerade deshalb faszinierend.


    Aus meiner Sicht haben die Tontechniker von Chandos ganze Arbeit geleistet. Der Klang ist räumlich, die Instrumente werden sehr präsent wiedergegeben, die Höhen sind voll da. Bei mir jedenfalls blieben keine Wünsche offen. Wo erforderlich hat die Aufnahme Biß und Temperament gleichzeitig. Sehr empfehlenswert.



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    aus Deinen Zeilen geht hervor, dass Du das Schostakowitsch Violinkonzert Nr.1 erst jetzt kennengelernt hast ?!?
    Ist das nicht eine fantastische Musik ?
    :jubel: Es gibt kaum ein Werk in der gesamten Klassik, das mich mehr berührt, als dieses Werk.


    :) Im Grunde habe ich meine Aufnahme mit der richtigen Interpretation gefunden:
    Nr. 1 Igor Oistrach/Maxim Schostakowitsch, aber diese ist nur auf LP und suche daher noch eine gute CD-Aufnahme.
    Nr.2 David Oistrach/Kyril Kondraschin (CD-Harmonia Mundi/Eurodisc 1967)


    Den Tipp von Dir mit Lydia Mordkovitch werde ich aufgreifen, das scheint eine tontechnisch einwandfreie Aufnahme zu sein - da muß ich reinhören/ggf.kaufen. Du solltest im Gegenzug auch mal die Oistrach-Aufnahmen hören - ein Traum.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Alfred


    Zitat

    ..., daß ich mir wilrklich die Frage gestellt habe, warum jemand freiwillig Musik hört die depressiv macht, Musik soll ja erfreuen.


    Wo soll man da die Grenze ziehen? Nach deiner Definition müsstest du ja auf einen nicht unerheblichen Teil Schubert verzichten und vor allem um die Winterreise eine großen Bogen machen...


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • auch wenn mir Schostakowitschs Cello-Konzerte mehr bedeuten, so höre ich das erste Violinkonzert gelegentlich in der Interpretation Vikoria Mullovas und Oistrachs (BMG)
    Die Passacaglia und Burleske (Konzert 1) gefällt mir bei Mullova/Previn sehr gut, das "brauche" ich gelegentlich.


    Gruß, Markus

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  • Hallo Thorsten,


    ich habe mir die CD mit den Schostakowitsch-Violionkonzerten mit Vengerov doch noch zugelegt, da ich diese CD für 6,-€ bekommen konnte:


    Jetzt weiß ich, was Du mit

    Zitat

    Bei letzterem kommt auch die sehr klebrige Begleitung von Rostropovich dazu.

    kebriger Begleitung meinst !!!
    Dies trifft insbesondere auf das 2.Violinkonzert zu, wo es meiner Ansicht nach noch mehr auf eine farbige durchsichtige Orchesterbegleitung ankommt, als bei Nr.1. Da hat weiterhin die alte Stereo-Aufnahme von 1967 mit Oistrach/Kondraschin die Nase vorn, aber das 1.Violinkonzert fand ich mit Vengerov gar nicht so schlecht. Die lange Kadenz vor dem Finalsatz ist mir allerdings zu langsam und zu sehr auszelebriert, da geht Spannung verloren.


    :rolleyes: Man sollte annehmen, das Rostropowitsch als Schostakowitsch-Kenner und Freund des Komponisten das insgesamt noch besser hinbekommen haben müßte.
    Nr.1 = ganz OK bis TOP
    Nr.2 = mittelmäßig

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Schostakowitsch - Freunde,


    die Brillant - Concerto - 3CD - Box (siehe auch Thread der Cellokonzerte Nr. 1 und 2) hatte ich mir gekauft um die
    Violinkonzerte Nr. 1 und 2 mit Oistrach in einer besseren Klangqualität zu haben.


    8) Meine Vermutung vor dem Kauf war goldrichtig:
    Brillant verwendet das Remastering der BMG-Eurodisc-Version und ist klanglich weitaus besser als das französische Harmonia-Mundi-Remastering, von der ich die HarmoniaMundi-CD habe.
    Diese Sternstunden der CD-Geschichte in besserer Klangqualität zu haben sind den Kauf der Brillant-Box für 6,99 allemale Wert und man bekommt noch die beiden Cellokonzerte mit Ivashkin in einer guten Vergleichs-Interpretation auch klanglich TOP und die Klavierkonzerte mit Ortiz sind auch OK (wenn auch auch nicht so vollendet wie mit E.List/M.Schostakowitsch), aber sogar in DDD.


