Das Fagott - Stiefkind?

  • Salut,


    heute habe ich mir ein Instrument ausgesucht, welches eher selten als Soloinstrument in der Klassik vertreten ist: Das Fagott, ein zur Familie der Doppelrohrblattinstrumente gehörendes Holzblasinstrument (ital. fagotto, engl. bassoon, frz. basson, span. bajón). Das Fagott (früher der Fagott) wird oft als “Clown” des Orchesters bezeichnet – wegen des lagenabhängig nasalen und daher witzigen Klanges. In der mittleren Lage erzeugt es warme und weiche Töne, in der tiefen Lage düsteres Höllengemurmel.


    Ich mag dieses Instrument sehr – nicht nur solistisch betrachtet, sondern auch im Orchester verwendet, in (Sub-)Oktavierung der Violinstimme. Wer nach Fagottkonzerten sucht, wird fündig:


    Wolfgang Amadeus Mozart ist der wohl bekannteste Komponist, der das Fagott solistisch eingesetzt hat: Von ihm hat sich das Fagottkonzert B-Dur, KV 191 (186e) erhalten, welches er vermutlich für den Fagottdilettanten Freiherr Thaddaeus v. Dürnitz komponierte. Ebenfalls für diesen Auftraggeber, der sich öfters von berühmten Komponisten Konzerte oder Sonaten für Fagott komponieren ließ, hat Mozart die Sonate für Fagott und Violoncello KV 292 (196c) geschrieben. Einige erwähnte, aber als verloren oder unterschoben geltende Kompositionen lassen wir außer Acht.


    Johann Christian Bach (1735-1782) hat ebenfalls ein recht hübsches Fagottkonzert in Es-Dur hinterlassen. Leider ist mir darüber nichts weiter bekannt, außer dass es absolut hörenswert ist.


    Ein wahrer Meister des klassischen Fagotts war François Devienne (1759-1803). Devienne war in diversen Pariser Orchestern als Flötist und Fagottist tätig, ab 1791 als Solofagottist im Théâtre de Monseur. Er komponierte zahlreiche Flötenkonzerte – eines schöner als das andere – und (vermutlich mehr als) vier Fagottkonzerte. Neben den Quartetten für Fagott, Violine, Viola und Violoncello gibt es heute drei seiner Fagottkonzerte, die spielbar sind. Von seinem Konzert in F-Dur fehlt (nicht nur) der Solopart, so dass dies Werk leider uninteressant ist. Es gibt eine nennenswerte cpo-Produktion mit diesen Konzerten, - Eckart Hübner als Solist.


    Kaum zu glauben, wurde sogar das Kontrafagott bereits in der Klassik eingesetzt; Mozart: Maurerische Trauermusik (gran fagotto), Gran Partita (nicht eindeutig) – Joseph Haydn: Die Schöpfung, Sieben Worte – Ludwig van Beethoven: 5. und 9. Sinfonie.


    Für die Zeit nach 1791 bin ich hier nicht mehr zuständig… da sind andere Taminos gefragt.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli:
    Für die Zeit nach 1791 bin ich hier nicht mehr zuständig… da sind andere Taminos gefragt.


    Als da wäre zum Beispiel das Konzert für Fagott und Orchester in F-Dur, op. 75 von Carl Maria von Weber. 1811 geschrieben für Georg Friedrich Brand.
    Verwandt mit den beiden etwas bekannteren Klarinettenkonzerten f-Moll und Es-Dur (op. 73 und op. 74).


    Ein weiteres berühmtes Fagottkonzert stammt aus der Feder von Johann Nepomuk Hummel. Ebenfalls in F-Dur geschrieben. Da ist mir allerdings nur der Schlusssatz bekannt.


    Und viel mehr ist da schon gar nicht mehr...



    Gruß, Peter.

  • hab mal ein Studentenkonzert mit Fagottquartetten (meist Bearbeitungen) - tolles Erlebnis- da kommen die unterschiedlichen Farben des Instruments schön zur Geltung - ähnlich wie Männerchöre...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Ich finde das Fagott herrlich, bevorzugt in seiner barocken Fassung. Dessen Klang ist um vieles reicher, als das moderne Pendant. Auch hier, wie bei so vielen "Verbesserungen " von Instrumenten im Laufe der Zeit, wurde der Klang glattgebügelt und damit langweilig. Folgendes sind zwar keine Fagottkonzert, ab doch Stellen, an denen das Fagott sehr prominent vorkommt:


    Bach´s h-Moll Messe: die Bassarie Quoniam tu solus sanctus aus dem Gloria, begleitet von Horn, gleich 2 Fagotten und Continuo. Eine tolle Mischung, wenn von barocken Instrumenten gespielt.


