Jean Baptiste LULLY: Pérsée

  • In Kürze erscheint eines der bedeutendsten Werke Lullys auf DVD:


    die Tragèdie "Pérsée" von 1682.



    Sie wurde zur Einweihung von Versailles geschrieben (außerdem war mal wieder ein militärischer Sieg zu feiern), denn 1682 fasste Louis XIV den Entschluss vortan in Versailles Hof zu halten, was bedeutete, das Versailles das Regierungszentrum werden sollte.




    Erzählt wird die Abenteuerlich Geschichte des Helden Perseus, der sich gegen Medusa behauptet, Andromeda aus den Klauen eines Monsters befreit und schließlich den Bösewicht Phineus mit seiner Armee in Stein verwandelt.


    Philippe Qunault schrieb (wie zu den meisten Opern Lullys) das Libretto.
    Durch die Einteilung der frz. Tragödie in 5 Akte und einen Prolog gab es reichlich Möglichkeiten für Lully seine Kunst zu zeigen.


    Die Oper wurde das ganze 18. Jahrhundert hindurch gespielt und sogar noch als Einweihungswerk für die Versailler Oper gewählt. Man feierte gerade die Hochzeit zwischen dem Herzog von Berry (der spätere Louis XVI) und Marie Antoinette.



    Lully war zu diesem Zeitpunkt im Zenit seines Schaffens, diese Oper gehört mit Sicherheit zu den spektakulärsten seiner Werke.


    Die Veröffentlichung ist zum 28. März geplant.
    Es spielen das Orchester Tafelmusik unter Hervé Niquet.
    Solisten: Cyril Auvity / Marie Lenormand / Stephanie Novacek u.a.


    Allerdings sieht es so aus als sei die Oper nicht vollständig aufgenommen worden - nur 2/3 sollen auf der DVD sein X(


    Als Alternative gibt es ja glücklicherweise die Gesamteinspielung der Talens Lyriques unter Christophe Rousset.


    Man wird sehen ob es was taugt...

  • Habe die Aufnahme unlängst gesehen.
    Schlecht ist sie nicht, stimmlich wie orchestral. Die Inszenierung versucht ein wenig die Entstehungsszeit-Aufführungspraxis zu imitieren, was phasenweise sehr nett herüberkommt, in Summe aber doch eher bieder und ein wenig langweilig wirkt. Jedenfalls kein Vergleich zu den ideensprühenden Aufnahmen aus Frankreich (Platee) oder England (Fairy Queen).


    Ach ja, gekürzt wurde auch; 1/3 müsste ziemlich passen.

  • Mit einiger Verspätung habe ich nun endlich auch die DVD.


    was Martello hier kritisiert kann ich teilweise bestätigen:


    Erstmal die Kürzungen waren mir bekannt - und sind wie erwartet (für mich unangenehm) der komplette Prolog wurde für die DVD gestrichen sowie diverse Rezitative der 5 Akte und die Schlußszene wurde ebenfalls um ein Ballett und die Reprise des Chors geprellt :motz:
    Aber man muß ja schon dankbar sein, dass man Lully überhaupt auf DVD haben darf.


    Wenigstens sind sämtliche Divertissements vorhanden.
    Die Inszenierung ist an den Aufführungen von Atys in den 80ern orientiert mit Anleihen an die Gegebenheiten der Aufführungen im 17. Jahrhundert.
    Ich empfinde das hingegen gar nicht bieder und auch nicht langweilig.
    Natürlich sollte man wohl die barocke Gestik und die Musik Lullys mögen.


    Die Kostüme sind teilweise nicht ganz so phantasievoll - besonders problematisch sind die Gestalten des Céphée und des Phinée - sie sehen fast zum verwechseln ähnlich aus.
    Die Damen tragen Hofrobe, die männlichen Sänger und Tänzer hingegen orientieren sich an den barocken "antiken" Kostümen.


    Bühnenbilder und die Monster, sowie die schwebenden Wolken sind wirklich sehr liebevoll gemacht.
    Das Ballett ist am Barocktanz orientiert, folgt aber oftmals den modernen Konventionen - warum fehlt der Mut ganz und gar auf die alten Choreographien zu setzen ?


    Niquet und das Tafelmusik Baroque Ensemble spielen recht phantasievoll - obwohl ich die Interpretation von Rousset hier doch den Vorzug geben würde.
    Niquets Interpretation klingt ab und zu recht archaisch - was nicht schlecht ist, aber so alt ist die Oper nun auch wieder nicht ;)



    Doch das sind nur Details, Lullys "Persée" gehört mithin zu seinen besten Opern und so ist es wunderbar sie auch endlich annähernd angemessen sehen zu können - auch wenn diese DVD durch die Kürzungen etwas verliert, so ist sie doch besonders für mich ein wirklich aufregendes Schauspiel, das ich von der ersten bis zu letzten Minute genossen habe.