    Schostakowitsch: Violinkonzert Nr.1 mit Oistrach/Leningrader PH/Mrawinsky - Aufnahme 1959 (MONO, man vergisst das beim Hören dieser großartigen Wiedergabe total - (eine Außnahmeerscheinung bei mir, der sonst nur Stereo hört))
    Schostakowitsch: Violinkonzert Nr.2 mit Oistrach / Moskauer PH/Roshdestwensky - Aufnahme 1968 (Stereo)


    :hello: Nur eines wundert mich:


    Warum hat dieser Thread mit dem Inhalt so wunderbarer großer Musik nur so wenig Resonanz (letzter Beitrag Mitte 2005) ?
    Bin ich denn bei der inzwischen so großen Mitgliederzahl fast der einzige der die Schostakowitsch-Konzerte hört, schätzt und liebt ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Keine Sorge, lieber Wolfgang,


    Zitat

    Bin ich denn bei der inzwischen so großen Mitgliederzahl fast der einzige der die Schostakowitsch-Konzerte hört, schätzt und liebt ?


    ich und bestimmt noch viele andere hier schätzen die Konzerte von Schostakowitsch sehr.
    Ich persönlich hatte und habe aber überhaupt nichts neues hinzuzufügen, deshalb schrieb ich auch nichts......
    Bei den Klavierkonzerten bevorzuge ich wie Du die tolle Eugene List-Aufnahmen :jubel:
    Bei den Cellokonzerten die Rostropowitsch-Aufnahmen (Chomitzer find ich nicht so interessant als Cellist) und bei den Violinkonzerten Oistrach.


    LG,


    Michael

  • Hallo Schostakowitsch-Freunde,


    die neusten Aufnahmen der Schostakowitsch-Violinkonzerte mit Daniel Hope von 2004 wird in der Kritik in zahlreichen Besprechnungen sehr gelobt.
    Diese mir von Frank (bei unserem TAMINO-Treffen) empfohlene CD habe ich zufällig superbillig gefunden. Warum diese CD jetzt (auch bei jpc für 5,99€) schon verrasmscht wird, wundert mich ?!?



    Violinkonzerte Nr. 1 & 2 (opp. 99 & 129)
    +Romanze aus "The Gadfly"

    Daniel Hope, BBC SO, Maxim Schostakowitsch
    Label: Warner , DDD, 2004


    Die TOP-Kritik von BenChors habe ich auch gefunden, wenngleich ich diese nicht in allen Punkten teile.

    Zitat

    Nach der großartigen Einspielung der Klaviertrios von Schostakowitsch mit dem Beaux Arts Trio (Warner Classics 2564 62514 2) zeigt der Geiger Daniel Hope nun anhand der Violinkonzerte erneut, was für ein vorzüglicher Schostakowitsch-Interpret er ist. Hope verfügt über einen warmen, weichen Geigenton, ein reich differenziertes Vibrato und verhilft insbesondere dem diskreten Portamento zu seinem Recht, das von vielen Geigern verschmäht wird. Im wahrsten Sinne des Wortes kongenial begleitet wird er dabei vom BBC Symphony Orchestra unter Maxim Schostakowitsch, dem Sohn des Komponisten. Die langsamen Teile der beiden Konzerte haben eine große, quasi nach innen geöffnete Weite. Die dramatischen Passagen erklingen mit einer derart bohrenden Intensität, wie ich sie so seit Mrawinsky (und vielleicht der fünften Sinfonie unter Bernstein live aus Tokyo 1976) nicht mehr gehört habe und bei vielen eher weich gespielten Schostakowitsch-Aufnahmen der heutigen Zeit vermisse.


    Daniel Hope und Maxim Schostakowitsch musizieren zupackend und mitreißend. Auch die Balance zwischen Solist und Orchester ist sehr gelungen – ein Wunder, wie es Maxim Schostakowitsch versteht, die Streicher und Holzbläser stets hervortreten zu lassen und das beim BBC Symphony Orchestra oft zu dominante Blech weitestgehend zurückzuhalten. Die Hörner lassen allerdings gern ihre Muskeln spielen; sie haben die Power, das ganze Orchester an die Wand zu drücken (vergl. z. B. Anfang Tr. 3). Schade auch, daß die Holzblasinstrumente vergleichsweise farbarm klingen; manche bläserbetonte Stellen (z. B. Anfang Tr. 2 und 5) hätten noch charakteristischer herauskommen können. Die knalligen Pauken schließlich decken das Orchester leicht zu. Der runde, glatte Klang der Produktion steht dem Interpretationskonzept hörbar entgegen, hätte weniger verhallt und um einiges grobkörniger sein dürfen. Gleichwohl setzt die CD vom Geigerischen und der Interpretation her Maßstäbe. Eine vielleicht allzu schöne Zugabe die Romanze aus der Filmmusik Die Hornisse (was auf einem Übersetzungsfehler beruht; eigentlich ist eine Stechfliege, eine Bremse gemeint...). An den Anfang des Albums gestellt, hätte sie die Grausamkeiten des ersten Konzerts im Kontrast noch stärker verdeutlichen können.