    Das schon erwähnte Kontrafagott in Haydn´s Schöpfung. Ein Lautmalerei bei der Textstelle "...den Boden drückt der Tiere Last..." Da darf das Kontrafagott zweimal seinen tiefen Rülpser ablassen.


    In der französischen Barockmusik sind die Fagotte sehr verbreitet, nicht nur als Farbklecks im Continuo, auch immer wieder hervortretend. Sehr häufig findet man in der Besetzungsliste der Opern mehrere Fagotte.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Das Wort ZIPPELFAGOTTIST vermisse ich hier noch.


    Bekanntlich hatte J.S.Bach mit diesem Rätselhaften Wort ja mal einen Fagottisten beleidigt. Daraufhin wurde Bach von ihm aufgelauert und die beiden duellierten sich fast bis aufs Blut. Kein Witz!

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  • und dann war da noch:


    DIE ZAUBERZITHER oder KASPAR, DER FAGOTTIST


    Singspiel in drei Aufzügen von Wenzel Müller
    Libretto Joachim Perinet


    Weiß jemand, ob es davon eine Einspielung gibt?


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Morgen,


    Vivaldi, etwa drei Dutzende Fagottkonzerte. Alle müssen nicht sein, aber wohl die CD von Centaur, mit Michael McCraw, Fagott, dem Ensemble Seattle Baroque. Ein im Ton so genannt schwarzes Fagott, selten zu hören. Auf der CD u.a. Fagottkonzerte RV 481, 489, 498, Konzert für Oboe, Fagott, Streicher RV 545.


    MfG
    Albus


    NS: Schwarzes Fagott, in Analogie gebildet zu dem Klangfarbenausdruck 'schwarzer Bass'. Bei Sängern: Ghiaurov (Schreibweise?).- Schwärze meint eine Klangfarbe von höchstem Intensitätsgrad (darin sind drei Dimensionen wesentlich: 1. Spektrale Energie, deren Verteilung im Hinblick auf abnehmenden Anteil hoher Frequenzen, 2. Synchronizität, Gleichzeigigkeit, in den Attacken der tieferen Harmonischen, 3. vorlaufende Unharmonische geringer Amplitude in der Attack-Phase).
    A.

  • Zitat

    schwarzes Fagott


    Salut Albus,


    die Wortschöpfung "schwarzes Fagott" ist mir neu. Ist das Instrument aus Ebenholz? Kannst Du darüber etwas berichten?


    bien cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Das Heckel-System ist heute auf fast allen modernen Fagotten zu finden und wird auch von anderen Firmen wie Fox, Moosmann, Püchner, Schreiber oder Yamaha, verwendet. Nur in Frankreich findet man noch in manchen Orchestern das Buffet-System (basson), das dem klassischen Instrument ähnlicher ist und etwas nasaler klingt.
    (Wikipedia)



    Ich habe eben etwas recherchiert und das einzig brauchbare, was ich gefunden habe, ist dies.
    Leider ist es auf einer reinen Vermutung aufgebaut, dass "schwarzes Fagott" vielleicht eben nach dem Buffet-System aufgebaut ist...
    .
    .
    .
    Aber wirklich nur ne Vermutung.


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Auf dieser CD:


    gibt es ein herrliches Konzert für 2 Fagotte in F-Dur, komponiert von Hinrich Philip Johnson (ca 1717 - 1779) und dazu noch den ersten Satz eines Fagottkonzertes von Ferdinand Zellbell (1719 - 1780).


    Das Konzert für 2 Fagotte ist einfach großartig. Da fragt man sich, weshalb es nicht mehr davon gibt. Der Klang von Fagott im Doppelpack als Soloinstrumente ist berauschend schön, noch dazu wenn es Barockfagotte sind. Ein dreifaches :jubel: :jubel: :jubel: auf diese CD!



    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Salut,


    Danke für den Supertip! Dazu noch Musicae Sveciae...


    :jubel:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Das Fagott ist ein Lieblingsintrumente (neben ganz vielen anderen) von uns.


    Wir möchten auf die beiden Komponisten Sofia Gubaidulina und Kalevi Aho eingehen. Beide haben Werke für Fagott komponiert und kennen sich gegenseitig.


    Kalevi Aho hat in seinen Analyseseminaren immer wieder das Werk „Offertorium“ von Gubaidulina besprochen.
    1984 wurde an der Helsinki-Festwochen mit der Beratung Ahors auch Gubaidulina eingeladen mit dem Stück „Offertorium“ aufgeführt von Oleg Kagan. Aho traf vorab Gubaidulina 1984 in Moskau.