    Benjamin G. Cohrs (26.04.2006)


    Die Balance zwischen Solist und Orchester wirkt auf mich bei Maxim so, als wenn er den Solisten niemals übertönen möchte. Da finde ich die Aufnahme mit gleichem Orchester und Sitovetzky/Andrew Davis beim VC Nr.1 viel durchschlagender und eindringlicher in der Orchesterbehandlung. Daher für meinen Geschmack auch hier von Maxim eine Begleitung, die ich nicht als Kongenial bezeichnen würde.


    Ben meint, der Klang sei verhallt. Ich hingegen finde den BBC-Orchester-Klang sehr trocken und durchsichtig. Ich war überrascht, dass das gleiche Orchester mit A.Davis(Virgin) so verhallt klingt, was mich dort aber nicht stört, da ducrh den Hall der Klangeindruck dem der russischen Orchester (wie bei Euodisc/Melodiya) mehr gewahrt ist und der russischen Stimmung daher näher kommt.


    Gar nicht gefallen hat mit die Solokadenz im VC Nr.1 von Daniel Hope. Er macht unheimlich lange Generalpausen, wodurch die Stimmung auseinanderfällt und an Spannung verliert. Man höre dagegen Oistrach/Mrawinsky(Brillant und Melodiya), Sitowetky/Davis (Virgin) und die Aufnahme, die mir von den gut klingenden neueren am besten gefällt mit Perlmann/Metha (EMI) dagegen an, welche virtuose Spannung dort aufgebaut wird.


    Geigerisch ist Daniel Hope fantastisch, mit großem Einfühlungsvermögen. Es sind aber zu viele Dinge, die meine Begeisterung einschränken und ich daher diese Aufnahme des VC Nr.1 nicht mehr als gut bezeichnen würde.



    Das VC Nr.2 habe ich noch nicht gehört.
    ;) Ich lasse mich überraschen und werde ggf. meine Eindrücke berichten, wenn ich dies für angebracht halte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Findest Du auch, dass er "einen warmen, weichen Geigenton" hat?
    ?(
    Alles, was ich von ihm bislang kennen wirkt auf mich als spitzer Klang, wenig färbig monochrom und eigentlich bald nevend.


    Was Sitkovetsky betrifft, so ist das leider klanglich ein furchtbar schreckliche Aufnahme, die wie eine Waschmaschine kling. :no: Ein Jammer! :evil:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo a.b.


    nein, ich finde den Geigenton auch nicht gerade warm.
    Aber das wäre für mich kein Qualitätkriterium für die Aufnahme des VC Nr.1, der ich nur ein GUT bescheinigen möchte.
    Mit ist Hope nicht vituos genug um mich zu packen. Das fällt auch bei den Spielzeiten auf, die wesentlich länger sind, als bei Perlmann und Oistrach.


    Zu Sitovetzky/A.Davis (Virgin):

    Zitat

    Was Sitkovetsky betrifft, so ist das leider klanglich ein furchtbar schreckliche Aufnahme, die wie eine Waschmaschine kling. Ein Jammer!


    Ich habe schon an anderer Stelle mit Verwunderung von Dir gelesen, das Du diese Aufnahme klanglich schlecht findest.
    Sie ist ja, wie ich schon geschrieben habe (gleiches Orchester wie bei Hope), mit wesentlich mehr Hall aufgenommen, aber den Klang finde ich ich nicht ungewöhnlich oder auffallend schlecht !??!
    Vielleicht hast Du eine andere und ältere CD-Ausgabe ?
    Bei mir ist es die VIGIN-Doppel-CD mit den Prokofieff-VC (die allerdings von Colin Davis mit dem LSO geleitet werden).
    Beide klanglich und interpreatorisch voll OK.


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton


    Vielleicht hast Du eine andere und ältere CD-Ausgabe ?


    Ich habe die Erstausgaben von Virgin, sowohl von Schostakowitsch wie auch von Prokovieff.

    Damals habe ich ihn auch im Konzert wiederholt gehört, auch mit dem Schostakowitsch; und seither schwärme ich von seinem Instrument. Am besten hat mir mit ihm das Berg-Konzert gefallen, von dem es aber wohl keine Aufnahme gibt.


    (Hat er die ausgeglichendste Stradivari, die ich je gehört hab -: keinerlei Klangbrüche zwischen den Saiten und Lagen! Stets auch in den lautesten Stellen durchhörbar! - so hatte hingegen Dumay die am wenigsten ausgeglichendste, die ich je gehört habe. Es wäre einmal schön, wenn zwei große Künster auftreten würden und dann ihre Instrumente ausgetauscht spielten...)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    (Hat er die ausgeglichendste Stradivari, die ich je gehört hab -: keinerlei Klangbrüche zwischen den Saiten und Lagen! Stets auch in den lautesten Stellen durchhörbar! - so hatte hingegen Dumay die am wenigsten ausgeglichendste, die ich je gehört habe. Es wäre einmal schön, wenn zwei große Künster auftreten würden und dann ihre Instrumente ausgetauscht spielten...)


    Das liegt nicht am Instrument, sondern an der Einrichtung desselben.


    Da ist ein sehr guter Geigenbauer gefragt.
    Allerdings besteht ja noch die klitzekleine Möglichkeit, daß Dumay das gar nicht bemerkt und es genauso klingt, wie es ihm gefällt.



    Insofern würde ich an Deiner Stelle, lieber a.b., ihm das einfach mal sagen.
    Er wird bestimmt glücklich sein, endlich einmal zu hören zu bekommen, daß seine Stradivari schlecht klingt, denn er selber kann das als einfacher Fiedler natürlich überhaupt nicht einschätzen und ist auf die Hilfe von fachkundigen Musikhörern angewiesen.


    Oder auch nicht..........
    :angel:
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Das liegt nicht am Instrument, sondern an der Einrichtung desselben.


    Da ist ein sehr guter Geigenbauer gefragt.


    Da bin ich äußerst skeptisch, bei Deiner Behauptung! Ich habe schon so viele Geigen direkt miteinander verglichen, so dass es mir völlig schleierhaft ist, wie Unausgeglichenheiten im Klang zwischen den einzelenen Lagen und auch bei Saitenübergängen technisch derart manipuliert weden könnten, um sie zu beheben.


    Bist Du Geigenbauer? Ein paar Erläuterungen, wie das machbar sein soll, würde mich sehr freuen!
    :hello:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Bist Du Geigenbauer? Ein paar Erläuterungen, wie das machbar sein soll, würde mich sehr freuen!


    Nein, ich bin kein Geigenbauer und kenne mich ansonsten bei Streichinstrumenten auch überhaupt nicht aus.


    Zitat

    Da bin ich äußerst skeptisch, bei Deiner Behauptung! Ich habe schon so viele Geigen direkt miteinander verglichen,


    Dann bist Du da eher der Fachmann.



    :pfeif:

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Nein, ich bin kein Geigenbauer und kenne mich ansonsten bei Streichinstrumenten auch überhaupt nicht aus.


    Wie kommst Du dann auf diese Ansicht? ?(



    (Nur zur Klarstellung: Ich habe nicht behauptet, dass Dumays Stradivari eine schlechte Geige wäre, noch dass sie schlecht klängt, sondern nur, dass sie Brüche in den Lagen aufweisen würde, insbesondere auf der g-Saite aber auch, wenn ich mich recht entsinne, auf der a-Saite. Ich persönlich habe dies, übrigens, als äußerst charmant empfunden! Ist Dumay eigentlich noch aktiv? Ist er eingentlich noch mit Pires verheiratet?)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke


  • Hallo Johann,


    ja, ich kenne die Einspielung des Schostakowitsch: Violinkonzert Nr.2 op.129 sehr gut und schätze sie auch hoch ein, da sie als eine der Modernsten auf mich wirkt.
    Die Interpretation hat nichts altbackenes und liefert Schostakowitsch frisch, angemessen, zeitgemäß aus dem Jahre 1967. Darüberhinaus kenne ich auch keine Interpretation von Gidon Kremer, die nicht "Hand und Fuß" hat !
    Allerdings bezieht sich meine Kenntnis auf die Kremer/Ozawa-Aufnahme mit dem Boston SO (DG 1994, DDD) und nicht die von Dir abgebildete Philips-Ausgabe.
    Ozawa begleitet den Solisten zeitgemäß und präzise ohne Fehl und Tadel, so wie seine ebenfalls fabelhafte DG-Aufnahme des Cellokonzertes Nr.2 mit Rostropowitsch.