    Sofia Gubaidulina ( 1931 - )
    Fagottkonzert für Fagott und tiefe Streicher ( 1975 ) gewidmet Waleri Popow.



    Wie so oft in ihren Werken werden hier kleine Stoffzellen – von sich aus schlicht und in diesem Fall eine Reihe anschliessend aphorischer Phrasen, die ganz am Anfang vom Fagott zu hören sind – zu einer mosaikartigen Beziehungsstruktur aufgebaut, ohne den Intonationscharakter ihrer Bestandteile zu verlieren. Diese Eröffnungsphase enthält bereits alle kontrastrierenden und dramatischen Elemente, die dann die fünf Sätze durchdringen.
    Ungeachtet ihrer eigentlichen sehr düsteren Palette gelingt Gubaidulina eine bemerkenswerte Farb- und Ausdrucksvielfalt. Zum formalen Aufbau des Werkes bemerkt Gubaidulina : „Der erste, dritte und fünfte Satz stellen Abschnitte der Sonatenform, der zweite und vierte Satz sind Intermezzi. Dabei sind die Sätze verkettet.“ Neben dem rein formalen Aspekt ist in diesem Werk auch Gubaidulinas Idee der Personifizierung von Klangfarben, der dramaturgischen Funktionalisierung von Fagott und Instrumentalensemble von wesentlicher Bedeutung.


    Kalevi Aho ( 1949 - )
    Quintett für Fagott und Streichquartett (1977), Quintett für Altsaxophon, Fagott, Viola, Violoncello und Kontrabaß (1994)



    Das Saxophonquintett von 1977 beginnt wie ein torkelnder Cancan, bricht alsbald aus in den Gestus neckischer Spielmusik – und macht sich wenige Takte später daran, die eigene Idylle zu strangulieren. Und so halten es alle sechs Sätze. Mit garstiger Unausweichlichkeit geht es der Unbeschwertheit an den Kragen. Und doch klingt diese Musik nicht zynisch. Sie stellt nicht bloß. Sie nimmt hin, was nicht zu ändern ist. Daß beispielsweise die Klavierbegleitung von Schuberts Ave Maria 1977 zu nichts mehr taugt als zu ihrer Auflösung. Weder die eigene Schönheit, noch die der neu erfundenen Melodie kann das ändern. Was bei Gounod/Bach schon sehr zweifelhafte Erfolge zeitigte, gibt Aho/Schubert noch während der Ausführung wieder dran – ohne den Humor zu verlieren. So ist das Ende, wenn das gut 37minütige Quintett sich buchstäblich in Nichts aufgelöst hat, eher augenzwinkernd. Wunderbare Musik, wunderbar gespielt. Das Quintett von 1994 ist verbindlicher, glatter, farblich ausbalancierter, kurzum: reifer. So originell wie das frühere Werk ist es nicht. Dennoch: Eleganz und Witz eines Françaix mit finnischer Unverbrauchtheit und abgetönten Klangfarben.


    Diese beiden Aufnahmen hören wir uns regelmässig mit grossem Genuss an.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo,


    auch ich liebe den Klang des Fagottes sehr. Leider gibt es nicht allzuviele Stücke, die das Fagott von seiner besten Seite zeigen.


    Das Fagott wurde in Vergangenheit wegen der besonderen Stakkatowirkung leider hauptsächlich für besondere Effekte oder für "lustige" bzw. alberne Passagen verwendet. Dabei klingt es so wunderbar, wenn es in der Mittellage (aber auch oben und unten) lyrisch weich gespielt wird.


    In Verbindung mit gleichmäßig-obertonreichen Instrumenten kann es sehr anmutig wirken, z.B. der Anfang von Tschaikowskis "Romeo und Julia" mit zwei Klarinetten und zwei Fagotten (das habe ich zumindest so im Ohr). Auch schön klingt es gemeinsam mit Horn, wie ich finde. In der Elektra kann man ja alle möglichen Kombinationen finden.


    Dass so wenig Schönes für Fagott komponiert wurde, sieht man daran, dass immer und immer Stravinskys Sacre zitiert wird (ist natürlich auch toll).


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Liebe Taminos und Paminas,


    zwei schöne Einspielungen von Fagottkonzerten sind bei NAXOS erschienen:



    und



    Kennt jemand die Fagottkonzerte von Rosetti?


    Mit freundlichen Grüßen, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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  • Zitat

    Original von Andrew


    Kennt jemand die Fagottkonzerte von Rosetti?