    Meine DG-CD enthält zudem das Schumann: Violinkonzert a-moll, das Schostakowitsch nach Schumanns Cellokonzert a-moll arragiert hat - insofern eine interessante CD. Reinste Schumannliebhaber wollen diese Aufnahme lieber ungesehen- und gehört machen, da sie die Bearbeitung für unnötig halten.



    Eine Aufnahme des VC Nr.1 mit Gidon Kremer ist offenbar nicht vorhanden - welch ein Jammer, bei diesem großen Geiger.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Mich wundert, dass Sarah Chang



    hier noch nicht erwähnt wurde. Ich finde, sie bietet eine sehr reife Leistung. Ich mag die Aufnahme sehr (auch Prokofjew Nr. 1), insbesondere ihre Cadenza.


    Von Hilary Hahn kenne ich die oben genannte CD-Einspielung nicht. Ich habe sie aber mal bei youtube das 1. Violionkonzert von Sch. spielen sehen, ich fand es emotionslos. Vielleicht ist die CD besser.


    maticus

  • Zitat

    Original von teleton
    Die Interpretation hat nichts altbackenes und liefert Schostakowitsch frisch, angemessen, zeitgemäß aus dem Jahre 1967. Darüberhinaus kenne ich auch keine Interpretation von Gidon Kremer, die nicht "Hand und Fuß" hat !
    Allerdings bezieht sich meine Kenntnis auf die Kremer/Ozawa-Aufnahme mit dem Boston SO (DG 1994, DDD) und nicht die von Dir abgebildete Philips-Ausgabe.
    Ozawa begleitet den Solisten zeitgemäß und präzise ohne Fehl und Tadel, so wie seine ebenfalls fabelhafte DG-Aufnahme des Cellokonzertes Nr.2 mit Rostropowitsch.


    Hallo Wolfgang, hallo Jonathan,


    die Kremer/Ozawa-Aufnahme mit dem Boston SO (DG 1994, DDD) habe ich auch und zufällig gestern wieder gehört. Deiner, Wolfgang, Einschätzung kann ich nur zustimmen. Kremer spielt sehr analytisch durchdacht und klar, doch ebenso gefühlvoll. Ozawa läßt mit viel Schwung spielen und arbeitet Kontraste gut raus, ist dabei jedoch auch m.E. sehr präzise: Eine ganz ausgezeichnete Aufnahme!


    :hello: Matthias

  • Letztes Jahr um diese Jahreszeit für mich nach längerer Pause "wiederentdeckt", höre ich das 1. Violinkonzert auch jetzt wieder außerordentlich gerne. Scheint am Herbst zu liegen...


    Da die Aufnahme des 2. Konzerts mit Gidon Kremer (die auch schätze) erwähnt wurde: Gibt es eigentlich mit ihm eine Aufnahme des 1. Konzerts? Ich habe nie eine gesehen, was ich verwunderlich finde. Letztes Jahr gab es auf youtube ein Video des 4. Satzes, ein m. E. sehr mitreissenden Mitschnitt bei den BBC Proms. (Mit Mariss Jansons?) Der scheint nicht mehr da zu sein. Aber zeigt, dass Kremer das 1. Konzert prinzipiell auch spielt.


    Beim Stöbern bei youtube bin ich auf eine 3sat-Doku gestoßen über die Geigerin Lisa Batiashvili. Sie spielt u. a. das 1. Konzert mit dem BPO unter Vladimir Ashkenazy. Weiss jemand, ob man sich da auf eine neue Aufnahme freuen kann?


    Nebenbei: Was haltet ihr von der folgenden Rezension dieses Konzerts im Berliner Tagesspiegel?


    "http://www.tagesspiegel.de/kultur/;art772,2398782"


    Ich finde nicht, dass sich das sehr kompetent anhört. Schostakowitsch Konzert wird da als "ernste, sonderbare Musik" klassifiziert.


    maticus

  • David Oistrach ließ bei mir wie so oft die Spucke wegbleiben, als ich diese grandiosen Live-Einspielungen der beiden Schostakowitsch-Violinkonzerte erstmals hörte. Welch ein Ausnahmegeiger!!! Und wie schön, dass solche Mitschnitte aus der Versenkung auftauchen und vermarktet werden.