    Ja, derer gibt es mindestens vier Stück [3 x B, 1 x F] bei cpo wie NAXOS. Ich hatte mich damals für NAXOS entschieden:



    Albrecht Holder, Fagott
    New Brandenburg Philharmonic Orchestra
    Nicolás Pasquet


    Die sind wirklich ganz wunderbar und gar nicht mit Dévienne zu vergleichen, der etwas leer erscheint.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Francis Poulenc hatte zwei Kammermusikwerke für Fagott geschrieben, dies sind das Trio für Piano, Oboe und Fagott von 1926 und das Sextett für Klavier, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn von 1932.



    In dem Dutzend Kammermusikwerken Poulencs ist werder die Gattung des Streichquartetts noch etwa das Klaviertrio vertreten, und die klassische Kombination Soloinstrument mit Klavier begegnet erst relativ spät ( je eine Klavier und Violine, Violoncello, Flöte, Klarinette und Oboe, 1942-1962, sowie die „Elégie „ für Horn und Klavier). Am Anfang stehen reine Bläserstücke: drei Sonaten, die allein in ihrer Kürze schon etwas leicht Parodistisches haben, jedenfalls die Tradition der grossen klassisch-romantischen Sonate negieren. Die Vorliebe für Bläser, insbesondere die Holzbläser, ist ein spezieller Zug der französischen Musik, der bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. „Ich habe immer die Blasinstrumente bewundert, die ich den Streichern vorziehe“, sagte Poulenc selbst, „und das natürlich unabhängig von der Mode der Zeit“, und sein Sextett verstand er geradezu als „Hommage an die Bläser, die ich liebte, seit ich zu komponieren begann“. Im Trio wie im Sextett ( 1932, überarbeitet 1939 ) zeigen sich deutlich Züge einer Neoklassik, wie sie besonders in der französischen Musik der zwanziger Jahre – nach dem Vorbild von Strawinskys Ballett „Pulcinella“ ( 1919/20 ) – eine herrschende Stilrichtung war: modellhaft aufgegriffene Elemente älterer Musik werden durch Kunstgriffe der Harmonik (etwa Hinzufügung von Dissonanzen, Überlagerungen von Tonalitätsebenen), der Rhythmik und Metrik (unerwartete Störungen des regelmässigen Ablaufs) verfremdet; das heisst, hörbar gemacht wird zugleich der Rückbezug auf schon Gehörtes und die Veränderung dieses Bekannten durch Stilelemente der Gegenwart.
    Beim Presto-Hauptteil im ersten Satz des Trios mag man an die Allegros des frühen Haydn, vielleicht auch an Rossini als Bezugsmodell denken: Anklänge an Musik des späten 18. Jahrhunderts begegnen auch im zweiten und im dritten Satz des Trios. Das Einleitungsthema steht in Themen-Abhängigkeit zum Einleitungsthema des Concert Champêtre ( 1929 ). Mit Spielfiguren klassischer Musik arbeitet der Kopfsatz des Sextetts. Wie Poulencs eigene Kommentare zeigen, vermischen sich mitunter die historischen Stilebenen: beim Rondo-Finale des Trios habe er sich das Allegro scherzando von Saint-Saëns’ Zweitem Klavierkonzert zum Vorbild genommen, beim Kopfsatz des Sextetts den zweiten Satz (Scherzo) von Prokofiews Zweitem Klavierkonzert –„diesen Rhythmus trug ich geradezu in mir; unbewusst gab ich ihm ein Echo à la francaise“.
    Poulenc zeigt keine Neigung zum Sonatensatz in der herkömmlichen klassisch-romantischen Form, die auf Kontrastierung zweier unterschiedlicher Themen, ihrer Verarbeitung und schliesslichen Wiederkehr beruht. So baut er auch die Kopfsätze (die traditionellerweise in dieser Sonatensatzform stehen müssten) nach dem Muster einer schlichten dreiteiligen Form – in der Mitte steht ein konstrastierender Abschnitt, der im Gegensatz zum neoklassischen Habitus der Hauptteile, mehr von gefühlvoller Expressivität gekennzeichnet ist, meist auch deutlich im Zeitmass zurückgenommen. Der Mittelteil im ersten Satz des Sextetts scheut nicht einmal Anklänge an Rachmaninow. Er verfolgte, so Poulenc, keine bestimmten ästhetischen Grundsätze: Er mochte Anton Webern und Giacomo Puccini gleichermassen.


    Eine schöne Aufnahme hatte 1989 die DG mit dem Ensemble Wien-Berlin und James Levine herausgebracht.



    Herzliche Grüsse


    romeo&julia


  • Die Kalliwoda und "Consorten" habe ich auch (schon Jahre; wieder ausgebracht??).
    Aber bei dieser Danzi-CD war ich erstaunt. Schau mal bei der Katalogzahl:

    Danzi%20-%20Fagotconcerten.jpg


    Dazu habe ich noch eine andere Fagott-CD:


    Fagott%202.jpg

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Auch Charles Koechlin ( 1867 – 1950 ) hatte für das selten zu hörende Fagott vereinzelt Kammermusikwerke geschrieben, sogar ein Werk für Fagott und Orchester.