    Hallo Schostakowitsch-Freunde und lieber Swjatoslaw,


    ich hatte mich nach deiner begeisterten Äußerung im Bestkauf2010-Thread dieser Tage entschlossen die BBC_CD der LIVE-Aufnahmen von September 1962 (VC Nr.1) aus der Usher Hall-Edinburg und August 1968 (VC Nr.2) aus der Royal Albert Hall zu erwerben.
    Schon deshalb um auch das VC Nr.1 mit David Oistrach endlich in Stereo zu haben !



    BBC IMG, 1962/68, ADD


    David Oistrach ist für diese VC, die ihm gewidtmet sind immer erste Wahl, was den Violinpart anbetrifft. Leider muste ich feststellen, das die referenzwürdigen Eigenschaften, die diese beiden LIVE-Aufnahmen mit Roshdestwensky (VC1) und Swetlanow (VC2) auszeichnet, jedoch durch das schrechlich undisziplinierte und laute britische Publikum zu nichte gemacht werden.
    Ich habe nichts gegen Live-Aufnahmen und die damit verbundene Liveathmosphäre, aber sowas ätzendes habe ich in meiner gesamten CD-Sammlung nicht vorliegen. In den Pausen wird sich dann extra laut geräupert, sodass die Satzanfänge stimmungsmäßig "vergeigt" sind und soviel Husten innerhalb der Musik ist doch wirklich daneben :no: (ich schätze man kann auf der CD ca.200 Huster zählen). Ich dachte ja ndlich das VC Nr.1 mit Oistrach in stereo; aber die Aufnamequalität ist recht unausgewogen. das Orchester ist viel zu sehr im Hintergrund.
    Das fabelhate Wechselspiel zwischen Trommeln-Pauken-Solovioline im VC2-3.Satz ereicht aufnahmetechnisch viel zu lasch den Hörer, was gewiss nicht Swetlanow anzulasten ist.
    Ich finde das Oistrach selbst seine VC soweit gut bis perfekt spielt. Aber in seinen anderen Aufnahmen empfinde ich sein Timing doch noch geglückter.


    Violinkonzert Nr.1:
    Im Textheft steht: Urauführung durch Mrawinsky. Und während Roshdestwensky nicht ganz an die eigenartige Weise heranreicht, mit der Mrawinsky Oistrachs tiefgründigkeit in der Passacaglia aufnahm ( :!: stimmt genau), gewinnt er hingegen den Holzbläsern des Philharmonia Orchestras mehr stürmische erregung und russische Herbheit in den wilden Tänzen des Konzertes ab ( :!: empfinde ich gar nicht so).
    Roshdestwensky geht am Anfang der Passcaglia viel zu schnell über die Paukenstellen hinweg, sodass sich Oistrach auf ein ganz neues und unangemessenes Timing einstellen muss - Spannungsabbruch ist die Folge, bis Oistrach solistisch alles wieder glättet ! Die Passacaglia ist eines der großartigsten Sätze - für mich in der gesamten VC-Literatur.
    Ich finde Oistrachs Aufnahme mit Mrawinsky / Leningrader PH von 1956, die ein Jahr nach der russischen Urauführung 1955 in gleicher Zusammensetzung gemacht wurde, um Längen vorzuziehen ist (das MONO ist hier, angesichts der fantastischen Interpretation von Mrawinsky und Oistrach gemeinsam, noch brauchbar).
    Als Referenz bleibt hier für mich (um bei Oistrach zu bleiben) Igor Oistrach / Moskauer PH / Maxim Schostakowitsch (Melodiya/Eurodisc).


    Violinkonzert Nr.2:
    Orchestral ist die BBC-Stereo-Aufnahme viel zu sehr in den Hintergrund gedrängt - das klingt, als wenn das Orchester gar nicht groß beteiligt ist ! Am Schluss aplaudieren die englischen Proms-hörer direkt in den Schluss hinein, sodass die letzten drei Paukenschläge gar nicht mehr als solche hörbar sind. Eine Referenz sehe ich auch hier nicht, da Interpretation und Aufnahmequalität nicht zusammenkommen.
    1. Man höre gegen dieses ungehobelte Hustenkonzert die Live-Aufnahme zu Hause in Russland mit Roshdestwensky / Moskauer PH vom September 1968 (Melodiya/Brillant) an. Da sind die Hörer diszipliniert - wie packend wird dort insgesamt und fetzig auch orchestral der 3.Satz geboten.
    2. Noch packender und wirklich als Referenz zu bezeichnen, die Studioaufnahme mit Kondraschin / Moskauer PH von 1967 (Melodiya/LeChant du monde). Gut, da konnten die Ausführenden nachbessern und deshalb ist diese wirklich perfekt.
    Absolut perfektes Schlagwerk, gute räumliche Aufteilung der Gruppen, Trommeln räumlich von Pauken getrennt und dann der himmlische Oistrach davor - :angel: .


    Hier das Cover der wirklich lohnenden Oistrach-Aufnahmen:



    Mrawinsky (VC1), Kondraschin (VC2)
    Eurodisc/Melodiya, 1956, 1967, ADD


    Ich habe diese CD in der französischen Version von LeChant du monde/Melodiya.


    In der Brillant Konzerte-3CD-Box (Brillant) - keine Abb gefunden - sind die Aufnahmen des VC 1 mit Mrawinsky von 1956 (nochmal) und VC 2 mit Roshdestwensky von 1968 enthalten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nach dem CD-Kauf der BBC-CD im Vorbeitrag mit Oistrach bin ich ja ganz heiss auf weitere Hörvergleiche geworden.
    :jubel: Und da habe ich in meine 7Aufnahmen je VC reingehört.

    :!: Aus dieser Sicht des Vergleichs muss ich auch meine in Beitrag 11 gemachten Äußerungen zur Vengerov / Rostropowitsch - Aufnahme (ELATUS) von 1994 unbedingt revidieren !


    Der Schostakowitsch-Kenner Rostropowitsch und Freund des Komponisten war nämlich in der lage den Orchesterpart unheimlich ausdrucksstark und tief empfunden zu gestalten. Das (nur ein Kritiker aufweiter Flur !) dieser Aufnahme eine klebrige Orchesterbegleitung andichtete, liegt an der Aufnahmetechnik, die bei dichteren Orchhesterpassagen nicht alles so deutlich zeichnet, sodass dann der Gesamtklang des Orchesters dominiert.
    Was mich auch zunächst störte und in Beitrag 11 nur zu Aussage "VC 1= ganz OK bis TOP" verleitet, waren auch die etwas mulmigen und nicht so präsenten Pauken zu Beginn der Passacaglia.
    Ein Vorzeigeobjekt für Detailreichtum ist das VC 2 mit Kremer/Ozawa (DG), eine Spitzenaufnahme in jeder Hinsicht, die nur in Punkto Spannug doch noch hinter Elatus zurückbleibt.


    Rostropowitsch, dem die beiden Cellokonzerte gewidtmet sind, findet sich fantastisch und mit großem Verständnis in diese Orchesterpartituren ein. Er weis die hohen Emotionen, die in diesen Konzerten stecken ideal umzusetzen und hat mit Vengerov einen umwerfenden Partner gefunden, der zum Teil ein aberwitziges Tempo (bis kurz vor dem Verhaspeln) durchzieht.
    Nachdem Vergleich dieser Aufnahme mit Weiteren (auch mit den BBC-Live-Aufnahmen, die mir durch das laute, ungehobelte Publikum etwas madig gemacht wurde), muss ich feststellen, dass die BBC-Aufnahmen bei aller referenzwürdigen Qualitäten des Solisten Oistrach (bei den BBC-Live-Aufnahmen) dagegen wie ein laues Lüftchen wirken.
    Die Passagaclia im VC1 erfährt bei Vengerov/Rostropowitsch eine unglaublich angespannte Entwicklung, die sich im Verlauf bis zum Bersten steigert, bis dann attacca die Kadenz vor dem 4.Satz einsetzt. Auch die Kadenz wird im Hinblick auf den wilden 4.Satz Burleske entsprechend von Vengerov mit einer ungehörten Intensität und Spannung vorbereitet. :thumbsup: Die Aufnahme ist im Vergleich zu vielen Anderen der Wahnsinn !
    Ähnliche Spannungsbögen finden sich auch im VC 2, die im 3.(Mega-)Satz Allegro mündet, bei dem Trommeln (mit harten Klöppeln) und Pauken klar voneinander abgesetzt sind. Vengerov und Rostropowitsch in absoluter Hochform - Spannung bis zum Bersten - Wahnsinn !



    ...
    Erato, 1994, DDD ............................................ jetzt auch als APEX-CD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was alleine den Solopart des VC Nr.1 angeht, so kommt neben der Aufnahme mit Oistrach Sohn Igor/mit Maxim Schostkowitsch nur noch der Geiger Itzhak Perlman so nah an den autentischen Widmungsträger David Oistrach heran.
    Von dieser Oistrach Nähe sind die ansonsten guten bis sehr guten Aufnahmen mit Mordkowitsch, Spivakow, Mullova und auch Vengerov (der Spannenste) weit entfernt !