    Die „Silhouettes de comédie“ für Fagott und Orchester op. 193 führen in die Welt des Theaters und der Literatur. In den zwölf kurzen, je ein- bis fünfminütigen Sätzen erscheinen Figuren aus verschiedenen Stücken von Molière, aus der Commedia dell’arte und aus volkstümlichen Schauspielen. Am wichtigsten ist aber der Bezug zu Théophile Gautiers 1863 veröffentlichtem Roman „Le Capitaine Fracasse“, in dem ein verarmter junger Baron sein heruntergekommenes Schloss in der Gascogne verlässt, um sich einer wandernden Schauspielertruppe anzuschliessen und mit ihr nach Paris zu ziehen, um dort sein Glück zu versuchen. Eine Aufführung hat zu Lebzeiten Koechlins nicht stattgefunden. Die differenzierte Behandlung des Riesenorchesters, in dem so seltenen Instrumente wie die Kontrabassklarinette und die Oboe d’amore vorkommen ist bewundernswürdig: Jeder Satz ist unterschiedlich gesetzt, dass der Solist sein Können ungehindert entfalten kann. Dies Künste erinnern daran, dass Koechlin mit seinem „Traite de l’orchestration“ das wohl umfassendste Lehrbuch zu diesem Thema verfasst hat, und dass so bekannte Zeitgenossen wie Fauré, Debussy und Cole Porter ihre Werke von ihm instrumentieren liessen. Die Uraufführung der „Silhouettes de comédie“ fand erst 1993 in Bern unter der Leitung von Peter Gülke mit dem bekannten Solisten Klaus Thunemann statt.
    Sonaten für Fagott und Klavier sind dünn gesät; schon aus diesem Grund verdient Koechlins Sonate op. 71, die erst seit 1990 im Druck vorliegt, Beachtung. Der Komponist verfasste zwischen 1911 und 1925 neun Sonaten (so auch für Fagott), die heute zu seinen meistaufgeführten und relativ bekanntesten Werken zählen. In diesen Werken versuchte Koechlin, die traditionelle Sonatenform, die ihn bis dahin nicht besonders interessiert hatte, mit zeitgenössischen Inhalten zu füllen und eine persönliche Sprache zu finden.
    Die „Trois pièces“ op. 34 für Fagott und Klavier, komponiert zwischen 1898 und 1907, stehen am Anfang von Koechlins Beschäftigung mit Kammermusik. Nachdem sich der Komponist zuvor in seinen zahlreichen Liedern als subtiler Textausdeuter erwiesen hatte, war es für ihn nun eine recht schwierige Aufgabe, ohne literarische Vorlage zu komponieren. Obwohl er selbst seinen ersten Versuchen, so auch dem op. 34, keine besondere Wichtigkeit beimass, hat man heute eher den Eindruck, dass er mit wenig äusseren kompositorischem Aufwand ausserordentlich stimmungsvolle und durchsichtige Werke in der Tradition seiner Lehrer Massenet und Fauré geschaffen hat.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Auch Hungaroton hat Fagott-Musik ausgebracht. Ich habe einige LPs mit Fagottkonzerte von Vivaldi.
    Diese CD war vorher als LP ausgebracht.



    LG, Paul

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  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Gerhard Stäbler hat diverse Kammermusikstücke für Fagott geschrieben die auf folgender Platte enthalten sind;



    erschienen bei Edition Zeitklang


    unter anderem Radierung für Oboe;Estratto für Fagott;Seven / Three für Oboe,Klarinette & Fagott
    Ifrim, W. Güttler, Rüdiger, Hommel, Ensemble Aventure


    Die Melodiegesten der Werke kreisen in sich und brechen plötzlich aus um sich danach wieder zu verdichten.


    Stäbler geboren 1949, studierte Komposition (bei Nicolaus A. Huber) und Orgel (bei Gerd Zacher). Der Cornelius Cardew Memorial Prize (1982) war die erste Auszeichnung, die Gerhard Stäbler bislang erhielt, in einer langen Reihe von Preisen, Kompositionsaufträgen und Stipendien, u. a. als Gastkünstler des ZKM-Instituts für Musik und Akustik. Von Anfang an war er nicht nur als Komponist tätig, sondern engagierte sich auch politisch und auf organisatorischem Gebiet, z. B. in der Veranstaltung von Festivals mit Neuer Musik, vor allem im Ruhrgebiet, aber auch in New York (1989) und in Portugal (1993) sowie als künstlerischer Leiter der Weltmusiktage der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (1995). Eine dritte wichtige Tätigkeit liegt im pädagogischen Bereich: In internationalen Workshops und Seminaren für Komposition und Improvisation arbeitet er regelmäßig mit jungen Musikern. Als Composer-in-residence und als Gastprofessor wirkte er zeitweise in verschiedenen Ländern Europas, in Nord- und Südamerika (v. a. in den USA und in Kanada) und im Nahen und Fernen Osten.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Da vergaß ich ja, daß Hungaroton je auf LP einen Konzert für zwei Fagotte + Orchester von Vanhal brachte. Und weiter stand da noch ein Cellokonzert von ihm.


    Ich habe diese beide Konzerte vor einige Jahre auf CD übertragen.


    LG, Paul

  • Salut,


    im 18. Jahrhundert wurden viele Fagottkonzerte auch auf dem Violoncello gespielt bzw. umgekehrt. Ebenso ist es möglich, dass das Konzert für zwei Fagotte ursprünglich für Fagott und Cello gedacht war.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Eines unserer liebsten Werke der Kammermusik stammt von Leos Janacek und enthält ebenfalls ein Fagott.
    „Mladi“ (Die Jugend) von 1924 für Bläsersextett.
    „Ich habe hier so eine Art Jugenderinnerung komponiert“, berichtete der am 3. Juli 1924 siebzig Jahre alt gewordene Janacek im Juli 1924 aus seinem Geburtsort Hukvaldy der vertrauten Freundin Stösslova. Durch Max Brod, der für eine geplante Janacek-Biografie um Informationen gebeten hatte, war Janacek die eigene Jugendzeit wieder sehr nahe gerückt. Anlass genug, sie nun auch künstlerisch zu verarbeiten. Die Besetzung für das neue Werk stand sofort fest: 1293 war Janacek auf dem IGNM-Fest in Salzburg erstmals mit der internationalen zeitgenössischen Bläserkammermusik, unter anderem mit Albert Roussels Divertimento für Bläserquintett und Klarinette, in Berührung gekommen. Seither setzte er sich mit diesem Genre auseinander.
    In der Form griff Janacek auf das bewährte Modell der Suite zurück: Zwei schnelle Rondo-Ecksätze umrahmen ein Andante, in welchem Rondo- und Variationsform miteinander verknüpft sind, und ein Scherzo, den 3. Satz. Für diesen hatte Janacek den „Pochod Modracku“ verarbeitet, den ebenfalls 1924 komponierten „Marsch der Blaukehlchen“ für Pikk., Schellen und Tamburin oder Klavier. Der Satz ist zugleich eine Reminiszenz an die preussische Militärmusik. Sie hatte Janacek im März 1924 in Berlin während der Einstudierung der „Jebufa“ an der Staatsoper unter Erich Kleiber gehört und wurde sogleich an ein Ereignis aus dem Jahre 1866 (im Streit um die Verwaltung Schleswig-Holsteins unterlagen die Österreicher in einem kurzen Krieg den Preussen) erinnert, das Janacek in einem Feuilleton vom 15. 5. 1924 mit dem Titel „Berlin“ schildert.
    Den inneren Zusammenhang zwischen den vier Sätzen stiftet das von der Sprachmelodie der tschechischen Worte „Mladi, zlaté mladi“ – (Jugend, gold’ne Jugend) abgeleitete Motiv, mit dem die Oboe devisenartig das Bläsersextett eröffnet; melodische Keimzelle auch für den 2. und 4. Satz.
    Im Rahmen der Feierlichkeiten zu Janaceks 70. Geburtstages erklang das Bläsersextett „Mladi“ am 21.10.1924 zum ersten Mal im Brünner Konservatorium – wegen eines technischen Missgeschicks (die Klarinette hatte einen irreparablen Defekt) ohne sonderlichen Erfolg. Danach revidierte Janacek sein Werk, das – nunmehr erfolgreich – durch das Kammerensemble der Tschechischen Philharmonie am 28.11.1924 im Saal des Prager Mozarteums erneut uraufgeführt wurde.


    Eine schöne Aufnahme mit Kammermusik Janaceks



    vom deutschen Ensemble Villa Musica


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Liebe Taminos und Paminas,


    1947 komponierte Richard Strauss sein Duett-Concertino in F-Dur für Klarinette und Fagott mit Streichorchester und Harfe. Gewidmet hat er dieses Alterswerk dem Fagottisten der Wiener Phil-harmoniker mit den Worten „Hugo Burghauser, dem Getreuen“.