    Zubin Metha gestaltet das VC 1 mit großem Gespür für diese Werke. Der Orchesterpart erscheint nie langweilig oder zu sehr im Hintergrund und wirkt schlihtweg perfekt. Auch die Passacaglia wird wie bei Roshdestwensky fetzig eingeleitet. Ich schreibe fast ungerne, das Metha hier mit dem Israel PO arbeitet. Aber ich sage nur: Wenn man diesem Orchester einen guten Dirigenten voranstellt, dann kommen wahre Klangwunder zum Vorschein (mit Bernstein auch schon mehrfach auf CD erlebt).
    Der Klang zwischen Solovioline und Orchester ist präzise und sehr ausgewogen - Metha und Perlmann in Hochspannung.



    Die Klangqualität der EMI-Aufnahmen ist sehr gut und wirkt perfekt. ^^ Wenn das VC 1 zuende ist, dann hält man es nicht für möglich --- Klatschen und Riesenbeifall - es handelt sich um eine LIVE-Aufnahme. Davon ist im spannenden Verlauf des VC nichts zu hören. :thumbup: Das nenne ich vorbildliche Aufnahmequalität, bei dem Solist und Orchester präzise rüberkommen, das vorbildlich Publikum still bleibt ( :D und nicht beinahe besser aufgenommen wird als die Musiker in unserem aktuellen BBC-Beispiel).
    :angel: Hier gehen Interpretation und Aufnahmequalität perfekt zusammen.



    EMI, 1989, DDD


    *** Auf meiner EMI-CD-Ausgabe ist das Khatchaturian - VC enthalten, das als Aufnahme die gleichen hohen Qualitäten und ist kann ebenfalls gleich hinter der Oistrach/Khatchaturian-Aufnahme angesiedelt werden.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Erst einmal möchte ich mich bei Willi, Lutgra und Schneeewittchen (die auch die EMI-Einzel-CD informiert hatte) bedanken, die mich im Thread zu den VC des 20.-21.Jhd über die Existenz der Stereo-Aufnahme des VC Nr.1 mit David Oistrach / Philharmonia Orchestra / Maxim Schostakowitsch (EMI, 11/1972, ADD) informiert haben.
    :angel: Keine Frage für mich, dass ich diese EMI-CD umgehend bestellt habe, denn ich war bisher der Meinung das vom Widmungsträger David Oistrach als Stereoaufnahme nur die BBC-Live-Aufnahme von 09/1962 aus Edinburgh (Beitrag 27) vorliegt.


    David Oistrach und Maxim Schostakowitsch liefern, wie nicht anders zu erwarten war, eine angemessen grosse Interpretation. Dennoch blieb der letzte Funke der Begeisterung bei mir aus ! Warum ?
    Es fehlt der Hochdruck, die unsagbare Eindringlichkeit, die die Vorgängeraufnahmen (Mrawinsky - Melodiya, 1956 und Roshdestwensky - BBC, 09/62) so autentisch packend macht - und das sowohl beim Solisten wie auch bei orchestraler Betrachtung.
    Die stürmische Erregung und die russische Herbheit kommt bei Mrawinsky / Leningrader PH (Melodiya, 1956), das ist die Studio-Aufnahme die kurz nach der UA entstand, einfach besser zum tragen. :| Da nützt diesesmal aller Stereosound dieser späteren Aufnahmen nicht - :) verdammt !
    Klanglich wird bei der EMI-Aufnahme auch nicht ganz das geboten, was man aus dieser Zeit von EMI bereits erwarten konnte (von Decca und CBS ganz zu schweigen).


    CD-Edelsteine des Widmungsträgers David Oistrach bleiben es trotzdem allesamt:

    EMI, 11/1972, ADD



    BBC, 09/1962, ADD (VC1), 08/1968 (VC2), ADD


    Die Besten von David:
    oder gleiche Aufnahme bei Brillant gem Beitrag 12: das VC 2 dann unter Roshd.
    Melodiya/Eurodisc, 1956 (VC1), 1967 (VC2), ADD



    Natürlich weis ich, dass es noch eine weitere D.Oistrach-Aufnahme unter Mitropoulos' Leitung mit den New Yorker PH (amerikanische UA) gibt. Die ist aber in MONO und mir daher noch nicht bekannt. Dafür werde ich mich wohl auch noch intertessieren müssen ... ansonsten, wenn das VC 1 nicht unbedingt mit David Oistrach sein soll, dann möchte ich auf Beitrag 28 verweisen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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