    Im Hintergrund der Musik steht ein Märchen Hans Christian Andersens. Eine Prinzessin wird von einem Bären umworben. Schließlich tanzt sie mit ihm, und am Ende wird der Bär in einen Frosch …, nein: in einen Prinzen verwandelt. Die Klarinette stellt in diesem Concertino die Prin-zessin und das Fagott den Bären da.


    Ich habe bei AMAZON einige Angebote von CDs mit dem Duett-Concertino gefunden. Ich höre die Aufnahme aus Brilliant-Classics Strauss-Kempe-Box mit Manfred Weise (Klarinette) und Wolfgang Liebscher (Fagott).


    Mit freundlichen Grüßen von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Der Franzose Jean Françaix hat sich dem Fagott mehrmals angenommen.


    So hatte er 1972 ein Oktett für Klarinette, Horn, Fagott, 2 Violinen, Viola, Cello und Kontrabass und 1968 ein Divertissement für Fagott und Streichquintett geschrieben.


    Das dem englischen Fagottisten William Waterhouse gewidmete Divertissement, dessen vier Sätze die Tonarten – F-Dur, A-Dur, h-moll und C-Dur durchlaufen, spielt auf geistreiche Weise mit dem Effekt der Verfremdung traditioneller Spielfiguren der virtuosen Bläserkonzert-Literatur des 19. Jahrhunderts.


    Bei dem Oktett hat Françaix die Besetzung dem Oktett D. 803 von Schubert übernommen. Der erste Satz beginnt mit einer langsamen Einleitung (Moderato), in der die Klang- und Gefühlswelt der deutschen Romantik beschworen wird. Eine in ihrer Simplizität idyllisch wirkende kurze Melodie wird in einem Duett zwischen Klarinette und Fagott im imitierenden Kontrapunkt entwickelt. Gerade im richtigen Augenblick. Als dieses Spiel beginnt langweilig zu werden, belebt sich der Satz und gewinnt in wenigen Takten einen hochdramatisch inszenierten Höhepunkt, dessen Spannung eine Generalpause noch steigert. Ihr folgt der schnelle Hauptteil des Satzes, der die Erwartungen des Hörers gleichsam mit einem Augenzwinkern ignoriert. Ein höchst fröhliches Spiel hebt an, das vor Übermut und guter Laune übersprudelt. Gegen Ende des Satzes beruhigt sich die Bewegung ein wenig; ein offener, ruhig und leise verklingender Schluss leitet zum sogleich anschliessenden Scherzo über. Hier wird eine durchgehende Dreiachtelbewegung durch Synkopen und Hemiolen kompliziert; im Trio bleiben in den Bläserstimmen viele der Scherzo-Motive rhytmisch präsent, durch die ruhigere Bewegung in den Streicherstimmen und den harmonischen Gegensatz bildet das verhältnismässig kurze Trio gleichwohl einen Kontrast zum Scherzohauptsatz, der nach dem Trio verkürzt wiederholt wird. Françaix verknüpft in diesem Satz ein elegant formuliertes Scherzo mit ironischen Anspielungen auf die Unterhaltungsmusik der dreissiger Jahre. Der nächste Satz greift auf die Stimmung des Anfangs zurück: es ist ein romantisches Intermezzo, in dem nach wenigen einleitenden Takten zunächst Streichquintett und Bläsertrio getrennt auftreten. Das Adagiothema wird dann von den Streichern wieder aufgegriffen und mit Bläserskalen delikat garniert. Eine kurze Coda lässt den Satz ruhig ausklingen. Das Finale besteht aus einer kurzen Introduktion und einer Folge von drei Walzern mit anschliessender Coda, in der diese kurz zitiert werden und die mit dem Motiv der Einleitung schiesst.


    Jean Françaix ( 1912 – 1997 ) ist der Sohn des Konservatoriums-Direktors von Le Mans; seine Mutter war dort Gesangslehrerin und Gründerin eines renommierten Chores. Jean Françaix erhielt seine erste Ausbildung im Elternhaus, bevor er seine Studien am Pariser Conservatoire fortsetzte. Schon bald ausgezeichneter Pianist, wurde ihm 1930 ein erster Preis in der Klavierklasse von Isidore Philipp verliehen. Nach Kompositionsstudien bei Nadia Boulanger veröffentlichte er mit 21 Jahren das "Concertino für Klavier und Orchester", mit dem er 1936 beim Kammermusikfest in Baden-Baden erste internationale Anerkennung erlangte. Seitdem erweiterte er sein Werk stetig: es entstanden Opern, Ballette, Orchesterwerke sowie Solokonzerte, Filmmusik und Vokalwerke. Besonders intensiv wandte er sich dem Bereich der Kammermusik zu. Bis kurz vor seinem Tod 1997 in Paris nahm Jean Françaix aktiv am Musikleben teil - oft mit seiner Tochter Claude als Partnerin am Klavier. Unter den zahlreichen Ehrungen seien die jüngsten stellvertretend genannt: Verleihung des Titels "Officier de la Légion d’Honneur"(1991), Ernennung zum "Commandeur de l’Ordre du mérite culturel" des Fürstenhauses Monaco (1993) und zum "Commandeur dans l’Ordre des Arts et des Lettres" (1994) sowie der "Prix Arthur Honegger", mit dem Jean Françaix mehrfach ausgezeichnet wurde.



    Eine Aufnahme mit Kammermusik hat das Charis-Ensemble aufgenommen.



    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hier ein Fall, in dem das Cello durch ein Fagott ersetzt ist:



    Hab's noch nicht gehört, bin aber ziemlich gespannt

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Zitat

    Original von salisburgensisDas schon erwähnte Kontrafagott in Haydn´s Schöpfung. Ein Lautmalerei bei der Textstelle "...den Boden drückt der Tiere Last..." Da darf das Kontrafagott zweimal seinen tiefen Rülpser ablassen.


    Das ist kein Rülpser, sondern der Furz eines Elefanten. Der Elefant konnte von Gottfried van Swieten leider nicht mehr textlich in Raphaels Säugetier-Accompagnato untergebracht werden und musste daher von Papa Haydn rein musikalisch berücksichtigt werden.


    Swietens Textvorschlag:
    "Den Rüssel reckt zum Schöpfer stolz
    der schwere Elefant empor"


    weigerte sich Haydn zu vertonen.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    NS: Schwarzes Fagott, in Analogie gebildet zu dem Klangfarbenausdruck 'schwarzer Bass'. Bei Sängern: Ghiaurov (Schreibweise?).- Schwärze meint eine Klangfarbe von höchstem Intensitätsgrad (darin sind drei Dimensionen wesentlich: 1. Spektrale Energie, deren Verteilung im Hinblick auf abnehmenden Anteil hoher Frequenzen, 2. Synchronizität, Gleichzeigigkeit, in den Attacken der tieferen Harmonischen, 3. vorlaufende Unharmonische geringer Amplitude in der Attack-Phase).


    Ich habe schon viel mit Fagottisten und auch mit Instrumentenbauern zu tun gehabt (eine Zeitlang habe ich mal "nebenberuflich" Fagotte der Firmen Adler und Mönnig verkauft), aber von einem "schwarzen Fagott" habe ich bis zum heutigen Tag noch nie etwas gehört. Ich kann mir- im Gegsatz zum "schwarzen Bass" auch nicht recht vorstellen, wie das eigentlich klingen soll...
    Zum Buffet-Basson (welches heller, nasaler und quäkiger klingt als das deutsche Fagott) hat das Attribut "schwarz" mit absoluter Sicherheit nichts zu tun. -


    Ein besonderer Leckerbissen für Fagottfreunde ist die 5. Triosonate von Zelenka mit ihrer sehr virtuosen obligaten Fagottstimme. Ein wirklich geniales, auch kontrapunktisch hochspannendes Stück, von dem inzwischen ganz gute Aufnahmen mit historischen Instrumenten auf dem Markt sind. Am besten gefällt mir aber immer noch die alte DG-Produktion mit Heinz Holliger, Maurice Bourgue und dem phantastsichen Fagottisten Klaus Thunemann.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Ein schönes Fagottkonzert stammt vom schwedischen Komponisten Franz Berwald



    Bereits mit 16 Jahren gehörte er der Königlichen Hofkapelle an; als Mitglied der Königlichen Musikakademie und Kompositionslehrer am Stockholmer Konservatorium starb er 1868. So geradlinig und solid, wie diese Eckdaten vermuten lassen, verlief die Karriere des 1796 in eine schwedische Musikerfamilie deutscher Herkunft geborenen Franz Berwald nicht. Mangels Anerkennung suchte er zeitweise sein Glück in musikfernen Branchen wie der Orthopädie, dem Glas- und Ziegeleigewerbe. In den kompositorisch produktiven Phasen zeigt er sich jedoch als durchaus originelle Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts, die in programmatischen Kompositionen sowohl nordische Landschaften stimmig zu malen wie auch effektvolle Schaustücke oder eine erregende Bewegungsstudie zu schreiben weiss. So zum Beispiel das 1827 komponierte Konzert für Fagott in F-Dur. In der erwähnten Aufnahme spielt der souveränen Solisten Patrik Hakansson, mit dem Sinfonieorchester Gävle unter der Leitung von Petri Sakari. Leider klingt diese Aufnahme etwas dumpf.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

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